Autor Thema: Offenheit der Regeln zur Fiktion  (Gelesen 10170 mal)

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Offline Haukrinn

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #50 am: 18.02.2016 | 19:50 »
Trotzdem würde ich bei all diesen Spielen sagen: Fiktion triggert an irgendwelchen Punkten Regelanwendung.

Das wäre jetzt genau das wo ich sagen würde PtbA passt eben nicht. Zwar stimmt das bisher gesagte (Die Erzählung "erzwingt" quasi einen Move), die Regeln erlauben aber auch ganz explizit den umgekehrten Weg, also "Ich möchte diesen Move machen, was muss ich (als Erzählung) dafür der Fiktion hinzu fügen?. Und eigentlich ist das implizit auch in den meisten anderen Spielen so durchaus denkbar. Ich würde beim typischen Spiel sogar so weit gehen zu behaupten dass man als Spieler oft genug ganz gezielt Fiktion provoziert bzw. falls das Spiel dies erlaubt produziert damit man die Mechaniken in denen der eigene Charakter brilliert zur Anwendung bringen kann.

Ein ganz tolles Beispiel für deine Prämisse ist dagegen Fate Core. Hier wird etwas erzählt und die Regeln folgen. Sie folgen sogar soweit dass es nicht "den" festen Mechanismus für eine Situation gibt, sondern der verwendete Mechanismus ausgewählt wird der gerade ganz konkret die Fiktion am besten abbildet.
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Offline 1of3

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #51 am: 18.02.2016 | 19:54 »
Das wäre jetzt genau das wo ich sagen würde PtbA passt eben nicht. Zwar stimmt das bisher gesagte (Die Erzählung "erzwingt" quasi einen Move), die Regeln erlauben aber auch ganz explizit den umgekehrten Weg, also "Ich möchte diesen Move machen, was muss ich (als Erzählung) dafür der Fiktion hinzu fügen?

Stimmt in der Tat. Allerdings bewegen wir uns da ein Stück von den Regeln weg zur Strategie. Die Abseitsregel sagt ja entsprechend auch nicht, dass man Abseitsfallen stellen soll. Das ist nur clever.

Offline 6

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #52 am: 18.02.2016 | 20:06 »
Nein. Die Tatsache, dass du es wiederholt schreiben musst, heißt, das System tut nicht das, was du behauptest.
Oder aber sie heisst, dass das Regelwerk mitunter schlecht bis sehr schlecht beschrieben wurde.
Beim Nachschlagen der Skillchallenge tendiere ich ziemlich stark zu meiner These.
Zitat
- Es werden Dinge benutzt, die auf der Battlemap verzeichnet sind. Wenn da ne Ballista aufgebaut ist, soll man wohl damit schießen.
"Ich klettere die Ballista hoch."
Und jetzt komm ja nicht damit, dass das ein cue wäre, der schon regeltechnisch abgedeckt wäre, sonst will ich von Dir genau die Seitenangabe der Regel auf der steht, wie hoch die Schwierigkeit ist eine Ballista hochzuklettern (und zwar mit genauer Angabe, dass sich diese Schwierigkeit auf die Ballista bezieht).
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Offline 1of3

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #53 am: 18.02.2016 | 21:16 »
Du missverstehst. Selbstverständlich darfst du auf die Ballista steigen. Jedoch, dein Handeln ist nicht mehr allein auf die Fiktion bezogen, sondern auf das, was da aufgemalt bzw. hingestellt ist.

Achamanian

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #54 am: 18.02.2016 | 21:24 »
Das wäre jetzt genau das wo ich sagen würde PtbA passt eben nicht. Zwar stimmt das bisher gesagte (Die Erzählung "erzwingt" quasi einen Move), die Regeln erlauben aber auch ganz explizit den umgekehrten Weg, also "Ich möchte diesen Move machen, was muss ich (als Erzählung) dafür der Fiktion hinzu fügen?. Und eigentlich ist das implizit auch in den meisten anderen Spielen so durchaus denkbar. Ich würde beim typischen Spiel sogar so weit gehen zu behaupten dass man als Spieler oft genug ganz gezielt Fiktion provoziert bzw. falls das Spiel dies erlaubt produziert damit man die Mechaniken in denen der eigene Charakter brilliert zur Anwendung bringen kann.

Ein ganz tolles Beispiel für deine Prämisse ist dagegen Fate Core. Hier wird etwas erzählt und die Regeln folgen. Sie folgen sogar soweit dass es nicht "den" festen Mechanismus für eine Situation gibt, sondern der verwendete Mechanismus ausgewählt wird der gerade ganz konkret die Fiktion am besten abbildet.

Das auch die Gegenrichtung erlaubt und sogar absolut üblich ist, würde ich nie abstreiten. Der Punkt ist, dass Rollenspiele eben mehr oder weniger die einzigen sind, die die Richtung "Fiktion triggert Regeln" (oder, wie mir gerade klar wird, vielleicht besser: Mechanismen) erlaubt.

Eulenspiegel

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #55 am: 18.02.2016 | 21:26 »
Ich würde beim typischen Spiel sogar so weit gehen zu behaupten dass man als Spieler oft genug ganz gezielt Fiktion provoziert bzw. falls das Spiel dies erlaubt produziert damit man die Mechaniken in denen der eigene Charakter brilliert zur Anwendung bringen kann.
Richtig. Aber dennoch machst du den "Umweg" über die Fiktion. Du versuchst ja extra, eine Fiktion zu erzählen, damit die Regel triggern kann.

Bei Brettspielen ist das nicht so:
"Ich schlage mit meinem Turm deine Dame." --> Keinerlei ingame Begründung, wieso beim Schach jetzt mein Turm die Dame umbringt.
Oder wenn ich meinen Bauern nach vorne ziehe, damit die Regel triggert "Ich darf den Bauern gegen eine Dame tasuchen." Auch hier gibt es keinerlei Umweg über eine Fiktion, damit die Regel triggert.

Oder nehmen wir Descent:
Wenn ich auf eine Schatztruhe ziehe, bekommt JEDER Spieler einen Schatz. Vollkommen gleichgültig, ob er sich im gleichen Raum wie ich befindet oder in einem anderen Raum. Auch hier gibt es keinerlei Umweg über die Fiktion, um diese Regel zu triggern.

Beim RPG provoziert man jedoch ganz gezielt die Fiktion, damit die gewünschten Regeln triggern.

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Re: Offenheit der Regeln zur Fiktion
« Antwort #56 am: 18.02.2016 | 21:55 »
Du missverstehst. Selbstverständlich darfst du auf die Ballista steigen. Jedoch, dein Handeln ist nicht mehr allein auf die Fiktion bezogen, sondern auf das, was da aufgemalt bzw. hingestellt ist.
Nur nochmal aus Verständnisgründen: Das heisst sobald ich als SL sage: "Da steht eine Ballista im Raum" (unabhängig davon ob ich jetzt D&D, Fate oder sonstwas spiele und unabhängig davon, ob ich eine Battlemap verwende) bezieht sich Dein Handeln mit dieser Ballista nicht mehr auf die Fiktion.
Oder anders: Sobald ich als SL etwas beschreibe, kannst Du durch diese Beschreibung nicht mehr von der Fiktion getriggert werden.

Wenn das der Fall ist, dürften ein ganzer Haufen Rollenspiele aus Deiner Definition rausfliegen...
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