Thema: Verwendung von Links in Diskussionen

[Beral]

Immer, wenn eine Fragestellung in den Raum und zur Diskussion gestellt wird, finden sich gleich als erstes einige Leute, die nicht widerstehen können, ein paar Links in den Raum zu werfen. Oft bremst das eine interessante Diskussion aus, bevor sie richtig begonnen hat.

Nun sind Links nicht per se zu verurteilen, man sollte sie jedoch sinnvoll einsetzen. Hier meine Meinung dazu.

- Wenn ein Problem, das aktuell diskutiert wird, früher auch schon diskutiert wurde, heißt das erst mal nichts.
- Wenn es früher diskutiert wurde und ein Ergebnis erzielt wurde, das das heutige Problem löst oder der Lösung näher bringt, sollte man in wenigen Sätzen beschreiben, wie das aussieht und dann den Link einfügen.
- Wenn es früher nur andiskutiert wurde, womöglich nur mit ähnlicher Thematik aber nicht der gleichen Fragestellung, dann lieber gar nichts verlinken. Das lenkt nur die Aufmerksamkeit weg.

- Wenn ein Link ohne Erklärung hingeworfen wird, sollte sich dahinter die direkte Antwort auf die aktuelle Fragestellung befinden (aber nicht in Form einer 20-seitigen Forumsdiskussion, wo man die entscheidenden zwei Beiträge auf Seite 9 und 17 findet). Ansonsten ist es unhöflich, unnütz, überheblich, nervend, destruktiv, ..., und sollte vermieden werden.

Danke für die Aufmerksamkeit.

PS: Von "Diskussionen" zu unterscheiden sind Fragen wie "Ich suche ein Antik-Rollenspiel ohne Elfen und Orks, dafür mit Zwergen monotheistischen Glaubens; kennt ihr da was?" Hier schreit es geradezu nach Links. Aber das ist selbsterklärend und ich vertraue darauf, dass ihr erkennen könnt, worauf ich oben hinaus möchte.

[Gaukelmeister]

Jau, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Und tatsächlich habe ich ab und an auch schon einmal gedacht: "Mensch, gib mir doch ein bisschen mehr Kontext, Hintergrund, Anleitung zu deinem Link."

[oliof]

Ganz grob stimme ich zu. Allerdings nicht 100%ig:

Ich bin hier ja nicht, um "die Weisheiten des Rollenspiels" vorzubeten oder vorzukauen. Sondern ich beteilige mich an einer Diskussion.

Ich gehe erstmal davon aus, dass die Mitdiskutanden einen ähnlichen Erfahrungshorizont mitbringen wie ich, sie sind also genauso schlau (oder dumm) wie ich[1].

Ich persönlich finde hin und wieder einen knapp (oder un)kommentierten Link, bei dem ich erstmal schmökern kann, um dann zurückzukommen und meine eigenen Gedanken zu präsentieren wertvoller, als wenn irgendein pseudonymer Honk mir einen vom Pferd erzählt.

Und andersrum wird auch ein Schuh draus: Vielleicht will ich ja gar nicht voraussetzen, dass mein Gesprächspartner aus einer mir bekannten Quelle die gleichen Schlüsse zieht wie ich, sondern bin gespannt auf eine (neue und) andere Interpretation des Geschriebenen.

Mit anderen Worten: Ich bin ein Freund von Quellenarbeit. Ich stecke in der Regel viel Mühe in die Suche nach vernünftigen Links, und verlinke genauso regelmäßig, weil ich überzeugt bin, dass die Quelle einen Sachverhalt vollständiger, besser und/oder interessanter darlegt als ich es könnte. Dann verkneife ich mir, ein seitenlanges Traktat dazu zu verfassen.

[1] Ja, es kommt schonmal vor, dass man damit daneben liegt.

[Beral]

Ich gehe erstmal davon aus, dass die Mitdiskutanden einen ähnlichen Erfahrungshorizont mitbringen wie ich, sie sind also genauso schlau (oder dumm) wie ich[1].

Nach meiner Einschätzung dürfte das eher die Ausnahme sein.

Und andersrum wird auch ein Schuh draus: Vielleicht will ich ja gar nicht voraussetzen, dass mein Gesprächspartner aus einer mir bekannten Quelle die gleichen Schlüsse zieht wie ich, sondern bin gespannt auf eine (neue und) andere Interpretation des Geschriebenen.

Du setzt aber scheinbar voraus, dass deine Gesprächspartner sich erst mal mit deinen Quellen befassen und diese dann auf eigene Art interpretieren. Hier sehe ich aber schon ein Problem. Wenn ich eine Frage in den Raum werfe, dann will ich über diese Frage diskutieren. Ich will nicht irgendwelche andere Quellen abarbeiten und dir meine Interpretation davon zum besten geben. Es sei denn... du machst mir klar, inwiefern deine Quelle bei der Fragestellung hilft. Und genau das passiert eben zu selten. Es wird oft ein Link hingerotzt mit einer abfällig anmutenden Bemerkung "Hier, gabs doch schon vor 27 Jahren". Schön. Interessiert mich ehrlich gesagt nicht die Bohne, wenn es so präsentiert wird. Vor 27 Jahren gab es auch schon Stammtischgespräche über Fußball. Aber wenn ich in die Kneipe gehe und darüber diskutiere, ob Klinsmann die Innenverteidigung der Viererkette austauschen soll, will ich keine Schlaumeierhinweise darauf, dass mein Onkel vierten Grades damals schon gesagt hat, die Viererkette sei scheiße und Libero viel besser und ich solle doch erst mal im Kneipenarchiv die Tonaufnahmen von diesem Statement abhören, bevor ich hier eine Diskussion über Klinsmann starte. Ich bin vielleicht nicht repräsentativ in meiner Reaktion, aber bei sowas geht mir innerlich der Hut hoch und ganz gewiss werde ich die dämlichen Tonaufnahmen nicht anhören (sie sind gar nicht dämlich, aber in genau diese Ecke schiebe ich sie pauschal ab, weil ich meinen Unmut verarbeiten muss).

