Autor Thema: Verliert Cthulhu an Reiz?  (Gelesen 11910 mal)

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Offline Vanis

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Verliert Cthulhu an Reiz?
« am: 16.08.2006 | 11:33 »
Hi Leute!

Als ich vor über 10 Jahren mit Cthulhu angefangen hab, damals bei einem echt coolen Meister, war das Spiel recht unbekannt. Es galt als Geheimtipp und es gab nicht wirklich viel dafür. Der SL konnte machen, was er wollte, das Wissen lag bei ihm und wir Spieler begaben uns auf eine Entdeckungsreise durch den Mythos. Heute sieht das anders aus. Cthulhu wird in vielen Gruppen gespielt, es gibt zich Abenteuer- und Quellenbände.

Mir als Spieler geht es so, dass ich durch die Cthulhu-Matrix recht viel an Spannung bei Cthulhu vermisse. Ich weiß einfach, was da auf mich zukommen wird. Und auch als SL hab ich irgendwie die Lust am Spiel verloren. Mittlerweile kennt sich fast jeder Spieler bestens im Mythos aus. Was macht das da noch für einen Sinn? Für mich gehörte es zu Cthulhu einfach dazu, nicht viel zu wissen, vor einem unerklärlichen Mysterium zu stehen, das ich kaum begreifen kann. Dieses Gefühl ging mit der Zeit (und vielen Neuerscheinungen) bei mír einfach verloren. Natürlich könnte ich Cthulhu auch "pulpiger" spielen, viele der Neuheiten gehen ja explizit diesen Weg (Hexer, In Nyarlathoteps Schatten usw.), aber das ist für mich halt kein Cthulhu mehr.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sich da die Katze gewaltig selbst in den Schwanz beißt  ;). Solange Cthulhu unbekannt war, konnt ich es wunderbar spielen und leiten. Es wurde den Leuten unter vorgehaltener Hand als Geheimtipp empfohlen. Man hatte also ein Interesse daran, dass es Spieler kennenlernen, weil man es echt gut fand. Sobald es aber "Mainstream" wurde, was ja auch an der zugegebenermaßen super Qualität der deutschen Produkte liegt, hat es an Reiz für mich verloren.

Geht euch das auch so?
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Offline Tom

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #1 am: 16.08.2006 | 11:42 »
Ja. Nach 22 Jahren ist bei mir jedenfalls die Luft raus und irgendwann kommt es zu einer Umorientierung. Wobei ich die Geschichten immer noch mag, gerne die Abenteuer und Quellenbücher lese aber wie du schon schreibst, die Luft ist einfach raus.
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Offline Dash Bannon

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #2 am: 16.08.2006 | 11:46 »
ja Cthulhu verliert an Reiz

irgendwann ist es halt nicht mehr spannend/interessant sich erneut zu erschrecken weil da irgendein seltsames Wesen/Buch/wasweissich ist

und es ist irgendwann einfach langweilig so wenige Handlungsoptionen zu haben wie bei CoC
weglaufen/wahnsinnig werden oder sterben
oder alles in die Luft jagen
mehr geht nicht ;)
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Vanis

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #3 am: 16.08.2006 | 11:47 »
Anfangs hab ich, während meine Runde noch lief, auch immer noch Quellenbände dazugekauft, nur um feststellen zu müssen, dass ich das meiste eh nie spielen werde. Es liest sich echt super, dagegen sag ich auch nichts, nur investier ich einfach nicht mehr so viel rein, jetzt da ich überhaupt nicht mehr leite. Mein Trend geht eher hin zu Oneshots, für die ich keine neuen Sache brauche, wenn ich denn mal wieder Cthulhu leiten wollte.
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Offline Vanis

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #4 am: 16.08.2006 | 11:53 »
ja Cthulhu verliert an Reiz

irgendwann ist es halt nicht mehr spannend/interessant sich erneut zu erschrecken weil da irgendein seltsames Wesen/Buch/wasweissich ist

Da geb ich dir Recht.

