Autor Thema: Moralische Entscheidungen in einer Söldner-Kampagne - geht das überhaupt?  (Gelesen 10818 mal)

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Offline Teylen

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Arf, geaendert, meinte menschenfeindlich, allerdings hatte mein internes Fremdwoerterlexikon eine Art Sprung. >_<

Naja manchmal weigert man sich auch nur Luschen zu spielen weil der eigene Bedarf an masochistischer selbstgeisselung schon gedeckt wurde. Nu und ich find's halt ein Elend das man bei jeder anderen als effizienz orientierten Soeldner/Militaer Spielweise direkt auf die Luschen Schiene gedrueckt wird, s.o.
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El God

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Naja, ich finds elend, jedem, der diese Schiene auf eine bestimmte Weise (effizient, militaristisch) spielen möchte, gleich eine seelische oder psychische Dysfunktion zu unterstellen. Andere Vorlieben würden ja schon als Erklärung ausreichen.

Offline Teylen

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Naja, ich finds elend, jedem, der diese Schiene auf eine bestimmte Weise (effizient, militaristisch) spielen möchte, gleich eine seelische oder psychische Dysfunktion zu unterstellen. Andere Vorlieben würden ja schon als Erklärung ausreichen.
Umgekehrt wird doch der Gegenseite untergeschoben das sie weder effizient, noch militaerisch ist, grundsaetzlich nichts taugt und an der Realitaet vorbei schiesst. Obwohl es mit der Realitaet und mit mangelnder Effizienz weniger bis nichts zu tun hat.
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Offline Morvar

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Hallo,

ich verfolge diese Diskussion mit großem Interesse, weil sie etwas streift, mit dem ich mich vor einiger Zeit intensiv auseinandergesetzt habe...

Frage:  Eine Söldner-Kampagne - geht das überhaupt ohne moralische Entscheidungen/Kodex der Chars/Grenzen/Verpflichtungen bzw. mit "völlig amoralischen/pragmatischen Chars"??

Und da sage ich ganz klar: NEIN.

Weil ich beim Rollenspiel (das zuindest ein wenig den Charakteraspekt beinhaltet) bei Spielern Möglichkeiten brauche sie zu "fassen" ihnen Anreize für irgendwas zu geben. Die Spieler in eine wie auch immer geartete Entwicklung zu "stoßen".

Und meiner persönlichen Erfahrung als SL nach, funktioniert das nicht bei Tefloncharakteren.

Beispiel: Ein Spieler hatte immer einen Kämper ohne Moral/Gewissen der völlig pragmatisch handelt. Mal entschied er sich für die Gruppe, ml dagegen, mal tötete er das unschuldige Opfer, mal nicht....usw.

Er tat immer nur das was für den Spieler am besten zu passen schien um etwas im Spiel zu erreichen.

Und darauf kann ich in MEINER Spielrunde verzichten. Weil es auf Dauer unglaublich langweilig wird. Ein fanatischer Glaubenskrieger mag "Böse" Taten begehen, aber sein Kodex/Glauben gibt mir Möglichkeiten ihn die Konsequenzen ingame plausibel zu verkaufen.

Gruß

der Morvar

Prisma

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Das Problem ist nicht die Charakterrolle: "Söldner", sondern die Charakterrolle: "Arschloch". Söldnercharaktere kann man in allen Genres auch gritty bis romantisch spielen (siehe beispielsweise Söldner bei Battletech). "Arschloch-Charaktere", oder wie man sie auch nennen mag, können auch das Etikett des Söldners führen, aber sie lösen sich früher oder später von selbst auf, sofern der SL die normalen Konsequenzen liefert.
Soweit zur Spielwelt. Das es in unserer Realität anders (nämlich wesentlich düsterer) aussieht, dürfte klar sein. 


