Autor Thema: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück  (Gelesen 13967 mal)

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Online Jiba

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[Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« am: 7.03.2014 | 19:04 »
Hallo zusammen,

so, ich stelle hier kurz meine Initialidee für den FATE-Settingwettbewerb dar. Ist noch nichts spruchreif, aber ich mach mir schon mal Gedanken, lese viel und mache mir erste Notizen.

Natürlich spielt die Geschichte in Deutschland (oder vielleicht eher: Zentraleuropa mit Fokus auf Deutschland und Österreich). Ich will mit dem Setting jenen wenig behandelten Zeitraum zwischen dem absolutistischen Barock (die klassische Mantel-und-Degen-Epoche) und der Hoch-Industrialisierung (die klassische Steampunk-Zeit) abdecken. Sprich: Das Ganze spielt auf der Höhe des Napoleonischen Zeitalters und hängt irgendwo zwischen Mantel-und-Degen und Steampunk – obwohl, weniger Steam- als vielmehr Clockpunk mit Uhrwerk, Zahnrädern und Automaten.

Das ist aber nur eine Dimension: Besondere Relevanz werden für mich die Motive und Texte der deutschen Romantik (und z.T. des Sturm und Drang) haben. Die Welt ist also magisch, voller Naturgeister und Fabelwesen, aber auch voller Schrecknisse (wobei ich versuche mich da von den Klischees der modernen Urban-Fantasy ein stückweit zu lösen, ohne dass die Sachen gleich vollkommen unbekannt werden – es sicher wird Vampire geben, aber ich werde sie wohl eher Vourdalak nennen und sie werden ein paar Implikationen haben, die man über die Jahrhunderte bei den Jungs eher vernachlässigt hat.) Insgesamt werden natürlich auch Märchen eine Rolle spielen und die Nacht wird eine besondere Bedeutung haben: Heute morgen kam mir die Idee, dass die Welt sich in der Nacht weitet und die Nachtlande freilegt, echte geographische Gebiete voller Wunder und Schrecken, die nur Nachts bereist werden können. Wenn die Menschen schlafen kommt quasi die Zeit der Nicht-Menschen, wie Zwerge (im germanischen und Schneewitchen-Sinne), Riesen, Wassermänner, Gespenster... aber da will ich mich noch nicht so festlegen.

Zusätzlich gibt es noch Genien, über deren Rolle ich mir noch nicht so im Klaren bin, aber es soll etwas Magisches sein. In jedem Fall ist es eine Magieform, die in die Geschichten der Welt eingreift, bzw. die Welt als Geschichte begreift und sie so formen kann (schwups, hätte man eine Ingame-Erklärung für Aspekte und Faktenschaffen und Ähnliches). Insofern wären wahrscheinlich alle SCs zugleich Genien (Genies?) und den Nachtlanden zugeneigt. Schließlich will ich noch den Gegensatz zwischen Romantik und Klassik herausarbeiten, wobei die Klassiker, als jene die die Romantik ablehnen, sehr gut als Inquisitoren, Skeptiker und Bekämpfer der Nachtlande verstanden werden können. Romantik ist Gefühl, Klassik ist Verstand und dieser Gegensatz wird eine Rolle spielen (hey, warum nicht Schiller und Goethe, als zwei der großen NSCs als Gegner inszenieren, wobei der eine (wahrscheinlich Goethe) eher die Romantik vertritt und der andere (wahrscheinlich Schiller) eher die Klassik; die beiden als Gegner mit jeweils magischen bzw. Automaten-Kräften stelle ich mir spaßig vor). Insofern spielt übrigens auch die Philosophie der Zeit eine Rolle und der klassische Magier dieser Zeit ist eigentlich der Philosoph: Der olle Kant könnte eine ganz neue Strömung sein, die die beiden vorherigen Strömungen Empiromantie und Ratiopathie miteinander verbindet. Kant als einer der größten Zauberer seiner Zeit. Ach ja, und da gibt es natürlich noch die Vier-Säfte-Lehre, die sich als zutreffend herausstellt: Die vier Temperamente (Phlegmatiker, Choleriker, Sanguiniker und Melancholiker) werden also auch noch irgendwie da rein gewurstet. Natürlich wird auch der Mesmerismus eine Rolle spielen.

Großer Widersacher im Setting ist natürlich der buchstäblich unsterbliche Napoleon, genannt Bonapparate, der mit seinen Uhrwerksoldaten die Rheinlande besetzt hält. Und dann gibt es natürlich noch die „Blaue Blume“, nach der er und alle anderen irgendwie suchen, aber das muss ich noch ausklamüsern. Wie gesagt: Ist noch nichts spruchreif.

Inspirationen:
  • Der Sandmann und Die Elixiere des Teufels von E.T.A. Hoffmann – aber auch seine restlichen Werke – sind sozusagen Hauptinspiration
  • Sonstige Werke der romantischen Phantastik, wie etwa Ludwig Tieck's Runenberg oder Fouqués Undine; sicher auch Edgar Alan Poes Frühwerke
  • Die romantische Literatur allgemein, vor allem Volkslieder und Wandergeschichten; Heines Buch der Lieder wird sicher wichtig sein
  • Ausflüge in den Sturm und Drang (Die Räuber...) und die spätere Schauerphantastik (Der Golem...)
  • Die Märchen und Sagen, wie sie die Gebrüder Grimm und Hans Christian Andersen erzählen (lese grade die Grimm'sche Sagensammlung... da ist pures Gold dabei!)
  • Der Roman Das Erlkönig-Manöver liefert ziemlich genau das abenteuerliche Mantel-und-Degen-Flair, was mir vorschwebt... das als Rollenspiel kommt dem, was ich will, schon ziemlich nahe; besonders weil Napoleon hier auch als Widersacher auftritt
  • Die Filme Brother's Grimm und Hänsel & Gretel – Hexenjäger (letzterer ist wirklich Mist, aber das Flair stimmt prinzipiell)... für mehr Filme muss ich noch ein wenig recherchieren
  • ...

Soweit die Initialzündung. Stelle ich erstmal zur Diskussion, ich fuchse mich rein und arbeite die Details aus. Als erstes werde ich das Setting beschreiben müssen und die Frage zu beantworten haben, was die Spielercharaktere genau tun werden. Ich glaube ich muss mal in die Designprinzipien der Forge reingucken.
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Nocturama

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #1 am: 7.03.2014 | 19:09 »
Klingt gut  :d Und auch wenn die Zeit und der Märchenfokus ähnlich ist, sehe ich doch einen ordentlichen Unterschied zu meinen schizophrenen Anime-Superhelden  ;D
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Offline rollsomedice

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #2 am: 7.03.2014 | 21:05 »
Spannend  ;D

Offline La Cipolla

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #3 am: 7.03.2014 | 23:18 »
Ja, ey, das is doch was ganz anderes als Anime-Bubblegum. :D Und sehr geil bisher. Wenn von den einzelnen Aspekten nicht zu viel drin ist (!), könnte das eine sehr, sehr organische Mischung werden. Also wohlüberlegte Kleckse aus Magie, "Clockpunk" etc., nicht einfach alles in einem Topf. Ich hab gerade zu 100% eine "deutschere" Version der Arcadia-The-Wyld-Hunt-Erweiterung King Ironheart's Madness vor Augen. Würde ich wahnsinnig gern spielen. ^^ Und zwar gern auch als größere Kampagne, sozusagen ein richtig schönes "Setting" (die Diskussion steht ja gerade im Smalltalk-Thread).

Zitat
Gegensatz zwischen Romantik und Klassik herausarbeiten

Mein Deutschlehrerherz macht einen Sprung! <3 Auch wenn man es mit sowas vielleicht nicht übertreiben (bzw. es im Hintergrund lassen) sollte. Und ich fände es persönlich schade, wenn das Setting wertet (ich sag nur "früher war alles besser und die böse Technik macht alles putt!"), sowas wirkt imho immer etwas ... cheap, zumindest im Jahr 2014. Was natürlich nicht heißt, dass die Leute IM Setting nicht werten sollen. ;D
« Letzte Änderung: 7.03.2014 | 23:20 von La Cipolla »

Offline Nocturama

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #4 am: 8.03.2014 | 09:25 »
Nachdem ich es gerade noch mal gründlich gelesen habe: Ich finde die Idee mit dem "Nachtdeutschland" sehr cool. Dabei stelle ich mir aber mehr eine leichte Schauerromantik vor und gar nicht mal so sehr pulpiges Clockpunk. Eher Dörfer, in denen nachts alle Fenster und Türen verrammelt werden und keine Degenduelle gegen Uhrwerkmenschen (wobei "Bonapparate" schon ein geiles Wortspiel ist  ;D).

Ich finde, man könnte Klassiker und Romantiker auch durchaus gleichwertig verwenden, ohne die Romantiker als die "guten gefühlvollen" und die Klassiker zu den "kalten Logikern" zu machen. Diese Dichotomie fände ich auch etwas fad, aber ich bin wohl auch mehr ein Klassiker-Mädchen  ;)
Mir fällt auf Anhieb nicht mehr ein als "Klassiker können die Nachtlande eindämmen, Romantiker können sie beeinflussen", aber vielleicht ist es trotzdem eine Anregung für dich.
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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #5 am: 8.03.2014 | 14:20 »
@Nocturama und La Cipolla: Die "Nachtlande" sind auch mein stärkster Hook bis jetzt. Ich finde ihr habt Recht: Klassik und Romantik sollten gleichberechtigt sein und zwei Denkrichtungen darstellen. Danke übrigens Nocturama: Das mit Klassik als Eindämmer und Romantiker als Beeinflusser ist sehr, sehr gut. Da werde ich weiter dran feilen.  :)
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Offline achlys

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #6 am: 8.03.2014 | 19:50 »
Ein Setting das es erlaubt ganz unverfroren mit Gedichtzitaten um sich zu werfen. Sehr geil.

Zu Deinem Setting auch einen Buchvorschlag: Löhr, Robert: Das Erlkönigmanöver; Piper: 2007
Goethe, Schiller, Brentano, Arnim, Kleist und A. Humboldt sind im Auftrag von Fürst Carl August unterwegs, um den wahren König von Frankreich aus den Zwängen der Bonapartisten zu befereien.
Das ganze ist zwar eher ein "historischer" Mantel- und Degenroman und weniger mit romantischen Motiven aufgeladen, aber vermittelt ein Feeling für diese Epoche.

Ansonsten: Ich würde in diesem Setting auch die Sturm&Dränger nicht zu kurz kommen lassen. Quasi als die aktive, schlag- und kampffertige Fraktion gegen die / das Böse/n.

Ladidadi

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #7 am: 8.03.2014 | 20:06 »
Das ist wirklich ein sehr schönes Setting. Ich hatte auch mit dem Märchenthema geliebäugelt, aber ich glaube, das Feld überlasse ich dir  :) Da sind noch so viele andere tolle Ideen mit drin... Hervorragend!
Ich hoffe, dieses Setting am Ende fertig lesen zu dürfen!

Online Jiba

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #8 am: 9.03.2014 | 07:31 »
Zu Deinem Setting auch einen Buchvorschlag: Löhr, Robert: Das Erlkönigmanöver; Piper: 2007

Guck mal in meine Inspirationen. Dieser Roman ist bereits ein Hauptinspiration.  :D
(Ich frage mich im Übrigen, warum es den noch nicht als Film gibt. Das ist 1a Actionfilm-Stoff mit gewissem Anspruch.)

Und danke noch für deine anderen Einwände. Jetzt habe ich sofort einen (unreinen) Reim gefasst:

Sturm und Drang!
Mit dem Schwert voran!
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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #9 am: 9.03.2014 | 07:42 »
Ach geil, das liefert doch gleich mal Inspiration:

http://de.wikipedia.org/wiki/Höllenmaschine
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Offline achlys

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #10 am: 9.03.2014 | 09:25 »
Hallo Jiba,
ja, jetzt beim zweiten Lesen Deines Posts ist es mir dann auch aufgefallen...  ~;D


Online Jiba

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #11 am: 17.03.2014 | 21:52 »
Okay, jetzt habe ich ein bisschen gelesen, mir ein paar Gedanken gemacht und eine erste Ahnung, worum es grob gehen wird. So wie ich mein Setting aufbauen will, wird es in eine schauerliche Richtung gehen. Es wird nicht per se Horror, aber es wird darque Elemente haben (hauptsächlich in Form der Bedrohungen der Nachtlande und Bonapparates). Dazu die Dualität zwischen Aufklärung/Klassik und Sturm und Drang/Romantik, ohne dass eine der beiden Seiten klar favorisiert werden.

Das Setting werde ich komplett auf das Gebiet des Rheinbundes konzentrieren. Andere Großmächte wie Preußen, Bayern etc. spielen eine gewisse Rolle in Einzelpersönlichkeiten, aber der Rhein als natürliche Grenze zwischen dem französischen und deutschen Staatsgebilde, das finde ich spannend. Vor allem, wenn einzelne Rheinbundstaaten in Zusammenhang mit den Nachtlanden zu semi-magischen Gebilden werden.

