Autor Thema: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)  (Gelesen 25269 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #75 am: 14.03.2016 | 00:06 »
Ich unterscheide zwischen "Ich greife mit einem Schwert an" und "Ich benutze das Sondermanöver Wuchtschlag". Gerade aus Zweiterem wird der Kampf ja erst spannend und es eröffnen sich die taktischen Möglichkeiten für den Spieler.

"Ich halte eine Rede" entspricht dabei "Ich greife mit einem Schwert an."

Beim Kampf hat man also
1) Was mache ich? Mit einem Schwert angreifen.
2) Wie mache ich das? Mit dem Sondermanöver Wuchtschlag.

Beim Sozialen hat man häufig nur:
1) Was mache ich? Eine Rede halten.

Offline Vasant

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #76 am: 14.03.2016 | 12:45 »
Ich unterscheide zwischen "Ich greife mit einem Schwert an" und "Ich benutze das Sondermanöver Wuchtschlag". Gerade aus Zweiterem wird der Kampf ja erst spannend und es eröffnen sich die taktischen Möglichkeiten für den Spieler.

"Ich halte eine Rede" entspricht dabei "Ich greife mit einem Schwert an."

Beim Kampf hat man also
1) Was mache ich? Mit einem Schwert angreifen.
2) Wie mache ich das? Mit dem Sondermanöver Wuchtschlag.

Beim Sozialen hat man häufig nur:
1) Was mache ich? Eine Rede halten.

Da stimme ich zu, das liegt aber doch meist zumindest zum Teil am dazugehörigen System. Im Regelwerk stehen dann irgendwo feste Manöver, die dann +5 auf Angriff, -1 auf Abwehr und +3,5 auf B-Note bringen, die man immer wieder anwenden kann. Die "kauft" ein Spieler dann und wendet sie immer wieder an, weil er sie halt hat, kennt und weiß, was genau sie tun.
Da es nun aber keine Manöver "Verunglimpfen", "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" gibt / nicht absehbar ist, welche Folgen die haben, werden sie auch nicht so häufig genutzt. Wenn ich die jetzt aber habe und weiß, dass ich "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" kombinieren kann und die gegen die Intelligenz des Publikums einsetze, um mir dann damit einen +10-Bonus auf "Verunglimpfen" zu geben, der mir dann +15 auf die Rede gibt, dann würd ich das ja bei einem geeigneten (also in dem Fall: ausreichend blöden) Publikum auch erwägen. Da aber niemand* so einen Regelhaufen für Reden will, muss man sowas halt irgendwie spontan regeln - und das ist dann entweder angebracht und SL+System geben das her, oder es bleibt bei "würfel ma auf Rede halten".

Mechanische Boni würde ich z.B. vergeben für:
Informationen / Argumente in der Rede verbauen, die man vorher gesammelt hat (-> Bonus auf den Wurf)
Verleumden / Argumente herbeilügen (-> Manöver: Publikum erhält Verteidigungswurf, schlägt der fehl, gibt's einen Bonus auf den Wurf, als wären die Argumente wahr)
Passende Wertvorstellungen oder lokale Sprüche verbauen, im lokalen Akzent reden und mit dem Publikum gegen den Gegner "verbrüdern" (eventuell Wurf drauf nötig, wenn der SC nicht von dort kommt. Bonus auf den Wurf, falls angebracht)
Also Aktionen, für die man entweder anderweitig Zeit und Mühe hereingesteckt hat oder irgendwelche Risiken eingeht.

