Autor Thema: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?  (Gelesen 20078 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #25 am: 28.07.2012 | 15:47 »
Es ist IMHO etwas ungeschickt, ein so langwieriges und einem aus dem Spiel reißenden Verfahren wie (2), das auch noch alle Leute mit einbezieht, denen das völlig egal ist, auf eine so frühe Position zu schieben.
 

Wenn es den Leuten egal ist, ist das mit dem Konsens schnell gemacht.

Und nein, der SL hat nicht immer recht. Wenn die Regeln ganz klar etwas anderes sagen, dann hat der SL nicht recht. Wenn er irgendwas über einen SC erzählt, das nicht stimmt, hat er nicht recht. Wenn er einem früher eingebrachten Fakt in der Spielwelt widerspricht, hat er nicht recht.

"Der SL hat immer recht" gilt - wenn ich das mal historisch betrachte - vor allem für Fälle, in denen die Regelauslegung strittig war. Das kam häufig in Fällen zu Tragen, wo ein Spieler eine Regel kannte (oder meinte zu kennen), die ihm in der augenblicklichen Situation einen Vorteil verschafft hätte, und der SL diese Regel (oder Regelauslegung) ablehnte. Wenn sich dann eine längere Diskussion ergab, hieß es dann "Der SL hat immer recht", damit weitergespielt werden konnte.

Das kann sinnvoll sein, kann aber auch dazu führen, dass der SL die Regeln genau so hinbiegt, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #26 am: 28.07.2012 | 17:14 »
Meiner Erfahrung nach gilt die Regel "Der Spielleiter hat immer recht" zwangsläufig immer, selbst in Systemen, die das angeblich außer Kraft setzen.

Danke für Deine ausführliche Erläuterung.
Ich persönlich würde Dir hier widersprechen und sagen, dass das in Kraft treten der Regel nicht vom System abhängt, sondern vom Spielleiter und den Mitspielern.

Ich würde Dich grob unter der Variante 1. einordnen, ist das richtig?
Wie würdest Du die Macht und Verantwortungsverteilung in Deiner Runde einschätzen in Bezug auf SL und Spieler?
Welche Erwartungen können die Spieler an Dich haben, welche Erwartungen hast Du an Deine Spieler?

Komischerweise werden solche Eingriffe durch Gewalteinwirkung (also Kampfgeschehen) meist klaglos akzeptiert. Aber sobald da "Beeinflussung" oder "Beherrschung" dran steht, geht überall das Warnlämpchen an.

@Iribiel Ich persönlich würde das Phänomen so erklären, dass wenn mein Charakter im Kampf Schaden erleidet oder zu Boden
geht, dies für mich keinerlei emotionale Auswirkung hat, außer vielleicht machmal den Frust einer Niederlage. Bei einer Beeinflussung oder Beherrschung habe ich Angst, dass gerade wenn die Immersion mit dem Charakter hoch ist, ich mit emotionalen Auswirkungen auf mich als Spielerin konfrontiert werde, die ich nicht haben möchte und nicht einschätzen kann, was auf mich zukommt. Da gehört für mich entweder sehr viel Vertrauen dazu, oder eine Distanz zu meinem Charakter, bzw. geringe Immersion.

Die Antwort darauf dauert jetzt ein wenig, ich lese gerade fasziniert ein paar Artikel über Summerhill durch.
Wow, die Ähnlichkeit ist frappierend.

@Tim Finnegan nun bin ich sehr gespannt auf den Leitstil, magst Du ihn noch beschreiben?




Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #27 am: 28.07.2012 | 17:26 »
Wenn es den Leuten egal ist, ist das mit dem Konsens schnell gemacht.

Und nein, der SL hat nicht immer recht. Wenn die Regeln ganz klar etwas anderes sagen, dann hat der SL nicht recht. Wenn er irgendwas über einen SC erzählt, das nicht stimmt, hat er nicht recht. Wenn er einem früher eingebrachten Fakt in der Spielwelt widerspricht, hat er nicht recht.

"Der SL hat immer recht" gilt - wenn ich das mal historisch betrachte - vor allem für Fälle, in denen die Regelauslegung strittig war. Das kam häufig in Fällen zu Tragen, wo ein Spieler eine Regel kannte (oder meinte zu kennen), die ihm in der augenblicklichen Situation einen Vorteil verschafft hätte, und der SL diese Regel (oder Regelauslegung) ablehnte. Wenn sich dann eine längere Diskussion ergab, hieß es dann "Der SL hat immer recht", damit weitergespielt werden konnte.

Das kann sinnvoll sein, kann aber auch dazu führen, dass der SL die Regeln genau so hinbiegt, wie es ihm gerade in den Kram passt.

Ich würde Dich dann mal spontan der Gruppe zuordnen, die es am besten findet, wenn man gemeinsam spielt. ;-)
Stimmt das?

Interessante Aspekte.
In denn von Dir genannten Fällen hat es eine negative Auswirkung, wenn man die Regel in Kraft setzt, der SL hat immer Recht.
Regelbruch führt zu Unsicherheit und Ungerechtigkeit. Etwas über den SC erzählen was nicht stimmt greift in die Autonomie des Charakters ein. Fakten in der Spielwelt widersprechen führt zu Unplausibilität. Also ist es wünschenswert, wenn man dies nicht möchte, dass es eine Instanz gibt, die Spieler, die hier eine Korrektur vornehmen können.

Meine Beobachtung ist, dass manche Personen, die die Variante 1 als Spieler bevorzugen manchmal vom SL erwarten, dass er die Regeln verbiegt. Entweder zu ihren Gunsten (in Form von Erfüllung ihrer Erwartungshaltungen) oder um das Spiel flüssig zu halten. Was aber auch bedeutet, dass sie als SL die Regel verbiegen, wie es ihnen in den Kram paßt.

Offline Bad Horse

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #28 am: 28.07.2012 | 17:47 »
Ja, ich spiele am liebsten mit meiner Gruppe zusammen, ohne größeres Hierarchie-Gefälle.  :)

Und ich habe tatsächlich mehr schlechte Erfahrungen mit spontanen Anpassungen der Regeln durch SLs gemacht als gute.  :-\
Mit "Anpassungen" meine ich hier aber auch eher, dass Regeln verbogen oder spontan geändert wurden.

Der Spruch ist für mich aber eher ein Warnsignal. Den braucht man ja eigentlich nur, wenn der SL seine Autorität durchsetzen muss - heißt, es gibt einen Konflikt in der Gruppe, der nicht durch Konsens, sondern durch Macht geklärt wird. Das behagt mir nicht.
Auch wenn der Konsens erst mal nur "Okay, wir machen das jetzt spontan mal so, wie der SL das möchte, und klären das nach dem Spiel genauer" ist. Impliziert immer noch, dass hier ein Kompromiß unter Gleichen gefunden wird und nicht einer mit mehr Autorität sich einfach durchsetzt.
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Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #29 am: 28.07.2012 | 19:16 »
@Tim Finnegan nun bin ich sehr gespannt auf den Leitstil, magst Du ihn noch beschreiben?

Ich versuche immer mich weitestgehend aus dem Spielgeschehen raus zu hallten, wenn ich kann und nur als Schiedsrichter zu fungieren wenn man mich benötigt. D.h. ich hole mir erst Meinungen zu Regeln und Welt ein, schicke einen konkreten Vorschlag rum der hoffentlich so viele der genannten Ideen beinhalten kann, lege die Welt vor und lasse die Leute darauf los.
Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich glücklich wenn ich nicht mehr und nicht weniger Reden muss als die Spieler auch.
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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #30 am: 28.07.2012 | 23:06 »
Ich hab die Diskussion über Geistige Beeinflussung von SCs mal rausgetrennt und hierhin verschoben.
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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #31 am: 29.07.2012 | 00:54 »
Es ist IMHO etwas ungeschickt, ein so langwieriges und einem aus dem Spiel reißenden Verfahren wie (2), das auch noch alle Leute mit einbezieht, denen das völlig egal ist, auf eine so frühe Position zu schieben.
 