Was die Spielercharaktere tun:
Die Spielercharaktere würde ich zumindest in meinem 20-seitigen Settingentwurf gerne als Feinde Napoléons inszenieren... bzw. andersherum Napoléon als Feind der SCs. Ich glaube bei der ganzen Sache, wo ich eigentlich hinwill, trete ich noch Wasser. Die Nachtlande scheinen das zentrale Element zu sein: Sie erscheinen bei Nacht, wenn die Welt sich weitet und können bereist werden. Sie haben auch ihre eigenen Herrscher und „Movers & Shakers“: Der Erlkönig, Kaiser Friedrich Rotbart, die Loreley, der Sandmann, etc. Es kann durchaus sein, das Bonapparate mit den Finstereren von ihnen Bündnisse hat. Der gute Napoléon sucht nämlich die blaue Blume (Goethe nannte sie „Urpflanze“), den Ursprung allen Lebens und allen Übersinnlichen. Ich muss noch einen schönen Mythos um diese Blume stricken, aber prinzipiell wird es wohl darum gehen. Die „Blaue Blume“ wird möglicherweise auch unsere beiden Gruppen, die Romantiker und die Klassiker voneinander unterscheiden: Ich werde die beiden Gruppen wohl erstmal unter den Labels Nachtwanderer (Romantiker; jene, die die Nachtlande bereisen und ihre Mysterien in sich aufnehmen; Rauschsubstanzen spielen in ihren Ritualen eine Rollen; Wahnsinn ist eine Möglichkeit, wenn was ganz furchtbar schief läuft; ihre Temperamente sind Sanguiniker und Melancholiker) und Nachtwächter (Klassiker; jene, die die Nachtlande eindämmen, unter Kontrolle halten, etc; die Philosophie der Aufklärung und die antiken Elemente spielen bei ihnen eine Rolle; ihre Temperamente sind Phlegmatiker und Choleriker). Mir fällt grade auf, dass ich sogar jeder Epoche ein eigenes Temperament zuordnen könnte. Aber das ist grade ja noch Spielerei.

Ich habe schon einzelne Ideen, was ich mit welchen historischen NSCs machen könnte. Ich möchte auch historische Gruppen magisch aufladen und ihnen Agendas geben (Schiller ist NICHT tot, Novalis in den Nachtlanden verschollen, Goethe sucht die Blaue Blume, um seinen Freund wiederzubeleben, etc.). Als erstes werde ich in den nächsten Tagen ein wenig über die Nachtlande nachdenken und die komplett durchdringen. Auch werde ich mich auf ein Jahr festlegen, wo das Ganze spielt.

Zu den Regeln:
Auch wenn ich gerne sämtliche Fertigkeiten nach Settingkollorit umbenennen wollen würde... ich widerstehe der Versuchung. Es wird sicher eine Fertigkeit „Poesie“ im Sinne der „Universalpoesie“ geben, womit man zaubern kann (und zwar in Reimform!!!)

@Nocturama: Sorry, aber Bonapparate wird bleiben. Wobei ich dazusagen muss, dass die Clockpunk-Elemente sich etwa auf dem Niveau von Hoffmanns Erzählungen befinden, sprich: Es gibt künstliche Menschen, die halb Uhrwerk, halb Fleisch und Magie sind, aber es wird sonst nicht viel darum gehen. Luftschiffe und Ballons (Münchhausen lässt grüßen), aber sonst wird da nicht viel in die Richtung passieren: Genug, dass SCs damit coole Basteleien machen können, aber so wenig, dass man nicht einen „Steampunk ohne Dampf“-Eindruck hat.
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Offline La Cipolla

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #12 am: 17.03.2014 | 22:16 »
Geil.

Musste ich mal so da lassen. Das klingt nach einem unglaublich runden Konzept.

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #13 am: 2.04.2014 | 23:06 »
Hallo Leute, ich habe mich jetzt ein bisschen in die Zeit eingelesen (Napoléon ist ein dankbarer Schurke  8)) und werde jetzt regelmäßig die Sachen hier updaten. Zuerst mal ein bisschen was, was ich über die Tage zusammengeschrieben habe (nichts davon ist final!). Ist eigentlich mehr ein wenig Brainstorming zu den Nachtlanden und ein wenig Mood. Viel Spaß.


Mit dem Abend kommen die Träume. Der Tag ist alt geworden. Die Menschen lenken ihre Schritte nach Hause. Wie sie sich dort auf ihre Stühle und Bänke fallen lassen, fällt auch des Tages' Last von ihnen ab. Vielleicht nehmen sie mit ihren Familien noch ein Mahl ein. Vielleicht sprechen sie noch ein Gebet. Vielleicht legen sie noch ein paar Kohlen in den Kamin, während der Großvater den  Kleinsten noch wundersame Geschichten erzählt, von Geistern und Teufeln, die des nachts umgehen. Oh, wie er nicht müde wird zu versichern, dass sie wahr sind. „Horcht, Kinder, horcht auf das Pfeifen. Es ist das Lied von König Rotbarts Soldaten, die die Patrouille gehen in der Stadt.“ Vergnügt lauschen die Kinder dem Alten und nur mit Mühe kann die Mutter sie zu Bette bringen. „Habt acht auf den Sandmann“, sagt dann der Großvater, „denn Kindern, die nicht schlafen wollen, streut er Schlummerkörner in die Augen, dass sie Tränen aus Glas weinen.“ Die letzten Sonnenstrahlen sind kaum eine fahle Erinnerung, als auch die Eltern zu Bett gehen. Ein letzter prüfender Blick des Vaters, ob Türen und Fenster auch fest verschlossen sind. Nie vergisst er, dies zu prüfen.

Denn nachts ist die Welt eine andere. Eine Welt, in der Libertins und Mordbuben in den Tavernen zechen und Karten schlagen bis der Morgen graut. In der Burschenschaftler und Geheimbündler in Hinterzimmern konspirieren und den nächsten Anschlag auf die Herrschaften planen. In der Uhrmacher und Machinisten bei Kerzenlicht die neuste Teufelsmaschine ersinnen. In der Magnetiseure und Rabbiner ungesehen ihre schwarze Kunst ausüben. Und in der man auf der Gasse seelenlosen Automaten und schattenhaften Doppelgängern begegnen kann, während an den Grenzen die Schergen Bonapparates ihre Kreise immer enger ziehen.

Die Schiffer in den Hafenspelunken erzählen sich, dass die Welt nachts erst ihren „Pegel“ erreiche. Dass die Welt sich flute mit all den zauberhaften und wundersamen Dingen, die in ihren lichtlosen Tiefen sonst verborgen sind. Bei Nacht schwappt das Magische über. Es fließt ins Dasein und spült Schrecken und Geheimnisse gleich Treibgut vor unsere Schwelle. Die Dämme des Verstandes brechen und die Herrschaft der Gefühle und des Wahns beginnt. Mystiker und Seelendoktoren sehen in Tag und Nacht ungleiche Zwillinge. Im Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts ist der Glaube verbreitet, die gesamte Schöpfung sei beseelt von einer göttlichen Ordnung – einer Weltseele, die alles Leben und Nicht-Leben erfüllt. Des nachts kommt das Unterbewusste dieser Weltseele zum Vorschein. Die dunklen Umtriebe der Welt brechen sich Bahn, doch sind auch sie Teile der Schöpfung und des Göttlichen. Einige wilde Romantiker behaupten gar, die Nacht sei der tiefste Seelengrund der Welt – entgegen den frommen Kirchgängern, die mit festem Fingerzeig auf die Genesis deuten, in der Gott es Licht werden ließ, bevor er alles andere machte. Die Nacht ist das Gespenstische, das Irrationale und das Gefährliche und geht es nach den Aufklärern, kann nur das Licht der Vernunft Klarheit in dieses Dunkel bringen.

Die Nacht ist die Zeit der Träume und des Wundersamen. Der Verstand ist träge, die Sinne offen für Täuschungen. Sieht das Auge bei Tag scharf in die Ferne, ist es bei Nacht blind. Nur im Lampenschein und im Licht des Mondes kann es noch die Konturen der Wirklichkeit ausmachen. Doch schwarze Flecken bleiben. Dunkle Orte und lange Schatten. Dort vorne, wo der Schein der Laterne nicht hinreicht, könnte das Ende der Welt sein. Oder der Beginn ganz anderen, neuen Welt.


Die Nachtlande
Im Deutschland des Jahres 1810 sind das nicht nur Geschichten. Es stimmt: Die Welt ist beseelt von Kräften und Mächten, älter als die Zeit. Gespenster und Dämonen treiben unter den Menschen ihr Unwesen und fern der Städte, in den Bergen und Wäldern schlummern mächtige Naturgeister. Das Göttliche zeigt sich im Natürlichen. Doch erst in den Nachtstunden werden diese Dinge offensichtlich. Das strahlende Auge Gottes schließt sich hinter dem Horizont und macht Platz für die Nachtsonne, wie das Nachtvolk den Mond nennt. Die Welt verändert sich in diesen Stunden und bleibt doch gleich. Sie wird nicht größer. Aber sie wird weiter, voller und belebter. Ein Wäldchen kann sich in der Nacht zu einem düsterern Urwald wandeln. Ein Berg wächst nachts buchstäblich über sich hinaus und öffnet Klüfte und Höhlen in seinem Gestein, die zuvor verschlossen. Von den Straßen einer Stadt zweigen plötzlich unbekannte, verwinkelte Gässlein ab, die zu  absonderlichen Läden und Wohnungen führen. Diese Orte, die nur nach Sonnenuntergang in die Welt treten, werden Nachtlande genannt. Sie haben ihre eigene Geographie – so mancher nachtwandelnde Studiosus behauptet gar, eigene Nationen – und sie spotten mitunter der Naturgesetze der wachen Welt.

Zeit und Raum selbst scheinen in den Nachtstunden nicht mehr den Gesetzen des Verstandes gehorchen: Ein Wanderer in den Nachtlanden kann eine Tagesreise in wenigen Stunden hinter sich bringen, sich aber genauso beim Gang um die nächste Straßenecke hoffnungslos verlaufen. Winzige Häuschen enthalten ausladende Säle, während jede Tür eines prächtigen Schlosses in dieselbe, enge Kammer führt. Die Turmuhr lässt Stunden aufeinanderprallen wie Minuten oder lässt Sekundenzeiger träge übers Ziffernblatt schleichen.

Kundige der Nachtlande wollen gar wissen, dass die Gesetze der Kunst, der Dramatik und der Emotionen unter der Nachtsonne mehr zählen als der bloße Verstand. Wo es am Tage der rationale Geist ist, der die Wirklichkeit durchdringt und formt, übernehmen bei Nacht die Leidenschaften die Kontrolle. Sehen und Hören wird Spüren, Denken wird Fühlen. Die Nachtlande reagieren auf große Gesten, auf dramatisches Pathos und so mancher ist sich schon vorgekommen wie ein Akteur auf einer Bühne, als er die nächtliche Welt durchschritt.

Die Nachtlande können nur bei Nacht durchreist werden und sie verflüchtigen sich mit den ersten Sonnenstrahlen so schnell, wie sanfter Nebel einem lauen Wind weichen muss. Wanderer auf nächtlichen Pfaden finden sich mit den ersten Sonnenstrahlen plötzlich woanders wieder, in der Nähe jener Eingänge in die Nachtlande, die beim Mondlicht erschienen sind. Einige wenige berichten gar davon, dass ihre letzten Schritte sie, wie Schlafwandler, zu ihren eigenen Betten geführt hätten – obwohl sie zur Nacht gar nicht darin gelegen sind. Diese Übergänge bei Sonnenaufgang gehen meist glimpflich aus.

Doch wer allzu tief in die Nachtlande vordringt, dorthin wo Schatten, Nachtalben oder Nöcks hausen, wird bei Tagesanbruch an unliebsameren Orten in die Welt zurückfinden – falls seine „Gastgeber“ ihn denn überhaupt gehen lassen. Denn in einem haben diejenigen Recht, die den Nachtlanden misstrauen: Einige kehren nicht aus ihnen zurück. Und andere, die ärmsten Teufel, erliegen der schrecklichen Mondsucht – einem mystischen Wahn, der sie zu Schlafwandlern und Tagträumern werden lässt, bis sie schließlich das Licht ganz scheuen und sie ebenfalls zu Nachtvolk werden. So sagt man.