Ob der Spieler das nun in seinem dazugehörigen Rollenspiel verbaut oder mir indirekt sagt, ist mir für den Wurf recht egal - ich unterbreche aber eventuell sein Spiel an geeigneter Stelle, um einen Wurf zu verlangen. Wenn der Spieler eines nuschelnden, hässlichen Axtzwergkriegers mit der Intelligenz eines Ochsens eine geschliffene Rede vor dem Elfen-Konzil hält, ohne dass sein Rhetorikanfall innerweltlich Sinn ergibt, ist das für mich eventuell eine schöne Rede, aber schlechtes Rollenspiel.
Für fantastisches Rollenspiel seitens des Spielers vergebe ich keine Würfelboni, sondern Applaus und - falls vorhanden - System-Gummipunkte. Falls das Würfelergebnis stimmt, gehe ich in der Erfolgsbeschreibung natürlich auch darauf ein.
Abgesehen von den Gummipunkten belohne ich aber engagierte Rollenspieler nicht spielmechanisch, weil ich davon ausgehe, dass wir zusammen ein Rollenspiel spielen und diese Rollen auch ausspielen, weil es uns einfach Spaß macht. Wer seine Erfolge an den Würfeln herbeierzählen will oder lieber mehr Tabletop-Kämpfe ohne dieses alberne Gerollenspielere spielen will, ist halt bei mir an der falschen Adresse (oder ich bei ihm, je nachdem, wo man halt spielt  ;D). 


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Offline Chruschtschow

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #77 am: 14.03.2016 | 13:54 »
Da es nun aber keine Manöver "Verunglimpfen", "Pauschalisieren" und "absichtliche Fehlschlüsse" gibt / nicht absehbar ist, welche Folgen die haben, [...]

* Chruschtschow points at the Burning Wheel rpgs (BW, Mouseguard, Torchbearer).
Zugegeben, es ist gewöhnungsbedürftig. ;)

Ich habe in einem Torchbearer-Szenario bisher einen sozialen Konflikt gehabt und tatsächlich passte der gut rein und bot mit seiner Resolution einem Weg aus der Misere, dass soziale Konflikte oft sehr willkürlich erscheinen. Vor allem weil die SC verloren haben und der Preis riesig war (ein toter SC). In den meisten Fällen wäre die Akzeptanz eines solches Ergebnisses aus einem sozialen Konflikt eher gering und es wird versucht durch RP jenseits der Werte das Ergebnis abzuändern.
« Letzte Änderung: 14.03.2016 | 14:01 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Vasant

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #78 am: 14.03.2016 | 13:58 »
* Chruschtschow points at the Burning Wheel rpgs (BW, Mouseguard, Torchbearer).
Zugegeben, es ist gewöhnungsbedürftig. ;)
Ich bezog mich auf Eulenspiegels Post. Sein Beispiel, in dem es diese Optionen nicht gibt, ist ja für solcherlei Systeme, in denen es sie sehr offensichtlich gibt, auch nicht gültig. Für derartige Systeme ist daher auch mein Beitrag zu vernachlässigen. Ich behaupte auch mal, dass das von ihm genannte Problem dort auch nicht oder weniger aufkommt.

Offline Chruschtschow

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #79 am: 14.03.2016 | 14:04 »
Meine Antwort war auch halb scherzhaft gemeint. Bis mir das Beispiel aus der Torchbearerrunde einfiel, bei der Weltengeists ursprüngliches Problem (Rollenspiel vs. Werte) tatsächlich durch die expliziten  Regeln gelöst wurde. Also ist auch das ein Lösungsweg.
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Offline Vasant

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #80 am: 14.03.2016 | 14:06 »
Ah, sorry für das Missverständnis  :)

Offline Lord Verminaard

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #81 am: 14.03.2016 | 14:56 »
Okay, der Thread ist schon auf Seite 4, also eigentlich schon zu spät, aber ich antworte noch mal auf den Ausgangsbeitrag:

Mal von komischen Indie-Spielen abgesehen, gehe ich üblicherweise unabhängig von der Art der Situation so vor, dass zunächst mal frei verhandelt wird. Also wenn der Spieler beschreiben kann, wie der SC über eine drei Meter hohe Mauer kommt, ohne ins Schwitzen zu geraten, indem er z.B. Umgebung oder Ausrüstung einbezieht, fein, dann geht das ohne Wurf. Genauso, wenn der Spieler dem NSC einfach ein überzeugendes Argument liefert, warum er das tun soll, was der SC von ihm will. Umgekehrt, wenn der Spieler etwas will, das einfach keinen Sinn ergibt, z.B. (in einem halbwegs realistischen Setting) aus dem Stand über die 3m-Mauer flanken, oder den NSC überreden, ihm seine geliebte Tochter für 1 Euro zu verkaufen, dann geht das nicht.

