Autor Thema: Die Formen der Freiheit  (Gelesen 5674 mal)

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ErikErikson

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Die Formen der Freiheit
« am: 3.01.2012 | 12:27 »
Welche Formen der Freiheit gibt es beim Rollenspielen?

Was meine ich mit Freiheit?

Für die eiligen: Sowas wie hier: http://tanelorn.net/index.php/topic,72221.msg1459016.html#msg1459016 Danke für den beitrag übrigens.

und für die, welche sich gern Theorien anhören, hier, was die SCS Theorie zu Freiheit sagt. Freiheit nenne ich Beeinflussbarkeit, wobeil ich hier nur etwas zu beeinflussbarkeit (Story) sage. http://tanelorn.net/index.php/topic,71712.msg1459071.html#msg1459071 

Ich will hören, was ihr unter Freiheit im Rollenspiel versteht. Jeder Spielstil hat eine andere Definition von Freiheit. Die ARSler, die Sandboxler, die Erzählspieler.
Viele haben eine Definition. manchen ist es auch egal, die verbinden mit diesem Begriff gar nix. ich will also von denen hören, die sich schonmal um den Begriff Freiheit im Rollenspiel gedanken gemacht haben, was sie darunter verstehen.  

Es gibt so viele Begriffe. Plotfreiheit, Sandbox, Handlungsfreiheit. Die will ich einfach mal sammeln. Es geht also darum, was ihr selbst euch für konzepte zu Spielfreiheit ausgedacht habt, oder welche Konzepte von anderen ihr kennt.

Nur ein paar Einschränkungen. Es geht um die Freiheit von Spielern in einem Rollenspiel, die Handlung dieses Spiels zu beeinflussen.


  


 
« Letzte Änderung: 3.01.2012 | 22:51 von Sauron »

Offline גליטצער

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #1 am: 3.01.2012 | 12:56 »
Ich erinnere an dieser Stelle die Freiheit, nicht zum Spiel zu erscheinen. Oft unterschätz und dennoch sehr oft angewandt.
-X-"Der Kluegere gibt nach" fuehrt nur zur Herrschaft der Dummen -X-

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Ein

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #2 am: 3.01.2012 | 13:01 »
Eroberungskampagnen

Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Feldheeren, die eine militärische Kampagne leiten. Es gilt Ressourcen zu akquirieren, weitere Truppen auszuheben, Verbündete zu finden. Wie sie das anstellen, obliegt den Spielern.

Erkundungskampagnen (Hexploration)

Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Entdeckern, die eine unbekannte Region erforschen. Wie sie dabei vorgehen und in welche Richtung es sie verschlägt liegt häufig nur an ihnen.

Ein

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #3 am: 3.01.2012 | 13:03 »
Intrigenspiel

Die Spieler schlüpfen in die Rolle von "Politiker" (Adlige, Vampire etc.), die an einem "Hof" um politische und persönliche Macht ringen. Es gibt ein Netzwerk von NSCs, die miteinander ebenfalls Bündnisse und Feindschaften formen. Die Spieler arbeiten mitunter gegeneinander.

Just_Flo

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #4 am: 3.01.2012 | 13:03 »
Hm, ich fürchte jeder Versuch positive und produktive Threads zu beginnen wird momentan einfach mit Lächerlichkeiten und Posts, die nichts mit dem Thread zu tun haben zugemüllt.

Offline Teylen

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #5 am: 3.01.2012 | 13:12 »
Ich persoenlich halte die Fragestellung fuer unscharf, und meiner Einschaetzung nach laeuft sie auf eine Eskalation des Threads heraus.
Die m.E. unter Beruecksichtigung der Diskussion im Thread zum Kaufverhalten durchaus bekannt sein duerfte.

Just als solches in Bezug auf das Thema stellt sich doch die Gegenfrage das jene Spielformen sowie Stile die nicht erwaehnt werden nicht frei sind beziehungsweise in der drastischeren Wortwahl unfrei.
Nun wage ich zu behaupten das niemand das eigene Spiel, wenn es den Spass macht, als bar der Freiheit betrachtet.

Ein weiterer Punkt ist m.E. das Freiheit als solches nicht weiter definiert ist und es daher weitere potentielle Reibungspunkte gibt.
Wenn man Beispielsweise argumentiert das die Freiheit darin liegt das die Charaktere gegeneinander agieren, mag ein anderer durchaus, aus seiner Position zurecht, anmerken das es seine Freiheit innerhalb einer harmonischen Gruppierung spielen zu wollen einschraenkt.
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Ein

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #6 am: 3.01.2012 | 13:14 »
Dungeon Run

Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Abenteurern/Söldner und müssen sich durch einen Dungeon (Konzerngebäude) schlagen. Welchen Weg und welche Mittel sie wählen steht ihnen frei. Klar, ist nur das Missionsziel.

