Autor Thema: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.  (Gelesen 3317 mal)

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Offline Joerg.D

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Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« am: 17.06.2007 | 23:18 »
Eines meiner höchsten Ziele beim Spielen und beim Leiten ist, das es für die Spieler und mich ein intensives Erlebnis ist. Ich habe die Liebe zu diesem immersiven Spiel eher durch Zufall kennen gelernt, als meine Gruppe und ich als  SL im Rahmen einer recht epischen Kampanje ein Abschlusswochenende gespielt haben. Nach 2 bis 3 Stunden lief der Film, meine eine Mitspielerin hat Rotz und Wasser geheult, als Ihr Bruder In Game in Ihren Armen starb und ein sonst stiller und verschlossener Barde plapperte die Ganze Zeit wie ein Wasserfall und brüllte die Kameraden zum Sieg, bis Ihm die Stimme wegblieb.

WAHNSINN!

Nun zu glauben, das man dieses Niveau nur ohne Würfeln erreicht ist schlicht und einfach nicht war. Es wurde an dem Abend zwar deutlich weniger gewürfelt als im "Normalfall", aber die Würfel haben eine tragende Rolle für die Entscheidung der Geschichte gespielt. Und die Gruppe hat versagt.

Die Spielerin musste bei mir auf der Couch übernachten, weil sie so fertig war, das sie den Nach Hause Weg mit dem Auto nicht geschafft hätte. Der Rest der Gruppe war eine Woche stinken sauer auf mich, weil der böse Lord gewonnen hatte.

Nach ungefähr einer Woche trudelten alle wieder ein, weil sie die nächste Kampanje wollten. Aber diese Intensität haben wir nie wieder erreicht.

Kurze Zeit später habe ich angefangen, mich in Internet Foren rum zu treiben und bei den Tricks und Tips nach Hilfen zu suchen um an meinen Fähigkeiten als SL zu arbeiten. Ich will dieses Feeling öfter.

Das einzige Spiel bei dem ich regelmäßig sehe wie sich die Spieler in Ihre Rolle steigern ist jedoch das, was im allgemeinen als Cineastisches Rollenspiel beschrieben wird. Hier kann ich meine Gruppen regelmäßig zu Höchstleistungen anspornen und sie bis zur letzten Faser in das Geschehen ziehen. Vielleicht leite ich deshalb so gerne Actoin weil es halt das ist was dem von mir angestrebten intensiven Erlebnis am nächsten kommt. Quasi eine Ersatzdroge.

Als SL versuche ich also regelmäßig diese Stimmung zu erzeugen, es gelingt mir sogar ab und an mal ganz gut. Aber von einer Quote die bei 40 bis 60% liegt, bin ich weit entfernt.

Als Spieler habe ich dieses Erlebnis ein einziges mal bei einer SL gehabt, welche ich aus dem GFF kannte und die Ihr begnadetes Talent jetzt leider in der WoW verschwendet.

Grüße an die geniale Kaymac.

Sicher, Emotionen sind eine schwierige Sache. Aber für mich persönlich bleibt dieses Warme Gefühl des nicht mehr denken, sondern Handelns immer mein primäres Ziel.

Der einzige Zustand von dem ich das sonst kenne oder kannte war wärend eines Kampfes, wenn auf einmal alles andere weg war und man nur den Moment erlebte. da war nur diese absolute Einheit. Tja, ist schwer zu erklären.
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Offline Crimson King

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #1 am: 17.06.2007 | 23:27 »
Hi Jörg,

ich bin 100% bei dir, was die Spielziele angeht. Allerdings ist es auch meine Erfahrung, dass die ganz großen Abende sich nicht auf Knopfdruck erzeugen lassen. Da muss alles passen, und das kommt dann doch nur alle 5 Sitzungen oder so vor. Klar, die anderen machen auch eine Menge Spaß, aber das totale Eintauchen ist nichts, was man geschenkt bekommt.

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Offline Urias

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #2 am: 17.06.2007 | 23:39 »
Nach 2 bis 3 Stunden lief der Film, meine eine Mitspielerin hat Rotz und Wasser geheult, als Ihr Bruder In Game in Ihren Armen starb...

