Thema: Was ist Cthulhu und was könnte es sein?

[Dash Bannon]

der Jens ist Schuld (siehe den 'Sarg ohne Leiche' Thread..er hat da ne Frage in mir aufgeworfen)

also Leute, beschreibt doch einfach mal (oder lasst es..ich zwing euch zu nix) wie Call of Cthulhu eurer Meinung nach ist und wie es sein könnte.

Also..welche Stimmung entsteht für euch beim Lesen der Regeln, der Abenteuer..welche Erfahrungen habt ihr mit dem Spiel gemacht (vielleicht habt ihr bei verschiedenen Gruppen mitgespielt, auf Cons gespielt...). Wie spielen die meisten das Spiel?


und viel wichtiger
wie müsste CoC sein, damit es so richtig rocken würde?
und mit rocken meine ich nicht 'fette Action' oder 'ich erwürge die grossen Alten mit meinen Schnürsenkeln' sondern..wie sollte CoC sein damit es echt gut wäre?
oder ist es das schon?

[CrazyDwarf]

Also meiner Meinung nach ist es das schon. Mich stört wirklich nichts an den aktuellen Regeln oder am Setting. Um ehrlich zu sein haben für mich die Regeln genau die richtige Komplexität um nicht übermäßig grob oder was schlimmer wäre - da es doch den Spielfluss, der IMHO bei Cthulhu das wichtigste ist - zu kompliziert.

[Medizinmann]

Ich habe bisher nur die schlechtesten Erfahrungen mit CoC gemacht
unflexible SLs,Railroading und der schnelle Zerfall von Charackteren und der Lust weiterzuspielen.
Ich habe es sowohl 2x in unseren eigene Runden als auch 3-4 x auf Cons gespielt

mit enttäuschtem Tanz
Medizinmann

[Tom]

Das Du da enttäuscht bin kann ich nachvollziehen. Aber nicht immer liegt die Schuld am System oder den Abenteuern. Es gibt per se keine Definition wie Cthulhu sein muss. Keine Richtlinien, nichts. Jede Gruppe spielt es anders und so wie sie Spass hat.
Cthuloide Stimmung auf Cons zu erzeugen ist meist besonders schwer.
Aber vielleicht sieht man sich mal auf einem Con und dann würde ich Dir gerne zeigen das Cthulhu auch stimmungsvoll und spannend gespielt werden kann.

[Blizzard]

Bei Cthulhu muss ich irgendwie immer an Prisoner of Ice denken. So in etwa stelle ich mir (gutes!) Cthulu vor.

Ich kenne die Regeln nicht, und das System nur grob, hab aber mal auf nem Con eine Runde mitgespielt. Bei einem SL, der von Spielern in den höchsten Tönen gelobt wurde.Ein SL, bei dem relativ schnell 10 Spieler auf der Liste standen, auch wenn 5 das Maximum waren. Ich hab eigentlich nur deshalb mitgespielt, weil sie noch einen Spieler brauchten...und was dann folgte war wirklich der Horror(allerdings im negativen Sinne).

Gespielt wurde das AB "Tod an Bord", und der SL sass da und hat die ganze Zeit nur aus seinem doofen Buch abgelesen.
Das lief dann ca. so ab: " Was hast du vor?"
Ich: " Ok, dann geh ich mal in die Küche..."
SL:" ok, du gehst in die Küche..." *blätter,blätter,blätter*..."und da siehst du" ...*blätter,blätter,blätter*...."den Koch und"..." *blätter,blätter,blätter*...."einen kleinen Jungen, der"....*blätter,blätter,blätter*...."neben dem Koch steht und"....*blätter,blätter,blätter*..."sich mit dem Koch unterhält."

