Autor Thema: Retro, Retro, du mein Vergnügen...  (Gelesen 7614 mal)

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Offline Weltengeist

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Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« am: 4.03.2016 | 15:57 »
Da ich jetzt nicht diesen Thread kapern wollte...

Was ist da eigentlich im Moment los? Man hat den Eindruck, "Back to the 80s" ist der große Trend bei Rollenspielen. Runequest macht einen Reprint der 2. Edition (von ca. 1980) und spielt damit auf Kickstarter unfassbare 206.819 US$ ein. D&D legt die "White Box" neu auf. DSA liebäugelt mit einem eigenen Retro-Klon (und bis dahin sehe ich immer mehr DSA1-Retro-Runden). Midgard mit seinem seit den 80ern kaum veränderten Regelkern ist erfolgreich wie lange nicht mehr. Es gibt eine Neuauflage von Tunnels & Trolls (ernsthaft!). Und so weiter, und so weiter.

Woher kommt dieser Trend? War früher wirklich alles besser? Schwelgen wir einfach nur in Erinnerungen (und haben heute das Geld, das wir in den 80ern nicht hatten)? Hat die Old-School-Bewegung inzwischen so viele Anhänger, dass es hier tatsächlich um inhaltliche Gründe geht? Oder wieso ist inzwischen nichts, was in einem Laurin-Katalog von 1987 zu finden war, vor einem Reprint sicher?
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Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
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Ucalegon

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #1 am: 4.03.2016 | 16:10 »
Naja, bei OSR und Retro hört es ja nicht auf. Underground, Delta Green, Kult, 7te See, Puppetland, Unknown Armies... 90er. Alle die irgendwann mal halbwegs beliebte Systeme oder Settings geschaffen haben, nutzen momentan Kickstarter um die mit Glanz und Gloria zurückzubringen. Die Nachfrage ist bis jetzt ungebrochen, würde ich sagen.

Offline tartex

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #2 am: 4.03.2016 | 16:13 »
Der Trend ist doch schon 5 Jahre alt. Mindestens. Neben der Nostalgie, die natürlich wichtig ist:

Im Prinzip geht es meiner Ansicht einfach um die weniger komplexen Regelsysteme, die vor allem auch auf Neueinsteiger ausgerichtet waren.

Da ich meistens mit Neueinsteigern und Casual Gamers spiele, macht ein System, wo man länger als 5 Minuten pro Spieler für die Charaktererschaffung braucht für mich kaum Sinn. Da spiele ich dann lieber DSA1 mit 6 mal einen W6 würfeln und fertig ist der Charakter.

Und ich mag es auch die alten Abenteuer zu entstauben (kann ich eigentlich fast auswenig, keine Vorbereitung nötig) und immer neue Gruppen durchzujagen um zu sehen, wie die Emergenz variiert.

Kaiser Retro war halt bei DSA immer schon der beste - bevor Hal auf den Thron kam. Ich spiele eigentlich nur noch in den Tagen Kaiser Retros.  ~;D
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Offline tartex

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #3 am: 4.03.2016 | 16:14 »
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Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #4 am: 4.03.2016 | 16:15 »
Ich weiß nicht. Das sind nicht nur die 80er.

Die oWoD-Renaissance, Kult, Mutant Chronicles, Lords of Gossamer & Shadow (als Amber Diceless Substrat), Over the Edge 20thA,  SLA Industries, Rifts (für Savage Worlds), 7th Sea, Ray Winninger's Underground - das sind alles 90er Spiele, die lange Zeit weg vom Markt waren. Insofern sehe ich eine Welle an RPG aus den 90ern und nicht so sehr die Rückkehr der 80er.

Wo? Wo? Wo?
Hier entlang.



Meine These bzgl. der "return of the 90ies" wäre: Nostalgie + Gutes Einkommen der Zielgruppe.
« Letzte Änderung: 4.03.2016 | 16:24 von Contains a Baran Do Sage »
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Offline Mofte

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #5 am: 4.03.2016 | 16:24 »
Scheint ein allgemeines Phänomen zu sein, mir kam da spontan die Rock-/Metalszene in den Sinn. Teilweise laufen da die selben Gestalten seit den 60er rum, andere kehren nach zig Jahren Pause zurück, es gibt Remastered Ausgaben von alten Alben, Tourneen, auf denen explizit nur altes Material gespielt wird, jährlich Reunions, jahrelange Abschiedstourneen, das erste Konzert seit xx Jahren.
Der Vergleich wird hinken, aber diese Parallele hatte ich sofort im Kopf.

Gerade bei den erfolgreichen Kickstartern ist mein Eindruck, dass tatsächlich die Nostalgie der Hauptfaktor ist, da zählt einfach der Name. Dass die Sachen dann tatsächlich so zahlreich zum Einsatz kommen wie sie verkauft werden kann ich mir nicht vorstellen.
Dazu kommt, wie Dealgathair schon sagt auch das gute Einkommen der Zielgruppe.

Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #6 am: 4.03.2016 | 16:42 »
Der Vergleich wird hinken, aber diese Parallele hatte ich sofort im Kopf.
Da steckt ein guter Hinweis drin.
Manche Bands (und das gilt für Spiele genauso) haben erst jetzt unter veränderten Bedingungen die Chance ihre Poteniale zu entfalten.
Ich denke da einerseits an Pentagram (Band) andererseits an Spiele wie Kult oder SLA Industries. Manch zeitlose Dinge hatten einfach nicht das Glück die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu bekommen.

Andererseits spülen solche Retro-Phasen auch wieder (prätentiösen) Schrott nach oben, der besser der Vergessenheit anheim gefallen wäre. Vielleicht ist das auch ein Phänomen der Post-Moderne.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #7 am: 4.03.2016 | 16:46 »
Ich hätte jetzt eher die Parallele zum (Genre-)Kino gezogen, wo man auch von Reboots, Prequels, Sequels & Co. umzingelt ist. Scheint insofern auch ein allgemeiner Trend zu sein, dass man sich im Unterhaltungsbereich nur noch selten traut, etwas neues zu machen, und lieber auf das setzt, was schon mal gut lief.