Die Spielerin musste bei mir auf der Couch übernachten, weil sie so fertig war, das sie den Nach Hause Weg mit dem Auto nicht geschafft hätte

Irgendwie halt ich das schon wieder für zuviel des guten...
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Offline Joerg.D

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #3 am: 17.06.2007 | 23:43 »
Das kann gut angehen, aber Ihre Augen fangen noch heute an zu leuchten, wenn sie von der Session redet. Sie hat nach eigenen Angaben nie wieder so viel Spaß gehabt.

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Offline Pilger

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #4 am: 18.06.2007 | 00:08 »
Ich mag auch diese seltene Intensität, eben weil sie berührt. Hat was von jemanden, der Filme mag, wöchentlich ins Kino rennt, aber nur alle Jubeljahre einen Film erwischt, der ihn wirklich berührt - und Woche für Woche hofft er darauf, erneut solch ein Meisterwerk in der Spätvorstellung zu erwischen :)

Offline Joerg.D

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #5 am: 18.06.2007 | 00:30 »
Das ist es nicht ganz, ich sehe gerne die anderen Filme. Ich will aber als Regisseur so gut werden,  das der Typ meine Filme trotzdem liebt.
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Offline Blizzard

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #6 am: 18.06.2007 | 02:09 »
Eines meiner höchsten Ziele beim Spielen und beim Leiten ist, das es für die Spieler und mich ein intensives Erlebnis ist. Ich habe die Liebe zu diesem immersiven Spiel eher durch Zufall kennen gelernt, als meine Gruppe und ich als  SL im Rahmen einer recht epischen Kampanje ein Abschlusswochenende gespielt haben. Nach 2 bis 3 Stunden lief der Film, meine eine Mitspielerin hat Rotz und Wasser geheult, als Ihr Bruder In Game in Ihren Armen starb und ein sonst stiller und verschlossener Barde plapperte die Ganze Zeit wie ein Wasserfall und brüllte die Kameraden zum Sieg, bis Ihm die Stimme wegblieb.

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Nun zu glauben, das man dieses Niveau nur ohne Würfeln erreicht ist schlicht und einfach nicht war. Es wurde an dem Abend zwar deutlich weniger gewürfelt als im "Normalfall", aber die Würfel haben eine tragende Rolle für die Entscheidung der Geschichte gespielt. Und die Gruppe hat versagt.

Nun ich hatte auch schon ein paar solcher Sitzungen-wohlgemerkt leider bislang nur mit 7teSee. Nur mit dem klitzekleinen Unterschied, dass unsere Gruppe damals erfolgreich war.

Zitat
Die Spielerin musste bei mir auf der Couch übernachten, weil sie so fertig war, das sie den Nach Hause Weg mit dem Auto nicht geschafft hätte. Der Rest der Gruppe war eine Woche stinken sauer auf mich, weil der böse Lord gewonnen hatte.

Nach ungefähr einer Woche trudelten alle wieder ein, weil sie die nächste Kampanje wollten.
Nun ja, ganz so heftig war das Gefühlschaos bei uns dann doch nicht. Wir waren zwar müde, aber dennoch hatte jeder von uns ein entspanntes, zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Wir hatten das Gefühl nach der Sitzung, aus einem wirklich verdammt guten Film zu kommen.

Zitat
Aber diese Intensität haben wir nie wieder erreicht.
Ich sag'immer: Perfekte Sitzungen gibt's nicht. Aber es gibt sehr gute Sitzungen, an die man sich noch gerne Jahre danach erinnert, und man auch gerne in diesen Erinnerungen schwelgt-und wenn man davon erzählt gerät man regelrecht ins Schwärmen.

Zitat
Kurze Zeit später habe ich angefangen, mich in Internet Foren rum zu treiben und bei den Tricks und Tips nach Hilfen zu suchen um an meinen Fähigkeiten als SL zu arbeiten. Ich will dieses Feeling öfter.
habe ich auch gemacht. Ich wollte auch genau jenes Feeling haben-und zwar in anderen Systemen. Das war bislang in diversen Systemen leider nur teilweise der Fall. Obwohl eine von mir geleitete AC-Runde diesem aussergewöhnlichen und dennoch "bestimmten" Feeling schon sehr nahe kam.

