Autor Thema: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka  (Gelesen 1882 mal)

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Gearloose

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[Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« am: 4.01.2007 | 19:53 »
Hallo!

Kurz vor Weihnachten habe ich eine Partie Randpatrouille geleitet.

Die Vorbereitung ging recht schnell von der Hand.  Die Regeln sind in ihrer Kürze schnell gelesen und dank der Spielleitertipps bekommt man schnell ein interessantes Abenteuer zustande. Besonders hilfreich war dabei für mich der Ideologie-Abschnitt in den Regeln, der vielfältige Inspiration liefert die Stimmung zwischen den Fraktionen etwas aufkochen zu lassen.  Außerdem habe ich bei den Spielberichten hier im Forum gespickt.

Die Ausgangssituation war folgende:

Auf dem Rand gibt es eine wahnsinnig luxuriöse Ferienanlage für Stinkreiche. Sie ist aber nur Tarnung für eine unterirdische Fundstelle von Artefakten der 2V-Zivilisation. In der Ferienanlage arbeiten haufenweise Menschen von einem nahegelegenen Planet. Sie wurden mit falschen Versprechen angelockt und werden jetzt ausgenutzt. Die Bewohner des Planeten finden das nicht witzig und führen Anschläge auf die Versorgungsrouten und die Touristen von New Eden aus. Dazu kommt noch, dass die gefundenen Artefakte an den Rat der Räte verkauft werden. Deshalb befindet sich ein Rat-Agent auf New Eden.

Das Setting hat die Spieler schnell dazu inspiriert, ein Raumschiff zu erschaffen. Wie auch in den anderen Spielberichten entschieden sich die Spieler für ein Rat-Raumschiff, die "Eiserne Varushka". Die Varushka war früher eine fliegende Erzverhüttungsanlage, der man für den Krieg ein paar Waffen eingebaut hat. Sie ist jetzt gnadenlos unterbesetzt und vor allem die riesigen Verhüttungsanlagen sind verlassen. Dank des Fragenkatalogs konnten sich alle Spieler schnell ein Bild des Schiffes machen.

Außerdem regte ich noch eine Ausarbeitung des Shuttles an. Auf meinen Vorschlag hin entschieden sich die Spieler für ein modernes Allianz-Shuttle, die "Freedom Eagle". Sie stellte sich später (das war unbeabsichtigt) als recht nützlich heraus.

Die Charaktererschaffung ging ebenfalls problemlos über die Bühne.

Das Abenteuer begann damit, dass die Varushka den Auftrag erhielt, verdächtige Flugbewegungen in der Nähe des Randes zu untersuchen. Man traf relativ schnell auf ein kleines modernes Schiff und wurde kurz darauf Zeuge seiner Zerstörung durch ein weiteres Schiff. Der Kommandant befahl, die Verfolgung aufzunehmen und mit einem schwachen Erfolg konnte die Varushka den Angreifer stellen. Die Angreifer stellten sich als Bewohner eines nahegelegenen Planeten heraus, dessen Bewohner in einer Ferienanlage, "New Eden", in Sklavenartigen Verhältnissen zur Arbeit gezwungen werden. Mit Angriffen auf die Touristenschiffe erhoffte man sich, New Eden zu ruinieren und somit die Brüder und Schwestern zu befreien.

Die Terroristen wurden in den Arrest gesteckt und Die Brückenbesatzung entschied, eine verdeckte Ermittlung durchzuführen. Die Varushka versteckte sich einige Lichtminuten entfernt, während das Außenteam mit dem (zum Glück) modernen Shuttle als Touristen getarnt, sich auf den Weg nach New Eden machte.

Während des Briefings gab es relativ wenig Meinungsverschiedenheiten. Die Spieler sprachen aber meist brav mit Akzent und es gab einige Sticheleien zwischen den Fraktionen. (Der Kommunikationsoffizier sprach mit furchtbarem Amerikanischem Akzent, darauf der Kommandant: "Ich chaabe Sie niicht verstaanden, gäben sie siich mähr Mühe mit ihrem Akzeent!")

Das Außenteam bezog auf New Eden quartier. Man teilte sich auf: Der allianz-Sicherheitssoldat bestellte eine Massage und bekam etwas mehr, als er erwartet hatte. Die beiden Ratsmitglieder im Außenteam besuchten ein Konzert um festzustellen ob sich bekannte Persönlichkeiten unter den New Eden-Gästen befinden. Dabei wurden sie vom Rat-Agenten angesprochen, der ihnen die Situation mit den Artefakten erklärte und betonte, wie sehr es im Sinne des Rates wäre, die Situation zu belassen wie sie ist.

Am nächsten Tag (und während der nächsten Session) spricht das Außenteam einige Putzkräfte an und es stellt sich heraus, dass sie (und viele andere Arbeiter) wirklich schlecht behandelt wurden.

