Seit ich Diamanda Galás kenne, können diese kleingeistigen, hypochondrischen Gruftis, New-Wave-Anhänger, Emos und ähnliche Hobbysatanisten einpacken. Ich kann über diese Typen nur lachen. Über Galás nicht. Über Galás kann man nicht lachen. Das ist ernst. Ich kenne ihre Musik seit Ende der 80er Jahre und sie fasziniert mich noch immer.
Galás pendelt mit ihrer Musik zwischen moderner Avantgarde, gregorianischen Gesängen und Gospel/Spiritual. Manchmal sind auch ein paar New-Wave bzw. Pop Einflüsse zu hören. Manchmal begleitet sie sich am Klavier, manchmal werden Geräusche bzw. andere Instrumente hinzugemischt, manchmal ist allein ihre unglaubliche Stimme zu hören, die immer im Zentrum steht und mit der sie singt, röchelt, schreit, kiekst, flüstert, klagt, spuckt, Beschwörungen ausstößt, in besessenes Stimmenreden verfällt, monströsen Zerstörungswillen versprüht und auch Zeugnis von Tod und Sterben ablegt.
In den 80ern hat sie drei Alben veröffentlicht, die eine Trilogie namens "Masque of the red death" bilden (The Divine Punishment, Saint of the Pit, You must be certain of the Devil). Galás hat in dieser Zeit viele Freunde durch AIDS verloren. Das ist die Inspiration gewesen. Auf dem ersten Album interpretiert sie in zwei langen Tracks ausgesuchte Bibelverse, die die Krankheit als göttliche Strafe erscheinen lassen. Galás ist griechischer Abstammung und ich weiß von ihr, dass einer ihrer Einflüsse die Klageweiber ihrer Heimat sind, die bei Beerdigungen möglichst drastisch und intensiv um den Verstorbenen bzw. die Verstorbene trauern. Die Vorstellung hat mir geholfen, um einzuordnen, was auf dem Album geschieht... aber das ist nicht alles: wie sie hier den Predigerduktus an die Verkörperung des Antichristen annähert, wirft Fragen auf, die nicht oft genug gestellt werden können.
Diamanda Galás: Free among the Dead