ErikErikson

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #7 am: 3.01.2012 | 13:16 »
@Teylen und alle anderen: Es ist ganz einfach. Wenn ihr einen Stil kennt, den ihr als frei empfindet, dann schreibt etwas darüber. Diskutiert nicht. Diskutiert bitte auch nicht über denn Sinn des Threads.

Schreibt überhaupt nichts, ausser einer beschreibung eines freien Spielstils.

Ich werde die Beschreibungen sammeln und nochmal geordnet aufführen.
« Letzte Änderung: 3.01.2012 | 13:18 von Sauron »

Online 1of3

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #8 am: 3.01.2012 | 13:16 »
Spieler dürfen entscheiden, was Charaktere unter ihrer Kontrolle von den Ereignissen halten.

Nicht zwangsläufig gegeben beispielweise bei Polaris.

Ein

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #9 am: 3.01.2012 | 13:18 »
Tavernenspiel

Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Abenteurer, aber es geht weniger um die Abenteuer, die sie erleben, sondern eher um ihr Alltagsleben. Slices of Life sozusagen. Es geht um Reisepläne, Missgeschicke, Romanzen, Streitigkeit, Drama.

Offline Tim Finnegan

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #10 am: 3.01.2012 | 13:24 »
Imho:
Handlungsfreiheit: Ich kann in einer vordefinierten Szene handeln wie ich will.
Plotfreiheit: Ich kann tun und lassen was mir gefällt.
Gestalltungsfreiheit: Ich kann aktiv mitgestallten.
« Letzte Änderung: 3.01.2012 | 13:29 von Coldwyn »
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.
Kind Dublins.

Offline Jiba

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #11 am: 3.01.2012 | 13:26 »
Spielleiterloses Spiel (wie etwa bei Western City)
Alle Mitspieler am Tisch haben grundsätzlich dieselben Rechte zur Gestaltung von Spielwelt, NSCs, Konflikten etc. Es gibt keinen SL, sondern der Plot wird von allen gleichermaßen gestaltet. Mitunter wird dabei die Gestaltungsfreiheit der Spieler aber durch ein Regelsystem geteilt oder beschränkt.

Regelloses Spiel
Rollenspiel, das keinerlei Regelsystem besitzt, sondern in dem im Gruppenvertrag festgelegte Reglementierungen zum Spielverhalten als einzige Richtlinien gelten. Meist gibt es hier entweder einen sehr starken SL oder aber im Sinne spielleiterlosen Spiels eine grundsätzliche Gleichheit aller bei der Gestaltung der Spielwelt.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Teylen

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #12 am: 3.01.2012 | 13:27 »
Rollenspiel

Jeder Form des Rollenspiel sind unabhaengig vom Stil sowie der Form Freiheiten inherent, die letztlich dazu fuehren das die Spieler Spass haben. Den Versuch einer Gliederung unterlasse ich, da ich mir sicher bin Stile wie Formen aussen vor zu lassen und damit implizit (faelschlich) als "nicht frei" zu bezeichnen.
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Offline גליטצער

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #13 am: 3.01.2012 | 13:29 »
Freie Spielleiterwahl: Man kann denselben Char zu einem neuen SL in eine andere Kampagne tragen.
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Offline Grimnir

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #14 am: 3.01.2012 | 13:30 »
Ich hätte zwar auch ein Haufen gute Bemerkungen über Swinger-Larp und DSA-Stil zu machen, aber die verkneife ich mir. Starten wir einen ernstzunehmenden Versuch!

Hexfeldexploration mit Zufallstabellen

Der Spielleiter bereitet eine Welt vor, die die Charaktere frei auf einer Hexkarte erkunden können. Auf jedem Hexfeld wird auf einer Zufallstabelle gewürfelt, was für Begegnungen die Charaktere erwarten.

Im Regelfall wird dieses Konzept kombiniert mit vom Spielleiter vorbereiteten Dörfern, Städten, Dungeons, welche selbst auch mehr oder weniger zufallsbasiert sind.

R-Maps und Conflict-Webs

Es werden vom Spielleiter NSC ausgearbeitet, die in irgendwelchen spannenden Beziehungen zueinander stehen. Es existiert ein Konflikt, so dass die derartig ausgearbeitete Situation nicht stabil bleiben kann. Die NSC haben Motive und Ziele, anhand derer sie plausibel handeln. Dieses Beziehungsgefüge kann grafisch in R-Map und/oder C-Web dargestellt werden. Die SC können innerhalb des Beziehungsgefüges stehen oder von außen eindringen.