Und was das Rollenspiel im Speziellen angeht: Die "Industrie" bleibt bei ihrer Zielgruppe. Und das sind die Leute, die so zwischen 1983 und 1993 mit dem Rollenspiel angefangen haben. Für die gab's erst Neuauflagen, und nachdem sie damit nicht glücklich wurden (aber alles gekauft haben), gibt es jetzt "Back to the Roots". Was, wenn man denn auf der Reise was gelernt hat, vielleicht sogar ein Erfolgsrezept sein kann. (Trotzdem sind die Kickstarter-Einnahmen ganz schön kranke Scheiße. Aber es sei ihnen gegönnt.)
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Offline Mofte

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #8 am: 4.03.2016 | 17:50 »
Scheint dann ja tatsächlich (wenig überraschend) in der Natur der Unterhaltungsbranche zu liegen, im Filmbereich habe ich allerdings wenig Überblick. Wobei von gelegentlichen Kinobesuchen her sind mir auch da wenig Innovationen begegnet, allerdings ist da natürlich das (finanzielle) Risiko noch erheblich höher.

Der Musikvergleich bietet da noch mehr Ansatzpunkte, wenn man z. B. neuere Indie-Systeme anschaut, die ja zum Teil doch erheblichen Ressentiments gegenüberstehen passt das z. B: zu neueren Subgenres wie Nu-Metal oder diverse Core-Genres...

Offline Rhylthar

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #9 am: 4.03.2016 | 17:56 »
Ab wann ist denn etwas wirklich "Retro"?

Als ich nach bestimmt 6jähriger (Rollenspiel-)Abstinenz (bin hier, glaube ich, seit 2012 angemeldet) das erste Mal ins Forum geschaut habe, war ich überrascht, was es für viele für mich unbekannte Dinge "neu" gibt, die nun auch eigentlich keine Nischensysteme mehr sind.

Nennenswert für mich wären da insbesondere:
- Fate
- Savage Worlds

Seitdem ich wieder aktiver bin, sind doch einige neue Sachen dazugekommen:
- Star Wars (nicht thematisch, aber Regelwerk)
- The One Ring
- Cypher System mit Numenera/The Strange
- Mutant Year Zero
- Shadow of the Demon Lord
- Splittermond
- Steam Craft
- Finsterland
- Dragon Age
- etc.

Was will ich damit sagen?

Ja, es gibt durchaus einen gutgehenden Markt für Retro-Produkte, aus oben genannten Gründen (ich gehöre selbst dazu). Man schaue sich nur die ganzen PC-Spiele an, die auf dieser Welle mitschwimmen.
Aber es gibt ja durchaus auch "Neues".

Edit:
Was mich ehrlich interessieren würde:
Werden die Retro-RPG nur gekauft oder auch wirklich gespielt?
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Mofte

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #10 am: 4.03.2016 | 19:14 »
Ab wann ist denn etwas wirklich "Retro"?

Als ich nach bestimmt 6jähriger (Rollenspiel-)Abstinenz (bin hier, glaube ich, seit 2012 angemeldet) das erste Mal ins Forum geschaut habe, war ich überrascht, was es für viele für mich unbekannte Dinge "neu" gibt, die nun auch eigentlich keine Nischensysteme mehr sind.

Für mich war ja bis 2011 Rollenspiel = D&D 3.5 & Vampire :D
Retro ist halt ein schwammiger Begriff, für mich fällt da so als grobe Unterteilung alles was mehr als eine Edition hat und / oder vor 2000 rausgekommen ist ^^ Also etwas willkürlich.

Was mich ehrlich interessieren würde:
Werden die Retro-RPG nur gekauft oder auch wirklich gespielt?

Das hatte ich oben ja auch schon in Frage gestellt, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, ist vermutlich so ein Sammelding (was ich von mir selber auch kenne).

Offline bobibob bobsen

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #11 am: 4.03.2016 | 19:23 »
Ich bin froh das der alte Mist in meinen Schränken versauert. Neuauflagen brauche ich nicht. Das ehemalige Spielgefühl werde ich mit Neuauflagen nicht erreichen da ich gefühlt 1000 Jahre älter geworden bin und auch nichts vermisse.

Offline Mofte

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #12 am: 4.03.2016 | 19:26 »
Das ist denke ich der Grund, warum die Sachen für mich nen Reiz haben: ich habe den ganzen alten Kram nie gespielt.

Offline Rhylthar

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #13 am: 5.03.2016 | 08:54 »
Ich bin froh das der alte Mist in meinen Schränken versauert. Neuauflagen brauche ich nicht. Das ehemalige Spielgefühl werde ich mit Neuauflagen nicht erreichen da ich gefühlt 1000 Jahre älter geworden bin und auch nichts vermisse.
Nochmal kaufen würde ich vieles auch nicht. Aber da mein finanzielles Budget jenes aus "alten" Tagen um ein vielfaches angewachsen ist, kann und würde ich manche Perle, die ich damals verpasst habe, mir trotzdem gerne in den Schrank stellen.
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Offline Arkam

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #14 am: 5.03.2016 | 09:36 »
Hallo zusammen,

mich würde interessieren ob die Retro Spiele echt Retro sind. Oder ob man zwar einen bekannten und alten Hintergrund genommen hat und ein neues Regelsystem dazu geschrieben hat.
Das ist mir beim Paranoia RPG, 80er Jahre, aufgefallen. Da hat man ein überarbeitetes System verwendet, das ich persönlich für angemessener halte. Selbst der Hintergrund wurde angepasst. Man kann also sozusagen sowohl Retro als auch Paranoa 2000+ spielen.
Ich persönlich würde es sogar gerne spielleiten. Dazu habe ich neben den fertigen Abenteuern auch meine selbst geschriebenen zum Teil angepasst. Für wirklich einfacher würde ich das Regelwerk nicht halten. Besonders nicht weil man noch heraus finden muss wo das System noch funktioniert wie vorher und wo es Unterschiede gibt.

