Thema: Zeigt's dem Vash: Wie eine RSP-Runde vorbereiten?

[Vash the stampede]

Zunächst Danke für die Tipps und Hinweise in den anderen Threads!

Zu einem neuem Thema. Ich hoffe es ist nicht zu umfangreich. Mal schauen, eventuell muss man es dann noch separieren. Doch zur Kernfrage:

Wie bereitet man eine RSP-Runde vor?
Wie sieht eine gute Recherche aus?
Welche Details sind wichtig? Und wo finde ich sie?
Was schreibt man auf? Was nicht?
Was kann einer Vorbereitung schaden?

[Teijakool]

Komplett neue Runde?
Neue Spieler?
Erfahrene Spieler?
Neues System, Setting, Kampagne?
Oder gehts nur um die Vorbereitung des Spieleabends?

a. Gute Recherche
Abenteuer durchlesen. Monster durchlesen, Stärken, Schwächen, Motivation, ab und zu leichte Abänderungen vornehmen (einer von 5 Zwergen trägt keine Axt, sondern einen Hammer. Fluff).  Bossmonster besonders. Warum sind sie hier, würden sie dafür sterben, wie haben sie sich abgesichert? Wie könnten die Helden es schaffen, nicht auf den Plot anzusprechen bzw. irgendwo abzuweichen, und wie schaffe ich als SL es dann, sie wieder zurückzubringen - kurze alternative Handlungsstränge. NSCs durchdenken.
Wie der Bossencounter denken: Wenn ich wüsste, dass ich etwas mache, wegen dem die Wache oder Helden auf mich aufmerksam werden könnten, was würde ich tun? Alibi-Firma aufziehen, die Mächtigen der Stadt mit hineinziehen. Passwörter, Patrouillen, Schlösser, Rätsel, Fallen, Fluchtwege, (Alibi?).
Stärken, Schwächen der Chars. Wenn in der Party alle Mann auf Feuerblasten spezialisiert sind, gib ihnen Monster, die viele HP haben, nicht gut austeilen, und durch Feuer verletzbar sind. Gib ihnen etwas, das sie abfackeln können, oder jag sie alternativ durch einen Wald, den sie nicht abfackeln dürfen, weil sie sonst mittendrin sind. Gib ihnen dann dafür Rätsel, Horror-Effekte etc.

Hol dir von irgendwoher Inspiration für besondere Moments-To-Remember. Dramatische Flucht nach dem Endkampf, Endkampf durch fünf verschiedene Räume, Brücken, die beim Reingehen da waren, beim Rausgehen kaputt sind.
Bücher, Filme, Grofafo.

Und dann noch: Denk dich in deine Spieler. "Wenn ich als Spieler jetzt hier wäre, was würde ich tun wollen?" Versuche, dich da reinzudenken, dann vermeidest du oft diese "Moment, ich muss mir was ausdenken"-Situationen.

b. Details
Stadt-Abenteuer oder Dungeon?
Machtstrukturen, Wegeplan. Wichtige Personen, Orte, Zeiten, Ereignisse. Alternativen, falls etwas nicht so funktioniert wie geplant: Was passiert, wenn die Helden nach 10 Minuten durch Würfelglück, göttliche Inspiration, eine im Gully gefundene Wish-Scroll herausgefunden haben, wo der BBEG wohnt, und das Haus mittels 10T C4 / einer weiteren gefundenen Meteorswarm-Scroll plattmachen?
Evtl. Waffen: Wenn die Helden "nur" den BBEG in 2m vor sich sehen, und plötzlich bekommt einer 40 Schaden ab, ist das eklig. Wenn die Helden den BBEG 2m vor sich sehen, mit solchen Muskeln, einer 3m langen Hellebarde und ausserdem ist das Biest noch gute 4m groß und hat schwarze Haut, verhält man sich doch ganz anders, und die 40 Schaden sind entweder vorhersehbar, oder zumindest nicht so überraschend.

Wo? Regelwerke.

