Autor Thema: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus  (Gelesen 24746 mal)

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Offline Fredi der Elch

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Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« am: 28.06.2006 | 16:38 »
Wird ja viel über Wushu geredet in letzter Zeit. Und da wollte ich mal meine Analyse von zwei Eigenschaften von Wushu präsentieren.

Herausforderungen und Handlungsstruktur
Wushu stellt eigentlich nur eins bereit: Regeln für Herausforderungen. Es geht ausschließlich darum, ob der Charakter etwas schafft oder nicht. Für das wie, warum, was, was dann usw. werden keine Regeln bereitgestellt, man muss hier also Freeformen.

Wie fast immer, wenn ein Spiel Regeln zur Verfügung stellt, werden sie im Spiel verwendet. Und so (und ich denke, dass das jeder Wushu-Spieler bestätigen kann), verbringt man beim Wushu-Spielen ein großen Teil der Zeit damit, diese Herausforderungen zu beschreiben. Klassischerweise finden ein paar Kämpfe in verschiedenen Set-Pieces statt, die Zeit dazwischen wird in bester Feng-Shui-Manier kurz gehalten. Die Herausforderungen müssen natürlich keine Kämpfe sein, andere Dinge gehen auch gut. Aber im Kern laufen die Herausforderungen natürlich darauf hinaus, dass der Charakter etwas erreichen will und man sich dann gegenseitig Color-Details erzählt bis die Szene vorbei ist.

Die Handlungsstruktur, die Wushu unterstützt, besteht also aus mehreren Herausforderungen, die nacheinander überwunden werden. Ich würde sagen: die Struktur ist herausforderungslastig. Das ist nichts Schlimmes. Ich denke nur, dass Wushu deswegen mit Genres, in denen es klassischerweise auch stark um Herausforderungen geht, besser zurecht kommt. Herausforderungs- und Zielorientierte Genres wie Action oder Ermittlungsarbeit lassen sich deswegen in Wushu leicht umsetzen. Bei Genres, in denen Herausforderungen keine große Rolle spielen, wie z.B. Drama, Komödie, Romanze usw. ist schon mehr Arbeit der Spieler gefordert, um Wushu passend zu machen. Es ist sicher nicht völlig unmöglich, solche Genres mit Wushu zu spielen, aber Wushu kommt mit herausforderungsorientierten Genres sicher besser zurecht als mit anderen.


Illusionismus
Wushu ist Anti-Pool. Nein, nicht das Anti-Pool. Wushu ist der genaue Gegensatz zur Grundidee von The Pool. The Pool ist ein System, das Illusionisten frisst. Wushu hingegen ist ein Paradies für Illusionisten. Klingt komisch, ist aber so. (wenigstens meiner Meinung nach)

Wie vorher erläutert, besteht Wushu zu großem Teil aus Herausforderungen. Auf den Ausgang der Herausforderungen haben die Spieler allerdings quasi keinen Einfluss.

Man nehme den klassischen Mookfight. Der SL kann über den Threat-Level (im durch die Würfel vorgegebene statistischen Rahmen) steuern, ob die SC den Kampf gewinnen werden, oder nicht. Jetzt wird der gewiefte Leser einwenden, dass das bei D&D doch auch so ist. Stimmt. Aber bei D&D können die Spieler durch taktische Entscheidungen ihre Chancen erhöhen, einen Kampf zu gewinnen. Bei Wushu geht das nicht (taktische Verteilung der Ying und Yang Würfel ist kaum möglich). Jeder vernünftige Wushu-Spieler bewegt sich bei jeder Aktion genau am Würfellimit (oder knapp darunter). Somit variiert die Zahl der gewürfelten Würfel fast nicht. Erfolg oder Misserfolg hängen also ausschließlich vom Threat-Level, also eine SL-Entscheidung ab (+ dem Zufallsfaktor, bei dem der SL aber durch extrem schlechte Ying-Yang-Verteilung etwas nachhelfen kann).