Mit Rauch und Rausch – Umwege in die Nachtlande
Die mutigsten und törichtsten unter den Kundigen der Nacht warten nicht immer auf den Untergang der Sonne, um eine Reise in die Nachtlande zu unternehmen. Der Dampf des Weines und des Tabaks, versetzt mit alchimistischen Essenzen, oder schwarze Künste wie Hypnose und Seance mögen dem Geiste Wege in die Nachtlande eröffnen, die dem Körper verwehrt bleiben – einige sprechen gar davon, bei einem innigen Kusse in die Nachtlande entglitten zu sein. Eins ist sicher: Wer um diese Techniken weiß, kann also auch am hellichten Tage in die Nachtlande – und setzt sich damit großer Gefahr aus. Denn zur Sonnenzeit geht allein die blanke Seele auf die Reise und der Nachtwanderer ist ungleich verwundbarer. Unvorsichtige Seelen verirren sich leicht in den Nachtlanden oder werden von Schatten und Gespenstern in ewige Gefangenschaft geführt. Der Körper dieser armen Toren bleibt in der Tagwelt zurück, versunken in einen Schlaf ohne Erwachen.


Soweit dazu. Als nächstes ein bisschen was über das Nachtvolk und ein paar erste Regelideen, plus Timeline. Stay tuned!  :)
« Letzte Änderung: 2.04.2014 | 23:08 von Jiba »
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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #14 am: 3.04.2014 | 09:26 »
*Fanboy-Modus*

Immer noch geil.

Ich wäre sehr traurig, wenn dieses Setting nicht fertig wird (sei mal so nebenbei erwähnt :D). Weißt du schon, wie du die Prioritäten legst, was Oberflächliches und Spezifisches angeht? Also, kriegen wir tendenziell eher nen zweiseitigen Text, der 30 verschiedene Nachtkreaturen in einem halben Satz erwähnt oder zwei Nachtkreaturen mit jeweils einer Seite Beschreibung? Sind jetzt natürlich nur extreme Beispiele.

Online Jiba

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #15 am: 4.04.2014 | 23:39 »
    War wohl nix mit "jeden Tag". Ich habe gut 3 Tage an diesem Zeitstrahl gefeilt (und so ganz gefällt er mir noch nicht), aber er enthält noch einige Redundanzen, Unwichtigkeiten und vage Dinge. Generell muss ich ihn noch mehr mit Magie anreichern. Immerhin nimmt die Automatentechnologie in meinem Kopf schon Gestalt an. Und apropos "Kopf": Ich glaube mein Setting ist aktuell tatsächlich noch ein bisschen zu "verkopft" - es muss etwas lockerer, salloperer und phantastischer werden und dem Leser auch "Abenteuer!" entgegenschreien. Daran werde ich noch arbeiten müssen. Aber ich bin zuversichtlich.

Zeitstrahl
1764
  • 1. April: Eine Sonnenfinsternis zieht über Europa hinweg.
  • Während der Finsternis läuft alles Gold im Thronsaal des französischen Königs Ludwig XV. auf  mysteriöse Weise schwarz an. Der König gebietet Stillschweigen darüber zu bewahren und alle Aufzeichnungen über den Vorfall werden vernichtet. Einige Augenzeugen sehen in dem Geschehnis jedoch ein Zeichen, dass die Herrschaft der Bourbonen nicht länger unter Gottes Schutz stünden und beginnen im Geheimen die Vorbereitung einer Revolution.
  • Die Bestie von Gévaudan, eine Kreatur der Nachtlande, dringt während der Sonnenfinsternis in die Gegend um die Auvergne in Frankreich ein. Das blutrünstige Untier tötet über 100 Menschen,  bevor sie von dem versoffenen Gastwirt Jean Chastel zur Strecke gebracht wird. Chastel verfolgt die Bestie bis in die Tiefen der Nachtlande und kehrt schwer verwundet und halb wahnsinnig mit ihrem Leichnam zurück. Bevor er seine Beute jedoch vorführen kann, entschwindet der Körper der Bestie im Licht der aufgehenden Sonne. Allein eine Klaue der Bestie kann er vor dem Licht schützen, indem er sie unter seinem Hut verbirgt. Das Kopfgeld von über 9000 Livres, die König Ludwig XV. ausgesetzt hatte, erhält er trotzdem nicht. Lediglich der Naturforscher und königliche Gartenmeister Georges-Francois Leclerc de Buffon glaubt ihm und unternimmt mit Chastel eine Reise in die Nachtlande, obwohl der König es untersagt. Heimlich beginnt Leclerc, die Nachtlande zu bereisen und seine Bewohner und Kreaturen zu katalogisieren. Chastel findet indes Nachahmer in Frankreich und Deutschland, die auf der Suche nach großen und gefährlichen Tieren die dunkelsten Orte Europas durchstreifen. Die Nachtlande, früher als Hirngespinst verblendeter Mystiker abgetan, werden zum heiligen Gral von Geheimbünden, Hexenzirkeln und Mönchsorden. Nach und nach sickert die Kenntnis von ihnen auch in das öffentliche Bewusstsein.
1769
  • Napoléon Bonaparte wird auf Korsika geboren.
1789
  • 14. Juli: In Paris stürmen Bürger und Bauern die Bastille, das Staatsgefängnis. Es ist der Höhepunkt der französischen Revolution. Die Ideale Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit brennen sich in die Seele des französischen und dann des paneuropäischen Volkes ein. Die benachbarten Fürsten sehen die Entwicklungen mit Sorge und fürchten um ihre Macht.
  • König Rotbart erwacht zum ersten Mal aus seinem Jahrhundertschlaf. Er beginnt damit, gespenstische Getreue um sich zu scharen und sein Königreich unter dem Kyffhäuser auszubauen. In den nächsten Jahren soll sein Hof zum Mittelpunkt für Nachtvolk aller Art werden.
1792
  • 14. Juli: Franz II. von Österreich wird in Frankfurt am Main zum letzten Kaiser des Heiligen römischen Reiches gekrönt. Einen Monat später fällt ein preußisch-österreichische Bündnis in Frankreich ein, um die Revolution zu zerschlagen. Doch die Franzosen sind vorbereitet und treiben die deutschen Truppen wieder zurück über die eigene Grenze: Die Franzosen besetzen das Land links des Mittelrheins.
  • 10. August: Der junge Soldat Napoléon Bonaparte beobachtet den Sturm auf die Tulerien. Der Geist der Rebellion erfasst die ganze Stadt. In der folgenden Neumondnacht wird in den Jakobinerclubs ausgelassen gefeiert. Auch Napoleón spricht dem Wein an jenem Abend zu sehr zu, nicht zuletzt weil er die Ausschreitungen der Revolution ablehnt. Auf dem Heimweg stolpert er in die Nachtlande und verirrt sich dort. Scheinbar tagelang unterwegs und von Gespenstern der Revolutionsopfer verfolgt trifft er auf seinen eigenen Schatten, der sich seiner bemächtigen will. Napoleon unterliegt im Widerstreit, doch die Strahlen der Sonne retten ihm in letzter Sekunde das Leben. Napoleon verspricht sich selbst, die Nachtlande nie wieder zu betreten. Er beginnt die Nacht zu fürchten.
1794:
  • Der allgemeine Unmut über die Terrorherrschaft der Jakobiner entlädt sich. Napoléon wird in die Bastille geworfen und erwartet seine Hinrichtung. Den Tod fürchtend beginnt Napoléon in der Einsamkeit mit seinem eigenen Schatten zu reden. Kurze Zeit später kommt Napoléon er frei – der für ihn zuständige Richter sagt, er habe im Traum die Eingebung erhalten, den jungen Soldaten laufen zu lassen. Napoléon wird als Kommandant rehabilitiert und tritt sofort in den Krieg gegen Preußen und Österreich ein. Er feiert enorme Erfolge.

1795:
  • Preußen tritt aus der anti-französischen Allianz mit Österreich aus. Das Verhältnis der beiden Mächte kühlt zusehends ab. Niemand steht Österreich zur Seite, als Napoléons Armee gen Wien marschiert.
1796:
  • 9. März: Napoleon heiratet Joséphine de Beauharnais – aus Liebe, heißt es.
1797:
  • Österreich unterliegt im Krieg mit Frankreich und muss den Rhein als Reichsgrenze anerkennen. Die französischen Départements de la Roer (Aachen), de la Sarre (Trier), Rhin-et-Moselle (Koblenz) und du Mont-Tonnerre (Mainz) entstehen.
1798:
  • Napoléon marschiert auf Wunsch des Direktoriums in Ägypten ein. Systematisch lässt er ägyptische Kunstschätze plündern, und nach Frankreich bringen – längst will er Frankreich als neues römisches Reich erstehen lassen. In Grabkammern in Alexandria stößt er auf verlorene Schriften Herons von Alexandria. In der Belagerung von Jaffa steht er gar primitiven, mechanischen Steinwächtern gegenüber, die seine Armee stark dezimieren. Es gelingt ihm zwar die Stadt einzunehmen, aber Frankreichs Position in Ägypten ist verloren. Napoleon lässt die verantwortlichen Automatenbauer der Alexandrinischen Schule massakrieren und nimmt ihre Aufzeichnungen an sich.
  • Aus Ägypten zurück beschäftigt sich Napoleon mit den Schriften französischer Automatenbauer. Im Zuge der Gründung der helevetischen Schweiz durch seine Einflussnahme fördert er das Uhrmachergewerbe dort.
  • König Rotbart legt sich wieder zur Ruhe. Sein Schlaf soll nicht lange wären.
1799:
  • Großbritannien, Neapel, Russland, Portugal, Österreich und das Osmanische Reich schließen eine Koalition und marschieren gegen Napoleon – vergeblich.
  • In Jena gründet sich um die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel ein Kreis von Künstlern und Wissenschaftlern. Sie beschließen gegen den Vernunftkult und die französischen Besatzer vorzugehen und die Nachtlande zu erforschen. Ihre Zeitschrift „Athenäum“ wird ihr Sprachorgan.
  • Giorgio Barnaba Luigi Chiaramonti wird zum Papst gewählt und nennt sich Pius VII. Er will den zunehmenden Mystizismus in der Kirche bekämpfen und schielt mit einem besorgten Auge gen Frankreich.
  • Napoleon wagt den Staatsstreich und setzt das Direktorium ab. Er ernennt sich zum Ersten Konsul von Frankreich, in Anlehnung an die römischen Herrscher.
  • Napoleon macht den Schweizer Uhrmacher Abraham Louis Breguet zu seinem persönlichen Ingenieur und drängt ihn darauf, Heron von Alexandrias Visionen Realität werden zu lassen. Breguet gelingt es auf Basis seines zuvor erfundenen Tourbillion ein mechanisches Herz zu konstruieren, hält diese Entdeckung aber vor Napoleon geheim.
1800:
  • 24. Dezember: Napoleon wird bei einer abendlichen Kutschfahrt Opfer eines Attentats, das von einer Höllenmaschine, einem grotesken Uhrwerkwesen, verübt wird. Er kann es bezwingen, wird dabei jedoch tödlich verwundet. Er erkennt auch die mechanische Handschrift des Konstrukts.  Noch auf dem Sterbebett lässt Napoleon Abraham Louis Breguet (der in das Attentat verwickelt war) zu sich rufen. Er droht ihn töten zu lassen, sollte er nicht seine Kunst anwenden, um Napoleons Leben zu retten. Berguet setzt Napoleon das mechanische Herz ein, dass er zuvor der Höllenmaschine eingebaut hatte. Napoleon wird Bonapparate. Den Schüssel zu seinem Herzen gibt Napoleon Joséphine.
1801:
  • Einer der ersten Nachtwanderer, Georg Friedrich Freiherr von Hardenberg, genannt Novalis, verschwindet unter mysteriösen Umständen. Seine Freunde aus dem Kreise des Athenäums erben seine Manuskripte, die viele Aufzeichnungen über die Nachtlande erhalten. Vieles bleibt aber verschollen. Sein letzter Brief enthält erste Beschreibungen der Blauen Blume.
  • Zar Paul I. wird bei einem nächtlichen Attentat von adligen Offizieren in seinem Schlafzimmer im St. Michaels-Schloss in St. Petersburg umgebracht. Ein dunkler Schatten legt sich über Osteuropa.
  • Im Vertrag von Paris erhält Bayern die Zusage, für den Verlust der linksrheinischen Besitzungen entschädigt zu werden. Machtpolitische Annäherung Napoleons an Bayern, die in einem Bündnis gipfelt
1802:
  • Bonapparate ruft die Ehrenlegion ins Dasein. Jedes Mitglied dieses Ordens muss sich ein mechanisches Herz einsetzen lassen.
  • Bonapparate lässt sich in einer Volksabstimmung zum Konsul auf Lebenszeit bestimmen. Nur 1600 Franzosen stimmen mit „Nein“, 3 Millionen Franzosen mit „Ja“.
  • Bonapparate setzt in ganz Frankreich eine nächtliche Ausgangssperre durch, die nur von Militärs und durch Sondergenehmigungen umgangen werden darf.