Zitat
Das einzige Spiel bei dem ich regelmäßig sehe wie sich die Spieler in Ihre Rolle steigern ist jedoch das, was im allgemeinen als Cineastisches Rollenspiel beschrieben wird. Hier kann ich meine Gruppen regelmäßig zu Höchstleistungen anspornen und sie bis zur letzten Faser in das Geschehen ziehen.
Als SL versuche ich also regelmäßig diese Stimmung zu erzeugen, es gelingt mir sogar ab und an mal ganz gut. Aber von einer Quote die bei 40 bis 60% liegt, bin ich weit entfernt.
Wie ich schon weiter oben schrieb: Mit anderen, nicht cinematischen Systemen ist mir das leider nur teilweise gelungen. Was natürlich die Frage aufwirft: Kann man eine solche Intensität-wie die von dir beschriebene&erlebte mit nicht cinematischen Systemen auch erreicht werden?

Zitat
Als Spieler habe ich dieses Erlebnis ein einziges mal bei einer SL gehabt, welche ich aus dem GroFaFo kannte und die Ihr begnadetes Talent jetzt leider in der WoW verschwendet.

Grüße an die geniale Kaymac.
Ich hatte sogar 3,4 dieser aussergewöhnlichen Spielsitzungen, in denen ich diese Immersion erleben durfte(als Spieler). Grüsse an den -hier leider nicht mehr aktiven- Angelizer. Ich habe zudem das Glück, nach einer längeren Pause wohl alsbald doch wieder unter ihm spielen zu dürfen.

Zitat
Sicher, Emotionen sind eine schwierige Sache. Aber für mich persönlich bleibt dieses Warme Gefühl des nicht mehr denken, sondern Handelns immer mein primäres Ziel.

Der einzige Zustand von dem ich das sonst kenne oder kannte war wärend eines Kampfes, wenn auf einmal alles andere weg war und man nur den Moment erlebte. da war nur diese absolute Einheit. Tja, ist schwer zu erklären.
Ja, das ist schwer zu erklären. Genau so wie das Attribut Panache von 7teSee. Wenn man aber einmal eine solche Spielsitzung mitgemacht/miterlebt hat, dann weiss man, wie sich das anfühlt. Wenn alles um einen herum verschwindet, und man in diesem einem Augenblick/Moment gefangen ist-im positiven Sinne.Man kann es nicht erklären. Man kann es nicht beschreiben. Das Feeling selbst, das man in jenem Moment durchlebt ist die Erklärung bzw. die Beschreibung. Es ist ein prägendes Gefühl, das dem Charakter aber vor allen Dingen dem Spieler in Erinnerung bleibt. Wie hiess es doch da gestern abend bei Stirb Langsam: " Und woher wollen Sie wissen, dass das nicht einer von den Terroristen ist und uns auf eine falsche Fährte locken will?"
"Das glaube ich nicht,Sir. Ich weiss das. Es ist ein Gefühl".
« Letzte Änderung: 18.06.2007 | 09:23 von Blizzard »
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Offline Skar

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #7 am: 18.06.2007 | 07:57 »
Die Spielerin musste bei mir auf der Couch übernachten, weil sie so fertig war, das sie den Nach Hause Weg mit dem Auto nicht geschafft hätte.
Du gibst also zu, nicht bemerkt zu haben, was sie wirklich wollte? :D (SCNR)

Sowas lässt sich nicht erzwingen. Zwar muss das System sitzen oder vernachlässigt werden und muss der SL es draufhaben, wo er die Spieler packen kann, aber klappen muss das trotzdem nicht.