Das kann recht schnell gehen, mit einem "mach einen Vorschlag" an den betroffenen Spieler. Klar gibt es Spieler, die dann auch völlig übertrieben zu ihren Gunsten urteilen und meinen, jede Mitbestimmungschance maximal zu ihren Gunsten ausnützen zu müssen, aber man hat ja oft genug Glück und trift auf Spieler, die selbst ebenfalls leiten und deswegen abwägendere Antworten geben.
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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #32 am: 29.07.2012 | 09:11 »
Vorhin auf G+ gefunden, ein Zitat aus Keep on the Borderlands - macht schon verständlich das der SL ABSOLUTE POWER hat
Zitat
"You, however, are above even the greatest of these [players characters], for as DM you are to become the Shaper of the Cosmos. It is you who will give form and content to all the universe. You will breathe life into the stillness, giving meaning and purpose to all the actions which are to follow. The others in your group will assume the roles of individuals and play their parts, but each can only perform within the bounds you will set. It is now up to you to create a magical realm filled with danger, mystery, and excitement, complete with countless challenges. Though your role is the greatest, it is also the most difficult. You must now prepare to become all things to all people."
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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #33 am: 29.07.2012 | 12:57 »
Ich persönlich würde Dir hier widersprechen und sagen, dass das in Kraft treten der Regel nicht vom System abhängt, sondern vom Spielleiter und den Mitspielern.
Da sehe ich keinen Widerspruch, sondern im Gegenteil Übereinstimmung: ich habe ja gesagt, daß man mit dem System de facto nichts an der Gültigkeit dieser Regel ändern kann. (Ich habe einige Systeme erlebt, die das versucht haben.)

Ich würde Dich grob unter der Variante 1. einordnen, ist das richtig?
Grob würde ich mal sagen, ja.

Wie würdest Du die Macht und Verantwortungsverteilung in Deiner Runde einschätzen in Bezug auf SL und Spieler?
Ich lege in allen meinen Runden Wert auf folgende Aufteilung:

Der Spieler hat die volle Autonomie über die Absichten, Ziele und (versuchten) Aktionen seines Charakters. Ob eine Aktion so gelingt, wie sich der Spieler das vorstellt, hängt von den Regelmechanismen und den (vom Spielleiter definierten) Rahmenbedingungen ab. Außerdem lasse ich als Spielleiter dem Spieler eingeschränkte Entscheidungsfreiheit für seinen Besitz und NSCs/Wesen in seinem "Gefolge". Ein Spieler darf bei mir durchaus entscheiden, was sein Diener, Waffenknecht oder meinetwegen auch sein Hund in der Zeit macht, in der sein Charakter selbst anderweitig beschäftigt ist. Allerdings behalte ich mir als SL ein Vetorecht vor, um einen Mißbrauch dieser Autonomie zu vermeiden, z.B. "mein Knecht wirft sich in die tödliche Falle, um sie auszulösen" oder "mein Hund rennt zielsicher in das Büro des Schreibers im dritten Stock, durchwühlt die Schubladen und kommt mit dem Schlüssel für die abgeschlossene Kammer zurück". Da müssen schon besondere Umstände gelten, damit eine "assoziierte" Spielerfigur so extrem handelt.

Der Spielleiter hat die volle Autonomie über alles, was nicht unmittelbar in den Bereich der Spieler fällt; also über die gesamte restliche Welt: Kulisse, NSCs, sonstige Bewohner. Ich selbst nehme dabei als SL durchaus Input von den Spielern entgegen, behalte mir aber das letzte Wort darüber vor, ob ich den Input übernehme, ignoriere oder vielleicht modifiziert einbaue. Ich würde aber keinem Spieler zugestehen, mal eben mit Bennies o.ä. eine zusätzliche Geheimtür in einen Raum zu definieren, aus dem es eigentlich gerade kein Entkommen gäbe.

Grob zusammengefaßt, auch auf die Gefahr hin, jetzt egomanisch zu klingen: "Ich bin die Welt, ihr seid die Hauptpersonen."

Welche Erwartungen können die Spieler an Dich haben, welche Erwartungen hast Du an Deine Spieler?
Die Spieler können von mir erwarten, daß ich unparteiisch und unvoreingenommen ein Szenario aufbaue, in dem sie als Hauptpersonen frei agieren können. Hindernisse, die ich ihnen beschreibe, sind nicht deshalb da, weil ich als Spielleiter sie in eine bestimmte Richtung drängen will, sondern weil sie einfach an dieser Stelle zur Welt gehören. Des weiteren können sie von mir erwarten, daß ich innerhalb der Welt eine Situation arrangiere, in der die SCs für den Verlauf der Handlung "den entscheidenden Unterschied machen". Und, was im Kontext dieses Threads wohl am wichtigsten ist: sie können von mir erwarten, daß ich mich aus ihrer Führung des Charakters heraushalte.

Von den Spielern erwarte ich, daß sie auf meine Welt eingehen. Sie sollen im Rahmen der Welt als ihre Charaktere agieren, ihre Grenzen austesten, gefundene Grenzen aber bitte auch akzeptieren und damit arbeiten. Im Idealfall bringt ein Spieler in seinem Charakterhintergrund Details und Motivationen unter, die es mir ermöglichen, ihm einen maßgeschneiderten Nebenplot ins Szenario einzubauen. (Gerade an dieser Stelle gehe ich gern auf Spielerwünsche ein und spicke meinen Hauptplot dann gern mit kleinen, individuellen Überraschungen.)
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #34 am: 30.07.2012 | 11:16 »
Da sehe ich keinen Widerspruch, sondern im Gegenteil Übereinstimmung: ich habe ja gesagt, daß man mit dem System de facto nichts an der Gültigkeit dieser Regel ändern kann. (Ich habe einige Systeme erlebt, die das versucht haben.)

Nein, ich meinte es so, dass wenn die Spieler sich als gleichberechtigt ansehen und als oberste Prämisse haben man spielt gemeinsam, diese Regel nicht in Kraft tritt, egal ob sie im System benannt wird oder nicht. Ich sehe es als abhängig von der Gruppe, die spielt.

Vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung.
Die Aufgabenverteilung ist hier sehr klar und abgegrenzt strukturiert.
Unterhaltet ihr Euch eigentlich über das Spiel, also gebt Euch Feedback, oder ist das nicht notwendig?
Wenn Konflikte auftreten, dann bist auch Du zuständig und nicht die gesamte Spielergruppe?



Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #35 am: 30.07.2012 | 12:47 »
 
Ja, ich spiele am liebsten mit meiner Gruppe zusammen, ohne größeres Hierarchie-Gefälle.  :)

Und ich habe tatsächlich mehr schlechte Erfahrungen mit spontanen Anpassungen der Regeln durch SLs gemacht als gute.  :-\
Mit "Anpassungen" meine ich hier aber auch eher, dass Regeln verbogen oder spontan geändert wurden.

Der Spruch ist für mich aber eher ein Warnsignal. Den braucht man ja eigentlich nur, wenn der SL seine Autorität durchsetzen muss - heißt, es gibt einen Konflikt in der Gruppe, der nicht durch Konsens, sondern durch Macht geklärt wird. Das behagt mir nicht.
Auch wenn der Konsens erst mal nur "Okay, wir machen das jetzt spontan mal so, wie der SL das möchte, und klären das nach dem Spiel genauer" ist. Impliziert immer noch, dass hier ein Kompromiß unter Gleichen gefunden wird und nicht einer mit mehr Autorität sich einfach durchsetzt.