Bei diesem Verhandlungsprozess steht das Spiel des Spielers Vordergrund, die Spielwerte sind nur im Hinterkopf. Natürlich erwarte ich, dass der Spieler sich nicht in groben Widerspruch zu den Spielwerten setzt, aber wenn z.B. ein nicht so kluger Charakter trotzdem einen guten Einfall hat, dann passt das schon (Miraculix: "Also, manchmal hat der Junge Geistesblitze.") Für mich als SL gilt natürlich das gleiche, ich spiele ja die NSCs und je nach NSC und Situation gebe ich manchmal auch Vollgas, um dem Spieler Paroli zu bieten. Ein weiterer Punkt ist Dramaturgie, wenn es für den Handlungsverlauf einfach blöd wäre, wenn der SC jetzt scheitert, und der Spieler einen halbwegs erfolgversprechenden Ansatz wählt, dann klappt das auch, der Plot will es so.

Die Probenmechanik kommt dann ins Spiel, wenn weder für noch gegen einen Erfolg eindeutige Argumente sprechen. Dann entscheiden eben die Würfel (Edit: und zwar an genau dem Punkt, wo sich aus dem Verhandlungsprozess die Frage stellt, klappt das jetzt oder klappt das nicht, und danach wird unter Berücksichtigung des Ergebnisses weiter verhandelt). Schwierigkeitsgrad kann man hier mit einfließen lassen, eine allzu feine Granulierung halte ich allerdings für Augenwischerei. Mir reicht hier "normal" und "schwer" als Granulierung völlig aus (plus "klappt" und "klappt nicht").
« Letzte Änderung: 14.03.2016 | 15:51 von Lord Verminaard »
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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #82 am: 14.03.2016 | 15:06 »
Ich glaube man kann sich schon mal darauf einigen, das vor dem Würfelwur die Absichtserklärung (Intention erfolgen muss. Sprich die Erklärung welche Handlung der Charakter plant.
Woran sich jetzt die Gemüter scheiden ist die Frage was nun zuerst erfolgen sollte, die konkrete Beschreibung/Darstellung der Handlung oder der Würfelwurf.

Vorteil der Reihenfolge Darstellung -> Würfelwurf ist, dass das konkrete Vorgehen positiven oder negativen Einfluß auf den Würfelwurf haben kann.
Nachteil der Reihenfolge Darstellung -> Würfelwurf ist das besonders gute/ Schlechte Würfelergebnisse nur indirekt (also durch äussere Einflüsse) sanktioniert werden können.

Vorteil der Reihenfolge Würfelwurf -> Darstellung ist, dass man sein konkretes Vorgehen auf das Ergebniss anpassen kann
Nachteil der Reihenfolge Würfelwurf -> Darstellung ist, daas man den Würfelwurf/die Regeln nicht konkret auf die Planung anpassen kann.

Lösungen wären:

- Man nimmt weiterhin das was einem mehr zusagt oder organischer vorkommt
- Man einigt sich das manche Situationen besser für das eine Vorgehen sind, andere für das Andere (wechselt das Vorgehen also Situationsorientiert
- Man erweitert auf Erklärung der geplanten Handlungsweise -> Würfelwurf -> Darstellung der geplanten Handlungsweise (quasi also beides Zusammen)

Für beide Vorgehernsweisen gibt es Pro und Kontra, so das es halt am ehesten eine Geschmacksentscheidung ist, daselbe gilt natürlich für meine Lösungsansätze die ganz stark vom Gefühl der einzelnen Spielgruppe abhängen. Gibt halt mal wieder keinen Königsweg  >;D
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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #83 am: 14.03.2016 | 22:27 »
Vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt sind wertefreie Systeme (Schach, Halma, Go, aber auch Freeform-RPG) die fairsten Systeme.