Aber wenn sich alles Spieler grün sind und alle das selbe wollen sind das schon mal gute Voraussetzungen.
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Offline Boba Fett

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #8 am: 18.06.2007 | 10:04 »
Ich kann das verstehen, Jörg und habe das auch schon ein paar Mal erlebt (sowohl als Spielleiter, als auch als Spieler).
In letzter Instanz (ver-)misse ich das auch, denn es ist das, was mich so lange Jahre beim Rollenspiel gehalten hat.
Diese Intensiv-Erlebnisse kommen aber nur unter bestimmten Situationen zustande, die eben nur selten gegeben sind.
Viel hängt von den Spielern ab (dass sie Immersion zulassen), viel davon, dass die Charaktere ihnen am Herzen liegen,
dann viel davon dass sich das Drama in sehr spannende Höhepunkte zuspitzt und dass eben irgendwo "Herzblut"
aller mit drinsteckt.
Und möglicherweise hängt es auch irgendwo mit dem Alter zusammen, dass man, älter geworden, eben mehr emotionale Distanz
bewahrt und sich nicht mehr so tief involvieren läßt, um so tiefgreifende Immersionserlebnisse zu erfahren.
Und die Erfahrungen als Spielleiter, machen es (imho) als Spielleiter auch immer schwieriger...
Skepsis oder ablehnende Haltung (gegenüber dem System, des Settings, dem Spielleiter, anderen Mitspielern, Charakteren, der Kampagne) machen es unmöglich.
Taktieren mit Spielwerten oder ähnlichem bremst es aus.

Sagen wir einfach: Es gibt unheimlich viel, dass diese Erlebnisse verhindern kann...

In meiner Standardrunde ist es deswegen unmöglich, einfach weil zu viele Dinge im Weg stehen...
Deswegen war Kaymac als Meisterin dieses Faches einfach ein tolles Erlebnis auf dem Treffen.
Quasi Urlaub für die Spieler-Seele. ;)
« Letzte Änderung: 18.06.2007 | 10:14 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Boni

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #9 am: 18.06.2007 | 10:11 »
Totale (oder nahezu totale) Immersion ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Mir ist das bisher auch zu selten passiert. Ich denke, es ist so, wie Boba das sagt: Mit dem Alter baut man mehr emotionale Distanz zum Spiel auf ("ist ja nur ein Spiel").

Trotzdem sollte man weiter auf solche Momente/Abende hinarbeiten. Wert sind sie das allemal.

Offline Bitpicker

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #10 am: 18.06.2007 | 10:35 »
Ich glaube nicht, dass es am System oder Spielstil liegt. Ich hatte solche Momente auch schon, und ich habe noch nie cinematisch gespielt, das allein ist also schon mal keine Voraussetzung. Allerdings hatte ich innerhalb derselben Kanpange mit denselben Leuten und denselben Regeln inhaltlich ähnliche Abende, an denen es mal geklappt hat und mal nicht. Weil also alle direkt zum Spiel gehörenden Merkmale identisch waren, bleibt für mich der etwas unbefriedigende Schluss, dass es an den speziellen Abenden wohl an der Chemie gelegen haben muss. Und die lässt sich, fürchte ich, nicht forcieren. Dazu gehört vor allem die Tagesform eines jeden Beteiligten, die sich meiner Kontrolle nun mal leider entzieht.

Robin
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Offline JS

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #11 am: 18.06.2007 | 10:54 »
Hm, ich weiß nicht, ob es wirklich das reine Alter ist. Ich denke, es sind eher sehr viele Erfahrungen, Spieljahre und -erlebnisse, die einen nüchterner werden lassen (was natürlich mit dem Alter einhergehen kann, aber nicht muß). Aber davon abgesehen kann ich das auch nach 20 aktiven Spieljahren zumindest nicht von mir behaupten, denn in meinen (und wohl allen) Runden hing die emotionale Spielintensität immer von SL, Plot, Setting und Mitspielern ab; paßte da einmal alles zusammen, konnte es sehr intensiv werden. Dabei war es auch egal, ob es Emotionen wie die oben beschriebenen waren oder großartige Glücksgefühle beim Umhauen von Ork Nr. 20000 - da mache ich keinen Unterschied.