1803:
  • Im Reichsdeputationshauptschluss werden geistliche Territorien (besonders Klöster) rechts des Rheins an jene Fürsten gegeben, die linkrheinisch Gebiete durch Frankreich verloren haben. Die Entschädigungen für die Geistlichen fallen gering aus und jenen, die Widerstand leisten, ergeht es schlecht – besonders in den Frankreich angenäherten Staaten Bayern und Würtemberg, wo sogar Kultgegenstände verbrannt werden.
  • Der Orden der Hiobiter formiert sich als Antwort auf die kirchlichen Enteignungen.
  • Johannes Bückler, der Schinderhannes, kommt vor Gericht in Mainz. Der Schinderhannes war bekannt für seinen Kampf gegen Napoleon und ein Volksheld. Er wird von der französischen Justiz mit seinen Komplizen zum Tode verurteilt. Napoleon lehnt eine Begnadigung ab.
  • In England explodiert eine dampfbetriebene Maschine des Ingenieurs Richard Trevithick und reißt dabei unzählige Menschen in den Tod. Sein Konkurrent James Watt versucht beim britischen Parlament ein Verbot von Trevithicks Maschinen durchzusetzen. Sein Gesuch findet etwas zu viel Anklang: Das britische Parlament verbietet Dampfmaschinen komplett. Die Dampfkraftforschung kommt zum Erliegen, nicht zuletzt weil Bonapparate in Europa nach Robert Fultons Präsentation des Dampfschiffes Clermont der Dampfkraft keine Zukunft besteuert.
1804:
  • Erstes Auftreten der „Schinder“, organisierter Räuberbanden, die in der Tradition des Schinderhannes gezielt gegen französische Bürger und deren Sympathisanten vorgehen. Jeder von ihnen hat ein Stück Dachschindel bei sich, es heißt von des Schinderhannes' Geburtshaus.
  • Bonapparate krönt sich selbst zum Kaiser der Franzosen und offenbart bei dieser Gelegenheit, dass er ein Automat ist. Der Name „Bonapparate“ verbreitet sich durch ganz Europa.
  • Die Schweiz wird endgültig französisches Protektorat. Napoleon sammelt die besten Uhrmacher des Landes um sich und lässt verdiente Soldaten mit Automatenstücken ausstatten. Auch in den von Frankreich besetzten Gebieten hält Automatentechnik Einzug.
  • Franz II. lässt sich zum Kaiser von Österreich ausrufen – niemand nimmt dies ernst.
  • Auf Befehl Bonapparates wird der französische Herzog Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, duc d'Enghien aus Ettenheim in Baden entführt. Nicht mal eine Woche später soll  er in einem Schauprozess wegen Hochverrates hingerichtet werden. Nachts wird er jedoch aus seiner Zelle befreit.
1805:
  • Bonapparate ruft sich zum König von Italien aus und siegt in der Schlacht von Austerlitz. Die Herzöge von Bayern und Würtemberg macht er ebenfalls zu Königen. Er setzt sich die Eiserne Krone der Langobarden auf und wird sie nicht mehr ablegen. Er inszeniert sich zunehmend als antiker Herrscher. Die Sonnensymbolik hält in Frankreich wieder Einzug.
  • Bonapparate überquert mit seiner Armee den Rhein. Ende des Jahres besetzt er Wien.
  • Die französisch-britische Flotte wird in der Schlacht von Trafalgar von Vizeadmiral Nelson geschlagen.
  • William Motherby lädt im Wohnhaus des im Jahr zuvor verstorbenen Philosophen Immanuel Kant in Königsberg zu einem Erinnerungsfest. Er liest bei dieser Gelegenheit aus Kants unvollendetem Manuskript „Die Kritik der Gegenvernunft“. Die Gesellschaft der Freunde Kants gründet sich aus den Anwesenden.
  • Tod Friedrich Schillers nach langer Krankheit. Johann Wolfgang von Goethe will sich mit dem Tod des Freundes nicht abfinden und beginnt Manuskripte über Magie und Okkultismus zusammenzutragen. Novalis' Aufzeichnungen fallen ihm in die Hände.
  • König Rotbart erwacht erneut und beginnt, eine Armee um sich zu scharen.
1806:
  • Bonapparate besetzt Berlin und entreißt dem Brandenburger Tor die Quadriga – seine Uhrwerksoldaten dringen in die Nachtlande ein und entführen Viktoria, die Herrin des Sieges nach Frankreich.
  • Der Rheinbund gründet sich und wird französisches Protektorat. Karl Theodor von Dalberg wird Fürstprimas des Bundes. In den Staaten des Rheinbundes wüten die Verbündeten Napoleons. Große Garnisonen an Uhrwerksoldaten werden hierher verlegt. Adelsprivilegien werden in diesen Gebieten abgeschafft.
  • Der Buchdrucker Philipp Palm wird wegen des Drucks der Blaupausen von Bonapparates Automatenkörper hingerichtet, seine Manuskripte verbrannt. Nur wenige Abdrucke schaffen es nach draußen.
  • Franz II. von Österreich legt die Kaiserkrone nieder. Preußen erklärt Bonapparate den Krieg, jedoch ohne sich daneben mit Österreich zu verbünden. In den Schlachten von Jena und Auerstädt ist Napoléon siegreich. Friedrich Wilhelm III. flieht mit seiner Familie nach Ostpreußen.
  • Königin Louise von Preußen gründet den ritterlichen Louisenorden. Sie ruft die Frauen des ehemaligen Heiligen römischen Reiches zum Kampf gegen Napoleon auf. Eine umfangreiche Frauenbewegung entsteht und der preußische Kaiser fördert die Gleichberechtigung.
  • Goethe veröffentlicht Faust. Er nimmt noch am selben Tag seinen Mantel und reist nach den Nachtlanden, um die Blaue Blume zu finden und seinen Freund Schiller wiederzubeleben.
  • Napoleon lässt den Arc de Triomphe bauen. Er ruft die Kontinentalsperre aus und schließt die Grenzen von Deutschland, Frankreich, Spanien und den Niederlanden nach außen. Deutschland schmort im eigenen Saft.

1807:
  • Das Oktoberedikt befreit die preußischen Bauern von der Leibeigenschaft. Zu Scharen strömen sie in die Werbebüros, um Soldaten gegen Bonapparate zu werden – im Winter auch angestachelt von Johann Gottlieb Fichtes Rede an die Nation.
  • Josephine de Beauharnais tritt in Briefkontakt mit Königin Louise von Preußen auf.
  • Mit dem Napoleonischen Theaterdekret verbietet Napoleon sämtliche Kunstausübung – da er damit eine Erstarkung der Nachtlande einhergehen sieht.
  • Die erste Zahnradbahn nimmt ihren Betrieb zwischen Trier und Strassburg auf. Weitere sollen folgen.
1808:
  • Napoleon richtet seine Herrschaft gegen die Geistlichkeit. Er schränkt die bürgerlichen Rechte der Juden ein, um gegen die Kaballa vorzugehen. Mit seiner neuer Strafprozessordnung endet die Inquisition in Deutschland – die Agenten des Papstes gehen in den Untergrund.
1809:
  • Der schwedische König Gustav Adolf wird entthront. An seine Stelle tritt ein Schatten. In Russland und Schweden werden die Nächte länger.
  • Der schwarze Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel stellt die Schwarzen Jäger auf, die bis 1815 gegen Napoleon kämpft. Sie sind bewandert im Kampf bei Nacht und in der Orientierung in den Nachtlanden. Sie alle besitzen keinen Schatten.
  • Napoleon annektiert den Kirchenstaat und setzt den Papst ab. Die katholische Geistlichkeit beginnt einen Kreuzzug.
  • Der 17-jährige Friedrich Stapß wird in Schönbrunn festgenommen, da er plante, Napoleon zu töten. In den Zeitungen heißt es er habe ein Küchenmesser dazu verwenden wollen; in der Tat war es ein Schlüssel.
  • Der britische Diplomat Benjamin Bathrust verschwindet in Perleberg inkognito abends spurlos.
  • Napoleon I. und Josephine lassen sich scheiden. In der Tat steckt Josephine hinter dem Attentat Friedrich Stapß, was Napoleon nicht ahnt.
1810:
  • Andreas Hofer, der Freiheitskämpfer von Tirol wird auf Befehl Napoleons in Mantua erschossen. Er geht als Geist in die Nachtlande ein.
  • Louis Bonaparte dankt wegen Differenzen mit seinem Bruder als König von Holland ab. Er sucht den Kontakt zu Napoleon-feindlichen Gruppen.
  • Karl August von Hardenberg wird preußischer Staatskanzler und führt das Reformwerk seines Vorgängers Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein fort. Die Rhein- und Maasmündungen werden von Holland an Frankreich abgetreten.
  • Der schwedische Riksmarskal Hans Axel von Fersen wird in Stockholm von Einwohnern zu Tode getrampelt, da man ihn für den Schuldigen dafür hält, dass ein Nachtlandwesen auf dem Thron sitzt. Sie könnten nicht falscher liegen.
  • Napoleon annektiert Norddeutschland.
1811:
  • Mit dem Berliner Polizeireglement wird die erste Kriminalpolizei Deutschlands gegründet.
  • Österreich erleidet den Staatsbankrot.
  • Erster Maschinensturm durch die Ludditen in England. Sie töten in einem Aufstand gezielt Menschen, die Automatenteile innehaben. Die Bewegung findet auch in Deutschland Anhänger.
  • Der „Schneider von Ulm“ Albert Ludwig Berblinger überfliegt mit einem selbstgebauten Uhrwerk-Fluggerät in die Donau. Wilhelmine Reichard unternimmt als erste Frau in Deutschland eine Alleinfahrt mit einem Ballon. Der Himmel ist nicht länger die Grenze und die ersten Fluggeräte werden an den Himmeln gesichtet.
  • Spielbeginn.
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« Letzte Änderung: 5.04.2014 | 06:47 von Jiba »
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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #16 am: 4.04.2014 | 23:40 »
Zu deinen Fragen, La Cipolla: Mein Schwerpunkt liegt aktuell noch auf Settingfluff und Drumherum. Ein Gefühl für die Welt aufbauen. An Nachtkreaturen wird es vielleicht eher einen Baukasten geben mit ein paar Beispielen (die verschiedenen "Typen" von Nachtkreaturen handle ich kurz im Settingfluff ab). Dann vielleicht 3 wichtige Nacht-NSCs (Rotbart, der Sandmann, die Lure Lei) und Tag-NSCs (Bonapparate noch zwei weitere...). Am liebsten hätte ich noch Platz für ein einseitiges Beispielszenario mit Beispielcharakteren. Und ich möchte noch zumindest auf einer Seite wichtige Gruppen, Machtblöcke und Organisationen vorstellen. Dazu dann noch ein paar Absätze über den Rheinbund (mit Hamburg und Mainz als Beispielstädten). Und dann noch Magieregeln, Sonderregeln, etc...

Was das System angeht läuft es aktuell in der Tat mehr auf FATE AE hinaus, einfach weil ich mit den Approaches eine Dualität zwischen Tag und Nacht aufmachen kann:

Tag|Nacht
Flashy|Sneaky
Careful|Quick
Clever|Forceful

Da denke ich ja, dass ich in der Tat wohl noch an den Approaches feilen muss: Clever + Careful würde ich gerne zu Bedacht (Tag) zusammenfassen, was dem neuen Approach Leidenschaftlich (Nacht) gegenübersteht. Forceful würde ich mit Quick zusammenlegen und zu Energisch werden lassen. Sneaky könnte Geheimnisvoll werden. Damit ich auf 6 komme und doch alles abdecke muss ich da aber noch ein bisschen rätseln.

Die Tag/Nacht-Teilung wird im Übrigen wahrscheinlich auch spielmechanische Effekte haben, sodass z.B. bestimmte Approaches am Tag oder in der Nacht Vorteile haben oder bestimmte Actions dazukriegen (bei Nacht kann ich mich mit Leidenschaftlich mental verteidigen, bei Tag muss ich Bedacht dafür nehmen, etc...) Das ist aber nur eine ganz oberflächliche Idee, kann also auch anders werden.

Auch will ich etwas mit dem "Schatten" eines Menschen machen. Der soll in den Nachtlanden eine Rolle spielen und das Doppelgängermotiv soll damit zusammenhängen. Das Schlimmste was einem passieren kann, ist, dass man sich in den Nachtlanden selbst begegnet...  :)
« Letzte Änderung: 4.04.2014 | 23:41 von Jiba »
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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #17 am: 5.04.2014 | 00:04 »
Erstmal: Geile Zeitleiste. Das einzige potentielle Problem sehe ich darin, dass das Setting locker viel zu groß werden könnte. :D

Die Frage war eher allgemein gemeint (grober Überblick oder detailliertere Fokuspunkte?), aber ich sehe schon, bei dem Umfang muss man denk ich sowieso extensiv mit Baukästen und ähnlichem arbeiten.

