Autor Thema: [Kino] Greenberg - mit Ben Stiller  (Gelesen 497 mal)

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Offline Jed Clayton

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[Kino] Greenberg - mit Ben Stiller
« am: 5.04.2010 | 22:59 »
Heute war ich spontan im Kino und habe mir dort den nicht gerade mainstreamigen neuen Autorenfilm "Greenberg" angesehen. Hauptdarsteller ist Ben Stiller, ein Schauspieler, mit dem und neben dem ich quasi parallel älter geworden bin, seit "Reality Bites" in den frühen 90ern.

Ich war gleich sehr angetan von dem kurzen Promotext zu Greenberg und der Film hat mich daraufhin auch nicht enttäuscht. Vor allem freut mich, dass Ben Stiller in diesem Film nicht "Ben Stiller" spielt, also nicht sein übliches Image als "der lustige Tollpatsch oder Alltagstyp".

Da die meisten hier den Film wahrscheinlich noch nicht kennen, umreiße ich mal kurz die Handlung von Greenberg:

Der titelgebende Roger Greenberg ist ein stets grantiger, hyperkorrekter und zänkisch-zynischer New Yorker. Seine Lieblingsbeschäftigung besteht aus dem Schreiben von Beschwerdebriefen an alle möglichen Firmen und Behörden, die seiner Meinung nach irgendetwas nicht richtig gemacht haben oder ihn enttäuscht haben. Der ehemalige Indie-Rocker steht kurz vor seinem 41. Geburtstag und hatte fünfzehn Jahre vorher mal die eine große Chance, mit seiner damaligen Rockband einen Plattenvertrag zu bekommen, bis er das Handtuch schmiss und damit die Band kurz vor ihrem Wechsel ins Profilager auseinanderbrechen ließ. Die Frau seiner Träume aus College-Zeiten hat er nie bekommen und seine alten College- und Musikerfreunde sind heute alle solide und angepasste Mittelklasse-Bürger mit Ehefrauen, Häusern und normalen Jobs. Heute jobbt sich Greenberg irgendwie frustriert durchs Leben, hat mal eine Tischlerausbildung gemacht, war längere Zeit wegen Depressionen und Verhaltensauffälligkeiten in einer psychiatrischen Klinik. Jetzt ist er gerade wieder draußen und hat die Entscheidung getroffen, eine Weile mal "absichtlich nichts zu tun". Da kommt es ihm gerade recht, dass sein reicher und erfolgreicher Bruder mit seiner Familie in den Urlaub nach Vietnam fliegt. Der Bruder ruft Roger an und lässt ihn in seiner Abwesenheit zwei Wochen lang sein riesiges Haus in Kalifornien hüten, samt Garten, Pool und Schäferhund Marla. Als Roger bereits in Los Angeles ist, trifft er auf dem Grundstück auch die treusorgende 25-jährige Haushaltshilfe seines Bruders, Florence (Greta Gerwig). Sie hängt seit ihrem College-Abschluss mehr oder weniger herum, hat vor einer Weile mit ihrem letzten festen Freund Schluss gemacht und singt ab und zu in Bars. Roger lässt sich von Florence erst mal im Haus mit allerlei Lebensmitteln aus dem Supermarkt versorgen (das Erste, was ihm einfällt, sind Waffeln und Whisky). Er selbst ist nämlich superfaul und will aus irgendwelchen psychischen Gründen nicht Auto fahren, so dass er immer einen Bekannten anruft, um sich irgendwohin fahren zu lassen. Als Roger sich in dem leerstehenden luxuriösen Haus schließlich zu langweilen beginnt, ruft er Florence an und beginnt ein wenig unbeholfen mit ihr zu flirten. Beide mögen sich eigentlich auf Anhieb, können das aber beide nicht richtig zugeben oder ausdrücken. Daraufhin taumeln sie beide eigentlich von einer verkrampften Situation zur nächsten. Florences beste Freundin findet Roger doof und viel zu alt für Florence, und Roger selbst möchte eigentlich viel lieber etwas mit seiner alten College-Flamme anfangen, die zufällig in der Gegend wohnt und sich gerade auf ihre Scheidung vorbereitet. Als der Schäferhund von Rogers Bruder mit einer schweren Erkrankung im Garten zusammenbricht und ihn jemand zum Tierarzt fahren muss, ruft Roger Florence erneut zu Hilfe und die beiden kommen sich (vorerst) etwas näher.

Weiter möchte ich an dieser Stelle nicht erzählen. Das Ende werde ich nicht spoilern ...

Wie gesagt: Ein eigentümlicher kleiner Film, für mich nicht mainstreamig und auch sehr schwer zu definieren. Greenberg ist nicht versöhnlich oder betulich, sicherlich keine "Romantic Comedy", da die Charaktere wirklich realistisch rüberkommen. Im Grunde ist es wohl eine Geschichte um zwei ziemlich verkorkste Außenseiter, die beide schon ihre prägenden Enttäuschungen und Krisen hinter sich haben. Ich mag den Film. Möglicherweise ein nicht uninteressanter Date-Movie. Etwas für nachdenklichere Tage.
"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)