PS: Was ich wirklich mit dem Alter sehr viel nüchterner betrachte, sind Aussagen à la "Nicht mehr denken beim Handeln" und so. Das hat schon zuvielen SC den Kopf gekostet, als daß ich sowas noch unterschreiben könnte. (Jaja, vermutlich war gemeint "Nicht mehr als Spieler denken, sondern komplett in der Rolle des SC"...)
:)
« Letzte Änderung: 18.06.2007 | 10:57 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Salva

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #12 am: 18.06.2007 | 11:12 »
Ich kann nicht zustimmen, wenn ihr sagt, mit dem Alter baut man Distanz auf...

Ich mache eigendlich die Erfahrung, dass mit zunehmendem Alter die Rollenspielkompetenz (TM) ;) zunimmt, aus der reinen Spielerfahrung heraus, und die Interessen am Spiel sich auch oft radikal von denen Unterscheiden, die man hatte als man anfing. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, denke aber, dass ich augenblicklich schönere Abende habe, als ich zu Beginn meiner Karriere erleben durfte, weil ich einfach mit Leuten spiele die ebenso wie ich Erfahrung haben und ein Interesse an Immersion entwickelt haben, während das früher nicht so wichtig war wie große Schwerter und Schätze. Wobei man auch mit letzteren toll immersieren kann... ^^

Abgesehen davon liegt finde ich, echtes Eintauchen immer dann vor, wenn einer oder mehrere in der Runde sich wirklich mit ihrem Charakter identifizieren können. Kleines Beispiel, als es absolut tiefgründig umging, ein denkwürdiger DSA-Abend vor 2 Jahren: Spielerin A ist hochschwanger, Spieler B ein Phexgeweihter dessen Identität bislang noch unentdeckt blieb, Spieler C und D sind Magier/Kämpfer. Alle reiten im Winter dahin um eine Botschaft zu überbringen, als plötzlich in der Abendämmerung die Wehen von A' Heldin verfrüht einsetzen, inmitten eines kahlen Apfelhains. Während das Kind also unter denkbar ungünstigsten Umständen geboren wird bekommen C und D mit, dass ein nahegelegenes Kloster gerade von einer Orkenhorde erstürmt wird, der Flammenschein erhellt düster den Horizont, die Orks könnten einen jederzeit entdecken. Mitten in der Geburt verändert sich die Szene am Apfelhain zusätzlich dramatisch, Heulen und Sturm kommt auf, unheilige Präsenz ist erfühlbar, etc, und B und C dämmert dass ein Dämon, den sie unabsichtlich 3 Abenteuer zuvor befreiten, gerade anmarschiert, vermutlich um in den Körper des noch ungeborenen Kindes einzufahren. Das führt dazu dass der Geweihte sich als solcher enthüllt und diverse Wunder wirken muss, alle mitschwitzen und am Ende noch am nächsten Tage davon geträumt wurde.
-> dramatische Szenerie mit vielen deutlichen Bildern und Sinneseindrücken
-> mehrere Charakterbezogene Konflikte (Schwangerschaft, Dämon von vor 3 Abenteuern, Offenlegung der wahren Identität)
-> zusätzliches bedrohliches Element (Orks) das völlig unberechenbar bleibt
-> daraus resultierender Zeitdruck

Das selber so herbeizuführen ist aber absichtlich nicht möglich denke ich man kann nur Hilfestellungen geben und hoffen. Dazu gibts ja auch diverse Tipps, wie Beleuchtung, Gewürfel oder kein Gewürfel, passende Musik etc.

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Offline Lord Verminaard

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #13 am: 18.06.2007 | 11:27 »
Diese intensiven Momente sind auch diejenigen, die aus meiner Rollenspiel-Zeit hervor ragen wie Leuchttürme. (Ich finde Intensität ein viel besseres Wort als Immersion. Wie Harald neulich sagte: Intensität ist das Ergebnis, Immersion ist nur eine Technik unter mehreren, die zu dem Ergebnis Intensität führen können.)