Ich habe nichts gegen Links, aber sie sollen gescheit in den aktuellen Kontext eingefügt werden und nicht wie Stöcke in ein laufendes Rad reingestochen werden. 

[Ein]

Also ich finde durchaus, dass man Links posten kann und sollte. Denn genau genommen ist es für die Diskussion nur förderlich, wenn alle Teilnehmer einen ähnlichen Wissensstand haben oder zumindest ein solides Fundament besitzen. Darum werden ja auch bei Seminaren an der Uni Texte vorbereitet, um eben dieses Fundament zu schaffen.

Nun stelle dir mal vor, in deiner Kneipendiskussion käme jemand daher, der einfach nicht so in der Materie steckt, der gar nicht weiß was eine Viererkette ist und Libero für einen anderen Namen für Sexualtrieb hält.

An diesem Punkt hat man drei Optionen:
 - man schließt den Newbie von der Diskussion aus
 - man erklärt ihm erst einmal selbst, was eine Viererkette und was Libero ist
 - oder man gibt ihm eine Übersicht aus einer Fussballzeitung, die das viel besser und schneller erklärt

[Pyromancer]

Nun stelle dir mal vor, in deiner Kneipendiskussion käme jemand daher, der einfach nicht so in der Materie steckt, der gar nicht weiß was eine Viererkette ist und Libero für einen anderen Namen für Sexualtrieb hält.

An diesem Punkt hat man drei Optionen:
 - man schließt den Newbie von der Diskussion aus
 - man erklärt ihm erst einmal selbst, was eine Viererkette und was Libero ist
 - oder man gibt im eine Übersicht aus einer Fussballzeitung, die das viel besser und schneller erklärt

In der Praxis (und im Internet) sieht das aber oft so aus, dass man dem armen Neuankömmling "4000 Jahre Fussballgeschichte in 48 Bänden (mit 1574 Tabellen und über 120 teils farbigen Abbildungen)" in die Hand drückt, und drei Stunden später beleidigt oder empört ist, weil dieser Volltrottel immer noch nicht kapiert hat, um was es eigentlich geht

[Ruinenbaumeister]

Wichtig ist es ja nicht, auf Links zu verzichten, sondern die Links, die man postet, auch in Zusammenhang mit der Diskussion zu setzen.

[oliof]

Unterstellung.

Beral hat ja sauber ausgearbeitet, dass es ihm nicht um Sachfragen geht, sondern um Meinungsbildung. Und da bin ich haeufig genug (nicht immer!) der Auffassung, dass sich mein geschaetzter Mitdiskutant anhand der Quelle eben seine, nicht meine Meinung bilden soll. Ausserdem verstehe ich nicht, warum ich durch die Duplikation von Inhalten stets ein besseres Verstaendnis erzeugen soll (ja, amerikanische Sachbuecher machen das gerne, aber die halte ich auch fuer schwer repetitiv).

Und dann wird hier auch noch die Methode der Selbstverlinkung unterschlagen. Wenn ich mir zu einer Frage - egal ob sachlich oder meinungsbildend - schonmal Gedanken gemacht habe, dann kopier ich das doch nicht in den thread, sondern verlinke drauf. und mehr als "hier hab ich mich dazu schonmal en detail ausgelassen" wuerde ich dann auch nicht dazu schreiben.



PS: Bitte nicht als ein Grundsatzplaedoyer fuer links ohne Begleittext verstehen. Wie bereits oben gesagt stimme ich Beral weitgehend zu, will aber aufzeigen, warum man links ohne (viel) drumherum nicht grundsaetzlich als boese und falsch und gemein sehen sollte. ja, die Hausordnung verbietet das eh und ich bin dafuer auch schon anmoderiert worden. aber ich schreib ja nicht nur im

[Beral]

Denn genau genommen ist es für die Diskussion nur förderlich, wenn alle Teilnehmer einen ähnlichen Wissensstand haben oder zumindest ein solides Fundament besitzen.

Das erreichst du aber nicht, indem du eine aufkeimende Diskussion mit unkommentierten Links torpedierst. Fasse den Kern des Verlinkten in zwei Sätzen zusammen und erläutere, in welcher Hinsicht das der aktuellen Diskussion dienlich ist. Das ist nicht zu viel verlangt und mehr verlangt auch keiner (bis jetzt).

[Ein]

Ach jetzt verstehe ich erst, auf was du hinaus willst. Gut, dem kann ich grundsätzlich zustimmen. Wobei es da auch wie so oft fließende Übergänge gibt. *achselzuck*