Gib jedem wichtigen, und auch den Nicht-ganz-so-wichtigen NSCs etwas, das die Helden wiedererkennen. Es ist nicht nur der Herrscher der Stadt, sondern seine Augenbrauen sind zusammengewachsen, und er hat einen ziemlich schlaffen Händedruck. Der Wirt redet etwas zu schnell, und er hat ständig die neu angelernte Kellnerin im Auge, weil sie schon 3 Gläser kauptt gemacht hat.

Abschließend noch: Denk daran, dass die SCs nicht nur Kampfwerte sind. In einer vergangenen Runde kam mitten in der Nacht eine leichtbekleidete junge attraktive Frau in das Zimmer meines Elfen, weil sie Informationen über jemanden hatte, den wir im Auftrag der Stadt finden und unschädlich machen sollten. Sie kannte ihn, gehörte zu seiner Gruppe, und wollte uns helfen, da sie und der Rest der Gruppe relativ seicht waren, der Gesuchte allerdings hefitg übertrieb. Sie wollte die Gruppe erhalten können, aber den "Schädling" heraushaben. Und als Dank, bot sie uns, äh, sich an. Sie geht also langsam, mit Hüftschwung und gut bestückt, auf meinen Helden zu, der schon seit werweißwielang sowas nicht mehr hatte. Natürlich küsst er sie erstmal. Dass die junge Dame ein verfluchter Sukkubus war, konnte er ja nicht ahnen. 
Der Kampf gegen sie war reiner Luxus, allein die Situation blieb hängen. Endlich mal etwas, wo die Helden gefordert sind, nicht die Waffen!
Natürlich fanden wir alle es äußerst verdächtig, was die gute Frau uns so erzählte, aber hey... 
Als uns am nächsten Tag eine andere junge Dame auf der Straße ansprach, hat die ganze Party gleichzeitig die Waffen gezogen, und bevor wir dann was sagen konnten, war sie schon wieder weg. Ob sie auch ein Sukkubus war, haben wir nie erfahren. 

c. Aufschreiben
Monsterwerte. Ungefährer Lageplan. Alles, was du vermutlich brauchst, und ändern musst.
Ganz besonders mag ich es, wenn man sich ein paar Bilder im Internet sucht, zum Beispiel sowas, dann meinetwegen auf S/W macht und ausdruckt.

c. Was schadet
Zuviel davon. Zu starr, zu "ich habe so viel Mühe in diese Begegnung gesteckt, ihr könnt doch nicht einfach davon laufen".

[Vash the stampede]

Komplett neue Runde?

Nein

Neue Spieler?
Erfahrene Spieler?

Macht das einen Unterschied?

Neues System, Setting, Kampagne?

Allgemein. Sicherlich gibt es da Unterschiede, aber im Großen und Ganzen dürfte/sollte das keinen Unterschied machen.

Oder gehts nur um die Vorbereitung des Spieleabends?

Nicht im Sinn von Essen, Ort, Ambiente oder so was.

[Alex]

1. Kenne deine Spieler und ihre Vorlieben
2. Kenne die Chars deiner Spieler
... (lange nichts) ...

Was schreibt man auf? Was nicht?

Wie finden die Charaktere in das Szenario?
Was sind die Highlights des Abenteuers (Rätsel, Begenungen, Kämpfe ...)?
Wie sollte das Abenteuer enden?

Hilfreich sind auch:
Ein paar Werte für Bash-Monster bzw. ein oder zwei Charakteristika für NSC´s

[Vash the stampede]

...
Wie finden die Charaktere in das Szenario?
Was sind die Highlights des Abenteuers (Rätsel, Begenungen, Kämpfe ...)?
Wie sollte das Abenteuer enden?

Das bedeutet jedoch, das ich eine Geschichte vorgebe, oder?

[Alex]

Das bedeutet jedoch, das ich eine Geschichte vorgebe, oder?

