Autor Thema: Aufgabe: Out of the Box  (Gelesen 2153 mal)

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Offline AlexW

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Aufgabe: Out of the Box
« am: 5.07.2007 | 14:15 »
Hi Leute!

Wir lesen ja meistens nur, was wir schreiben. Oder sind auf eins oder zwei oder auch drei Genres eingeschossen. Diese Aufgabe heisst "Out of the Box", weil's genau darum geht:

Lest was, was ihr sonst nicht anfassen wuerdet. Ja. Autoren lesen viel, und das muessen sie auch. Lest ein Buch aus der Reiseliteratur, aus der "Hochliteratur", lest einen Klassiker, lest einen Ratgeber, lest ein Buch aus der "Chic Lit", lest irgendwas, was normalerweise nicht in eurem Beuteschema ist.

Stellt das Buch kurz vor, schreibt, warum ihr das Genre nicht moegt/gemocht habt, was euch stoert, was euch gefallen hat. Nen kleinen Erfahrungsbericht also.
« Letzte Änderung: 5.07.2007 | 14:31 von AlexW »

Offline Doc Letterwood

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #1 am: 5.07.2007 | 15:21 »
Muss es neu sein oder kann man es schon mal gelesen haben?
Morebytes Inside (TM)

Offline AlexW

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #2 am: 5.07.2007 | 18:35 »
Man kann es schonmal gelesen haben. Es sollte nur aus der "Gewohnheit" rausfallen. :)

Offline Bad Horse

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #3 am: 9.07.2007 | 08:34 »
Jetzt muß ich mal überlegen, was "out of the box" bei mir ist... ich mag keine Bücher, die mich langweilen. Das war´s aber eigentlich schon.

Naja, wenn Harry Potter vorbei ist ( ;)), und ich meinen neuen Neal Gaiman endlich gelesen habe, kann ich ja mal ein hochliteratisches Werk lesen... Die haben sie mir in der Schule vergrault.  :)
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Offline Lord Verminaard

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #4 am: 10.08.2007 | 11:41 »
Ich habe neulich gelesen:

„Das erste Mal und immer wieder – autobiographische Schilderungen einer Prostituierten“ von Lisa Moos

Ist für mich total Out of the Box. Sonst lese ich Fiktion, hauptsächlich in der Tat Fantasy. Höchstens noch mal einen Reisebericht in Romanform. Was mit Abenteuer und Exotik, nicht mit bedrückender Realität. Lesen ist für mich Seele baumeln lassen, da will ich weder intellektuell gefordert noch mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert werden.

Meine Freundin hat das Buch gelesen und mir empfohlen. Viel Sex sollte drin vorkommen, auch BDSM-Zeug, das gab den Ausschlag. ;)

Das Buch ist gut geschrieben, der angemessen umgangssprachliche Tonfall ist stets nüchtern und schonungslos. Die Autorin konstatiert, ohne zu lamentieren, zieht Bilanz einer versauten Kindheit und verkorksten Jugend. Erzählt von Missbrauch und Vergewaltigung, einer Abtreibung mit 16, von netten Kerlen und Scheißkerlen, Prügel, Suff, Therapie, Stress mit dem Jugendamt, der Arbeit als Nutte und ihrem eigenen Versagen in ihren Beziehungen und bei der Erziehung ihres jüngeren Sohnes. Echt starker Tobak. Die Beschreibung der teilweise skurrilen sexuellen Vorlieben ihrer diversen Freier ist unterhaltsam, überhaupt ist das Buch unterhaltsam. Aber ich habe schon einig Male ganz schön geschluckt.

Fazit: Ohne Zweifel ein gutes und lehrreiches Buch. Aber alle Tage muss ich so was nicht lesen.
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Offline Doc Letterwood

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #5 am: 14.08.2007 | 10:02 »
So, ich habe mir jetzt nochmal den Klassiker "Homo faber" von Max Frisch aus dem Regal genommen. Das Buch gehört nicht zu meinen sonstigen Lesegewohnheiten, da es eher wenig mit SF/F zu tun hat.
 
Es gehört zur Weltliteratur und ist ein handwerklich ziemlich interessant gestaltetes Buch. Walter Faber, Ingenieur und Entwicklungshelfer, sieht sich zunächst mit merkwürdigen Zufällen konfrontiert, die schlussendlich in einer Liebesbeziehung zu Sabeth enden. Nach und nach stellt sich heraus, dass Sabeth eigentlich seine Tochter ist, was der naturfeindliche und technikgläubige Faber mittels rationaler Methoden und sogar Stochastik zu verdrängen sucht.
Im Verlauf des Buches gelingt es ihm immer weniger, seine Gefühle zu unterdrücken. Mehr und mehr wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert und muss schließlich erkennen, dass der Wandel nach seiner anfänglichen Kälte ein neues Lebensgefühl beschert. Sein Selbstbildnis ist nicht der wahre Walter Faber, und erst der Tod seiner Tochter führt ihn zu seinem wahren Ich zurück.