Das Außenteam nahm über die stationseigene SAL-Kommunikationsanlage  Kontakt zur Varushka auf. Dabei gab es einen Konflikt, ob der Leiter des Außenteams (Allianz-Arzt) oder ein Ratsmitglied es schafft, sich zum Schreiben der Nachricht vorzudrängeln. Der Arzt gewinnt und somit weiß erfuhr der Kommandant (noch) nichts vom Artefaktschmuggel.

Die Brückenbesatzung entschließt sich zum Eingreifen, die unfreiwilligen Arbeiter sollen in ihre Heimat ausgeflogen werden. Die Varushka geht über New Eden in Position und stellt ein Ultimatum ("Sie chaben  genau 23 Minuten Zeit!") um mit den Arbeitern sprechen zu können. Die Aufforderung der Stationsleitung, sich doch lieber um das Terroristenpack zu kümmern und das friedliche Ferienparadies in Ruhe zu lassen wurde ignoriert. Dabei gab der Kommandant preis, dass sich getarntes Außenteam auf der Station befand.

Gegen Ende des Ultimatums steigen drei Raumschiffe von New Eden auf und greifen die Varushka an. Die Varushka zerstört die Energieversorguung der Station und wendet sich dann den Angreifern zu. Nach einem Ausfall der Waffensysteme überlastet der Navigationsoffizier die Manövriertriebwerke und rammt die Angreifer. Kritischer Erfolg, alle Zerstört. Die Varushka ist jetzt allerdings ohne Waffen und manövrierunfähig.

Auf dem Boden wurde das Außenteam von einer Gruppe Rausschmeißer besucht und zur Abreise aufgefordert. Das Team widersetzte sich und konnte sich nach einem Feuergefecht in das unterirdische Versirgungssystem zurückziehen. Dort sammelte man die Arbeiter um sich und verschanzt sich zunächst in einem Waschraum. Derweil beginnen einige der reichen Touristen mit der Flucht von New Eden, die von der Varushka nicht verhindert werden kann. Es gibt eine unterirdische Explosion in New Eden. Bei den Spielern klingeln die richtigen Glocken, dass es etwas mit den 2V-Artefakten zu tun hat.

Mit Hilfe der Arbeiter bringt das Außenteam dann die Luftschleuse der Station nach einem Kampf unter seine Kontrolle und verhindert weiteres Fliehen der Touristen. Wie sie später feststellen müssen, ist der Besitzer von New Eden aber bereits verschwunden und kann nicht zur Rechenschaft gestellt werden. Die Ratsangehörigen im Außenteam überzeugen den Kommandanten, die weiteren Untersuchungen eher knapp ausfallen zu lassen, und nachdem keine weiteren Verstöße gegen Menschenrechte, sowie ein geheimnissvoller, verschütteter unterirdischer Gang entdeckt wurden befiehlt er den Abbruch der Mission. Das Abenteuer endet damit, dass die Varushka sich auf den Weg macht, die Arbeiter auf ihren Heimatplaneten zu fliegen.

Die Spieler, vor allem der Kommandant waren sehr Pflichtbewußt. Die Mission hatte in den meisten Fällen deutlichen Vorrang gegenüber den Interessen der eigenen Fraktion. Hier gab es also bis auf die Sticheleien nur minimale Konflikte. Der Grund liegt wahrscheinlich in der bisherigen Rollenspielerfahrung der Spieler, bei der es immer um Zusammenarbeit ging.

Kritik am System gibt es von mir und meinen Mitspielern kaum, das meiste ist toll. Abgesehen vom Erwähnten war die Namensliste sehr hilfreich. Ein kurzer Blick darauf hat in mehreren Notlagen geholfen.

In den Regeln wären Teilweise mehr Beispiele wünschenswert. Auch und gerade im Ideologie-Abschnitt. Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Hilfe zur Vorbereitung. Die Überlastungsregel ist meinem Eindruck nach extrem Riskant für die Spieler. Vielleicht könnte man entweder das Risiko der Systemzerstörung abschwächen, oder den Vorteil durch die Überlastung vergrößern (z.B. zwei zusätzliche Würfel statt nur einem).

Was ich mir als SL noch wünsche, ist eine Hilfestellung bei der Festlegung der Schwierigkeit von Konflikten. Und mit dem Maximum von drei Würfeln kam es häufig vor, dass die Spieler kaum verlieren konnten. In einigen Fällen, wo Spieler zusammen gearbeitet haben, habe ich mehr als drei Würfel geworfen (und trotzdem verloren).

Das Fazit ist jedenfalls: Ganz tolles Spiel! :d Wir hatten zwei Abende lang eine Menge Spaß, und eine Fortsetzung ist im Gespräch. Ich würde mir wünschen, dass die Entwicklung von Randpatrouille weiter geht und das ganze zu einem fertigen Spiel wird.