Es genügt oft der Ansatz einer Idee.
Ich habe eine Gruppe mit guten, ehrenvoller Kämpfer usw.  Da muß ich nur ein Gerücht streuen, dass irgendwo einer der bösen Jungs gesehen wurde und schon stürmen alle los. Oft entwickelt sich eine gewisse Dynamik, die auch Improvisation mitbringt, aber ich finde es hilfreich eine Idee zu haben, wie sich das Szenario entwickeln könnte. Ein Dungeon-Bash läßt viel weniger Möglichkeiten zur freien Handlung als bspw. die Aufklärung eines politisch motivierten Mordes.
Ohne anfängliche Idee/Vorgabe fange ich nur selten an - man muß aber bereit sein auch einiges davon wieder über Bord zu werfen, wenn sich das Abenteuer anders als geplant entwickelt.

[Bitpicker]

Gute Recherche hört nie auf. Ich bin immer im Recherchemodus und versuche, mir Dinge zu merken, die ich vielleicht mal gebrauchen könnte. Erst heute Morgen habe ich zum Beispiel in einem Buch beim Zahnarzt einen Stich aus dem 17. Jhdt. gesehen, der zeigt, wie ein Mann einen Fußball mit einer Luftpumpe aufbläst. Merke: es gab schon Luftpumpen. Wird das jemals wichtig für ein Spiel? Sicher nicht - aber solche Details können vielleicht irgendwann doch einmal auftauchen.

Früher habe ich zusammenhängende Kapitel mit möglichen Storyverläufen geschrieben, etwa so, als würde ich vor dem Spiel jemandem erläutern, wie ich mir den Ablauf vorstelle. Mittlerweile beschreibe vorab ich nur noch Szenerien, Offstage-Zeitlinien, NSCs und deren Motivationen usw. und lasse den Rest auf mich zu kommen. Die Spieler bringen sowieso jede Handlungs-Vorplanung durcheinander.

Robin

[Vash the stampede]

Gute Recherche hört nie auf. Ich bin immer im Recherchemodus und versuche, mir Dinge zu merken, die ich vielleicht mal gebrauchen könnte. Erst heute Morgen habe ich zum Beispiel in einem Buch beim Zahnarzt einen Stich aus dem 17. Jhdt. gesehen, der zeigt, wie ein Mann einen Fußball mit einer Luftpumpe aufbläst. Merke: es gab schon Luftpumpen. Wird das jemals wichtig für ein Spiel? Sicher nicht - aber solche Details können vielleicht irgendwann doch einmal auftauchen.

Das ist ein gutes Stichwort: Wie sieht deine Recherche im allgemeinen aus?

[Harry]

Also vielleicht mal als "Gegenrede": Ich persönlich bereite ziemlich wenig vor. Bin ich viel zu faul für. Und ich habe den Eindruck, auch mit minimaler Vorbereitung brauchbare Abende zusammenzubekommen. Ich gehe sehr häufig mit den Aktionen meiner SpielerInnen mit und passe die NSC-Handlungen an.

Worauf ich Wert lege:

1. Habe ich immer eine Mind-Map (du weisst schon, mit Kästchen, Pfeilen und so weiter) bezüglich aller wichtigen NSC inkl. ihrer Motivation.
Das ist mir das Wichtigste: was wollen die? DitV war in dem Punkt *echt* lehrreich - es fällt enorm viel leichter, NSCs zu spielen, wenn ich weiss was sie wollen. Den "Fluff" (die Beschreibung, Macken, das Schauspielerische) improvisiere ich mir zusammen - das muss ich mir dann allerdings notieren, damit es durchgängig bleibt.

2. Habe ich evtl. einen ähnlichen Zetteln mit "Plotinseln", falls es denn angesagt ist.

3. Überlege ich mir grob, in welche Richtung die Geschichte an diesem Abend laufen soll bzw. zu welchem Punkt ich kommen will. Ich habe bemerkt, dass Tempovorgabe eine der wichtigsten SL-Aufgaben ist. Das wird zumindest von meinen SpielerInnen erwartet, und wenn ich das mal schleifen lasse, wirds wahrscheinlich ein eher langweiliger Abend. Liegt vielleicht auch daran, dass wir eine ziemlich große Gruppe sind (Mit mir 7).