Zitat
und es ist irgendwann einfach langweilig so wenige Handlungsoptionen zu haben wie bei CoC
weglaufen/wahnsinnig werden oder sterben
oder alles in die Luft jagen
mehr geht nicht ;)

Das ist wiederum die Frage, ob Cthlhu wirklich noch diesen Weg geht. Viele der Abenteuer sind kleiner angelegt und so, dass die Chars es geistig wie körperlich überleben. Handlungsoptionen heißt ja nicht nur, dass man dem Großen Alten eins über die Rübe ziehen kann, sondern auch, dass man was gegen die Kulte unternimmt, nachforscht usw. Wer das mag, ist bei Cthulhu immer noch gut aufgehoben und das war auch noch nie mein Problem mit Cthulhu. Mir geht`s eher um den "Verlust des Mythos", der nunmal kein Mythos mehr ist, da alle Welt ihn kennt, inklusive der Spieler. 
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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #5 am: 16.08.2006 | 11:55 »
Der Reiz bei Cthulhu liegt ja im Erforschen des unbekannten Settings. Wenn alles bekannt ist, macht es keinen spaß mehr. Also 'Ja'. Aber glücklicherweise gibt es ja Leute, die es noch nicht kennen.

Ich fange übrigens mittlerweile an, mir meine eigenen Verschwörungen auszudenken - wobei die nicht immer auf diesem kosmischen Niveau spielen müssen - so gibt es wieder was neues zu erkunden.

Ich denke auch UA wird im Laufe der Zeit an Reiz verlieren, aber vielleicht nicht so stark wie CoC, weil die Metaphysik und die Verschwörungen der Spielwelt freier gehalten sind.
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Offline Vanis

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #6 am: 16.08.2006 | 12:05 »
Ich fange übrigens mittlerweile an, mir meine eigenen Verschwörungen auszudenken - wobei die nicht immer auf diesem kosmischen Niveau spielen müssen - so gibt es wieder was neues zu erkunden.

Klar, das klappt mit Cthulhu natürlich auch wunderbar. Cthulhu Now geht ja scheinbar diesen Weg. Nur brauch ich für Verschwörungen nicht unbedingt Cthulhu und dies war auch noch nie der Grund, warum ich es gespielt hab. Es war immer das unbeschreiblich Grauenhafte, dem man sich annäherte und Angst um seiner Selbst bekam.
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rpgkernel

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #7 am: 16.08.2006 | 12:10 »

Manchmal zweifele ich an der Fantasie der Fantasie Rollenspieler.

Ohh man, denkt ihr wirklich, dass man immer nur Cthulhu mit Hilfe
des Nekronomicons und einer Tonne Dynamit in die Luft sprengt und
dann hat man gewonnen und kann endlich wieder DSA spielen?

Cthulhu bietet soviel mehr: Die Auskundschaftung der tiefsten Ängste eines Menschen,
das Kennenlernen von alten Zivilisationen, die Erforschung von Religionen, die noch
nicht mal menschlich sein müssen.

Allein diese paar Stichwörter bieten guten GMs Millionen an Möglichkeiten, Spielern
was vorzusetzen, wovon sie nicht die Bohne Ahnung haben.

Ich habe hier noch paar Zettel rumfliegen, wo ich Notizen drauf habe über eine Kampagne
inspiriert nach einer alten Horror Serie, die auf Sat1 lief. Es gibt von einem Dämon
verfluchte Gegenstände verstreut auf der ganzen Welt. Die Charatere sind Inhaber eines
Esoterik Shops, aber eigentlich die Sammler dieser Gegenstände, damit keine bösen
Menschen sie in die Hände bekommen.
Als ich mal paar Sessions diese Kampagne leitete (leider löste sich die Gruppe auf),
hatte keiner auch nur eine Ahnung, dass es sich hierbei auch um Mythos Dinger handelte,
aber alle hatten Spaß bei mysteriösen "Krimi-"Abenteuern.