Dasselbe gilt für Nemesis-Kämpfe, auch wenn die Komplexität es dem SL eventuell etwas schwerer macht, die richtige Schwierigkeit abzuschätzen. Interessanterweise gilt es nicht für Scrab-Rolls. Bei denen hat der SL keinen Einfluss (der Spieler allerdings auch nicht). Da diese Würfe aber nur in unwichtigen Situationen eingesetzt werden, ändert das wenig an der Gesamteinschätzung.

Ist das jetzt schlimm? Nein, natürlich nicht. Man sollte sich einfach nur im Klaren sein, welche Möglichkeiten man als Spieler bei Wushu hat (und damit aus dem Illusionismus Partizipationismus machen ;) ). Man sollte wissen, dass man keinen Einfluss darauf hat, wann welche Set-Pieces kommen, ob man die gewinnt oder nicht und wie die Geschichte ausgeht. Das alles sollte man dem SL überlassen und nicht enttäuscht sein, dass man das nicht beeinflussen kann. Und wenn man das akzeptiert hat, kann man sich voll auf die Rolle des Spielers bei Wushu konzentrieren: jede Menge schöne Color liefern. Wenn alle Spieler das berücksichtigen, wird Wushu ein voller Erfolg.
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #1 am: 28.06.2006 | 16:44 »
Yep, coole Analyse vom Elch.
Wushu macht Illusionismus schön :)

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #2 am: 28.06.2006 | 16:44 »
Klingt echt klasse, und ergibt auf anhieb auch Sinn! :)

Ausser dass die Spieler den Ausgang nicht steuern können:
Du Spielst beim Nemesis Fight um das erzählrecht.
Bedeutet: Wenn ich als Spieler gewinne, kann ich immer noch sterben (wenn ich das denn will).

Oder habe ich diesen Teil der Aussage falsch verstanden?
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Offline Fredi der Elch

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #3 am: 28.06.2006 | 16:56 »
Ausser dass die Spieler den Ausgang nicht steuern können:
Du Spielst beim Nemesis Fight um das erzählrecht.
Bedeutet: Wenn ich als Spieler gewinne, kann ich immer noch sterben (wenn ich das denn will).
Das habe ich jetzt nicht verstanden. Was meinst du damit? Bei Wushu spielt man ja nicht um das Erzählrecht, sondern erst einmal um den Konfliktausgang, so wie bei z.B. D&D auch. Wenn ich den KAmpf gewinnt, haue ich den Gegner um. Wenn ich die Spurensuche gewinne, finde ich die Spur / den Mörder. Wo das immer mit dem Erzählrecht herkommt, ist mir unklar. Es steht auch jeden Fall nichts davon in den Regeln (denke ich).
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #4 am: 28.06.2006 | 17:17 »
Nein, wenn das Threatrating down ist, oder der Nemesiskampf für mich entschieden ist, dann hab ich das erzählrecht, was nicht bedeutet dass ich gewonnen haben muss.

Du kannst genausogut den Nemesis gehen lassen, ihn Umbringen, oder was auch immer.
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Offline Fredi der Elch

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #5 am: 28.06.2006 | 17:19 »
Nein, wenn das Threatrating down ist, oder der Nemesiskampf für mich entschieden ist, dann hab ich das erzählrecht, was nicht bedeutet dass ich gewonnen haben muss.
Echt? Muss ich übersehe haben... Wo steht denn das?
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #6 am: 28.06.2006 | 17:47 »
Echt? Muss ich übersehe haben... Wo steht denn das?
Zugegebenermaßen steht es in Cut-Fu, aber auch in meinem Common Sense...
zudem ist diese Regelung "Aus Erfahrung gut" und macht Spielern und SL ne Menge Spaß!
Ich als SL, wenn ich mit dem Nemesis gewinne, bin auch nciht gezwungen den Spieler zu töten...

Es ist ja auch nur logisch: Wenn ich durch 0 Chi nicht sterben kann, sondern nur mitgestaltungsrechte am Spielgeschehen verliere (was INgame durch KO oder sonst was begründet wird) warum sollte ich dann nicht auch Erzählrecht gewinnen können.

