Autor Thema: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!  (Gelesen 7262 mal)

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Wolf Sturmklinge

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Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« am: 22.06.2010 | 10:14 »
Hallo Tanelornauten!
Der evolutionäre Prozeß innerhalb meines Gehirns zwingt mich dazu, Euch eine allgemein bekannte These aufzuzeigen.

Im Tanelorn und anderen Foren dieser Art habe ich oft das Gefühl das viele Benutzer eine sehr engstirnige Sichtweise haben, was das Verhalten der Spieler während des Rollenspiels angeht.
Für mich ist das einzigartig in der Welt der Spiele und nicht nur das, es ist imho falsch.

Als jüngstes Beispiel ziehe ich nun mal das Thema Ein Spielleiter muss auch mal "nein" sagen dürfen heran.
Allein die Fragestellung machte mich stutzig und doch wusste ich worauf sie abzielte, noch bevor ich den Link geklickt habe. Der Nein-Sager-SL wird gerne als das Monster unterm Bett benutzt. Der Grund hierfür könnte sein, da man "Nein" mit "Verboten" assoziiert.
Ich habe in dem Thema versucht, klar zu machen, daß Rollenspiel kein Ort ist, an dem Regeln gelten, die sich vom realen Leben unterscheiden. Man sitzt zusammen und lebt für einige wenige Stunden miteinander. Das ist ähnlich wie auf der Arbeit oder bei jeder anderen Gruppenbeschäftigung.
Das da jemand mal nein sagen kann ist ganz normal. Und man muß sich auch nicht railroaden lassen, wenn man nicht möchte. Mir persönlich kommt es so vor, als diskutiere man nicht die Frage, sondern man diskutiert der Frage wegen und um sie herum. Es geht nicht wirklich darum, eine Frage zu stellen, da die Antwort glasklar ist, sondern darum ein Gespräch zu starten. Das Thema ist dabei nebensächlich, solange es zu Spannungen zwischen den Parteien kommt.

Mal ehrlich, gibt es hier Leute, die, sobald das Spiel gestartet ist, sich an andere (oder mehr) Regeln halten, als sonst?

Warum will ich das wissen? Sollte die Frage auf die Mehrheit der hier anwesenden User zutreffen, dann weiß ich zumindest um mein Fehlverhalten und würde es dementsprechend korrigieren.

Auf eine gute Diskussion!
« Letzte Änderung: 22.06.2010 | 14:01 von Wolf Sturmklinge »

Offline Joerg.D

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Ich denke das der großteil der Leute hier klassischer leitet als er es zugeben will und nur das Image im :T: pflegt.


Ich sage auch oft nein zu meinen Spielern, (besonders, wenn sie nach etwas fragen, was sie auch empowern oder via naretiv Truth regeln können) oder setze meine Meinung im Spiel despotisch durch, weil ich keine Lust habe im Spiel zu diskutieren.

Es ist eine Ansicht ein Ideal zu haben und eine andere, es in der Praxis umzusetzen.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline sir_paul

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Mal ehrlich, gibt es hier Leute, die, sobald das Spiel gestartet ist, sich an andere (oder mehr) Regeln halten, als sonst?

Jau und die meisten stehen in meinem RPG GRW ;)

Abgesehen davon hast du natürlich teilweise recht. Auch ich habe mich schon an einigen Themen beteiligt weil ich einfach Spaß daran hatte zu diskutieren. Doch auch in den sinnlosesten Diskussionen finde ich meistens noch Sachen die ich mitnehmen kann, ganz andere Blickwinkel, etc. So gesehen ist auch der "Nein-Sagen-Thread" eventuell eine Diskussion deren Antwort von vornherein klar war (Ich meine 90% der Diskussionen kann man mit "Jeder wie es ihm Spaß macht" zusammenfassen) was es aber nicht minder Interessant macht die verschiedenen Standpunkte zu lesen und seine eigenen Ansichten mal wieder zu hinterfragen.

Offline Arkam

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Hallo Wolf Sturmklinge,

ich denke das Problem ergibt sich aus den verschiedenen Konsequenzen die eine Änderung der Regeln oder gar ein Verstoß hat.