Eulenspiegel

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@ Spicy McHaggis
Mit den privaten Sicherheitsfirmen hast du Recht: Vor allem die größeren Unternehmen in der Branche sind sehr vielfältig und gehen in verschiedene Bereiche. Allerdings hat ein privates Sicherheitsunternehmen nicht nur Söldner angestellt:
Es hat Buchhalter für den ganzen Verwaltungsaufwand, Bodyguards für den Personenschutz, Sicherheitsexperten für theoretisches Zeugs, Mechaniker zur Instandsetzung der Fahrzeuge, PR-Leute für die Öffentlichkeitsarbeit und eben Söldner für den konkreten Kriegseinsatz.

Nicht jeder Mensch, der für eine Sicherheitsfirma arbeitet, ist auch ein Söldner. Daher widersprechen sich die Definition auf der deutschen Wikipedia und die Angaben auf der englischen Wikipedia auch nicht. (Sondern ergänzen sich eher.)

Fall 1: Eine Söldnerkampagne soll gestartet werden.
In diesem Fall kann man einfach absprechen, dass alle SCs - obwohl sie Söldner sind - Moralvorstellungen haben sollen. (Vielleicht sogar in je 3 Sätzen zusammenfassen und dem SL geben.)
Setzt das nicht etwas zu spät an?
Wahrscheinlicher ist doch: "Eine Militärkampagne/Kriegsszenario soll gestartet werden."
Soll es eher Hack'n'Slay oder eher moralisches Dilemma sein? - Eher moralisches Dilemma.

OK, was für ein konkretes Szenario eignet sich am besten, um ein moralisches Dilemma in einer Militärkampagne zu spielen?

Und hier eignet es sich am besten, wenn man Leute spielt, die aus Überzeugung und nicht aus Geldgier in den Krieg ziehen. (Bei Leuten, die aus Überzeugung in den Krieg ziehen, kann man ihre Überzeugung auf die Probe stellen. Sie können im Laufe der Kampagne ins Grübeln kommen, ob ihre Überzeugungen die Richtigen sind. Jemand, der des Geldes wegen in den Krieg zieht, kommt von moralischer Seite jedoch kaum ins Grübeln: Er grübelt eher danach, wann er genug Geld hat, um sich zur Ruhe zu setzen.)

El God

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Schon wieder gehst du davon aus, dass alle Söldner nur aus Geldgier in den Krieg ziehen.

Offline Spicy McHaggis

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Es hat Buchhalter für den ganzen Verwaltungsaufwand, Bodyguards für den Personenschutz, Sicherheitsexperten für theoretisches Zeugs, Mechaniker zur Instandsetzung der Fahrzeuge, PR-Leute für die Öffentlichkeitsarbeit und eben Söldner für den konkreten Kriegseinsatz.

Zur Klärung:
Was ist für dich ein konkreter Kriegseinsatz?

Und zumindest laut dem Definitionsabschnitt aus der deutschen Wikipedia, könnte der Begriff "Söldner" auf alle oben genannten Tätigkeiten zutreffen.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 14:47 von Spicy McHaggis »
"Neugier ist die Mutter der Weisheit"

Offline Teylen

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Selbst "Geldgier" kann komplexer sein als die reine Gier nach Geld fuer ein fettes Bonzen Leben.
Vielleicht braucht er das Geld weil er verschuldet wurde, fuer seine Familie oder aus anderen Verpflichtungen aber nu keinen besseren Job hat.
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Eulenspiegel

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Schon wieder gehst du davon aus, dass alle Söldner nur aus Geldgier in den Krieg ziehen.
Ich gehe erstmal davon aus, dass wir unterschiedliche Menschen haben, die vor der Wahl stehen, welchen Beruf sie ergreifen:
Davon sind sicherlich einige geldgierig. Aber lassen wir diese mal beiseite. Schauen wir uns mal einen Menschen an, der nicht geldgierig ist. In 90% aller Fälle wird er einen Beruf wählen, der mit Kämpfen wenig zu tun hat. OK, den lassen wir auch beiseite.
Dann haben wir noch den Sadisten, der es cool findet, andere Leute anzuschießen. OK, der hätte eine Motivation, Söldner zu werden, ist moralisch aber auch nicht besser als der Geldgierige. Den lassen wir auch beiseite.

