Autor Thema: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?  (Gelesen 9124 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #25 am: 17.11.2009 | 17:16 »
Oder du könntest einen Priesterorden einführen, die Büßer, die das tun, was notwendig ist, auch wenn dafür die strafende Hand des Gottes sie treffen wird. Sie nehmen die Schuld, Böses zu tun, auf sich, um die Sünde allen anderen zu ersparen.
Das sind ziemlich krasse Typen, die sich ständig selbst kasteien, fasten und beten. Sie werden hoch geachtet, alle sind froh, dass sie da sind, aber so direkt mit ihnen zu tun haben will auch keiner. Die sind ja auch nun mal sündig und haben ihre Seelen in die Hölle verdammt.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Heretic

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #26 am: 17.11.2009 | 23:48 »
Ja, greife als "Guter Priester" maskiert auf die Schergen des Bösen zu und hoffe, dass dich niemand enttarnt, dann dann könnte dein Gott dir die Macht entziehen.

Da macht Beten wieder wirklich
 Sinn. Gott er hat etwas böses gemacht, bitte bestrafe ihn!

Nein, D&D /= WoW oder Weichnucken Spiel für Warmduscher und Turnbeutelvergesser.
Häh, von welchem Fall redest du?

Wenn ein Cleric des guten Gottes XY Böses tut, dann verliert er seine Kräfte, aber es spricht ja nichts dagegen, dass Cleric eines bösen, tückischen Gottes AZ sich als Cleric des guten Gottes XY ausgibt...

Aber die Option, die du vorschlägst, dass die Guten böses tun, und trotzdem die Guten bleiben, die gibt es nicht, zumindest nicht bei D&D 3.0/3.5 etc.
Auch wenn einige sich das gern anders zurechterklären würden.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #27 am: 17.11.2009 | 23:58 »
Oder du könntest einen Priesterorden einführen, die Büßer, die das tun, was notwendig ist, auch wenn dafür die strafende Hand des Gottes sie treffen wird. Sie nehmen die Schuld, Böses zu tun, auf sich, um die Sünde allen anderen zu ersparen.
Das sind ziemlich krasse Typen, die sich ständig selbst kasteien, fasten und beten. Sie werden hoch geachtet, alle sind froh, dass sie da sind, aber so direkt mit ihnen zu tun haben will auch keiner. Die sind ja auch nun mal sündig und haben ihre Seelen in die Hölle verdammt.

Hui. Das find ich zwar im Kontext des OP nur begrenzt hilfreich, aber eine tolle Abwandlung der Geißlerbewegung. Mmmh. Banngeißler... Das könnten auch Laienpriester sein, von der offiziellen Kirche nicht anerkannt aber heimlich als Werkzeug genutzt... eine Ultra-Fassung des Opus Dei, nach außen hin eremitenhaft, düster und wirr, nach innen straff organisiert und im Machtzentrum des Reiches mit hohen Beamten und Adligen, die ihre Büßerwunden gut tarnen....

Mmmh...

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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #28 am: 18.11.2009 | 00:22 »
@ Bad Horse
Das mit dem Büßerorden funktioniert aber nur mit einem ziemlich dummen Gott.
Jeder halbwegs intelligente Gott wird auch die Strafen, die den Geißlern helfen bzw. sich darüber freuen, von ihnen zu profitieren.

Das klingt mir sehr nach "Ich will die Person nicht umbringen, also mach du dir die Hände schmutzig und bringe sie um." Jeder deutsche Richter würde dich trotzdem zumindest wegen Mittäterschaft verurteilen. Warum sollte ein halbwegs intelligenter Gott da den Auftraggeber in den Himmel aufnehmen?

Callisto

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #29 am: 18.11.2009 | 00:51 »
@ Bad Horse
Das mit dem Büßerorden funktioniert aber nur mit einem ziemlich dummen Gott.
Jeder halbwegs intelligente Gott wird auch die Strafen, die den Geißlern helfen bzw. sich darüber freuen, von ihnen zu profitieren.