Mir fehlt die jahrelange Sozialisation als Rollenspielerin, deshalb ist wohl meine Grundhaltung man spielt gemeinsam.
In dem Sinne, dass ich davon ausgehe, jeder in der Runde hat die selben Rechte und Verantwortlichkeiten auf einer menschlichen Ebene. Und für mich menschliche Bedürfnisse & Abneigungen auch Vorrang vor System-Regeln haben. Auch wenn ich zu der Fraktion gehöre, die Regeln sehr wichtig findet und dann auch möchte, dass die Regeln für alle gleich gelten. Dazu gehört für mich wohl auch, dass Konflikte thematisiert werden und argumentiert wird in der gesamten Gruppe um eine Lösung zu finden. Und sich gegenseitig Feedback zu geben um sich überhaupt eine Orientierung über die Vorlieben und Abneigungen zu geben. Also Ansatzpunkte zu haben auf die man eingehen kann, oder Rücksicht nehmen zu können.

Mir kommt es teilweise so vor, dass wenn man durch die Regel 0 geprägt ist, aber als Prämisse das gemeinsame Spiel hat, dann Erwartungshaltungen da sind, die nicht erfüllt werden können.
Also wenn ein Mitspieler sagt, er möchte mehr Charakterspiel und das nur dem Spielleiter mitteilt, dann kann der daran eigentlich nichts ändern. Weil das auch von den Mitspielern abhängt. Aber auch wenn der Spieler das dann in der Gruppe nennt, dann ist es schon wichtig konkret zu benennen, was er sich darunter vorstellt. Ansonsten kann man darauf überhaupt nicht eingehen. Schlagworte oder "mag ich" oder "mag ich nicht", geben überhaupt keine Ansatzpunkte um einen Konsens zu finden.

Auch wenn man nur den Spielleiter als alleinige Anlaufstelle für Wünsche & Abneigungen im Spiel sieht. Der sitzt dann vielleicht mit 4 verschieden Erwartungshaltungen da und versucht die zu erfüllen, was im Spiel aber, dadurch dass es den Mitspielern nicht bekannt ist boykottiert wird. Ich erlebe es auch so, dass die Spielleiter sich dann teilweise zu sehr nach Spielerwünschen richten und nicht ihre eigenen Vorlieben nennen oder Abneigungen. Finde ich für mich als Spielerin schlecht, weil ich keine Orientierung bekomme, in welcher Form ich dann auf den Spielleiter eingehen kann oder wo ich besser anders spiele.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass wesentliche Konflikte, die auf einer menschlichen Ebene liegen über Regellösungen umgangen werden und damit nicht gelöst. Das ist mir z.B. völlig unverständlich. Weil das in meinen Augen leicht dazu führt, dass unterschwellig Frust vorhanden ist, der sich auf die Atmosphäre im Spiel auswirkt. Oder versucht über die Regeln eine Lösung zu finden, die es dort nicht gibt. Also Machtansprüche sich gegenüberstehen, die man per Regellösung durchzusetzen versucht. Was in meinen Augen überhaupt nicht gelingen kann. Wobei es für mich wirklich unwesentlich ist, ob diese Ansprüche vom SL, Mitspieler oder Spieler ausgehen.

Ein Spielleiter mit dem ich spiele hat ein moralisches Problem mit Dieben. Ich spiele eine Diebin. Also hab ich ihn gefragt, was von seiner Seite aus möglich ist an Spiel. Er hat mir das gesagt, nach den Regeln und persönlich. Er meinte für ihn ist es schwer, sich dann zu überlegen, was passiert, wenn ein Wurf misslingt und er aus seiner moralischen Haltung dann auch sehr hart in den Konsequenzen ist. Er hatte angekündigt dass wenn wir anfangen sinnlos rum zu klauen, wir dann auch von den NSCs beklaut werden können. Das wurde dann auch kurz in der Gruppe besprochen. Alle wissen woran sie sind. Find ich gut. Weil das eigentlich ein Spielgefühl gibt in dem das was man tut dann auch Konsequenzen hat, ich hab eine klare Orientierung und die Gruppe auch. Aber all das muss man erstmal wissen um Rücksicht nehmen zu können und die Erwartungshaltungen zu koordinieren.

Ich persönlich würde deshalb in jedes Rollenspiel Buch schreiben, welches das gemeinsame Spiel zum Ziel hat:
Liebe Leute, ihr werdet immer wieder in Situationen kommen, in denen man über die Regeln sprechen muss, weil keine Regel für die Situation vorhanden, der Interpretationsspielraum sehr weit, die Regeln für Euer Spiel untauglich. Also gewöhnt Euch gleich an Euch gegenseitig Rückmeldungen zu geben, und zu argumentieren. Geht davon aus, Menschen sind sehr verschieden sind und haben deshalb auch verschiedene Vorlieben, Abneigungen und No Gos, die auch und im wesentlichen von der Runde abhängen in der sie spielen und deshalb koordiniert werden sollten, wenn einem am Spaß für alle liegt.

« Letzte Änderung: 30.07.2012 | 12:50 von Skiron »

Offline Auribiel

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #36 am: 30.07.2012 | 13:00 »
Der Spielleiter hat die volle Autonomie über alles, was nicht unmittelbar in den Bereich der Spieler fällt; also über die gesamte restliche Welt: Kulisse, NSCs, sonstige Bewohner. Ich selbst nehme dabei als SL durchaus Input von den Spielern entgegen, behalte mir aber das letzte Wort darüber vor, ob ich den Input übernehme, ignoriere oder vielleicht modifiziert einbaue. Ich würde aber keinem Spieler zugestehen, mal eben mit Bennies o.ä. eine zusätzliche Geheimtür in einen Raum zu definieren, aus dem es eigentlich gerade kein Entkommen gäbe.

Wobei ich auch kein Problem damit habe, den ein oder anderen NSC nach kurzem Briefing an einen anderen Spieler abzutreten. Das haben wir in unserer Runde hin und wieder schon praktiziert, insbesondere, wenn der SL gerade mit einem/einigen Spielern einer Fährte gefolgt ist und die anderen Spieler unbeschäftigt daneben saßen, aber noch kleinere Aufgaben (z.B. Einkaufen) erledigen wollten. Dann wird auch schonmal der Händler auf dem Basar einem der Spieler in die Hand gedrückt mit der Ansage "das ist ein vortrefflicher Feilscher und knallharter Geschäftsmann, der sich nur schwer etwas rausleiern lässt" oder auch der NSC mit amourösen Tendenzen mit der Ansage "charmantes Umwerben der adligen SC" und los geht's. Damit sind alle Spieler am Tisch wieder beschäftigt, aber die Haupthandlung obliegt weiter dem SL.


[Edit]Um Doppelpost zu vermeiden:

Ich persönlich würde deshalb in jedes Rollenspiel Buch schreiben, welches das gemeinsame Spiel zum Ziel hat:
Liebe Leute, ihr werdet immer wieder in Situationen kommen, in denen man über die Regeln sprechen muss, weil keine Regel für die Situation vorhanden, der Interpretationsspielraum sehr weit, die Regeln für Euer Spiel untauglich. Also gewöhnt Euch gleich an Euch gegenseitig Rückmeldungen zu geben, und zu argumentieren. Geht davon aus, Menschen sind sehr verschieden sind und haben deshalb auch verschiedene Vorlieben, Abneigungen und No Gos, die auch und im wesentlichen von der Runde abhängen in der sie spielen und deshalb koordiniert werden sollten, wenn einem am Spaß für alle liegt.

