Und da das Erzeugnis zudem wohl nicht für Zaster angeboten wird, könnte man es vielleicht unter "seltsam an den Mann gebrachte Fanfiction" verbuchen.
So einfach ist der Fall an sich nicht... bei Vampire: The Masquerade geht es ja auch um Markenrecht. Und Markenrecht muss, meines Wissens nach, aktiv verteidigt werden, sonst verfällt die Marke. Da ist es jetzt also ein Verlag aus München, der ein Buch "vertreibt", in dem mit Begriffen aus VtM nur so um sich geworfen wird. Im Buch ist vorne zwar das Copyright von CCP, hf angegeben, aber hinten im Impressum behält sich der Verlag alle Rechte am Buch vor. Ein Disclaimer, dass das Buch keine Copyright-Verletzung darstellen soll, fehlt völlig. Rein theoretisch könnte der Verlag als nächstes Melville: Das abartige Vampir-Rollenspiel raus bringen und sich dabei auf Figuren, Ereignisse usw. aus dem Roman stützen. Dann hat CCP, hf auf einmal ein echtes Problem, weil sie das Risiko haben, das weite Teile ihres geistigen Eigentums abhanden kommen.
Wegen solcher Möglichkeiten unter EU-Recht hat Games Workshop übrigens vor ein paar Jahren die Veröffentlichung eines WH40K-Fanfilms in letzter Minute untersagt.
Die Autorin behauptet ja, sie hat eine Genehmigung von White Wolf bekommen. Da ist nur die Frage wann und ob CCP, hf sich darüber im Klaren ist bzw. zu der Vereinbarung steht. White Wolf als eigenständige Firma gibt es, glaube ich, seit 2008 nicht mehr. Und mit Ende 2012 gibt es auch keinen Imprint White Wolf mehr. Die Vereinbarung dürfte also fragwürdig sein...
Postmortem Studio hat vor über 10 Jahren übrigens ein kostenloses Neverwhere Rollenspiel rausgebracht. Vorne im Text war auch immer der Brief von Neil Gaimans Agent abgedruckt, der quasi sagte, solange Postmortem damit kein Geld macht, ist es ihnen egal. Wenn die Autorin eine ähnliche Erlaubnis hat, wäre es auch gut gewesen, sie im Buch unterzubringen.
Ansonsten habe ich in das Machwerk mal rein gelesen und mich gegruselt. Nicht wegen der Geschichte, sondern wegen der Erzählweise. Das Buch liest sich wie ein schlechter LARP Bericht mit eingesprenkelten Sadomaso Szenen. Noch dazu gibt es für den passionierten Rollenspieler hier einige Merkwürdigkeiten. Es wirkt einfach wie ein schlechtes Vampire-LARP. Ich frage mich, wer den Schwachsinn für die gute Autorin geleitet hat...
Thema: Buchtip Melville (Gelesen 1580 mal)