Das ist auch Cthulhu. Oh, jaa.

Oder aber: Macht doch einfach mal ein Abentuer über die aktuelle politische Situation
(War against Terror). Und stellt einfach hinter die politischen Akteure vom Mythos korrumpierte
Personen. Die Charactere sind Kopfgeldjäger angeheuert von Geheimdiensten und Regierung.
Die Abentuer fangen mit viel "Bumms" an, später werden sie immer mysteriöser: Immer mehr
kommt man dahinter, dass Bush ein Shoggote ist. Oder sowas . Mein Gott, ich habe jetzt in drei
Sek. aus den Fingern gesaugt.

Aber der Punkt ist klar: GMs , die immer nur an Cthulhu denken und nie mal wirklich die
Tiefe von Lovecraft , der sich auch mit Kulturen und Religionen in seinen Erzählungen auseindersetzte,
versuch auszuloten, machen Cthulhu kaputt.

Aber Cthulhu ist noch lange nicht am Ende.

Offline Vanis

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #8 am: 16.08.2006 | 12:17 »

Aber der Punkt ist klar: GMs , die immer nur an Cthulhu denken und nie mal wirklich die
Tiefe von Lovecraft , der sich auch mit Kulturen und Religionen in seinen Erzählungen auseindersetzte,
versuch auszuloten, machen Cthulhu kaputt.

Aber Cthulhu ist noch lange nicht am Ende.

Mit Kulturen und Religionen setzen sich auch andere Rollenspiele auseinander. Das ist jetzt nichts, worauf Cthulhu ein Patent hat. Genau um die Tiefe der Erzählungen von Lovecraft geht es mir ja, wenn ich schreibe, dass mir da der Reiz beim Rollenspiel verloren gegangen ist. Die Tiefe bei Lovcraft ist für mich das Unbeschreibliche, ob das nun Cthulhu sein mag ist völlig egal. 
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rpgkernel

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #9 am: 16.08.2006 | 12:21 »

Aber gerade die Tiefe von Lovecraft kann eben nicht verloren gehen,
weil es darin so viele Aspekte gibt, dass man das nicht einfach "ausspielen"
kann.

Die Tiefe geht nur deswegen verloren, weil alle nur darauf aus sind, wahnsinnig zu werden und
Cthulhu zu besiegen.

Guck dir mal meine Bsps an. Millionen an Ideen und Möglichkeiten sind darin, auch die
Tiefe von Lovecraft da rein zu nehmen.

Offline Tom

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #10 am: 16.08.2006 | 12:32 »
@rpgkernel,
es ist schön das du mir / uns mangelnde Fantasie vorwirfst, aber das was du beschreibst ist nicht das was Cthulhu ausmacht. Das kann ich auch mit fast jedem beliebigen anderen Horrorsystem auch.

Glaub mir in 22 Jahren Cthulhu SL Dasein gibt es nicht mehr viel was man nicht schon ausprobiert hat. Ohne das die Spieler ständig wahnsinnig werden.
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Fatman

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #11 am: 16.08.2006 | 12:40 »
Vorneweg, ich mag Lovecraft als Autor nicht sonderlich. Und daher kann ich dessen große Tiefe als Autor nicht wirklich einschätzen, dazu hab ich zu wenig von ihm gelesen.

CoC leidet unter dem gleichen Problem wie viele Horrorrollenspiele- es lebt von Entsetzen und Spannung. Beides geht mit der Zeit flöten, weil bei den Spielern eine Gewöhnung stattfindet, und man als Spielleiter quasi immer neue Wege finden muß, um die Spannung aufrecht zu erhalten, und neue, passende Formen des Entsetzens einbringen zu können. Es gibt Möglichkeiten, damit umgehen zu können- die offensichtlichsten sind Abwechslung, Comic Relief und Überraschungsmommente- aber einfach ist es nicht.

