Autor Thema: Curse of Strahd und die Perpetuierung antiziganistischer Klischees [Spoiler]  (Gelesen 7228 mal)

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Offline Play-t-pus

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@ErikErikson
Dass sie jede Menge kooler KräfteTM bekommen stimmt bis zu einem gewissen Grad, wenn auch der angeborene Wandertrieb (auch wieder ein antiziganistisches Vorurteil, der in dem konkreten Modul allerdings nicht erwähnt wird) diese Sache zumindest teilweise zunichte macht. Allerdings ändert die ganze Überhäufung mit übernatürlichen Gaben nichts daran, dass die Vistani einen großen Teil der den Roma häufig zugeschriebenen rassistischen Stereotypen insbesondere im Verhalten und Charakterzügen aufweisen.

Offline Skyrock

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Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Offline Rhylthar

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Zitat
Allerdings ändert die ganze Überhäufung mit übernatürlichen Gaben nichts daran, dass die Vistani einen großen Teil der den Roma häufig zugeschriebenen rassistischen Stereotypen insbesondere im Verhalten und Charakterzügen aufweisen.
Ist zwar länger her, dass ich es gelesen habe, aber wenn man dies hier liest, wird man wohl auch viele sehr Fantasy-spezifische Sachen finden, die nichts mit wirklichen Volksgruppen zu tun haben.
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Play-t-pus

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Vielleicht können wir wieder uns wieder auf den Kern des Ganzen konzentrieren. Die Idee von mir wären jetzt erstmal,  positivere Gegenbeispiele zu den genannten Klischees bzw.  (den Vorschlag vom Oger aufgreifend) Erklärungsmuster einzubauen:
*Eine Vistani-Karawane einbauen, (etwa Händler in Richtung Krezk- keine Ahnung, wie die sonst überleben wollen), die nicht für Strahd arbeitet und eben relativ normale Menschen (aller möglichen Gesinnungen) sind - sie könnten die Spieler z.B auch vor den falschen Tränken warnen
*Eine Vistani-Familie, die versucht hat,  sich niederzulassen (keine Ahnung, ob ich die Regeln für Mortu verwenden würde, tendiere aber zu nein) , aber von einem.wütenden Mob von Baroviern drangsaliert wird
*Eine/n jungen Vistana-Musiker einbauen, der Lieder über die Leidens- und Verfolgungsgeschichte der Vistani singt- und anschließend Strahd preist, der all dem ein Ende gemacht hätte

So, das wären zunächst mal meine Ideen. Ob das ausreicht,  um die bestehenden Stereotype auszugleichen und den impliziten Rassismus aufhebt, weiß ich nicht (wenngleich ich zu Nein tendieren würde), aber das wäre zunächst mal so mein erster Vorschlag.
Haltet ihr das für eine gute Idee?  Kann das zum Abbau von Sterotypen funktionieren?

Daniel


ErikErikson

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@ErikErikson
Dass sie jede Menge kooler KräfteTM bekommen stimmt bis zu einem gewissen Grad, wenn auch der angeborene Wandertrieb (auch wieder ein antiziganistisches Vorurteil, der in dem konkreten Modul allerdings nicht erwähnt wird) diese Sache zumindest teilweise zunichte macht. Allerdings ändert die ganze Überhäufung mit übernatürlichen Gaben nichts daran, dass die Vistani einen großen Teil der den Roma häufig zugeschriebenen rassistischen Stereotypen insbesondere im Verhalten und Charakterzügen aufweisen.

Rassismus ist dann schon die Zuordnung von positiven Merkmalen zu einer Volksgruppe, alla "Asianten sind schlau". Da geh ich nicht mit. Rassismus-gegen den man was sagen sollte-bedingt für mich schon überwiegend negative Merkmale. Die Vistani sind cool. Wahrscheinlich das coolste Volk überhaupt. In einem Spiel das quasi jede bekannte osteuropäische Volksgruppe mehr oder weniger klischeehaft verwurstet ist das IMO nix negatives. 