Gruß Jochen
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Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #15 am: 5.03.2016 | 15:26 »
Oder ob man zwar einen bekannten und alten Hintergrund genommen hat und ein neues Regelsystem dazu geschrieben hat.
Schwierig. Es gibt alle möglichen Abstufungen zwischen diesen beiden Polen.
Da auch die Settings zum Teil Erneuerung erfahren haben würde ich sagen, dass das Entscheidende im Wiederaufgreifen der wesentlichen Spielinhalte besteht. Dabei kann es eine Verbindung mit Regeln geben. Es geht aber auch ohne diese.

Das ehemalige Spielgefühl werde ich mit Neuauflagen nicht erreichen da ich gefühlt 1000 Jahre älter geworden bin und auch nichts vermisse.
Ein guter Einwand. Ich werde den mal auseinander nehmen.

  • Ja, ich denke auch, dass bestimmte Inhalte zeit- und kontextgebunden sind. Eine Übertragung ins "Heute" funktioniert zum Teil nur über verklärte Nostalgie.
  • Manches, was damals "hip" war, ist vielleicht nicht mehr als ein zusammengewürfeltes Potpurri an Ideen, die in der Form einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Auch auf der Ebene kann das Spiel nur über eine Form von "suspension of disbelief" auf der Metaebene funktionieren. Das ist auch wieder recht nah an Nostalgie-Phänomen dran.
  • Es gibt aber auch das Phänomen der Zeitlosigkeit. Manche Ideen und Inhalte funktionieren wie eh und je - vielleicht sogar jetzt besser.
  • Setting und/oder Regeln können die zeitgebundenen Elemente abgestreift haben und dadurch hochaktuell sein (vgl. Kult: Lost Divinity).
  • Sowohl die relativ unveränderte Retro-Version als auch eine neu zusammengestellte Überarbeitung können ein "disconnect" auslösen. (Weil die alten Themen, Inhalte, Regeln heute recht "murksig" erscheinen oder weil genau die Sachen, die man an der alten Version schätzte, rausgeflogen sind.)

... für die Verlage ist das Wiederbringen alter "Fan-Favourites" insgesamt wahrscheinlich relativ gefahrlos.
Ob man mit einer Neu- oder Wiederauflage eines "Retro-" Spiels zurecht kommt, zeigt sich für den Fan oft erst, wenn die Details bekannt sind. Oder wenn das Spiel erneut ausprobiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber das Spiel schon erworben. (Weshalb ich davon ausgehen würde, dass diese Art von Spielen ein hohes Risiko hat nach kurzer Zeit zum Staubfänger zu werden. Es sei denn, das Spiel (oder eine Gruppe von Spielen) läutet - wie bei der OSR geschehen - die Wieder- oder Neuentdeckung einer ganzen Spielweise und Spielkultur ein.   
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Offline Grubentroll

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #16 am: 5.03.2016 | 15:41 »
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute auch den ganzen "Tand" den man heutzutage oft dabei hat nicht brauchen.

Diese "Systeme die genug interessante Optionen bieten für einen Levelaufstieg bis in den 30ten und taktische Feinheiten im Kampf" sind doch nur für Leute interessant, die so im Hobby drin sind, dass sie jahrelang Kampagnen ein bis zweimal die Woche spielen können.

Wenn ich mit ein paar Leuten alle Jahre wieder mal ne Runde spielen will, dann reicht mir DSA1 oder AD&D1. Da habe ich die nötigsten Regeln (sogar nach 25 Jahren) soweit im Kopf, dass ich das sogar ohne Buch leiten kann.

Dazu noch ein bisschen Nostalgie, und mehr brauch ich mir da nicht erklären warum Retro in ist.

Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #17 am: 5.03.2016 | 16:01 »
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute auch den ganzen "Tand" den man heutzutage oft dabei hat nicht brauchen.

[...]

Wenn ich mit ein paar Leuten alle Jahre wieder mal ne Runde spielen will, dann reicht mir DSA1 oder AD&D1. Da habe ich die nötigsten Regeln (sogar nach 25 Jahren) soweit im Kopf, dass ich das sogar ohne Buch leiten kann.
Das was du beschreibst, erklärt, warum die 70er und v.a. frühen 80er wiederkehren. Die 90er haben schon viel "Tand" drin. Und viel Setting. Und oft eine gewisse Art von Erzählfokus (der heute mehr durch entsprechende Regeln unterstützt würde).  ;)
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Offline Jiba

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #18 am: 5.03.2016 | 17:00 »
Ich war in den 80ern noch kein Rollenspieler (ich war nicht mal Grundschüler)... also das geht an mir vorbei.

Viel mehr tangiert mich: Warum sieht man in letzter Zeit mindestens genausoviel 0er-Jahre-Retro-Zeug: Die alte WoD wird neu aufgelegt, von 7te See kommt eine zweite Edition, Degenesis ist wieder da und Kult und und und. War früher alles besser?
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #19 am: 5.03.2016 | 18:14 »
Viel mehr tangiert mich: Warum sieht man in letzter Zeit mindestens genausoviel 0er-Jahre-Retro-Zeug: Die alte WoD wird neu aufgelegt, von 7te See kommt eine zweite Edition, Degenesis ist wieder da und Kult und und und. War früher alles besser?
Das ist alles 90er-Kram (bis auf Degenesis).
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Offline Haukrinn

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #20 am: 5.03.2016 | 18:45 »
Woher kommt dieser Trend? War früher wirklich alles besser? Schwelgen wir einfach nur in Erinnerungen (und haben heute das Geld, das wir in den 80ern nicht hatten)? Hat die Old-School-Bewegung inzwischen so viele Anhänger, dass es hier tatsächlich um inhaltliche Gründe geht? Oder wieso ist inzwischen nichts, was in einem Laurin-Katalog von 1987 zu finden war, vor einem Reprint sicher?