Gerade das Zufalls-Element bringt eine gewisse Unvorhersagbarkeit, aber eben auch Unfarinis ins Spiel: Je nach Würfelergebnis hat der eine Spieler unverschuldet Glück und der andere Spieler hat unverschuldet Pech.
Ob das Unfairness ist, ist eine Frage der Sichtweise. Es reduziert den Anteil der Eigenleistung am Ergebnis und gibt damit auch schwächern Spielern die Chance, von Zeit zu Zeit zu gewinnen.

Ich denke, es ist kein Wunder, dass Gurps mit seiner recht geringen durchschnittlichen Streuung von Ergebnissen bei Taktikern beliebt ist, die v.a. als Spieler gefordert sein wollen.
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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #84 am: 14.03.2016 | 22:30 »
Vom Wettbewerb-zwischen-Spielern-Standpunkt sind wertefreie Systeme (Schach, Halma, Go, aber auch Freeform-RPG) die fairsten Systeme.

Gerade das Zufalls-Element bringt eine gewisse Unvorhersagbarkeit, aber eben auch Unfarinis ins Spiel: Je nach Würfelergebnis hat der eine Spieler unverschuldet Glück und der andere Spieler hat unverschuldet Pech.

Die Würfel sind unparteilich. Denen Unfairnis vorzuwerfen finde ich etwas kindisch.
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Eulenspiegel

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #85 am: 14.03.2016 | 22:42 »
Unfairnis muss nicht unbedingt aus Parteilichkeit herrühren.

Ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider parteiisch ist.
Oder ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider die bessere Leistung ignoriert, ändert am Ergebnis nicht viel: Du hast trotz besserer Leistung verloren.

Im realen Leben sind (unparteiische) Schicksalsschläge auch selten fair. Im Spiel sind Schicksalsschläge zwar bedeutend harmloser, das macht sie aber nicht fairer.

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #86 am: 14.03.2016 | 23:09 »
"Fairness" ist subjektiv. Mathematisch betrachtet wäre ein "fairer" Wettstreit zwischen N Parteien einer, in dem jede Seite die exakt gleiche Chance auf Sieg hätte, mithin also einer, der sich tatsächlich genauso gut auf einen idealisierten entsprechenden Würfelwurf reduzieren ließe. Aber genau so eine Reduktion beißt sich dann mit dem Anspruch der einzelnen Teilnehmer an sich selbst und die anderen, den Sieg gefälligst durch eigene Leistung (die hier ja gerade der Fairness wegen aus der Gleichung herausgenommen wird) zu "verdienen"...

Offline ArneBab

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #87 am: 15.03.2016 | 10:31 »
Unfairnis muss nicht unbedingt aus Parteilichkeit herrühren.

Ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider parteiisch ist.
Oder ob man trotz besserer Leistung verliert, weil der Entscheider die bessere Leistung ignoriert, ändert am Ergebnis nicht viel: Du hast trotz besserer Leistung verloren.
Das geht davon aus, dass „Leistung“ klar definiert ist. Ist beim Rollenspiel immer klar, was die Leistung ist? Wenn immer die besten Taktiker gewinnen, wie wird dann die Leistung derer honoriert, die toll beschreiben, aber halt kein Verständnis für Taktik haben? Wie wird die Leistung derer honoriert, die gut improvisieren können?

Dazu kommt die Frage, wie du „fair“ bemisst. Wenn du etwas besser bist als ich, weil du 20% mehr trainiert hast, wirst du bei bestimmten binären Entscheidungen immer gewinnen — weil du immer das kleine bisschen besser bist als ich. Du hast aber nur 20% mehr investiert. Ist Winner-takes-it-all fair?