Das sollte eigentlich normal sein, dass man etwas so handhabt. Aber das klärt immer noch nicht, wie man so etwas am Spieltisch und mitten im Spiel handhaben soll, ohne dass es zu minuten- (wenn nicht stunden-)langen Diskussionen kommt. Und da sollte eben gelten: Im Zweifelsfall gilt, was der SL sagt. Natürlich kann auch gelten, was der erfahrenste Spieler/Experte auf diesem Gebiet dazu sagt oder wer gerade am nächsten an seinem Geburtstag dran ist oder oder... aber im ZWEIFELSFALL, also wenn alle anderen Entscheidungsmöglichkeiten zu keiner Klärung führen können, dann muss irgendwer für Klärung sorgen. Und da erscheint mir der SL am sinnvollsten, da er - so naiv davon auszugehen bin ich nunmal - im Sinne des weiteren Spiels entscheidet, unabhängig von Vorlieben für einzelne SCs. Gibt natürlich auch SL, auf die man Regel 0 (Spiel nicht mit Idioten) anwenden sollte, aber mit denen sollte man eh nicht spielen. Also bitte meine Aussage auf mehr sozialisierte Runden legen. [/Edit]
« Letzte Änderung: 30.07.2012 | 13:04 von Iribiel »
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Offline Grey

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #37 am: 30.07.2012 | 17:12 »
Unterhaltet ihr Euch eigentlich über das Spiel, also gebt Euch Feedback, oder ist das nicht notwendig?
Das hat sich in meiner alten Runde eigentlich eher selten als notwendig erwiesen. Wenn es uns hier am neuen Wohnort gelingt, eine neue Runde zusammenzubringen, werden wir wohl anfangs wieder etwas mehr "Manöverkritik" nach den einzelnen Sitzungen betreiben, bis der Gruppenkonsens halbwegs klar ist.

Wenn Konflikte auftreten, dann bist auch Du zuständig und nicht die gesamte Spielergruppe?
Bei Konflikten in der realen Welt natürlich die gesamte Spielergruppe. Meine "Macht" als SL beschränkt sich ja allein auf die Spielwelt. Ich entscheide ja auch nicht nach Gutsherrenart, wer sich für die Freßpause welche Pizza zu bestellen hat. ;) Erwartungen ans Spiel etc. müssen unter allen Mitspielern - Spielleiter eingeschlossen - gleichberechtigt abgeklärt werden. Als Spielleiter sehe ich mich da höchstens als den mit dem "bevorzugten Vorschlagsrecht", also was für ein Szenario ich meinen Spielern bieten möchte und auf welche Weise. Wenn sich dann aber in der Gruppe herauskristallisiert, sie hätte gern z.B. weniger Rätsel und mehr Action, gehe ich gern darauf ein.

Wobei ich auch kein Problem damit habe, den ein oder anderen NSC nach kurzem Briefing an einen anderen Spieler abzutreten.
Das mache ich eher ungern, aus dem gleichen Grund, aus dem ich auch ungern einen SC in Abwesenheit des Spielers als NSC mit durchziehe. Die Zuständigkeit für die einzelnen Charaktere halte ich am liebsten strikt getrennt und inalienabel.

Was ich allerdings schon mal mache - sogar bevorzugt >;D -, ist, einen SC, der unter geistiger Beeinflussung steht, weiterhin von seinem Spieler führen zu lassen. Ich gebe dem Spieler dann lediglich Regieanweisungen mit, welche Ziele sein "Puppenspieler" verfolgt.
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #38 am: 31.07.2012 | 14:00 »
 
Das sollte eigentlich normal sein, dass man etwas so handhabt. Aber das klärt immer noch nicht, wie man so etwas am Spieltisch und mitten im Spiel handhaben soll, ohne dass es zu minuten- (wenn nicht stunden-)langen Diskussionen kommt. Und da sollte eben gelten: Im Zweifelsfall gilt, was der SL sagt. Natürlich kann auch gelten, was der erfahrenste Spieler/Experte auf diesem Gebiet dazu sagt oder wer gerade am nächsten an seinem Geburtstag dran ist oder oder... aber im ZWEIFELSFALL, also wenn alle anderen Entscheidungsmöglichkeiten zu keiner Klärung führen können, dann muss irgendwer für Klärung sorgen. Und da erscheint mir der SL am sinnvollsten, da er - so naiv davon auszugehen bin ich nunmal - im Sinne des weiteren Spiels entscheidet, unabhängig von Vorlieben für einzelne SCs. Gibt natürlich auch SL, auf die man Regel 0 (Spiel nicht mit Idioten) anwenden sollte, aber mit denen sollte man eh nicht spielen. Also bitte meine Aussage auf mehr sozialisierte Runden legen.

Die Diskussionen finden ja trotz Regel 0 statt. ;-)

Mein Eindruck ist nicht unbedingt, dass das selbstverständlich ist und als zum Spiel dazugehörig betrachtet wird sich Gedanken darüber zu machen, wie man sich Feedback gibt und wie man Konflikte lösen möchte. Also, dass es notwenig ist auch über das Spiel zu sprechen. Man kann die Regel 0 nämlich auch benutzen um zu versuchen, Diskussionen aus dem Weg zu gehen oder als unnötig anzusehen.

Und mit meiner Aussage meine ich genau das, dass man sich überlegt wie man so etwas in der Runde handhaben möchte.
Ich finde, dass ist abhängig davon, was und wie diskutiert wird. Und wie lange. Und ich denke, wie man so etwas handhaben möchte wird auch von der Runde abhängen. Und vom Inhalt dessen, worüber ein Konflikt besteht. Es gibt mit Sicherheit kein Patentrezept.
Aber es gibt Strategien und eine Sammlung davon wär sicher nützlich in Rollenspiel Büchern.
Hier im Tanelorn läßt sich ja schon einiges dazu finden. :-)

Wenn ein Spieler und ein SL mitten im Spiel anfangen zu diskutieren und es nur um etwas geht, was diesen einen Spieler betrifft
empfinde ich das als rücksichtslos und finde es sollte bitte nach dem Spiel besprochen werden. Warum sollte ich das als Mitspieler dann nicht sagen? Das entlastet doch auch den Spielleiter vom Vorwurf der Willkür.

Ich persönlich finde, dass Regeländerungen nicht mitten im Spiel besprochen gehören.
Und wenn sie die Mechanik betreffen, dann sollte man sich bitte auch überlegen, welche Auswirkungen das vermutlich haben wird.

Wenn es um Regelinterpretationen geht, bei denen es sich um potenzielle Konflikthotspots geht, dann macht es in meinen Augen Sinn, dass man ein Spiel auch unterbricht um in der gesamten Gruppe darüber zu sprechen.

Du hattest ein sehr gutes Beispiel genannt. Mind Fuck, anscheinend gibt es hier sehr viele verschiedene Auffassungen wie man so etwas im Spiel umsetzt. Genauso besteht hier wohl eine Auffassung, bzw. Erwartungshaltung, bei manchen Spielern/SL das NSC und SC unterschiedlich behandelt werden. Und Mind Fuck kann die Gefahr bergen, dass die Comfort Zone eines Spielers verletzt wird. Oder das Spieler/SL sehr schlechte Erfahrungen damit haben und es notwendig ist das abgeklärt wird, was ein Mind Fuck darf oder nicht darf. Ich schätze, dass man manchmal etwas auch nicht vorher abklären kann, weil man nicht auf die Idee kommt, das etwas völlig anders ausgelegt wird. Bevor ich hier gelesen habe, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass ein Spielleiter einen SC unter Mind Fuck nimmt und damit die SCs von Mitspielern angreift und dieser SC dann stirbt. Ich wäre auch vor dem Lesen im Tanelorn nicht auf die Idee gekommen, dass jemand versucht anhand von Würfelwürfen oder Mind Fuck einen Mitspieler zu "zwingen" eine Liebelei zu spielen oder festlegt, dass der SC oder NSC mit einem anderen SC oder NSC in der Kiste landet. Von meiner Seite aus ist das alles möglich, aber bitte nur im gegenseitigen Einverständnis. Und zwar im Gegenseitigen Einverständnis von Spieler, Mitspieler und Spielleiter. Also bei einer freiwilligen Entscheidung und nicht das man versucht die Regeln auszunutzen.
Hier macht eine Unterbrechung in meinen Augen Sinn, weil nach dem Spiel ist das Kind in den Brunnen gefallen.