Offline Grubentroll

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Ich kann mit "PC"-Gedöns im Allgemeinen nicht viel anfangen, und halte es da wie "Spirit of the Century" es erklärt.
Es ist nunmal eine klischeemäßige Fantasy-Darstellung von realweltlichen Volksgruppen und Geschehnissen, und diese ist aus einer Zeit, in der man solche Sachen naiver gehandhabt hat.

Würde ich das alles weglassen, dann verlasse ich damit das Genre, und dann kann ich es auch gleich sein lassen. Weil es dann keine Darstellung mehr von dem wäre, was ich klischeemäßig mit den 1920ern verbinde.

Wenn man das kurz anspricht am Tisch, dann ist das aus meiner Erfahrung normalerweise für alle Beteiligten kein Problem. Und wir hatten welche am Tisch bei der SotC-Runde, die sich aufgrund ihrer Herkunft über manches in dem Buch hätten aufregen können.

Offline nobody@home

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Rassismus ist dann schon die Zuordnung von positiven Merkmalen zu einer Volksgruppe, alla "Asianten sind schlau". Da geh ich nicht mit. Rassismus-gegen den man was sagen sollte-bedingt für mich schon überwiegend negative Merkmale. Die Vistani sind cool. Wahrscheinlich das coolste Volk überhaupt. In einem Spiel das quasi jede bekannte osteuropäische Volksgruppe mehr oder weniger klischeehaft verwurstet ist das IMO nix negatives.

Leider ist es kein konzeptionell wirklich so weiter Sprung von "Angehörige von Volksgruppe X sind schlau" zu alternativ "Angehörige von Volksgruppe X sind gerissen und hinterhältig" oder "Nicht-Angehörige von Volksgruppe X sind halt beschränkt". Also ja, auch die Zuordnung "positiver" Merkmale zu einer Volksgruppe, Spezies, Kultur oder was-auch-immer qua solcher geht schnell mal in Richtung Rassismus.

Zumal man gerade im Kontext von Fiktion (was Stereotypen und Klischees ja meistens ohnehin sind) nicht vergessen sollte, daß allzu perfekte und großartige Gruppierungen aller Art sich auch nicht überall der größten Beliebtheit erfreuen und dann gerne mal das "Mary Sue"-Etikett angepappt bekommen...

Eulenspiegel

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Leider ist es kein konzeptionell wirklich so weiter Sprung von "Angehörige von Volksgruppe X sind schlau" zu alternativ "Angehörige von Volksgruppe X sind gerissen und hinterhältig" oder "Nicht-Angehörige von Volksgruppe X sind halt beschränkt".
Das ist Rassentheorie.

Rassismus ist etwas Wertendes, also zum Beispiel: "Diese Gruppe ist dumm, also ist sie weniger wert." oder "Diese Gruppe ist schlauer, also sollte sie das Sagen haben."

Mary Sues beziehen sich wiederum nicht auf ganze Gruppen, sondern nur auf einzelne Individuen.

Offline Play-t-pus

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Also, zunächst mal ging es ganz spezifisch um das Modul "Curse of Strahd", das soweit ich es beurteilen kann, sowieso einiges anders macht als die alten Ravenloft-Bücher (so können Vistani hier  explizit in andere Welten reisen, um Aufträge führ Strahd zu erledigen), weswegen ich Verweise auf die Bevölkerung anderer Domänen als problematisch erachte (die einzige Domäne, die in Ansätzen erwähnt wird, ist Darkon). Zweitens kann die Zuordnung positiver Merkmale sehr wohl rassistisch sein, insbesondere dann, wenn man es mit Zuschreibung von negativen Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften kombiniert. Einige Spielarten des Antisemitismus (um mal eine andere relativ weit verbreitete Form von Rassismus aufzugreifen), schreiben Juden des öfteren eine hohe Intelligenz zu, kombinieren dies aber mit der Unterstellung, Juden seien von Natur aus gierieg, gerissen und würden nach der Weltherrschaft streben. In diesem Kontext wird eine zuzunächst einmal positiv scheinende Zuordnung von Eigenschaften negativ, weil es sie bedrohlicher erscheinen lässt. Aber das eigentliche Problem waren ja weniger die positiven Eigenschaften, sondern die häufig den Roma  zugeschriebenen Charaktereigenschaften,  Verhaltensweisen und "Laster" wie Trunksucht, Verantwortungslosigkeit, Skrupellosigkeit, Betrügerei und den absoluten Klassiker, den Kindesraub, geht. 