Im realen Leben führt eine Regeländerung normalerweise maximal dazu das ich meine gesellschaftliche Stellung ändere. Wenn ich vom Banker zum Punker werde, ich weiß eine radikale Änderung, ändern sich wahrscheinlich meine Kleidung, die Leute mit denen ich herum hänge und eventuell noch der Gelderwerb.
Bei einem Regelverstoß gibt es normalerweise Sanktionen gegen mich.

Bei einem Spiel ändern sich mit den Regel die Wege wie ich das Spielziel erreichen kann. Bei einem Regelverstoß werde ich entweder darauf hin gewiesen und halte mich danach an die Regeln oder darf nicht mehr mitspielen. Eventuell entwickelt sich aus einem Regelverstoß sogar ein neues Spiel oder eine neue Spielvariante.

Bei einem Rollenspiel können die verschiedenen Regel-und Spielmöglichkeiten dazu führen das ich ohne Sanktionen befürchten zu müssen einen Macht- und Bedeutungszuwachs im Spiel erlangen. Begeisterten Rollenspielern, ich unterstelle Mal die sind hier die Mehrheit, ist das wichtig.
Deshalb sind ihnen die Regeln auch besonders wichtig und gerade extreme Ausprägungen der Regeln haben auch besonders starke Macht- und Bedeutungsänderungen im Spiel zur Folge.
Von da aus springt man darauf auch besonders stark an. Gerade am Anfang des Rollenspiels trifft man, meiner Erfahrung nach,  besonders häufig extreme Ausprägungen was Regel- und Spielmöglichkeiten angeht von da aus kennt praktisch jeder Rollenspiel ein oder sogar mehrere Beispiele von extremen Ausprägungen von Spielleiter, Spieler oder Regelinterpretation und fühlt sich angesprochen.
Da wird es dann zwischen den Extremen schon Mal sehr emotional.

Gruß Jochen
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Offline Yehodan ben Dracon

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Mir persönlich kommt es so vor, als diskutiere man nicht die Frage, sondern man diskutiert der Frage wegen und um sie herum. Es geht nicht wirklich darum, eine Frage zu stellen, da die Antwort glasklar ist, sondern darum ein Gespräch zu starten. Das Thema ist dabei nebensächlich, solange es zu Spannungen zwischen den Parteien kommt. [...] Auf eine gute Diskussion!

Unter dieser Betrachtung sind Fäden wie dieser hier nichts anderes.

Da ich es aber gut finde, wenn geredet wird, da nur auf diese Weise Reflektion stattfinden kann (nämlich durch Anregung von außen) habe ich nichts gegen "überflüssige" Fäden. Ich beteilige mich oder eben nicht. Ärgerlich sind nur Personen, die nicht signalisieren, dass sie reflektieren, sondern mit einer "Alles Quatsch, habe ich immer schon so gemacht" Einstellung reingehen.

Achja: Forentätigkeit ist immer ein Anzeichen von Langeweile. Man könnte in dieser Zeit viel besser...äh...Rollenspiel betreiben z.B.  ;D
« Letzte Änderung: 22.06.2010 | 11:03 von Yehodan ben Dracon »
Mein Hellfrost Diary

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Offline Hotzenplot

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Ich stimme Wolf voll zu und kann mich trotzdem bei manchen Diskussionen nicht enthalten. Profilneurose vs. Logik? :D
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Mein größenwahnsinniges Projekt - Eine DSA-Großkampagne mit einem Haufen alter Abenteuer bis zur Borbaradkampagne:
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Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
https://rollenhoerspiel.de/

ErikErikson

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Ich stelle hier mal die These auf, das Rollenspieler einzigartig im Bereich der Hobbys sind. Während andere Hobbys sehr weltoffen sind, etwa Eisenbahnbauer, die auch gerne mal ihre Loks von kleinen Kindern umgestalten lassen, ist der Rollenspieler an sich ein engstirniger Klotz, der in seiner Sturheit selbst einen gestandenen Franken alt aussehen lässt.

Achamanian

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Mir persönlich kommt es so vor, als diskutiere man nicht die Frage, sondern man diskutiert der Frage wegen und um sie herum. Es geht nicht wirklich darum, eine Frage zu stellen, da die Antwort glasklar ist, sondern darum ein Gespräch zu starten. Das Thema ist dabei nebensächlich, solange es zu Spannungen zwischen den Parteien kommt.

