Autor Thema: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten  (Gelesen 7496 mal)

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Offline Joerg.D

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Re: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten
« Antwort #50 am: 20.08.2006 | 20:18 »
Also ich mag PE, aber viele der hier gegebenen Beispiele sind für mich kein PE sondern einfach eine Spielerleichterung für den SL. Etwas was ich als Players Support bezeichne.
So etwas ist sehr schön und verleit dem Spiel mehr Farbe.

Eines meiner klassischten Beispiele für PE ist ein Geschichte mit der Der Preacher seine Freunde gerne öfter mal unterhält:
Da wird in einer Situation darüber geredet wer über diese spezielle Sache Informationen geben kann.

Einer der Spieler empowert jetzt etwas Plottrelevantes:
"Da gibt es diesen unglaublich fetten Samoaner Tini Tim, der weiß da etwas drüber..."
Die Geschichte entwickelt sich weiter und Tini Tim wird von dem Erfinder mit einem Charakter und Eigenarten ausgestattet.

Wirkliches PE war nur die Entscheidung, das Tini Tim etwas weiß, der Rest ist color oder das was ich Players Support nenne. Die Spieler unterstützen ihren SL, übernehmen NSCs, colerieren die Welt und bauen Atmosphäre auf.

Dabei kann der SL immer ein Veto einlegen (was ich für spieltechnisch unklug halte), oder die Tatsache benutzen und ausbauen, bzw nachträgliche Fallstricke einbauen.

Ein gutes Beispiel für PE der in PS übergeht hat Slobo mal euf einer 7te See Runde bei mir gebracht.
Sein Charakter sprang aus dem ersten Stock um einen wütenden Herren zu entgehen. Oben war Er schon entwaffnet worden.
Also empowerte Slobo, das Er sich eine Kanne zum Auffüllen der Öllampen schnappte, die dort unten rumlag.
Er goss den Inhalt in die Richtung des Ihn verfolgenden wütrenden Herren und beschrieb, wie Er sich das Rapier eines Gastes schnappte, der sich unter einen Tisch verkrochen hatte.
Bis hier hin hatte Slobo schon empowert, aber nur sinvolle Sachen eingebracht, gegen die ich kein Veto einlegen wollte.
Dann beschrieb Er wie der Angreifer in der Pfütze aus petrolium ausrutschte und wild auf Eisenländisch fluchte, Er stattete den Eisenländer mit einem Freiburger Akzent aus und beschrieb Ihn sehr genau. Das war für mich kein PE mehr, sondern PS. Es hatte nix mit dem Plott oder dem Abenteuer ansich zu tun, es war einfach nur color.

Eines der klassischten Beispiele wie sehr man sich an PS gewöhnen kann ist Ludovico mal passiert. Er beschrieb, wie sein Zwerg einem Angreifer Bier ins Gesicht schüttete um Ihn dann anzugreifen.
Er war es von mir gewöhnt, das so etwas unter Farbe läuft. Er schafft das mit dem Bier, hat aber außer der Detailfülle keinen Vorteil davon.
Unser SL sah das aber anders, Er wollte zwei Trefferwürfe, einen fürs Bier, einen für den Angriff. Ludovico merkte an, das Er das ganze nur als nettes Detail für eine gute Beschreibung gedacht hätte und konnte es nicht verstehen, das der SL darauf nicht einging.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Preacher

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Re: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten
« Antwort #51 am: 21.08.2006 | 10:22 »
Eines meiner klassischten Beispiele für PE ist ein Geschichte mit der Der Preacher seine Freunde gerne öfter mal unterhält:
Da wird in einer Situation darüber geredet wer über diese spezielle Sache Informationen geben kann.

Einer der Spieler empowert jetzt etwas Plottrelevantes:
"Da gibt es diesen unglaublich fetten Samoaner Tini Tim, der weiß da etwas drüber..."
Die Geschichte entwickelt sich weiter und Tini Tim wird von dem Erfinder mit einem Charakter und Eigenarten ausgestattet.
Das ist vor allem ein Beispiel für komplett unreglementiertes und unstrukturiertes PE.

Die meisten Beispiele hier beziehen sich, soweit ich das vom Überfliegen sehen kann außerdem nicht auf "echtes" PE, sondern auf Color und ein paar Erleichterungen für den SL. Bei "echtem" PE kann man auch wirklich Plotverändernde Dinge einbringen - ich sag nur Inspectres oder PtA (das Scene Framing würd ich da eindeutig drunter fallen lassen): Hier sind die Eingaben des Spielers richtungweisend für den Plot, haben wirklich substantielle Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte statt nur Details einer Szene mit mehr Farbe zu versehen.

Von daher ist PE nicht gleich PE. Und ohne Mechanismen die das ganze regulieren kann "echtes" PE auch ziemlich in die Hose gehen. Hat im von Jörg zitierten Beispiel geklappt, kann aber auch scheitern, wenn zum Beispiel die Ideen eines Spielers aufgenommen werden, die eines anderen dagegen nicht. Erzeugt Frust, weil man so doch wieder nur der Willkür des SL unterworfen ist - da kann man sich das PE auch gleich sparen.

Im Beispiel hat das sehr gut geklappt, weil die Chemie in der Runde sehr gut war und man sich auf einem gemeinsamen Level bewegte. Das ist aber leider nicht die Regel - und dann braucht man schon Unterstützung, wenn man ein bischen mehr empowern will als einen Kronleuchter an der Decke.

