Autor Thema: [Delta Green] Music From A Darkened Room  (Gelesen 1606 mal)

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[Delta Green] Music From A Darkened Room
« am: 6.10.2017 | 19:14 »
Die handelnden Personen des Szenarios sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden, toten oder untoten Personen wären rein zufällig.
[ edit ] Das Szenario von Dennis Detwiller - The Delta Green Partnership, 2005 - wurde von mir vor gut 4 Jahren geleitet.
Unter REZENSIONEN - geläuterte cthuloide HORROR Rezis, findet man es auf Seite 1 #06.

Das Szenario spielt in den USA, wurde für Delta Green / CoC NOW konzipiert und es war mir ein wahres Fest das Abenteuer zu lesen. Es handelt sich dabei um eine klassische Geisterhaus-Geschichte mit sehr vielen Spuk-Elementen.
Da ich nun wirklich kein NOW-Fan bin, habe ich das Ganze nach London / Kensington, in eine viktorianische Villa, verfrachtet und die Geschichte ohne jeden Aufwand in die 20er übertragen.


Die Protagonisten:

SIR ARCHIBALD KILMISTER
Normale Grösse, normale Statur und unauffälliges Aussehen (Gähn!). ABER: jähzornig und ein starker Raucher (Marke: Liggett & Myers Tobacco Company)!
Unser Motörhead-Fan ist ein RFC Major a.D., der nach seinem Absturz im Grossen Krieg Flug- und Höhenangst bekam und sich fortan nur noch im Automobil fortbewegt (oder vielmehr herum chauffieren lässt).
Er gründete die "Geheimpolizei-Agentur Kilmister & Co", kurz "Das Büro" genannt und erledigt seitdem Sonderaufträge aller Art. Der Char pendelt irgendwo zw. Sam Spade und Hercule Poirot (mit deutlichen Tendenzen zum Erstgenannten).
Er ist Mitglied in der "Viktorianischen Gesellschaft für Geschichte", im "London Cricket Club" und im "Gentlemen's Club Kensington". Er besitzt einen hohen Wert im Bereich "Bartitsu" (eine alte, brit. Selbstverteidigungstechnik) und weist gute Grundkenntnisse in "Forensik" auf.

NOLAN PHILLIPS
Schlank, grau-meliert, distinguiertes Auftreten, Pfeifenraucher.
Der "Dr. Watson" zu Archibalds "Holmes" (ich finde es immer wieder bemerkenswert, wenn ein Spieler sein Ego abzulegen versucht und sich zutraut, den Handlanger und Wasserträger für einen anderen Spieler zu übernehmen). Er ist ebenfalls Mitglied im "Gentlemen's Club Kensington" und im "British Automobile Racing Club".
Er besitzt gute Werte in den Bereichen "Automobil" und "Elektr. / Mech. Reparatur".

NORTHAN BAMES
Gross, hager und mental gerade??? nicht ganz auf der Höhe !!!
Er ist ein, von den US-Behörden steckbrieflich, wegen mehrfachen Mordes, gesuchter Psycho, der unter falschem Namen in London als Parapsychologe arbeitet (ein sog. Zwiebel-Charakter).
Er ist ein Chamäleon, ein Blender vom Typus Versicherungsvertreter und passionierter Jazz-Musiker. Deshalb trommelt er mit seinen Drumsticks auf allem herum, um den "Widerhall der Schwingungen ätherischer Schemen" empfangen zu können.
Er besitzt hohe Werte in den Bereichen "Überreden" und "Psychologie", weist aber auch Grundkenntnisse in "Parapsychologie" auf.

GILES THADDEUS OSGOOD
Untersetzt, Nickelbrille, mit leiser Fistelstimme. Auch er hat voll einen Hau weg.
"Der Beherzte" ist nämlich ein anglikanischer Geistlicher, der sich auf Exorzismen versteht (oder sich zumindest mal darauf verstanden hat).
Durch literarischen Kontakt mit dem Mythos ist er aber vom rechten Weg des Glaubens abgekommen und zum Hasenfuss geworden. Mittlerweile hat er sein Heil im Alkohol gefunden (er fand sozusagen neuen Sinn im Gin. - Ha, was für ein Brüller! Sorry!).
Er besitzt hohe Werte in den Bereichen "Theologie" und "Okkultismus".


DER AUFHÄNGER
Innerhalb einer Zeitspanne von rund 50 Jahren starben in einem gewissen Gebäude ca. 30 Personen, darunter ganze Familien, aufgrund von mysteriösen Unfällen, durch Mord oder durch Selbstmord.
Im Original wird ein Delta Green Agent, der das leerstehende (Spuk-)Haus näher untersuchte, dort tot aufgefunden, was nun wiederum andere Agenten auf den Plan ruft.

In meiner Geschichte soll der Advokat Louis Reginald Stanton das Haus i.A. verkaufen, findet aber keinen Käufer, da das Haus bereits landauf, landab in Verruf gekommen ist.
"Das Büro" soll die Hintergründe hierzu aufdecken und, wenn möglich, die Ursachen beseitigen.

Begleitet werden die Charaktere von dem NSC "Harry" Harriette Graham, die Sekretärin aus Kilmisters Büro (sie wartet zumeist im Auto und dient den SCs als Versorger und ist der mögliche Ersatzcharakter).
Wenn ich mir hier die Charakterblätter so betrachte, würde es mich stark wundern, wenn es alle SCs, lebend und ohne schwere Traumata, wieder aus dem Haus heraus schaffen würden … und wieder einmal schaut mir dabei der irrsinnig grinsende, fette Clown über die linke Schulter.
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- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #1 am: 6.10.2017 | 21:46 »
Donnerstag, 13. Mai 1920 - Tag 1:

Nachdem "Das Büro" (2. Stock des Hinterhofgebäudes 221b Adelaide Road, in der Nähe des Zoos / Regents Park) den Auftrag von Advokat Louis Reginald Stanton angenommen hat, suchen sich die Spieler die beste Verbindung auf dem Londoner Stadtplan heraus (West Central, Regents Park Station - Holland Park Station). Von dort begeben sich die 3 Chars zu Fuss, mitsamt Schlüsselbund, gen Süden über die Holland Park Avenue und die Holland Park Mews, zum Grundstück 110 Holland Park, das mit zwei Seiten direkt an den gleichnamigen Park angrenzt und nehmen das Gebäude erst einmal von aussen unter die Lupe.

Die Häuser stehen, wie an einer Perlenschnur aufgezogen dicht an dicht, ohne dass sich jedoch die Aussenwände berühren würden. Durch die Häusergasse ist hinter dem Haus 110 ein grosser, verwilderter Garten zu sehen. Traumhafte aber absurd teure Lage.

Nolan fällt auf, dass die Passanten stehen bleiben und sie zu beobachten scheinen oder argwöhnisch beäugen; einige schauen nur kopfschüttelnd von der anderen Strassenseite herüber. Ein alter Mann hebt grüssend seinen Hut und lächelt (mitleidig). Aber das Haus liegt beschaulich und friedlich in der Vormittagssonne.
Gambit, Archies Bulldogge, zerrt an der Leine, knurrt das Haus an und fängt an zu bellen. Plötzlich ein Scheppern... und laut miauend sucht eine Katze, zwischen den Mülltonnen, das Weite.

Nachdem der richtige Schlüssel passt, betreten alle das düstere Innere dieses dekadent-feudalen Gemäuers.
Der Eingangsbereich und das Treppenhaus sind weitläufig, die Flure breit und massive Rundbogen-Flügeltüren trennen die Zimmer von einander. Alle Türen sind fest verschlossen. Hier im Inneren ist es dunkel, fast unnatürlich finster, und sehr kalt. Die Wände sind massiv (65 cm dicker, roter Sandstein).
Im schwachen Schein der Taschenlampen ist nur wenig zu erkennen.
Nolan überprüft die Lichtschalter... und die wenigen verblieben Lampen an den Wänden bleiben dunkel.
Er vermutet, dass die Glühbirnen fehlen, was aber nicht der Fall ist (er hat eine Tasche mit seiner Notfallausrüstung dabei. Von diesen Taschen besitzt er mehrere, die auf die jeweiligen, zu erwartenden Umstände abgestimmt sind. Und auf der Inventarliste der Tasche, welche er gerade mitführt, sind doch tatsächlich u.a. drei Glühbirnen, eine Zange, Gummihandschuhe, Kupferdraht und zwei Sicherungen verzeichnet !!! UNGLAUBLICH !!!).