Das klingt mir sehr nach "Ich will die Person nicht umbringen, also mach du dir die Hände schmutzig und bringe sie um." Jeder deutsche Richter würde dich trotzdem zumindest wegen Mittäterschaft verurteilen. Warum sollte ein halbwegs intelligenter Gott da den Auftraggeber in den Himmel aufnehmen?

Es geht nicht darum, was der Gott machen würde, sondern was, in diesem Fall, die Auftraggeber denken (hoffen?), dass er tut. So funktioniert Religion.

Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #30 am: 18.11.2009 | 01:05 »
So funktioniert Religion, wenn es keinen echten Gott gibt.
Aber sobald ein echter Gott existiert, der auch eingreift, merken die Leute recht schnell, was Sache ist und dass man sich nicht hinter einem "Aber der da hat's doch ausgeführt." verstecken kann.

Vielleicht hat man das früher so getan. Aber spätestens, nachdem die ersten Hohpriester ihre Macht verloren haben, hat man ganz schnell damit aufgehört (oder sich einem neuen Gott zugewandt, der nicht so spießig ist).

Offline Suro

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #31 am: 18.11.2009 | 01:09 »
Aja? Es existiert also kein echter Gott, der auch eingreift? Interessant. Please tell us more.
Suro janai, Katsuro da!

Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #32 am: 18.11.2009 | 01:19 »
Ich habe in diesem Thread nie geschrieben, dass kein echter Gott existiert. Wie kommst du darauf?  wtf?

Ich schrieb:
Wenn ein echter Gott existiert, dann würde er seinen Priestern die Kräfte entziehen, sobald sie zulassen, dass etwas Böses geschieht. (Auch wenn sie das Böse nicht selber verursachen, sondern es nur indirekt fördern.)

Über Existenz oder Nichtexistenz von Göttern habe ich mich nie ausgelassen. (Zumindest nicht in diesem Thread.)

Callisto

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #33 am: 18.11.2009 | 01:23 »
So funktioniert Religion, wenn es keinen echten Gott gibt.

Was wieder eine Glaubensfrage ist und im RPG nichts verloren hat. Bitte poste weitere Erläuterungen hierzu in einem Religionsthread deiner Wahl. Danke.

Um zum Thema zurückzukommen.
Der gute Gott X steht für Frieden, Licht und Leben. Er beschenkt seine treuen Anhänger mit coolen Gaben, wenn sie seine Regeln befolgen, bestraft aber seine Jünger, wenn sich dem Morden, Foltern etc. hingeben.
Ich habe eine Rasse R, die den Gott X (und seine Lehren) als Staatsreligion hat. Tatsächlich sind die R aber religiöse Fanatiker mit einer einflussreichen Inquisition, Scheiterhaufen, Folterinstrumenten etc.
Wenn ein Priester sich zu so was hinreißen lässt, wird er von Gott X sehr schnell in Ungnade fallen, gebranntmarkt und verbannt.

Wie kann ich als Priester des X von der Rasse R trotzdem Mord, Totschlag und Folter befehlen, ohne dass ich vom guten Gott X Repressalien erwarten muss?  >;D

Ich dachte vielleicht an ein paar (ungeweihte) Helfer, welche die Drecksarbeit machen, ohne dass der Priester wirklich etwas in Auftrag gibt.
Hervorhebung durch mich. Er fällt vor Gott X in Ungnade, aber brandmarkt ihn auch Gott X oder eher die Priester von Gott X.

Zweitens, Willst du dass der Priester der Rasse R Mord/Totschlag befiehlt, oder möchtest du nur, dass Mord/Totschlag das Ergebnis seiner Befehle sind? Bei zweiterem kannst du einfach den Fokus auf die Laienhandlanger legen und der Priester der Rasse R wäscht seine Hände in Unschuld, er hat nur befohlen, herauszufinden, ob die Angeklagte wirklich eine Hexe ist.

Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #34 am: 18.11.2009 | 02:17 »
Was wieder eine Glaubensfrage ist und im RPG nichts verloren hat. Bitte poste weitere Erläuterungen hierzu in einem Religionsthread deiner Wahl. Danke.
Das war keine Glaubensfrage, sondern eine Aussage. (Die sich erst recht nicht auf die Existenz von Göttern bezog. Ich habe extra für solche Leute wie dich die Fallunterscheidung zwischen "Religionen, deren Götter existieren" und "Religionen, deren Götter nicht existieren" gemacht.)

Bitte höre auf, mir Sachen zu unterstellen, die ich nie gesagt habe. Danke.

Zitat
Um zum Thema zurückzukommen.Hervorhebung durch mich. Er fällt vor Gott X in Ungnade, aber brandmarkt ihn auch Gott X oder eher die Priester von Gott X.
Und hier kommt die von mir beschrieben Fallunterscheidung:
Wenn Gott X existiert, dann wird er von Gott X gebrandmarkt.
Wenn Gott X nicht existiert, dann wird er von den Priestern von Gott X gebrandmarkt.

Ob Gott X existiert, musst du für dich selber bzw. in deiner Rollenspielgruppe klären. Darüber habe ich explizit keine Aussagen in diesem Thread getroffen.

Zitat
Bei zweiterem kannst du einfach den Fokus auf die Laienhandlanger legen und der Priester der Rasse R wäscht seine Hände in Unschuld, er hat nur befohlen, herauszufinden, ob die Angeklagte wirklich eine Hexe ist.
Wenn der Priester aber weiß, wie sein Handlanger vorgeht, um herauszufinden, ob jemand eine Hexe ist, und trotzdem den Befehl erteilt, dann ist er ebenso mitschuldig am Tod des Opfers.

Offline Alex

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #35 am: 18.11.2009 | 07:50 »
Erst mal danke für die vielen weiteren Posts. Ich will nicht jeden zittieren, aber dir Richtung, in welche die Diskussion geht, ist super. :d

Zweitens, Willst du dass der Priester der Rasse R Mord/Totschlag befiehlt, oder möchtest du nur, dass Mord/Totschlag das Ergebnis seiner Befehle sind? Bei zweiterem kannst du einfach den Fokus auf die Laienhandlanger legen und der Priester der Rasse R wäscht seine Hände in Unschuld, er hat nur befohlen, herauszufinden, ob die Angeklagte wirklich eine Hexe ist.
Ich möchte, dass Mord/Totschlag das Ergebnis seiner Befehle sind und er seine Hände in Unschuld waschen kann oder er vielleicht wirklich die Folgen seiner Tat nicht kennt.
Ein wenig OT, aber ich hab mal gelesen, dass manche Grünflächen vor Fabriken, die E. Honecker besucht hat, vor seinem Besuch mit grüner Farbe aufgehellt wurden. Hinter ihm stand ein großer Apparat, der ihm vorgegaukelt hat, dass es besser ist, als es ist (sicher wollte er das auch glauben). Ich will hier wirklich keinen Diktator entschuldigen, aber in diese Richtung könnte man ja auch die Priester entwickeln.
Sie selbst geben nur die Befehle zur Klärung von Sachverhalten und haben entweder Laien (Ungeweihte), die die Drecksarbeit machen, oder Büßer (Geweihte), die bereit den Zorn Gottes zu ertragen. Im Laufe der Jahre ist das so aus dem Ruder gelaufen, dass daraus eine Inquisition entstanden ist.

Offline 1of3

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #36 am: 18.11.2009 | 09:18 »
Einfache Erklärung könnte auch sein, dass der Gott eine etwas längere Reaktionszeit hat: "Chef, Chef... Eure Anhänger morden und brandschatzen seit einem Jahrhundert." - "Ach, Quatsch. Hab doch vor ner Sekunde noch nachgeguckt."

Offline Merlin Emrys

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #37 am: 18.11.2009 | 10:09 »
Einfache Erklärung könnte auch sein, dass der Gott eine etwas längere Reaktionszeit hat...
Und wenn ein Priester um Unterstützung bittet, bekommt er die dann ca. hundert Jahre später. Tote Priester müssten demzufolge erstaunlich mächtig sein...