Schauen wir uns also einen Menschen an, der nicht geldgierig ist, aber eine Motivation hat, in den Krieg zu ziehen. Was für Motivationen könnten das sein:
Er ist stolz auf seine Nation --> Dann wird er Soldat.
Er ist Lokalpatriot und möchte die Besatzer loswerden --> Dann eignen sich Guerilla-Kämpfer oder Terrorist
Er ist der Meinung, dass Volk A eins auf die Fresse verdient hat. --> Entweder Soldat oder Freischärler (evtl. auch Terrorist)

Aber du könntest mir sicherlich eine Motivation nennen, die diese nicht-geldgierige Person dazu bringt, sich als Söldner einzuschreiben.

Zur Klärung:
Was ist für dich ein konkreter Kriegseinsatz?
Ein Einsatz, in dem man Militärdienst leistet.
Also z.B.
- Eskortierung eines Konvois in einem Kriegsgebiet
- Als Spähtrupp ein Gebiet in einem Kriegsgebiet auskundschaften (keine Infiltration, da man hierzu in der Regel keine Uniformen trägt)
- Stürmen einer gegnerischen Stellung
- Kampf gegen schwer bewaffnete Menschen

ErikErikson

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Ehrlich gesagt, ich bin schon ganz froh wenn Spieler überhaupt mal ihre SC unmoralisch spielen. Viele sind dazu nicht fähig. ich hatte schon Runden von bösen Dunkelelfen, die sich darüber beschwert haben, das mein Troll Sachbeschädigung verübt hat.
Imerhin ist es gar nicht so leicht, seine üblichen Moralvorstellungen auch nur imaginativ für ein Spiel abzustreifen. Das geht nur bei geübten Rollenspielern oder im Lauf einer Kampagne.

Offline Ludovico

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Aber du könntest mir sicherlich eine Motivation nennen, die diese nicht-geldgierige Person dazu bringt, sich als Söldner einzuschreiben.

Bereits genannte Beispiele
Zusätzlich noch:
-Zwangsrekrutiert: Komm jetzt mit oder wir machen Dich kalt

Irgendwie interessant, dass nach Deiner Ansicht knapp 90% der Soldaten der zivilisierten Welt in Kampfeinsätzen Söldner sind.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 15:14 von Ludovico »

Offline Teylen

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Aber du könntest mir sicherlich eine Motivation nennen, die diese nicht-geldgierige Person dazu bringt, sich als Söldner einzuschreiben.
Schlechte Ausbildung, lebte im Ghetto, ist einem Army/Soeldner Werber in die Arme gelaufen.
[So in Bezug auf des RL]

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Offline Spicy McHaggis

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- Als Spähtrupp ein Gebiet in einem Kriegsgebiet auskundschaften (keine Infiltration, da man hierzu in der Regel keine Uniformen trägt)
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- Kampf gegen schwer bewaffnete Menschen

Ok, wir haben unterschiedliche Ansichten davon wie weit Militärdienst gefasst werden kann.
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Wulfhelm

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In einer RICHTIGEN Armee gibt es eben nicht nur "Leasing-Schlächter", sondern unterschiedlichst motivierte Leute, die auch den vorhandenen ethischen ANSPRUCH, den es in jeder richtigen Armee gibt, ihren eigenen Vorgesetzten vorhalten können.
"Richtige", also neuzeitliche Armeen haben Kriegsverbrechen noch und nöcher auf der Kappe.

Zitat
- Ob dies die Treue zum Vaterland ist, die Treue zur Ideologie, die Treue zum Glauben, oder einfach nur die normale Menschlichkeit eines Soldaten gegenüber seinen Mitmenschen - all das darf man bei Söldnern NICHT voraussetzen und stellt für einen Söldner eine lebensgefährliche und missionsgefährdende Schwäche dar.
Ob Treue zu Vaterland/Ideologie/Glauben "moralisch" sind, lasse ich jetzt mal dahingestellt. Und normale Menschlichkeit stellt für einen Söldner jetzt warum genau etwas anderes dar als für einen Soldaten?