4. Überlege ich, meist auf der Radfahrt zum Spielabend, welche Szenen ich heute gerne drin hätte. Und wie die einzubauen sind. Und vor allem: wie ich sie auf welchen Spieler/Charakter zuschneide.

Beispiel: Heute hätte ich gerne einen kurzen Auftritt des Bösewichts, in dem er die Spieler mächtig provoziert, dann aber verduftet. Welcher Charakter lässt sich wie provozieren? Wo soll das stattfinden? Wie entkommt der Bösewicht? Ist das überhaupt zu machen?

Optimal ist, wenn für jede/n SpielerIn eine Szene dabei ist.

Dann noch eine vage Vorstellung des Kampagnenplots im Hinterkopf (He, wie wäre es wenn das gerettete Kind von vor 3 Sitzungen jetzt mit denen gemeinsame Sache macht?) und fertig ist die Laube. Passt bestimmt nicht auf jeden Spielstil, aber für mich funktioniert es.

Lieben Gruss,
Z.

[Haukrinn]

Wie bereitet man eine RSP-Runde vor?

Ich setze mich meist am Tag davor hin und gehe grob nach dem folgenden Schema vor:

• Rekapitulation. Was ist bei der letzten Sitzung passiert. Welche Aktionen der Spieler haben zu welchen Veränderungen geführt. Hat irgendjemand etwas ganz besonderes gemacht. Haben die Charaktere neue Beziehungen geknüpft, neue Informationen erhalten oder neue Ausrüstung bekommen?
• Anpassung der dynamischen Unterlagen. Die Flags der einzelnen Spieler werden angepasst. Die der Nichtspielercharaktere entsprechend der Abläufe der letzten Sitzung ebenso. Evtl. vorhandene R-Maps oder C-Webs werden aktualisiert, meine Liste mit interessanten Situationen und Bangs wird um 2-3 neue Punkte ergänzt und abgearbeitete Dinge werden entfernt. Ebenso wird mein cheat sheet angepasst, auf dem ich Namen, Gerüchte, Informationen und kleine Settingdetails festhalte, die meine IMprovisation im Spiel abstützen sollen.
• Welche Details waren in der letzten Runde für die Spieler von Interesse, waren aber noch nicht ausgearbeitet? Wenn die Spieler die exotische Küche des bereisten Landes unter die Lupe nehmen wollten, dann habe ich das entweder improvisiert und sollte mir das noch einmal genau aufschreiben und die Dinge etwas weiter ausarbeiten, damit die Konsistenz gewahrt bleibt. Falls ich auf die entsprechenden Details nicht eingegangen bin, arbeite ich sie jetzt aus und komme bei erneutem Interesse darauf zurück.
• Ebenso suche ich mir die entsprechenden Settingelemente (Orte, NSC, Gerüchte, etc.) heraus, die beim nächsten Abend von Wichtigkeit sein könnten, und sei es nur zur atmosphärischen Ausschmückung.
• Lief beim letzten Mal irgendetwas schief? Wenn ja, dann sehe ich mir nochmal genau an, was da schief gelaufen ist, damit so etwas nicht wieder passiert.
• Regeltechnisches Zeug bereit halten. Sofern das Spiel dies erfordert, notiere oder kopiere ich mir die Spielwerte von Gegnern und NSC. Falls irgendwelche neuen Regeln ins Spiel kommen (z.B. weil ein D&D-Charakter ein neues Feat oder neue Zaubersprüche gelernt hat), sehe ich mir diese auch noch mal an.

Wie sieht eine gute Recherche aus?