Was bei Cthulluh mir zu Mindest geholfen hat, war den ganzen vorgeschriebnen Klumpatsch mehr oder minder zu ignorieren und meinen eigenen Mythos (with Blasckjack and Hooters) zu entwerfen, um den Reit des Unbekannten für die Spieler zu erhalten. Oh, und um unabhängiger zu sein. 

Offline Vanis

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #12 am: 16.08.2006 | 13:00 »

Guck dir mal meine Bsps an. Millionen an Ideen und Möglichkeiten sind darin, auch die
Tiefe von Lovecraft da rein zu nehmen.

Das sind Ideen, die ich auch in jedem anderen Rollenspiel umsetzen könnte und die in tausenden Romanen vorkommen könnten. Das hat für mich jetzt nicht viel mit Lovecraft allein zu tun. Was genau macht dann für dich die besondere Tiefe von Lovecraft aus, wenn nicht der Cthuhu-Mythos, um den es bei Cthulhu nunmal geht?
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rpgkernel

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #13 am: 16.08.2006 | 13:12 »
Zitat
Was genau macht dann für dich die besondere Tiefe von Lovecraft aus, wenn nicht der Cthuhu-Mythos, um den es bei Cthulhu nunmal geht?

Die Tiefe von Lovecraft:
- er beschäftigte sich mit dem damaligen "Ausländerproblem" in Neu England (anderssprachliche, anders aussehende Menschen bringen unaussprechliche Kulte in mein Land)
- er beschäftigte sich mit den psychologischen "Effekten" der Angst in allen Formen, aber auch
mit der Anziehungskraft der Angst auf den Menschen
- er beschäftigte sich mit alten Kulturen (besonders Ost-Europa und Naher Osten waren bei ihm gefragt)
- er beschäftigte sich mit den Grenzen der Naturwissenschaften (eben Rylyeh mit seinen verschobenen und verschrobenen Geometriken usw.)
- er beschäftigte sich mit soziologischen Aspekten (Einsiedlerei, einsam vor sich vegetierende Gemeinschaften, Städte , die öffentlich in Vergessenheit geraten)

Das alles kombinierte er auf eine sehr interessante Art.

Dass du meine Ideen nicht mehr direkt unter Cthulhu einordnest, kommt daher, dass viele Spiele inzwischen diese Elemente von Lovecraft aufgenommen haben.
Was du aber auch an Fehler bei meinen Bsps machst ist, dass du vergisst, dass ich dahinter immer den Mythos setze(als "Ziel", als Vereinigung aller Wege).

Auch noch: Eigentlich kann man, passende Worte gewählt, bei allen Spielen einen Thread eröffnen "Hat das noch Sinn, das zu spielen?".

Offline Jens

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #14 am: 16.08.2006 | 13:15 »
Das sind Ideen, die ich auch in jedem anderen Rollenspiel umsetzen könnte und die in tausenden Romanen vorkommen könnten. Das hat für mich jetzt nicht viel mit Lovecraft allein zu tun. Was genau macht dann für dich die besondere Tiefe von Lovecraft aus, wenn nicht der Cthuhu-Mythos, um den es bei Cthulhu nunmal geht?
Ich muss ehrlich sagen: ich fände es schade wenn jemand Cthulhu nur mit dem spielen würde, was Lovecraft vorbetet, nur das machen würde, was auch beschrieben ist und sich an die Cthulhu-Matrix hält nur weil es sonst kein "richtiges" Cthulhu ist.

Das ist IMO genauso ekelhaft wie die DSA-FanBoys die nur das spielen was auch jaaa nicht mit dem Metaplot ihres Spiels in Konflikt gerät (also nur offizielle Abenteuer und streng nach Buch alles andere könnte man ja auch mit jedem beliebigem Fantasysystem machen aber DAS geht nur mit DSA und den DSA-Regeln)...

