Autor Thema: [Koala] Spielbericht bzw. Rezension  (Gelesen 934 mal)

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Offline asri

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[Koala] Spielbericht bzw. Rezension
« am: 2.11.2011 | 20:55 »
Der folgende Text beruht auf der geringen Spielerfahrung von nur einer Runde zu siebt (Durchschnittsalter Ende 20). Zunächst aber handfeste Angaben:

Kartenspiel für 3-10 Personen von 10 bis 99 Jahren, Spieldauer etwa 30 Minuten
Spielidee von Serpentarium Games (Matteo Cortini und Leonardo Moretti)
Illustrationen vom Studio Mattigatti
2006 bei Red Glove erschienen
110 Spielkarten und eine viersprachige Spielanleitung: http://redglove.it/images/resources/koala_rules.pdf
Preis: letztes Jahr auf der SPIEL habe ich (glaube ich) 6 Euro bezahlt, laut http://redglove.it/koala.html sind es 10 Euro, bei verschiedenen Online-Anbietern liegen die Preise im ähnlichen Bereich.

Meine Meinung in Kürze:
Schlechte Spielanleitung, unausgegorene Regeln, holpriges Spiel.

Dafür, dass die Regeln für ein einfaches Party-Kartenspiel relativ komplex sind, kommt meiner Meinung nach zu wenig dabei rum. Es entsteht meiner Meinung nach weder flüssiges Tempo noch Spannung. Kann sein, dass man strategisch spielen kann, wenn man unter anderem die Details der Siegbedingungen im Kopf hat.

In unserer Runde hatte niemand Lust auf eine Wiederholung.

Andere Meinungen:
In einigen Rezensionen im WWW wird das Spiel recht positiv bewertet:
"Witzig und ungewöhnlich, ausprobieren!" (ludorium.at)
"Das putzige Kartenspiel verfügt über einen beträchtlichen Unterhaltungswert und durchaus auch spielerischen Tiefgang." (reich-der-spiele.de)
"ein echtes Fun-Spiel" (H@ll9000)
Laut der Homepage http://www.serpentariumgames.com/koala.htm wurde das Spiel nominiert für den Preis Lucca Comics & Games 06, Best of the Best.

Wie läuft das Spiel ab:
Es gibt vier Kartentypen: Nahrung (Pizza, Spaghetti oder Hamburger), Aktion (vier Varianten), Fresserei (Siegpunkte), und (optional) Mannschaftskarten, um die Mitspieler verdeckt in Zweierteams aufzuteilen.

Alle Mitspieler sind hungrige Koalas, die versuchen, in ihrer „Höhle“ (ihrem Platz am Tisch) Nahrung zu sammeln. Durch Aktionskarten kann man die Positionen der Koalas am Tisch verändern. Dadurch kann man auch in eine gut gefüllte Höhle kommen und die Nahrung, die ein Mitspieler gesammelt hat, für sich selbst nutzen. Mit sechs oder mehr Karten eines Nahrungstyps kann man eine „Fresserei“ veranstalten und erhält dafür einen Siegpunkt (eine Fresserei-Karte). Bei Spielende, also wenn der Nachziehstapel alle ist, kann man außerdem Siegpunkte für restliche Nahrungskarten in der Höhle bekommen, vor dem man aktuell sitzt.
Wichtig zu wissen ist noch, dass man nicht immer einen Platz am Tisch (eine Höhle) besetzt, sondern gegebenenfalls auch hinter einem sitzenden Mitspieler stehen darf/ muss. Spieler, die am Tisch sitzen, heißen im Spiel „weiße Koalas“, und diejenigen, die hinter einem weißen Koala stehen, werden „schwarze Koalas“ genannt. Ein Paar aus weißem und schwarzem Koala bildet eine Koalation; der Hintermann darf die Karten der Vorderfrau einsehen. Bei Spielende werden die Siegpunkte einer Koalation zusammengezählt (wenn man die optionalen Mannschaftskarten einbezieht, ist es allerdings komplizierter).

Ich überspringe die Regeln zum Umsetzen der Koalas (man kann sie in der verlinkten Spielanleitung nachlesen) und komme gleich zu den vier Spielphasen einer Runde.
Phase 1: Eine Karte wird aufgedeckt. Ist es eine Aktionskarte, wird sie gleich ausgeführt und anschließend die nächste Karte aufgedeckt. Wenn eine Nahrungskarte aufgedeckt wird, kommt es zur Versteigerung: Alle dürfen mit den Nahrungskarten von ihrer Hand (jede/r hat drei Karten) mitbieten, aber nur mit den Karten des gleichen Nahrungstyps wie die aufgedeckte Karte. Der Vorgang ist formalisiert: Das erste Gebot darf nur eine Karte betragen, das nächste zwei usw. - kein Schritt darf übersprungen werden. Das letzte Gebot gewinnt die aufgedeckte sowie sämtliche (von allen Mitspielern) gebotenen Karten, der Koala darf sie in die „Höhle“ vor sich (auf seinen Platz am Tisch) legen. Falls niemand bietet, bleibt die Karte als Beute liegen und kann in der nächsten Runde bei der Versteigerung mitgewonnen werden.
Phase 2: Weiße Koalas, die mindestens sechs Karten eines Nahrungstyps beisammen haben, können diese ablegen und dafür eine Fresserei-Karte bekommen.
Phase 3: Beliebig viele Aktionskarten können ausgespielt werden.
Phase 4: Handkarten auf drei auffüllen (Fresserei-Karten und Mannschaftskarten werden nicht mitgezählt, obwohl sie auf der Hand gehalten werden). Dann geht es wieder mit Phase 1 los.
Wenn der Nachziehstapel alle ist, ist das Spiel zu Ende und die Sieger werden bestimmt.