Die FAE-Approaches mit Nacht etc. zu verbinden (und mit Boni etc zu belegen), macht denk ich Sinn und passt gut ins Konzept. Ich würde aber genau darüber nachdenken, ob das Abändern des Rasters wirklich notwendig ist.

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #18 am: 5.04.2014 | 07:43 »
Es ist früh und ich bin megainspiriert, dank... eines Traumes, den ich heute Nacht hatte. Kein Witz.  :o

Im Traum habe ich mich mit einem Kollegen von mir über das Setting unterhalten und es hat massiv Dinge bemängelt, die mir zu denken gegeben haben. Das Wichtigste wird wohl sein, dass Nocturama ein wenig Recht hat und sich Automatentum und Nachtschauer doch momentan beißen. Das muss ich klarer rausarbeiten, wie das zusammenhängt (oder besser, dramaturgisch miteinander interagiert).

Die Grundidee ist ja: Die beiden diametralen Pole in meinem Setting sind Tag und Nacht. Bonapparate ist der große Verfechter des Tages. Er bedient sich der Sonnenmetaphorik der alten Könige, er entsagt der Leidenschaften, er ist verstandesbetont, er verhängt nächtliche Ausgangssperren, er fürchtet die Nachtlande (und die Nachtlande, repräsentiert durch Kaiser Rotbart, seinen nächtlichen Widersacher, fürchten ihn). Durch seine Ausrichtung an antiken Idealen steht er zunächst den Klassikern und Nachtwächtern nahe... das gibt sich aber spätestens mit seinem Theaterdekret. Vielleicht ist das ganze, technische Automatentum auch hochgradig vom Sonnenlicht abhängig: Automaten laufen bei Nacht einfach schlechter, weil Automaten mit der Zeit ihre Gefühle einbüßen und diese essenziell notwendig sind, um sich in der Nacht zurechtzufinden. Automaten sind abgestumpft, die Nacht wird ihnen zunehmend fremd.

Die Nacht hingegen ist die Zeit des Wundersamen und Gefühlvollen. Automaten haben hier Probleme, andererseits aber ganz hervorragende Chancen in der Sonnenwelt. Das Nächtliche ist aber eben auch die Domäne des Schauerlichen und auch wenn einige Romantiker das fordern: Die Nachtlande zu unterstützen, ist gefährlich. Daher die Idee mit dem sich verdunkelnden Russland und Skandinavien: Deutschland, insbesondere der spielangebende Rheinbund, soll zwischen zwei Extremen stehen: Dem Nur-Tag-Napoleon und dem Nur-Nacht-Rotbart. Beide Alternativen sind gefährlich; die Klassiker und Romantiker bevorzugen aber jeweils eine. Als Nächstes gilt es wohl, diese beiden Gruppen klar herauszuarbeiten. Aber zunächst ein paar andere Dinge.

Die Horalegio (auch: Horalegion, Stundenlegion, Légion d'heure)
Die Horalegion ist Bonapparates Automatenarmee. Durch die Unterstützung des französischen Königs hat die Uhrwerktechnik einen riesigen Sprung in Europa gemacht. Englands vorsichtige Versuche zur Dampftechnik spielen international keine Rolle mehr und Zahnräder sind das Gebot der Stunde: Jedes Mitglied der Stundenlegion hat bestimmte Uhrwerktechnik am und im Körper, die es schneller, stärker, etc. macht. Die Veränderungen sind bei niederrangigen Soldaten bemerkbar und werden nach oben hin immer subtiler. Da es sich um Uhrwerk handelt, muss man diese Dinge auch regelmäßig aufziehen, damit sie funktionieren. Doch die Medizin hat enorme Fortschritte gemacht und Prothesen aus Wachs und Uhrwerk werden möglich.

Den Rittern von Napoléons Ehrenlegion (Légion d'honneur), die auch den Oberbefehl über die Stundenlegion haben, sieht man gar nicht an, dass sie Automaten sind. Bei ihnen ist auch nur ein einziges Teil ausgetauscht: Sie alle besitzen ein mechanisches Herz (coeur machinale) das nur ein einziges Mal mit einem Schlüssel aufgezogen werden muss. Dann läuft es ewig weiter wie ein Perpetuum Mobile und verleiht dem Automaten eine Art Unsterblichkeit... wenn man den Schlüssel nicht wieder reinsteckt und das Herz quasi zuschließt. Natürlich ist der Austausch des Herzens gegen eine Uhr nicht förderlich für die Empathie des Automaten. Dafür beschleunigt das mechanische Herz das Blut und steigert massiv die Regenerationsfähigkeiten des Automaten: Ihn auf herkömmlichem Wege zu töten ist sehr schwer.

Ob es komplett künstliche Menschen gibt? In jedem Fall. Nicht nur Napoleon arbeitet daran. Es heißt sogar die französische Legion setzt bereits einige von ihnen als Spione ein, aber bislang hält sich der Erfolg in Grenzen.

Auch sonst sind Uhrwerke im von Frankreich besetzten Rheinbund ein alltäglicher Anblick - außer in ländlichen Gebieten und traditionsreichen Städten. Zahnradbahnen fahren zwischen großen Metropolen, Räderwerkmusketen mit Repetierfunktion werden beliebter und auch Alltagstechnik ist verstärkt uhrwerkbetrieben. Zu Geschäftszeiten tritt daher ein allgegenwärtiges Klicken auf die Gasse. Napoleons Gesetze sehen übrigens vor, dass alle Uhrwerke auf dieselbe Zeit eingestellt sind. Sonst hagelt es Strafen. :D

Regeltechnisch werde ich das (ganz un-AE-ig durch Stunts abbilden; oder einfach durch Bonus auf die Tagfähigkeiten.)
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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #19 am: 7.04.2014 | 19:15 »
Okay, ich merke, dass ich in letzter Zeit mehr und mehr über die Nachtlande und Automaten schwadroniert habe und dabei viel mir noch was auf. Gegen zwei meiner eigentlichen Settingprämissen verstoße ich bereits:

1.Klassiker und Romantiker stehen gleichberechtigt beieinander. Die Klassiker sind nicht die „kalten Logiker“.
2.Automatentechnik ist subtil und eher im Hintergrund. Es soll kein Steampunk ohne Dampf sein.


Aktuell scheinen die Romantiker in meinem Settingentwurf noch arg „die Guten“ zu sein, was vor allem daran liegt, dass die Nachtlande einfach noch nicht schauerlich genug sind. Das wird sich mit der Beschreibung von Nachtland-NSCs hoffentlich noch etwas geben. Die Nachtlande stellen auch einen schönen, magischen Hook für die Romantiker dar, die Klassiker bleiben aktuell noch außen vor. Auch ist das Setting noch etwas zu breit. Ich richte meinen Blick lieber auf den Rhein als französisch-deutscher Grenze (der Rheinbund kann in meinem Setting ja ein bisschen... zerstückelter sein, einige Fürsten werden sicher mit zunehmend aktiven Nachtlandwesen Pakte geschlossen haben, um sich vor Napoleon zu behaupten).

Ich gehe also nochmal zu meiner initialen Genie-Idee zurück. Die römische Siegesgöttin Viktoria habe ich ja bereits im Setting drin. Gestern kam mir die Idee, dass die Musen eine Rolle spielen könnten und Menschen durch ihre Gunst zu „Genien“ werden (jaja, Exalted lässt grüßen, daher mache ich es auch wahrscheinlich nicht). „Musenhof“ wäre also durchaus wörtlich zu verstehen und die Musen kämpfen natürlich gegen Napoleons rigorose Unterdrückung der Kunst. Vielleicht führt die Integration römischer Götter (die dem Tag und nicht der Nacht zugeneigt sind) auch zu weit. Soll ja keine Fantasy Kitchen Sink werden. Wo ich also für die Klassiker eher ran muss, ist ihre Agenda. Wikipedia hat mir auf die Schnelle was ganz Brauchbares geliefert:

Die Klassik
Das Prinzip der Klassiker ist der Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft, sowie eine historische Perspektive. Der Mensch ist ein Wesen des Tages und als solches kann er in die Nacht nur Ausflüge unternehmen, niemals aber dort weilen. Inhalt und Form müssen für die Klassiker in Harmonie gebracht werden, aber das eine darf das andere nie beherrschen. Sie vertreten also die (harmonische, zusammenwirkende) Dualität. Die Antike gilt ihnen als Ideal (und das wird man in jedem Fall auch an ihrer Tracht und Magie erkennen). Selbst die Stürmer und Dränger, die der schlagende Arm der Klassiker sind, stellen nicht das Gefühl über den Verstand, sondern sehen es eher als ihre Aufgabe, das Gefühl zu stärken, damit es dem Verstand ebenbürtig ist. Die Klassiker wollen ganz Mensch sein, aber Mensch bleiben. Wichtig bleibt stets das rechte Maß, die edle Einfalt. Die Klarheit des Menschen ist das Wichtige: Für die Klassiker kommt die Welt aus dem Licht. 

Klassische Archetypen: Die taffe Archäologin, der scharfsinnige Polizeimeister, der Duellant der alten Schule, die Naturphilosophin, der magiekundige Rabbiner, die arrogante Dichterfürstin, der königliche Diplomat, der welterfahrende Kaufmann, der grobe Monsterjäger, die detailfixierte Portraitmalerin, der unermüdliche Botenreiter, die misstrauische Ordensschwester, die übergenaue Attentäterin, der pragmatische Räuberhauptmann, die professionelle Hoftänzerin, der halsstarrige Inquisitor, die blinde Wahrsagerin, der Mann der niemals umfällt, die streitenden Zwillinge

Die Romantik
Die Romantiker wollen Einheit. Einheit von Körper und Geist. Einheit von Gefühl und Verstand. Die Einheit Deutschlands. Die Einheit aller Poesie. Die Einheit von Leben und Tod in der Unendlichkeit. Sie streben danach die Grenzen einzureißen. Die Grenzen der Wissenschaft, die der Moral und die des Verstandes. Romantiker sind von Gefühlen beherrscht, aber keine wahnhaften Irren (zumindest die meisten nicht, denn ihr Lebenswandel fordert seinen Preis). Als Ideal gilt ihnen das Mittelalter, das sie eher traumhaft verklären als historisch fassen wollen. Zugleich sind sie weniger vernunftbetont als die Klassiker, was ihnen eine gewisse Zugänglichkeit und Einfachheit gibt, die sie als weltoffener erscheinen lässt. Sie sind aber auch sprunghaft und lassen in ihrem Streben nach dem Dunklen, dem Natürlichen und Unvollkommenen auch zu oft Dinge unerledigt. Form und Inhalt müssen bei ihnen nicht harmonisieren, sondern eins werden – untrennbar gefangen im phantastischen Spiel.

Romantische Archetypen: Der maßlose Casanova, der verrückte Ingenieur, der schwärmerische Revolutionskämpfer, der sagenkundige Flussschiffer, die willensstarke Frauenrechtlerin, die versoffene Geschichtenerzählerin, der abergläubische Totengräber, der abenteuerlustige Jägersmann, der halbherzige Student, der zerstreute Klavierspieler, die alte Hexe, der unstete Fernkrämer, die freigeistige Puppenbauerin, der heißblütige Kavallerieoffizier, der verwirrte Möchtegernritter, die furchtlose Bauerstochter, die Frau nach der sich jeder umdreht, der Egomane

Phantasten VS. Genien
Da sich die Romantiker selbst nicht als Romantiker bezeichnen und die Klassiker wohl auch nicht als Klassiker, will ich noch einen Spielterminus angeben, der auch die Art beschreibt, wie die beiden Gruppen die Welt beeinflussen.

Die Klassiker sind die Genien (Einzahl: Genie) und können in die Geschichten der Welt eingreifen, um sie zu mindern, einzudämmen oder gar zu streichen – sie machen Dinge plausibler, objektiver, klarer. Sie sind gut darin Nachtszenen zu sabotieren (dazu mehr in Kürze).

Die Romantiker sind die Phantasten. Sie können in die Geschichten der Welt eingreifen, um sie zu verstärken, anzureichern oder gar übertreiben zu lassen – sie machen Dinge unplausibler, dunkler, subjektiver. Sie sind gut darin, Tagszenen zu sabotieren.

Mir kommt dabei aber grade der Gedanke, dass ich natürlich nicht will, dass eine Gruppe aus Romantikern und Klassikern gegeneinander spielt und sich gegenseitig die gekauften Fakten kaputt macht. Daher ist dieser Ansatz vielleicht nicht ganz der Richtige. Muss ich dann mal sehen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #20 am: 7.04.2014 | 20:35 »
Du könntest die Musen auch vage lassen, eher so als Konzept im Hintergrund, über das vorrangig geredet wird. Ob nun wirklich irgendwelche göttlichen Kräfte dahinterstehen oder ob "Genie" nur eine Bezeichnung für besonders begabte Leute ist, bleibt sozusagen offen. Passt finde ich auch irgendwo besser zur Klassik, als wenn die am Ende auch nur irgendwelche magischen Wesen hinter sich stehen haben.