Und dann weiss ich nur noch, dass irgendwas Böses in einer Kiste war, und wir genau eine Möglichkeit hatten, zu verhindern, dass es ausbricht. Die haben wir nicht genutz, nicht erkannt, whatever...
am Schluss haben sich unsere Charaktere gegenseitig umgebracht. Warum das so war konnte mir der SL net erklären (" Weil das eben in Cthulu so is" war seine Erklärung) und so warte ich bis heute darauf

Ich weiss ja, dass Cthulu sich auf die Fahnen geschrieben hat, subtilen Horror zu vermitteln, aber das war nicht mehr subtil, das war schon spröde und sozusagen sterbenslangweilig.Vielleicht sind unsere Charaktere ja daran gestorben(an Langeweile-jetzt wo ich so nochmal darüber nachdenke)

Naja, mir ist die Lust auf CoC seither gründlich vergangen

[Tom]

Oh Mann, gerade Tod an Bord ist ein sehr stimmungsvolles Abenteuer. So wie es aussieht war der SL denkbar schlecht vorbereitet. Ich hoffe doch sehr das es nicht auf einem Con in einer Supportrunde war. 

[Blizzard]

Ich hoffe doch sehr das es nicht auf einem Con in einer Supportrunde war. 

ich wüsste jetzt nichts darüber, dass der SL Supporter ist/war...

[Tom]

Das beruhigt mich dann doch ganz ungemein. Falls wir uns mal auf einem Con begegnen und Du Cthulhu noch eine Chance geben willst... 

[Blizzard]

kommst du zum Teck-Con?

[Roland]

Es gibt per se keine Definition wie Cthulhu sein muss. Keine Richtlinien, nichts.

Un das ist eins der größten Probleme von Cthulhu. 

[Meisterdieb]

Naja, es gibt eigentlich bei keinem System ein Vorgabe, wie das spiel sein muss, meistens nur ein "sollte", also wie sieht das "ideale" Spiel aus (aber auch hier ist "ideal" nur die Vorstellung der Entwickler).

Cthulhu sollte eine Mischung aus Grusel und Horror sein. Wie genau diese Mischung aussieht, hängt dann von den persönlichen Vorlieben des SL und der Spieler ab. Ebenso, wie ausführlich/komplex Investigation und Rollenspiel in Erscheinung treten.

Es ist immer schade, wenn andere schlechte Erfahrungen in einem System gemacht haben, welches einem persönlich nur schöne bereitet hat.
Ich kann da nur hoffen, dass dir trotzdem nicht die Neugier auf dieses RPG abhanden gekommen ist, denn Cthulhu gehört - für mich- zum Besten, das es gibt.

[Bitpicker]

Ich finde CoC klasse, aber: ich spiele es mit meinem eigenen (allerdings von CoC inspirierten) System und vornehmlich mit selbst geschriebenen Abenteuern. Gegen die Regelmechanismen an sich habe ich eigentlich nichts, es war mir nur nicht stromlinienförmig und universell genug, um auch anderswo eingesetzt werden zu können, und es hatte ein paar kleine Problem im Bereich Plausibilität, z.B. Skills mit idiotischen Startwerten.

Die mir bekannten Abenteuer haben oft eine zu hohe Sterblichkeitsrate und haben, was aber in der Natur der Sache liegt, keinen Seriencharakter. Es gibt einfach oft zu viele Mythosbegegnungen darin an Stellen, wo Andeutungen auch reichen würden. Mit dem mangelnden Seriencharakter meine ich, dass man kaum eine Möglichkeit hat, aus den Abenteuern zusammenhängende Kampagnen zu bauen, die mehr sind als nur eine lose Aneinanderreihung von mythos-inspirierten Ereignissen. Das ist aber ein generelles Problem veröffentlichter Abenteuer in allen Systemen, insbesondere, da sie natürlich nicht den Charakteren auf den Leib geschneidert sein können.

Robin

[Tom]

kommst du zum Teck-Con?

Hab ich noch nicht entschieden, da ich meinen Terminplan bis dahin noch nicht kenne. Wäre aber im Bereich des möglichen. Vor Ort würde ich dann natürlich, wie immer, Cthulhu anbieten. 

[Jens]

Aha ich wars? Okay dann sag ich dir mal wie CoC sein sollte:
Setting und System müssen nicht geändert werden. Die sind schon so ganz gut.
Die Art der Abenteuer oder mancher SLs muss geändert werden. Railroading ist NICHT essentiell für Horror (wie Eismann und ich zuletzt festgestellt hatten) und das, was man an den Abenteuern ändern muss (was ich leider auch erst seit einem Dreivierteljahr so praktiziere) ist, dass die Charaktere von selbst neugierig werden sollen. Das liegt auch an der Einstellung der Spieler. Wenn sie sich selbst immer tiefer reinwagen, dann erzeugt es um so mehr Stimmung. Klar, CoC ist für "Stimmung" gedacht und kein "ARS" wie manch einer es propagiert - aber diese Stimmung muss nicht nur vom SL ausgehen.