Die Leute sind so dumm und kaufen gerne das was sie vor 20 oder 30 Jahren schon einmal gekauft haben einfach nochmal.  ;)
Wer mag schließlich schon Veränderungen, die Red Box und die Maskeradenvampire sind doch noch gut - die kann man noch essen bespielen...
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #21 am: 5.03.2016 | 18:51 »
Meine Retro-Nostoalgie endete ziemlich genau vor einem Jahr, als ich zum ersten mal seid über zehn jahren versuchte, Mage: the Ascension zu leiten.
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #22 am: 5.03.2016 | 18:54 »
Meine Retro-Nostoalgie endete ziemlich genau vor einem Jahr, als ich zum ersten mal seid über zehn jahren versuchte, Mage: the Ascension zu leiten.
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Offline blut_und_glas

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #23 am: 5.03.2016 | 18:57 »
die kann man noch essen bespielen...

Aber warum müssen sie dafür neu aufgelegt werden?

Wenn ich Masquerade spielen wollen würde, dann würde ich hinter mir ins Regal greifen.
Oder ich würde mir eines der alten Bücher kaufen.

Einfache Rückwärtsgewandtheit der Spielerschaft ist also ein unzureichendes Erklärungsmodell, finde ich.
(Im Mindesten müssen wir also wohl noch den Willen der Verlage dazusetzen, aus dieser Rückwärtsgewandtheit Kapital zu schlagen.)

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Der Rote Baron

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #24 am: 5.03.2016 | 19:02 »

Was mich ehrlich interessieren würde:
Werden die Retro-RPG nur gekauft oder auch wirklich gespielt?

Bei mir als Horter/ Sammler ist das ein entschiedenes "Sowohl als auch".
1) Manches kaufe ich, weil ich es haben will. Manchmal wandert das dann einmal durchgeblättert in den Schrank.
2) Manches sammel ich und wollte es eh nie spielen, lesen aber schon. Z.B. finde ich aus einem mir unverständlichem Antrieb Scchwerter & Dämonen / Tunnels & Trolls gut: Habe das mal irgendwann so 1986 und dann wieder Anfang der 1990er kurz geleitet und auf dem Gen Con 1994 sogar mal in einer Runde mit Ken St. Andre mitgespielt, aber ich habe mit die neue Deluxe Version gerne zugelegt. Werde ich bestimmt nie leiten, dann das Kampfsystem hat mir eigentlich noch nie gefallen ...
3) Anderes nehme ich mir vor zu spielen - komme dann aber nicht dazu (so viele Spiele ...)
4) Gerade OSR-D&D-Klone kann man wunderbar als Supplemangs für das System der Wahl nutzen.
5) Das gerade als Kampagne abgeschlossene Labyrinth Lord (6 Jahre - alle SC so 10. bis 15. Stufe) hat mir gezeigt: Das Gerede von "Spiele alter Schule sind so toll, weil sie so RETRO sind" ist quatsch. Sie gefallen mir heute BESSER als DAMALS 1983! Erst jetzt habe ich manche Spielmechaniken schätzen gelernt wie z.B. Zufallsbegegnungstabellen, Regelentscheidungen statt alles verregeln usw.
Fertigkeiten sind ein KANN, kein MUSS.
Rettungswürfe erfüllen ihren Zweck und machen das Spiel leichter. Was schert mich da ein wie auch immer gearteter "Realismus"?
RK ist das Maß für WIRKUNGSTREFFER, nicht ob man überhaupt getroffen wurde.

Alls 13-17-Jähriger hätte ich gekotzt ob des "Unrealismus", heute finde ich (und meine Gruppe) das gut: Weniger Optionen, DIE aber im Spiel, sind mir lieber als Myriaden von Möglichkeiten (als Maneuver, bei der Charaktererschaffung usw.), die dann doch eher selten zur Anwendungen kommen und nur wertvolle Spielzeit kosten.

Neue Auflagen von alten Spielen bedienen sicher auch die Nostalgie, aber nur insofern, als dass sie dennoch Freude bereiten - HIER und JETZT, nicht damals mal irgendwo.

Und obwohl ich nie richtig DSA gespielt habe: Wenn die mit der Retro-Version (viellicht ein wenig aufpoliert und vielleicht sogar in der Hintergrundversion der ersten Abenteuer "Havena - düstere Spelunkenstadt mit Heafen"), dann kauf ich die auch.


Offline Infernal Teddy

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #25 am: 5.03.2016 | 19:05 »
Mein aufrichtiges Beileid. Also zum Mage leiten.

Ich mag oMage. Aber mittlerweile mag ich nMage lieber. Funktioniert auch besser.
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Offline Rhylthar

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #26 am: 5.03.2016 | 19:05 »
Zitat
Wenn ich Masquerade spielen wollen würde, dann würde ich hinter mir ins Regal greifen.
Oder ich würde mir eines der alten Bücher kaufen.
Bei manchen Dingen ist das aber unmöglich bzw. sehr teuer, wenn man sie noch nicht hat.

Brauche da nur auf meine TSR 25th Anniversary Box zu gucken; die Summe, die ich für die Abenetuer hätte bezahlen müssen, wenn ich sie einzeln versucht hätte, zu bekommen, hätte den Gesamtpreis der Box bei weitem überstiegen.
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Drudenfusz

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #27 am: 5.03.2016 | 19:17 »
Ich mag oMage. Aber mittlerweile mag ich nMage lieber. Funktioniert auch besser.
War da nicht irgendwo eine Ankündigung das die WoD weiterverkauft wurde und nun eine weitere WoD kommen soll die eine Mischung aus den beiden bisherigen sein soll?
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Offline tartex

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #28 am: 5.03.2016 | 23:20 »
Die Leute sind so dumm und kaufen gerne das was sie vor 20 oder 30 Jahren schon einmal gekauft haben einfach nochmal.  ;)
Wer mag schließlich schon Veränderungen, die Red Box und die Maskeradenvampire sind doch noch gut - die kann man noch essen bespielen...

Ich habe meine Sammlung aus 3 Jahrzehnten über 3 Locations verteilt - und über tausende Kilometer.