Daniel

Offline Play-t-pus

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Aber vielleicht sollten wir wieder umgekehrt zu dem zurückkehren, was ich Evtl. rausnehmen oder ändern sollte, um es weniger rassistisch zu machen:
* Die Geschichte,  wie die junge Vistana entführtt wurde, sollte ich vielleicht etwas ändern
* Den von Van Richten auf die Bekämpfung von Vistani trainierten Säbelzahntiger sollte ich vielleicht rausnehmen( andererseits kann man es evtl. benutzen, um den zu diesem Zeitpunkt- das ganze spielt 735- möglicherweise noch vorhandenen Ativistanismus von Van Richten aufzuzeigen)!
*Nur eine Kleinigkeit, aber die Zufallsbegegnungen mit Vistani diverser machen (sowohl von Beschreibung,  Gesinnung als auch Verhalten)

Daniel
« Letzte Änderung: 25.03.2016 | 20:58 von Play-t-pus »

ErikErikson

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Dann lass doch einfach alles ,was dir nicht gefällt weg. Die Vistani sind größtenteils Antialkoholiker, arbeiten gegen Stradh, bleiben ihr Leben lang in ihrem Dorf, und entführen keine Kinder. Van Richten ist sauer auf Sie, weil eine Vistani ihn sitzengelassen hat. Sein Sohn wurde vom Vampir selbst entführt.

Eulenspiegel

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Man könnte den Alkohol auch drin lassen und die Vistani nur 1,50 Meter groß und bärtig machen.

Oder man lässt die Vistani mehrere Jahrhunderte alt werden, verpasst ihnen spitze Ohren und die Sehnsucht, das Gebiet übers Meer zu verlassen.

Oder die Vistani waren ursprünglich mal ganz normale Barovianer, die vom Vampir verguhlt wurden. (Vorausgesetzt, deine Spieler stören sich bei Verguhlung nicht an der WoD-Hommage.)

Offline Play-t-pus

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@ErikErikson
Es geht ja nicht darum,  die Vistani als besser erscheinen zu lassen als die restliche Bevölkerung Barovias, sondern einfach nur darum,  sie als genauso gut( bzw. eben auch schlecht) darzustellen wie die allgemeine Bevölkerung und da, wo Schwächen und negative Eigenschaften aufgezeigt werden, eben möglichst wenig die üblichen antiziganistischen Klischees zu bedienen.

Daniel

Eulenspiegel

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Richtig. Und ErikErikson und ich haben dir doch eine Möglichkeit genannt:
Ändere einfach die Klischees!

Anstatt ziganistischer Klischees nehme einfach die Klischees von Zwergen oder Elfen. - Da dürfte sich dann keiner auf den Schlips getreten fühlen.
Und wenn du komplett auf Klischees verzichten willst, dann überlege dir vollkommen neue Eigenschaften.

Das Abenteuer verträgt es problemlos, wenn man die Vestani verändert.

Offline Chruschtschow

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Ich kann mit "PC"-Gedöns im Allgemeinen nicht viel anfangen, und halte es da wie "Spirit of the Century" es erklärt.

Der Abschnitt "Some Ugly Truths" (S. 5 und 6) in SotC ist "PC"-Gedöns pur. Da wird doch klar der Finger drauf gelegt, dass Pulp gerne sexistisch, rassistisch und absolut westzentriert ist. Und dass die Runde darüber sprechen sollte, wie sie damit umgehen will. Das ist doch der erste und wichtigste Punkt, mit dem Thema umzugehen: es thematisieren und erkennen, dass es hier Probleme gibt. Damit verhinderst du, dass du da hinterher Spieler in der Runde sitzen hast, die bei jedem Wort zusammen zucken oder mit der geballten Faust in der Tasche dasitzen. Und mit Thematisieren meine ich keine stundenlange Gesprächsrunde zum Thema Rassismus im Rollenspiel. Einfach: "Hey, wir spielen Pulp. Da gibt es so zwei, drei Sachen, bei denen sich vielleicht jemand hier unwohl fühlen könnte: ... Wie seht ihr das?"