Einschlägige Enzyklopädien sind ein regelmäßiger Anlaufpunkt für mich, gerade wenn es um kulturgeschichtliche oder mythologische Aspekte geht. Für Fantasy-Runden bieten sich zudem Geschichtsbücher an, vor allem, wenn diese auch alltägliche Dinge des damaligen Lebens beschreiben. Für kontemporäre Runden nutze ich meist Touristikinformationen der jeweiligen Schauplätze, auch die Webseiten der entsprechenden Städte/Staaten sowie die von lokalen Zeitungen können aufschlussreiche Informationen liefern. Ich versuche viel quer zu lesen und notiere mir nur das, was mir sofort beim lesen ins Auge springt. Evtl. komme ich natürlich auf weitere Dinge zurück, wenn ich die Ergebnisse meiner Recherche ausgewertet habe und sehe, wo noch etwas fehlt.

Welche Details sind wichtig? Und wo finde ich sie?

Das ist ja nun wirklich überhaupt nicht mehr pauschal zu beantworten. Wenn ich D&D oder etwas ähnliches spiele, dann sollten die Hauptbegegnungen inklusive Gegnern und Schätzen soweit stehen. Wenn die WoDler auf Clubtour gehen, dann brauche ich erzählerische Details über das Interieur der entsprechenden Läden, was die Leute so für Klamotten haben und welche Drinks gerade besonders in sind.

Was schreibt man auf? Was nicht?

Ich bin recht faul und notiere mir immer nur das Nötigste. Wenn's schon in irgendeinem Buch steht und ich nicht Gefahr laufe, viel blättern zu müssen, dann tut es auch ein Lesezeichen. Wenn die Dinge nicht wirklich wichtig für's Spiel sind, improvisiere ich lieber ohne entsprechende Notizen. Alles andere wird auf verschiedenen Zetteln festgehalten. Einer für InPlay-Notizen (was haben die Spieler gemacht), einer für Bangs/Situations, einer für mein C-Web, ein Zettel für Settingdetails und vielleicht, je nach System, noch die wichtigsten Regeln/Tabellen.

Was kann einer Vorbereitung schaden?

Ablenkung durch störende Personen, langweiliges Recherchematerial, Kaffeemangel. Halt alles, was jeder konzentrierten Tätigkeit schaden kann. Desweiteren sollte man natürlich aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in irgend ein Detail verrennt und das Gesamtkonzept der Runde aus den Augen verliert.

[Lord Verminaard]

Bei Star Wars d6 hatten wir die Abmachung, dass nur als gesetzt gilt, was in den Filmen (den drei existenten Filmen) vorkommt. Ich konnte mir also so ziemlich alles frei Schnauze ausdenken und brauchte überhaupt nicht zu recherchieren, hab mir höchstens mal hier und da eine Inspiration geholt. Werte für NSCs und Raumschiffe habe ich manchmal vorher aufgeschrieben, aber dank schlafwandlerischer Systemkenntnis konnte ich die auch jederzeit improvisieren, zumal es da eh keine genauen Regeln gab, wie viel ein NSC in irgendwas haben durfte. Im Wesentlichen bestand meine Vorbereitung darin, mir kurz zu notieren, was passieren würde. Manchmal habe ich aber auch Romane zu den einzelnen NSCs geschrieben, einfach so aus Bock, reingeguckt hab ich da während des Spiels nie.

Bei Unknown Armies sah das zuletzt schon ganz anders aus. Da kannte ich mich mit System und Setting nur mäßig aus und musste dementsprechend die NSCs genau ausarbeiten, und ich musste eine Menge im Regelwerk lesen, um mir Ideen zu holen und überhaupt ein Gespür dafür zu kriegen, was geht und was nicht. Ehrlich gesagt fühle ich mich mit dem Spiel immer noch unsicher, aber ich hab mir wenigstens eine Menge Sachen rausgeschrieben, sodass ich nicht „nackt“ dastehe. Da habe ich mir z.B. eine Liste mit übernatürlichen Phänomenen und seltsamen Ereignissen gemacht, mit denen ich meine Spielerinnen System-konform schocken kann. Weil mir das einfach aus dem Stehgreif nicht einfallen würde.