Gemeinsam gehen sie nun in den Keller, um nach dem Sicherungsschalter zu suchen und stossen dabei auf ein verstaubtes Sammelsurium an altem Mobiliar, darunter ein Klavier (C. Bechstein; Berlin; Bj. 1880), das keinen Ton mehr von sich gibt, und auf Berge von Koffern und Kisten.
Nachdem die Keramiksicherungen wieder eingeschraubt wurden, funktioniert auch das Licht wieder.

Nun beginnt die Durchsuchung des Hauses. Die Räume sind sehr gross und verwinkelt, mit hoher Decke und mit Schiebetüren zw. den Zimmern, mit vielen Fenstern mit schweren, roten (Brokat-)Vorhängen.
Düstere Schatten lauern in jedem Eck und die Räume wirken überaus bedrohlich.
Nachdem Nolan jedoch die Vorhänge zurückgezogen hat, sind die Räume lichtdurchflutet und erscheinen freundlich und einladend.
Alle Zimmer ziert eine helle, rötlich-weisse (Birkenholz-)Kassettentäfelung. Die Kamine sind ebenfalls aus rötlichem Stein (port. Estremoz Marmor) und aufwendig verziert.
Der Staub vergangener Jahre und viele Spinnweben sind allgegenwärtig. Es sind keinerlei Spuren am Boden zu entdecken. Nur einige tote Insekten liegen herum. Die Schuhabdrücke der SCs zeichnen sich deutlich am Boden ab, während unter ihnen die Dielen knarzen. Nolan bittet Harry einige Fenster zu öffnen, um mal richtig durchzulüften.

Das ganze Haus, mit Ausnahme des Kellers, ist so gut wie leer. Wenige Möbelstücke befinden sich noch (mit Laken abgedeckt) vereinzelt in den Räumen. Mal hängt noch ein Bild oder ein grosser Spiegel an der Wand. Hier ein Schrank, dort ein (Chesterfield-)Ledersofa oder ein dreibeiniger Rundtisch mit Löwenköpfen und grüner Steinplatte (finn. Lappla Grün-Marmor). In der einen Ecke steht ein aufgerollter Teppich und in einem anderen Zimmer findet sich ein alter Schaukelstuhl.
In der Bibliothek fällt eine lebensgrosse Büste ins Auge, die auf einem klassischen Säulen-Sockel (alles zusammen ca. 170 cm hoch) aus weissem Stein (it. Carrara Marmor) steht. Die Büste zeigt eine sehr attraktive, junge Frau, etwa Anfang 20. An der oberen Platte wurde "Für Isabelle - In Liebe Michael" eingemeisselt.
Nolan: "Hier war schon sehr lange niemand mehr."
Northan: "Wenn die Putzfrau hier mal durch ist, würde ich gerne einziehen."
Ich denke: "Dein Charakter wird sich noch wünschen, keinen Fuss in dieses Haus gesetzt zu haben."

Mühsam durchsuchen sie nun Raum um Raum. Northan geht allen so langsam auf die Nerven, weil er mit seinen Trommelstöcken auf allem herum klappert (auch out game), um den "Widerhall der Schwingungen ätherischer Schemen des Hauses" empfangen zu können. Dann geht er das Treppenhaus HINAUF, betastet dabei die Wände und legt ab und an sein Ohr an die Täfelung: "Etwas ist hier und beobachtet uns. Etwas abgrundtief Böses."
Ich denke: "Wie prophetisch!"

Nachdem sie sich durch das leere Haus gequält haben, entdecken sie im obersten Stockwerk, unter dem Dach, einen zylindrischen Käfig aus Kupfer, der an einer viel zu schweren, rostigen Eisenkette von der Decke hängt, mitsamt eines kleinen, vertrockneten, gelben (Kanarien-)Vogels darin.
Während eine Unterhaltung über die vermutliche Todesursache dieses, womöglich viel zu früh verstorbenen, Vogels entbrennt, beobachtet Northan, durch das schmutzige Glas des grossen Bullaugen-Fensters, eine alte Frau, mit schlohweissen, langen Haaren, die in ihrem flatternden Nachthemd im Garten des Hauses 110 Rosen schneidet...
...als ein einzelner, bis ins Mark erschütternder Schrei aus der Eingangshalle, die friedliche Stille zerreisst. Gefolgt von einem dumpfen Poltern.
Nun stürmen alle das Treppenhaus HINUNTER, um nach dem Rechten zu sehen und finden... Giles???

Upps!!! Ja, da war doch noch was. Giles, wie konnten wir ihn nur vergessen! Giles, der vierte SC im Rund. Unser Geistlicher, der alkoholbedingt verschlafen hatte und zu spät kam, hatte im 1. Stock eine, an seinem Verstand zerrende Begegnung, woraufhin er ohnmächtig danieder sank und sich dabei den Kopf anschlug.
Nachdem nun alle wieder unten im Erdgeschoss angekommen sind, bemühen sie sich rührend um den armen Giles. Alle??? Wieder ein gellender Schrei, gefolgt von Schmerzensschreien und Hilfe-Rufen. Northan ist NICHT bei der Gruppe...

Verwirrung... es wird hektisch... Archie zieht den alten Armee-Revolver seines Vaters (Webley Mark IV Kaliber .455) und will gerade nach oben stürmen, als er von Nolan am Arm gepackt und zurückgehalten wird.
"Wir dürfen uns JETZT NICHT trennen!"
Die Eindringlichkeit dieser besonnenen und wohl durchdachten Worte überzeugt sogar den impulsiven Archie.
Zusammen schleppen sie den bewusstlosen Priester (Giles) aus dem Haus, während die Schmerzensschreie und das Wehklagen des Kollegen (Northan) durch das Treppenhaus hallen, an Intensität immer weiter zuzunehmen scheinen und jeden Charakter geistige Stabilität kosten.

Die beiden Agenten (Archie + Nolan) stürmen jetzt wieder die breite Treppe HINAUF (Archie hält sich dabei nach wie vor krampfhaft an seinem Revolver fest und bedroht damit jede einzelne Stufe vor ihm).
Harry (Archies Sekretärin) verbleibt mit Giles vor dem Haus, während sich auf der Strasse eine neugierige, tuschelnde und gestikulierende Menschenmenge sammelt, die immer wieder auf das Haus deutet.

Oben angekommen finden sie den wimmernden, sich windenden und wild um sich schlagenden Northan.
Im Raum riecht es, als hätte sich bei Northan eben eine Darmentleerung ereignet. Nach kurzer Zeit wird sein Zappeln aber ruhiger, er nimmt eine Art Embryonalhaltung ein und verhält sich dabei, als wolle er unsichtbare Fliegen verscheuchen und imaginäre Käfer von seiner Haut wischen.
Sobald er aber von den SCs angefasst wird, fängt er wieder laut zu kreischen an, schreit um Hilfe und schlägt um sich. Nach dem zweiten vergeblichen Versuch Northan zu beruhigen, verliert Archie, mit den Worten "Ich konnte diese verdammten Kolonisten noch nie leiden." die Kontrolle über sich und zieht dem Kollegen seinen Revolver-Knauf über den Schädel. Northan hat nun auch noch eine hübsche Platzwunde am Kopf, verliert endlich das Bewusstsein und wird von den beiden die Treppe HINUNTER und aus dem Haus getragen.

Dort liegen nun zwei Bewusstlose, umringt von einer neugierigen, sich ständig vergrössernden Menschenmenge, denn sie alle haben schon von den vielen Todesopfern gehört, die das Haus 110 angeblich gefordert haben soll.

Nachdem nun alle (ja, wirklich alle - sogar Gambit, der Hund) wieder aus dem Haus raus sind, verschliesst die Gruppe die Eingangstür, ruft sich ein Taxi und fährt zum nächstgelegenen Krankenhaus (St. Charles in der Exmoor).
Giles + Northan bleiben über Nacht dort. Archie + Nolan gehen ins "Büro" und Harry geht nach Hause.


Freitag, 14. Mai 1920 - Tag 2

Als Harry um 0900 im "Büro" eintrifft, sitzt Archie schon grübelnd und qualmend, mit hochgelegten Beinen hinter dem Schreibtisch und unterhält sich mit Nolan, der sich gerade rasiert. Die SCs haben die Nacht in ihrer gestrigen Kleidung auf den Sesseln verbracht.
Zu dritt fahren sie ins St. Charles. Der behandelnde Arzt, Dr. Bartholomae, erklärt ihnen, dass die Patienten noch eine Nacht zur Beobachtung dort bleiben müssen. Sie seien aber schon so weit, Besuch empfangen zu dürfen.

