Autor Thema: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.  (Gelesen 5256 mal)

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Offline blut_und_glas

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #25 am: 8.11.2015 | 07:29 »
Eine späte Frage:

Um welches Böse geht es eigentlich?

Moralisch böse (an welchem Maßstab gemessen?/aus welcher Perspektive?)?
Böse als anderes Wort für eine sonst als "Gegner" portraitierte Seite (wieder: Maßstab? Genre?)?
...?

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Online nobody@home

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #26 am: 8.11.2015 | 08:21 »
Eine späte Frage:

Um welches Böse geht es eigentlich?

Moralisch böse (an welchem Maßstab gemessen?/aus welcher Perspektive?)?
Böse als anderes Wort für eine sonst als "Gegner" portraitierte Seite (wieder: Maßstab? Genre?)?
...?

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Gute Frage. Denn Charaktere, die beispielsweise einfach nur auf der falschen Seite des Gesetzes stehen, sind deswegen noch lange nicht zwangsläufig auch fiese Schurken (hallo, A-Team!), können aber durchaus mit weitgehend denselben Herausforderungen zu kämpfen haben. Wenn's einem also nur darum geht...?

Ein mögliches Beispiel für ein System, das diese Art von Spiel unterstützt, könnte Leverage sein. Ich hab's selbst nicht, aber nach allem, was ich darüber gelesen habe, basiert es auf der gleichnamigen Show (die ich auch nicht kenne ;)) und setzt voraus, daß die Spielercharaktere allesamt Gauner sind, die ihre Fähigkeiten dafür einsetzen, Leuten zu helfen -- halt gegen Bezahlung und nicht so sehr auf die legale Weise, aber durchaus, weil sie noch ein Gewissen haben. (Wahrscheinlich könnte man mit demselben System auch eiskalte Profi-Mobmitglieder spielen, ist dann die Frage, ob das genauso viel Spaß machen würde.)

Offline Koenn

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #27 am: 8.11.2015 | 08:50 »
Ich würde sagen, das kommt auch bei den angesprochenen Systemen darauf an, ob die Spieler das auch richtig rüberbringen können und der SL auch in diesem Rahmen leitet. Man spielt ja keinen Bösen, sondern nur mit anderer Weltanschauung oder einem persönlichen Makel.

Mir würde noch Heredium einfallen, die Ansatzpunkte mancher Fraktionen sind grenzwertig und sehr einfach radikal spielbar = aus Sicht anderer böse.

Star Wars auf Seiten des Imperiums, oder aus Old Republik Ära direkt Sith spielen. Oder Yuuzhan Vong? Im System kenn ich mich nur mit dem D6 aus, weiß nicht ob das mit neueren D20 oder EotE-Regeln machbar ist.
Ritzelschnick.

Offline blut_und_glas

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #28 am: 8.11.2015 | 08:56 »
Eben:

Die Gaunerin mit Gewissen, der regime-kritische Wehrmachtssoldat, das brutale Selbstjustiz übende Opfer oder Elternteil, der Familie und traditionelle Werte hochhaltende Mafiosi, die Freiheitskämpferin (aber auch: der Antiterrorkämpfer), der mit seinem Schicksal hadernde Vampir, ...

Sie alle sind durchaus übliche Sympathieträger. Daher die Frage, ob sich die Suche nach "bösen Spielen" wirklich auf diese Figuren bezieht, oder ob da etwas anderes gemeint ist.

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Offline Runenstahl

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #29 am: 8.11.2015 | 09:45 »
Zu "was ist böse": Wenn die Gruppe Charaktere spielt die für "die bösen" (TM) arbeiteten, dabei aber eigentlich nur ihre Fraktion unterstützen und ansonsten gutes tun... dann sind sie halt nicht zwingend Böse.

Unabhängig davon ist das die Art böse Kampagne mit der ich als SL bislang die besten Erfahrungen gemacht habe. Die Spieler arbeiten für die Seite die alle anderen als "Böse" sehen und damit stehen ihnen (je nach System) Möglichkeiten offen die "gute" Gruppen nicht haben. Von der Wahl der Zauber (Tote beleben) bis zur Wahl der Methoden (Folter). Grundsätzlich arbeiten die Spieler aber trotzdem daran etwas zu tun woran sie glauben.

