(Vorab sorry für die Quotingschnitzel, aber nach ein paar Anläufen erschienen mir andere Ansätze, auf die einzelnen Poster Bezug zu nehmen, noch unübersichtlicher.)
Die Frage ist also nicht, ob sich Roboter selbst warten und vermehren können, sondern ob das dann eine Zivilisation ist.
Wie wir es nennen, ist mir ehrlich gesagt Wurst. Meine Kernfrage ist: wird es realistischerweise zu einer Konstellation kommen, in der Menschen für die Existenz des im Entstehen begriffenen Mensch/Maschine-Konglomerats überflüssig werden? Welche Faktoren arbeiten in dieser Richtung, welche dagegen?
Wie erklärst du die künstliche Intelligenz die neue Erfindungen hervorbringt und somit dann den Menschen überflüssig macht?
Muß ich sie erklären? Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Automatisierung bislang noch jeden Bereich erschlossen hat, von dem noch kurze Zeit zuvor gesagt wurde, "dazu" würden sie nie imstande sein. Eine dieser "Bastionen" ist die Kreativität, und meiner Ansicht nach unterscheidet sich diese nicht prinzipiell von irgendeiner anderen.
(Ich könnte jetzt auch eine detaillierte Antwort aus der Warte von 12 Berufsjahren in der Softwareentwicklung geben, aber diese Diskussion ist in meinem Sinne nicht Zweck dieses Threads.)
Mal ganz davon abgesehen, daß mir dieses Bild Angst macht
Warum?
Weil ich keinen Wert darauf lege, "wegrationalisiert" zu werden?
In Bezug auf die SF: Ich möchte Geschichten über Menschen spielen, lesen und schreiben, nicht über Maschinen, die den Menschen jede Mühe, jede Arbeit und jedes Risiko abnehmen. Wenn realistischerweise die Menschlichkeit aus der Zukunft verschwindet, dann ist das keine Zukunft, mit der ich mich in irgendeiner Form befassen möchte.
Ich denke, was sich da so "falsch" anfühlt, ist der Gedanke an humanoide Roboter.
Ähm, wo, bitte, siehst du in meinem Eingangsposting irgendwo etwas von "humanoid"? Davon habe ich weder geredet, noch irgendetwas in dieser Richtung gemeint.
Was sich für mich "falsch" anfühlt, ist generell der Gedanke an eine durchautomatisierte Zukunft. Eine, in der wir Menschen nicht nur harte körperliche Arbeit an die Maschinen abgegeben haben, sondern auch alles, was Feingefühl erfordert, geistige Routineaufgaben, komplexere geistige Problemlösungen und in letzter Konsequenz auch unsere Selbstbestimmung. Ob die Maschinen jetzt wie Menschen aussehen (was ich selbst ebenfalls für höchst unwahrscheinlich halte) oder sich eher ein komplett vernetztes "Maschinenwesen" aus Computern, Scannern, Kameras, Mikrophonen, Kühlschränken, Kaffeemaschinen und autonomen Staubsaugern bildet, ist mir dabei herzlich egal. Als blanken Horror empfinde ich die Vorstellung so oder so.
Ich empfinde sie aber auch - und das meine ich mit "falsch" - als unrealistisch. Ich kann es nicht greifen, aber mein Bauchgefühl sagt mir, so etwas paßt auf lange Sicht nicht ins Universum. Und ich wüßte gern konkret, warum - oder ob mein Bauchgefühl hier einfach daneben liegt.
Aber ich denke, dass der Großteil der Welt neue Technik begeistert aufnimmt und von ihr immer mehr durchdrungen wird. Wobei ich das nicht als negativ empfinde: Wenn die Maschinen die ganze Arbeit erledigen, bleibt mir mehr Zeit, meinen Hobbies nachzugehen.
Das klingt im ersten Moment paradiesisch; ich bin aber überzeugt, daß ein solches "Schlaraffenland", in dem die Menschen von jeglicher Notwendigkeit befreit sind, in kürzester Zeit zum Massengrab der atmenden Leichen mutieren würde.
Notwendigkeit, Unzufriedenheit und Ärger mögen nicht besonders angenehm sein. Aber sie halten uns in Bewegung. Und wenn wir ein Problem überwunden haben, gibt uns dies das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
Wenn es aber zur rein freiwilligen Angelegenheit wird, ob man sich einem Problem überhaupt stellen will; und wenn es einem zu mühsam wird, dann ruft man eben die Maschine, die es wegmacht, dann baut sich auf lange Sicht Frustration auf. "Dieser Roboter kann mein Leben viel besser führen als ich selbst." Du wirst zweite Wahl in ausnahmslos jeder Hinsicht. Du lebst im Schatten bedingungslos gehorsamer, dir ansonsten aber in jeder Hinsicht turmhoch überlegener Diener.
Vielleicht habe ich auch nur einfach einen an der Waffel, aber wenn ich mich auch nur für ein paar Minuten in ein solches Leben hineinzudenken versuche, erfaßt mich der Drang, brüllend wegzurennen. Die bloße Kraft des Vergleichs und das Gefühl, für mein eigenes Leben vollkommen überflüssig zu sein - sorry, aber ich kann den Ekelreflex körperlich spüren. Es schnürt mir die Luft ab. Wenn ich hier der einzige bin, der so empfindet, OK, dann bin ich wohl ein Auslaufmodell einer veralteten Menschheit. In diesem Fall werde ich mich schweren Herzens von der SF als Genre verabschieden müssen, denn eine Zukunftsvision "mit Menschen", die aber offensichtlich unrealistisch romantisiert ist, empfände ich als genauso unbefriedigend wie eine realistische "ohne Menschen". (Und ja, ein vollautomatisiertes Schlaraffenland wäre für mich "ohne Menschen"; zumindest ohne etwas, das ich als Menschen ansehen würde.)
@Euli: Danke übrigens für den Literaturtip zum "Sternengeist". Mal gucken, was Anderson dazu geschrieben hat.