Außerdem sorgt das Zufallsmoment dafür, dass eine Herausforderung auch dann spannend ist, wenn sie nicht exakt die Schwierigkeit trifft, bei der du dich anstrengen musst, um zu gewinnen. Du musst trotzdem auf der Hut vor Zufällen sein, also mehr Sicherheit erarbeiten (wobei völlige Sicherheit oft nicht erreichbar ist, so dass du deine Leistung in einer offenen Herausforderung misst: wie gut kann ich werden?).

Zu viel Zufallsmoment kann dagegen dafür sorgen, dass die eigene Leistung sich wertlos anfühlt.

Die meisten Rollenspiele navigieren zwischen beiden Extremen.
« Letzte Änderung: 15.03.2016 | 10:39 von ArneBab »
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Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #88 am: 15.03.2016 | 10:50 »
Wie löst ihr das Problem "Rollenspiel vs. Würfeln" am Tisch?

Ich lasse das die Spieler entscheiden.
Meistens wird erst gewürfelt und dann umschrieben.

Oder eben anders herum und dann muss der Spieler nachliefern,
warum die gute Beschreibung nicht zum gewünschen Ergebnis führte.
Natürlich unter Assistenz von Vorschlägen aller Beteiligten.

"Ich mache meiner Angebeteten schöne Augen und .... *umgarngeschwafel*" -Würfel- "....oh ein Popel, haps!" ;)
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

NARF!

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #89 am: 2.04.2016 | 04:36 »
Ich lasse das die Spieler entscheiden.
Meistens wird erst gewürfelt und dann umschrieben.

Oder eben anders herum und dann muss der Spieler nachliefern,
warum die gute Beschreibung nicht zum gewünschen Ergebnis führte.
Natürlich unter Assistenz von Vorschlägen aller Beteiligten.

"Ich mache meiner Angebeteten schöne Augen und .... *umgarngeschwafel*" -Würfel- "....oh ein Popel, haps!" ;)

+1  :d

Läuft bei uns ähnlich. Ich nenn das mal "laissez-faire".

Unsere Spieler besetzen mit ihren Charakteren selten exklusive Nischen, das heißt sie kommen sich rein wertetechnisch auch nicht unbedingt in die Quere. Genauso vertraue ich als SL darauf, dass sie ihre Charaktere auch getreu ihrer Werte und ihres Konzepts im Rahmen vernünftig ausspielen. Auf den Bogen zu verweisen und mit dem Finger zu wackeln, weil die Handlung vermeintlich nicht mit den Werten übereinstimmt ist mir auch zuwider, deswegen sind wir dahingehend großzügig. Es kam in der Vergangenheit nur ein paar Mal vor, dass unsere Laberbacken am Tisch ab und zu daran erinnert werden mussten, dass ihre Charaktere aber eigentlich nicht als die großen Sozialmonster ausgelegt sind und darauf folgte im Grunde auch immer nur ein "oh achso, stimmt ja! Sorry.. *würfel*.. äh, ich glaub nich, dass mich der Wachmann durchlässt. Jemand nen Knüppel dabei?!"

Kann schon sein, dass man dadurch manchmal die mechanische Herangehensweise vernachlässigt und die Würfel hauptsächlich für Kämpfe und klassische Proben herangezogen werden, das scheint bei uns allerdings Niemanden großartig zu stören. Auf der anderen Seite scheinen viele immer wieder sehr glücklich darüber zu sein, Szenen wie "Verführung", Überredungen oder andere soziale Proben auch einfach unmittelbar an die Würfel zu deligieren und dann aus dem Ergebnis was zu machen. Ich glaube das ist für einige - mich eingeschlossen - oft einfach ne gute Stütze, wenn man gerade spontan keine geniale Idee hat, wie der Dialog oder die soziale Interaktion aussehen könnte. Kommt auch immer stark auf den Kontext an. So gesehen benutzen wir Würfel auch gerne mal als shortcuts, um weniger wichtige Szenarien schnell abzuhandeln (machen wahrscheinlich viele so).