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #21 am: 23.04.2014 | 21:45 »
Und es geht weiter. Nach einigen Tagen nur sporadischer Tätigkeit am Projekt, habe ich einige Entwürfe für die Magie fertiggestellt. Bevor ich aber das Magiesystem nach den fünf Fragen vom Fate Toolkit aufdrösele, muss ich noch ein zentrales Konzept von Deutschland, ein Nachtstück (brauche definitiv einen anderen Titel) erklären: den Schatten.

Schatten sind keine Nachtgestalten (= Bewohner der Nachtlande), sondern mehr die Nachtseite eines Menschen. Jeder Mensch hat einen Schatten und jeder Mensch hat eine Nachtseite. Mit dem Konzept des Schattens versuche ich das in der Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts allgegenwärtige Doppelgängermotiv aufzugreifen. Die Idee ist, dass es jeden Menschen quasi zweimal gibt: Der Schatten ist der exakte Doppelgänger des Menschen, dabei aber nie ganz wirklich oder ganz vollständig. Man könnte auch sagen der Mensch bzw. seine Seele besteht aus zwei Teilen: Dem Lebenslicht und dem Schatten den dieses wirft.

Bei Tag und im Licht haftet der Schatten am Menschen - er ist an ihn gekettet. Nicht mehr als ein schwaches, diffuses, sklavenhaftes Gebilde ohne echte Macht. Im Zwielicht beginnt er an seinen Fesseln zu reißen, sie zu weiten, hier und da Einfluss zu nehmen. In Nacht und Dunkelheit ist der Schatten frei. Er verschmilzt mit der restlichen Dunkelheit und die Verbindung zu seinem Träger ist, obgleich vorhanden, weiträumig und der Schatten kann in gewissem Maße autark handeln. Der Schatten ist auch die Verbindung des Menschen zum Unterbewussten der Weltseelen, zu ihren Träumen, Alpträumen und Leidenschaften - kurz: zu den Nachtlanden. Und aus dieser Verbindung entspringt die Magie, das heißt sie läuft immer über den Schatten.

Ich weiß noch nicht ob ich den Schatten als unpersönliches Konzept stehen lasse (vielleicht ein "Schattenaspekt"?) oder ob er eine konkrete Person ist (echte NPC-Werte, vielleicht auch als Monster im Sinne von "Fate Toolkit"). Fest steht, dass Schatten der Versuchung, wirklich zu werden, manifest zu werden nur schlecht widerstehen können und einige Schatten können durchaus die Ambition haben, ihre Träger als Doppelgänger zu ersetzen. Schatten sind es auch, die künstliche Menschen wie Automaten, Golems und Homunculi beseelen (dazu muss der Zaubernde mit einem Schatten und einem Fokus (einem Zettel, einer Alraune, den Augen eines Lebewesens) eine künstliche Seele schaffen und er gibt dadurch ein Teil seines Schattens frei. Und der Schatten greift auch in die Geschichte und Szene ein, wenn der Spieler ihn ein wenig befreit um Magie zu wirken.

Soweit dazu. Hier meine Beantwortung der Kernfragen zu Magie aus dem "Fate Toolkit":

Die Kernfragen


1. Tone: Is magic a neutral force, a flavored force, or something with opinions?

In „Deutschland, ein Nachtstück“ ist Magie ein Eingriff in die Weltseele. Der Zaubernde (= das Genie, der Magnetiseur, der Kabbalist, der Automatenbauer) greift nach dem Unterbewussten der Welt, zieht es in den Vordergrund und lässt es wirklich werden. Um zu diesen dunklen Tiefen der Welt Zugang zu erhalten, muss er jedoch auch eine Verbindung mit seiner Nachtseite eingehen. Das heißt: Eine Verbindung mit seinem Schatten, der seine Magie mit Macht erfüllt. Während die Magie dabei nicht unter der vollen Kontrolle des Schattens steht, hat der Schatten doch eine Agenda (i. d. Regel, selbst manifest zu werden und den Magier als Doppelgänger zu ersetzen). Es gibt Magierichtungen, die von der Methode her mehr dem Tag zugeneigt sind (Kabbala), solche, die eher zur Nacht tendieren (Magnetismus) und solche, welche in der Mitte angeordnet sind (Genie, Automantie). Letztlich sind dies aber mehr philosophische Ansätze als Geschmacksrichtungen: Alle Magie kommt letztlich aus der Wechselwirkung von Tag und Nacht – und alle Magie funktioniert dabei nur Nachts, wenn die Welt träumt.

  • Gedanken: Ich wollte zuerst eine dezidierte Tagmagie mit hinzufügen, fand aber den Gedanken lahm, dass sich Magier beider „Richtungen“ nicht duellieren können, weil letztlich die Magie des jeweils anderen nicht funktioniert. Auch wüsste ich nicht, was ich bei Tagmagiern an die Stelle des Schattens setzen würde. Also dieser Ansatz. Die Tatsache, dass Magie nur nachts funktioniert bringt mir auch eine settingtechnische Konzentration auf die Nachtstunden des Tages (vielleicht geht’s abends und morgens auch ein bisschen; das könnten die großen Stunden der Tagmagie sein) – und ich will ja, dass Nachts die wirklich interessanten Sachen passieren.

2. Cost: Does magic demand a price, a risk, or neither?

Magie in „Deutschland, ein Nachtstück“ hat keine Kosten (abgesehen vielleicht von den Komponenten, die ein Kabbalist oder Automatenbauer für die Erschaffung seiner Homunkuli oder Automaten braucht: aber diese Dinge wirken ja auch permanent). Dennoch ist der Magier limitiert in dem was er tun kann, allerdings allein durch das Risiko, dass er eingeht. Mit jedem Zauber gibt er seinem Schatten ein wenig nach, nähert sich ihm an, begibt sich in sein Schussfeld. Das Risiko ist also immer, dass der Schatten irgendwann die Oberhand gewinnt und manifest wird. Das kann vieles bedeuten: Der Schatten attackiert den Magier, er taucht als dessen Doppelgänger auf, er macht den Magier mondsüchtig oder melancholisch, er ändert die Naturgesetze zu seinen Ungunsten. Dieses Risiko hält bis zum nächsten Tag an, an dem der Schatten wieder in seiner Macht beschnitten wird und die Sonne ihm seine Fesseln anlegt (metaphorisch gesprochen).

  • Gedanken: Regeltechnisch dachte ich hier an eine Schatten-Stressleiste, die sich bei der Anwendung von Magie füllt. Im Moment möchte ich es so haben, dass man quasi diesen Stresstrack angreift, wenn man Magie wirken möchte und dem Stresstrack Schaden macht. Das würde Magie auch ein stückweit unberechenbar machen, da man nie genau sagen kann, wieviel Stress der Schatten am Ende fressen wird – die Verteidigung des Schattens wird durch die Tageszeit bestimmt, der Modifikator durch den erwünschten Effekt. Die Konsequenzen, die der Schatten frisst sind aber eigentlich Konsequenzen für den Spieler selbst und sie stellen den Einfluss des Schattens dar. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Schatten nicht nur die Konsequenzen gegen den Spieler einsetzen kann, sondern auch die Stresskästchen, eben als Shifts um den SC zu behindern. Ich weiß noch nicht, ob das regeltechnischer Bullshit ist – zumal man es ja anders herum erwarten würde: Der Spieler verteidigt sich gegen den Schatten an, und greift nicht sich selbst an: Ich hatte auch die Idee, dass Spieler sich ihren Schatten als Charakter mitbauen oder der Schatten im Magieschulenextra (dazu später mehr) als Charakter mit drin steckt. Jedes Magiewirken wäre dann eine Auseinandersetzung mit dem Schatten, ein Konflikt. Am Ende soll man Magie schon gerne einsetzen wollen, aber die Konsequenzen sollen spürbar sein, wenn man über's Ziel hinausschießt.

3. Limits: Does magic follow strict rules? Is it flexible and open-ended? What are the limits on magic?

Die Limitierung von Magie erfolgt anhand von Magieschulen oder Strömungen: Kabbalisten und Automatenbauer greifen über die Materie in die Weltseele ein; Magnetiseure über die Seele und die Gedanken von anderen; Genien über das eigene Potenzial und die Dramatik der Geschichten der Welt. Jede Magieschule kann nur bestimmte Dinge tun: Nur Kabbalisten können künstliches Leben aus den Elementen erschaffen, nur Automatenbauer können Automaten bauen, nur Magnetiseure können Gedanken manipulieren und per Berührung heilen, etc.

  • Gedanken: Hier bin ich noch nicht so sicher, mit den Schulen. Mein Ziel ist, dass sich jede Magieform unterschiedlich anfühlen soll, während sie sich aber alle eine Mechanik teilen. Ich will das System auch nicht allzu sehr aufblähen, ist ja FATE AE, aber es soll halt auch was können. Eine Möglichkeit wäre, jeder Magieform bestimmte Approaches zuzuordnen, die sie nutzen kann: Magnetiseure sind immer Sneaky und Careful, Genien immer Quick und Flashy, Kabbalisten immer Forceful und Clever. Sowas halt. Oder aber sowas: Magnetiseure sind immer Careful, aber nie Forceful, Genien sind immer Flashy aber nie Sneaky, Kabbalisten sind immer Clever aber nie Quick. Dann kann jeder Magier alle Approaches für seine Magie nutzen bis auf einen, und für einen erhält beim Wirken seiner Magie sogar einen Bonus. Letztlich muss ich das dann nur noch mit der Idee mit dem Schatten-Stress verquirlen und ich habe mein Magiesystem. In diesem Fall müsste ich jede Schule natürlich als Extra schreiben, aber das ist nicht schlimm. Mit den Schwarzen Jägern habe ich noch eine weitere Gruppe, die eine spezielle Magieform nutzt, aber da brauche ich noch einen Namen für. Sie basiert darauf, dass der Zaubernde mit seinem Schatten verschmilzt und so seine Gestalt verändern kann (also immer Sneaky und nie Flashy).

4. Availability: Is magic universally available, so everyone in a setting might have it? Is it rare enough that only some people have it, possibly including all the PCs? Or is it rare enough that only one or two PCs might have access to it?

Settingtechnisch kann jeder Magie wirken, theoretisch. Was es aber braucht ist natürlich eine gewisse Unterweisung in der jeweiligen Schule. Dies ist im Falle der Kabbalisten und Magnetiseure Mitgliedschaft in einem entsprechenden okkulten Orden (hier in der Neue Kirchen oder dem Orden der Harmonie) oder die Unterweisung durch einen Meister oder Maître (quasi das Erlernen des Handwerks im Fall der Automatenbauer). Genientum ist das Einzige, was man theoretisch selbst erlernen kann, doch erfordert es tiefe Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und der eigenen Kunst. Die meisten Genien sind aber Mitglieder in eigenen Literaturkreisen oder Burschenschaften oder ähnlichem.

  • Gedanken: Das Ganze lässt sich natürlich am besten durch ein Extra darstellen, das ein Spieler der zaubern will sich kauft. Dann muss noch einer seiner Aspekte seine Ausbildung thematisieren und der Zaubernde ist fertig. Das genaue Balancing wird aber natürlich erst im Laufe des Systembaus entstehen.

5. Source: Where does magic come from?

Alle Magie entspringt der Weltseele, dem Unterbewussten, den Träumen und den innersten Leidenschaften der Schöpfung selbst. Wenn diese des Nachts an die Oberfläche treten, erhalten die Menschen die Fähigkeit mit ihnen in Kontakt zu treten, aber nur, wenn sie sich selbst in die Träume der Weltseele stürzen und sich mit der Nachtseite der Welt verbinden, eben über ihre Schatten. Natürlich benennt jede Magierichtung die Ursachen, warum das funktioniert oder was diese Weltseele eigentlich genau ist, anders: Kabbalisten verfolgen einen religiösen Ansatz, Magnetiseure glauben an das Fluidum (= quasi das Blut der Schöpfung), Automatenbauer tendieren zum mechanistischen Weltbild nach Descartes (in Frankreich quasi „Staatsreligion“) und Genien machen die Universalpoesie der Welt dafür verantwortlich. Auch der Kontakt zum Schatten wird unterschiedlich bewertet: Kabbalisten tendieren dazu, ihn zu knechten, während Magnetiseure eher mit ihm in Verhandlungen treten.

  • Gedanken: Die Details sind noch offen, aber in diese Richtung wird es gehen. Ich will auch nicht allzu viel erklären. Vielleicht gebe ich bestimmte Vorschläge für die Herkunft und den Sinn der Magie, aus denen sich die Gruppe ihren Favoriten rauspicken kann. 