Dazu gibt es ein Eskalationsmodell, in dem auf der Basis der Voraussetzungen (Motive der NSC etc., an bestimmten Tagen stattfindende Ereignisse etc.) die Entwicklung beschreibt, die Eintritt, wenn die SC nicht eingreifen.

C-Webs von Bankuei in Deutsch

Handlungsmaschine

Entspricht eigentlich vorigem Modell, aber auf auf der höheren Ebene ganzer Parteien. Zu den einfachen Beziehungen bestimmter NSC kommen Ressourcen und womöglich auch geographische Einflusssphären der Parteien hinzu.

Settembrinis "Sound Advice" in der von Oliof bereinigten Fassung

Selber Regelwerke schreiben zeugt IMHO von einer reaktionär-defaitistischen Haltung [...]

Vergibt Mitleidspunkte...
... und hetzt seine Mutter auf unschuldige Tanelornis (hier der Beweis)

Offline korknadel

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #15 am: 3.01.2012 | 13:34 »
Imho:
Handlungsfreiheit: Ich kann in einer vordefinierten Szene handeln wie ich will.
Plotfreiheit: Ich kann tun und lassen was mir gefällt.
Gestalltungsfreiheit: Ich kann aktiv mitgestallten.

Dazu ergänzend würde ich noch den Aspekt der "Charakterfreiheit" nennen: Plot und Abenteuer sind zwar weitgehend vorgegeben, d.h. die Handlungsfreiheit ist sehr eingeschränkt, aber dem Spieler steht es frei, innerhalb der gespielten/erzählten Szenen seinen Charakter darzustellen (zum Beispiel emotionale Reaktionen seines Chars auf die NCS-Parade wiederzugeben, die moralischen Dilemmata auszuwalzen, in die die Figur während des Plots gerät, etc.).
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Offline Jiba

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #16 am: 3.01.2012 | 13:42 »
Rollenspiel
Den Versuch einer Gliederung unterlasse ich, da ich mir sicher bin Stile wie Formen aussen vor zu lassen und damit implizit (faelschlich) als "nicht frei" zu bezeichnen.

Es gibt kein "nicht frei" es gibt nur "freier" und "weniger frei". Ich muss keinen expliziten, extremen Unfreiheits-Pol annehmen, um verschiedene Grade der Freiheit zu unterscheiden.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #17 am: 3.01.2012 | 13:53 »
Als Anmerkung, gegebenenfalls beide Beitraege (diesen und Jibasà in den Nachbar-Thread verschieben.
Es gibt kein "nicht frei" es gibt nur "freier" und "weniger frei". Ich muss keinen expliziten, extremen Unfreiheits-Pol annehmen, um verschiedene Grade der Freiheit zu unterscheiden.
Ich halte das Mass der Freiheit bei stark unterschiedlichen Stilen respektive Formen nicht fuer graduell bestimm bar. Das heisst man kann m.E. nicht feststellen das eine Plotfreie Spielweise weniger frei sei als eine Handlungsfreie und eine Sandbox als solche ist m.E. nicht weniger frei als ein klassisches Abenteuer.
Schliesslich wird die Freiheit innerhalb der Konstrukte unterschiedlich definiert.

Unter der Praemisse einer Sandbox kann man durchaus feststellen das die Freiheit welches ein plotzentriertes Abenteuer bietet nicht gegeben ist [und umgekehrt].
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ErikErikson

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #18 am: 3.01.2012 | 16:21 »
ich unterscheide persönlich folgende Stile:

-man hat vorgegebene Ziele, aber die Mittel zu deren Erreichung sind frei. Bsp. man muss etwas besorgen, aber es ist egal, ob man es kauft oder stielt. Ich würde das Freiheit der Mittel nennen.

-man hat zustzlich noch die Freiheit, seine Ziele selbst zu wählen, Zielfreiheit geheissen. Hier gibt es unterscheidliche Grade an Ziefreiheit. Wenn man eingeschränkt ist durch Charakter (ein Ronnie stiehlt nicht) durch Umgebung (hier gibts nix zu stehlen) oder durch Genre (im Teletubby-RPG stiehlt man nicht), dann hat man graduell weniger Zielfreiheit. Volle Zielfreiheit ist unerreichbar, ausser man spielt einen allmächtigen Gott. 


