Autor Thema: Aufgabe: 20 erste Sätze, Teil 2 -> schreibe 1 Seite, aber nicht zu deinem Satz!  (Gelesen 4059 mal)

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Nun mal mein erster Versuch.

Nein, Jesus liebte ihn wirklich nicht, soviel war klar. Ansonsten ...

Einfach toll.
»Einem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts, wohlgemerkt nichts, unmöglich!«
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20. Die Kommandorufe der jungen Offiziere klangen dünn, als sich am anderen Ende des Feldes vierhundert Albenspeere wie von einer Hand geführt senkten.

Die Kommandorufe der jungen Offiziere klangen dünn, als sich am anderen Ende des Feldes vierhundert Albenspeere wie von einer Hand geführt senkten. Mit donnernden Hufen preschte die imperiale Reiterei in Keilformation voran. Albenpfeile durchschnitten die Luft und brachten unglückselige Reiter zu Fall, als sich ihre Spitzen in das Fleisch von Soldaten und ihren Tieren bohrten. Es krachte laut als die Armeen aufeinanderprallten und aus Ordnung und Disziplin mit einem Schlag Chaos und Zerstörung wurden. Waffen trafen aufeinander und stimmten das klirrende Lied der Schlacht an, in das sich alsbald die Chöre der Sterbenden und Verwundeten mischten.

"Warum töten wir die Alben?", fragte die Stimme eines kleinen Jungen, der unter seinem silbernen Brustpanzer in bunte, samtene Roben gehüllt war und auf dem Rücken eines prächtigen Rappen saß. Auf dem Schlachtross neben ihm thronte ein großgewachsener Mann mittleren Alters, dessen grau-braunes Haar sich unter der kleinen goldenen Krone ein wenig lichtete. Die beiden standen, umringt von Generälen und Beratern auf einer Anhöhe und beobachteten die Schlacht, die im Tal unter ihnen tobte.
"Die Alben haben uns unser Land genommen, mein Sohn." Die Augen des Königs schweiften über das Schlachtfeld und er hob die behandschuhte Rechte. Der Fähnrich, der hinter ihm stand, verstand das Zeichen und gab mit einer flatternden Fahne der Infanterie im Tal das Signal vorzurücken. Die Kettenhemden der Soldaten schimmerten im rötlich-gelben Licht der aufgehenden Sonne.
"Aber ich bin noch nie hier gewesen, Vater.", bemerkte der Junge stirnrunzelnd.
Der König lächelte milde, wandte aber den Blick nicht vom Tal ab. "Von hier kommen Erze, Edelsteine und Gewürze, die es sonst nirgendwo in meinem Reich gibt. Sollen wir den Alben einfach erlauben, uns diese Dinge zu nehmen?"
Der Prinz überlegte einen Moment. "Ich mache mir nicht viel aus Gewürzen. Könnten wir nicht Frieden schließen, wenn wir auf die Gewürze verzichten würden?"
"Oh, mein Sohn, du kennst die Alben nicht.", sagte der König und in seiner Stimme schwang Verbitterung mit. "Wenn wir ihnen erlauben, uns diesen Landstrich zu nehmen, dann wollen sie bald den nächsten und dann noch einen, bis sie schließlich vor den Toren des Palastes stehen und uns auch diesen nehmen wollen. Sie sind unersättlich."
"Sir Levandon hat uns die Geschichte erzählt, wie Myrdias der Eroberer einst die Alben aus den Ländern der Menschen vertrieb. Heisst das nicht, sie waren vor uns hier?" Der Junge sah seinen Vater verwirrt an während unten im Tal die imperiale Infanterie auf den Feind zustürmte und immer wieder stoppte, um die runden Schilde gegen den steten Pfeilhagel hochzureissen. Wieder gab der König ein Zeichen und der Fähnrich lies seine Fahne im Wind flattern. Eine Reihe Reiter brach auf, um an der rechten Flanke des Feldes entlang zu reiten.
"Das war vor über 300 Jahren, mein Sohn. Sir Levandon hat Dich gut gelehrt, aber die Besitzansprüche der Alben auf dieses Land sind längst Geschichte."
Der Prinz rieb sich die Nase. "Alben leben über 500 Jahre hat Nan gesagt. Einige von ihnen müssten sich noch an Myrdias erinnern."
"Himmel Junge! Gibst Du Dich denn nie zufrieden?"  