Giles berichtet von der verstörenden Begebenheit im 1. Stock.
Er sah das Abbild eines Jungen im Spiegel des Eingangsbereiches. Die Erscheinung war blass-blau und als er sich nach dem Kind herumdrehte, war der Junge verschwunden. Doch als er sich wieder zum Spiegel wendete, durchzog ihn eine Eiseskälte und er sah im Spiegel, dass der Junge nun direkt neben ihm stand und nach seiner Hand griff. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er kann sich erst wieder an die Zeit im Krankenhaus erinnern.

Northan ist in sich gekehrt und wortkarg. Er wirkt sehr verstört.
Er erzählt, er habe die weisse Frau im Garten eine Weile beobachtet und als er sich umdrehte, seien die anderen verschwunden gewesen. Er berichtet, dass er den intensiven Eindruck verspüht habe, beobachtet zu werden.
Dann sah er einen Schatten vor dem Fenster - den Schatten eines grossen Mannes. Er bemerkte, wie sich dieser Schatten gegen das Sonnenlicht drehte und durch das Fenster hindurch auf seinen eigenen Schatten fiel... Von da an wisse er von nichts mehr - bis zu dem Zeitpunkt, als er im Krankenhaus, mit sehr starken Kopfschmerzen, wieder erwachte.

Harry wird nun von ihrem Boss zu Herrn Stanton (dem Auftraggeber) geschickt, um Informationen über die ehemaligen Bewohner von Haus 110 zu beschaffen.
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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #2 am: 6.10.2017 | 22:49 »
Samstag, 15. Mai 1920 - Tag 3

Harry ist Punkt 0900 im "Büro". Die Anderen lassen auf sich warten, deshalb kocht sie (also ich) erst einmal Kaffee.
Sie hat die Unterlagen mitgebracht (eigene Advokat-Stanton-Handouts) und sortiert diese.
Nolan + Archie haben ihre zwei Kollegen aus dem Krankenhaus geholt und die vier Chars treffen um 1110 im "Büro" ein und machen sich sogleich über die Papiere her.
Leider sind die Akten unvollständig, denn sie gehen nicht so weit zurück wie erhofft - nämlich nur fünf Jahre.
Während dieser kurzen Zeit ereigneten sich dennoch drei tragische, tödliche Unfälle, zwei Selbstmorde und ein vierfach Mord eines Vaters an seiner Familie, mit anschliessendem Selbstmord, im Haus 110.

Danach blättern alle die jüngsten Berichte der Tageszeitungen durch. Im "Chronicle" steht ein knapper, einspaltiger Bericht über die gestrige Aktion des "Büros" am Holland Park (eigenes Handout). Im "Herald", im "Express" und in der "Mail" ist dies betreffend nichts über den gestrigen Tag zu entnehmen. Und die snobistische "Times" lesen sie eh nicht, oder allerhöchstens nur im äussersten Notfall.

Sie besprechen sich und vereinbaren, dass das Haus 110 von ihnen vorerst nicht wieder betreten wird.

Danach verteilen sie die Aufgaben:
Archie nutzt seine Kontakte zum Yard, prüft das Melderegister der Polizei und das Archiv des Kriminalgerichts.
Nolan durchstöbert das Grundbuchamt, das Stadtarchiv und das Archiv des Landgerichts.
Giles befragt die Nachbarn des Hauses und die anderen Anwohner am Holland Park.
Northan klappert die Zeitungsverlage ab und sieht sich dort nach alten Zeitungsartikeln um.
Harry bleibt am Telefon im "Büro" und studiert weiter die Tageszeitungen.
Und Gambit... der pinkelt derweil auf den Fussboden.

Nach und nach stossen die Chars nun auf einzelne Unterlagen (eigene Handouts).
Abends um 2030 treffen sich alle wieder im "Büro" und jeder berichtet über seine Nachforschungen.
Sie stellen rasch fest, dass der von ihnen gesteckte Zeitrahmen für die geplanten Nachforschungen viel zu kurz war und sie noch mindestens zwei bis drei weitere Tage dafür einzuplanen haben.

Giles berichtet, dass er mit der alten, weisshaarigen Dame gesprochen habe, die Northan beschrieben hatte.
Die 83-jährige Geena Greenspan, Frau des verstorbenen Architekten Leonard Greenspan, wohnt seit ihrer Geburt im Haus 108 und entwendet hin und wieder Rosen aus dem Nachbargarten.

Giles versuchte die Frau emotional zu knacken: "Schnittblumen machen mich immer traurig. Sie erinnern mich an unsere Vertreibung aus dem Paradies." Und siehe da, Frau Greenspan stieg darauf ein und sie sprachen über körperlichen Verfall, die Unsterblichkeit der Seele, über selbstgebackene Zimt-Plätzchen und teuren Gin (drei-mal destillierter Beefeater Crown Jewel).

Sie habe ihm so einiges Interessantes berichtet, sagt er. Im Übrigen war sie eh die einzige Person, mit der er, aus zeitlichen Gründen, heute habe sprechen können (den Gin verschweigt er dabei aber tunlichst).
Sie habe oft, wenn sie im Nachbargarten war, Musik aus der Bibliothek von 110 gehört - immer wieder das gleiche Stück - die Sonate Nr.3 f-Moll für Klavier von Johannes Brahms (1854). Auf Nachfragen von Giles spielte sie ihm dieses Stück sogar am eigenen Klavier vor.

Nun gleichen die SCs ihre Nachforschungen ab, wobei Geiles die interessantesten Informationen beisteuern kann:
Das Haus wurde 1866 von dem wohlhabenden Steinmetz Michael Wheeler für seine Frau Isabelle gebaut (Grundbuchamt / Zeitung). Beide hatten im Jahr zuvor geheiratet, doch nach etwa drei Jahren befiel eine unbekannte Krankheit seine Frau (Zeitung). Zuerst bekam sie schreckliche Schmerzen, dann konnte sie nicht mehr laufen und später bekam sie auch noch spastische Anfälle (G.G.).
Dennoch überlebte sie ihren Mann um mehr als zwei Jahrzehnte, denn dieser verunglückte 1870 auf einer Baustelle und kam schon im frühen Alter von etwa Mitte dreissig ums Leben (G.G.). Da er aber ein reicher Mann war, hinterliess er seiner Frau ein stattliches Vermögen (Landgericht / Stadtarchiv).

Ende der 70er nahm Isabelle eine neue Haushälterin in ihre Dienste, eine rüstige, alte Frau - 70 Jahre oder älter - eine Italienerin mit Namen Schachar Singari. Von den anderen Anwohnern wurde diese gemieden wie die Pest und bald nur noch "Die Hexe" genannt. Schachar arbeitete in dem Sanatorium (Metropolitan Imbecile Asylum, Caterham, London), in dem auch Isabelle behandelt wurde. Sie und Isabelle seien schnell unzertrennlich geworden und irgendwann war Isabelle sogar wieder ganz gesund (G.G.).

Anfang der 80er (1884 Zeitung) kam es zu einer folgenschweren Konfrontation mit Silas, einem Mann, den "Die Hexe" als ihren Sohn ausgab. Der Konflikt ereignete sich auf der Holland Park Mews, zw. ihm und Randolph Mortimer III, dem Sohn von Sir Oliver Mortimer, Mitglied des Oberhauses, dessen Familie im Haus 101 wohnte.
Randolph und vier seiner Freunde lauerten Silas auf - und während diese ihn festhielten, schlug Randolph ihn übel zusammen. Zwei Tage später erkrankten alle fünf an einer undefinierbaren Hautkrankheit. Zuerst schien es nur ein einfacher Hautausschlag zu sein, den sie sich von diesem dreckigen Pack geholt hatten. Doch dann bildeten sich überall am Körper schmerzhafte Blut- und Eiterblasen, die aufquollen, zerplatzten und hässliche Narben zurückliessen.
Die ganze Strasse sprach, teils angewidert, teils mitfühlend, über diese Erkrankungen und deren mögliche Ursachen, aber alles natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Einige Anwohner machten fortan das Kreuzzeichen, wenn sie die "Die Hexe" sahen.

Die fünf siechten zwei bis drei qualvolle Wochen dahin, doch nur Randolph verstarb daran (die Familien Mortimer und Greenspan hatten beide Dr. Terrence Blackwood als Hausarzt) (G.G.).

Nach diesem Zwischenfall wurden das Haus und seine Bewohner nicht mehr gemieden... sondern gefürchtet (G.G.).