Zitat
Warum ist denn ein Charakter, der sich weigert Gefangene abzuschlachten, weil die Mission durch einen mitgeschleppten Pulk Gefangener gefährdet würde, überhaupt Söldner geworden?
Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Zitat
Vielleicht haben manche hier ein irgendwie "romantisches" Bild eines Söldners vor Augen. Ich nicht. Es geht kaum "unromantischer"!
Ich habe eher ein historisches Bild des Söldners vor Augen, welches mir für das Gros der Fantasy-Rollenspiele durchaus angemessener erscheint.
Abgesehen davon, dass bis in die frühe Neuzeit praktisch niemand ohne das Versprechen konkreter materieller Vorteile in den Kampf gezogen ist, sehe ich auch nicht, wo sich Söldner grundsätzlich brutaler verhalten hätten als andere Truppen.

Offline Lichtschwerttänzer

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@ Spicy McHaggis
Mit den privaten Sicherheitsfirmen hast du Recht: Vor allem die größeren Unternehmen in der Branche sind sehr vielfältig und gehen in verschiedene Bereiche. Allerdings hat ein privates Sicherheitsunternehmen nicht nur Söldner angestellt:
und viele Söldner sind keine Kampftruppen sondern Technisches Personal.

Zitat
Und hier eignet es sich am besten, wenn man Leute spielt, die aus Überzeugung und nicht aus Geldgier in den Krieg ziehen.
Selbst wenn er aus egoistischer Geldgier in den Krieg zieht und nicht für Überzeugung, Abenteuerlust - Adrenalinjunkie, er nen Knacks hat  oder weil er Geld für seine Familie etc braucht, heisst das nicht automatisch er tut alles für Geld.




Aber du könntest mir sicherlich eine Motivation nennen, die diese nicht-geldgierige Person dazu bringt, sich als Söldner einzuschreiben.
Ein Einsatz, in dem man Militärdienst leistet.
Also z.B.
- Eskortierung eines Konvois in einem Kriegsgebiet
- Als Spähtrupp ein Gebiet in einem Kriegsgebiet auskundschaften (keine Infiltration, da man hierzu in der Regel keine Uniformen trägt)
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Seine Familie braucht das Geld oder es gibt keine andere Arbeit.
Es ist Tradition
Wildgänse, Reisläufer.
Er tut es für sein Land, seine Überzeugung und will oder muss auch davon leben.
Land B verdient die Freiheit o.ä. siehe internationale Brigaden, Flying Tigers, Lafayettes...
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Skele-Surtur

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Es gibt insbesondere in Fantasywelten so viel andere Gründe als Geldgier und Sadismus um Söldner zu werden... sogar Idealismus. Warum kämpft ein idealistischer Charakter für Sold? Weil bloßer Dank ihm weder Schild noch Rüstung repariert, seinen Magen nicht füllt und seine Stiefel nicht neu besolt.

Was ist mit dem Armen Ritter, dem sein Stand (aus seiner subjektiven moralischen Perspektive) jede handwerkliche oder bäuerliche Tätigkeit verbietet, dem also nur das Kriegshandwerk bleibt und der aus Gründen des Standes oder Politik nicht in der regulären Armee dienen kann?

Was ist mit dem Mann aus armen Verhältnissen, der nach einer Möglichkeit sucht, seiner bitteren Armut zu entkommen, weil er gesehen hat, wie sich seine Eltern zu Tode geschuftet haben, der aber nicht Soldat werden kann, weil gerade keine Soldaten rekrutiert werden?

Was ist mit dem naiven Jungen, der das Abenteuer sucht und erst langsam mit der brutalen Realität des Söldnerlebens vertraut wird, aber aus diversen Gründen nicht mehr zurück kann, z.B. weil er schon seine Unterschrift beim Söldnerregiment gegen hat?

Der Adrenalin-Junkie, der zwar den Thrill des lebensbedrohlichen Kampfes braucht, den er in der regulären Armee nicht bekommt?

Der augenscheinlich brutale Söldner, der in dieses Leben hineingeboren wurde, da schon sein Vater ihn und seine Geschwister im Heerzug mitgeschleppt hat, der nur dieses Leben kennt, sich dennoch einen Funken Menschlichkeit bewahrt hat, aber in der "zivilen" Welt einfach nicht klar kommt, vielleicht auch, weil niemand dort den augenscheinlichen "auf Töten geeichten Kampfhund" um sich haben will?

Die Liste lässt sich noch ewig fortsetzen. Viele Söldner sind brutal und gewissenlos. Mit Sicherheit aber nicht alle und wenn es nur 1% oder weniger ist.
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Offline Rabenmund

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Ich werfe mal kurz noch einige Gedanken in den Raum. Es wird ja immer wieder auf den Aspekt der Geldgier hingewiesen. Nun, der ist (wenn wir es ehrlich betrachten) doch bei vielen Berufs- oder Studiumsentscheidungen massgeblich.

Nehmen wir Karl. Karl ist der Sohn von Herrn Schmidt, dem Besitzer eines mittleren Unternehmens.
Karl bastelt gern mit Holz, interessiert sich für Philosophie und hat gerade sein Abi gemacht.
Jetzt steht die Frage des späteren Berufswegs im Raum.
Ihm kommen 3 Ideen:
*Da ich gern mit Holz arbeite könnte ich Schreiner werden.
*Mich interessiert Philosophie, ich könnte es studieren
*Wenn ich BWL studiere hat Papa gemeint, ich könne das Unternehmen "erben".
Da Karl Geld am Wichtigsten ist, studiert er BWL.

Alles in allem eine alltägliche, nicht allzu aufregende Entscheidung. Hat er moralisch fragwürdig gehandelt? Nein.

Setzen wir eine ähnliche Situation in einem Söldnerszenario ein.
Karl war 12 Jahre lang Soldat in der Bundeswehr, bei den Fallschirmspringern. Sein Dienst endet regulär, er wird NICHT unehrenhaft entlassen.
Er sieht folgende Alternativen:
* Bewerbung bei der Polizei/ einem Sicherheitsunternehmen. Ein halbwegs ruhiger Dienst mit sicherer Bezahlung, er kann einen Teil seiner Fähigkeiten einbringe.
* Studium oder Ausbildung. Sprich: Neuanfang. Die Bezahlung ist zu Anfang eher schlecht, und wie die Zukunftsaussichten dort aussehen lässt sich nicht abschätzen.
* ein Jobangebot von Blackwater: Gute Bezahlung, er kann in einem vertrauten Umfeld arbeiten.

Dieses Szenario ist imho nicht so unwahrscheinlich. Und für Karl den Soldaten könnte ich neben dem Geld noch einige weitere Gründe einsetzen, warum er Söldner wird:
* Er ist davon überzeugt, mit seinem Dienst westliche Werte zu verteidigen.
* Er ist desillusioniert und verbittert, möchte sich an der Welt rächen.
* Er hat Schulden. Zu hoch, um sie mit den ersten beiden Alternativen abzuzahlen.
* Er ist ein Adrenalinjunkie. Bei seinen Einsätzen hat er sich so lebendig wie noch nie gefühlt, und dieses Gefühl will er nicht missen.
* Ein Kamerad aus der Bundeswehr geht auch zu Blackwater. Ob Karl überredet wird, auf ihn aufpassen will oder was auch immer... das ist Grund genug für ihn Söldner zu werden.


Ich denke, diese Beispiele machen deutlich, das ein Mensch aus allen möglichen Gründen Söldner werden kann. Von weiß (Werte verteidigen, Freundschaft) über grau (Schulden) bis schwarz (Verbitterung/Rache, Adrenalin).
Das alles macht aus Karl noch keinen gewissenlosen Schlächter, der für Geld alles macht. Sondern einfach zu einem Menschen, der eine schwer nachvollziehbare Entscheidung getroffen hat, die ihn vor moralische Entscheidungen stellen wird.
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
Am Besten stellt man sich meine Aussagen mit einer lebendigen Mimik vor, dann bekommt man ein Bild davon ;)

Offline Skele-Surtur

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Hurra für Rabenmund!
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Offline Maarzan

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Ich habe eher den Eindruck gewonnen, dass eher die religiös-idiologischen Gesinnungszombies weit jenseits jeden moralischen Dilemmas stehen - bei denen sind halt schon andere fürs Denken und moralisch Werten zuständig.
Als Söldner kommt viel öfter die Frage auf: ist es das wert?

