Ich versuche ja auch noch, die Grundfrage des Threads richtig zu verstehen ... ich glaube, ich selbst würde mich tatsächlich auf dieser Position verorten:
Oder siehst du keinen Bedarf, Nicht-Konflikt-Probleme mit komplexen Regeln zu lösen?
Falls letzteres: warum?
Und warum? Z.T. ist es das, was Slayn sagt: Ein Konflikt bedeutet, das widerstreitende Interessen aufeinandertreffen und ein neuer Status Quo "ausgehandelt" werden muss - sei es nun mit Worten, mit Gewalt oder durchaus auch durch Kompromiss oder Einigung (beides mögliche Ausgänge eines Konflikts). Letztere lassen sich in Rollenspielen, die "alles als Konflikt regeln" ja problemlos integrieren, indem der Konflikt abgebrochen wird, weil beide Seiten kein Interesse mehr an ihm haben, ihre Ressourcen verausgabt haben, im Laufe des Konflikts ihre Ziele und ihre Einstellung geändert haben ... Regeln, die Herausforderrungen als Konflikte behandeln, implizieren somit nicht, dass es weitergehen muss, bis einer am Boden liegt; sie gehen nur davon aus, dass die Regeln nicht mehr gebraucht werden, sobald die Antagonisten ihr antagonistisches Verhältnis aufgeben.
Und tatsächlich wüsste ich nicht, was für Rollenspiel-Regeln es geben sollte, die einen Konfliktfrei gedachten, wohlwollenden Umgang zwischen zwei Personen verregeln. Wenn es zwischen den Beteiligten keinen Konflikt geben, dann werden sie entweder nichts miteinander zu schaffen haben oder ihre Ressourcen kombinieren (wahrscheinlich, um in einem Konflikt mit einer weiteren Partei ein Ziel zu erreichen). Sobald ich einen Wert für meine Beziehung zu einem Verwandten habe, der steuert, wie wahrscheinlich es ist, dass ich von ihm Hilfe erhalte, wie du vorschlägst, dann ist dagegen ja schon wieder ein Konflikt impizit: Ich will gerne die Hilfe meines Verwandten; mein Verwandter zögert aber offenbar, die Ressourcen aufzuwenden, um mir diese Hilfe zukommen zu lassen (denn wenn er nicht zögern würde, wäre die Chance, dass er mir hilft, 100%, und ich bräuchte nicht zu würfeln). Mein Interesse (Unterstützung erhalten) steht also gegen sein Interesse (Zeit/Ressourcen sparen) und ich würfle, um herauszufinden, ob das, was ich bisher in die Beziehung zu ihm investiert habe, genügt, damit er sein Zögern überwindet. (Im Prinzip könnte man auch sagen, dass ich über einen solchen Beziehungswert auf den inneren Konflikt meines Verwandten würfle, der sich entscheiden muss, ob er mir nun hilft oder nicht).
In der Interaktion zwischen SC/NSC sehe ich also tatsächlich nur dann einen Sinn im Einsatz von Spielregeln, wenn ein Konflikt vorliegt. Der muss ja wie gesagt nicht agonisch sein, sondern kann jederzeit durch eine Einigung unterbrochen werden. Im Real Life habe ich ja auch mit meiner Freundin Konflikte, ohne, dass am Ende einer (man beachte das grammatische Geschlecht
) tot am Boden liegt.
Nicht-Konflikthafte Situationen, für die es in den meisten Spielen ja auch Regeln gibt, sind Umwelthindernisse. Also die zu erkletternde Mauer, der zu durchschwimmende Strom, das sicher zu knotende Seil ... aber um so was kann es ja hier nicht gehen, denke ich.