Offline Jens

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Re: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« Antwort #1 am: 9.01.2007 | 09:56 »
Gibt das Spiel auch dieses Feeling der alten, etwas schlechten Sci-Fi Filme wieder? Ich glaub, das muss ich mal ausprobieren, scheint ja echt geil zu sein :D

Offline [tob]ias

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Re: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« Antwort #2 am: 10.01.2007 | 01:53 »
In der Tat. Das klingt wirklich interessant. Ich werde mir das ausgedruckte Randpatroullie jetzt gleich nochmal was ansehen. Auch wenn mich etwaige Spieler wahrscheinlich eher drängen würden mal Star Wars zu leiten ;).

edit: Danke für den Bericht! Sowas lese ich immer sehr gerne :).
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Gearloose

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Re: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« Antwort #3 am: 11.01.2007 | 17:58 »
Gibt das Spiel auch dieses Feeling der alten, etwas schlechten Sci-Fi Filme wieder?
Bei uns hat es genau das getan. Ich denke, das kommt von der Technik, die eben der aus alten Sci-Fi Filmen entspricht. Alles ist etwas gröber und robuster, als es selbst heutzutage der Fall ist. Dazu kommt noch das (ebenfalls veraltete) Gegensatzpaar "Amis vs. Russen". Übertrieben klischeebeladene Filme sind ja auch nicht mehr "in".

edit: Danke für den Bericht! Sowas lese ich immer sehr gerne :).
Gern geschehen. :)

Offline [tob]ias

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Re: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« Antwort #4 am: 12.01.2007 | 00:11 »
Dein Bericht ist mit Schuld daran, dass ich jetzt endlich auch mal Randpatroullie gelesen habe und nun damit liebäugle, davon mal n One-Shot zu leiten in n paar Wochen ;).
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Offline Jens

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Re: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« Antwort #5 am: 12.01.2007 | 00:50 »
Ja, man hat viel zu tun in nächster Zeit, was? Schade eigentlich :(

Pyromancer

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Re: [Randpatrouille] Die Eiserne Varushka
« Antwort #6 am: 15.01.2007 | 10:31 »
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht!

Die Spieler, vor allem der Kommandant waren sehr Pflichtbewußt. Die Mission hatte in den meisten Fällen deutlichen Vorrang gegenüber den Interessen der eigenen Fraktion. Hier gab es also bis auf die Sticheleien nur minimale Konflikte. Der Grund liegt wahrscheinlich in der bisherigen Rollenspielerfahrung der Spieler, bei der es immer um Zusammenarbeit ging.

Ja, die Gefahr besteht, dass die Spieler auf einmal nur noch "den Auftrag erledigen" wollen. Ich hab meiner ersten Testspielgruppe Randpatrouille als "Paranoia im Weltall" verkauft (was ja eigentlich nun nicht wirklich 100%ig passt), und die waren am Anfang fast zu viel damit beschäftigt, sich gegenseitig zu sabotieren. Und trotzdem, mitten in der dritten Sitzung fangen sie auf einmal an, quer über Fraktionengrenzen hinweg zu beraten, wie sie denn nun am besten "den Auftrag erledigen". Ich meinte dann nur: "Äh, was genau macht ihr da eigentlich gerade?", worauf sie wieder zur Besinnung kamen. Die Kuppelstadt hat inzwischen Antrag auf Aufnahme in den Rat der Räte gestellt. *g*

Zitat
Die Überlastungsregel ist meinem Eindruck nach extrem Riskant für die Spieler. Vielleicht könnte man entweder das Risiko der Systemzerstörung abschwächen, oder den Vorteil durch die Überlastung vergrößern (z.B. zwei zusätzliche Würfel statt nur einem).

Eigentlich ist der Mechanismus auch nur für letzte, verzweifelte Manöver im "Endkampf" gedacht. Und da ist es dann auch nicht mehr so schlimm, wenn das System kaputtgeht. *g*

Zitat
Was ich mir als SL noch wünsche, ist eine Hilfestellung bei der Festlegung der Schwierigkeit von Konflikten.

Das steht auf meiner Wunschliste auch ganz oben. Dieses "der SL legt die Schwierigkeit willkürlich fest" ist mir eigentlich zutiefst zuwider. Die beste Idee, die ich dazu bisher hatte war, dass in der ersten Hälfte des Abenteuers die Schwierigkeit immer 2, und in der zweiten Hälfte immer 3 ist. Ganz glücklich bin ich damit aber nicht.

Zitat
Und mit dem Maximum von drei Würfeln kam es häufig vor, dass die Spieler kaum verlieren konnten. In einigen Fällen, wo Spieler zusammen gearbeitet haben, habe ich mehr als drei Würfel geworfen (und trotzdem verloren).

Die alten Zusammenarbeits-Regeln sind auch nicht mehr aktuell. In der neuen Version wird das über Teilkonflikte gelöst, die dann evtl. einen Bonus auf den Gesamtkonflikt liefern. Besonders Raumschiffkämpfe werden dann hoffentlich spielbar.