-Rache dafür das ihr Orkstamm von den Menschen aus den fruchtbaren Regionen an den unwirtlichen Arsch der Welt vertrieben wurde. Und vielleicht auch der Plan sich die einstige Heimat zurückzuholen.
-Diener eines Untoten Herrschers zu sein der sich deswegen an sein Dasein klammert weil er sein (noch lebendes) Volk vor einer großen Gefahr schützen will. Dafür ist er auch bereit den toten Vorfahren der Bürger die Chance zu geben das Leben ihrer Nachfahren im Kampf zu verteidigen.
-Schergen eines Galaktischen Imperiums zu sein deren Aufgabe es ist das gefährliche Huttenkartell zu bekämpfen das den Frieden und die Sicherheit der Bürger des Reiches bedroht.

...in all diesen Beispielen kann man als Spieler schon deutlich anders spielen als gewohnt, spielt ja aber im Grunde genommen trotzdem noch "gut"... nur halt für die andere Seite. Die interessantesten Bösen sind ja ohnehin diejenigen mit einer eigenen Moral und einem eigenen (grundsätzlich gar nicht mal bösen) Ziel... der Unterschied ist meist der das sie für ihre Ziele durchaus über Leichen gehen. Kurz: Böse die fest daran glauben das sie selbst die guten oder zumindest "im Recht" sind. Wie es halt auch in der Realität ist. Da steht morgens kein Diktator auf und sagt sich "Was kann ich heute denn mal für eine Böse Tat tun ?". Nein, Menschen die in der Realität "böses" tun, können das grundsätzlich vor sich selbst irgendwie rechtfertigen. (Die paar Ausnahmen die das nicht können oder wollen sind einfach nur Krank).

PS: Zu Vampire möchte ich noch anmerken das man dort ganz prima Böse spielen kann. Das geht auch irgendwie mit Menschlichkeit, sehr viel besser aber mit anderen Pfaden.
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   Gareth (aus der Serie "Galavant")

Supersöldner

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #30 am: 9.11.2015 | 14:46 »
In Nomine ? ist das nicht das Pen ß Paper wo Mann teufelsanbeter spielt?

Offline Chruschtschow

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #31 am: 9.11.2015 | 17:34 »
Eigentlich Engel und Dämonen, die in menschlichen Körpern stecken und den ewigen Krieg zwischen Gut und Böse untereinander auf der Erde ausfechten.
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #32 am: 13.11.2015 | 15:10 »
Wenn man das Böse als egoistisch wahrnimmt, bzw. nicht den konventionellen Ziele folgend dann bietet sich alles an was diverse Söldner und Auftragsmörder im Programm hat, also z.B. Shadowrun.
Wenn es das psychologische Böse seien soll kann man nach meiner Erfahrung prima Sachen mit KULT anstellen.
Ansonsten schliesse ich mich bei In Nomine an, obwohl das meiner Erfahrung nach zumeist albern wird.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.

Friedrich Nietzsche

Offline Oberkampf

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #33 am: 13.11.2015 | 15:34 »
Also mir würden zwei Beispiele einfallen:

Better Angels (One Roll Engine)

und

Killing puppies for Satan

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Offline Blizzard

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #34 am: 13.11.2015 | 17:31 »
Ich würde sagen, das kommt auch bei den angesprochenen Systemen darauf an, ob die Spieler das auch richtig rüberbringen können und der SL auch in diesem Rahmen leitet. Man spielt ja keinen Bösen, sondern nur mit anderer Weltanschauung oder einem persönlichen Makel.

Mir würde noch Heredium einfallen, die Ansatzpunkte mancher Fraktionen sind grenzwertig und sehr einfach radikal spielbar = aus Sicht anderer böse.
Würde ich genau so sehen und Zustimmung zu Heredium; da kann man das sicherlich so machen.

Bei Arcane Codex kann man eine Dunkelelfengruppe spielen und als böseTruppe durch die Lande ziehen.