Wenn es ein Spiel gibt, dass eure Vorlieben besser unterstützt, dann spielt das. Wenn ihr aber glaubt ein System nur so spielen zu können wie es im Buch steht und wie der Geist des "Meisters" Lovecraft es will, dann... finde ich es erstaunlich, dass ihr so viele Jahre damit durchgehalten habt, IMMER DASSELBE zu spielen... ::)

Offline Tom

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #15 am: 16.08.2006 | 13:18 »
Wenn ich anders spiele als im Sinn und Geist des Meisters dann kann ich auch was anderes nehmen.  >;D
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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #16 am: 16.08.2006 | 13:23 »
Dass du meine Ideen nicht mehr direkt unter Cthulhu einordnest, kommt daher, dass viele Spiele inzwischen diese Elemente von Lovecraft aufgenommen haben.
Was du aber auch an Fehler bei meinen Bsps machst ist, dass du vergisst, dass ich dahinter immer den Mythos setze(als "Ziel", als Vereinigung aller Wege).
Sorry, aber als jemand, der CoC schon seit Mitte der 80-er Jahre gespielt hat, gehe ich bei CoC automatisch davon aus, dass der Mythos in irgendeiner Weise dahinter steht. Sonst bräuchte ich ja nicht CoC spielen. 
Nur wegen dem Rollenspielsystem würde ich beim besten Willen kein CoC spielen. Da gibt es meiner Meinung nach für das Handling der Furcht und des Wahnsinns bessere Regelwerke. Aber das dürfte ein anderes Thema sein.
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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #17 am: 16.08.2006 | 13:24 »
Zitat
er beschäftigte sich mit dem damaligen "Ausländerproblem" in Neu England (anderssprachliche, anders aussehende Menschen bringen unaussprechliche Kulte in mein Land)

Wunderschöner Euphemismus für den gulten alten Rassismus. Darauf kann ich nun wirklich dankend verzichten.

Zitat
- er beschäftigte sich mit alten Kulturen (besonders Ost-Europa und Naher Osten waren bei ihm gefragt)

Auch wahrlich nichts großartig neues... das tat Stoker auch, und besser. Generell hatte ich häufiger den Eindruck, dass Lovecraft einen ähnlichen Effekt erzielen wollte wie Stoker, also seine Geschichten in Berichtform zu schreiben, um sie autentischer werden zu lassen. Stoker hat's nur besser hingekriegt.

Zitat
Wenn ich anders spiele als im Sinn und Geist des Meisters dann kann ich auch was anderes nehmen.  

Wieso- die Grundprämisse (es gibt uralte und sehr finstere Wesen, die die Menschheit nun wahrlich nicht mit Wohlwollen betrachten und momentan zum Glück eher dösen...) kann ich in gedanklicher Fortsetzung von Lovecraft verwenden, ohne dass mein schlafender Plothook Cthulluh heist und aussieht wie eine Zucchini mit Tintenfischkopf.

Offline Chaosdada

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #18 am: 16.08.2006 | 13:42 »
Ich verstehe überhaupt nicht, warum das Argument "Das geht auch mit einem anderen Horrorsystem" mehrmals auftaucht. Ja, geht es, UND? Man kann auch absolute Standardt-Cthulhu-Abenteuer mit einem anderen System spielen. Wenn man das System schlecht findet sollte man doch einfach ein anderes verwenden.

"Den Mythos kennen" halte ich nicht für problematisch. Man kann immer neue Elemente hinzufügen, die sogar die alten in Frage stellen, das ist sogar cthulhutypisch, denn das haben spätere Mythosautoren immer wieder gemacht. Natürlich gibt es da das vielleicht irgendwann das Problem, dass einem merkwürdige Geschöpfe generell zum Halse raushängen.

Lovecraft hat übrigens auch Geschichten ohne übernatürliches geschrieben, z.B. über Kannibalismus, wo nur am Rande mal ein Mythos-Buch in der Bibliothek des Psychopathen auftaucht. Und auch Traumweltgeschichten, die zwar kein wirklicher Horror mehr sind, aber nochmal etwas völlig anderes (aber dennoch sind dort Wesen des Mythos von Bedeutung).