Allerdings erlebe ich es so, dass solche Diskussionen meist "spontan" ausbrechen.
Hier finde ich durchaus, dass jeder in der Runde sagen kann und soll, wie er das sieht und auch ob man das Spiel jetzt unterbricht
oder die Diskussion auf nach dem Spiel verschiebt.

Wenn die Emotionen sehr hochkochen macht es in meinen Augen auch keinen Sinn, dass man versucht zu diskutieren.
Da macht es vielleicht Sinn, dass man das Spiel unterbricht, bis man sich wieder abreagiert hat. Und eben entscheidet gemeinsam, wann und wie man das jetzt bespricht.

ABER, ich hab für vieles keine Lösung, ich weiß bei vielem nicht ob und wie es funktioniert oder warum es nicht funktioniert. Oder wenn es funktioniert, welche Nachteile man dafür in Kauf nehmen muss. Deshalb frag ich ja, nach den verschiedenen Spielstilen und wie sich diese auf das Spiel auswirken. Weil in den Beschreibungen schon Strategien stecken und Möglichkeiten wie man damit umgeht. Und ich finds gut, wenn man davon eine große Auswahl zumindest theoretisch zur Verfügung hat.

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #39 am: 31.07.2012 | 14:12 »
Woher kommt die Regel: Der Spielleiter hat immer Recht?
Man hat eine Gruppe von Mitspielern die sich in Spieler sowie Spielleiter unterteilt.
Spieler sowie Spielleiter nehmen unterschiedliche Funktionen mit unterschiedlichen Verantwortungsbereichen, Aufwand, Handlungsmoeglichkeiten und dergleichen wahr und ist in der Konstellation Spieler / Spielleiter verhaeltnismaessig hirarchisch.
Gesteht man dem Mitspieler in der Funktion des Spielleiters nun keine entsprechend umfangreichen Rechte zu hat das zu Folge das er von den Mitspielern in der Funktion der Spieler in der Regel [1:1 Runden sind imho eher ausserhalb der Regel] prinzipiell ob der Masse ueberstimmt wird.
Desweiteren fehlt ohne die Regel der Mechanismus fuer eine einfache Konsensbildung.
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Offline Tim Finnegan

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #40 am: 31.07.2012 | 14:17 »
@Skiron:

Letztendlich wird an der Stelle jedwede Diskussion sinnlos. Wir haben hier den bereich "Soziale Kompetenz" betreten und dabei gelten andere Regeln.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.
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Offline Auribiel

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #41 am: 31.07.2012 | 15:19 »
@Skiron:

Was du sagst, hat Hand und Fuß, aber ich stelle es mir schwierig vor, solche Gedankengänge bzw. Strategien zur Lösung der von dir angesprochenen Probleme in die Rollenspielbücher zu packen. Mir als "altem Hasen" wird schon langweilig, wenn ich in jedem neuen Regelwerk nochmals die Einführung in "was ist Rollenspiel" drin habe. Kann ich natürlich überblättern. Aber wenn jetzt noch in jedem "guten" Regelwerk die Strategien zur Lösung von Unstimmigkeiten am Spieltisch aufgegriffen werden, sprengt das mMn den Rahmen des Regelwerks. Dann sollte man sich besser an Bücher wenden, die sich mit Rollenspiel auf anderer ebene befassen, also sich mit Theorie, dem Organisieren der Runde oder auch mit Spielleiten befassen.

Du beschreibst auch, wie man handhaben sollte, wenn es am Tisch zu Diskussionen oder mehr auszuarten droht. Hier halte ich das pauschale "Der SL sagt, was Sache ist" für eine gute Verallgemeinerung. Wenn in einer Runde derjenige festlegt, wie es weitergehen soll, der die meiste SL-Erfahrung hat oder der Hausbesitzer ist oder oder ist das sicher nichts, das man nicht nach eigenem Comfort in der eigenen Runde festlegen kann. Aber es gibt Situationen, in denen man einen Schiedsrichter braucht - im Spiel stellt diese Distanz der SL dar, weswegen zumindest ich die Erfahrung gemacht habe, dass viele Spieler eher dazu bereit sind, sich einem Machtwort des SL zu beugen, als dem eines "einfachen" Mitspielers.

Was man vor oder nach der Runde bespricht ist natürlich etwas anderes und sicher haben dort auch alle Spieler mehr oder weniger das gleiche zu Sagen. Und Absprachen über Comfort-Zone bzw. betreff Handhabung von Beherrschungsmagie usw. vor dem Spiel zu klären, ist auch eine gute Idee! ;)


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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #42 am: 31.07.2012 | 16:18 »
Mir als "altem Hasen" wird schon langweilig, wenn ich in jedem neuen Regelwerk nochmals die Einführung in "was ist Rollenspiel" drin habe.

Wobei man da sicher auch auf interessante Sachen kommt wenn man die Beschreibung von Rollenspielen in Rollenspielen vergleichen würde.
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #43 am: 1.08.2012 | 09:15 »
 
@Skiron:

Was du sagst, hat Hand und Fuß, aber ich stelle es mir schwierig vor, solche Gedankengänge bzw. Strategien zur Lösung der von dir angesprochenen Probleme in die Rollenspielbücher zu packen. Mir als "altem Hasen" wird schon langweilig, wenn ich in jedem neuen Regelwerk nochmals die Einführung in "was ist Rollenspiel" drin habe. Kann ich natürlich überblättern. Aber wenn jetzt noch in jedem "guten" Regelwerk die Strategien zur Lösung von Unstimmigkeiten am Spieltisch aufgegriffen werden, sprengt das mMn den Rahmen des Regelwerks. Dann sollte man sich besser an Bücher wenden, die sich mit Rollenspiel auf anderer ebene befassen, also sich mit Theorie, dem Organisieren der Runde oder auch mit Spielleiten befassen.

*lach* Da wird nicht nur Dir langweilig. Mir auch und ich bin definitiv kein "alter Hase".

In meinen Augen geht es nicht nur um Strategien zur Lösung von Konflikten, sondern auch um Strategien des Feedbacks zwischen Spieler, Mitspieler und Spielleiter. Feedback halte ich für notwendig um sich gegenseitig eine gute Orientierung zu geben, sowohl im positiven, als auch im negativen. Ich persönlich glaube, dass man nicht alles vor dem Spiel abklären kann, und ich denke, dass sich auch während der fortlaufenden Spielzeit Interessen verändern können und somit auch immer mal wieder eine Abklärung notwendig machen, was man gerne wie spielen würde, bzw. welchen Fokus man setzen möchte. Es findet sozusagen eine Reflextion über die Spielelemente und gemeinsame Spielweise statt. Dies ist im Grunde, wie Du sagst so selbstverständlich, dass es nicht erwähnt wird. Das führt aber dazu, dass es nicht wahrgenommen wird und somit auch nicht als zum Spiel gehörend betrachtet.