Ich habe Schwierigkeiten, das Problem zu verstehen.
Man kann natürlich in einem Forum eine Frage stellen, deren Antwort glasklar ist ("Brauche ich bei DSA4 die Wuchtschlag-Sonderfertigkeit, um bei der Attacke Ansagen zur Schadenserhöhung zu machen?" - "Nein, aber ohne die SF zählt nur die halbe Ansage als Schadenserhöhung"). Das hat seinen Sinn, daraus entwickelt sich aber kaum eine interessante Diskussion.

Eins Eingangsfrage im zitierten Thread habe ich aber (und ich denke zu recht) anders verstanden, nämlich als Diskussionsaufforderung. Er wird ja kaum ernsthaft gefragt haben, ob irgendjemand sagt, man dürfe nie "nein" sagen. Ich gehe eher davon aus, dass er meinte, dass hier im Forum sehr viel gepredigt wird, dass man doch lieber mal "Ja" sagen soll, und dass er findet, dass man vielleicht lieber doch nicht so oft "Ja" sagen sollte. Und darüber kann man dann diskutieren. Und tatsächlich ist diskutieren (nicht um der Diskussion willen, sondern um den eigenen Horizont zu erweitern und die eigenen Positionen und die der anderen systematisch zu durchdenken und abzuklopfen) für mich der Hauptzweck eines Internetforums. Nichts ist langweiliger, als ein Thread, wo 20x druntersteht "ja", "stimmt", "kann man abstreiten". Unter so was muss ich dann nicht auch noch meine Duftmarke setzen.

Wenn jemand im wirklichen Leben sagt: "Manchmal muss man einfach mit der Faust auf den Tisch hauen", dann nickt vielleicht der versammelte Stammtisch weise und hat irgendwie recht. Mir ist aber der am Tisch lieber, der sagt: "Stimmt schon, aber in den allermeisten Fällen gibt es sehr viel zielführende Möglichkeiten, als mit der Faust auf den Tisch zu hauen."

Offline Merlin Emrys

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Mal ehrlich, gibt es hier Leute, die, sobald das Spiel gestartet ist, sich an andere (oder mehr) Regeln halten, als sonst?
Ja, jedenfalls mich auch. Aber nicht in dem Sinne, daß die Regeln alle anderen Regeln außer Kraft setzen würden.

Es gibt ein Regelkorsett, das gesellig-spielerische Interaktion regelt. Dies Regelkorsett ist nicht unabhängig vom üblichen Regelkorsett, aber bestimmte Regeln sind modifiziert. Beim Rollenspiel kommt das auch schon von sir_paul erwähnte spielspezifische Regelwerk zum Tragen; es addiert und modifiziert die üblichen.
Man kann allerdings - und man sollte! - darauf achten, daß die Regelsysteme grundsätzlich nebeneinander herlaufen und ein Sprung von einem zum andern angezeigt sein kann. Kleines Beispiel: Bei uns gilt, daß, wenn ein Spielleiter einem vorgefertigten Abenteuer folgt, die Spieler nicht in die Vorlage schauen sollen. In einem Fall, in dem zwei Spielern eine Abweichung zwischen ihrem Vorstellungsrum und einer Abenteuersetzung Probleme gemacht hat, durften sie es aber, um sich zu überzeugen, daß die Inkongruenz durch den Autoren, nicht durch den Spielleiter eingebracht worden war. Daraufhin war die Atmospähre zwischen Spielleiter und Spielern wieder in bester Ordnung, man konnte zusammen einige Sätze über diesen Patzer des Autoren ablästern, und dann wurde zum rollenspielspezifischen Regelsatz zurückgekehrt, der besagt, daß die Spieler die Setzungen des Spielleiters übernehmen, ohne im Einzelnen zu hinterfragen, wo sie herkommen. (Ja, wir machen das so, weil es uns so passt.)
Ein Beharren auf einem Regelwerk kann andererseits die Situation vereinfachen, wenn die Interagierenden sich darüber im Ungewissen sind, welche Regeln gerade für sie gelten. Zu wissen, welche Regeln zu befolgen wann "dran" ist, ist eine nicht geringe Kunst - aber wertvoll, wenn man es beherrscht. (Das ist aber eh ein Gemeinplatz, oder? *grübel*)

Ein

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Ich dachte immer der Sinn eines Diskussionsforums wäre es, zu diskutieren. Aber in Sturmklingistan mag das anders sein. ;)

Wolf Sturmklinge

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Ein, falls ich Dich irgendwann einmal unterbewußt in Deinen Gefühlen verletzt habe, bitte ich um Entschuldigung.