Wenn ich etwas wirklich spielen/leiten will, muss ich es mir dann neu bestellen, um es vor Ort zu haben. Das ist es mir auch wert, falls es tatsächlich zum Einsatz kommt. Das Sammeln fürs Regal konnte ich inzwischen halbwegs reduzieren. Das ist die tatsächliche Geldverschwendung.

Was an den alten Klassikern auch gut ist: normalerweise wird das Regelsystem nicht über 100te Seiten ausgewalzt. Und nachdem ich die Regeln schon kenne, erspare ich mir auch das für mich eher monotone Regelstudium.

Wenn ich mir neue Spielsysteme kaufe, dann hauptsächlich, weil es auf (zumindest erhofften) wenigen Seiten innovative Regeln präsentiert (Powered by the Apocalypse, Indies, etc.), oder weil ich eine Gruppe habe, die das System spielen will (D&D5, DSA5). Settingbeschreibungen sind eher nutzlos für mich, weil mir oft schon ein Paragraph aus der Settingbeschreibung für ein dutzend Sessions reicht. (Was nicht bedeutet, dass ich nicht stundenlange Aventurien recherchiere für meine DSA1- und DSA5-Kampagnen...)

Aber was natürlich auch stark reinspielt: damals for dem Internet habe ich stundenlang FantasticShop-Kataloge und Anzeigen/Rezensionen im Dragon-Magazin gewälzt, und war von allem dem nicht erreichbaren Zeug total angefixt. Wenn sich da jetzt die Gelegenheit bietet so ein Jugendtrauma endlich aufzulösen, greife ich natürlich zu. Aber wenn geht auf PDF, denn mehr als 45 Minuten Durchblättern brauche ich da eh nie, um geheilt zu sein.
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #29 am: 6.03.2016 | 20:24 »
Ich kann nur für mich selber sprechen:

Ich war niemals richtig weg von den klassichen Rollenspielen (um den leidigen Begriff "Retro" mal zu umschiffen). Die ganzen Hypes der letzten 15 Jahre habe ich immer vorsichtig betrachtet und mir die Dinge meist (wenn überhaupt) erst zugelegt, als der jeweilige Hype der Realität (oder dem nächsten Hype [oder der Ernüchterung]) gewichen war.
Trotzdem habe ich viel ausprobiert - auch auf den :t: Treffen...

Im Moment spielen wir Midgard 5 und das wird wohl noch lange so bleiben.
Aber - und ich finde das ist das wesentliche - wir spielen es anders, als wir es in den Neunzigern gespielt haben.
Wir spielen das klassische Rollenspiel, gewürzt mit den ganzen Techniken, die in den letzten 10-15 Jahren im Tanelorn lang und breit diskutiert wurden. Und wir spielen es mit den ganzen Erkenntnissen, die gewonnen wurden.
Deswegen funktioniert es viel besser, die Leute haben mehr Freude am Spiel, nehmen mehr mit.

In den Neunzigern haben wir nicht grottenschlecht gespielt (denke ich), aber wir haben vieles nicht durchschaut und verstanden, warum manche Spielsitzungen im Desaster endeten und warum sich die Diskussionen um das "Warum" und das "wie besser" endlos drehten. Wir haben einfach drauf los gespielt - wie wir es für richtig hielten. Es gab viel, das funktionierte (ohne dass es ein Bewustsein gab, warum) und etliches, das eben nicht funktionierte (auch ohne dieses Bewustsein).
Daneben sind eben viele Techniken im Tanelorn beschrieben worden, die das Spiel massiv bereichern: Screen Framing, Arbeiten mit Flags, Kicker, Fakten schaffen, "Ja, aber..." statt "Nein!", Relation-Maps, etc. etc.
Ein paar Dinge davon haben wir "damals" vielleicht instinktiv genutzt, aber eben nicht bewusst eingesetzt.
Deswegen läuft es heute besser, fühlt sich anders an und liefert mehr positive Rollenspielerlebnisse.

Es hätte bei mir theoretisch statt Midgard 5 auch Das schwarze Auge 5 werden können. Naja halb theoretisch jedenfalls. Ich habe mir beide Systeme angeguckt, "Das schwarze Auge" auch probegespielt. Runequest wäre auch ein Kandidat gewesen, kam etwas zu spät, aber auch da hätte Midgard im Vergleich gewonnen.

Ich glaube, dass eines die "Klassiker" von damals (mit ihren heutigen Inkarnationen) ausmacht:
Sie sind fähig, das man mit ihnen lange Kampagnen spielt. Und sie fordern das sogar teilweise ein.
Als Rollenspieler erwarte ich einen gewissen "Return of Invest". Ich meine das nicht finanziell, denn da kaufen wir ja alles mögliche und lassen uns sogar zu Fan-Finanzierungen verführen.
Das große Gut unserer Zeit ist die "Zeit" geworden - wenn ich mir 500 Seiten Regelwerk antue, dann möchte ich die auch lange nutzen und nicht nach einem One-Shot wieder abgeben. Dazu fehlt mir die Zeit.

Und ich möchte wieder eine Entwicklung im Spiel haben - in den Charakteren, in der Welt, in Werten und in der Art der Abenteuer, die gespielt werden. Ich möchte das nicht so exponentiell wie es bei D&D der Fall ist (deswegen und weil ich kein Spiel mit Fokus auf Taktik spielen möchte) flog D&D und PF auch raus.
Deswegen hab ich mir wieder ein klassisches Rollenspiel gesucht.

Denn die meisten "modernen" Systeme haben bei mir den "nur für kuze Kampagnen oder für One-Shots" Beigeschmack hinterlassen. Ich sage nicht, dass das bei allen der Fall sein muß. Aber es kommt mir so vor.

Und das ist mir zu oberflächlich für ein Hobby, dem ich seit über 30 Jahren treu bin.
« Letzte Änderung: 6.03.2016 | 20:35 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline YY

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #30 am: 6.03.2016 | 20:56 »
Ja, es gibt durchaus einen gutgehenden Markt für Retro-Produkte, aus oben genannten Gründen (ich gehöre selbst dazu). Man schaue sich nur die ganzen PC-Spiele an, die auf dieser Welle mitschwimmen.
Aber es gibt ja durchaus auch "Neues".