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Offline Famulant

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #35 am: 14.11.2015 | 04:46 »
MERS hatte auch immer schon Regeln für Orks, Trolle, Variags und schwarze Numenorer als SCs.

Offline Holycleric5

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #36 am: 14.11.2015 | 08:16 »
Die Art der "bösen" Gruppe, die ich bevorzuge, ist meistens eine Gruppe, die sich entweder aus Mitgliedern "böser" Rassen zusammensetzt (z.B. Orks, Dunkelelfen, Tieflinge) oder einer bösen Fraktion dient (Diener des Asmodeus in Pathfinder, Mitglieder von schwarzen Hexenzirkeln, Assassinengilden, das Gefolge eines grausamen / intriganten Bürgermeisters, Diener der Chaosgötter in WH 40,000: Schwarzer Kreuzzug)

Settinglose Spiele (z.B. Fantasy AGE, PORTAL, Savage Worlds) machen es einem leichter, die SC auch Mitglieder böser Fraktionen sein zu lassen, da ihnen ebenjene Fraktionen fehlen.

Spiele, die z.B. in Mittelerde angesiedelt sind (u.a. "The one Ring"), gehen hingegen fast automatisch davon aus, dass man eine "gute" Gruppe spielt. (Ausnahmen (s. Post etwas weiter oben) bestätigen die Regel).

Auch das Dragon AGE RPG (sowohl am PC als auch als Pen & Paper) lebt von einer Welt, in der man zwar im Kampf gegen die "Dunkle Brut" vereint ist, man aber auch gleichzeitig Pakte mit Dämonen, dunklen Magiern und anderen Fraktionen schließen kann.

Was macht es für mich aus, die "böse Seite" zu spielen?
- Die Möglichkeit, "neuen" (bösen) Göttern zu dienen.

- Die Charaktere sind meistens etwas "härter"/ kaltherziger, z.B. retten sie nicht jeden, der sie um Heilung anfleht. Sie sind eher bereit, Menschen (oder andere Völker) ihren Göttern zu Opfern.Sie können leichter lügen, ohne rot zu werden / ein schlechtes Gewissen zu haben.

- Sie handeln weniger selbstlos ("Ich heile dich, damit es dir (und meinem Gewissen) besser geht") sondern sind auch stets auf den eigenen Vorteil bedacht ("Und was springt für mich dabei heraus, wenn ich dich heile?")

- Ihr Umfeld ist (z.B. in Städten, die von "Bösen" Machthabern regiert werden) weitaus gefährlicher, denn dort können Verbündete schneller als einem lieb ist, zu Feinden werden und meistens gibt es mehr Gruppen als in vom "Guten" beherrschten Städten, die im Verborgenen -oft auch gegeneinander- ihre Ränke schmieden.
- "Schwarze" Magie wird in solchen Städten offiziell gelehrt und Schwarzmagier / Nekromanten werden entsprechend "besser" behandelt, stat auf dem Scheiterhaufen zu landen (der ist dann meistens für die Diener des Lichts). Auch Untote können ein alltäglicher Anblick auf den Straßen sein.
Leitet (als SL): -
Spielt (als Spieler): GURPS 3
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Offline 3P_Manni

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Re: Rollenspiele, in denen man die "böse"-seite spielt.
« Antwort #37 am: 14.11.2015 | 08:24 »
Ich würde noch Kult in den Topf werfen. Das ist aufgrund seiner Kosmologie und  dem Regelmechanismus der Mentalen Balance geradezu darauf ausgelegt, dass die Charaktere irgendwann ins böse Spektrum abrutschen. Normalerweise ist das bei Kult eine Abwärtsspirale, aber die Archetypen (u.A. Anstaltsflüchtling, Gauner, Dealer oder Rächer), gepaart mit den Dunklen Geheimnissen und Nachteilen (z.B. Jähzorn, Gesucht,...) prädestinieren das Spiel schon sehr für das Spielen von bösen Charakteren. Wobei es in Wirklichkeit meist eher Antihelden sind, wenn man das Spiel nicht explizit auf Boshaftigket ausrichtet. Geht aber eben auch sehr gut.