Northan konnte einige Zeitungsartikel sichten und berichtet, dass Michael Wheeler schon in jungen Jahren, sehr wohlhabend, einflussreich und ein aussichtsreicher Kandidat auf einen Stuhl im Stadtrat gewesen sei, obwohl er sehr bescheidenen Verhältnissen entstammte.
Einige Artikel beschreiben die opulente Hochzeit von Michael und Isabelle (Frühling 1865), deren schlimme Krankheit (Sommer 1868), Michaels tragischen und überaus blutigen Unfalltod (Herbst 1870), als ihn eine herabrutschende Schieferplatte, oberhalb der Hüfte, buchstäblich in zwei Hälften trennte. Ein Bericht schildert den Aufruhr einer grossen Menschenmenge, aus der umliegenden Gegend, vor dem Haus 110 (Herbst 1884).

Giles berichtet, dass mit der Zeit bei Isabelle immer mehr seltsame Männer ein und aus gingen. Männer mit schwarzen, lockigen Haaren und langen Mänteln. Ausländer, vermutlich Italiener oder auch Spanien. "Die Hexe" schien ihre gesamte Sippe dort ansiedeln zu wollen (G.G. / Yard).

Archie legt eine Liste (eigenes Handout), mit den Eigentümern und Bewohnern des Hauses 110, vor. Diese ist seit der Erbauung des Gebäudes, im Jahre 1866, fortlaufend (Grundbuchamt / Melderegister). Die Liste wird von Giles mit seinen Informationen abgeglichen - weder Schachar, noch einer ihrer sog. Verwandten, war jemals im Haus 110 gemeldet.

Nach Angaben von Frau Greenspan war "Die Hexe" dann im Jahre 1895 auf einmal verschwunden. Auch all ihre Verwandten waren fort. Als hätte es sie niemals gegeben.
Isabelle, die, seit ihrer Genesung 1870, nicht gealtert zu sein schien, wurde gebrechlich und grau, als hätte sich das Alter ihrer erinnert. Sie verfiel von Tag zu Tag immer mehr. Anfang des Jahres 1897 war Isabelle dann von einem Tag auf den anderen fort. Niemand wusste wohin oder warum. Und niemand bekam sie je wieder zu Gesicht. Nichts hatte sie aus ihrem Haus mitgenommen, nicht einmal einen Koffer. Sie hatte sich anscheinend einfach in Luft aufgelöst. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens, muss Isabelle so etwa Mitte bis Ende Fünfzig gewesen sein.

Giles berichtet auch, dass er abends, beim Verlassen des Hauses 108, ein kleines Mädchen (ca. 5-6 Jahre alt) hinter einem Fenster im 2. Stock des Hauses 110 gesehen habe, das eine Puppe in den Armen hielt und ihm zuwinkte.
Und seltsamerweise standen im Haus auch viele Fenster offen. Upps!!! Er habe aber kein Verlangen verspührt, allein durch eines der Fenster zu klettern, um nachzusehen. Und ausserdem würde er erst wieder bei Tag in die Nähe dieses verfluchten Hauses zurück gehen.
Northan erinnert ihn derweil daran, dass es sie beide vor zwei Tagen auch bei schönstem Sonnenschein erwischt habe, was den armen Giles nicht gerade zuversichtlicher werden lässt.

Er berichtet weiter, dass er einen dunkelblauen Rolls-Royce beobachtet habe, der auf der anderen Strassenseite vor Haus 107, mit laufendem Motor, wartete und abends immer noch (oder schon wieder) dort stand. In diesem Auto sassen drei Männer in dunklen Anzügen, die sowohl bei seiner Ankunft, als auch beim Verlassen des Hauses, um 1950 im Zwielicht, Zeitung lasen. Das Nummernschild habe er aber leider nicht lesen können.

Jetzt steuert Nolan noch einige Details vom Landgericht Kensington bei.
1877 wurde Frau Wheeler wegen wiederholter nächtlicher Ruhestörung, aufgrund lauter Gesänge zu einer Geldstrafe in Höhe von stg. 4/10 (= Euro 900) verurteilt.
1878 wurde Frau Wheeler von einigen Anwohnern verklagt. Der Antrag lautet, dass ihre Haushaltshilfe, Schachar Singari, der Gegend verwiesen werden solle "...als Konsequenz für ihre krankhaften Angewohnheiten und ihr unheilvolles, verstörendes Verhalten." Sie gewann jedoch anscheinend den Fall, wie weitere Klagen, dieser und ähnlicher Art, aus den Jahren 1879-1882, beweisen.
1880 wurde den Bewohnern des Hauses die Hausschlachtung von Ziegen und Schafen gerichtlich untersagt, sowie die Verbrennung von tierischen Abfällen im Garten. Bei Zuwiderhandlung drohten Frau Wheeler stg. 24 Strafe.
1881/1882 gab es mehrere Anzeigen gegen Unbekannt, da Hunde und Katzen spurlos im Holland Park und der näheren Umgebung verschwanden, von denen einige tot in verschiedenen Mülltonnen wieder auftauchten.

Northan erzählt von einem bemerkenswerten Zeitungsbericht, den er im "Express" vom 18.06.1900 gefunden habe: Als 1898 das Haus an die Stadt fiel, verkaufte diese es an Herrn George Hampton und seine Frau Margaret. Sie bauten einiges im Haus um und modernisierten es (Wassertank unter dem Dach, Boiler für Warmwasser, Toilettenspülung, Strom).
Am Sonntag, den 03.06.1900 kam Margaret bei einem Stromunfall, im Nassbereich des 1. Stocks, ums Leben.
Am Freitag, den 15.06.1900 fand ein Postbote George Hampton im Eingangsbereich. Er hatte sich am Lüster mit seinem Gürtel erhängt.
Der Reporter zitiert in seinem Artikel Dr. Mitchell vom Hammersmith Krankenhaus: "Es handelte sich in diesem Fall um den klassischen, tragischen Unfalltod bei Frau Hampton, welcher den Ehemann traumatisierte. Hieraufhin wählte er den Freitod. Frau Hampton selbst erlag einem langanhaltenden Stromfluss, der, aufgrund krampfartiger Anfälle, bei ihr sogar Knochenbrüche im Oberschenkel herbeiführte. Ein langsamer Tod, voller Agonie, war bei ihr die unausweichliche Folge."
Erstaunlich waren jedoch nicht die Toten, sondern die Tatsache, dass das Haus 110, aufgrund von Problemen im Umspannwerk, erst am Mittwoch, den 06.06., ans städtisch Stromnetz angeschlossen werden konnte. Upps!!!

Nach einer kurzen Besprechung, über verschiedenste Mutmassungen und Erklärungsversuche, schlägt Nolan vor, dass sich jemand in den umliegenden Bestattungsinstituten umhören und Unterlagen einsehen solle. Auch wäre es überaus nützlich, wenn sich noch lebende, ehemalige Bewohner aus 110 finden liessen, um diese zu befragen. Ausserdem solle jemand das Caterham Asylum aufsuchen. Und weiter empfände er es als überaus sinnvoll, wenn am nächsten Tag jemand die Fenster im Haus 110 wieder schliessen würde.
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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #3 am: 6.10.2017 | 23:46 »
Sonntag, 16. Mai 1920 - Tag 4

Sonntag, Ruhetag! Keine Arbeit und endlich mal wieder richtig durchatmen.

Archie lässt sich von Nolan ins "Büro" fahren, damit er seine Cricket-Ausrüstung für das wichtige Spiel, heute Nachmittag gegen Chelsea, holen kann.
Als sie dort eintreffen, wartet bereits ein Bobby vor der Tür und das Telefon läutet Sturm.
Harry hat frei. Also spricht Archie mit dem Polizisten, während Nolan ans Telefon geht.
Aus dem Gebrüll am Apparat kann er aber nur einige Wortfetzen heraus hören: "... Tot... Polizei... Mann... Drei... Presse... Idioten... Ruin... Klage...", dann legt die andere Seite auf. Nolan kann sich keinen Reim darauf machen.

Aus dem Gespräch mit dem Bobby vor dem Haus erfährt Archie, dass in der vergangenen Nacht zwei Männer in das Haus 110 eingestiegen sind und anscheinend dort den Tod gefunden haben.
Die Nachbarin, Frau Greenspan, rief die Polizei, weil sie schreckliche Schreie gehört zu haben glaubte.
Der Konstabler Hammer traf als erster vor Ort ein und seine Kollegen Haggerty und Willburn kamen später mit dem Advokat Stanton zum Haus 110 nach. Diese öffneten die Tür und fanden zwei Unbekannte vor, die sich im 1. Stock anscheinend gegenseitig mit Glasscherben die Kehlen aufschlitzt hatten. Den Konstabler fanden sie, erhängt mit einer Eisenkette, unter dem Dach, im 3. Stock.
Archie wird gebeten, sich gegen Mittag im Institut der Gerichtsmedizin des Charing Cross Krankenhauses einzufinden, um einen Blick auf die unbekannten Toten zu werfen und sie möglicherweise zu identifizieren.