Wordcount: 500 (noch nicht fertig, aber die Grenze ist schon erreicht. :( )
« Letzte Änderung: 28.08.2009 | 17:50 von Uebelator »

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Ok, das wird jetzt aber richtig politisch ;-)
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Ok, das wird jetzt aber richtig politisch ;-)

Ja, das war für die Quote... Man kann ja nicht immer nur sinnlose Unterhaltungsliteratur schreiben. ;) Obwohl...  ~;D

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Wieder einer...

1. Lauthals lachend starrte er in die Flammen, die all sein Hab und Gut verschlangen.

Lauthals lachend starrte er in die Flammen, die all sein Hab und Gut verschlangen. Für manche Leute wäre dies das Ende, aber für ihn war es der Beginn eines neuen Lebens, einer neuen Zeitrechnung, einer neuen Ära. Das Feuer loderte hoch in den Abendhimmel und spiegelte sich in seinen weit aufgerissenen Augen, als er einen Freudentanz vor seinem brennenden Apartment aufführte. Funken stiegen auf und taumelten in kreiselnden Bewegungen durch die Luft, so als wollten sie an seinem Tanz teilhaben. Er schrie und lachte vor Freude und seine Kehle wurde langsam rauh. Erst als die Feuerwehr und die Polizisten kamen, seinen nackten Körper in eine grobe Decke hüllten und ihn fragten ob alles okay sei, erwachte er aus seiner Trance. Er erzählte ihnen, dass er sich nie besser gefühlt habe, denn erst jetzt wisse er, was Freiheit wirklich bedeutet.

Noch vor einer Woche folgte sein Leben den geregelten Bahnen des Alltags, auf denen er Tag für Tag wie auf Schienen zwischen Frühstück, Arbeit und Abendessen hin und her manövrierte, nur um am nächsten Tag die gleiche Strecke noch einmal zurück zu legen. In einer kleinen, durch Pappwände abgegrenzten Box verbrachte er den Großteil seines Tages mit Berechnungen, die dazu beitrugen, dass irgendjemand ungeheuer reich wurde. Abends kehrte er dann für gewöhnlich in die kleine Wohnung zurück, wo er inmitten seiner IKEA-Möbel-Kollektion unbedeutende Fernsehshows sah und den letzten Rest Individualität abstreifte, der ihm noch geblieben war.
Als er letzte Woche mit seinem Kleinwagen auf dem Weg nach Hause war, taumelte ihm schließlich der Penner vors Auto. Er hatte sofort abgebremst und den alten Mann nicht hart erwischt, aber er hatte Angst vor einer Klage wegen Fahrerflucht und daher brachte er ihn ins Krankenhaus. Der Penner stank erbärmlich nach Bier und Pisse und er machte sich schon Sorgen, ob die Sitzpolster die Fahrt wohl ohne Flecken überstehen würden. Die Fahrt dauerte nicht lang und während sie im Krankenhaus auf einen Arzt warteten erzählte ihm der alte Kerl von seinem Leben. Ja, er schlief nachts draussen und das war manchmal hart, aber er konnte tun und lassen, was ihm gerade in den Sinn kam. Den ganzen Tag am See herumsitzen und den Wolken beim Vorbeiziehen zusehen, oder durch den Park gehen und den Duft des kommenden Frühlings in sich aufsaugen. Dieser Mann schien nichts zu haben und dennoch war er glücklich, weil er das Leben jeden Tag neu erfahren konnte. Im Gegensatz zu ihm, lebte der alte Mann.

Er lächelte den Feuerwehrmann an und warf noch einen Blick auf die lodernden Flammen, die alles verzehrten, was einst sein Leben gewesen war. Dann ging er los und machte den ersten Schritt in eine Richtung, die sich richtig anfühlte. Ein Polizist sah ihm noch hinterher, wie er mit nackten Füßen – nur in eine Decke gehüllt – die Straße hinab ging und dann nie wieder gesehen wurde.