Für Sorcerer habe ich mir zum Setting einen One-Sheet gemacht, also eine Seite mit den wesentlichen Infos, die ich dann aber im Spiel gar nicht groß verwendet habe, weil ich die Sachen im Kopf hatte. Aus der Not heraus musste ich mich sehr schnell vorbereiten, aber im Wesentlichen habe ich da die Kicker der Charaktere aufgearbeitet, mir zu den NSCs und ihren Zielen ein paar Stichworte gemacht, die vorhandenen NSC-Dämonen nach den Regeln erschaffen und aufgeschrieben, und mir ein paar mögliche Bangs überlegt und Stichwortartig aufgeschrieben.

Die Antwort lautet also, wie immer: Kommt drauf an.

[Bad Horse]

Ich fange ein Abenteuer eigentlich immer mit einem Stream-of-Consciousness an. Entweder ich habe schon eine Idee, dann fang ich an, die auszuwalzen, oder ich hab noch keine, dann blubber ich so lange vor mich hin, bis ich eine kriege.

>>> Hallo, ich muß noch ein Abenteuer vorbereiten. Ich fände Piraten gut, aber meine Chars sind grade in den Bergen. Sind jetzt Bergseepiraten zu albern? Wahrscheinlich... Flußpiraten? Raubritter - Raubritter sind gut... <<<

und so weiter.

Wie sieht eine gute Recherche aus?

Sie geht schnell und bezieht sich aufs Thema, würde ich sagen. Und sie ist auch für den SL interessant.

Welche Details sind wichtig? Und wo finde ich sie?

Ich schau immer erst mal in der Enzyklopedia Brittanica nach... danach vielleicht im Internet (Google, Wikipedia) und zum Schluß in der Bibliothek. Meistens nach Reiseführern. 

Was schreibt man auf? Was nicht?

Alles. Ich schreibe alles auf, was mir in den Sinn kommt.  Das macht meine Abenteuer nicht gerade sehr organisiert, aber im Nachhinein witzig zu lesen. 

Was kann einer Vorbereitung schaden?

Laute Nachbaren auf dem Flur. Zu wenig Zeit. Magen-Darm-Grippe. Kopfweh.  Datenmangel, kommt aber dank PDA mittlerweile nicht mehr so häufig vor.

[Harry]

• Rekapitulation. Was ist bei der letzten Sitzung passiert. Welche Aktionen der Spieler haben zu welchen Veränderungen geführt. Hat irgendjemand etwas ganz besonderes gemacht. Haben die Charaktere neue Beziehungen geknüpft, neue Informationen erhalten oder neue Ausrüstung bekommen?
• Anpassung der dynamischen Unterlagen. Die Flags der einzelnen Spieler werden angepasst. Die der Nichtspielercharaktere entsprechend der Abläufe der letzten Sitzung ebenso. Evtl. vorhandene R-Maps oder C-Webs werden aktualisiert, meine Liste mit interessanten Situationen und Bangs wird um 2-3 neue Punkte ergänzt und abgearbeitete Dinge werden entfernt. Ebenso wird mein cheat sheet angepasst, auf dem ich Namen, Gerüchte, Informationen und kleine Settingdetails festhalte, die meine IMprovisation im Spiel abstützen sollen.

Cool. Wenn ich mal groß bin und viel disziplinierter, gewöhn' ich mir das auch an. Eine Flag-Liste haben und aktuell halten... cool. 

Cheat Sheet habe ich auch, vor allem für Namen. Praktisch ohne Ende, und sehr zu empfehlen.

Gruß,
Z.

[Bitpicker]

Vash:

Das ist ein gutes Stichwort: Wie sieht deine Recherche im allgemeinen aus?

Ich muss vorab sagen, dass die meisten meiner Spiele in der Realwelt spielen, von daher gibt es wesentlich mehr zu recherchieren als bei rein fiktionalen Hintergründen.