Während des Gespräches sieht Archie einen dunkelblauen Rolls-Royce auf der anderen Strassenseite, mit laufendem Motor, stehen. Als er frontal auf den Wagen zu seiner Linken zu rennt, fährt dieser los und Archie kann einer Kollision nur noch durch einen beherzten Sprung auf die Seite entgehen. Aber er hat zumindest einen Teil des Kennzeichens: UD 3..., der Rest war unleserlich.

Archie weiss aus Erfahrung, dass "UD" für Oxford steht. Er ruft nun beim Yard an. Eine halbe Stunde später dann der Rückruf seines Kontaktes: Der einzige Rolls-Royce, der in Oxford zugelassen ist und mit einer "3" beginnt, ist ein Alpine Eagle mit dem Kennzeichen "UD 303". Dieser gehört einem gewissen Joshua Cohen. Ein hohes Tier... Orthodoxer Jude, Professor für vergleichende Religion, jüdischer Kaplan der Oxbridge Universität und Rabbi der Jericho Synagoge in Oxford (NSC des WD#69 "The Surrey Enigma" - aus der Zeit, als der WD noch ein Fanzine war und kein überteuertes Produkt in Sachen reiner Eigenwerbung).

BINGO! Die erste heisse Spur.

Sie beschliessen, Stanton vorerst einmal möglichst aus dem Weg zu gehen.

Nolan heizt schon mal sein Automobil vor, einen dunkelgrünen 735B Stanley (Stanley Motor Carriage Company - Dampfwagen - Bj. 1918; 7-Sitzer; max. 100 PS; max. 125 km/Std.; VK usd. 2.800 neu = stg. 560 = ca. € 112.000), der etwa 20 Min. braucht, bis man damit losfahren kann, wenn der Kessel vorher kalt war, dafür aber sehr leise läuft und niemals Fehlzündungen hat. Um 1005 sind sie startklar.
Nolan chauffiert Archie nach Oxford... (den polizeilichen Termin haben beide derweil vergessen).
Sie unterhalten sich unterwegs über ihr Vorgehen. Guter Agent - Böser Agent? Konfrontation? Bluffen? Oder doch mit offenen Karten spielen?
Dann sprechen sie über den Alpine Eagle (Rolls-Royce; Bj. 1917; 5-Sitzer; 60 PS; max. 105 km/Std.; VK stg. 1.350 neu = ca. € 270.000).
Nolan: "Diese Untersuchung scheint sich nur in den obersten Kreisen abspielen zu wollen."
Archie: "Mhm."
- - - Der Spieler schaut derweil gebannt auf sein MobPh! - - -
Spieler Nolan: "Das bedeutet, dass wir sehr vorsichtig vorgehen müssen."
Spieler Archie: "Mhm."
Spieler Nolan: "Du solltest mal einen echten Männersport anfangen."
Spieler Archie: "Mhm."
Spieler Nolan: "Gymnastik wäre doch schön."
Spieler Archie: "Mhm."

Sie kommen nach Oxford und fragen sich durch. Dann betreten sie die Jericho Synagoge in der Richmond Road, der Sabbat am Sonntag-Morgen (überaus glücklicher Zufall) ist gerade vorüber. Der Rabbi ist dort und unterhält sich gerade mit Mitgliedern seiner Gemeinde.
Nolan schlägt die Hände vors Gesicht, denn Archie beginnt das Gespräch mit:
"He Sie, Rabbi! Wir wollen ihren Rolls-Royce kaufen."
Aber Nolan überzeugt den Rabbi schliesslich doch, dass sein Kollege nur gescherzt habe und ihre Angelegenheit wirklich wichtig sei und keinen Aufschub dulden könne. Er erzählt kurz von ihrem Auftrag und dann wesentlich länger von den jüngsten Vorkommnissen im Haus 110... und der Rabbi hört aufmerksam zu.
Hiernach erfahren sie vom Rabbi, dass sein ätester Sohn, Jehuda, 1913 unter dem falschen Namen Shimon Slowitz das Haus 110 angemietet hatte, um die beunruhigenden Vorkommnisse der dortigen Vergangenheit näher zu untersuchen, aber dort nur einen viel zu frühen Tod fand.
Er berichtet weiter, dass sein Sohn ein Medium gewesen sei und sich, entgegen seines ausdrücklichen Wunsches, auf die Erforschung des Paranormalen spezialisiert hatte. Durch den Artikel im gestrigen Chronicle sei er (der Rabbi) wieder auf das Haus 110 aufmerksam geworden und habe drei Männer vorbei geschickt, um die dortigen Vorgänge und Geschehnisse zu beobachten.
Dann gewährt der Rabbi den Chars noch einen Blick in die Aufzeichnungen seines Sohnes (Delta Green Agent Donnelleys Handout), verweigert ihnen aber die Herausgabe des Notizbuches. Sie dürfen sich aber eine Teilabschrift davon erstellen.

- - - Als Nolan nachfragt, wie denn der Sohn auf das Haus 110 aufmerksam wurde, ändere ich spontan die geplante Hintergrundgeschichte und lasse den Rabbi von einem Bankier berichten, der das Haus kaufen wollte, an dessen Namen er sich aber nicht mehr erinnern könne, lasse ihn dafür aber eine ziemlich genaue Beschreibung von Advokat Stanton abliefern, was dem Ganzen jetzt noch eine gewisse, zusätzliche Würze verleiht. - - -

Schliesslich kommen Cohens Männer wieder aus London zurück und man stellt sich gegenseitig vor: Aharon Rubin, Chaime Loeb und Moshe Levi (Welch ein Klischee!!!).
Archie ist, aufgrund deren überhasteter Abfahrt vom Morgen, noch sehr sauer und reagiert reserviert.
Cohen meint, dass er den Chars bei der Untersuchung von Haus 110 gerne seine Männer, als Unterstützung, zur Verfügung stellen würde.
Archie + Nolan denken: "? ? ?", lehnen das Angebot aber nicht ab.
Also verabreden sie mit den Dreien ein Treffen beim Haus 110, am kommenden Dienstag, 1200.

Auf der Rückfahrt holen sie Giles ab und fahren zu Northans Wohnung. Dieser berichtet von seinem Besuch im Caterham. Obwohl der Fall Wheeler schon über 40 Jahre zurück liege, sei dieser dort dennoch unvergessen, denn im Sommer 1877 vollzog sich bei Isabelle eine sonderbare Genesung. Nach fast zehn Jahren war sie wieder völlig geheilt und die Ärrzte sprachen von einem unglaublichen Wunder.
Ein halbes Jahr zuvor wurde eine alte Frau (Schachar Singari), die als Pflegerin dort arbeitete, aufgrund von "Unautorisierter Verabreichung unbekannter Arzneien / vermutlich selbst gebrauter Natur", in Caterham fristlos entlassen.

Sie beschliessen, am Montag noch die Akten der Gerichtsmedizin beim Yard einzusehen und sich dann auf den folgenden Tag gründlich vorzubereiten. Immerhin beginnt die Reihe der Sterbefälle 1870 bei Michael Wheeler und ziehe sich, über fünfzig Jahre, bis zu Konstabler Hammer, hin.
Northan: "Es ist Zeit, dass diesem Spuk hier und jetzt ein Ende gesetzt wird."


Montag, 17. Mai 1920 - Tag 5

Giles fährt am Morgen in die Innenstadt, um sich in der St. Paul's Kathedrale vom Bischof Wasser weihen zu lassen, das er in Reagenzgläser umzufüllen beabsichtigt. Der Bischof ist aber nicht zu sprechen. Deshalb schöpft sich Giles das Wasser eigenhändig aus dem Taufbecken (immerhin ist der Mann ja Priester) in eine mitgebrachte, gereinigte Gin-Flasche und segnet es später selbst noch einmal. Sicher ist sicher.

Archie sieht sich im Keller des Charing Cross Krankenhauses, Fulham Place Road, die zwei unbekannten Toten vom Vortag an, erkennt aber keinen der beiden.
Dann nutzt er seinen Kontakt zum Mediziner Dr. Richard Bowen und nimmt Einsicht in die Akten. Sechs Todesfälle aus Haus 110 sind sehr speziell und eigenartig. Die Einsichtnahme dieser offiziellen Unterlagen ist eigentlich für Unbefugte (wie Archie) natürlich strengstens verboten.