Dennoch postuliere ich diese Intensität nicht als Hauptziel, wenn ich Rollenspiel spiele. Dafür ist sie zu schlecht planbar, und dafür hat Rollenspiel zu viele andere Dinge zu bieten. Eine Runde, die sich ausschließlich auf Intensität konzentriert, und ggf. noch dazu Immersion als einzige Technik verwendet, hängt am Ende dann eben etwas in der Luft, wenn sich die gewünschte Intensität nicht einstellt. Und wie du schon sagtest: Selbst wenn man das richtig gut beherrscht, wird die Quote i.d.R. nicht mehr als 60% sein. Norbert sagte mal was von 70%, aber Norbert ist ja auch der Zen-Meister der Freiform-immersiven Intensität.

Mit dem Alter hat die Fähigkeit zur Intensität nicht zwingend was zu tun, denke ich. Ich kann mich heute ebenso fallen lassen wie früher, vielleicht sogar besser. Trotzdem war es vermutlich früher leichter, solche Zustände zu erreichen, weil man einfach regelmäßig entspannt und voller Tatendrang zur Rollenspielsitzung erschien. Wenn ich heute unter der Woche spiele, ist das fast ausgeschlossen, weil ich einen 11-Stunden-Arbeitstag hinter mir habe. Und selbst am Wochenende hab ich manchmal noch vorher Sachen zu erledigen, oder irgendwelche Probleme, die mich stressen und die ich nicht so ohne weiteres abschütteln kann. Andererseits ist gerade Rollenspiel für mich eine sehr gute Ablenkung von jeglicher Art von Stress, jedenfalls wenn ich nicht leiten muss...

Ich lege es nicht generell darauf an, Intensität beim Rollenspiel zu erzeugen. Aber trotzdem finde ich die Frage sehr interessant, wie man da eigentlich möglichst verlässlich hinkommt, vorausgesetzt man hat eine Gruppe, in der die Spieler dazu bereit sind (denn nicht jeder muss das ja überhaupt wollen). Im Moment denke ich, dass für mich weniger „Cinematik“ der Trick ist, sondern Emotionen. Das Spielgeschehen muss mich emotional berühren, und das wiederum funktioniert am besten, wenn auch die Protagonisten (nicht nur mein Charakter, sondern alle Spielercharaktere) selbst extremen Gefühlen ausgesetzt werden.

Deswegen spiele ich so gerne Horror. Und deswegen haben mich die ganzen „narrativistischen“ Forge-Spiele so gereizt, weil es darin eben oft um sehr existenzielle Konflikte für die Charaktere geht. Die meisten von denen waren mir dann zu „meta“, da fühlte sich das Spielgeschehen nicht „echt“ genug an, um mich groß zu berühren. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
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Offline Yvo

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #14 am: 18.06.2007 | 12:12 »
Moin,

Bei meinen Mitspielern scheint diese "Immersion" immer viel schneller zu gehen als bei mir. Die sind viel schneller "im Charakter" und ich erschrecke mich manchmal etwas, wenn sie dann laut "NEEEEEEEEEEIN!!!" brüllen oder die Mitspielerin aus lauter Angst nach meiner Hand greift...
Finde ich manchmal schade, dass ich da nicht so tief eintauchen kann... ...macht bestimmt Spaß.

@Jörg:
Solche Dinge kann man auf keinen Fall IMMER haben und es gibt auch kein Patentrezept. Es kann ja auch nicht immer Kampagnenfinale sein und ein Bruder sterben... ...würde das immer so sein, würde man sich auch schnell daran gewöhnen. In einem 100-Minuten-Film gibt es auch nur 1-2 Höhepunkte, die je nur 5 Minuten dauern und der Rest des Films ist häufig nur dazu da, auf diese Höhepunkte zuzusteuern und Stimmung zu machen. Ein Film, der nur aus Höhepunkten besteht wirkt überladen und diese haben auch keine Wirkung mehr, weil vorher keine Stimmung gemacht wurde.

Bye,
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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #15 am: 18.06.2007 | 12:25 »
Danke Verminaard, das mit der Intensität finde ich sehr interessant. Ich kann mich schon lange nicht mehr so mit der "Immersion" anfreunden, das hingegen hört sich für mich besser an.