"Meine" Wushu-Version hat das jedenfalls als festes Feature. ;)
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #7 am: 28.06.2006 | 18:01 »
Was ich nicht sehe, ist inwiefern Mook-Kämpfe eine echte Herausforderung sind. Eigentlich können Mooks nicht gewinnen, oder?

Im Notfall setz ich alles bis auf einen Würfel auf Yin, den letzen auf Yang und zermübe die Gang einfach. (Die Wahrscheinlichkeit mit einer 5-er Fertigkeit und 4 Yin-Würfeln einen Chi-Punkt zu verlieren, ist 0,0007.)

Das ist auch der Grund, warum ich WuShu nicht mag: Können wir uns nicht drauf einigen, dass ich gleich gewonnen hab?

Offline Fredi der Elch

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #8 am: 28.06.2006 | 18:09 »
Was ich nicht sehe, ist inwiefern Mook-Kämpfe eine echte Herausforderung sind. Eigentlich können Mooks nicht gewinnen, oder?
Korrekt. Ich meinte "Herausforderung" auch als Story-Element. Die Protagonisten wissen ja nicht, dass sie schon gewonnen haben. Deswegen ist es aus der Story gesehen eine Herausforderung, die dann gewonnen wird. Wie im Actionfilm und der Detektivstory auch, wo es kein "Tja, gegen die Mooks verloren, tot, Ende der Geschichte" und kein "Tja, keine Spuren gefunden, Ende der Geschichte" gibt.

Und deswegen auch super für Illusionismus. Als SL weißt du vorher, dass sie den Kampf gewinnen werden. Also baust du deine Story darum auf. Alle wichtigen Entscheidungen werden von den Kämpfen unabhängig gemacht ("Ihr habt die Mooks vermöbelt, aber sie haben <Name der lieblichen Jungfrau einsetzen> entführt! Rettet sie!!"). Und wenn man wirklich mal einen reinwürgen möchte, kann man einen Nemesis-Fight nehmen. Wobei ich noch in keiner Wushu-Runde Protagonisten hatte, die einen Kampf verloren haben. ;) Wenn das mal nicht gut für Illusionismus ist... ;D
« Letzte Änderung: 28.06.2006 | 18:21 von Fredicor Elchgalopp »
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Zitat von: 1of3
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #9 am: 28.06.2006 | 18:15 »
Ahhh. OK. Dann versteh ich was du meinst. Bei mir sprang bei dem Wort "Herausforderung" so die Gamismus-Schiene an.

Offline Fredi der Elch

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #10 am: 28.06.2006 | 18:22 »
Ahhh. OK. Dann versteh ich was du meinst. Bei mir sprang bei dem Wort "Herausforderung" so die Gamismus-Schiene an.
Neee, kein G für Wushu (da kann Skyrock viel erzählen ;) ). Wushu ist S bis zum absoluten Anschlag!  :8)
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

wjassula

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #11 am: 28.06.2006 | 18:44 »
Ich wollte an genau der selben Stelle einhaken wie 1of3. Du hast zwar Recht, dass Wushu S bis zum Anschlag unterstützt, aber bei der Herausforderung sehe ich noch nicht so klar. Bevor ich deinen Beitrag gelesen habe, hätte ich gesagt, dass Wushu absolut Null mit Herausforderung zu tun hat. Du hast ja 10f3 geantwortet, die Protagonisten wüssten schliesslich nicht, dass sie nicht verlieren können, aber ich finde es wichtiger, dass die Spielenden das sehr wohl wissen. Jedem ist doch klar, dass man bei Wushu nicht "verlieren" kann. Die Konfliktsituationen sind doch nichts anderes als Erzählanlässe, oder?
Meinen wir das gleiche und ich versteh´s nur nicht oder wo hab ich dich falsch gelesen?

Punkt zwei: Haben nicht die Spielenden über die Narrative Truth doch Einfluss auf die Natur der "Herausforderungen"? Solange niemand ein Veto einlegt, können die den Handlungsverlauf doch prima mitbestimmen. Was zum Beispiel das geheimnisvolle Dokument über die Pläne des Oberbosses genau verrät, kann auch eine Spielerin erzählen, und der weitere Verlauf der Handlung würde sich danach richten, wenn keiner was dagegen hat. Sie würde das als Beschreibungsdetail einbauen, dafür Würfel bekommen, und somit dazu beitragen, dass die Szene schneller vorbei ist.