Was mir besonders gut gefällt ist die metaphorische Konstruktion der Person Walter Faber (faber = lat. der Fertigende, also auch ein sprechender Name) und die kühle Distanziertheit, die Max Frisch in der Person des Protagonisten auch durch Syntax und Wortwahl ausdrückt - sprich die Methode, wie Max Frisch seinen Hauptdarsteller entwickelt.


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Crazee

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #6 am: 14.08.2007 | 10:20 »
Hmmm, was wäre das denn bei mir *überleg* keine Fantasy, kein SF, keine Verschwörung, kein Krimi, kein Kinderbuch

...

ich fürchte, dass das nach Liebesschnulze, Reiseführer/Doku oder Klassiker riecht. Vielleicht nehme ich mir sowas mit nach Irland.

Offline Wodisch

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #7 am: 14.08.2007 | 22:59 »
@Crazy: Kochbücher (Irish stew, Scones with jam and clotted cream), Sprachführer (Gaelisch) ;D

Und damit auch was on-topic ist:

Paul Watzlawick: "Vom Guten des Schlechten"
Watzlawick zeigt sehr humorig, wie schlecht "Patendlösungen" sind, wie wenig objektiv die Wirklichkeit ist und das alles in einem relativ kleinen Büchlein. Daß man danach irgendwie keine rechte Lust mehr zu den vermeintlich "guten" (also tatsächlich ziemlich "schlechten") Lösungen aufbringen mag ist eine Art Fortsetzung seiner "Anleitung zum Unglücklichsein". Die sollte man auch gelesen haben.

Aber wie ich der ersten Rezension bei Amazon (bei dem Versuch die Links zu finden) entnehme, stimmt möglicherweise Watzlawicks Grundannahme nicht mehr: ein gewisses Maß an Allgemeinwissen, daß heute offensichtlich doch nicht mehr so allgemein verbreitet ist, wie zur Zeit des Schreibens und der Erstausgabe...
:korvin:
« Letzte Änderung: 14.08.2007 | 23:10 von Wodisch »

Crazee

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #8 am: 15.08.2007 | 07:48 »
Ich müsste eigentlich mal wieder "Zittergas und schräges Wasser" lesen.

Offline Andreas

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #9 am: 18.09.2007 | 12:23 »
Wenn ich lese, dann um mich zu entspannen.
Daher sind Autobiographien eher weniger meine Sache. Noch dazu die Bio eines Amigenerals.
Meine Freundin, die noch weniger militärisches Interesse als ich hat, empfahl mir die Bio von H.Norman Schwartzkopf Jr.
Ansonsten war nichts zu lesen im Regal, also hab ich mir das Ding mal vorgenommen.

„Man muss kein Held sein“
Auf den ersten Seiten bestätigen sich all meine Vorurteile über einen typischen amerikanischen General:
Westpointabsolvent (schon der Vater, Herbert Norman Schwartzkopf, hat 1917 Westpoint abgeschlossen), Gottes- und Obrigkeitsgläubig, liebt seine Familie, Patriot.
Ein Mann, der wahrscheinlich die Verfassung der USA runterbeten kann, ohne sich einmal zu verhaspeln.

Aber sehr schnell wendet sich diese Anscht. Schwartzkopfs Leben nimmt eben nicht den "typisch amerikanischen Weg".
Sehr schnell kommt er in dem Buch recht offen auf die Alkoholabhängigkeit seiner Mutter zu sprechen und verschweigt auch nicht, das eine seiner älteren Schwestern Mitglied bei den Kommunisten war.

