Autor Thema: "Ich würde gerne XYZ spielen..." - Skurril, Seltsam oder Förderlich?  (Gelesen 4884 mal)

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ChaosAmSpieltisch

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Erstmal unterscheide ich zwei Fälle:

1. Etwas Spielen, weil es/das regeltechnisch stärker ist. Dies ist ist für mich eine Frage der Regelbasis, auf die man sich vor dem Spielen an sich in der Gruppe einigen sollte. Wenn man das klar macht, dann gibt es eigentlich keine Diskussion mehr, weil dann ja vorher alle zugestimmt haben. Wobei, wenn mir dieses Nutzen der Regelbasis bekannt ist, ich die anderen Spieler gerne daraufhinweise.

2. Etwas Spielen, was flavortechnisch total abgedreht ist, sei es einen Rasse, die sonst niemand hat, sei es ein Mitglied einer Kultur, was sich an keine Konversationen seiner Kultur hält, oder sonst irgendwas. Kann jeder gerne machen, wenn er mit den Reaktionen der Umwelt leben kann. Ist nichts für mich, aber, wenn ein Spieler das möchte, gerne.

Offline Glühbirne

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Wo ich immer nen bischen doof kucke sind Leute, die immer die Grenzen eines vorgegeben Settings auf äußerste ausloten: Will man einen Trupp Zwerge spielen, Spielen sie einen Elfen; sind alle Menschen spielen sie eine Echse; Spielen alle Sowjet-Russen, spielen sie den Ami; Spielen alle Werwölfe spielen sie einen Vampir.

Dieser drang zur reinen Exotik finde ich immer ein wenig störend. zu aufgesetzt. Zu sehr Exotik um ihrer selbst willen. zu sehr heischen nach Aufmerksamkeit. Ist mir zwar bis jetzt nur zweimal begegnet, aber ist mir auch in Erinnerung geblieben.

Prinzipiell habe ich mit Exotik aber kein Problem, solange sie dem Thema der Kampagne entspricht und Exoten auch in der Gruppe Exoten sind und nicht die Regel (außer das ist das Thema der Runde)

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

ein paar meiner schlimmsten aber auch der besten Spiel Erlebnisse hatten mit Exoten im Rollenspiel zu tun. Von da aus hier ein paar Grundsätze zum Umgang mit Exoten.

Als Spielleiter wäre mir das wichtigste das dem Spieler bewusst ist das nicht ich dafür verantwortlich bin das der Charakter ins Abenteuer kommt und dort bleibt sondern er. - Klar habe ich da auch eine Verantwortung ich werde aber grundlegende Konzepte nicht umgestalten nur weil der Spieler der Echse bei niedrigen Temperaturen einen Malus bekommt, von wegen wechselwarm und jetzt jammert.

Danach würde ich den Spieler dann fragen warum es ein Exot sein soll.
Wenn alle anderen Möglichkeiten zu langweilig sind ist das doch ein erstes Indiz dafür das das Setting langweilig ist und eigentlich nur bespielt wird weil der Rest der Runde es spielt. Oder aber es ist ein verkapptes weil meine Werte so besser sind.
Wenn der spezielle Hintergrund fasziniert sollte es doch kein Problem geben.
Problematischer wird es wenn der Exot einem Vorbild aus einem bekannten Medium gleicht. Wenn der Spieler also etwa in meinem Setting die Elfen nicht kennt aber davon ausgeht das er die gleichen Aktionen wie Legolas in den Herr der Ringe Filmen abziehen kann. Das kann zu Frustrationen auf allen Seiten führen.
Der Wunsch nach besseren Werten ist aus meiner Sicht nichts Ehren rühriges. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein das auch die Rolle als Exot angesprochen wird.
Auch der Wunsch ein Lieblingskonzept spielen zu können ist nichts böses. Wer also immer den diebisch veranlagten Halbling spielt wird sich in jedem Hintergrund etwas passendes vielleicht auch exotisches suchen. Man sollte nur aufpassen das sich Hintergrund und Spieler Vorstellung möglichst decken ansonsten kann man die gleichen Probleme wie mit dem Medien Vorbild haben.