Ich bin auch kein großer Fan davon, alles über diese Werte abzuhandeln. "Suchen und Finden" ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Wenn etwas wirklich verdammt gut versteckt ist (oder das Finden und nicht etwa das Besitzen desselbigen absolut elemanter Bestandteil einer Quest ist) lass ich die Würfel sprechen. Sonst geh ich einfach mal davon aus, dass je nach Gründlichkeit der Suche "was-auch-immer" auch gefunden wird. Die Schwierigkeit liegt eh oft nicht dabei, die richtige Schublade zu finden, sondern in den Raum zu kommen, indem die Kommode mit besagter Schublade ist, bzw. zu wissen oder zu ahnen, dass sie da ist. Auch hier sind die Würfel vor allem in groben Szenarien mehr ein Shortcut.

Kurz:

"Du willst den riesigen Historienflügel der Bibliothek nach einer seltenen Abschrift der Chronik über die Drachenkriege absuchen? Na gut, dann würfle mal." -> Ja.

"Nach eurer langen Suche und den unzähligen bestandenen Abenteuern erreicht ihr endlich die Bibliothek eures Erzrivalen, des alten Hexenmeisters. Irgendwo in dem Turmzimmer MUSS die Formel für den Gegenzauber sein, um den König von Revaydin zu retten. Würfelt mal alle auf "suchen" - alle nen Patzer? Ja, Pech gehabt. Ihr glaubt, dass die Formel definitiv nicht hier ist und zieht weiter." -> NEIN.
« Letzte Änderung: 2.04.2016 | 04:41 von NARF! »

Eulenspiegel

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #90 am: 2.04.2016 | 16:31 »
Soziales wurde ja jetzt ausführlich diskutiert.

Aber was mich interessieren würde: Wie macht ihr das bei Ermittlungsabenteuer? Geht ihr da genau so vor:
Das heißt, guter Wurf: Euer SC kann die Hinweise richtig kombinieren.
Schlechter Wurf: Euer SC kombiniert die Hinweise fehlerhaft.

Offline 1of3

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #91 am: 2.04.2016 | 16:46 »
Guter Wurf: Stelle eine Frage.

Die einzig sinnvolle Methode für Nachforschungen oder Wissen zu würfeln. Man kann die genaue Gestalt der Frage einschränken, z.B. nur Ja/Nein. Aber das ist DIE Methode.

Offline nobody@home

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #92 am: 2.04.2016 | 17:19 »
"Nach eurer langen Suche und den unzähligen bestandenen Abenteuern erreicht ihr endlich die Bibliothek eures Erzrivalen, des alten Hexenmeisters. Irgendwo in dem Turmzimmer MUSS die Formel für den Gegenzauber sein, um den König von Revaydin zu retten. Würfelt mal alle auf "suchen" - alle nen Patzer? Ja, Pech gehabt. Ihr glaubt, dass die Formel definitiv nicht hier ist und zieht weiter." -> NEIN.

Das ist aus meiner Sicht weniger eine Frage von "Rollenspiel oder Würfeln?", sondern einfach ein Knackpunkt im Abenteuerdesign an sich. Gibt's von dieser Formel nur genau eine Kopie, die sich nur an genau einem bestimmten Punkt in der Welt befinden darf, und kann man den König auf keine andere Weise retten? Dann sind wir ohnehin schon ziemlich deutlich auf dem Railroading-Expreß und können auch genausogut sicherstellen, daß die Spielercharaktere die Formel auf jeden Fall finden, ohne daß das den Kohl noch wesentlich weiter fett macht -- das an diesem Punkt dann plötzlich von einem Würfelergebnis oder der Spielertagesform in Rollenspiel-Performance abhängig machen zu wollen, wäre Augenwischerei.