ErikErikson

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #19 am: 3.01.2012 | 23:12 »
Am Threadanfang habe ich die Fragestellung klarer formuliert. http://tanelorn.net/index.php/topic,72217.msg1458712.html#msg1458712

Online Maarzan

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Re: Die Formen der Freiheit
« Antwort #20 am: 4.01.2012 | 17:30 »
Mit dem theoretischen Konzept/Ideal „Rollenspiel“ verbinde ich einige Freiheiten, aber gleichzeitig auch einige systemimmanente, untrennbar verbundene, für mich Rollenspiel-definierende Einschränkungen.
Ich erwarte für meinen Charakter diejenigen Möglichkeiten zu haben, welche sich auch aus der Spielwelt heraus für den Charakter ergeben würden und daraus entsprechend der Persönlichkeit meines Charakters unter den so offen stehenden Varianten frei wählen zu können und dabei Ergebnisse zu erzielen, wie sie wiederum aus der Spielwelt abgeleitet anzunehmen sind.
Entsprechend erwarte ich während des eigentlichen Spiels keine direkte Wirkung/ keinen Einfluss zu haben und wiederum auch nicht berücksichtigen zu müssen, welche mein Charakter eben nicht hat, aber auch nur den Einschränkungen zu unterliegen, welche diesen spielweltintern betreffen.
Da Entscheidungsfreiheit aber auch die Fähigkeit zur sinnvollen Entscheidung voraussetzt, erwarte ich auch eine entsprechende Informationsmethodik, welche es erlaubt den Informationsstand des Charakters zumindest entsprechend den Möglichkeiten des Spiels einfließen zu lassen.

Aus der Realität der praktischen Umsetzung und der sozialen Gruppenbildung kommen dann allerdings notwendigerweise Einschränkungen und Abweichungen hinzu.
Für die Rechte, welche hier (vorab!) aufgegeben werden, wird aber im Gegenzug auch entsprechend ein pfleglicher Umgang mit diesen Rechten durch den so nun Bevorrechtigten erwartet und ggf.  entsprechende ausgehandelte Kompensationen auf Gegenseitigkeit.
Die Kernfreiheit in diesem Vorstadium besteht darin ggf. das Spiel so wie beschrieben eben nicht zu spielen und dazu gehört zwingend auch eine klare offene Beschreibung des geplanten Zustands.
Ermächtigungsregeln wie die goldene Regel sind damit NICHT zulässig da intransparent.
Ebenso ist zu beachten dass für das Spielangebot die Grundbedingungen eingeschränkt werden dürfen, aber eben (um ein Rollenspiel zu bleiben) nicht über ein angemessenes Maß hinaus, so dass die Entscheidungsfreiheit und letztlich die diese charakterisierende Ergebnisoffenheit generell gesehen bewahrt wird.

Beispiele für solche praktischen und sozialen Einschränkungen sind natürlich schon mal die Auswahl der Spielwelt und des betrachteten Ausschnitts daraus, sowie die Anforderungen des Spielleiters bezüglich der Art Szenario und der geeigneten Charaktere dazu, welches er anbieten möchte - oft auch noch die Startsituation.
Andere Einschränkungen stammen aus dem sozialen Umgang miteinander und umfassen das Ausklammern gewisser Themen oder auch den (Verzicht auf) SpielergegenSpieler-Modus.

Aber auch die reine Existenz als soziale Gruppe der Spieler erfordert notwendige Kompromisse, da der Fokus der Betrachtung eben allen gerecht werden muss.
Wobei ich da jenseits des Führens eines teamfähigen Charakters und generellem Goodwill für die Beteiligung anderer keine generelle Verpflichtung sehe einen Charakter als solchen in seinen bestehenden Eigenschaften zu kompromittieren. Die angemessene Reaktion auf unüberbrückbare Differenzen in unbestimmten Dingen sehe ich hier darin, dass diejenigen in der Minderheit dann zumindest zeitweise einen geeigneteren Charakter wählen oder passen.

Nicht zuletzt gibt es die Einschränkungen auf Grund der notwendigen Abstraktionen des Regelsystems und damit dem Verzicht entsprechenden Details Gewicht zu geben oder auch Balancingelementen, welche ebenfalls dem sozialen Umgang geschuldet sind. Oder umgekehrt wenn Dinge verregelt sind, z.B. im Moralbereich ist das eine Einschränkung, welche man am Anfang behandelt oder während des Spiels dann eben akzeptiert.

Zur Rolle des Spielleiters sei gesagt, dass er zwar im Vergleich mit gestalterischen Sonderrechten betraut worden ist, aber damit eben auch eine besondere Verantwortung der integren Nutzung einher geht, insbesondere die weiter bestehenden Rechte/Freiheiten der Spieler zu respektieren und nicht zu untergraben.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...