Würfelerfolge sind doch bei Wushu vollständig abgekoppelt von Erfolgen der Charaktere im SIS. Sie sind nur Taktgeber, die die Dauer einer Szene angeben. Mir scheint eher, dass das Framing der Szenen vollständig bei der Spielleitung liegt, der Ausgang aber von allen gemeinsam nach dem Prinzip der NT bestimmt wird. Und je nachdem, wie der Ausgang aussieht, ist die SL auch beim Framing der nächsten Szene nicht allmächtig. Oder?
 

Offline 8t88

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #12 am: 28.06.2006 | 18:54 »
Zitat
Punkt zwei: Haben nicht die Spielenden über die Narrative Truth doch Einfluss auf die Natur der "Herausforderungen"? Solange niemand ein Veto einlegt, können die den Handlungsverlauf doch prima mitbestimmen. Was zum Beispiel das geheimnisvolle Dokument über die Pläne des Oberbosses genau verrät, kann auch eine Spielerin erzählen, und der weitere Verlauf der Handlung würde sich danach richten, wenn keiner was dagegen hat. Sie würde das als Beschreibungsdetail einbauen, dafür Würfel bekommen, und somit dazu beitragen, dass die Szene schneller vorbei ist.

Würfelerfolge sind doch bei Wushu vollständig abgekoppelt von Erfolgen der Charaktere im SIS. Sie sind nur Taktgeber, die die Dauer einer Szene angeben. Mir scheint eher, dass das Framing der Szenen vollständig bei der Spielleitung liegt, der Ausgang aber von allen gemeinsam nach dem Prinzip der NT bestimmt wird. Und je nachdem, wie der Ausgang aussieht, ist die SL auch beim Framing der nächsten Szene nicht allmächtig. Oder?

so mag es scheinen, aber Nein.

Die NT hört da auf, wo es auf die entgültige Lösung hinkommt. Es wird zwar nichts Revidiert (Narrativ Truth) aber der Konflikt wird erst durch die Würfel beendet.
Deswegen: Du Spielst Bei Wushu quasi die ganze Zeit um das erzählrecht, wie die Szene ausgeht.
Ich hatte auch schon eine Gruppe die einen Mookfight gewonnen hat (auch beim Erzählen).
Sich dann aber gedacht hat das es cool wäre, gefangen genommen zu werden. Raum Dicht, KO-Gas... und nun, damit hab ich garnicht gerechtnet!  :D

Dafür braucht es natürlich etwas Übung.
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wjassula

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #13 am: 28.06.2006 | 19:00 »
Ah, ok. Erst, wenn das Chi der Mooks oder was auch immer durch die SC auf Null gebracht wurde, dürfen sie bestimmen, wie das Ergebnis der Szene aussieht? Und wenn die Spielleitung "gewinnt", hat sie das Erzählrecht?

Das kann ich mir bei einem tatsächlichen Kampf gut vorstellen, aber bei "SC gegen eine Situation mit Schwierigkeitsgrad" fällt mir das schwer. Um bei dem obigen Beispiel zu bleiben, könnte die SL also framen, dass die Gruppe ins Lager des Bosses eindringt, um seine ultrageheimen Welteroberungspläne aufzuspüren, die Spielenden erzählen lang und breit, wie sie Bomben entschärfen, Fallen umgehen und Wächter ausschlaten, und wenn sie das Chi der Situation auf Null drücken, haben sie das von der SL geframte Ziel erreicht?

(Falls das vom Thema ablenkt, bitte abtrennen, danke)

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #14 am: 28.06.2006 | 19:04 »
Echt? Muss ich übersehe haben... Wo steht denn das?
Der CdG ist im Prinzip nichts anderes als Erzählrecht ohne Forgespeak: Wenn du den mechanischen Konflikt "besiegt" hast kannst du noch einmal nachhaken und erzählen wie die Sache ausgeht.