Würfeln oder rollenspielern können wir dann immer noch, um beispielsweise festzulegen, wie schnell sie die Formel finden (falls das unklar ist und Zeitdruck besteht, weil z.B. der Hexenmeister selbst plötzlich nach Hause kommen könnte) oder ob sie neben der reinen Formel noch mit irgendetwas anderem Nützlichen abziehen.

Offline Chruschtschow

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #93 am: 2.04.2016 | 18:27 »
Dann sind wir ohnehin schon ziemlich deutlich auf dem Railroading-Expreß und können auch genausogut sicherstellen, daß die Spielercharaktere die Formel auf jeden Fall finden, ohne daß das den Kohl noch wesentlich weiter fett macht [...]

Scheitern ist doch weiterhin eine Option oder? Dann geht der König halt ex.
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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #94 am: 2.04.2016 | 19:09 »
Das ist dann wiederum eine Frage des individuellen Spielstils. Die eine Runde sieht das halt als herausfordernden Plottwist, für die andere Gruppe wäre der Abend gelaufen.
Was aber immer noch gilt ist, dass wenn man schon mit der Eisenbahn fährt, man halt nicht noch auswürfeln muss ob man an der Bahnstation aussteigt oder im Zug hängenbleibt. Da wird halt mehr für das wie, wie schnell und wie stylish gewürfelt (oder ausgespielt) und nicht das ob und was (und bloß nicht ein Warum sonst kommt der Schaffner).
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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #95 am: 2.04.2016 | 19:24 »
Scheitern ist doch weiterhin eine Option oder? Dann geht der König halt ex.

Wobei es mich nach der angedeuteten langen Zeitspanne (lange Suche, unzählige bestandene Abenteuer) ohnehin wundert, daß er das anscheinend immer noch nicht längst ist. :)

Aber ja, Scheitern ist zumindest prinzipiell immer noch eine Option. Die Gruppe muß ja erst mal wieder raus aus der Bibliothek, dann wahrscheinlich zumindest zurück ins Königreich, wenn wir dem Gegenzauber keine weltweite Reichweite andichten wollen...eventuell braucht der Spruch auch noch ein paar exotische Materialkomponenten, die der Hexenmeister nicht unbedingt selbst vor Ort gelagert hat...und wenn sie erst einmal zurück sind, ist zuhause vielleicht schon gar nicht mehr jeder daran interessiert, den König unbedingt zu retten...da geht schon noch einiges, um die Sache interessant zu gestalten, das muß man also nicht zwingend an "ihr könnt die einzige Formel, die nach dem Gebot von MIR, EUREM SPIELLEITER euer Problem lösen kann, an dem einzigen Ort in der Spielwelt, wo ICH ihre einzige Kopie plaziert habe, halt leider nicht finden" festmachen.

Offline ArneBab

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #96 am: 2.04.2016 | 19:28 »
Scheitern ist doch weiterhin eine Option oder? Dann geht der König halt ex.
Ich fände es sehr unbefriedigend, am Ende wegen einem Suchen-Wurf zu scheitern.

Viel spannender wäre es, wenn ein schlechter Wurf dafür sorgen würde, dass wir in Schwierigkeiten geraten und harte Entscheidungen treffen müssen. Wir können immernoch die Formel holen, aber sie liegt tief in der Kiste (wir sehen die Ecke, aber wir müssen die Kiste erst ausräumen, damit die Formel nicht zerreißt), so dass wir den Turm 10 Runden lang gegen Angreifer halten — und vielleicht wichtige Ausrüstung aufbrauchen, um unseren Rückzug zu sichern.
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Offline Chruschtschow

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #97 am: 2.04.2016 | 20:04 »
`Tschuldigung, ich hätte meinen Punkt ruhig etwas weiter ausführen können. Nach langem Rumgequeste an einer Probe hängenzubleiben, ist natürlich lahm (was mit Fail Forward natürlich... blabla... lest einfach ältere Beiträge von mir in diesem Thread). Ich empfand nur: "Das ist die einzige Niederschrift des Rezepts für das Gegengift" nicht als Eisenbahn, weil ich recht offen gegenüber "dann müssen wir ein eigenes erfinden, denn ofensichtlich gibt es ein Rezept" oder "dann müssen wir den Halbgott der Apotheken bequatschen, denn der kennt sicher das Rezept" bin. Und natürlich: "Oh, wie dramatisch! Der arme König! Stellen wir uns gut mit der Palastgarde, der Presse und dem Geheimdienst, killen den Erstgeborenen und heiraten die älteste Tochter." ;)