Soweit der erste Entwurf. Kommentare?
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Offline La Cipolla

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #22 am: 24.04.2014 | 13:11 »
Zitat
Die Tatsache, dass Magie nur nachts funktioniert bringt mir auch eine settingtechnische Konzentration auf die Nachtstunden des Tages (vielleicht geht’s abends und morgens auch ein bisschen; das könnten die großen Stunden der Tagmagie sein) – und ich will ja, dass Nachts die wirklich interessanten Sachen passieren.

Hmmm ... also wenn gerade man GEGEN Magier arbeitet, wäre es natürlich eher vorteilhaft, tagsüber zu agieren. Ich denke nicht, dass diese Herangehensweise das unterstützt, da müsste man vielleicht noch einen Schritt weiterdenken.

Zitat
macht den Magier mondsüchtig oder melancholisch

"Wanderlustig" wäre hier noch ein drittes Wort, das mir sofort einfallen würde. :D

Zitat
Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Schatten nicht nur die Konsequenzen gegen den Spieler einsetzen kann, sondern auch die Stresskästchen, eben als Shifts um den SC zu behindern.

Scheint mir im Fate-Rahmen jetzt nicht ganz naheliegend. Dann lieber die Konsequenzen irgendwie unterstreichen, oder dafür sorgen, dass es unwillkürlicher zu Konsequenzen kommt.
Ich finde die Herangehensweise übrigens deshalb sehr interessant, weil ich in Opus Magnum ja was entfernt Ähnliches benutzt habe. Ich würde auch vorsichtig die Frage in den Raum stellen, ob a) das Angreifen des eigenen b) zusätzlichen Stress-Tracks nicht doch schon wieder ziemlich heftig regellastig für FAE ist. Kommt aber auch drauf an, wie die Wirkungen abgehandelt werden.
Die Herangehensweise mit dem Schatten als Gegner hat auch was; aber ein "zweiter Charakter" zum Bauen ist natürlich schon irgendwo heftig.

Die Herangehensweise mit "immer bla, nie bla" wirkt ziemlich passend auf mich. =)

Zitat
Genientum ist das Einzige, was man theoretisch selbst erlernen kann, doch erfordert es tiefe Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und der eigenen Kunst.

Äh, Genie sein sollte definitiv angeboren sein, oder? Ist das nicht mehr oder weniger die Definition des Wortes, gerade im damaligen philosophischen Kontext?

Ich mag den Namen "Deutschland, ein Nachtstück" übrigens sehr gern. Er ist natürlich nicht 100% repräsentativ, klar, aber wenn man einmal drin ist, wird er klasse.

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #23 am: 6.05.2014 | 21:06 »
Hmmm ... also wenn gerade man GEGEN Magier arbeitet, wäre es natürlich eher vorteilhaft, tagsüber zu agieren. Ich denke nicht, dass diese Herangehensweise das unterstützt, da müsste man vielleicht noch einen Schritt weiterdenken.

Kannst du das genauer ausführen? So recht werde ich nicht schlau aus dem Einwand. Inzwischen werde ich was Magie angeht eher so verfahren, dass sie immer gewirkt werden kann, bei Tag jedoch nicht ohne großen Aufwand. Bei Nacht oder in den Dämmerstunden geht sie leichter von der Hand.

Zitat
Scheint mir im Fate-Rahmen jetzt nicht ganz naheliegend. Dann lieber die Konsequenzen irgendwie unterstreichen, oder dafür sorgen, dass es unwillkürlicher zu Konsequenzen kommt.
Da magst du Recht haben. Ich glaube Konsequenzen werden es bringen, wenn ich narrativ klar mache, wie der Schatten diese gegen den Charakter einsetzen kann. Man setzt Magie ein, man bekommt Stress. Das Ganze soll allerdings in einem Wurf abgehandelt werden. Dabei gilt: Je stärker der Effekt, desto mehr Stress. Aber auch das ist von der "Tagesform" (pun intended) abhängig. Ich feile noch ein wenig dran, aber es muss leicht von der Hand gehen.

Eine absolut UNFATIGE Idee, die ich jüngst hatte, war dass der Schatten quasi genau dieselben Werte hat wie ein SC, aber seine Approaches anders heißen und einen negativeren Touch haben. Wenn der Schatten den Charakter übernimmt färbt sich der vom Schatten beeinflusste Approach in den des Schattens um. Der Spieler kann noch dasselbe damit machen, aber alles hat einen etwas düsteren Touch. Ist aber nur ein Gedankenspiel - ich werde bei den Konsequenzen bleiben.

Kraftvoll => Brachial
Flink => Hecktisch
Gewitzt => Verkopft
Grandios => Prahlerisch
Sorgfältig => Argwöhnisch
Hinterhältig => Niederträchtig

Zitat
Ich finde die Herangehensweise übrigens deshalb sehr interessant, weil ich in Opus Magnum ja was entfernt Ähnliches benutzt habe. Ich würde auch vorsichtig die Frage in den Raum stellen, ob a) das Angreifen des eigenen b) zusätzlichen Stress-Tracks nicht doch schon wieder ziemlich heftig regellastig für FAE ist. Kommt aber auch drauf an, wie die Wirkungen abgehandelt werden.
Das ist eben die Frage. Ich bin sowieso nicht ganz sicher, ob das, was ich mit dem Setting vorhabe, nicht doch irgendwie zu groß für Fate AE ist. Andererseits... es passt wie die Faust auf die Tag-/Nacht-Teilung und hat nach meiner Erfahrung eine gute Eignung für Mantel-und-Degen-Spiele. Insgesamt wird's wohl ein Fate AE+ werden, bei denen die Ausgestaltung der Charaktere neben den Approaches über Extras laufen wird. Eine zusätzliche Stressleiste dürfte wohl auch zu verkraften sein. Ich werde in meiner schriftlichen Ausarbeitung aber genau darlegen, warum ich welche Regeln verwende und eine "Warnung" aussprechen, dass mein Setting wahrscheinlich ein bisschen regellastiger sein könnte als das Standard Fate AE. Am Ende soll aber alles auf die "Because I am ... I can do ..."-Geschichte hinauslaufen.

Zitat
Die Herangehensweise mit dem Schatten als Gegner hat auch was; aber ein "zweiter Charakter" zum Bauen ist natürlich schon irgendwo heftig.
In der Tat. Der Schatten müsste aber auch kein voller Charakter sein, sondern eher ein paar diffuse Werte. Vielleicht wirklich die 1 zu 1 Kopie vom Spielercharakter aber mit anderen Stunts, um ihn zu differenzieren. Auch interessant wäre natürlich, dass der Schatten anfangs nur einen Peak Approach bekommt und dadurch weiter "ausgestaltet" wird, dass der Spieler Magie benutzt. Das alles würde aber den Fokus für meinen Geschmack aber viel zu sehr auf die Magie legen. Und die soll ja nur eine von vielen coolen Möglichkeiten sein, etwas im Setting zu erreichen: Zumindest Automatentum (bis hin zur Möglichkeit einen echten, künstlichen Menschen zu spielen) und Kampfschulen sollen ähnliche Möglichkeiten liefern.

Zitat
Äh, Genie sein sollte definitiv angeboren sein, oder? Ist das nicht mehr oder weniger die Definition des Wortes, gerade im damaligen philosophischen Kontext?
Du hast natürlich Recht. Aber wenn ich an meinem angeborenen Potenzial nicht arbeite, dann liegt es brach, oder?

Zitat
Ich mag den Namen "Deutschland, ein Nachtstück" übrigens sehr gern. Er ist natürlich nicht 100% repräsentativ, klar, aber wenn man einmal drin ist, wird er klasse.
Er bleibt, bis ich etwas besseres finde. Falls...

So, noch ein paar abschließende Gedanken zur Magie. Detailliertere Gedanken mache ich mir bei der Ausarbeitung:

Weiterführende Fragen zur Magie

How many Characters use the power system: Only some Characters will use it!

Während es theoretisch jedem offensteht, Magie zu erlernen, ist die Mitgliedschaft in einem obskuren Geheimbund notwendig, um Zugang zu ihr zu erhalten. Das Kriterium, was alle Magier verbindet, die in einem solchen Geheimbund tätig sind, ist ihre Verbindung zu den Nachtlanden. Magier sind keine „Nachtschläfer“, die die Türen und Fenster verrammeln, wenn sie das Krächzen des Nachtkrabb hören – oder das Ticken von Bonapparates Stundenlegion. Sie stellen sich Gefahren entgegen, sie sind mutig: In ihnen brennt das Lebenslicht hell genug, um damit den eigenen Schatten zu blenden und ihm magische Effekte abzutrotzen. Dies ist durchaus keine angeborene Befähigung (außer bei Genien – guter Einwand, LaCipolla – so sollte es sein), sondern kann erlernt werden, entweder indem man sich den Nachtlanden und der Weltseele aussetzt, etwa durch erschöpfende Versenkung in obskuren Ritualen und Prozeduren wie Meditation, Hypnose, Schlafwandlerei oder Rausch – oder eben das tatsächliche, physische Bereisen der Nachtlande. Andere schüren die Flamme ihres Lebenslichtes auch durch künstlerischen Ausdruck wie Lyrik oder Malerei oder Handwerk. Wieder andere finden durch Gebet und Frömmigkeit oder gar die Todesverachtung von freiwillig geschlagenen Duellen und Schlachten den Weg, ihr inneres Licht stärker zu entfachen. Vielleicht brauche ich diese Lebenslicht-Sache sogar gar nicht mal: Leute, die in diese Organisationen aufgenommen wurden zaubern, that's it.

Nur weil wahrscheinlich nicht alle Charaktere Magie benutzen werden, heißt das nicht, dass nicht alle Charaktere sie benutzen können. Theoretisch kann eine Runde zusammenkommen, die nur aus Magiern besteht. Was ich also für das Setting in jedem Fall noch zur Verfügung stellen muss: Coole Alternativen für Nicht-Magier. Mit Automantie habe ich eine Alternative, mit Ritterbünden (und zugehörigen Kampfschulen, die im Grunde wie Waffen und Rüstungen funktionieren sollten), könnte ich noch eine zweite haben. Ich muss bei all dem natürlich aufpassen, dass das nicht den Fate AE-Rahmen sprengt... und der bläht sich bei mir so langsam auf. Ich könnte natürlich auf ein reguläres Grundgerüst aufsteigen, aber ich mag es, wie sich Fate AE in meinen Settingentwurf einfügt. Vielleicht muss ich auch vieles einfach auf eine abstraktere Ebene herunterbrechen: Mehr Fiat, weniger harte Mechanik. Naja, man wird sehen. 

Why wouldn't I like to buy this power?

Der mechanische Grund ist relativ klar: Ich muss ein bestimmtes Extra (= 1 Aspekt und 1 Stunt) besitzen, um zaubern zu können. Zusätzlich gibt es noch den Schatten-Stresstrack, der sich bei Magieeinsatz füllt. Plus die Limitierung, dass zaubern bei Tag  nur mit Aufwand möglich ist und man nicht Automatentechnik und Zauberei besitzen kann (Grund ist, weil das Lebenslicht schon gebraucht wird, die Automatentechnik am Leben zu halten)... okay, das ist etwas viel an Einschränkungen... ich würde wahrscheinlich pro Magiestil eher ein Extra bauen, dass aber keinen Refresh kostet, sondern nur einen Aspekt bestimmt (Mitgliedschaft in Organisation). Das fühlt sich aber auch komisch an. Eigentlich gibt es nur ein Gegenbalancing: Magie muss richtig krachen. Go, Schatten!

Der settingtechnische Grund, warum man keine Magie nutzen möchte, ist weil der eigene Schatten dann die Macht übernimmt, ja letztlich sogar den Charakter als Doppelgänger gar ersetzen könnte. In Regeln ausgedrückt: Der Schatten verursacht dem Spieler Stress und auch Konsequenzen und mittels dieser greift in sein Leben ein. Das soll übrigens alles dramaturgische Möglichkeiten eröffnen. Magie soll Spaß machen und erst ab schweren Konsequenzen wird das Ganze wirklich gefährlich.
« Letzte Änderung: 6.05.2014 | 21:15 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: [Arbeitstitel] Deutschland, ein Nachtstück
« Antwort #24 am: 6.05.2014 | 21:13 »
Das Setting-Balancing des Magiesystems

Who can use the power system?

Jeder, dessen Lebenslicht hell genug brennt (sprich jeder proaktive, kompetente und dramatische Charakter) und der eine entsprechende Ausbildung oder Selbstbildung durchlaufen hat. Wie oben schon erklärt. Dasselbe gilt übrigens in ganz ähnlichem Maße für Ritterbünde und Automantie: Auch da zeigen ein Aspekt und ein Stunt die Zugehörigkeiten an.

How many users are there?