Als er 12 ist, zieht er zu seinem Vater der in dieser Zeit in Teheran staioniert ist und dem Schah beim Aufbau einer schlagkräftigen Polizeitruppe hilft und -natürlcih - verhindern soll, dass das Land sich dem Kommunismus zuwendet.
Diese Zeit im Iran bedeutet für den jungen Schwartzkopf eine der stärksten Prägungen.
Er entdeckt das erste Mal eine für ihn fremde Kultur (Bekommt zum Beispiel von einem Sheik die legendären Schafsaugen vorgesetzt).
Als er Teheran verlässt, verspricht er sich, das er wieder nach Arabien kommt. Eine Kultur die er mag.
Danach verbringt er ein paar Jahre in der Schweiz in einem Internat, anschliessend noch eine Weile in Frankfurt bei seinen mittlerweile hier stationierten Eltern.
Später besucht er dann, trotz verschiedener Hindernisse Westpoint und schliesst hier auch ab. Sehr zur Freude seines Vaters.
In Westpoint entwickelt er eine - dem Trend zu Luftwaffe und Marine entgegen liegende - Vorliebe für das Heer.
In der Folge verbringt Schwartzkopf auch zwei mal je 1 Jahr in Vietnam. Als Berater bei den Südvetnamesichen Truppen, die für ihn großartige Soldaten sind und bei denen er in einigen Offizieren Freunde findet.
Zwischenzeitlich verbringt er einige Zeit als Westpoint- Dozent und ist Zeitweise bei der legendären 101. Luftlandedivision (Wir erinnern uns: "Band of Brothers").
Anschliessend bekommt er das Kommando über verschiedene Brigaden. Die meisten davon gelten als Disziplinlos, schlecht und unmotiviert.
Aber Schwartzkopf schafft es, ihren Kampfgeist zu wecken.
Einige Zeit Anfang der 80er Jahre ist Schwarzkopf als Stadtkommandant in Mainz. Hier entdeckt er, das die Army mehr für die Familien der Soldaten tun muss, und beginnt entsprechende Programme zu planen.
Seine Karriere gipfelt schliesslich darin, das er der Oberkommandierende im 2. Golfkrieg (Desert Shield/Desert Storm) wird.
Hier kommen ihm seine Vorliebe für die Araber und seine großen Kenntnisse der Kultur zu Gute.

Schwartzkopf hat diese Autobiographie natürlich nicht allein geschrieben sondern mit Hilfe von Peter Petre.

Was mir an diesem Buch besonders gefiel war die Art und Weise, in der Schwartzkopf versucht, den Spagat zwischen Patriotismus und Offenheit zu schaffen.
Das er dazu steht, wenn er geweint hat. Das er trotz allem Patriotismus von Fehlern der Regierung im Vietnamkrieg schreibt, von seiner Angst, das sich diese Fehler im Golf wiederholen.

Er geht zum Teil auch mit der Art, die amerikanischen Soldaten als die besten der Welt zu beschreiben ins Gericht. Obwohl er den Stolz auf "seine Männer" nicht verheimlicht.

Ok, das war jetzt ein längerer Text als ich vorhatte...
Aber irgendwie erschien mir das erforderlich. :)

Hier noch der Link für interessierte:
http://www.amazon.de/Man-kein-Held-sein-Autobiographie/dp/3570015947/ref=sr_1_2/028-8394413-0814106?ie=UTF8&s=books&qid=1190110308&sr=1-2
Derzeit nur 9 Exemplare zu bekommen, wird nicht mehr aufgelegt.
Mein Baby

Erster, belegter, echter Opa im Forum.

Crazee

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #10 am: 30.10.2007 | 12:44 »
So, ich lese gerade mal ootb:

Die wilde Frau - eine Sammlung von Sagen und Erzählungen verschiedener Völker (aus Afrika, Europa, Amerika, Asien, vorderer Orient), die sich mit verschiedenen "Rollen" der Frau auseinandersetzen.

Untertitel: Mythische Geschichten zum Staunen, Fürchten und Begehren.
Hrsg.: Claudia Schmölders

Callisto

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #11 am: 25.11.2008 | 05:52 »
Ich bin neulich in meinen benachbarten Buchladen gegangen und hab mir was Out of the box empfehlen lassen. Die wissen, was ich normalerweise so alles lese. Diesmal sagte ich, "Ne, ich will was, was ich normal net lesen würde. Deine persönliche Empfehlung"

Herauskam ein ziemlich gutes Buch.
"Der Fall Arbogast" Von Thomas Hettche,
nach einer Wahren Begebenheit. Es beginnt mit dem Tod einer Frau während des Sexualaktes in den Fünfziger Jahren. Ihr OneNightStand wird als Lustmörder lebenslänglich verknackt, beteuert aber immer seine Unschuld, bis eines Tages ein Journalist zusammen mit einem Anwalt und einer Gerichtsmedizinerin aus der damaligen DDR versuchen, die wahren Umstände des Todes aufzudecken. Die Beschreibungen der Faszination von Tod und Lust, genauso wie die Zweifel, ob er nicht doch schuldig sein könnte, waren berührend zu lesen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, obwohl es nicht zu meinen Lieblingsbüchern gehört.

Offline AlexW

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Re: Aufgabe: Out of the Box
« Antwort #12 am: 25.11.2008 | 10:27 »
@Callisto: Sehr schoen! :)

(Ich muss das auch mal wieder machen, vor allem, seit mit Post-Apokalyptische Urban Fantasy ploetzlich fasziniert...  :o :o)