Was habe ich an dem Spiel auszusetzen?

Ich finde beispielsweise die Reihenfolge beim Aufdecken der Karten unbefriedigend (sie ist durchaus relevant, wenn eine Aktionskarte aufgedeckt wird: wer aufdeckt, entscheidet, für wen die Aktion gilt und z.B. in welche Richtung gewechselt wird). Die Spielregeln schlagen vor, dass derjenige, der zuletzt eine Fresserei veranstaltet hat, die neue Karte aufdeckt. Da durchaus auch mehrere Runden ohne Fresserei vergehen können, bedeutet das wenig Abwechslung. Wir haben bei unserem Testspiel versucht, reihum aufzudecken. Durch die Positionswechsel der Spieler kann man eine feste Reihenfolge am ehesten über die Höhlen, also Sitzplätze am Tisch, vorgeben, also: Sitzplatz/ Höhle A, dann B usw. Durch Platzwechsel der Koalas kann es auch bei dieser Regelung vorkommen, dass ein Koala mehrmals oder auch gar nicht an die Reihe kommt.

Einige Aspekte des Spiels funktionieren nicht wirklich flüssig. Nehmen wir z.B. die Versteigerung. Eine Koalation (ein weißer und schwarzer Koala) soll hier „wie ein Einzelspieler“ agieren, „sie können sich also über ihre Gebote einigen“. Absprachen in Koalationen gab es in unserer Runde eigentlich gar nicht. Erstens muss es im Zweifelsfall rasch gehen. Zweitens will man sich nicht laut absprechen – die anderen hören schließlich mit. Drittens darf nur der schwarze Koala die Karten des weißen einsehen, nicht umgekehrt. Viertens: Ohne Teamspiel (die optionalen Mannschaftskarten) macht es keinen Sinn, einem anderen Koala zu einer Fresserei zu verhelfen, und nur wenig Sinn, seine Höhle mit Nahrungsmitteln zu befüllen. Lediglich, wenn man davon ausgeht, sich anschließend mit einer Aktionskarte selbst in diese Höhle bringen zu können... Die Chance auf eine passende Aktionskarte ist bei nur drei Handkarten gering. Wenn man die Mannschaftskarten nutzt, hilft man nur dem Spieler, mit dem man ein Zweierteam bildet. (Es sei denn, das Spiel ist bald zuende und man geht davon aus, die Punkte, die die gefüllte Höhle bei der Endwertung bringt, auch als schwarzer Koala mit abzugreifen.)

Auch die Reihenfolge beim Ausspielen der Aktionskarten ist ebenso relevant wie ungeklärt. Kann man gleichzeitig einen Koala von seinem Platz entfernen (Boom!) und seine Höhle plündern (Langfinger), also gleichzeitig zwei Karten ausspielen? Oder bekommen andere Spieler die Chance, eine Aktionskarte dazwischenzuwerfen?

Der (deutsche) Text der Spielanleitung ist schlecht, teilweise sogar falsch. Beispiel? „Die gewonnenen Karten dürfen nicht abgeworfen werden, sondern werden über der gewonnenen Karte in der Hand gehalten. Falls zwei Spieler gleichzeitig abwerfen, gewinnt derjenige, der die umgedrehte Karte zuerst mit seiner Karte berührt hat.“ Nach bestem Gewissen verstehe ich das so: „Die gebotenen Karten dürfen nicht abgeworfen werden, sondern werden über der aufgedeckten/ zu versteigernden Karte in der Hand gehalten. Falls zwei Spieler gleichzeitig bieten, gewinnt derjenige, der die aufgedeckte Karte zuerst mit seiner Karte (seinem Gebot) berührt hat.“
Nimmt man hinzu, dass das bei einem Tisch mit sechs Plätzen und potentiell einigen Spielern in zweiter Reihe (schwarze Koalas) ziemlich lange Arme erfordert, ist die Regel nicht nur schlecht formuliert/ übersetzt, sondern auch unpraktisch.

Die Punktvergabe ist nach meinem Dafürhalten unübersichtlich. Die Regeln könnt Ihr selbst nachlesen: Für ein Partyspiel ist es nicht besonders leicht zugänglich; die Siegbedingungen zu kennen wäre natürlich für strategisches Spiel (Punkte der Mitspieler am Ende auch für sich abgreifen) wichtig. Aber so einen Elefantenkopf hab ich nicht, erst recht nicht für ein Partyspiel.

Trivia:
Laut http://www.spielepizza.de/v-redglove.htm wurde der Verlag Redglove Anfang 2006 von einigen Rolemaster-Fans gegründet. Aha. ;-)

Offline asri

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Re: [Koala] Spielbericht bzw. Rezension
« Antwort #1 am: 4.11.2011 | 08:05 »
Beim nochmaligen Draufschauen fällt mir auf, dass ich Depp das Wichtigste vergessen habe. ~;P
Ich wollte fragen, ob noch jemand Erfahrungen mit dem Spiel hat - und ob ich vielleicht irgendwas fundamental falsch verstanden habe... :)