- - - Da ich als Laie natürlich keinerlei Ahnung habe, wie so ein Bericht wohl aussieht/aussah und was er beinhaltet, habe ich mir selbst welche erstellt; siehe Bsp. Konstabler Hammer (inkl. Fotos von Opfer und Tatort). - - -

Aktenzeichen # 20-05HW16-M
Untersuchender Mediziner: Dr. R. Bowen
Tote/r: Hammer, William
*18.12.1878 in Pontycymmer
+16.05.1920 in London / Kensington
Alter z.Z.d.T.: 41
Beruf: Polizei-Konstabler / London
Status: verheiratet; drei Kinder
Ehefrau/-gatte: Paula Hammer / geb. Jones
*20.07.1887 in London / Southwark
+03.01.1915 in London / Southwark
Kinder: Jonathan "Johnny" *25.12.1905, Jacob "Jack" *03.01.1907, James "Jim" *17.05.1910
Tatort: dritter Stock des Hauses 110 Holland Park / Dachkammer
Er wurde am 16.05.1920 um 0620 tot, von einem Dachbalken, am Halse hängend, aufgefunden.
Zeugen: Robert Haggerty / Konstabler, Sean Willburn / Konstabler und Louis R. Stanton / Advokat
Todesursache: dreifacher Genickbruch
Tathergang: ---
Besonderheiten:
Eine schwere Eisenkette war zweimal um den Hals des Toten geschlungen.
Der Abstand zwischen Schuhspitzen und Boden betrug 64 cm.
Der Raum war, bis auf einen kupfernen Vogelkäfig, leer.
Es befanden sich keinerlei Hilfsmöglichkeiten in der Nähe.
« Letzte Änderung: 7.10.2017 | 10:41 von Der Läuterer »
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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #4 am: 7.10.2017 | 10:58 »
Dienstag, 18. Mai 1920 - Tag 6

Morgens, um 0940, geht Archie noch kurz in die Abstellkammer des "Büros".
Als er zurück kommt, wirft er dem überraschten Nolan ein Gewehr in die Hand, mit ausreichend Munition, um einen kleinen Privatkrieg führen zu können.
Archie erklärt trocken: "Ich habe nach Ende des Krieges einige Repetiergewehre der Armee (Lee-Enfield Nr.1 Mark III, Kaliber .303, Bj. 1914) verlegt. Für den Fall, dass ich mal jagen gehen will und jetzt will ich jagen gehen."
- - - Der Spieler wünschte sich bei der Erschaffung des Chars auch noch Handgranaten und eine Kiste Dynamit. Es ist bei dem frommen Wunsch geblieben. - - -

Die Chars besprechen sich. Sie gehen davon aus, dass ein Geist im Haus 110 herumspuken würde.
- - - Aber das GANZE HAUS SELBST ist der Geist.
Ein beseeltes, bösartiges und hungriges Wesen. Ein schwarzer Klumpen aus vielen geschundenen Seelen.
Es lebt von negativer Energie und es saugt diese auf, wie ein Blutegel.
Es ernährt sich von der POW all derer, die in ihm Angst, Hass, Schmerz, Verzweiflung und Wahnsinn empfunden haben und es speichert diese Energie wie ein Schwamm. Und je grösser die POW eines Chars ist, desto interessanter wird er als Beute für das Haus.
Und das alte Gemäuer setzt alles daran, sich diese Energie einzuverleiben.
Alles was innerhalb der Mauern geschieht, kann das Haus sehen und alles was gesprochen wird, kann es hören.
Und es agiert sehr heftig, um sein Ziel zu erreichen oder um sich zu verteidigen. - - -

Nolan nimmt, neben seiner Notfallausrüstung und dem Gewehr, noch ein Bergsteigerseil und die Feuerwehraxt des "Büros" mit.

Giles hat letzte Nacht im Suff die Flaschen verwechselt und die Reagenzgläser mit Gin gefüllt.
Jeder der SCs bekommt von ihm drei Reagenzgläser "mit sog. Weihwasser". Die Gin-Flasche mit dem Weihwasser behält er, um seinen Geist zu stärken.
- - - Für mich als SL war es sehr angenehm, dass der Spieler auf diese Idee, ohne Lamentieren eingestiegen ist, nachdem sein INT Wurf missglückt war. Das kenne ich auch GANZ anders. - - -

Die SCs vereinbaren, dass sie sich innerhalb des Hauses nur noch zu zweit oder zu dritt fortbewegen werden, um im Notfall einander helfen zu können. Archie bleibt bei Nolan. Giles und Northan bleiben bei Harry.

Als sie gegen 1200 am Haus 110 eintreffen, ist ihre Verstärkung bereits da und erwartet sie.

Gemeinsam betreten sie das Innere. Viele, recht grosse (ca. 1,5 cm), grün-goldene (Schmeiss-)Fliegen schwirren im Gebäude umher und sind recht lästig. Sie krabbeln auf den unbedeckten Körperstellen herum und sorgen, besonders im Kopfbereich, für Irritationen.

Nach einer kurzen Besprechung beschliesst man, dass die Verstärkung zu dritt den Keller durchsucht, während sich die SCs im 1. Stock umsehen. Danach wollen sie sich nach Oben durcharbeiten.

Giles wird bleich, als er wahrnimmt, dass der Staub des Hauses unberührt zu sein scheint, denn es sind überhaupt keine Schuhabdrücke der letzten Tage zu sehen. Die anderen sind zwar interessiert, bleiben aber ungerührt.

Während ihrer Suchaktion hören sie urplötzlich die Sonate Nr.3 f-Moll für Klavier aus der Bibliothek. Alle Chars rennen in die Bibliothek. ALLE ???

Giles hat die Abdrücke von kleinen Kinderfüssen im Staub entdeckt, welche die breite Treppe hinauf, in den 2. Stock führen. Er erinnert sich an das kleine Mädchen, mit der Puppe in den Armen, vom Samstag, das ihm zuwinkte.
Er folgt den Spuren und als er am oberen Treppenabsatz ankommt, hört er eine Mädchenstimme leise singen:
"Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus, und riss ihnen die Flügel aus."
Dann erfolgt ein Kichern und der Gesang beginnt erneut, bis sich Giles im Salon wiederfindet.

In der Bibliothek untersuchen die Chars derweil den Ursprung der Musik.
So viel ist klar: Hier steht KEIN KLAVIER.
Die Musik kommt scheinbar von unterhalb der Dielen. Aus dem Boden. Aus der Nähe von Isabelles Büste.
Nolan nimmt die Axt und hackt eine Diele heraus. Danach entfernt er mit dem Brecheisen aus der Notfallausrüstung einige andere Dielen, während die Kollegen den Raum argwöhnisch in Augenschein nehmen.
Nolan entdeckt einen Hohlraum und darunter einen Steinboden.
- - - Jetzt fällt mir gerade ein, dass ich das Zusatzgewicht solcher Notfallkoffer zukünftig mal vorab klären sollte. - - -

Der Abstand des Schwimmenden Bodens zum Steinboden beträgt ca. 60 cm.
Nolan bemerkt derweil, dass sein Inventar keine groben Lederhandschuhe beinhaltet und macht sich eine entsprechende Notiz für später.
Ich denke: "Überaus optimistisch."

Dann legt er sich flach auf den Boden, beugt sich hinunter und leuchtet in die Höhlung hinein.
Zwei glühende, gelb-leuchtenden, böse Augen starren ihm entgegen. Er erschrickt und lässt die Taschenlampe fallen. Dann ein schreckliches Kreischen und Fauchen...
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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #5 am: 7.10.2017 | 16:04 »
...doch es ist zum Glück nur die räudige Katze von Donnerstag Vormittag.
Als die Katze flieht, klettert Nolan in den Hohlraum hinein, aber nicht bevor er sich mit seinem Bergsteigerseil abgesichert hat. Das andere Ende schlingt Archie um die beiden Klinken der Flügeltür, damit er im Notfall seine Hände frei hat.

Im Hohlraum befindet sich ein wahrer Tierfriedhof. Alte Katzen- und Hundeskelette, zumeist unvollständig.
Mumifizierte Schädel, getrocknete Fellreste und Knochen über Knochen...
...sowie ein menschlicher Schädel. Nolan wird bleich... und das Licht seiner Taschenlampe flackert.
Es bleibt aber an, als Nolan das Ding einige Male leicht auf den Boden schlägt.

Dann ein Klappern im Knochenhaufen. Einige Knochen und die Schädel bewegen sich... auch der menschliche Schädel. Die Kiefer klappen auf und zu, auf und zu. Immer wieder und wieder.
Nolan zieht ein Reagenzglas und wirft es auf die Knochen.
Das Glas zerspringt und es riecht nach... Pfefferminze?
Nolan: "Giles Gin??? Gottverdammter Säufer!"