Das gleiche gilt auch für die Wahrnehmung als Exot und etwas Besonderes im Rollenspiel. Nicht alle NPCs müssen jetzt erschreckt oder vor Ehrfurcht ergriffen sein sondern der Spieler sollte so spielen das das eintritt. Ok er sollte zu mindestens so spielen das man das Thema aufgreifen kann. Ihm sollte aber auch bewusst sein das sich dieses Ausspielen verkürzen wird weil eben nicht der Exot sondern das Abenteuer im Mittelpunkt steht.

Exoten die größere Regeländerungen oder Änderungen im Hintergrund erfordern würde ich nicht anfassen. Denn hier  tritt man dann schnell eine Lawine von Änderungswünschen los oder man hat als Spielleiter ein großes Stück Arbeit vor sich. Beide würde ich lieber für das Abenteuer oder wenigstens gleichmäßig verteilt auf alle Spieler aufwenden.
Ein einfaches Zulassen als Spieler Charakter solange die restlichen Änderungen schon fest stehen wäre also wahrscheinlich kein Problem.

Gruß Jochen
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Callisto

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Ich kannte mal einen Spieler, der wollte auch immer etwas Exotisches spielen. Bei Endland, wo es dann gar keine Menschen mehr gibt, wollte er dann einen Menschen spielen  :D

Offline Naldantis

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imo (!) reduziert sich ein exotischer Charakter sehr schnell auf die Exotik; womit alle anderen Eigenheiten des Charakters in den Hintergrund treten, und zwar oft soweit, dass sie nicht mehr wahrgenommen werden.

...das tun viele andere Charaktere doch auch; nur bleibt beim Exoten dann immer noch das Exotische übrig, bei den meisten anderen rein gar nix.

Zitat
Man mag sich als Mitspieler die Frage stellen, wieviel von einer Darstellung jetzt eine Eigenheit des Charakters ist und wieviel allein auf die Fremdartigkeit zurückzuführen ist. Vielleicht spucken die Mitglieder der exotischen Rasse ja alle vor die eigenen Füße und drehen sich einmal im Kreis, wenn sie eine schwarze Katze sehen; vielleicht ist das aber auch eine Marotte des Chars...

Ober man fragt ihn, weil es einen stutzig macht, und bietet daher einen Grund zu Gesprächen, die beim Nicht-Exoten gar nicht erst stattfinden würden...

Offline Rhylthar

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Immer, wenn ich Exoten in meinen Gruppen hatte, kam es zu einem (oder beiden) der folgenden Probleme:

1.
Der Spieler des Exoten hatte eine gewisse Erwartungshaltung, was seinen Exoten anging. Insbesondere die Reaktion der Welt auf seinen Charakter.
Leider wurde häufig nur die eine Seite betrachtet:
Klar, ein Tiefling mit Hörnern und Schweif schüchtert in den Forgotten Realms (vor 4E) so manchen Dorfbewohner ohne weiteres ein. Blöd nur, wenn einem dann (im harmlosen Fall) die Unterkunft im Gasthaus verwehrt wird oder (im schlimmeren Fall) das gesamte Dorf mit Mistgabeln und Fackeln vor eben jener Gaststätte steht.
Ein-, vielleicht zweimal, findet ein Spieler das vielleicht noch okay. Aber irgendwann haben auch die Mitspieler mit "normalen" Charakteren keine Lust mehr darauf, schließlich zieht er immer die Spotlights bzw. behindert im schlimmsten Fall das eigentliche Vorankommen der Gruppe.

2.
"Ein Exot unter Exoten ist...irgendwie kein Exot."
Besagter Tiefling mag genau dies sein in den Forgotten Realms. Verlagert sich das ganze nach Sigil, reagiert niemand mehr auf sein "exotisches" Wesen.
Das vorher als "außergewöhnlich" geplante Charakterkonzept ist es auf einmal nicht mehr und der Spieler verliert den Reiz am Ganzen.