Ich sehe, ich habe mich doch unnötig komplex ausgedrückt. Sorry. Die eigentliche Frage lautet:
"Haltet Ihr Euch an spezielle soziale Regeln während des Rollenspiels?"

Noch was, in meinen Augen sind Fragen wie "Was mache ich mit schummelnden Spielern?" oder "Darf ich Nein/Ja/Arschloch sagen?" eine Frage des gesunden Menschenverstandes (gM), die eigentlich nur eine Antwort zulassen. Schummler = Reden. Nein/Ja = Natürlich. Arschloch = Dürfen ja, aber der gM...
Wenn ich diese "Ist doch logisch"-Themen lese, da frage ich mich, wird da wirklich diskutiert um zu einer Antwort zu kommen? Ist das nicht offensichtlich?
Das ist meine Sichtweise, da ich weiterhin versuche mich zu integrieren, spiele ich am besten mit offenen Karten.

Übrigens, der zweite Teil des Titels gehört da nicht hin, daß ist aus einem anderen Forum...sry.

Offline Sashael

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Ich stelle hier mal die These auf, das Rollenspieler einzigartig im Bereich der Hobbys sind. Während andere Hobbys sehr weltoffen sind, etwa Eisenbahnbauer, die auch gerne mal ihre Loks von kleinen Kindern umgestalten lassen, ...
Äh ... nein.
Bei jedem Hobby gibt es solche und solche. Im  :T: treffen besonders unterschiedliche Leute zusammen, da es sich um ein offenes und nicht systemgebundenes Forum handelt. Daher gibt es sehr unterschiedliche Sichtweisen und sich über diese mittels einer Diskussion über eine Frage mit einer (scheinbar) offensichtlichen Antwort auszutauschen, finde ich persönlich sehr fruchtbar. Auch wenn die abschließende Antwort meistens "Jeder wie er will" ausfällt. Oder halt auch "We agree to disagree". Aber ohne die Diskussion wüßte ich ja gar nicht, welche Meinungen es zu einem "offensichtlichen" Thema gibt und in welchen Fällen ich nichts damit anzufangen wüsste. ;)
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

Achamanian

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Noch was, in meinen Augen sind Fragen wie "Was mache ich mit schummelnden Spielern?" oder "Darf ich Nein/Ja/Arschloch sagen?" eine Frage des gesunden Menschenverstandes (gM), die eigentlich nur eine Antwort zulassen. Schummler = Reden. Nein/Ja = Natürlich. Arschloch = Dürfen ja, aber der gM...
Wenn ich diese "Ist doch logisch"-Themen lese, da frage ich mich, wird da wirklich diskutiert um zu einer Antwort zu kommen? Ist das nicht offensichtlich?

Weil etwas dir offensichtlich oder wie GMV erscheint, müssen das ja nicht alle anderen auch so sehen. Deshalb entstehen ja für gewöhnlich Diskussionen um Fragen, auf die manche leute die Antwort für offensichtlich halten: Weil die Leute eben unterschiedliches für offensichtlich halten.

Offline Merlin Emrys

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Ich sehe, ich habe mich doch unnötig komplex ausgedrückt. Sorry. Die eigentliche Frage lautet:
"Haltet Ihr Euch an spezielle soziale Regeln während des Rollenspiels?"
Definiere "spezielle" in diesem Zusammenhang. Ob man einem, der liest, in die Lektüre schaut oder nicht, ist eine Frage der Höflichkeit - aber weder bei einer Zeitung noch bei einem Buch gibt es in meinem Umfeld die "soziale Regel", daß man das strikt nicht tut. Man läßt es, wenn der andere gute Gründe haben wird, das Mitlesen nicht zu wollen, etwa weil er auf eine Pointe hin vorliest. "Es geht ums Rollenspiel, und deshalb..." kann man immer unter solche "guten Gründe" fassen, oder man kann es als gesondertes Regelkorsett betrachten. In einem Fall lautet die Antwort auf Deine Frage Nein, im anderen Ja.