Bei historischen Spielen versuche ich, mich in die jeweilige Periode einzulesen. Ich fange an mit Webseiten (Wikipedia, Spezialseiten zu bestimmten Themen) und lese außerdem Bücher über Zeit und Gegend. Auch historische Romane nehme ich gerne dazu, wenn sie die Eindruck machen, sauber recherchiert zu sein. Bei relativ modernen Zeitrahmen greife ich außerdem auf Reiseführer zurück, gerne auch auf örtliche Zeitungs-Webseiten usw. Wenn in einem Spiel (z.B. Vampire) Sonnenauf- und -untergang, Mondphasen usw. eine Rolle spielen, dann ermittle ich sogar diese mit dem Programm StarCalc, damit ich nicht eine Woche nach dem Vollmond schon wieder Vollmond habe. Sehr gerne baue ich auch unwichtige Nebensachen ein, z.B. Nachrichten des Tages.

In der Regel komme ich so von Hölzchen auf Stöckchen. Für die gerade laufende Omega-Wort-Kampagne habe ich z.B. einiges über Archäologie und die antike Geschichte des Zielgebietes (Ost-Türkei) gelesen, aber erst der Zufall brachte die Yezidi ins Spiel, die ich auf einer Webseite zum Nobilis-Rollenspiel erwähnt fand, und sie passten wie die Faust aufs Auge zu meinem Vorhaben. Über die Yezidi dürfte ich so ziemlich alles gelesen haben, was man auf Englisch oder Deutsch online finden kann, darunter auch eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten im PDF-Format. So eine echte Religionsgemeinschaft wirkt logischerweise viel authentischer, als wenn ich mir selbst eine ausgedacht hätte.

Natürlich taucht das meiste davon nie im Spiel auf. Aber ich fühle mich dadurch sicherer in meinem Hintergrund, und wenn meine Spieler eine nicht so naheliegende Frage haben, die eigentlich nichts mit dem Abenteuer zu tun hat, und ich sie trotzdem überzeugend und wahrheitsgemäß beantworten kann, dann hebt das die Intensität der Spielerfahrung. Auch wenn es vielleicht in die Irre führt... Man kennt das ja: wenn der SL überlegen muss, wie der NSC heißt, ist der NSC unwichtig. Gleiches gilt eigentlich für alles.

Ich will zwar nicht behaupten, dass so ein Spiel einer profesionellen Betrachtung standhalten würde (ich habe z.B. sicher keine plausible archäologische Untersuchung geschildert), aber wenn ich mir Freiheiten nehme, dann sage ich den Spielern das nachher; und meistens ist das Verhältnis von Fakt zu Fiktion, soweit ich keine Fehler gemacht habe, deutlich stärker auf der Fakt-Seite ausgeprägt.

Zu meinen Quellen für Ideen gehört alles, was ich so erlebe. Wenn ich eine Doku sehe, überlege ich immer, was man davon für ein RPG gebrauchen könnte. Die Idee zur Omega-Wort-Kampagne entstand, als ich eine Doku über Mumienfälschungen sah, und ich dachte mir, was wohl passieren würde, wenn jemand unzweifelhaft die Mumie Gottes finden würde.

Es gibt auch viele Weird News-Seiten, von denen man sich inspirieren lassen kann. Ein prima Kondensat des täglichen Wahnsinns bekommt man über die englische Mailingliste von Unknown Armies, wo ich schon so manches gefunden habe, was ich mir für mögliche spätere Abenteuer gespeichert oder ausgedruckt habe. Keine Fiktion ist so verrückt wie das Leben.

Robin

[Vash the stampede]

@Bitpicker: Sehr cool! Danke.

[Raphael]

Meine Tipps (beziehen sich vor allem auf d20-Systeme):

• Show, don't tell: Wichtige NSCs mit Bildern aus dem Internet versehen, ebenso magische Waffen, Gebäude etc.
• Absolut wichtig: Nachschlagen sux, d.h. alle wichtigen NSCs komplett erschaffen, Schätze auswürfeln!
• Stringent (damit du Impulse geben kannst), aber nicht starr vorbereiten (damit die Spieler so frei wie möglich sind).
• immer genug "leere Namen" zur Hand haben.
• Pläne zeichnen (und vorgezeichnet haben!); es gibt nichts traurigeres als einen SL anzusehen, der versucht sich einen Dungeon Level aus den Fingern zu saugen
• In Game Ultimatum: "Ihr könnt natürlich dort hin gehen, aber dort hab ich nichts vorbereitet; wollt ihr 60-90 Minuten Pause ...?" --- aber pass auf, manchmal gehen die Spieler darauf ein! 