Ergo:
Am liebsten keine Exoten. Abseits vom Standard allerdings gerne.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Benjamin

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Meine Spielgruppe besteht aus einem Tauren, einem Wolfen, einem Menschen, einer Fey Touched und einem Halbling. Außerdem werden sie von drei Menschen, drei Kobolden, einer Genasi und einem Zentauren begleitet. Klar gibt das Probleme mit der Bevölkerung, aber die Gruppe betrachtet das als mittelfristig lösbares Problem. Der Mensch hat ein Feat, mit dem er später eine Dämonenarmee erhält, von daher.

Wie schon so oft festgestellt liegt auch hier das Problem bei den Spielern, nicht dem Exotentum an sich.

Offline Tudor the Traveller

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...das tun viele andere Charaktere doch auch; nur bleibt beim Exoten dann immer noch das Exotische übrig, bei den meisten anderen rein gar nix.

Richtig, das ist ja genau das, was ich sage, nur im Umkehrschluss. Aber das macht den Exoten jetzt irgendwie für mich noch schlechter, weil sich ein Spieler, der keine Lust hat, seinen Char mit einer Persönlichkeit zu füllen, dahinter sehr bequem verstecken kann. Und das sage ich, obwohl ich gar keinen besonders großen Wert auf "tiefes" Charakterspiel lege  ;)  Vielleicht nehme ich den Leuten einfach etwas krumm, dass sie es sich mit dem Exoten einfach machen, ihren Char einzigartig zu machen.  8]


Ober man fragt ihn, weil es einen stutzig macht, und bietet daher einen Grund zu Gesprächen, die beim Nicht-Exoten gar nicht erst stattfinden würden...

das stimmt nur mehr oder weniger. Die Exotik kann genauso gut oder schlecht zum Rollenspiel genutzt werden, wie andere Dinge. Sie ist halt offensichtlich. UNd das ist vermutlich, was mich stört; sie drängt sich zu sehr in den Vordergrund.

Das ist letztlich nur der "in-group" Aspekt des Spotlight-Problems, das hier viel kritisiert wird. Die Exotik zieht halt auch in der Gruppe massiv spotlight.
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Offline Naldantis

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Richtig, das ist ja genau das, was ich sage, nur im Umkehrschluss.

Eigentlich hatte ich Dich so verstanden daß der Exot NUR Exotik zu bieten hätte, Standard-Charaktere dagegen aber Tiefgang; ich sehe aber die den wenigstens Charakteren Tiefgang, egal ob Exot oder nicht.
Daher halt ich es für besser, wenigstens einen interessanten Punkt zu haben, als in Endeffekt gar keinen.

Zitat
Aber das macht den Exoten jetzt irgendwie für mich noch schlechter, weil sich ein Spieler, der keine Lust hat, seinen Char mit einer Persönlichkeit zu füllen, dahinter sehr bequem verstecken kann.

Naja, die meisten Charaktere haben wie die meisten realen Menschen keine nennenswerte Persönlichkeit; und wenn ein Spieler sich keine konstrurieren kann oder will, wird das auch bei einem Standard-Charakter nicht besser; macht er es hingegen, hindert ihn nichts daran, es auch beim Exoten zu tun.

Zitat
Das ist letztlich nur der "in-group" Aspekt des Spotlight-Problems, das hier viel kritisiert wird. Die Exotik zieht halt auch in der Gruppe massiv spotlight.

Jain, zum einen zieht sie die innerhalb der Gruppe, d.h. ohne zwangsläufige Mehrbelastung für den SL, zum anderen ist es nach außen ein planbarer Effekt, d.h. man kann es als Hook einsetzen oder für Szenen fest einplanen.
« Letzte Änderung: 17.03.2012 | 19:22 von Naldantis »