Fehlfarbens Album "Monarchie und Alltag" habe ich eigentlich zu spät schätzen gelernt. Irgendwie waren die Jungs zu der Zeit schon nicht mehr im Gespräch. Schaut man ihre Discographie an, stellt man allerdings fest, dass sie über all die Jahre immer weiter gemacht haben. Wenn das geschieht ohne sich anzubiedern, findet das grundsätzlich meinen Respekt.
2015, also satte 35 Jahre nach "Monarchie und Alltag", erschien das Album "Über... Menschen... unter Tieren". Das Ding hat mich doch ziemlich überrascht und... glücklich gemacht. Der Punk und Wave Einfluss ist immer noch vorhanden, klingt aber kein bisschen alt und miefig, sondern einfach nur etwas sonderbar und obskur. Leiser geworden ist die Band auch nicht, es rockt ganz gut. Deutsch gesungen wird immer noch, warum auch nicht? Am verrücktesten aber sind die Texte... in denen Männer Mitte 50 einzelnen Leuten und überhaupt der ganzen Scheiße um uns herum sehr deutlich sagen, was sie von ihnen halten. Auch vor dem eigenen Älterwerden und der damit verbundenen Hilflosigkeit wird nicht Halt gemacht. Es ist einfach ein völlig ehrliches Klappe-Aufreißen von Leuten, die man auf so eine Art und Weise nicht so oft öffentlich hört. Ich bin nicht in allen Punkten ihrer Meinung, aber in vielen.
Das ist das Album, was mir erzählt, dass Älterwerden nichts mit Ruhigerwerden und Schnauze halten zu tun haben muss. Wichtig für mich!
Fehlfarben: Der Dinge StandMit der App in der Hand
Unters Auto gerannt
Mit Beats auf den Ohren
Das Leben verloren
Ohne jedes Talent
Einen Welthit gestemmt
Mit Sneakers an den Füßen
Vor die U-Bahn stürzen
Mit XLs am Hintern
Erfrieren im Winter
Ohne Werbebudget
An die Villa am See
Hör mal, ich breche doch keinen Streit vom Zaun
mit Generationen, die sich nichts trau´n
Ich alter Sack hab doch nicht in der Hand
Von wem ich genervt werd, das ist der Dinge Stand.
Als Rollator-Rebell
Ins Kur Hotel
Als Nordic Walking Queen
Am Zapfhahn ziehn
Ohne jedes Talent
Einen Welthit gestemmt
Als Rock´n´Roll Buchhalter
Spiel mal Senator
Als Punkspießer
Bezahlter Rotweingenießer
Ohne Werbebudget
In die Villa am See
Hör mal, ich breche doch keinen Streit vom Zaun
mit Generationen, die sich nichts trau´n
Ich alter Sack hab doch nicht in der Hand
Von wem ich genervt werd, das ist der Dinge Stand.