Als sich die Knochen auf ihn zu bewegen, beschliesst Nolan, dass Rückzug hier wohl der beste Teil der Tapferkeit sei. Er kriecht zum Loch zurück und findet es... nicht mehr. Das Loch ist NICHT MEHR DA. Alle Dielen sind an ihrem Platz. Unversehrt. Wie kann das nur sein?

Ausserhalb des Loches spüren die anderen einen starken Ruck am Seil, als würde ein grosser Fisch an einer Angelschnur ziehen. Das Seil ist gespannt wie eine Klavierseite und die Flügeltüren beginnen zu ächzen.

Nolan kriecht so schnell er nur kann vor den Knochen weg. Aber wohin? WOHIN??? Er kriecht, kriecht und kriecht...

Dann ist das Seil plötzlich wieder locker und Nolan taucht, im Loch stehend, wieder auf.
Nolan: "Alles in Ordnung, Leute. Hier gibt es kein Monster.", während er sich leger den Staub abklopft und dann sehr überhastet aus dem Loch steigt.

Giles steht derweil im Türrahmen des Salons im 2. Stock. Das elektrische Licht ist dort aus und geht auch nicht an.
Die Fussspuren führen in den Raum hinein. In der Mitte des Raumes, etwa zehn Meter entfernt, ist ein Ring aus brennenden Kerzen. Und in diesem Ring kniet eine nackte, uralte Frau am Boden, die sich wieder und wieder vor einem grossen, gesichtslosen Mann, mit pechschwarzer Haut, verneigt.
Giles flüstert: "Die Hexe!!!"
In diesem Augenblick dreht sich der Kopf der Alten langsam zu ihm und er blickt in ihre leeren, weissen Augen.
Er sinkt auf seine Knie und er ist starr vor Schreck. Aber er kann seinen Blick nicht abwenden.
Von einem Augenblick zum nächsten ist der Spuk vorbei.
Der Raum ist leer und das Licht ist wieder an. Langsam beruhigt sich auch Giles wieder und er atmet erst einmal ganz tief durch.

Er steht auf und will zur Tür hinaus gehen, um den anderen SCs von dieser Erscheinung zu berichten...
...als urplötzlich die Tür vor ihm zuschlägt.
Gleichzeitig fällt ein schwerer (ca. 65 kg), übelriechender und schwammiger Klumpen Fleisch auf ihn herab, so dass er rücklings zu Boden geht. Ein Schwarm Fliegen hüllt ihn ein. Er riecht feucht-heissen, fauligen Atem.
Dann zerreisst der gellende Schrei der alten "Hexe" seinen Verstand in Fetzen.
Er zappelt herum und versucht sich umzudrehen, wie eine, auf dem Rücken liegende, Schildkröte.
Er versucht den greisen Körper von sich zu stossen, aber all das sich Winden und das Wedeln mit den Armen bieten Giles keinerlei Schutz.
Klauen bewehrte Finger greifen nach ihm, zerreissen die Haut in seinem Gesicht und durchwühlen danach seine Eingeweide. Giles schreit, schreit und SCHREIT noch lauter, als er ungläubig auf seine Gedärme blickt, welche "Die Hexe" triumphierend in ihren Händen hält.

Jeder aus der Rest-Gruppe hat Giles Todesschreie gehört, aber niemand verliert die Selbstbeherrschung.
Nolan und Archie rennen los. Kurz darauf stürmen die Orthodoxen mit gezückten Waffen (Smith & Wesson M1911; 7-Schuss Mag.; Halb-Automatik; Kaliber .45; Bj. 1919) aus dem Keller nach oben. Beide Gruppen schauen sich verwirrt an... dann folgen sie den markerschütternden Schreien hinauf in den 2. Stock.

Northan steht derweil allein in der Bibliothek und wartet. Er überlegt und grübelt. Wo ist er hier nur hinein geraten. Wenn er hätte sterben wollen, dann hätte er ja auch gleich in New York bleiben können...

- - - An dieser Stelle nehme ich den Spieler beiseite und erkläre ihm, dass sein Char einen Rückfall erlitten hat (entsprechend seiner Hintergrundgeschichte). Und zwar zurück in jene Zeit, als er kurz davor stand, 1912 wegen Mordes, auf dem Stuhl zu enden. Denn Gouverneur John Alden Dix liebte das Rösten. - - -

Dann sieht er verwundert, wie sich die Wände verzerren und sich langsam deren Winkel verändern. Die Wände werden weich und verformen sich. Er reibt sich die Augen und starrt nur noch.

- - - Zu Beginn der nun folgenden Szene ist mir etwas Seltsames und gleichzeitig Geniales passiert.
Ich trank nämlich aus einer Plastikflasche (Vitafit mit breiter Öfffnung, fast leer) und setzte zum Sprechen an, als ich merke, das dadurch meiner Stimme ein gespenstischer Hall verliehen wird.
Also habe ich die Beschreibung von Northans folgender Halluzination mit der Flasche am Mund gesprochen. - - -

Die Wände schlagen Blasen und diese blähen sich zu üppigen Ballons auf. Dann neigen sie sich nach innen und fliessen langsam auf ihn zu.
Northan bekommt es mit der Angst zu tun. Er will weg, nur weg, doch seine Füsse kleben am Boden fest.
Dann beginnt die Marmorsäule unter der Büste zu schmelzen und sie nimmt langsam weibliche Formen an.

Northan verspürt einen widernatürlichen Drang... So wie damals in New York...

Oh ja. Sie ist schön - sooo schön.
Schlank; schmale Taille, schmale Hände und so zierliche Füsse; die roten Haare mit der kurzen Wasserwellen-Frisur; ihre milchige Haut mit den vielen, kleinen Sommersprossen; und dieses prachtvolle, birnenförmige Gesäss, das ihn hämisch auszulachen scheint. Er hört den Spott laut in seinem Kopf schreien: "Ne, ne, Du kriegst mich nicht. DU NICHT!"
Aber er will sie haben. Er muss sie besitzen. Und er wird sie jetzt... BESTRAFEN.

Sie haben ihn damals nicht halten können und diesmal werden sie ihn erst gar nicht bekommen...

Er knöpft sich die oberen Knöpfe seiner Hemdleiste auf, dann zieht er langsam seinen Gürtel ab, geht von hinten auf die Gestalt zu und schlingt den Gürtel um deren Hals...
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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #6 am: 7.10.2017 | 16:28 »
Harriette versucht zu schreien... aber der Gürtel liegt wie ein stählerner Ring auf ihrer Haut. Sie versucht sich zu befreien... aber sie kann Northans Griff nicht lockern. Sie versucht zu atmen... aber sie bekommt keine Luft. Irgendwie schafft sie es, ihren Bleistift zu finden und diesen hart nach hinten zu stossen...
Sie trifft Northan im Gesicht und durchbohrt seine rechte Wange, während das elektrische Licht zu flackern beginnt.

Northans Schmerzensschreie hallen durch das gesamte Haus und Harriette sinkt auf die Knie. Sie röchelt, würgt, hustet und würgt erneut...
Sie rappelt sich auf und rennt auf die Tür zu, als das Licht in der Bibliothek nun völlig erlischt. Die Tür steht offen und sie rennt weiter, denn die erleuchtete Halle dahinter verspricht Sicherheit.
Sie spüht einen starken Luftzug von hinten und sieht, wie die beiden Flügel der Tür vor ihr zuschlagen.
NEIN, das kann nicht sein. Das ist ein Alptraum...
Sie rüttelt und zieht an der Tür, aber diese will und will sich nicht öffnen lassen.
Nun hämmert sie in Todesangst dagegen, während sich von hinten langsam Schritte nähern...
Northan schreit: "Hure, HURE, HUU-REEE! Mit Dir mache ich jetzt endlich mein Dutzend voll."

Die anderen stehen im Flur des 2. Stocks und blicken fassungslos auf die jämmerlichen Überreste von Giles, die in einer grossen, sich immer weiter ausbreitenden, Blutlache liegen. Der Körper sieht aus, als sei er, oberhalb der Hüfte, in einen Fleischwolf geraten.
Ein Auge fehlt, seine Gesichtshaut hängt in Streifen herab und ein Grossteil seiner dampfenden Innereien liegt, zerpflückt und leise vor sich hin gluckernd, auf dem Boden verteilt.
Der durchdringende Gestank von Exkrementen liegt in der Luft.
Archie beugt sich über seinen Kollegen. Jedwede Hilfe kommt hier viel zu spät.
Nolan: "Er ist tot."
Er sinkt auf die Knie und Archie legt seinen Mantel über Giles Leiche.
Schweigen. Eine schmerzvolle Stille breitet sich über die Szenerie.