Ich bin ja ein Spieler der gerne sehr meta spielt, das heißt aber nicht, dass ich keine intensiven Erlebnisse habe. Ich weine halt nicht selbst, weil ich selbst gerade traurig bin, da mein Vampir gerade gestorben ist, ich hüpf dann eher wie ein beigeisterter Zuschauer in meinem Stuhl auf und ab, verschütte mein Popcorn und "belästige" meinen Mitspieler mit einem: "BOAHH! Wie geil!"


Zwei Dinge sind mir im Laufe der Jahre als die entscheidensten Voraussetzungen für Intensität aufgefallen, und zwar eine extrem stabile  und klare gemeinsame Vorstellung und die Bereitschaft der Spieler Emotionen zu zeigen.
Dabei schreibe ich bewußt zeigen, nicht empfinden. Ich halte da einen guten Schuß Distanz und Fremdheit durchaus für wichtig. So ähnlich wie beim Schauspiel halt, dort gibt es ja auch ständig große Emotionen die aber oft nicht die eigenen sind.

Was die gemeinsame Vorstellung über die ich vorher geschrieben habe angeht meine ich, dass eine große "Handlungssicherheit" wichtig ist um große Intensität zu erzeugen.
Wenn sich alle Beteiligten klar vorstellen können wie alles gerade abläuft, wie die Beteiligten fühlen und alle eine grobe Ahnung haben wie es nun weitergehen könnte, dann bleibt das Spiel am laufen und die Intesität bestehen.
Sobald jemand darüber nachdenken muss wie er nun das Spiel beeinflussen soll/will oder sobald jemand von irgendeiner Handlung so gestört wird, dass er sie nicht richtig als Bestandteil des Spiels aktzeptieren kann geht Intensität verloren.

Aus solchen Gründen kann ich auch nie die Leute verstehen, die ihre 10 Seiten+ Hintergründe schreiben oder so auf den "Realismus" im Spiel pochen.
Weil beides imho Dinge sind, welche die gemeinsame Vorstellung schädigen, da einerseits jeder eine sehr eigene Vorstellung davon hat was realistisch ist und andererseits diese niedergeschriebenen Seiten nur in der eigenen Vorstellung existieren und es oft gar nicht oder nur zum Teil in die gemeinsame schaffen.
Ich halte da einerseits Genres und andererseits gemeinsame Gespräche über das Spiel, die Charaktere, die Welt, etc. für besser. Aber das nur am Rande.
"It's all about fun. Yeah! Who has the fun when I kill you in game? You or me?" Athene, best Paladin in the world

Offline Bad Horse

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #16 am: 18.06.2007 | 13:30 »
Ich finde diese Momente der perfekten Immersion auch sehr, sehr wertvoll - leider habe ich zuviele Clowns in meinem Runden, die Emotionen eben nicht zeigen wollen oder sich gar nicht auf die Immersion einlassen. Schade, ist ein anderer Spielstil, auch witzig, aber nicht so ganz das, was ich ganz besonders mag.

Eine der Geschichten, wo das ganz hervorragend funktioniert hat, war übrigens der Abschluß unserer Vampire-Kampagne... die Spieler guckten danach alle, als hätte ihnen jemand mit einem Hammer auf den Kopf gehauen. (Ja, sie haben ihr Ziel erreicht, aber unter großen - persönlichen - Verlusten. Der Höhepunkt - wenn man so will, der Endkampf - war ein Gespräch mit dem Hauptgegner.  ;)).
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

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Offline Skar

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #17 am: 18.06.2007 | 13:50 »
(Ich finde Intensität ein viel besseres Wort als Immersion. Wie Harald neulich sagte: Intensität ist das Ergebnis, Immersion ist nur eine Technik unter mehreren, die zu dem Ergebnis Intensität führen können.)
Ja? Intensität von was? Intensität des Spielerlebnisses oder Intensität der Bemühung dazu?