Wordcount: 471
« Letzte Änderung: 4.09.2009 | 07:55 von Uebelator »

Imago

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Ich mach dann auch mal einen Versuch. ^^

Jemand hatte die Daten gelöscht. Chandra setzte sich ruckartig wieder aufrecht hin und fixierte den schneeweißen Folienbildschirm. Ein süßlicher Schweißfilm legte sich über ihre Stirn und verklebte die darüber liegenden, neonpinken Haare. Ihre Stimme zitterte wieder ganz unmerklich als sie den Befehl ein fünftes Mal gab. Sie achtetete peinlich genau auf jeden Buchstaben.

„Chandra Atani. Identifikationsregister, 343az18gon, und Kontodaten. Highrise Metroplex Banking Association.“

Mit dem selben Ergebnis.
Der Ladebalken spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen Augen.

 Die Erkenntnis sickerte in ihren aufgewühlten Verstand, wie eine schleimtropfende, schwarze Nacktschnecke und lähmte alles was sie berührte. Sie hatte einfach so aufgehört zu existieren.
Von jetzt auf gleich hatte sie überhaupt nichts mehr.
Ohne ID war es ihr unmöglich Geld zu überweisen oder zum Arzt zu gehen. Keine Versicherung, kein Job, keine Zukunft mehr.
War das nicht unmöglich? Computerfehler, so wie in der Vorzeit der Informationgesellschaft gab es nicht mehr. Gleichzeitig war es in einem von alles sehenden, alles registrierenden künstlichen Intelligenzen verwalteten Netz unmöglich ohne gigantischen Aufwand ID-Daten zu verfälschen oder zu löschen. Und den würde niemand für jemanden wie sie betreiben. Alles was ihr passierte, war so verdammt irreal. War genauso plausbiel wie eine Geistererscheinung.

Und jeder Versuch einer Verbindung nach außen endete in weißem Rauschen. Sie konnte nichtmal ihre verhasste Mutter um Geld anflehen, und bei allem Stolz, jetzt hätte sie es getan.
Denn in vier Tagen dann, wenn die Miete fällig war, war auch ihre winzige Einzimmer – Wohnung fällig. Die Sicherheitsdrohnen der Hausverwaltung würden sie zwei Tage später auf die Straße setzen und ihre Habe konfiszieren.

Man würde sie nicht mal aus dem Viertel lassen und sie wusste welchen Ruf die feisten Cops am Checkpoint hatten. Wie sie sich ihn verdient hatten.
Die junge Frau hatte ängstlich zu ihr herüber gesehen, als sie vorgestern Abend mit ihren Einkaufstaschen aus der U-Bahnstation kam. Vor ihr die sich aufbauenden grinsenden Uniformierten.
Chandra kannte die abgemagerte Zwanzigjährige vom Sehen, sie hatte zu denjenigen gehört, die die alte Fabrik besetzt hatten. Die man dort wieder herausgeprügelt hatte.
Chandra war ja kein Unmensch, von Zeit zu Zeit hatte sie ihr und ihren Freunden etwas zugesteckt. Mit den Wochen waren sie weniger geworden. Die Frau war eine der letzten gewesen. Anscheinend hatte sie gedacht, es würde ihr gelingen in die U-Bahn zu fliehen. Vor der nächsten, größeren Routinedurchsuchung des Viertels.

Einen Moment verschwamm der Bildschirm vor ihren Augen zu einem milchigen Nebel. Die monatliche Razzia. Warum hatte sie daran nicht gedacht? Sie stand auf. Ging nach draußen. Sie trat auf den Balkon, in die nach Ruß und Erbrochenem stinkende Luft. Als sie sich bibbernd an das Geländer lehnte, und langsam nach unten sah, funkelten die Blaulichter der Einsatzwagen wie hasserfüllte Augen zu ihr herauf.

499 Wörter.

Offline Friedensbringer

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So, endlich mein Text zu einem ersten Satz von Tobias. Genau 500.