Die PC-Spiele sind in einer Hinsicht ein sehr guter Vergleich:
Da geht es im Kern um die Rückbesinnung auf das eigentliche Spielprinzip und nicht um das unnötige Drumherum.
Diejenigen Retro-RPGs, die liebgewonnene Settings und bewährte Konzepte mit "modernen"/verbesserten Regeln verbinden, werden sicher auch gespielt.

Andere sind dann eher so wie die meisten Film-Remakes - da wird lieblos die Checkliste abgearbeitet und irgendwie ist es dann doch nicht das Wahre...


In der Hinsicht war mir das Vorwort von Shadow of the Demon Lord sehr sympathisch:
Da erklärt der Autor genau, wo er herkommt und was er mit dem Ding erreichen will - das prägt dann natürlich auch die Rezeption.
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Offline Khouni

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #31 am: 6.03.2016 | 21:10 »
Was mich ehrlich interessieren würde:
Werden die Retro-RPG nur gekauft oder auch wirklich gespielt?

Ich kann nur für mich sprechen. Ja, werden gekauft, ja, werden gespielt. Auch und gerade von Leuten um die 20, die da gar nichts als Retro sehen und auch garkeine Nostalgie haben. Hier unter den Freiburger Stundenten spielen echt viele zB Dungeonslayers, DCC ist hier sehr beliebt, Swords & Wizardry Whitebox wird gespielt. Auch und insbesondere durch den leichten Anschluss, die Verbreitung über das Netz, die DIY-Mentalität, den leichten Einstieg und so weiter. Ganz genauso, wie hier einige Leute Risus spielen.

Offline Rhylthar

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #32 am: 6.03.2016 | 22:37 »
Zitat
Die PC-Spiele sind in einer Hinsicht ein sehr guter Vergleich:
Da geht es im Kern um die Rückbesinnung auf das eigentliche Spielprinzip und nicht um das unnötige Drumherum.
Diejenigen Retro-RPGs, die liebgewonnene Settings und bewährte Konzepte mit "modernen"/verbesserten Regeln verbinden, werden sicher auch gespielt.
Irgendwie macht ein PC-Spiel zum Sammeln für mich auch keinen Sinn (auch wenn meine Steam-Liste etwas anderes sagt...).

Einen Unterschied habe ich aber dennoch bemerkt:
Während Retro-RPG häufig (garantiert nicht alle) durchaus auch mit einfachen Regeln/Regelarmut daherkommen, sind die Retro-PC-Spiele durchaus auch mal echte Zeitfresser und/oder mit einem nicht zu verachtenden Schwierigkeitsgrad versehen, was ja gerade in den letzten Jahren bis auf Ausnahmen eher rückläufig war.

Als Beispiel bei mir:
Baldur´s Gate Enhanced, Baldur´s Gate II Enhanced, Icewind Dale Enhanced plus Legend of Grimrock I + II, Pillars of Eternity und evtl. noch demnächst Final Fantasy VII...eigentlich schwimmen die voll gegen den Trend des "Casual Players".
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #33 am: 7.03.2016 | 00:15 »
Hmmm ... irgendwie sind wir ganz schön vom Thema abgekommen.
Die eigentliche Frage war ja nicht, was an der OSR-Welle (DCC RPG, White Star) oder der deutlich bescheideneren Runequest-Renaissance (River of Heaven, The Laundry, Clockwork & Chivalry) dran ist. Die Frage war auch nicht, nach Spielen, die sich in immer neuer Auflage am Markt halten (D&D, DSA, Shadowrun, Cthulhu). Es ging vielmehr um Spiele, die lange nachdem die letzte Version eingestellt wurde plötzlich wieder am Markt erscheinen.

Also sowas wie RuneQuest 2 (1980-1984), Puppetland (1999- Anfang 2000er), 7th Sea (1999-2005), D&D White BoX (1974-1977), Over the Edge (1992-2001), Kult (1991-2002), Mutant Chronicles (1993- ca.1999).

Das sind alles Spiele, die länger nicht mehr am Markt waren, als sie insgesamt am Markt waren.
... fehlt bloß noch, dass WotC The Savage Coast/Red Steel und Birthright als eigenständige Settings wiederbeleben.
« Letzte Änderung: 9.03.2016 | 23:45 von Contains Diseases »
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Offline Rhylthar

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #34 am: 7.03.2016 | 05:25 »
Gründe auf Seiten der Anbieter:
Für mich ganz klar Crowdfunding. Wer auch immer damit angefangen hat, es hat den anderen gezeigt, dass es funktionieren kann. Und, bei richtiger Kalkulation, es ist relativ risikoarm.

Gründe auf Seiten der Käufer:
Neben genannten Nostalgiegründen ist es mMn mittlerweile so, dass man sich eben nicht nur noch auf ein/wenige Systeme spezialisiert, sondern offen ist, sich mehr hinzustellen/auszuprobieren.
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Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #35 am: 7.03.2016 | 14:01 »
"Ausprobieren" kann man ja sowohl alte wie auch neue Sachen. Was die Alten angeht: Da reicht mMn OSB für die PDFs der alten Sachen + ein großer Sekundärmarkt. Neuen Kram gibt's ja im Dutzend billiger. Als PoD, als kostenlose PDF, ... im Handel.