Was ich nicht sehe, ist inwiefern Mook-Kämpfe eine echte Herausforderung sind. Eigentlich können Mooks nicht gewinnen, oder?
Naja, tatsächlich ist es in Wushu sogar durchaus möglich einen Mook-Fight so zu modellen das die Spieler garnicht gewinnen können. "Spieler gwinnen eh immer" stimmt also nicht wirklich. Fredi hat aber Recht das es im Endeffekt immer vom SL abhängt ob die Spieler gewinnen oder nicht. (Wo ich ihm aber nicht zustimme ist das, zB., D&D in irgendeiner Form anders ist. Tatsächlich trifft das genauso gut für absolut jedes Rollenspiel zu das dem SL unbeschränkte Ressourcen/Erzählgewalt gibt.)

"Ihr habt die Mooks vermöbelt, aber sie haben <Name der lieblichen Jungfrau einsetzen> entführt! Rettet sie!!"
Solange sie da kein Veto einsetzen funzt das absolut super. ;)

Wushu stellt eigentlich nur eins bereit: Regeln für Herausforderungen.
Jain. Mechaniken für Herausforderungen. Regeln hat es auch für die Verteiling von Erzählgewalt. ;)

Zitat
Bei Genres, in denen Herausforderungen keine große Rolle spielen, wie z.B. Drama, Komödie, Romanze usw. ist schon mehr Arbeit der Spieler gefordert, um Wushu passend zu machen.
Meinst du nicht das es bei "Drama" oder "Romanze" genauso um Herausforderungen geht? Klar, um Action geht es nicht, aber wenn ich mir eien Romanze ansehe fallen mir immer wieder deutliche "Herausforderungs-" bzw. "Konfliktszenen" die sich bestenfalls durch die Color von klassischeren Herausforderungen unterscheiden. Ich würde sogar so weit gehen das es bei praktisch jeden Genre um Herausforderungen und Konflikte geht. (Sogar Komödien.)

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #15 am: 28.06.2006 | 19:12 »
Naja, tatsächlich ist es in Wushu sogar durchaus möglich einen Mook-Fight so zu modellen das die Spieler garnicht gewinnen können. "Spieler gwinnen eh immer" stimmt also nicht wirklich. Fredi hat aber Recht das es im Endeffekt immer vom SL abhängt ob die Spieler gewinnen oder nicht.

Also Fredi hat mir grade zugestimmt, dass die Spieler nicht verlieren können. Aber sag, mir doch, wie ich das als SL anstellen kann.

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #16 am: 28.06.2006 | 19:13 »
Ich kann Fredi bei diesem Satz:

Zitat
Bei Genres, in denen Herausforderungen keine große Rolle spielen, wie z.B. Drama, Komödie, Romanze usw. ist schon mehr Arbeit der Spieler gefordert, um Wushu passend zu machen.
Nur zustimmen... aber du vergisst was er weiterhin sagt:

Zitat
. Es ist sicher nicht völlig unmöglich, solche Genres mit Wushu zu spielen, aber Wushu kommt mit herausforderungsorientierten Genres sicher besser zurecht als mit anderen.