Ich würds als "Spielerlebnis" oder "Tiefe des Spielerlebnisses" titulieren. Oder einfach "Spieltiefe".
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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #18 am: 18.06.2007 | 13:57 »
Der Vorteil des Begriffes "Intensität" ist, dass er sich sowohl auf intensives Charakterspiel, als auch auf intensives Plot-Erleben oder eine intensive Stimmung/Atmosphäre beziehen kann.

Vermi hat auch einen interessanten Blogeintrag dazu gechrieben.
"Why should they build a sonic torture weapon into a vacuum!?" (Testees)

Offline Lord Verminaard

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« Antwort #19 am: 18.06.2007 | 14:48 »
Stefan G.: Ja, da sprichst du was sehr Wichtiges an. Um „intensives Rollenspiel“ betreiben zu können, muss der „Verhandlungsprozess“ um das Spielgeschehen im Wesentlichen reibungslos ablaufen. Es muss klar sein, was gerade passiert, und wie die einzelnen Beteiligten Einfluss darauf nehmen können. Wenn es da zu größeren Reibereien kommt, stört das schon sehr dabei, sich emotional auf das Spielgeschehen einzulassen.

Das ist übrigens auch der Grund, warum viele glauben, dass Regeln und Würfelei der Tod der „Immersion“ seien: Weil Regeln und Würfelei (soll heißen: Mechanik) eben in vielen Runden mit „Streit über die Regeln“ assoziiert werden. Das wiederum ist aber keine inhärente Schwäche des Konzepts Mechanik, sondern lediglich ein Anwendungsproblem bei schlechter oder schlecht erklärter Mechanik.
   
Skar: Wenn ich von „intensivem Rollenspiel“ rede, meine ich damit ein intensives Spielerlebnis.
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Offline Skar

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #20 am: 18.06.2007 | 15:28 »
Skar: Wenn ich von „intensivem Rollenspiel“ rede, meine ich damit ein intensives Spielerlebnis.
Kann ich ja nicht wissen. ;)
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Offline Purzel

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #21 am: 18.06.2007 | 15:49 »
Das ist übrigens auch der Grund, warum viele glauben, dass Regeln und Würfelei der Tod der „Immersion“ seien: Weil Regeln und Würfelei (soll heißen: Mechanik) eben in vielen Runden mit „Streit über die Regeln“ assoziiert werden. Das wiederum ist aber keine inhärente Schwäche des Konzepts Mechanik, sondern lediglich ein Anwendungsproblem bei schlechter oder schlecht erklärter Mechanik.

Hier möchte ich aus meiner eigenen Erfahrung anfügen, dass ich in meiner Laufbahn schon zwei, drei Gestalten getroffen habe, denen das "Sich Merken" und "Anwenden" von Regeln und "Abstrahieren einer Spielsituation in die Mechanik" grundsätzlich schwer fiel, egal wie genial die Mechanik dahinter war. Mal war es Faulheit, mal war es schlicht Gewohnheit, mal eine prinzipiell ablehnende Haltung ggü. mechanischen Regeln.

Aber besagte Reibereien hatten meine alten Gruppen mit solchen Leuten regelmässig. Vielleicht ist dieses auch eine weitere Erklärung, warum viele meiner ehemaligen Runden weit entfernt von Immersion, geschweige denn jeder anderen Form von Intensität waren.

Offline Lord Verminaard

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Re: Immersion oder Intensität, warum ich sie wil.
« Antwort #22 am: 18.06.2007 | 16:55 »
D’accord.

Generell kann man glaube ich sagen, dass die Faktoren für ein intensives Spielerlebnis sehr individuell sind. Ich kenne z.B. Spieler, die gar kein Problem damit haben, sich völlig zum Spielball des SL zu machen und diesen ihre Charaktere formen zu lassen, und das unheimlich intensiv erleben. Ich hingegen brauche einfach einen gewissen Einfluss auf das, was geschieht. Ich habe eben meine eigenen Ideen und Vorstellungen, die ich einbringen will, und bin auch durchaus in der Lage, mich voll mit meinem Charakter zu identifizieren, obwohl ich gleichzeitig eine Mitverantwortung für die Story übernehme.
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