Außerdem sind viele der Gräuel auch einfach eine Frage primitiver, unfähiger Arbeitsweise.

Wenn man es nicht nur mit einer kleinen Elitegruppe zu tun hat, trefen sich verschiedenste Entwurzelte in einer Söldnertruppe, gerade in so Situationen wie Fantasy oder 30-jähriger - soziales Netz und Sicherheit im Zivilleben ist nicht und die einzige so rumlaufende Truppe ist man auch nicht. Entsprechend werden sich auch die Söldnertruppen aus den verschiedensten und auch wechselnden Leuten zusammensetzen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Merlin Emrys

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Ich möchte noch die These in den Raum werfen, dass eine Söldnereinheit sich dann überhaupt erst moralische Überlegungen leisten kann, wenn sie gut genug, d.h. gefragt genug,  ist, um Aufträge bei moralischen Bedenken ablehnen zu können.
Oder eben, wenn sie die Einzige ist und der "Bedarf" das "Angebot" übersteigt. Aller menschlichen Abgründe zum Trotz ist es ja nicht zwingend so, daß Söldner überall und in jeder Qualität immer in großen Mengen zur Verfügung stehen. In einer (obschon gewiß seltenen) Situation, in der es niemand nötig hat, "sich für so etwas herzugeben", sind moralische Erwägungen eventuell sogar der entscheidende Punkt dafür, ob überhaupt jemand es für tunlich erachtet, "bei so etwas mitzumachen".

Eulenspiegel

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Diesen Post widme ich den Motivationen, Söldner zu werden, die in diesem Thread genannt wurden:

Geld für die Familie, die sonst hungert, auch wenn man kriegsmüde ist,
Geld für die Drogen, von denen man doch wegkommen wollte:

In diesen beiden Fällen sehe ich keine Motivation, überhaupt irgendein Kriegshandwerk zu übernehmen (geschweige denn Söldner).
Das ist eher eine Motivation, sich Arbeit zu suchen.

Um die Schläger des Kredithais von der Familie fernzuhalten:
Das ist eher eine Motivation mitd er Polizei oder dem FBI zusammenzuarbeiten. Evtl. ist das auch eine Motivation, eine Bank auszurauben oder sich 'ne Knarre zu nehmen und den Kredithai niederzuschießen.

Aber wenn der Kredithai droht, meine Familie zusammenzuschlagen, ist es eine ganz doofe Idee, ins Ausland zu fahren und meine Familie daheim zu lassen. (Und Familie mit ins Kriegsgebiet nehmen ist auch eine doofe Idee.)

Weil man nichts anderes kann außer töten, obwohl das Gewissen einen peinigt:
Naja, anstatt Söldner könnte man auch noch Bodyguard, Kampfsporttrainer oder Ausbilder werden. Und ansonsten gibt es noch Jobs, für die man keinerlei Qualifikationen braucht.

Adrenalinjunky, der auf der Suche nach dem nächsten Kick ist und dabei seine Kameraden gefährdet. Er liebt die Jungs, aber er kann nicht anders:
OK, so eine Person heuert vielleicht als Söldner an. Aber nach 2-3 Einsätzen wird die Person wieder gefeuert. (Wenn ihre Kollegen sich nicht vorher bereits bei diesem Gefährder "bedankt" haben.)

Um sich zu beweisen und zu zeigen, dass man ein echter Mann ist:
Na OK, das würde ich als Motivation gelten lassen. Aber entweder wird diese Person zum Adrenalinjunie (s.o.) oder die Person hat sich nach ein paar Einsätzen bewiesen, dass sie ein echter Mann ist und benötigt diesen Selbstbeweis nicht länger.