Ich gebe ihm recht: Das ist alles möglich, aber benötigt mehr "Disziplin" und absprache in der Spielrunde/ist "schwieriger" zu machen als "das Übliche" ;)
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #17 am: 28.06.2006 | 19:13 »
Ich wollte an genau der selben Stelle einhaken wie 1of3. Du hast zwar Recht, dass Wushu S bis zum Anschlag unterstützt, aber bei der Herausforderung sehe ich noch nicht so klar. Bevor ich deinen Beitrag gelesen habe, hätte ich gesagt, dass Wushu absolut Null mit Herausforderung zu tun hat. Du hast ja 10f3 geantwortet, die Protagonisten wüssten schliesslich nicht, dass sie nicht verlieren können, aber ich finde es wichtiger, dass die Spielenden das sehr wohl wissen. Jedem ist doch klar, dass man bei Wushu nicht "verlieren" kann. Die Konfliktsituationen sind doch nichts anderes als Erzählanlässe, oder?
Ich denke Fredi meint nicht Herausforderung im GAM Sinn ("Schaffen es die Spieler?") sondern eher im Sinne von "Der Spielabend als Aneinander-Reihung von geschlossenen Konflikten" womit der ziemlich Recht hat. Ist klarerweise nicht der einzige Weg zu spielen (Vielleicht nichteinmal der Häufigste.) aber auf Jeden Fall ein Weg den Dan sehr schätzt was man auch im Schreibstil merkt.
Das kann ich mir bei einem tatsächlichen Kampf gut vorstellen, aber bei "SC gegen eine Situation mit Schwierigkeitsgrad" fällt mir das schwer. Um bei dem obigen Beispiel zu bleiben, könnte die SL also framen, dass die Gruppe ins Lager des Bosses eindringt, um seine ultrageheimen Welteroberungspläne aufzuspüren, die Spielenden erzählen lang und breit, wie sie Bomben entschärfen, Fallen umgehen und Wächter ausschlaten, und wenn sie das Chi der Situation auf Null drücken, haben sie das von der SL geframte Ziel erreicht?
Im Prinzip schon. Es gibt aber auch eine "Schule" die eher die Natur des Threats ändert als Threat-beendende Details mit dem Veto zu kontern. Also im obigen Beispiel könnte dann der Spieler schon am Anfang beschreiben wie er die Dokumente findet und die Herausforderung wird dann halt "Entkomme ich mit dem Dokument" anstatt "Bekomme ich das Dokument". Ist beides lustig und beides im Prinzip regelkonform.

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #18 am: 28.06.2006 | 19:14 »
Also Fredi hat mir grade zugestimmt, dass die Spieler nicht verlieren können. Aber sag, mir doch, wie ich das als SL anstellen kann.
Erhöhe den Output an Erfolgen den die Mooks pro Runde raushauen, oder setzte ein "Zeitlimit" ;)
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #19 am: 28.06.2006 | 19:16 »
Also Fredi hat mir grade zugestimmt, dass die Spieler nicht verlieren können. Aber sag, mir doch, wie ich das als SL anstellen kann.
Niedriges Dice Limit und gefährlichere Mooks. (Beides steht in dem Regeln drinnen.)

Wenn du also Mooks hast die pro Runde, was weiß ich, drei "Yang Erfolge" haben du aber nur vier Würfel würfeln darfst dann hast du schon eher ein Problem.

EDIT: Oder ein Zeitlimit, genau. (Ist aber nicht im "Wushu Core", darum hab ich es nicht erwähnt. ;) )

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #20 am: 28.06.2006 | 19:22 »
Auf welchen Seiten soll das stehen? Im Paragraphen über Mooks sind diese Optionen nicht drin.

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #21 am: 28.06.2006 | 19:25 »
Auf welchen Seiten soll das stehen? Im Paragraphen über Mooks sind diese Optionen nicht drin.
Ist, wie vieler anderer Kram ne Implizite Regel, ein Unsichtbares Rulesset... der Kaugummi Automat :P

Es zieht sich als Roter Faden durch Wushu-Open: Wenn dir was nicht gefällt ändere das!

Also, wenn ich mit dem Dicelimit und dem Output der Mookerfolge Spiele, ist klar: Es wird schwieriger.

Das "steht da so nicht drin". und in dem deutschen Wushu sowieso nicht... noch nicht.
Aber es existiert!
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #22 am: 28.06.2006 | 19:26 »
Der CdG ist im Prinzip nichts anderes als Erzählrecht ohne Forgespeak: Wenn du den mechanischen Konflikt "besiegt" hast kannst du noch einmal nachhaken und erzählen wie die Sache ausgeht.
Wo? Steht? Das?!? … und um die Antwort vorweg zu nehmen: nirgendwo. Auch nicht in Cut-Fu (das ich jetzt hier habe). Was immer ihr da reininterpretiert ist eine merkwürdige Hausregel. Bei Wushu geht es nie ums Erzählrecht im Sinne von „Ich darf alles erzählen“. Es geht immer um: „Du erreichst das Ziel und darfst es etwas ausschmücken“. Das und allein das ist in Cut-Fu gemeint. Man hat den Nemesis auf jeden Fall besiegt – man darf ihn aber davonkommen lassen. Von „gewonnen aber doch gestorben“ steht nirgendwo was und das geht IMO auch völlig gegen den „Wushu-Spirit“. Es geht nie ums „Erzählrecht“.