Kurz und gut: Das meiste wäre auch ohne neue Edition irgendwo verfügbar.
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #36 am: 9.03.2016 | 10:07 »
Wie schon verschiedentlich hier angemerkt wurde: Für mich besticht die OS/R durch den Reiz der Schlichtheit. Die Spieler brauchen die Regeln nicht zu kennen, Charaktererschaffung dauert für eine ganze Gruppe eine Viertelstunde, durch Regelungen statt Regeln fließt das Spiel unterbrechungslos dahin und der Es-ist-Dein-Spiel-tu-was-Du-willst-Ansatz in den Regeln sorgt dafür, dass Hausregeln nicht an ungewollten Stellen Kopfschmerzen bereiten.  :)

Offline mattenwilly

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #37 am: 10.03.2016 | 15:28 »
Die Anzahl der "Casual" Gamer nimmt, zumindest in meinem Umfeld, stark zu. Und da sind die kompakten, schnellen Systeme der "prä Storygamer/teller" Zeit bequemer und spassiger.  Den Rollenspiel ist nur noch nebensache und zu starke Simulation/Realwelt-Einflüsse stören. Niemand der im Beruf 4-8 Besprechungen/Woche hat braucht noch zwei Stunden "Einkaufen mit Blubber McSeier". Weil Schwallbretter - hat er Mo-Fr, 9-17 Uhr genug.

Dazu kommt das dieses Systeme im Spiel z.T. zu kompliziert und langsam wurden. Erst recht wenn eben doch Elemente rein kamen wo die REGELN wichtig sind (Kampf) oder SL bei denen besser für alles Regeln existieren um die Willkür zu dämpfen. Auch die überbordenden Charakterbau- und Optimierungsorgien sind für viele immer nerviger geworden.

Und es kommen mehr "normale" Leute zum Spiel. Wo ich in den 90ern fast nur Abiturienten und Studenten hatte sind da heute auch Kaufleute und Gärtner nicht mehr ungewöhnlich. Die bevorzugen zT. was "Handfesteres".

Ein Twilight:2000 V2.2 oder CP2020 mit dem "du bist was auf dem Bogen steht" und "es gibt für ALLES eine Regel" ist da halt einfacher/kompakter.
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #38 am: 10.03.2016 | 15:40 »
Die Anzahl der "Casual" Gamer nimmt, zumindest in meinem Umfeld, stark zu. Und da sind die kompakten, schnellen Systeme der "prä Storygamer/teller" Zeit bequemer und spassiger.  Den Rollenspiel ist nur noch nebensache und zu starke Simulation/Realwelt-Einflüsse stören. Niemand der im Beruf 4-8 Besprechungen/Woche hat braucht noch zwei Stunden "Einkaufen mit Blubber McSeier". Weil Schwallbretter - hat er Mo-Fr, 9-17 Uhr genug.

Dazu kommt das dieses Systeme im Spiel z.T. zu kompliziert und langsam wurden. Erst recht wenn eben doch Elemente rein kamen wo die REGELN wichtig sind (Kampf) oder SL bei denen besser für alles Regeln existieren um die Willkür zu dämpfen. Auch die überbordenden Charakterbau- und Optimierungsorgien sind für viele immer nerviger geworden.

Und es kommen mehr "normale" Leute zum Spiel. Wo ich in den 90ern fast nur Abiturienten und Studenten hatte sind da heute auch Kaufleute und Gärtner nicht mehr ungewöhnlich. Die bevorzugen zT. was "Handfesteres".

Ein Twilight:2000 V2.2 oder CP2020 mit dem "du bist was auf dem Bogen steht" und "es gibt für ALLES eine Regel" ist da halt einfacher/kompakter.

Moderne Systeme wechseln aber wieder hin zur Vereinfachung.
Ich komme noch aus DSA4.1 und sehe den Unterschied, dass es auch einfacher geht, jetzt mit DSA5 und Splittermond.
Dabei aber immer noch herzlicher und individueller als die Klassensysteme der 80er (AD&D, DSA1-3).

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #39 am: 10.03.2016 | 17:09 »
Wobei ich das als Teil der Retro-Welle sehe. D&D5 ist da IMHO ein sehr schönes Beispiel und das erste Fantasy-System in 10+ Jahren das ich mir gekauft habe.

Allerdings finde ICH Systeme mit Klassen/Karrieren sehr viel besser als solche ohne denn die CharGen ist flotter und die Spieler haben automatisch "ihre Nische". Lieber 5 Spezialisten als einen "KannIchAuuuuu" am Tisch. Die Spritzer gehen so schlecht aus der Tapete...
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #40 am: 10.03.2016 | 17:11 »
Moderne Systeme wechseln aber wieder hin zur Vereinfachung.
Ich komme noch aus DSA4.1 und sehe den Unterschied, dass es auch einfacher geht, jetzt mit DSA5 und Splittermond.

 :o

Einfach ist keines der genannten; DSA4.1 ist im Vergleich zwar klar überfrachtet, aber wenn mir einer sagt "wir spielen was regelleichtes" und kommt dann mit DSA5 oder Splittermond an, vermute ich BTM-Missbrauch  ;D

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #41 am: 10.03.2016 | 17:30 »
Einfach ist keines der genannten; DSA4.1 ist im Vergleich zwar klar überfrachtet, aber wenn mir einer sagt "wir spielen was regelleichtes" und kommt dann mit DSA5 oder Splittermond an, vermute ich BTM-Missbrauch  ;D

Alles ist relativ...

Im Vergleich zu DSA4 ist so manches "leichtgewichtig", was im Vergleich zu DSA1 ein Regelmonster ist... ~;D
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #42 am: 14.03.2016 | 11:39 »
Ja, sind 30 Spielwerte viel oder wenig? Das liegt im Auge des Betrachters. ;) Aber OSR und Retro-Welle sind zwei sehr unterschiedliche Phänomene. Und regelarm ist auch nicht unbedingt das Beste für Casual Gamers. Ein gewisses Grundgerüst an Regeln, woran man sich festhalten kann, ist meiner Erfahrung nach für Casuals eigentlich ganz hilfreich, im Gegensatz zu etwas sehr freiem, wo man dann eben sich selber was einfallen lassen muss. Äh was war noch mal genau das Thema? ;D
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Offline mattenwilly

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #43 am: 14.03.2016 | 21:05 »
Regelarm wie etwa CP2020 wo ich die für die Spieler relevanten Regeln (minus Netrunner aber der ist idR. "NEIN"! bei den meisten Gruppen) locker auf zwei A4 Seiten kriege. Oder Twilight:2000 wo es auch nicht viel mehr ist. (Chargen ist mehr aber die ist nicht der Alltagsfall). Geht sehr gut für "Casual" und hat genug Regeln das kaum Diskussionen aufkommen. Auch weil beide den "du bist was auf dem Bogen steht" Aspekt stark betonen.