Ludovico

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Re: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten
« Antwort #52 am: 21.08.2006 | 17:38 »
Okay, ich habe PE immer in etwa so definiert:
"Der Spieler hat die Möglichkeit, die Spielwelt außerhalb seines SCs mit Mitteln zu beeinflussen, die sonst nur dem SL zur Verfügung stehen. Wie viel Einfluß die Spieler haben, hängt vom Gruppenkonsens ab."

Also demnach wäre das, was Jörg als Player Support bezeichnet, nach dieser Definition eine Form des Player's Empowerement.

Ich gebe allerdings gerne zu, daß ich kein Theoretiker bin und mir diese Theorie nur das zusammenfaßt, wie ich die Sache sehe und nicht, wie die anerkannte Theorie sie sieht.

Preacher

  • Gast
Re: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten
« Antwort #53 am: 21.08.2006 | 17:54 »
Jo, ich glaube, so falsch liegst Du mit der Definition nicht. Meine Auffassung ist da nur etwas strenger - für mich gibt "echtes" PE den Spielern wesentlich tiefgreifendere Rechte als das, was Du beschreibst. Ist aber auch nur ne Ansichtssache schätze ich - klar ausdefinieren, ab wann man es denn nun PE nennt müssen wir das für mich nun wirklich nicht zwingend ;)

Offline Joerg.D

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Re: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten
« Antwort #54 am: 21.08.2006 | 18:30 »
Wenn man von Players Empowerment redet solte man von der Definition im Sinne der Forge oder von Ihrer Auslegung durch Fredi ausgehen:

So Leute, ich mach hier mal kurz die Definitionspolizei.

Player Empowerment und alternative Möglichkeiten der Verteilung von Erzähl- und Einflussrechten hat nichts mit Narrativismus zu tun!

Player Empowerment (PE) herrscht, wenn die Spieler spielbezogene Entscheidungen aus Bereichen, die im „Normalen“ Rollenspiel ausschließlich dem Spielleiter zustehen, gegen den Willen des Spielleiters durchsetzen können.
Zum Bereich, der normalerweise ausschließlich dem SL untersteht gehören unter anderem: Erschaffung und Kontrolle der Spielwelt (außerhalb der SC), Kontrolle der NSC, Oberste Schiedsinstanz und Regelinterpret, Scene Framing, Gegner der Spieler, u.a.
Player Empowerment stellt dabei eine Dimension dar, die von kein PE (klassischer Spielleiter, Spieler sind in keinem Bereich zu Entscheidungen ermächtigt) bis zu völligem PE (kein SL mehr) reicht.

Narrativismus auf der anderen Seite ist prinzipiell Prämisse. Also wenn im Spiel eine Prämisse vorkommt und auf dem zentralen Bestandteil des Spiels bildet (Gaaanz knapp. Bitte hier keine großen Diskussionen zu den Begriffen).

Narrativismus ist durchaus ohne Player Empowerment möglich. Wichtig ist allein, dass die Spieler die für den Kern des Spiels (also die Prämisse) wichtigen Entscheidungen treffen können. Die Spieler müssen also die Möglichkeit haben, die durch die Prämisse gestellte Frage durchs Spiel zu beantworten. Und das geht auch zu 100% durch reine In-Character Aktionen.
(Btw: diese Aussage, dass die Spieler in der Lage sein müssen, die für den Kern des Spiels wichtigen Entscheidungen zu treffen, gilt auch für die anderen Arten zu spielen. Nur ist der Kern da eben nicht die Prämisse)

Beispiele für Narrativismus ohne Player Empowerment sind z.B. Sorcerer oder HeroQuest. HQ hat in seiner Reinform gar kein Player Empowerment, Sorcerer nur die Kicker, die ich persönlich gar nicht als PE zählen würde, da die Hoheit über die Hintergrundgeschichte des Charakters in fast allen Spielen auf Seite der Spieler liegt. Dementsprechend geht Nar ohne PE schon und zwar auch sehr gut. Der SL muss nur genau darauf achten, dass er die „Knackpunkte“ der Spieler trifft und nicht an ihnen vorbeileitet. Aber das gilt ja bekanntlich auch für jeden anderen Spielstil.
Allerdings ist Nar bekanntermaßen oft mit PE verbunden. Aber das liegt wohl einfach am Geschmack der Designer der Schmiede. Ach, was red ich: es liegt natürlich daran, dass Nar und PE überhaupt das allergeilste sind und besser als alles Andere und … öhm. Ich muss weg. ;D
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Ludovico

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Re: Warum SLs Player Empowerement fördern sollten
« Antwort #55 am: 21.08.2006 | 23:02 »
Also dieser Teil
Zitat
Player Empowerment (PE) herrscht, wenn die Spieler spielbezogene Entscheidungen aus Bereichen, die im „Normalen“ Rollenspiel ausschließlich dem Spielleiter zustehen, gegen den Willen des Spielleiters durchsetzen können.
Zum Bereich, der normalerweise ausschließlich dem SL untersteht gehören unter anderem: Erschaffung und Kontrolle der Spielwelt (außerhalb der SC), Kontrolle der NSC, Oberste Schiedsinstanz und Regelinterpret, Scene Framing, Gegner der Spieler, u.a.
Player Empowerment stellt dabei eine Dimension dar, die von kein PE (klassischer Spielleiter, Spieler sind in keinem Bereich zu Entscheidungen ermächtigt) bis zu völligem PE (kein SL mehr) reicht.

stellt die forgige Definition des PE dar, oder? Wenn ja, dann ist das gar nicht so weit von meiner Definition entfernt. Cool!

Wenn der Rest auch noch PE definiert, muß ich zugeben, daß ich PE nicht verstehe.