In meinen Augen geht es dabei nicht darum herauszufinden, was richtig oder falsch ist, sondern wie man Spielelemente (damit meine ich Interessen der Spieler/SL) koordiniert und Grenzen festlegt. Das kann nur Individuell sein, weil es von der Gruppe abhängt, die spielt und auch von den Umständen unter denen sie spielt. Gut ist es aber in meinen Augen dazu ein Instrument zur Verfügung zu haben.
Der Spielleiter hat Recht halte ich für diesen Zweck für völlig ungeignet.
Alle Spieler inklusive SL sind verantwortlich für ein gutes Spiel! Finde ich da schon geeigneter.

Aber Du hast natürlich Recht wie kann man das konkret und kurz fassen?

Du beschreibst auch, wie man handhaben sollte, wenn es am Tisch zu Diskussionen oder mehr auszuarten droht. Hier halte ich das pauschale "Der SL sagt, was Sache ist" für eine gute Verallgemeinerung. Wenn in einer Runde derjenige festlegt, wie es weitergehen soll, der die meiste SL-Erfahrung hat oder der Hausbesitzer ist oder oder ist das sicher nichts, das man nicht nach eigenem Comfort in der eigenen Runde festlegen kann. Aber es gibt Situationen, in denen man einen Schiedsrichter braucht - im Spiel stellt diese Distanz der SL dar, weswegen zumindest ich die Erfahrung gemacht habe, dass viele Spieler eher dazu bereit sind, sich einem Machtwort des SL zu beugen, als dem eines "einfachen" Mitspielers.

Ich beschreibe nicht wie man es handhaben sollte. ;-)
Ich schreibe, was ich sinnvoll finde und warum.

Ein Schiedsrichter ist normalerweise kein Teilnehmer am Spielgeschehen, sondern Beobachter des Spiels um unparteiisch zu sein.
Er wird notwendig, wenn zwei Manschaften gegeneinander spielen. Er bekommt von beiden Manschaften die Macht zugeteilt,
das Spielgeschehen nach den Regeln zu beurteilen, Regelbrüche zu sanktionieren und entscheidet damit über Sieg und Niederlage.

Man kann dem Spielleiter Schiedsrichterfunktion verleihen,
führt in meinen Augen aber auch zu der Haltung, der SL ist verantwortlich für ein gutes Spiel.
Er wird nicht mehr in erster Linie als Mit-Spieler angesehen.
Man betrachtet das Spiel als ein gegeneinander in dem es Siege und Niederlage gibt.

Für mich als Spielerin ist das eine bequeme Haltung, ich muss mich für vieles nicht mehr Mit-Verantwortlich fühlen.
Ich muss mir um vieles keine Gedanken mehr machen. Meine Haltung wird egoistischer und egozentrischer.
In meinen Aufgabenbereich fällt nun nicht mehr das ich mir Gedanken um das Spiel, die Regeln und die Interessen
meiner Mitspieler/SL machen muss und selbst für diese eintrete. Sondern der SL ist nun die Instanz an die ich mich wende,
damit dieser meine Interessen wahrt. Ich bin fein raus.

Hat allerdings den Nachteil, dass jeder Spieler eine Minimanschaft wird, der Spielleiter nicht mehr wirklich Mit-Spieler
und man vermutlich den Sieg oder die Niederlage darin sehen wird, eigene Interessen durchzusetzen.
In meinen Augen Haltungen, die einem gemeinsamen Spiel eher abträglich sind.

Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #44 am: 1.08.2012 | 09:47 »
Man hat eine Gruppe von Mitspielern die sich in Spieler sowie Spielleiter unterteilt.
Spieler sowie Spielleiter nehmen unterschiedliche Funktionen mit unterschiedlichen Verantwortungsbereichen, Aufwand, Handlungsmoeglichkeiten und dergleichen wahr und ist in der Konstellation Spieler / Spielleiter verhaeltnismaessig hirarchisch.
Gesteht man dem Mitspieler in der Funktion des Spielleiters nun keine entsprechend umfangreichen Rechte zu hat das zu Folge das er von den Mitspielern in der Funktion der Spieler in der Regel [1:1 Runden sind imho eher ausserhalb der Regel] prinzipiell ob der Masse ueberstimmt wird.
Desweiteren fehlt ohne die Regel der Mechanismus fuer eine einfache Konsensbildung.

Danke, das ist eine sehr einfache und schlüssige Formel.

Die Machtverteilung funktioniert hier in einer Balance, wenn man davon ausgeht, dass die Spieler alle dieselben Interessen haben.
In dem Moment in dem ein Spieler oder mehrere die gleichen Interessen haben, wie der SL gerät die Balance aus dem Gleichgewicht,
gegenüber den Spielern, die ein anders geartetes Interesse haben. Ebenso gerät die Balance aus dem Gleichgewicht, wenn der SL versucht dieses Recht zu benutzen um seine Eigeninteressen durchzusetzen.

Wenn man grob strukturiert, dann hat man Spielleiter/Aufgabenbereich/Eigeninteresse, Spieler/Aufgabenbereich/Eigeninteresse, Mitspieler/Aufgabenbereich/Eigeninteresse, Regeln=Handlungsanweisungen = das gemeinsame Spiel

Wie man hier die Aufgaben und Rechte verteilt, ist abhängig von der Gruppe die spielt.
Diese Verteilung hat allerdings Auswirkungen darauf wie das gemeinsame Spiel aussieht.




Offline Auribiel

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #45 am: 1.08.2012 | 11:00 »
In meinen Augen geht es dabei nicht darum herauszufinden, was richtig oder falsch ist, sondern wie man Spielelemente (damit meine ich Interessen der Spieler/SL) koordiniert und Grenzen festlegt. Das kann nur Individuell sein, weil es von der Gruppe abhängt, die spielt und auch von den Umständen unter denen sie spielt. Gut ist es aber in meinen Augen dazu ein Instrument zur Verfügung zu haben.
Der Spielleiter hat Recht halte ich für diesen Zweck für völlig ungeignet.
Alle Spieler inklusive SL sind verantwortlich für ein gutes Spiel! Finde ich da schon geeigneter.

Ich bin nicht sicher, ob wir aneinander vorbeireden? Ich sehe das "Der SL hat Recht" als legitime Aussage dazu, wer im Zweifelsfall während eines Konflikts am Spieltisch im Spiel erst einmal für klare Verhältnisse zu sorgen. Wie gesagt kann das die Gruppe individuell "hausregeln". Dieses "der SL hat Recht" sagt aber noch nichts darüber aus, wer die Verantwortung in der Gruppe trägt. Der SL ist in diesem Moment Schiedsrichter: Zwei Spieler oder Spieler und SL können sich in einer Situation nicht über eine Regelauslegung/Darstellung eines Sachverhalts einigen. Ehe es zu langwierigen Diskussionen kommt und die ganze Gruppe aus dem Spielgeschehen reicht, finde ich ein "jetzt ist gut, wir machen das jetzt erstmal so und nach dem Spiel wird drüber diskutiert, ob..." sinnvoll. Wenn natürlich der SL partout nicht aufhören will zu diskutieren, können ihn auch die Spieler auffordern, endlich weiterzuspielen.

Zitat
Aber Du hast natürlich Recht wie kann man das konkret und kurz fassen?

Ich beschreibe nicht wie man es handhaben sollte. ;-)
Ich schreibe, was ich sinnvoll finde und warum.

Was wäre denn mit "Im Zweifelsfall entscheidet der SL (denn der kennt den weiteren Verlauf) und empfohlen wird eine Nachbesprechung nach dem Spielabend"? Das geht wie gesagt von einem verantwortungsbewussten SL um, der nicht spielt, um die Spieler bzw. deren SCs vorzuführen.