Zitat
Naja, tatsächlich ist es in Wushu sogar durchaus möglich einen Mook-Fight so zu modellen das die Spieler garnicht gewinnen können. "Spieler gwinnen eh immer" stimmt also nicht wirklich.
Mit den Regeln für extra-krasse Mooks hast du natürlich Recht.

Zitat
Solange sie da kein Veto einsetzen funzt das absolut super. ;)
Ich muss mich doch echt mal wundern. Sag mal, hat von euch Wushu-Experten denn jemand das Regelwerk auch mal gelesen?!?

Wushu ist ein ganz normales Rollenspiel. Der SL hat die Erzählgewalt. Die Spieler haben kein Veto-Recht. Außer in Konflikten! „Of course, the GM (and the group) has the right to veto any Embellishment for any reason.” (Hervorhebung von mir) Ich kann also ein Color-Detail im Kampf mit Veto belegen. Aber nicht was der SL sonst so erzählt. Wie du auf diesen komplett abgedrehten Gedanken kommst, ist mir völlig unklar…

Zitat
Ich würde sogar so weit gehen das es bei praktisch jeden Genre um Herausforderungen und Konflikte geht. (Sogar Komödien.)
Cool, hau rein! Ich warte auf die Romanzen-Szene mit Wushu. :)


Wjassula,
Monkey trifft es. Wushu ist von der Erzählstruktur eine Aneinanderreihung von relativ geschlossenen Konflikten. Das ist es, was es unterstützt. Das ist IMO sogar das einzige, was es kann. Denn alles zwischen den Konflikten ist reines Freeform.
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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #23 am: 28.06.2006 | 19:29 »
Zitat
Das und allein das ist in Cut-Fu gemeint. Man hat den Nemesis auf jeden Fall besiegt – man darf ihn aber davonkommen lassen. Von „gewonnen aber doch gestorben“ steht nirgendwo was und das geht IMO auch völlig gegen den „Wushu-Spirit“. Es geht nie ums „Erzählrecht“.

Wenn ich den Gegner entkommen lassen "Darf" dann kann ich mit der Szene auch sonst machen was ich will...
Wenn ich mir aussuchen "darf" ob die Mooks fliehen oder alle sterben, dann kann ich mit der Szene auch sonst machen was ich (die gruppe) will...
Das ist ne Implizite Regel, die sich durch laaaanges und vieles Nachdenken und spielen herauskristallisiert und bewährt hat.
Es Funktioniert, es macht sinn... und wenn das Ende dass einer erzählt scheisse ist, gibt immer noch das Veto...
Das ist der Kaugummiautomat, der sich auch, wie ein roter Faden, durch Wushu zieht :P
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Offline 1of3

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Re: Wushu: Handlungsstruktur und Illusionismus
« Antwort #24 am: 28.06.2006 | 19:30 »
Ist, wie vieler anderer Kram ne Implizite Regel, ein Unsichtbares Rulesset... der Kaugummi Automat :P

Es zieht sich als Roter Faden durch Wushu-Open: Wenn dir was nicht gefällt ändere das!

Also, wenn ich mit dem Dicelimit und dem Output der Mookerfolge Spiele, ist klar: Es wird schwieriger.

Das "steht da so nicht drin". und in dem deutschen Wushu sowieso nicht... noch nicht.
Aber es existiert!

Wenn ich über die Regeln eines Rollenspiels rede, dann rede ich über "RAW". Diese Bezeichnung kannte ich nicht, bis du, 8t, sie mir gestern mit "rules as written" übersetztest und deine Zustimmung zu dieser Diskussionsform bekannt gabst.