"Nein, das darfst du nicht". ...
ist unter gleichberechtigten Menschen für mich indiskutabel.
Tja, für mich ist es die Basis geordneten Zusammenlebens. Du darfst mich nicht verdreschen, nur weil Du schlechte Laune hast. Du darfst meine Bücher nicht in kleine Fetzen zerlegen, obwohl Du ihren Inhalt nicht magst. Du darfst genaugenommen nicht einmal diejenigen, die ich liebe, in ihrer Abwesenheit beleidigen. Ach, eigentlich darfst Du gar niemanden beleidigen... Nein, das darfst Du nicht. ( - Für mich ist alles andere indiskutabel. - ) Ich übrigens auch nicht, und alle anderen auch nicht. Die Gleichberechtigung bleibt also gewahrt.
Und ja, das gilt im Rollenspiel desgleichen - wenn ein Spieler in einem Thema heikel ist, ist klar, daß das Du so wenig wie ein anderer auswalzen darfst, oder? Daß man dem, der das aktuelle Rede- und Entscheidungsrecht hat, nicht das Wort abschneidet, ist ebensogut eine allgemeine soziale Regel, aber sie kann durchaus rollenspielspezifische Prägung bekommen, wenn das Entscheidungsrecht regelwerkbedingt jemand hat, der es sonst nicht hätte. Auch da ist also ein Nein auf die Frage von Wolf Sturmklinge ebenso eine gut zu begründende Antwort wie Ja.

Ein

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Re: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« Antwort #14 am: 22.06.2010 | 15:50 »
Zitat
"Haltet Ihr Euch an spezielle soziale Regeln während des Rollenspiels?"
Kurz gesagt, ja. Wobei natürlich die allgemeinen sozialen Regeln dadurch nicht außer Kraft gesetzt werden, sofern sie nicht durch eine spezielle Regel überschrieben werden.

LöwenHerz

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Ich stelle hier mal die These auf, das Rollenspieler einzigartig im Bereich der Hobbys sind. Während andere Hobbys sehr weltoffen sind, etwa Eisenbahnbauer, die auch gerne mal ihre Loks von kleinen Kindern umgestalten lassen, ist der Rollenspieler an sich ein engstirniger Klotz, der in seiner Sturheit selbst einen gestandenen Franken alt aussehen lässt.


Ich stelle mal die These auf, dass jeder denkt, dass er/sie/es in seinem/ihrem/essem Hobby die absolute Kompetenz ist und alle anderen:

sind!

Ob das Rollenspieler, H0-Modellbahnfreaks oder Sk8er sind :)

Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« Antwort #16 am: 22.06.2010 | 17:20 »
Ich halte mich immer an allgemeine Verhaltensregeln (oder versuche es zumindest) - beim Rollenspiel ändern die sich teilweise, weil es ein anderer Kontext ist und Regeln sich immer am Kontext orientieren. Das ist sehr subtiel und schwer zu erklären.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

ErikErikson

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Re: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« Antwort #17 am: 22.06.2010 | 17:37 »
Was ich als Extrembeispiel anführen möchte, ist das Anschreien im Larp. Ein oder zwei Leute von Hundert halten das auch aus kürzester Distanz für normal (auf den zwei Larps wo ich war, ich möchte das nicht weiter verallgemeinern). Ich mag es nicht. Normalerweise ist es ja auch eher verpönt.

Die Leute über meine diesbezügliche Abneigung zu informieren ist schwer, da es entweder nicht akzeptiert oder vergessen wird. Ich halte es inzwischen so, dass ich keine Rollen mehr übernehme, bei denen man leicht angeschrien wird. 