Eine genaue Zahl ist in diesem Stadium noch schwierig... ich würde sagen es ist selten genug um einigermaßen exotisch zu sein. Genien reihen sich ein in die Großen der Musik, Poesie und Philosophie und sind entsprechend selten. Magnetiseure sind noch eine sehr junge Schule und sind damit vom Hauch des Geheimnisvollen umweht. Kabbalisten der „Neuen Kirche“ sind quasi ein Geheimbund im Geheimbund und die (alte) Kirche selbst ist alles andere als duldsam was magisches Wirken angeht (man wird aber nicht gleich verbrannt... die Zeiten sind vorbei). Maleficum ist per se was für die dunkelsten Gestalten, die die Menschheit so zu bieten hat, die treten also nicht offen auf. Und die Schwarzen Jäger sind ja effektiv Spione und Saboteure, also... Wenn's hochkommt würde ich sagen etwa 100 Magiewirker auf 100 000 Einwohner – in den Städten werden eher Magnetismus und Automantie praktiziert, auf dem Land sind die religiös gefärbten Magien wie Maleficum und Kabbala verbreiteter. Aber so pauschalisieren kann man das auch nicht.

How proficient/potent are they?

Mit dieser Frage steht und fällt mein Magiesystem. Im Grunde will ich den Magiern schon was geben, was wirklich kracht, also was ihnen Dinge erlaubt, die das Setting stark beeinflussen können. Andererseits sollen nicht-magische Charaktere nicht hintanstehen. Ich hatte eigentlich den Plan, dass Magie zwar allgegenwärtig ist, aber nicht eben ganze Stadtviertel einäschert. Sie findet in einem, ich sage mal, intimeren Rahmen statt: Kabbalisten zum Beispiel sind zu Alchemie und Schutzzaubern in der Lage, die bis zur Erschaffung von Golems geht, die ihnen beistehen. Magnetiseure können die animagnetischen Ströme eines Wesens lenken und so Gedanken lesen und kontrollieren, das Unsichtbare spüren und sogar heilen. Die Mitglieder der schwarzen Jäger sind in der Lage, sich nahezu unsichtbar zu machen und mindere Gestaltwandlerkräfte anzuwenden. Außerdem können sie ihren Schatten manifest werden lassen und ihm Kommandos geben. Zauberer des Maleficum (= Malfaktoren, oder anders gesagt: Hexen und Teufelsanbeter; immer forceful, nie careful) sind unsere Schadenszauberer, die Flüche aussprechen und Tod und Krankheit zaubern. Hier fehlen mir noch Details, aber sie sollen den Kabbalisten entgegenstehen... zuerst dachte ich an sowas wie Feuerbälle für sie, aber das fühlt sich nicht richtig an, für mein Setting. Genien sind irgendwo am Schwersten. Abgesehen davon, dass sie übernatürlich gut in ihrer „Kunst“ sind, sind sie einfach in der Lage, die Geschichten der Welt zu lenken. Sie erzählen der Welt quasi Gute-Nacht-Geschichten und die beeinflussen ihre Träume – sprich, sie erschaffen Aspekte oder ihnen fällt es leichter, zusätzliche Aspekte zu schaffen, sie haben zusätzliche Aktivierungen, etc. Da bin ich noch sehr sehr unsicher, denn laut Fate-Designregeln ist die Fate-Punkt- und Aspekt-Mechanik ja sakrosankt.

Zum Setting: Magier können sehr mächtig sein, werden aber natürlich durch ihren Schatten beschränkt. Wer seine Magie allzu oft einsetzt, läuft Gefahr, dass der Schatten ihn übernimmt oder ersetzt. Während es mächtige Zurschaustellungen von Magie gibt (Magnetiseure, die sich über Gedankenkontrolle zu Herrschern aufschwingen; der Hexenrat von Halbstadt, etc.; der Rabbi von Bacherach), bewegt sich der typische Magier doch eher auf einem mittleren Level: Er setzt sie ein, um sein Leben einfacher zu machen, oder Dinge zu erreichen, die er sonst nicht könnte, aber es bleibt im privaten Rahmen. Natürlich müsste ich mir auch noch Agendas für die magischen Geheimbünde ausdenken, aber ich denke, auch bei denen wird es eher auf eine Philosophie hinauslaufen als wirkliche Ziele: Na gut, die Schwarze Schar sieht sich als Feind Napoleons, die Neue Kirche verfolgt Glaubensinhalte und der Orden der Harmonie... na gut, da habe ich noch nichts. Die Malfaktoren wollen übrigens ewige Nacht bringen und arbeiten für ein Wesen, das stark in Richtung Mephistopheles geht – quasi für den „Schatten Gottes“.

Bei alledem darf ich es natürlich nicht ausufern lassen mit der Magietheorie. Alles soll prinzipiell gleich funktionieren, um dem Kern von Fate treu zu bleiben. Im Grunde ist das Fiat und der Anstrich ein anderer. Mechanisch soll alles auf die gleiche Weise funktionieren. Automantie, die ich eigentlich analog zu den anderen Magien funktionieren lassen wollte (ist ja im Prinzip auch eine Magie), wird vielleicht doch mehr in die wissenschaftliche Richtung tendieren. Hier gibt’s eigene Regeln... wobei ich nicht will, dass die großartig von den anderen Magieregeln abweichen. Oder zumindest nicht so stark, dass es wirklich kompliziert wird. 

How does power impact the role of people who wield it?

Da Magie am Besten nachts oder abends anzuwenden ist, ist die erste Veränderung, die Magiewirker in ihrem Wesen erfahren, die, das sie einfach öfter Nachts unterwegs sind. Da sie nachts unterwegs sind, lernen sie die dunklen Seiten der Weltseele eher kennen und verstehen als reine Tagmenschen. Sie gewöhnen sich an die Mysterien und die Gesellschaft, mit denen sie sich nachts umgeben. Doch Magiewirker sind nicht nur physisch in der Nacht aktiver: Sie öffnen sich auch spirituell der Nachtseite mehr. Magie funktioniert nur, wenn die Stärke des Schattens zunimmt und alle Magie geschieht durch den Schatten, der die Umwelt beeinflusst. Dadurch, dass sie sich ihrem Schatten öffnen, erhält selbiger auch Macht über sie. Selbst der Tagseite zugeneigte Magien wie Kabbalisten oder Genien ziehen Kraft oder Inspiration aus dem Schatten. Im Übrigen tendieren Magier dazu, ihre Geheimnisse eifersüchtig zu hüten und sich eher selten als Magier zu erkennen zu geben (obwohl Drohungen wie „Warte bis zur Nacht!“ ihnen immer mal wieder von den Lippen kommen) – sie wären keine Geheimbünde würden sie sich nicht auf Geheimnistuerei verstehen. Außerdem haben bestimmte Magieschulen wie etwa Maleficum und Kabbala durchaus Rivalitäten miteinander und wollen den anderen keinen Vorteil zugestehen.

What are common results of the power in the setting

Je nach Magieart sind die Resultate unterschiedlich. Praktizierer der Kabbala lassen mitunter niedere Arbeiten oder Botengänge von ihren Golems erledigen oder werden von abergläubischem Volk auch schon mal gebeten, Alchemika, Horoskope oder Schutzzauber für sie anzufertigen. Diese Dinge funktionieren in der Regel auch, fallen aber in den Rahmen des Obskuren und werden daher von so manchem auch offen abgelehnt. Magnetiseure sind eine recht junge Erscheinung, weswegen es von vielen Seiten Zweifel an ihren Kräften gibt. Nicht wenige von ihnen verdingen sich als fahrende „Wunderheiler“, Varieté-Künstler oder Seelsorger – durchaus mit einem egoistischen Einschlag. Kleinere, aus Eigennutz getätigte Hypnose und Gedankensicht ist daher keine Seltenheit, ebenso magnetische Heilung gegen Obolus. Gerade in der Disziplin der Magnetiseure gibt es im Übrigen viele Scharlatane, die nur vorgeben, diese Künste zu beherrschen, um sich Ruhm und Reichtum zu sichern. Das Wirken von Genien ist sicherlich das allgemein akzeptierteste – wohl deshalb, weil Genien erstens eher selten sind und sich zweitens selbst nicht als Magier bezeichnen würden. Im Handwerk, in der Poesie, der Musik, der Malerei, aber auch der Schwertkunst und Philosophie führen sie das Feld an. Ihre Magie zeigt sich darin, dass sie die Emotionen von Menschen bewegen und die Realität selbst mit ihrer Kunst verändern. Diese Effekte sind meist subtil und gehen selten über seltsame Zufälle hinaus. Auch wenn die meisten Genien eine ausgezeichnete Reputation genießen und viele Anhänger haben, ist das verkannte Genie auch keine Seltenheit – manche sind ihrer Zeit einfach voraus. Malfaktoren (also Hexen und Schwarzkünstler) befleißen sich der wohl auffälligsten Magie: Dort, wo Leute unter seltsamen Flüchen oder Verzauberungen leiden und sich die Dinge selbst gegen sie wenden, sind Malfaktoren am Werk. Und natürlich auch dort, wo offensichtlich dämonisches Wirken umgeht. Die Mitglieder der Schwarzen Jäger schließlich nutzen ihre Magie, um sich im Schatten zu verbergen oder ihren Schatten zu manipulieren und damit ihre eigene Gestalt zu verändern.  Dies hilft ihnen bei der Infiltration und Sabotage von Napoleons immer weiter vorrückenden Truppen.

Natürlich hat auch der Schatten etwas von solchen kleineren Zurschaustellungen von Magie. Er kann für ein wenig Unordnung im Umfeld des Charakters stiften, indem er Lichtquellen abdunkelt, einen einzelnen Satz mit der Stimme des Charakters spricht, Schatten in der Umgebung des Charakters plötzlich manifest werden lässt und den Charakter so behindert, dem Charakter Eingebungen und Traumbilder schickt, etc. Nichts Großes, nichts direkt Gefährliches... aber dennoch sind die Dinge, die der Schatten tut auf einer persönlichen Ebene störend.

What are large-scale results of the power in the setting?

Größere Zurschaustellungen von Magie sind meist an das Wirken bestimmter Personen gebunden und wo mehrere mächtige Zauberer zusammenarbeiten, können die Effekte von Magie beachtlich sein, wie Halbstadt am Teufelsstein zeigt, eine Stadt, die buchstäblich zur Hälfte im Erdboden versank und nun relativ offen von einer Gruppe Malfaktoren beherrscht wird. Auch hört man immer wieder von dem Rabbiner NAME, ein Meister der Golemerschaffung, der gar in der Lage sein soll, menschenähnliche Wesen aus Ton nachzubilden. Kaiser Franz II. von Österreich selbst ist einer Gruppe Magier zum Opfer gefallen, Magnetiseuren, die um ihn herum seit zwei Jahren erfolgreich die Illusion aufrecht erhalten, Bonapparate sei bereits besiegt und er sei der rechtmäßige Herrscher über ein Reich von der Donau bis an die Seine, wodurch sie Österreich effektiv aus weiteren Kampfhandlungen heraushalten. Auch wird von Werken berichtet, von Genien verfasst, die die Realität verändern, wenn man bei Nacht aus ihnen liest – das bekannteste ist wohl Novalis' Heinrich von Offerdingen, ein Werk, dem Macht über die Nachtlande selbst zugeschrieben wird.

Wo Magie im großen Stil angewendet wird, kann sich auch der Schatten freier entfalten. Magier, die ihre Grenzen ausreizen oder überschreiten, könnten bald feststellen, dass sie von Alpträumen geplagt werden, ihr Schatten sie blendet oder aktiv behindert oder ähnliches. Der Schatten ruft dann auch durchaus Nachtgestalten herbei, um den Magier zu peinigen oder tritt gar als dessen Doppelgänger auf, der anderorten Chaos anrichtet und dann den Charakter als Sündenbock dastehen lässt. Es sollen auch schon Magier wahnsinnig geworden sein: Wie von einem unüberwindlichen Drang beseelt immer tiefer und tiefer in die Nachtlande vorzudringen, die Sonne  zu meiden und sich aus der Gesellschaft in immer gefährlichere Phantastereien zurückzuziehen. Dies ist die gefürchtete Mondsucht, deren einzige Heilung eine Konfrontation mit dem eigenen Schatten darstellt: Der Kranke muss sich buchstäblich selbst töten.

____________________________________

Soweit meine Gedanken zu meinem Magiesystem. Könnte ein ziemlicher Brocken werden, aber das war vielleicht auch irgendwo der komplexeste Teil des Settings. Was mir beim Aufschreiben meiner letzten Ideen allerdings schmerzlich bewusst geworden ist, ist dass es die klare Trennung Klassik/Romantik verwässert und Nachtwächter und Nachtwanderer bislang nirgendwo Erwähnung oder auch nur eine Nische finden. Und das war ja eigentlich mein Aufhänger. Hmmm, mal schauen, was noch daraus wird.  :P
« Letzte Änderung: 6.05.2014 | 21:16 von Jiba »
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini