Autor Thema: Angst vor Compels  (Gelesen 1594 mal)

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chiborg

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Angst vor Compels
« am: 5.12.2012 | 21:22 »
Ich gestehe: ich habe Angst vor Compels als Möglichkeit, Spieler "in Schwierigkeiten zu bringen". In meiner beschränkten Vorstellung gibt es dabei nur zwei mögliche Ausgänge:

a) Die Situation eskaliert, der Spieler versucht sich zu retten und muss mindestens den gerade gewonnen Fate Point ausgeben.
b) Die Auswirkungen hängen dem Spieler noch einige Zeit nach. Sobald ca. 5 Sessions vergangen sind, hat der Spieler so viele widrige Umstände gegen sich, dass er entweder die Lust verliert oder ich als SL den Überblick.

Kann mir jemand sagen, wo mein Denkfehler liegt bzw. wie ihr Compels so einsetzt, dass sie Spaß machen?

Callisto

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #1 am: 5.12.2012 | 21:35 »
Den Spaß beim Ausleben eines negativen Aspekts. Aber dafür hab ich mich für diesen Aspekt meines Charakters entschieden. Ich entscheide mich ja für einen bestimmten Aspekt, weil mir der Spaß machen würde. Und auch mit negativen Traits kann man zum Ziel kommen. Der Weg könnte schwieriger sein, ja. Aber noch lange nicht spaßvernichtend.

Offline Haukrinn

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #2 am: 5.12.2012 | 21:37 »
Zu a) Das ist die falsche Herangehensweise. Der Spieler muss den Compel natürlich auch annehmen. Warum soll er also dagegen arbeiten? Der Weg ist versperrt, aber sucht man einen anderen. Um nichts anderes geht es ja - etwas generell durch einen Compel verbieten ist sicherlich nicht der richtige Weg. Bestimmte Handlungsoptionen ausschließen oder die Situation verkomplizieren - das ist der richtige Weg.

Zu b) Ein Compel soll sich direkt auswirken. Er bringt den Charakter jetzt, in dieser Situation in Schwierigkeiten. Nicht irgendwann später. Ich würde einen Compel nie über eine Szene hinaus ziehen. Wie Du schon selber bemerkt hast - wer soll denn da noch den Überblick behalten?
« Letzte Änderung: 5.12.2012 | 21:40 von Dr. Jan Itor »
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Offline Blechpirat

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #3 am: 6.12.2012 | 15:27 »
Das wichtige ist wohl, dass man grundsätzlich Compels als etwas versteht, was Spaß macht. Denk mal an die Szene aus Lethal Weapon, wo der alte dunkelhäutige Polizist auf einer Toilette sitzt und merkt, dass eine Bombe losgeht, wenn er aufsteht. Fiese Sache (für den Spieler des Cops), aber lustig für alle. FATE ist für Spieler, die kein Problem damit haben, der Cop auf der Bombe zu sein.

Und da du dir als Spieler einen großen Teil der Aspekte aussuchen darfst UND zudem mit SL auch noch darüber verhandeln, was ein Compel für dich bedeutet, sollte eigentlich ein Compel nur solche Sachen erzwingen, die du als Spieler auch willst.

Und natürlich hat Itor recht: Ein Compel hält nur eine Szene. In der Folgeszene ist der Effekt verflogen - oder es gibt wieder einen Chip, weil du als SL neu reizt.

Online 1of3

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #4 am: 6.12.2012 | 15:46 »
Deine Interpretation (a), chilborg, finde ich völlig akzeptabel. Compels sind in gewisser Weise nichts anderes als eine Möglichkeit, Taschenlampenfallenlassen sozial akzeptabel zu machen.

Offline Toey

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #5 am: 6.12.2012 | 15:48 »
FATE ist für Spieler, die kein Problem damit haben, der Cop auf der Bombe zu sein.

Das ist mal wirklich ein passender Vergleich! Ernsthaft, das trifft es wirklich genau.  :d

Zu a) Was die anderen schon geschrieben haben. Bzw. und wenn der Spieler den Fatepunkt gleich wieder ausgibt, na und? Fatepunkte müssen fließen.