Zitat
Ein Schiedsrichter ist normalerweise kein Teilnehmer am Spielgeschehen, sondern Beobachter des Spiels um unparteiisch zu sein.

Er wird notwendig, wenn zwei Manschaften gegeneinander spielen. Er bekommt von beiden Manschaften die Macht zugeteilt,
das Spielgeschehen nach den Regeln zu beurteilen, Regelbrüche zu sanktionieren und entscheidet damit über Sieg und Niederlage.

Man kann dem Spielleiter Schiedsrichterfunktion verleihen,
führt in meinen Augen aber auch zu der Haltung, der SL ist verantwortlich für ein gutes Spiel.
Er wird nicht mehr in erster Linie als Mit-Spieler angesehen.
Man betrachtet das Spiel als ein gegeneinander in dem es Siege und Niederlage gibt.

Das der SL nicht genau die selbe Position wie ein Spieler inne hat, wird für mich daran deutlich, dass der Spielabend flach fällt, wenn der SL nicht da ist, ein fehlender Spieler aber durchaus zu händeln ist. Der SL ist also - in meinen Augen - durchaus etwas mehr verantwortlicher für den Spielabend, als es ein Spieler ist. Klar kann auch der SL ohne Spieler nicht spielen, aber ich sehe ihn hier doch etwas mehr in der Verantwortung, als die übrigen Spieler. Und im Normalfall steckt er auch mehr Zeit in die Vorbereitung des Abends, als die Spieler dies tun. Ebenso kennt er den Plot - bei Sandboxen mag das anders aussehen, aber auch hier hat er gewisse Dinge vorbereitet. Sonst könnte man Sandboxen ja ohne SL spielen.

Zitat
Für mich als Spielerin ist das eine bequeme Haltung, ich muss mich für vieles nicht mehr Mit-Verantwortlich fühlen.
Ich muss mir um vieles keine Gedanken mehr machen. Meine Haltung wird egoistischer und egozentrischer.
In meinen Aufgabenbereich fällt nun nicht mehr das ich mir Gedanken um das Spiel, die Regeln und die Interessen
meiner Mitspieler/SL machen muss und selbst für diese eintrete. Sondern der SL ist nun die Instanz an die ich mich wende,
damit dieser meine Interessen wahrt. Ich bin fein raus.

Nunja, nur weil der SL MEHR Verantwortung als die anderen hat, sagt das doch noch nicht aus, dass die anderen KEINE Verantwortung mehr hätten?

Zitat
Hat allerdings den Nachteil, dass jeder Spieler eine Minimanschaft wird, der Spielleiter nicht mehr wirklich Mit-Spieler
und man vermutlich den Sieg oder die Niederlage darin sehen wird, eigene Interessen durchzusetzen.
In meinen Augen Haltungen, die einem gemeinsamen Spiel eher abträglich sind.

Nach mehreren Jahren Demokratie (und steigender Unzufriedenheit in der Runde), bin ich irgendwann dazu übergegangen, als SL vor dem Spiel mehr Bestimmungen festzulegen. Ich lasse immer mit mir reden, aber an bestimmten Vorgaben halte ich fest - z.B. habe ich SCs verboten, wenn ich aufgrund des Abenteuers wusste, dass sie unpassend sind*. Und siehe da, im Spiel funzte es plötzlich wieder besser. Auch die Zufriedenheit stieg wieder an, da viele Sachen nicht endlos ausdiskutiert wurden. Ich bin auch gerne bereit gewisse Elemente des Spielabends der Oberherrschaft eines anderen anzutragen: Wenn sich jemand mit den Magieregeln besser auskennt als ich, dann reiche ich diesem quasi das Mikro in entsprechenden Situationen weiter. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es dann am besten klappt, wenn man die Entscheidung dem überlässt, der sich am besten damit auskennt. Und das ist - was den Spielverlauf betrifft - der SL.
Ebenso würde ich einem Spieler aber auch die letztliche Entscheidungsgewalt über SEINEN Spieler zugestehen - wenn sich die Dame partout trotz gelungener Verführenprobe nicht dem Charmeur erliegenwill, dann tut sie das nicht (wobei ich mich als SL dann darüber freuen würde, wenn der entsprechende Spieler die Gewissenslage des SCs ausspielt, der zwar durchaus dem Charme des NSC erlegen ist, aber aufgrund der moralischen Bedenken abstand nimmt davon, den Gefühlen letztlich zu folgen etc.pp.).
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Offline Skiron

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #46 am: 1.08.2012 | 11:47 »
@Iribiel

Ich glaube wir reden teilweise in sofern aneinander vorbei, dass mir nichts daran liegt eine Vorschrift zu finden
oder ich auch nicht die Regel: Der SL hat Recht außer Kraft setzen muss oder will.

Und witzig ist, dass ich es tatsächlich so erlebe, dass meist die SL diskutieren, weil zumindest die ich kenne eine hohe Motivation
haben auf die Spieler einzugehen und auch gerecht sein wollen. Während sich die anderen vornehm zurückhalten, solange sie sich nicht betroffen wähnen. Man kann auch die Regel festlegen, es wird nach dem Spiel diskutiert. Oder nach 5 min. ergebnisloser Diskussion wird nach dem Spiel weitergeredet.

Natürlich braucht man dann immer noch einen, der für den Moment eine Entscheidung trifft. Allerdings erlebe ich es so, dass in den Bereichen in denen das leicht fällt, dies auch immer unter Zustimmung der Spieler geschieht. Oder Spieler Vorschläge machen und der Spielleiter diese absegnet. Ist der Spielleiter dafür zuständig, fällt ihm auch die Aufgabe zu diesen Vorschlag zu machen, ebenso wie sich hinterher weiter damit auseinanderzusetzen. Eigentlich kann aber jeder in der Runde dazu Vorschläge machen und ebenso kann jeder sich hinterher Gedanken dazu machen. Die Aufgabenverteilung verändert sich dadurch, im ersten Fall hast Du eine Person die Zuständig ist, im zweiten Fall hast Du die gesamte Gruppe die zuständig ist.

Ist mit Sicherheit eine Geschmacksfrage. :-)

Ich erlebe es nur so, dass ich teilweise eine andere Haltung habe, als meine Mitspieler, die ich als sehr geprägt von der Regel 0
sehe. Ich frage mich nun, was macht für mich dieser Unterschied aus. Und woher kommt dieser Unterschied.

Ein grundsätzlicher Unterschied ist wohl, dass meine Gewichtung mehr auf das gemeinsame Spiel ausgerichtet ist
und ich deshalb davon ausgehe, es liegt in meinem Interesse, das mir Grenzen gesetzt werden, weil ich ja möchte,
das es im Spiel gerecht zugeht. Ich möchte, dass ein Widerspruch kommt, wenn ich etwas erzähle, wenn Aktionen von mir als unplausibel in der Spielewelt wahrgenommen werden. Ich möchte, dass mir auch meine Mitspieler sagen, wenn ihnen etwas an meinem Spiel missfällt.

Aus diesen Gründen ist es für mich eigentlich leicht dem SL Autorität zuzugestehen auch weil mir viele schlechte Erfahrungen fehlen und ich sehr großes Glück mit meinem ersten Spiel den Mitspielern und vor allen Dingen dem Spielleiter hatte (der eine sehr hohe Kompetenz hat). Diese Autorität gestehe ich aber auch den Mitspielern zu.