Die Rolle des SL ist da eine sehr prekäre. Versucht er zum Erzählonkel zu werden, gehts mächtig den Bach runter. Meistens jedenfalls (ich habs zweimal geschafft bisher... an den Anfängen...). Vielmehr sollte er für Anregungen zuständig sein und die Imagination der Spieler ansprechen, ankurbeln, sie selbst machen lassen. Da muss man zwar relativ geschickt mit Worten umgehen können.

[Vanis]

Auch wenn ich es nicht mehr spiele, find ich Cthulhu echt spitze. Es ist für mich so, wie Rollenspiel sein sollte. Man spielt einen Menschen, keinen Abenteurer, keinen Helden, einfach einen Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen.

Stimmung kann man bei Cthulhu auf der einen Seite einfach, auf der anderen aber auch schwerer Erzeugen als bei anderen Rollenspielen. Man spielt in den 20ern oder eben in der Gegenwart. Man hat einen direkteren Bezug zur Handlung, man kann sich einfacher in die Lage der Charaktere versetzen als in anderen Hintergründen. Schwerer wird es, wenn die Spieler schon öfter Cthulhu gespielt haben. Es muss halt die Bereitschaft vorhanden sein, sich eben nicht auf das Kommende durch die Charakterwahl schon vorzubereiten.

Wenn ich einfache Menschen on Cthulhu spiele, kann es immer wieder reizvoll sein. Viele der Abenteuer gehen aber leider immer in eine Richtung: Verdacht Mythos - Suche Mythos - zerstöre Mythos. Man muss sich da schon die guten rauspicken.

[Greifenklaue]

Hmm, Railroading. Natürlich gibt es sowas in vielen Kaufabenteuern, so auch Cthulhu.

Doch zumeist hab ich eher das Gefühl, dass mir ein nettes Abenteuer mit viel Hintergrund geliefert wird und ich nun daraus was machen darf / kann / ...

Und wem die Abenteuer zu gerailroded sind, bekommt mit den Quellenbüchern gutes, fluffiges Material, welches Anregung zu vielen Abenteuerideen gibt - die dann nach den Wünschen des Meisters gestaltet sind.

Aber vielleicht noch was zu dem, wie Cthulhu sein kann: Wenn das Mehl zur Waffe wird. Fand ich sehr humorig.

[Medizinmann]

....oO(OK auf meine Einkaufsliste kommt Mehl, eine 45er und ein stumpfer Spiegel.
den Rest hab Ich )

mit Tanz zum HutHutHut
Medizinmann

[Plansch-Ente]

Cthulhu ist perfekt so wie es ist! Die Regeln nicht zu komplex und nicht zu lasch. Gefahr ist das was es ist: Gefahr! Die Stimmung die aufkommt in einem Abenteuer ist großartig! Wichtig für Cthulhu sind meines erachtens der richtige Einsatz von Musik und (noch besser) Soundeffekten. Zumindest ohne Musik könnte ich mir Cthulhu nicht vorstellen - da wäre es mir zu trocken. Ich weiß noch wie ich mich damals bei meinem ersten Cthulhu-Abenteuer erschreckt habe, als unser Spielleiter den Sound einer berstenden Fensterscheibe in den völlig stillen Raum einspielte...HAMMER!

Was könnte man also verbessern? Bei den Kaufabenteuern sollten extra aufs Abenteuer zugeschnittene Musikstücke und Soundeffekte beiliegen. DAS wäre der Hammer!

[Meisterdieb]

Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute das mit dem Mehl und den Sturmtruppen wirklich ernst gemeint haben.
Obwohl... mir hat ein Spieler auf nem Kon mal erzählt, dass sie bei Cthulhu Now mit Kampfjets auf die Great Old Ones losgehen...
Dieser Spieler hatte auch ein extrem magisches Uber-Schwert dabei (ja, wir reden hier immer noch von CoC und nicht D&D...)