Ein

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #38 am: 18.11.2009 | 11:16 »
@Alex
Du willst Fraktionsgesinnung verwenden: http://www.sven-lotz.de/wp/2009/08/gesinnung-ja-welche-denn/

Offline Joerg.D

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #39 am: 18.11.2009 | 11:33 »
@Alex
Du willst Fraktionsgesinnung verwenden: http://www.sven-lotz.de/wp/2009/08/gesinnung-ja-welche-denn/

Das ist ja so ziemlich genau das, was der Settembrini auch zu Gesinnungen sagt.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Offline Skele-Surtur

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #40 am: 18.11.2009 | 12:03 »
Möglichkeit 1: Der Zweck heiligt die Mittel. Der Gott ist Gut, aber er ist auch ein Badass, der den echten Bösen richtig in den Hintern tritt. Wer "gut" ist hat nichts zu befürchten, wer "böse" ist, ist verdammt noch eins selber schuld.

Möglichkeit 2: Der Gott hat mehrere Aspekte, ist also, so zu sagen, schizophren. Sein "Böses Ich" hat momentan die Oberhand, könnte aber vom "Guten Ich" wieder überworfen werden. Das kann periodisch passieren oder einen Auslöser haben. Vielleicht besteht ja eine wechselseitige Beziehung zwischen den Gläubigen und dem Gott. Die große Anzahl der Fanatiker hat über die Zeit hinweg das "Böse Ich" des Gottes gestärkt. Möglicher Weise existieren die beiden Aspekte des Gottes sogar nebeneinander.

Möglichkeit 3: Der Gott schläft. Vielleicht als Nachwirkung einer großen Tat, z.B. einer direkten Intervention in der Welt der Sterblichen oder nach einem Kampf mit seinem Nemesis. Er hat seinen Anhängern die Macht gegeben und ist dann in tiefem Schlummer gesunken. Bis er wieder erwacht können die Priester schalten und walten wie sie wollen, sogar neue Priester weihen und seine Macht weitergeben, denn auch das hat er ihnen vor seinem langen Schlaf gestattet.
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Offline Hector

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #41 am: 18.11.2009 | 12:18 »
Wichtig ist sicherlich auch, sich mal die in Frage stehende Gottheit und ihre grundsätzliche Einstellung zu ihren Gläubigen näher anzusehen. Ist sie omnipotent und omnipräsent? Beobachtet sie ihre Priester in jeder Sekunde deren Lebens? Oder ist es so, dass sie sich den einzelnen Gläubigen nur im Rahmen eines Gebets zuwendet, man also die Aufmerksamkeit der Gottheit (gegebenenfalls auch durch Opferungen) erlangen muss? In diesem Fall würde sie von Entgleisungen der Priesterschaft nur dann Wind bekommen, wenn sich die Gebete der Leidtragenden an sie richten und diese um Abstrafung der Priesterschaft bitten.
Eine weitere Frage ist, wie duldsam die Gottheit ist. Schaut sie sich Eskapaden gegen ihre Doktrinen zunächst mehr oder weniger gelassen an und schlägt dann irgendwann mächtig zu (Sintflut etc.), oder schreitet sie bereits bei kleineren Vergehen ein (dann aber vielleicht nicht sofort mit der größtkalibrigen Keule)?
Der wichtigste Punkt: Woher beziehen die Priester der Gottheit ihre Zauberkraft? Im morgendlichen Gebet, bei dem sie über ihre Taten des vergangen Tages Rechenschaft ablegen müssen? Oder (siehe Omnipräsenz) in einer Art göttlichen Livestreams, d.h., sie sind ununterbrochen an den göttlichen Akku angekoppelt, der jederzeit bei Fehltritten ausgeknipst werden kann? Oder erhalten sie ihre Zaubermacht jeweils bei Erreichen einer neuen Stufe in der priesterlichen Hierarchie und können sie nur entzogen bekommen, wenn sich jemand bei der Gottheit über sie beklagt oder ein ranghöherer Priester interveniert?
All diese Fragen beeinflussen natürlich auch die Art, in der der Wille der Gottheit interpretiert werden kann. Handelt es sich um eine Gottheit, die ihre Macht indirekt vergibt, beispielsweise an einen Hohepriester, der wiederum den ihm unterstellten Priestern Kräfte verleiht, so ist die Gefahr von Missbrauch und Eskalation ungleich größer als wenn die Gottheit unablässig unter den Sterblichen weilt und mit jedem ihrer Schäflein separaten Kontakt pflegt. Das würde ich aber eher für unwahrscheinlich halten. Die Mythologien sind, zumindest nach meiner Erinnerung, voll von Geschichten, in denen eine Gottheit irgendwann entdeckt, dass sie lange Zeit hintergangen wurde und dann voller Wut vom Himmel (oder wo auch immer) herabgerauscht kommt.
« Letzte Änderung: 18.11.2009 | 12:20 von Großkomtur »
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Offline Yvo