Mir liegt daran Bescheid zu wissen, was welcher Spieler gerne spielt. Mir macht es gerade Spaß, dass die Spieler sehr unterschiedliche Vorlieben haben, mir liegt nichts daran sie von meiner Spielweise zu überzeugen. Im Zusammenspiel ermöglicht mir das Bereiche kennenzulernen von denen ich von mir selbst aus keinen Zugang habe. Ich möchte auf das eingehen, was sie gerne spielen, ebenso Rücksicht nehmen auf das was sie nicht mögen, aber natürlich möchte ich auch, dass ich spielen kann, was ich mag und auf mich Rücksicht genommen wird. Ich erwarte aber auch, wenn jemand etwas möchte, dass er sich dann Gedanken darum macht und wie sich das auswirkt auf das Spiel und welche Konsequenzen das für die Mitspieler hat.

In meiner Runde leiten eigentlich alle, alle sind superfit, was Lösungen angeht. Es wird gemeinsam gespielt, d.h. Änderungen werden auch gemeinsam festgelegt. Trotzdem mache ich den Unterschied aus, dass die Zuständigkeit unterschiedlich gesehen wird, je nach dem ob man Spieler ist, oder Spielleiter. Ich hatte es an der Regel 0 festgemacht.

Was wäre denn mit "Im Zweifelsfall entscheidet der SL (denn der kennt den weiteren Verlauf) und empfohlen wird eine Nachbesprechung nach dem Spielabend"? Das geht wie gesagt von einem verantwortungsbewussten SL um, der nicht spielt, um die Spieler bzw. deren SCs vorzuführen.

Wäre eine Möglichkeit zu schreiben: Im Zweifelsfall entscheidet der Spielleiter, der diese im Sinne der Spieler und des gemeinsamen Spiels verantwortungsbewußt trifft.

Diesen Zusatz sollte man nicht vergessen.  ;D




« Letzte Änderung: 1.08.2012 | 11:51 von Skiron »

Offline Auribiel

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #47 am: 1.08.2012 | 11:59 »
Natürlich braucht man dann immer noch einen, der für den Moment eine Entscheidung trifft. Allerdings erlebe ich es so, dass in den Bereichen in denen das leicht fällt, dies auch immer unter Zustimmung der Spieler geschieht. Oder Spieler Vorschläge machen und der Spielleiter diese absegnet. Ist der Spielleiter dafür zuständig, fällt ihm auch die Aufgabe zu diesen Vorschlag zu machen, ebenso wie sich hinterher weiter damit auseinanderzusetzen. Eigentlich kann aber jeder in der Runde dazu Vorschläge machen und ebenso kann jeder sich hinterher Gedanken dazu machen. Die Aufgabenverteilung verändert sich dadurch, im ersten Fall hast Du eine Person die Zuständig ist, im zweiten Fall hast Du die gesamte Gruppe die zuständig ist.

Ich sehe die Teilung hier nicht - vielleicht war meine Runde auch einfach diskutierfreudiger, als die Runden die du kennst. ;)
Wenn der SL Stop ruft und die Diskussionen auf NACH der Spielrunde verlegt, entnimmt das nicht den Rest der Runde daraus, Vorschläge zu Verbesserungen zu machen und natürlich macht sich jeder hinterher Gedanken. Nach wie vor ist nicht der SL allein dafür zuständig, nach der Runde die Nachbesprechung einzufordern, dies erfolgt meist von den betroffenen Spielern.


Zitat
Ich hatte es an der Regel 0 festgemacht.

Kurze Nachfrage zur Sicherheit: Was verstehst du unter Regel 0? Ich kenne sie als "Spiel nicht mit Idioten". Aber ich bin gerade verwirrt... @_@ (Liegt im Zweifelsfall an mir, nicht an dir...)

Zitat
Wäre eine Möglichkeit zu schreiben: Im Zweifelsfall entscheidet der Spielleiter, der diese im Sinne der Spieler und des gemeinsamen Spiels verantwortungsbewußt trifft.

Diesen Zusatz sollte man nicht vergessen.  ;D

 :d Ja, das hört sich gut an.


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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #48 am: 1.08.2012 | 12:07 »
Ich sehe die Teilung hier nicht - vielleicht war meine Runde auch einfach diskutierfreudiger, als die Runden die du kennst. ;)
Wenn der SL Stop ruft und die Diskussionen auf NACH der Spielrunde verlegt, entnimmt das nicht den Rest der Runde daraus, Vorschläge zu Verbesserungen zu machen und natürlich macht sich jeder hinterher Gedanken. Nach wie vor ist nicht der SL allein dafür zuständig, nach der Runde die Nachbesprechung einzufordern, dies erfolgt meist von den betroffenen Spielern.

Ich sehs wie Du. :-)
Sehe aber auch durchaus die Möglichkeit das man es anders interpretieren kann.

Kurze Nachfrage zur Sicherheit: Was verstehst du unter Regel 0? Ich kenne sie als "Spiel nicht mit Idioten". Aber ich bin gerade verwirrt... @_@ (Liegt im Zweifelsfall an mir, nicht an dir...)

Ne, liegt daran, dass die Regeln 0 einmal ist: Spiel nicht mit Idioten und auch: Der Spielleiter hat Recht.

Ich meinte hier natürlich: Der Spielleiter hat Recht
und werd versuchen ab jetzt auch so zu schreiben.

Offline Teylen

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Re: Der Spielleiter hat immer Recht! Der SL hat immer Recht?
« Antwort #49 am: 1.08.2012 | 12:09 »
Die Machtverteilung funktioniert hier in einer Balance, wenn man davon ausgeht, dass die Spieler alle dieselben Interessen haben.
In dem Moment in dem ein Spieler oder mehrere die gleichen Interessen haben, wie der SL gerät die Balance aus dem Gleichgewicht,
gegenüber den Spielern, die ein anders geartetes Interesse haben. Ebenso gerät die Balance aus dem Gleichgewicht, wenn der SL versucht dieses Recht zu benutzen um seine Eigeninteressen durchzusetzen.
In Bezug auf den ersten Punkt ist es im gewissen Rahmen 'natuerlich' das es bei einem Spiel eine Person in der Funktion des Schiedsrichter gibt.
Das heisst wohl kaum einer wuerde auf die Idee kommen den Schiedsrichter im Fussball das Recht auf die Regelhoheit abzusprechen und vorzuschlagen das ein Konsens hinsichtlich der Entscheide mit den Fussballspielern gefunden werden muss, wenn zwischen diesen Uneinigkeit hinsichtlich eines Regelentscheid herrscht.

Weitere Aspekt der Rollenspiel-spezifisch sind, ist das es einerseits keine klare Schiedsrichter Figur in der Form eines unparteiischen gibt. Schliesslich ist der Spielleiter idR. ueber die Regelhoheit hinaus in das Spiel, als Mitspieler integriert.
Andererseits das aufgrund des "playing Game" Ansatzes, das heisst dem "spielerischen Spiel", die Regeln selten vollstaendig beschreibend sind. Das heisst es gibt Aspekte des Spiels die mit unter bewusst wage gehalten wurde, das kann einerseits die Charakter Erschaffung/Hoheit betreffen, andererseits "weisse Regelflecken" sowie letztlich unpraezise Regeln. Weshalb ein Mitspieler die Regeln entsprechend staerker als beim Fussball - wo nur die Einhaltung ueberwacht wird - auslegen und zur Anwendung bringen muss.

Zum zweiten Punkt. Neben der Goldenen Regel "Der Spielleiter hat immer recht" findet sich oftmals innerhalb der Spielregeln die durchaus mitunter sehr strikt formulierte Vorgabe das der Mitspieler in der Funktion des Spielleiter gegenueber den anderen Mitspielern eine Dienstleistungs Mentalitaet haben soll, kurz deren Beduerfnisse beruecksichtigen und eben nicht den "Ich habe immer Recht!"[oder den "Fresst meine Story oder sterbt!"]-Tyrann geben darf. Zumindest findet sich bei V:tM knapp hinter der Goldenen Regeln ein Absatz zu "Entertain them".
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