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #19 am: 16.08.2006 | 13:49 »
@Chaosdada:
Okay. Ich streiche das CoC-Regelwerk, weil mir andere Regeln besser gefallen.
Dann streiche ich den CoC-Mythos zusammen, weil mir komische Fischmonster und deren Kultanhänger nicht gefallen.
Was ist dann von CoC denn noch übrig?
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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #20 am: 16.08.2006 | 13:49 »
Also, ich persönlich habe auch nach vielen Jahren Cthulhu kein Problem damit, es zu spielen. Meine Spieler kennen den Mythos als Ganzes nicht (sie sind keine Regelwerkleser, obwohl einige durchaus Lovecraft komplett gelesen haben, aber zum Mythos gehört noch eine Menge mehr) und sind durchaus bereit, sich auf das bekannte Konzept einzulassen. Ob man sich gruselt, wenn sich einem Tentakel aus dem Dunkel entgegenrecken, hängt doch vornehmlich von der Präsentation und der persönlichen Bereitschaft ab, nicht davon, ob man den Mythos kennt.

Ich bin bisher immer ganz gut damit gefahren, mich nur auf einen sehr kleinen Teil des Mythos zu konzentrieren. D.h., ich habe ganze Kampagnen sich nur mit einer Facette des Mythos (z.B. dem Komplex Tiefe Wesen / Inssmouth) beschäftigen lassen, statt zwischen den einzelnen Gruppierungen und Kreaturen willkürlich hin und her zu springen. Dadurch gibt es auch nach vielen Jahren immer noch eine Menge Stoff, den ich noch nicht verwendet habe.

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Offline Chaosdada

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #21 am: 16.08.2006 | 13:57 »
Dann streiche ich den CoC-Mythos zusammen, weil mir komische Fischmonster und deren Kultanhänger nicht gefallen.
Was ist dann von CoC denn noch übrig?
Zusammen oder weg? Wenn zusammen bleibt logischerweise der restliche Mythos übrig, ansonsten hat dein Spiel natürlich keinen Zusammenhang mehr mit Cthulhu, weil du es schlecht findest. Stellt sich nur die Frage, was uns das sagen soll.

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #22 am: 16.08.2006 | 14:02 »
Zusammen oder weg? Wenn zusammen bleibt logischerweise der restliche Mythos übrig, ansonsten hat dein Spiel natürlich keinen Zusammenhang mehr mit Cthulhu, weil du es schlecht findest. Stellt sich nur die Frage, was uns das sagen soll.
Der CoC-Mythos ist und war eine tolle Erfindung von Lovecraft. Nur wie gesagt, hat sich der Mythos ziemlich gegessen, wenn Du selber oft genug SL warst. Teile davon kann ich heute noch nutzen, aber warum sollte ich, wenn ich diese Teile nutzen will, mich deswegen auf ein Setting(das mir an sonsten nicht viel gibt) und ein Regelwerk (das ich nicht optimal finde) beschränken.
Und ja, Fischmonster gehen mir langsam aber sicher ziemlich auf den Geist wenn es um CoC geht.
« Letzte Änderung: 16.08.2006 | 14:05 von Christian Preuss »
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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #23 am: 16.08.2006 | 14:09 »
Teile davon kann ich heute noch nutzen, aber warum sollte ich, wenn ich diese Teile nutzen will, mich deswegen auf ein Setting(das mir an sonsten nicht viel gibt) und ein Regelwerk (das ich nicht optimal finde) beschränken.
Sollst du nicht.
Settingbeschräkungen sind aber auch vom Cthulhu-RPG nicht vorgesehen.

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Re: Verliert Cthulhu an Reiz?
« Antwort #24 am: 16.08.2006 | 14:11 »
Settingbeschräkungen sind aber auch vom Cthulhu-RPG nicht vorgesehen.
Eigentlich schon. Sobald Du den Hauptfokus des Settings vom Mythos weg nimmst, hast Du kein CoC-Rollenspiel mehr, sondern ein anderes Rollenspiel mit etwas eingemixten Cthulhu-Mythos.
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