- - - Ich bekomme einen Wink. Giles Spieler grinst. Unter dem Vorwand einen Ersatz für den Char herbeischaffen zu wollen, besprechen wir uns kurz. Seine, nun folgende, Idee hat wirklich Klasse. - - -

Plötzlich bewegt sich etwas unter dem Mantel, gefolgt von einen Stöhnen und Keuchen. Dann ein schweres Atmen.
Nolan: "Er lebt???"
Nolan zieht, immer noch kniend, den Mantel beiseite, als eine Hand ihn blitzartig am Hals packt.
Nolan keucht, als Giles untote Hand ihn würgt. Er bekommt keine Luft mehr.
Dann spricht die Leiche von Giles mit einer alten, rauen Grabesstimme, während ihm gurgelnd das Blut aus dem Mund läuft:
"Ihr Kadaver... Ihr seid ALLE tot... SCHON TOT... Nur noch totes Fleisch... FLEISCH!"
Dann fällt plötzlich ein Schuss aus der Webley und Giles Kopf zerplatzt wie eine überreife Melone.
Archie: "Noch nicht, Du Hexe."
Nolan würgt und hustet: "Das war echt knapp."
Dann versucht er vergeblich, sich Blut, Knochensplitter und Gehirnmasse von der Kleidung zu wischen. Und je intensiver er reibt und rubbelt, desto mehr verteilt er dabei das Gemenge.
Einer der Orthodoxen muss sich übergeben. Die anderen zwei wenden sich schaudernd ab.

Dann hören sie die Schreie aus der Bibliothek und das wilde Trommeln gegen die Türen...
...und alle stürmen zurück.

Archie tritt so heftig gegen die Tür, dass diese aufspringt und Harriette hart am Kopf trifft.

Dann leert Archie die Trommel seines Webley mit fünf Schüssen, als er blind in die Dunkelheit hinein feuert und die drei orthodoxen Juden tun es ihm gleich, als sie in seinem Mündungsfeuer eine zombiehafte Kreatur sehen, die bedrohlich auf sie zu kommt.

Bei dem nun folgenden, kurzen Konzert in Blei-Moll, fff, für eine Webley und drei Smith & Wesson, ergiesst sich ein wahrer Kugelhagel von exakt 26 Kugeln, in die stockdunkle Bibliothek.
Und als das Licht dann endlich langsam wieder angeht, schwimmt Northan in seinem eigenen Blut. Er wurde mehrfach getroffen, lebt aber noch. Ob das jedoch noch länger der Fall sein wird, ist überaus fraglich.

Harry hält sich stöhnend ihren Kopf, bekommt einen Nervenzusammenbruch und bricht schluchzend zusammen.

Schnell suchen jetzt alle Chars und NSCs das Weite.
Nolan stützt Harry, die sich kaum noch auf ihren Beinen halten kann.
Archie, Chaime und Moshe tragen Northan zum Rolls-Royce.
Und Aharon startet den überfüllten Wagen.
Alle wollen nur noch schnell weg aus diesem verfluchten Haus.
Den Stanley lassen sie dort stehen...
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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #7 am: 7.10.2017 | 16:54 »
Die Chars beschliessen, dass dieses Haus von ihnen NIE wieder betreten werden wird.

Nachdem Northan, aufgrund des "friendly fires", von ihnen in die Klinik eingeliefert wurde und er nun bei den Ärzten in den bestmöglichen Händen ist und gut versorgt wird, können die Chars nichts weiter für ihn tun. Sie fahren deshalb alle zusammen zur Kensington Polizeistation (Earls Court Road), um ihre Aussagen dort zu Protokoll zu geben.

Nachdem einige Tage (in game) verstrichen sind, zieht die Gruppe Bilanz. Das Ergebnis der Untersuchung im Haus 110 ist niederschmetternd:
- Giles ist tot.
- Northans Leben hängt noch immer an einem seidenen Faden.
Die Ärrzte sagen zwar: "Sie dürfen die Hoffnung nie aufgeben", aber während sie ihren Spruch aufsagen, liegt wenig Hoffnung in ihren Augen.
- Archibald und die drei orthodoxen Juden sind seit Dienstag in Haft.
Und wenn Northan nicht wieder aufwacht und zu ihren Gunsten aussagt, wird es sicher düster für sie aussehen. Das bedeutet dann Knast. Und zwar nicht zu knapp.
- Alle Handfeuerwaffen wurden sichergestellt (die Enfield-Karabiner hatte Nolan vorsorglich vergraben).
- Die Polizei ging von Mittwoch bis Freitag im "Büro" ein und aus. Alle Unterlagen wurden durchwühlt und wieder und wieder wurden immer die selben Fragen gestellt.
- Ihr Auftraggeber, Advokat L.R. Stanton, hat möglicherweise falsches Spiel mit ihnen getrieben und sie vielleicht sogar absichtlich in eine tödliche Falle gelockt. Bezahlt wurden sie auch nicht - keinen Penny haben sie gesehen.
- Seit Freitag liegen vom o.g. Advokaten auch noch mehrere Klagen gegen sie vor:
Diese lauten auf:  Rufschädigung  /  Betrug  /  Vandalismus  UND  Brandstiftung!
Irgendwer hatte in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Feuer am Haus 110 gelegt.
Es entstand erheblicher Sachschaden. Vor Ort lagen angeblich noch einige Metallkanister herum.
- Bei besagtem Brand wurde auch noch Nolans Automobil beschädigt.
- Harry hat gekündigt, nachdem sie ihren Nervenzusammenbruch überwunden hatte.
-  Und das "Büro" hat noch eine weitere Anzeige am Hals, weil Gambit einem Konstabler ins Bein gebissen hat.

          E  N  D  E

Unser Gruppen-Eindruck: Lesen und dann SPIELEN ! ! !

Es ist ein MITREISSENDES ABENTEUER, mit sehr vielen, schönen Spuk-Ideen.
Ich kann dieses Abenteuer jedem Spielleiter nur wärmstens ans Herz legen, besonders dann, wenn er GEISTERGESCHICHTEN mag.
Das Abenteuer kann, ohne viel Mühe, AN EINEM ABEND GESPIELT werden (in 6 Std.+), wenn man als SL die Geschichte nur etwas voran treibt. Ein Umstand, den ich als Spielleiter immer sehr begrüsst habe.

In unserer Gruppe hat das Abenteuer für viel NERVENKITZEL gesorgt und alle Teilnehmer hatten grossen SPASS daran. Die Verluste der Charaktere wurden mir gnädigerweise verziehen.

Abschliessend noch etwas Wichtiges: Wenn man all die schönen Spuk-Ideen umsetzt, würde m.M.n. das Abenteuer viel zu überladen werden und die Schockmomente würden an Wirkung einbüssen. Darum einige Erscheinungen einfach weglassen und die Ideen dann in anderen Gruselabenteuer einsetzen. Sie haben es verdient, ihren Auftritt irgendwo anders zu erhalten.

Das Abenteuer bietet KAUM MYTHOS-Hintergrund. Dieser wird nur ganz am Rande angeschnitten, denn der Schwarze Mann, dem die Hexe huldigt, ist ein Avatar von Nyarlathotep.

Das Abenteuer zeigt den Spielern auch zu viele Spuren auf, die von ihnen verfolgt werden können.
Viele Verstorbene, ehemalige Bewohner, Nachbarn und die dazugehörige Dokumente aus den verschiedensten Archiven, nebst Befragungen an offizieller Stelle.
Wer als Spielleiter hier nicht aufpasst und zu viele Fährten auslegt, riskiert, dass sich die Spieler in ihren Recherchen verzetteln könnten.
Dann dauert das Abenteuer bestimmt zwei Spieleinheiten oder mehr (was aber auch nicht schlecht sein muss).

Das Abenteuer ist als ÜBERAUS TÖDLICH einzustufen, wenn man es als SL entsprechend hart durchzieht. Dies könnte einige Spieler durchaus verärgern, wenn sie dabei ihren Lieblingscharakter einbüssen. Darum sollte man es nur mit Leuten spielen, die schon alt genug sind, um auch Spiele zu spielen, bei denen die Chancen schon im Vorhinein ungerecht verteilt sind.
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Offline Grummelstein

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Re: [Delta Green] Music From A Darkened Room
« Antwort #8 am: 7.10.2017 | 19:40 »
Danke für den Bericht.
"...
Aber ein Mensch kann niemals ein Tier werden.
Er stürzt am Tier vorüber in einen Abgrund."