Zu b) Da hätte ich Chiborg jetzt eher so verstanden, dass er befürchtet die Folgen, die entstehen könnten lange nachhallen. Es geht weniger um den direkten Compel, sondern um die Konsequenzen, die der Spieler/Charakter durch sein Handeln aufgrund des Compels tragen muss. Auch da sag ich: na und? Der Spieler muss sich im Klaren darüber sein, dass das Compellen seiner Aspekte auch auf lange Sicht folgen haben kann. Im Idealfall will er das sogar. Das trägt, wenn's richtig von beiden Seiten gehandhabt wird, zum Storytelling und/oder Charakterspiel bei.

Ergo: keine Angst - deine Spieler sollten in Schwierigkeiten gebracht werden wollen.
Falls du aber das Gefühl hast, dass deine Spieler das anders sehen, solltet ihr vielleicht mal darüber reden . . .


Offline Grubentroll

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #6 am: 6.12.2012 | 15:54 »
Compels sind in gewisser Weise nichts anderes als eine Möglichkeit, Taschenlampenfallenlassen sozial akzeptabel zu machen.

Schöner Satz.  ;D

Offline Haukrinn

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #7 am: 6.12.2012 | 16:16 »
Und meiner Meinung nach nicht ganz richtig. Es ist ja der SL der den Compel initiiert, nicht der Spieler. Also wenn dann Taschenlampenfallenlassenwerder.  ;)
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Re: Angst vor Compels
« Antwort #8 am: 6.12.2012 | 17:09 »
Es gibt doch explizit einen Absatz zum selbst Compellen.

Offline Dragon

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #9 am: 6.12.2012 | 17:22 »
Zitat
Da hätte ich Chiborg jetzt eher so verstanden, dass er befürchtet die Folgen, die entstehen könnten lange nachhallen. Es geht weniger um den direkten Compel, sondern um die Konsequenzen, die der Spieler/Charakter durch sein Handeln aufgrund des Compels tragen muss. Auch da sag ich: na und? Der Spieler muss sich im Klaren darüber sein, dass das Compellen seiner Aspekte auch auf lange Sicht folgen haben kann. Im Idealfall will er das sogar. Das trägt, wenn's richtig von beiden Seiten gehandhabt wird, zum Storytelling und/oder Charakterspiel bei.
Wir haben so einen Fall sogar gerade:
Der Char ist ein Draufgänger und schmeißt sich an jede Frau ran (und sieht natürlich auch entsprechend gut aus und hat Kohle). Bei der Letzten ging der Schuss etwas nach hinten los. Da er mit meinem Char (weiblich) gerade das Ehepaar mimen musste, dass sich in einem Hotel einquartiert und er das flirten an der Rezeption nicht lassen konnte (was mein Char entsprechend hat reagieren lassen), hat der SL beschlossen, dass die Frau hinter der Rezeption eine irre Stalkerin ist, die dermaßen auf sein geflirte anspringt, dass sie ihm später folgt.
Der Reizvorschlag erfolgte hier durch einen Zettel, den der Char später in seiner Tasche fand ("Triff mich da und da...") und dem Spieler war auch klar was passieren würde und nahm das an.
Das er die Frau aber nun an den Hacken hat, könnte sich auch in noch kommenden Szenen auswirken (sie hat seinen Wagen zerkratzt, er will sie verklagen usw.).
Wir haben das jetzt so gelöst, dass - sollte es durch diese Fall wieder nachteile geben - dann gilt das als neues reizen... da seh ich nicht das Problem Dinge auch längerfristig weiter laufen zu lassen.
Würde man als SL ja sonst auch machen, nur in anderen Systemen gäb es nix dafür^^

Offline Radulf St. Germain

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Re: Angst vor Compels
« Antwort #10 am: 8.12.2012 | 08:04 »
Ich sehe bei Compels auch die Gefahr, dass man leicht auf Abwege kommt und man als Spieler 2-3 Fate bezahlt für das eine, das man bekommen hat. Den einen oder anderen Compel habe ich schon bereut....

Aber: Wenn man die Aspekte seiner Spieler gut kennt, dann kann sich im Vorfeld überlegen, wie man diese nutzen kann um die Story voranzubringen.

Beispiel: Ein Charakter mit großer Familie erfährt, dass die Gegner seine Nichte entführt haben. Das ist ein Nachteil, weil sie es gegen ihn verwenden können aber treibt die Geschichte voran, weil dadurch neue Spuren auftauchen.