Offline Blizzard

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Ich sehe, ich habe mich doch unnötig komplex ausgedrückt. Sorry. Die eigentliche Frage lautet:
"Haltet Ihr Euch an spezielle soziale Regeln während des Rollenspiels?"
Was sind denn für dich speziellesoziale Regeln? Und wodurch unterscheiden sie sich von allgemeinen sozialen Regeln? Irgendwie ist mir noch immer nicht so ganz klar, worauf du mit diesem Thread eigentlich hinaus willst.
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

Offline Ingo

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Re: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« Antwort #19 am: 22.06.2010 | 18:48 »
Von mir erst mal auf die einführende Frage ein klares: Jein!

Ich bin ja eher der Feld-Wald-und-WiesenrollenspielerTM, mache eher klassisches Rollenspiel und von daher benutzte ich gerne gewisse Regeln - so wie im "Wahren Leben"TM. Aber Rollenspiel ist für mich auch die Möglichkeit etwas auszuprobieren und zu experimentieren und es geht mir vorwiegend um Spaß. Von daher experimentiere ich auch mal ganz gern und außerdem kommt bei mir der Spaß vor der Regel.
Ich sehe mich als Spielleiter auch eher als Dienstleister. Klar möchte ich dabei auch selbst Spaß haben, aber vor allen Dingen möchte ich, daß auch meine Spieler Spaß haben. So erlaube ich mir auch schon mal eine Regel zu biegen, wenn es dem Spaß der jeweiligen Spielrunde zuträglich ist. Im Leben biege ich glaube ich eher weniger Regeln und wenn, dann aus anderen Gründen.

Beste Grüße,
Ingo
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Offline Blutschrei

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Re: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« Antwort #20 am: 22.06.2010 | 21:11 »
Ich fand das Thema sehr interessant und über ähnliche Themen kam ich auch zu meinem aktuellen Leitstil. Natürlich bin ich auch kein perfekter Mensch und ziehe nicht alles was ich mir vorgenommen habe kompromisslos durch, aber seit ich mich auf diesen Stil festgelegt habe laufen meine Runden deutlich angenehmer und machen mehr Spaß. Die Umstellung und der damit verbundene Besetzungswechsel an der Spielrunde hat natürlich einiges an Motivation gebraucht, aber jetzt habe ich eine Gruppe, die relativ nah an "meinem Stil" spielt.

Und das ist auch nicht nur im Rollenspiel so, dass man gewisse Ansprüche an seine Mitspieler hat. Man sehe sich doch mal im PC-Spiele-Bereich um! Da zerfetzen sich die Hobbyspieler und die Casuals (Gelegenheitsspieler) da die Hobbyspieler eben ein Grundverständnis fürs Spiel und die Siegbedingungen erwarten, sie haben Spaß am gewinnen!
Hat man jetzt ein Team für ein Strategiespiel zusammengestellt, 3 Leute spielen um zu gewinnen und einer macht Blödsinn, weil ihm das Spaß macht, dann funktioniert das nicht.

Daher halte ich es für recht sinnvoll, im Rahmen der Menschlichkeit eben - sich klar zu werden, mit wem man spielen will, welcher Spielstil einem Spaß macht, und ich möchte soetwas auch vor den Runden festgelegt wissen.
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Offline Bad Horse

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Ich sehe, ich habe mich doch unnötig komplex ausgedrückt. Sorry. Die eigentliche Frage lautet:
"Haltet Ihr Euch an spezielle soziale Regeln während des Rollenspiels?"


Hm. Ach, eigentlich nicht, zumindest nicht spezielle als in anderen Situationen. Ich meine, es ist klar, dass man andere Leute nicht herumkommandiert, aber als SL sage ich nicht: "Könntest du bitte mal würfeln?" sondern "Würfel mal." Beim gemeinschaftlichen Kochen ist das dann so ein Zwischending ("Würfel mal bitte die Zwiebeln."), aber ein bißchen Kasernenhofstil ist bei einer leicht abzulenkenden Gruppe manchmal nicht so schlecht.  ;)

Ansonsten gibt es dieses Forum ja, um über Sachen zu reden. Manche Leute werfen fiese BETRÜGER schon beim ersten Schummelversuch gnadenlos raus, andere stört das überhaupt nicht, der dritte hat für eigentümliche Würfelrituale ("Nein, du musst doch auf deinem Buch würfeln!") Verständnis, der vierte schüttelt darüber nur den Kopf.
Und es soll ja vorkommen, dass man etwas neues lernt, oder - noch viel schöner - jemandem etwas beibringt. Ich weiß doch nicht vorher, in welchem Thread nur "Nein, ich darf auch Nein sagen" "Ja, klar darfst du, aber könntest auch mal Ja sagen" "Nein, will ich nicht" "Ja, ist doch aber ein tolles Wort"-Diskussionen stattfinden und in welchem sich tatsächlich etwas bewegt.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Teylen