Rasch ließ er seine Hände durch die Taschen des leblosen Körpers gleiten, bis er fand, was er suchte. Der Sicherheitsschlüssel befand sind in der Gesäßtasche und war ziemlich schwer zu erreichen, doch mit etwas Gewalt und einer kleinen Neupositionierung des verstorbenen Beamten gelang er in seinen Besitz. Leider hatte der Mann keine Waffe bei sich getragen. Jedenfalls musste Hilbert seinen Weg weiter unbewaffnet gehen. Er konnte nur hoffen, dass was immer auch die Wissenschaftler und Sicherheitsleute hier getötet hatte, inzwischen weg war.

Vorsichtig schlich er aus dem Büro des Sicherheitsmannes wieder hinaus auf den Gang. Er sah sich umständlich nach möglichen Gefahren um, bevor er langsam bis zur Türe zurückging, die sich ihm vor Minuten noch zu öffnen weigerte. Hilbert zog den Schlüssel durch den vorgesehenen Schlitz an der Armatur und betete das kein weiterer Code oder Ähnliches nötig sein würde. Zu seiner Beruhigung gab das Gerät einige kurze Pieps-Töne von sich, doch leider erfüllten sie diesen Zweck nicht. Immerhin beendeten sie ihr Liedchen mit dem wesentlich erfreulicheren Geräusch einer sich öffnenden Türe. Hinter ihm schloss sie Gefühlskalt.

Der Gang in den sich Hilbert langsam wagte war nicht grade einladend. Linker sowie rechter Hand lagen zwei Leichen, der Kleidung nach Wissenschaftler. Er konnte sich vage an den Gang erinnern, sie hatten ihn hier durchgebracht. An der nächsten T-Kreuzung blieb er stehen und lugte zu beiden Richtungen unsicher um die Ecke. Nichts zu sehen, außer einem Transportbett, vielen unbeschrifteten Türen und noch mehr Toten in Kitteln. Aus welcher Richtung er hinein gekommen war, wusste er nicht mehr. Hilbert hoffte inständig die richtige Seite zu wählen.
Plötzlich flackerte das Licht. Nur kurz, zweimal, dann war wieder alles normal und hell, doch für den Augenblick blieb sein Herz stehen. Gehetzt schaute er sich um, aber weder hinter ihm, noch in den Gängen die vor ihm lagen, bewegte sich das Geringste. Noch einmal schaute er um die Ecke in die Gänge und war kurz davor sich für eine Richtung zu entscheiden, als seine Ohren etwas Anderes als seinen eigenen Herzschlag vernahmen. Schritte. Schnelle Schritte. Sie kam hinter ihm her. Er blickte den Gang zurück zur Sicherheitstüre. Zu sehen war nichts, aber die Schritte kamen näher und es waren viele.

Panisch lief Hilbert los. Rechts, sei es drum. Nach einigen Metern und nachdem er über einen Leichnam ohne Kopf gesprungen war, musste er durch eine Doppelschwingtüre. Gehetzt rannte er hindurch, den Blick starr in Richtung Boden um ein mögliches Hindernis schnell erkennen zu können. Die Türen schwangen auf, dahinter wieder nichts weiter als Gang und Türen und Leichen. Er hatte keine Zeit sich Gedanken zu machen, ob ihm hier etwas bekannt vorkam. Die Schritte hinter ihm wurden immer noch lauter und mehr. Er hörte ein Kreischen, ein Zischen danach und ein lautes Poltern. Hatte da etwas die Türe aufgebrochen? Weiter rennen, nicht stehen bleiben. Er warf einen Blick über die Schulter und konnte durch den schmalen Spalt zwischen den Schwingtüren Schatten erkennen. Hilbert musste um eine Ecke herum.

Er sah einen Ausgang, tatsächlich Freiheit.

Hoffentlich.
Zitat von: Ludwig Wittgenstein
Wenn man unter Ewigkeit nicht endlose Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der Ewig, der in der Gegenwart lebt.

Friedensbringer schreibt Kurzgeschichten und Romane.