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #42 am: 18.11.2009 | 13:12 »
Ohne jetzt alles gelesen zu haben:

Stelle dem Gott einen Dämon oder Teufel oder sonstiges Böses entgegen, dass wirklich eine aktive Bedrohung darstellt.

Dann kann man Dämonenpaktierer foltern, wenn dadurch der Ritualplatz in Erfahrung gebracht werden kann, wo demnächst eine Jungfrau geopfert werden soll...

Dann macht man Scheiterhaufen auch nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil man ein Exempel statuiert: Durch das Töten dieses Verdammten rettet man die Seelen der Zuschauer.

Das ist dann etwa "man bekämpft das Böse mit Bösem, weil das Ziel ist gut und es geht nicht anders...".

Außerdem solltest du den Dämonenpaktieren irgendwo größeren Schaden zufügen lassen... ...eine Stadt auslöschen, die Prinzessin geopfert haben, den König vergiften...

Die meisten Menschen würden keinen anderen umbringen... ...wenn dieser andere zuvor ihre Mutter getötet oder die Schwester vergewaltigt hat, sieht das schon anders aus. Sicher ist dieser Rachemord alles andere als "gut"... ...aber "böse" wirkt es dann halt auch nicht wirklich.

Nehmen wir als Beispiel "Kill Bill"... ...die Hauptdarstellerin bringt massenhaft Menschen um, schneidet einer Frau Arme und Beine ab (...), aber wirkt nicht "böse". Das funktioniert nur, weil die anderen gleich zu Beginn als "böse" und sie als "Opfer" inszeniert werden.

Bye,
Yvo
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Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #43 am: 18.11.2009 | 13:26 »
@ Surtur
Coole Ideen  :d

Nehmen wir als Beispiel "Kill Bill"... ...die Hauptdarstellerin bringt massenhaft Menschen um, schneidet einer Frau Arme und Beine ab (...), aber wirkt nicht "böse". Das funktioniert nur, weil die anderen gleich zu Beginn als "böse" und sie als "Opfer" inszeniert werden.
Also auf mich wirkt die Protagonistin schon recht böse.
Und bei einigen (wenigen) Kämpfen hätte ich ihr sogar eher den Tod gegönnt als dem Gegner.

Wobei natürlich zu sagen gilt:
Was gut und was böse ist, legt natürlich die entsprechende Gottheit fest.
Wenn die Gottheit sagt: "Seid fruchtbar und mehret euch und rottet die anderen Rassen aus.", dann ist das natürlich für die jeweiligen Gläubigen gut.

Ob Folter oder Mord als gut oder böse angesehen wird, ist hängt auch von der Einstellung des Gottes ab. (Beim Tod kann man sogar sagen: Die Leute beenden die Qualen ihres irdischen Lebens und gelangen ins göttliche Paradies. Wieso sollte Mord also etwas Schlechtes sein?)