D&D5e geht in eine ähnliche Richtung wenn auch mit einem anderen Ansatz (Rulings not Rules) aber auch hier sind die wichtigen (problematischen) Fertigkeiten vorhanden/abgedeckt. Blubber McSeier muss bezahlen wenn der den "großen Schwallator" geben will und kann nicht auf "ach, soziales wird eh ausgespielt nicht gewürfelt" hoffen.
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #44 am: 16.03.2016 | 09:26 »
Ich weiß nicht,ob´s schon einer gesagt hat, aber diese Welle hat glaube ich wenige tiefe kulturelle Gründe und ganz viele greifbare, produktionstechnische. Erstens gab es diese Gerichtsentscheidung in den USA, dass Regeln an sich nicht geschützt sind, sondern nur die Präsentation. Zweitens kam das Internet und damit die Möglichkeit, rund um die Welt billige Druckangebote wahrzunehmen und sich mit Leuten zu vernetzen, die Bücher machen können (Layout, Satz, Illus, Korrekturen usw.), sowie Plattformen, die das Einsammeln von Geld ermöglichen. Drittens wurden die Nerds alt genug, um sich an ihre Jugend zu erinnern. Das alles zusammen brachte die OSR hervor.

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #45 am: 16.03.2016 | 09:36 »
Ich weiß nicht,ob´s schon einer gesagt hat, aber diese Welle hat glaube ich wenige tiefe kulturelle Gründe und ganz viele greifbare, produktionstechnische. Erstens gab es diese Gerichtsentscheidung in den USA, dass Regeln an sich nicht geschützt sind, sondern nur die Präsentation. Zweitens kam das Internet und damit die Möglichkeit, rund um die Welt billige Druckangebote wahrzunehmen und sich mit Leuten zu vernetzen, die Bücher machen können (Layout, Satz, Illus, Korrekturen usw.), sowie Plattformen, die das Einsammeln von Geld ermöglichen. Drittens wurden die Nerds alt genug, um sich an ihre Jugend zu erinnern. Das alles zusammen brachte die OSR hervor.

YAY! Das liest sich für mich so, als habe Kriegsklinge hier einen kleinen Löwenzahn gelandet! Eine schlüssige Erklärung. :)
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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #46 am: 16.03.2016 | 09:38 »
YAY! Das liest sich für mich so, als habe Kriegsklinge hier einen kleinen Löwenzahn gelandet! Eine schlüssige Erklärung. :)

Stimmt, man muss eigentlich nur ein bisschen marxistisch an die Sache rangehen und sich die Produktionsbedingungen ansehen ...

Offline Lord Verminaard

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #47 am: 16.03.2016 | 10:44 »
Warum reden jetzt eigentlich alle über OSR, ging es nicht ursprünglich um 7th Sea Kickstarter & Co.?
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Offline D. Athair

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #48 am: 16.03.2016 | 21:33 »
YAY! Das liest sich für mich so, als habe Kriegsklinge hier einen kleinen Löwenzahn gelandet! Eine schlüssige Erklärung. :)
Die Theorie von Kriegsklinge lässt sich wunderbar auf die 90er-Retro-Welle umlegen.
Kleine Verlage, die nicht selten auch aus den ursprünglichen Designern der Spiele bestehen, schnappen sich ihr Lieblings-90er-Spiel und bringen das professionell wieder heraus. Die veränderten Produktionsbedingungen haben - im Vergleich zu damals die Hürden in vieler Weise gesenkt. Und die Neuausgabe kann dabei noch besser aussehen als die alte. (Das Aufbauen einer neuen Marke entfällt.)

Andererseits:
Die veränderten Produktionsbedingungen begünstigen ja nicht nur OSR und die Rückkehr der 90er (und 80er) sondern auch neue Spiele. Ich denke da insbesondere an den Indie-Bereich. Aber auch so Sachen wie "Shadows of the Demon Lord" und "Finsterland"  wären in den 80ern oder 90ern in der bestehenden Form kaum möglich gewesen.
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Offline Seelachs

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #49 am: 17.03.2016 | 17:08 »
Wie schon von manchen anderen hier gesagt: die Nachfrage liegt nicht unbedingt nur bei Altrollenspielern mit nostalgischen Gefühlen, sondern zu großen Teilen auch bei jungen Rollenspielern, die die alten Sachen noch gar nicht kennen.
Ich z.B. bin Baujahr 89 und als ich ins rollenspielfähige Alter gekommen bin, da war D&D schon bei 3.5 angekommen und Storyteller-Systeme waren groß im Rennen. OSR- und Retro-Veröffentlichungen treffen bei mir auf großes Interesse, einfach weil ich solche Spiele NICHT schon seit 30 Jahren im Regal habe.
Seit der Dämmerung der Rollenspiele ist einfach so ziemlich genau eine Generation vergangen. Es ist ein Naturgesetz von Trends, eine Generation nach ihrem Erscheinen ein Revival zu feiern. Daher sieht man dasselbe Phänomen auch bei Musik und Film. Die Nachwuchsgeneration interessiert sich für den Kram, den ihre Eltern und großen Geschwister mochten und aus dem ihre aktuellen Hobbies hervorgegangen sind.

Offline mattenwilly

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Re: Retro, Retro, du mein Vergnügen...
« Antwort #50 am: 18.03.2016 | 11:34 »
Was die "Retro" Welle auch begünstigt sind PDF und OCR. Es ist heute möglich gute offizielle PDF von alten Regeln anzufertigen. Also kompakt, durchsuchbar, mit Inhaltsverzeichniss. Und das mit recht kleinem Aufwand. Daher sind einige alte Werke auch wieder verfügbar und das zu recht kleinen Preisen. Und zum Teil sind sie ja nicht schlechter (ggf. sogar besser) als ihre modernen Nachfolger.



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