Idealismus (sogar das geht, denn es geht gegen die bösen Buben und diese Truppe kämpft da an vorderster Front):
In diesem Fall wird man eher Soldat, Miliz, Freiheitsschärler, Guerilla oder Terrorist.

Weil man ihn erpresst und zwingt zu kämpfen,
Zwangsrekrutiert: Komm jetzt mit oder wir machen Dich kalt,
Schlechte Ausbildung, lebte im Ghetto, ist einem Army/Soeldner Werber in die Arme gelaufen:

Das sind eher die unglücklichen, die Soldaten werden. (Entweder für einen Staat oder für eine Rebellenarmee.)

Er braucht das Geld, um Schulden abzubezahlen:
Zum Thema Kredithai habe ich weiter oben schon etwas gesagt. Falls er bei normalen Banken die Schulden aufgenommen hat: Klar, Schulden sind unangenehm, aber trotzdem lässt es sich auch mit Schulden noch halbwegs vernünftig leben.

Wir haben hier im Prinzip also die gleiche Motivation wie bei Geldgier: Das Leben in besseren Verhältnissen.

Schutz vor Verfolgung [Fremden Legion, komm rein und du kriegst eine neue Ident.]:
Hier ist die Frage, warum er eine neue Ident braucht:
Ist er vor der Mafia auf der Flucht? Dann wäre es eher eine Motivation, mit der Polizei zusammenzuarbeiten und mittels Kronzeugenregelung eine neue ID zu bekommen.

Hat er ein Verbrechen begangen und ist vor der Polizei auf der Flucht? Ja, dann hat er scheinbar auch genau so wenige Skrupel, die auch die restlichen Söldner haben.

Karl, der nach 12 Jahren bei der BW entlassen wurde:
Hier könnte Karl doch einfach verlängern und weiter bei der BW arbeiten.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 23:13 von Eulenspiegel »

Offline Spicy McHaggis

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Karl, der nach 12 Jahren bei der BW entlassen wurde:
Hier könnte Karl doch einfach verlängern und weiter bei der BW arbeiten.

Hab einen Bruder beim Bund, der versucht da gerade auch länger unter zu kommen. Aber das ist garnicht so einfach. Einfaches Verlängern geht da nicht. Die überlegen sich sehr genau wen "lebenslänglich" behalten sie behalten.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 23:31 von Spicy McHaggis »
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Offline Ludovico

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@Eulenspiegel
Da ich keine Lust und nicht die Geduld für das zu erwartende Im-Kreis-Drehen, Argumente-Auseinanderpflücken, Defintions-Debatten usw.

Also bleibt mir nur zu schreiben:
Ich stimme nicht zu.

Offline Zornhau

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Nachdem  ich durch Herausschneiden meiner Beiträge aus einem anderen Thread, zu dessen Thema sie gepaßt haben, ungefragt und unfreiwillig und UNGEWOLLT zum "Thread-Starter" eines neuen Threads gemacht wurde, schließe ich diesen Thread hier.

Die mir "untergeschobene" neue Themen-Stellung ist leider durch und durch SINNLOS und ich distanziere mich in JEDER nur erdenklichen Beziehung davon solch einen haarsträubend unsinnigen Thread gestartet zu haben.

Mehr Erläuterungen finden sich im von mir bearbeiteten Eingangsbeitrag.

Wie im Eingangsbeitrag dargelegt, empfinde ich das HERAUSREISSEN meines Beitrages aus dem Zusammenhang und das Unterschieben als "Thread-Starter" unter ein völlig sinnloses neues Thema UNERTRÄGLICH. 

Leider haben sich bei dieser Farce leider schon zuviele Leute mit neuen Beiträgen beteiligt, daß ich mich außerstande sehe das Schlimmere zu verhüten. Bevor noch mehr zur neuen NICHT VON MIR aufgeworfenen Fragestellung gepostet wird, schließe ich diesen Thread.

Wer über die - wie ich finde VÖLLIG SINNLOSE - Fragestellung im Thread-Thema diskutieren möchte, kann ja gerne einen neuen Thread aufmachen und ggf. auch seine (aber NICHT MEINE!) Beiträge dorthin verschieben lassen.