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Re: Rollenspieler, ein ganz normaler Mensch!
« Antwort #22 am: 22.06.2010 | 23:15 »
Ich sehe das Problem nicht.
Einerseits finde ich Regeldiskussionen auf Go Boards [japanische Regeln, ING Regeln, Regeln Deutscher die sich japanisch Regeln nennen, andere Regeln von Regelfachleuten, das Regel Verständnis des Wald und Wiesen Go Spieler] durchaus noch eine Ecke aggressiver und nutzloser.

Andererseits kann ich der Diskussion um den Einsatz des Nein im Rollenspiel als legitime Technik welche nicht zwangsläufig etwas davon hat mit dem Faust auf den Tisch zu hauen, durchaus etwas abgewinnen. Auch wenn mich die bei weilen militant wirkende "Ja Technik Fraktion" irritiert, die einfach wohl keine Lust hat über das Nein als Technik zu reden und daher ihre Thesen wiederholt; immer wieder.
Meine Blogs:
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WoD News & Artikel

Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Wolf Sturmklinge

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Was sind denn für dich speziellesoziale Regeln? Und wodurch unterscheiden sie sich von allgemeinen sozialen Regeln? Irgendwie ist mir noch immer nicht so ganz klar, worauf du mit diesem Thread eigentlich hinaus willst.
Ich versuche es mal mit einem Beispiel zu erklären, aber nagelt mich nicht darauf fest, es soll nur dazu dienen, meine Fragestellung zu erläutern:
Ich verhalte mich beim Rollenspiel, wie auch sonst. Wenn mich jemand "beschummelt" (mich also insgeheim betrügt) wenn ich zum Beispiel im Supermarkt einkaufe oder während des Rollenspiels (wie auch immer das aussehen mag), dann wird mein Verhalten exakt gleich ausfallen:
Zuerst weise ich die Person darauf hin das ihr/ihm ein Fehler unterlaufen ist.
Sollte das nicht fruchten, dann wird es ein wenig unschöner und es kann zum Streit kommen.

Das ist für mich völlig normal. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, daß Rollenspieler einen Unterschied machen, je nach dem wann diese Situation geschieht (Rollenspiel oder Supermarkt). Solch kleine Probleme kann man meist mit einem Gespräch lösen (und ja, auch die Trennung von einem Mitspieler oder der Gruppe ist für mich eine Lösung), dazu benötige ich kein Forum.

Wie schon zuvor geschrieben, es geht nicht einfach nur um's Schummeln, sondern um die Änderung der normalen Verhaltensweise sobald man spielt. Es hat einen skurrilen Touch für mich.

Und dennoch, wenn dem so ist, dann könnte ich aus den Gründen für diese Verhaltensänderung vielleicht eine Verbesserung für mein Spiel finden.

Ich hoffe das war jetzt verständlich. (;

Wolf Sturmklinge

  • Gast
Ich stelle mal die These auf, dass jeder denkt, dass er/sie/es in seinem/ihrem/essem Hobby die absolute Kompetenz ist und alle anderen:

sind!

Ob das Rollenspieler, H0-Modellbahnfreaks oder Sk8er sind :)
Ich für meinen Fall wäre nicht hier, wenn dem so wäre. Ich bin aber solchen Menschen im Internet begegnet. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mir die Frage gestellt, warum ich in diesem Forum aktiv bin? Viele Themen hier halte ich für belanglos, eben solche, die ich bereits genannt habe. So kam ich zu dem Schluß, ich will mein Rollenspiel für mich und meine Mitspieler verbessern. Das ist der Grund. Also suche ich mir hin und wieder ein paar Themen raus (auch ältere) und versuche Verbesserungen für mein Spiel zu finden. Daher schreibe ich auch sehr wenig über meine Art des Spielens, da die nennenswerten Dinge ja bereits existieren.