[Crimson King]

Jed nachdem wie gut man darin ist, ad hoc im Kopf vorgestellte Szenerien detailreich und stimmungsvoll zu beschreiben, sollte man für besondere Örtlichkeiten auch die stilvolle Beschreibung selbiger ausarbeiten und zur Not wortwörtlich vom Blatt ablesen in der Sitzung.

Stormbringer

[Vanis]

Wie eine Runde vorbereiten? Tja, das kommt immer drauf an. Hängt bei mir von der Gruppe, vom Hintergrund und vom Abenteuer ab.

Gruppe:
Hab ich Leute, die total selbstständig ihren eigenen Zielen nachgehen, schau ich mir die Charaktere an und such da Ansatzpunkte für mögliche Handlungen. Ich überlegt mir, wie ein Konflikt entstehen könnte und welche Akteure und Handlungsorte passen könnten und arbeite sie aus. Wie die Gruppe dann an die Sache rangeht, ist ihre Sache.

Hab ich aber Leute, die auf Anspielungen eher weniger reagieren, sprech ich sie direkter an und arbeite das Abenteuer detailierter aus.

Hintergrund:
Wie ausgearbeitet ist der? Für Mittelerde schnapp ich mir da den Herrn der Ringe, les die Anhänge oder das SIL und hol mir da meine Inspiration. Abenteuer sollten da bei mir schon irgendwie im Kontext der Welt stehen. Das erfordert einiges an Rechercher. Genauso siehts bei historischen Abenteuern aus.
Egal für welche Art von Hintergrund such ich mir gesellschaftliche Konfliktherde, die einen groben Rahmen für das Abenteuer darstellen können. Ich überleg mir die möglichen Protagonisten und deren Zielen und such einen Ansatzpunkt bei den Spielercharakteren, was sie daran interessieren könnte.

[Joe Dizzy]

Wie sieht eine gute Recherche aus?

Als SL muss man eine genaue Vorstellung vom Spielablauf haben. Darum müssen die Regeln sitzen.

Was den Rest des Spiels angeht, ist die Art und die Größe der "Recherche" reine persönliche Vorliebe.

Welche Details sind wichtig? Und wo finde ich sie?

Was die Regeln und deren Stellenwert für den Spialablauf angeht: alle. Theoretisch zu finden im Regelwerk selbst. Wenn nicht, kann man sich mit anderen SLs austauschen und sich so schlau machen.

Was den Hintergrund angeht: nur das was gefällt. Als SL ist Hintergrund und Setting der ganz persönliche Sandkasten, so wie es der Charakter bei den Spielern ist. Alles muss nur so detailliert sein, wie man es selbst haben möchte. Je nach Vorliebe kann man in Settingbänden, Geschichtsbüchern oder der eigenen Vorstellungwelt nach neuem Material suchen. Aber der einzige Anspruch dem Genüge getan werden muss, ist der eigene.

Was schreibt man auf? Was nicht?

Man schreibt alles auf, was man sich nicht merken kann.
Man schreibt nichts auf, was man im Spiel nicht braucht.

Bei komplexeren Spielen schreibe ich mir deshalb gerne Regelnzusammenfassungen auf. Meistens notiere ich mir auch Ideen zu Settingdetails, die mir gefallen haben, um sie bei Gelegenheit ins Spiel einzubringen. Eine Übersicht der wichtigsten Elemente des Abenteuers und wie diese zusammenhängen auch, aber das eher als Sicherheitsnetz. So kann ich im Zweifelsfall ableiten, welche neuen Situationen sich durch das Spiel ergeben.

Was kann einer Vorbereitung schaden?

Der Glaube, dass man sie für jemand anderen als einen selbst macht.