Spieler machen sowas viel zu selten.
« Letzte Änderung: 2.04.2016 | 20:09 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline ArneBab

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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #98 am: 2.04.2016 | 20:15 »
`Tschuldigung, ich hätte meinen Punkt ruhig etwas weiter ausführen können. Nach langem Rumgequeste an einer Probe hängenzubleiben, ist natürlich lahm (was mit Fail Forward natürlich... blabla... lest einfach ältere Beiträge von mir in diesem Thread). Ich empfand nur: "Das ist die einzige Niederschrift des Rezepts für das Gegengift" nicht als Eisenbahn, weil ich recht offen gegenüber "dann müssen wir ein eigenes erfinden, denn offensichtlich gibt es ein Rezept" oder "dann müssen wir den Halbgott der Apotheken bequatschen, denn der kennt sicher das Rezept" bin. Und natürlich: "Oh, wie dramatisch! Der arme König! Stellen wir uns gut mit der Palastgarde, der Presse und dem Geheimdienst, killen den Erstgeborenen und heiraten die älteste Tochter." ;)
Klingt gut :)
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Re: Rollenspiel vs. Würfeln (mal wieder?)
« Antwort #99 am: 3.04.2016 | 01:08 »
`Tschuldigung, ich hätte meinen Punkt ruhig etwas weiter ausführen können. Nach langem Rumgequeste an einer Probe hängenzubleiben, ist natürlich lahm (was mit Fail Forward natürlich... blabla... lest einfach ältere Beiträge von mir in diesem Thread). Ich empfand nur: "Das ist die einzige Niederschrift des Rezepts für das Gegengift" nicht als Eisenbahn, weil ich recht offen gegenüber "dann müssen wir ein eigenes erfinden, denn ofensichtlich gibt es ein Rezept" oder "dann müssen wir den Halbgott der Apotheken bequatschen, denn der kennt sicher das Rezept" bin. Und natürlich: "Oh, wie dramatisch! Der arme König! Stellen wir uns gut mit der Palastgarde, der Presse und dem Geheimdienst, killen den Erstgeborenen und heiraten die älteste Tochter." ;)

Spieler machen sowas viel zu selten.
Als Spielleiter finde ich es echt cool wenn die Spieler einfach selber mal so in den Plot eingreifen, da fängt meiner Meinung nach erst der Spaß an. Ich profitiere ja schließlich auch von der Kreativität der Spieler (sonst könnte ich auch ein Buch schreiben). Im generellen tendiere ich sowieso dazu Szenarien ohne "Generallösung" zu konzipieren um halt nicht die Spieler in eine Richtung zu drängen (finde ich Lahm), bemerke allerdings, das ich viele Spieler damit "kalt erwische" weil das wohl nicht so gewöhnlich ist.
Als Spieler bin ich immer wieder überrascht wie sehr das andere SL überfordert wenn ein Spieler (was ich gerne mache) mit eigenem Lösungsansatz für ein Problem um die Ecke kommt. Für mich ist es ein wichtiger Bestandteil des Spiels mir zu überlegen welche Lösungen meinem Charakter einfallen, und meist fällt einem ja auch was ein.
In der Hinsicht fänd ich so eine "aussichtslose" Situation wie in o.g. Beispiel auch ein nette Herausforderung zum Out-of-the-Box-thinking und ich hätte Spaß damit (Sowohl als SL als auch als Spieler) aber dafür braucht es halt auch die richtige Gruppe.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.

Friedrich Nietzsche