Mit Ambientemusik haben wir gemischte Erfahrungen gemacht. Kann super passen, aber sollte wirklich mit sehr viel Bedacht und Sorgfalt gewählt werden.

[Plansch-Ente]

Ich habe mit Musik grundsätzlich positive Erfahrungen gemacht...Cthulhu ohne Musik und Sounds? Ohne mich!

[Tom]

Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute das mit dem Mehl und den Sturmtruppen wirklich ernst gemeint haben.

Nun zufällig kenne ich den Spieler mit dem Mehl. Und ich kann Dir versichern das es ernst gemeint ist. 

[Rasumichin]

Aber vielleicht noch was zu dem, wie Cthulhu sein kann: Wenn das Mehl zur Waffe wird. Fand ich sehr humorig.

 -ARS?
Das Beispiel in der Einleitung fand ich auch noch lustig, aber als ich dann Sätze wie "Abart des Brettspiels, in der Emotionen keine Rolle mehr spielen" lesen musste, ist es mir dann dann doch zu bunt geworden.
Kann ich gar nicht drauf, auf solche Äußerungen.

[Greifenklaue]

Du meinst:

Was bleibt ist dann nur noch eine rudimentäre Form des Rollenspiels, eine Abart des Brettspiels, bei der Geschichte und auch Emotion keinerlei Rolle spielt, sondern lediglich der Sieg der eigenen Spielfigur.

Genau das kritisiert der Autor ja.

Aber Du hast natürlich recht, dass es im Cthulhu-Forum zwei ARS'ler sind, die den Autoren zu seinem (Gegen-)Artikel veranlasst haben...

[Rasumichin]

Genau das kritisiert der Autor ja.

Und ich kritisiere ja, dass er das auf die Art kritisiert.


Von mir aus kann jeder so viel "Stimmungsspiel" machen, wie er will, aber sich wegen seines Ansatzes für nen "besseren Rollenspieler" zu halten oder gar ARSern prinzipiell abzusprechen, dass sie überhaupt Rollenspiel im engeren Sinne betreiben (beliebteste Variante : "Spiel doch WoW") geht mir ziemlich gegen den Strich.

Ich erzähl ja auch keinem Partizipationisten-SL, er solle seiner Gruppe besser aus nem Roman vorlesen und dann dafür ExP verteilen.
Weil es einfach ein unpassender Vergleich wäre.

[Greifenklaue]

Und ich kritisiere ja, dass er das auf die Art kritisiert.


Von mir aus kann jeder so viel "Stimmungsspiel" machen, wie er will, aber sich wegen seines Ansatzes für nen "besseren Rollenspieler" zu halten oder gar ARSern prinzipiell abzusprechen, dass sie überhaupt Rollenspiel im engeren Sinne betreiben (beliebteste Variante : "Spiel doch WoW") geht mir ziemlich gegen den Strich.

Ich erzähl ja auch keinem Partizipationisten-SL, er solle seiner Gruppe besser aus nem Roman vorlesen und dann dafür ExP verteilen.
Weil es einfach ein unpassender Vergleich wäre.

Ja, ach so 

Ich find den Artikel trotzdem humorig wie auch die dahinterstehende, verlinkte Diskussion dort 

Ich hab nicht das Gefühl, dass er sich versucht über andere Spielstile zu erheben, sondern hinterfragt einige Aussagen aus dem CoC-Forum. Natürlich auch launig und humorig.

Ich spiel auch gern mal eine ARS-artige (ich bin mal Vorsichtig..., da es ja immer wieder Streit um die Definition gibt) DnD-Runde wie ich mich über ein "Stimmungs-RP"-Runde DnD ohne Würfeleinlage freuen kann. Ebenso ist es bei CoC. Manchmal ist durchaus auch das Ressourcenmanagment interessant oder eine pulpige Actionrunde a la Hexer, genauso darf es mal etwas mehr Erzähl-RP oder ein Detektiv-Story zum Rumknobeln a la Private Eye sein.

Will sagen, abseits von dogmatischen Wegen reizt mich das Spiel unter unterschiedlichen SL, die durchaus differzierte Sichtweisen und Spielstile haben.