Offline Ikarus

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #44 am: 18.11.2009 | 22:05 »
Ich habe noch zwei Vorschläge. Teilweise wurde es hier zwar schon angeschnitten, aber dennoch:

Zum einen kannst du die Wahrnehmung limitieren. Also der Gott kann nur an bestimmten Orten oder durch bestimmte Personen erfahren, was in der Welt der Lebenden so vor sich geht. Solange die Priester dann eine Szenerie (wie eine Filmkulisse) aufrechthalten, dass alles in Ordnung ist, können sie hinter seinem Rücken machen was sie wollen. Ein kurzes Beispiel: Der Gott sieht die Welt nur durch die Augen von sog. Auserwählten, die ihm nie etwas vormachen können. Sorgen die Priester aber dafür, dass diese Leute nie etwas von Folter und Mord erfahren, sie quasi naiv ihr Leben im goldenen Käfig führen, kann auch der Gott nur durch Zufälle von den Missetaten erfahren.

Zweite Möglichkeit: Der Gott ist zwar gut und hat die Macht, Leuten die ihm Nahe sind besondere Gaben zu verleihen, ist aber geistig auf der Stufe eines Kindes. Ein geschickter könnte einem solchen Gott durch entsprechendes rhetorisches Geschick auch negative Taten vor ihm rechtfertigen (das war ja Selbstverteidigung!) und dennoch weiterhin in seiner Gunst stehen.


Offline Skele-Surtur

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #45 am: 19.11.2009 | 00:31 »

Zweite Möglichkeit: Der Gott ist zwar gut und hat die Macht, Leuten die ihm Nahe sind besondere Gaben zu verleihen, ist aber geistig auf der Stufe eines Kindes. Ein geschickter könnte einem solchen Gott durch entsprechendes rhetorisches Geschick auch negative Taten vor ihm rechtfertigen (das war ja Selbstverteidigung!) und dennoch weiterhin in seiner Gunst stehen.



WOW! Sowas muss ich unbedingt leiten! Der einzig gute Gott in einem Universum, das ansonsten von Dämonen und Teufeln regiert wird, ist auf dem geistigen Stand eines sechsjährigen Kindes... mein Dauer-Paladinspieler wird mir an die Gurgel gehen, aber DAS ist es mir wert! :D
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Heretic

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #46 am: 19.11.2009 | 14:25 »
Einfache Erklärung könnte auch sein, dass der Gott eine etwas längere Reaktionszeit hat: "Chef, Chef... Eure Anhänger morden und brandschatzen seit einem Jahrhundert." - "Ach, Quatsch. Hab doch vor ner Sekunde noch nachgeguckt."
Geht man nach dem F&P von 3.0/3.5, ist dem NICHT der Fall, sondern der Gott bekommt es beinah sofort mit. Da es seine Diener direkt betrifft, bzw. sein Portfolio, da sie ja Freveln.

Callisto

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #47 am: 19.11.2009 | 14:30 »
Aber Heretic, wir wissen doch gar nicht welches System benutzt wird. Vielleicht ist es gar kein D&D  ;)

Offline Alex

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #48 am: 19.11.2009 | 14:38 »
Aber Heretic, wir wissen doch gar nicht welches System benutzt wird. Vielleicht ist es gar kein D&D  ;)
Wenn man sich meine Signatur ansieht, bekommt man eine Vorstellung, um welches System es geht.  ;)

Offline SeelenJägerTee

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #49 am: 19.11.2009 | 14:39 »
Da muss ich Heretec aber mal Unterstüzungsfeuer geben. *Mit Fackel zum Dorfplatz lauf*

Der Threadstarter will ja einen Gott der es sofort mitbekommt und den SCs bei bösem Verhalten auf den Sack gibt.
Die Priesterschaft soll aber brandeisen in Fleisch drücken dürfen ohne dass der Gott sie bestraft.
Und da muss ich sagen - so leid es mir tut - ich würde da als Spieler gleiches Recht für SC und NSC fordern.
Entweder ich bekomme als SC aufs Maul für böse Taten - dann aber auch die Priester. (Der Zweck heiligt die Mittel eben nicht)
Oder die Priester bekommen für böse Taten nichts auf den Sack - dann aber auch die SCs nicht. (Der Zweck heiligt halt die Mittel)

Edith: Alex war schneller.