@Play-t-pus:
Im Prinzip hast du es ja schon. Biete mehr Vistani an, auch solche, die eben nicht für Strahd arbeiten. Lass auch ruhig mal die Nicht-Strahd-Vistani ein paar böse Worte über die Strahd-Vistani verlieren. Mach die Strahd-Vistani niederträchtig, weil sie für Strahd arbeiten, nicht weil sie Vistani sind.

Und / oder schnapp dir deine Runde und rede einfach mal Tacheles: "Ihr kennt Dracula? Der hat immer einen Haufen Zigeuner als Henchmen dabei, die böses Zeug tun. Ist hier auch so. Da werden teils heftige rassistische Klischees gewälzt. Ich find's nicht so toll. Was sagt ihr? Wie wollen wir damit umgehen?"
« Letzte Änderung: 25.03.2016 | 21:47 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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ErikErikson

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@ErikErikson
Es geht ja nicht darum,  die Vistani als besser erscheinen zu lassen als die restliche Bevölkerung Barovias, sondern einfach nur darum,  sie als genauso gut( bzw. eben auch schlecht) darzustellen wie die allgemeine Bevölkerung und da, wo Schwächen und negative Eigenschaften aufgezeigt werden, eben möglichst wenig die üblichen antiziganistischen Klischees zu bedienen.

Daniel

Also ich finde Antialkoholismus und die ganze Zeit in einem Dorf bleiben als schlechte Eigenschaften. Wenn du das anders siehst, dann gib Ihnen halt beliebige zusätzliche Schwächen. Aber natürlich siehst du den Punkt, nämlich das sie dann gar nicht mehr als Zigeuner-Verschnitt erkennbar sind.

Wie wärs damit, du gibst Ihnen die ganzen positiven Züge, also das Reisen, die Weisheit, die cool powerz usw. lässt die schlechten weg wie Kindesraub und die Zusammenarbeit mit Stradh, und gibst Ihnen dafür irgendwas anderes, was den Zigeunern nie nachgesagt wurde, wobei das schwierig wird, da man ungeliebten Gruppen für gewöhnlich alles mögliche nachsagt. Wie wärs mit Geiz oder Wollust?


Offline Play-t-pus

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@ Chruschtschow
Du hast absolut recht und dabei kommt sonst von mir immer die Devise: "Kommunikation,  Kommunikation,  Kommunikation " :-[. Liegt vielleicht auch daran, dass ich das ganze etwas "gehypt" hatte, bis ich auf die problematischeren Aspekte aufmerksam geworden bin.
Ich habe jetzt erstmal eine Nachricht an die Spieler geschrieben,  in denen ich ich ihnen meine Probleme damit erläutere ( die Runde sehe ich in ihrer Gesamtheit  relativ selten, dass ganze sollte zumindest teilweise online stattfinden).
Nee, ehrlich, manchmal muss man scheinbar das offensichtlichste Aussprechen.
Vielen Dank!

Daniel

Offline Play-t-pus

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@ErikErikson
Das Problem ist nicht,  dass sie Alkohol trinken,  sondern dass sie es so exzessiv tun, dass man ihre Kinder problemlos entführen kann (was, btw , eine interessante Invertierung ist, fällt mir erst jetzt richtig auf).

Daniel

Offline D. Athair

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[...], sondern die häufig den Roma  zugeschriebenen Charaktereigenschaften,  Verhaltensweisen und "Laster" wie Trunksucht, Verantwortungslosigkeit, Skrupellosigkeit, Betrügerei und den absoluten Klassiker, den Kindesraub, geht.

Wie schon auf Seite 1 gesagt:
Zeige, dass die Vistani unter der Knechtung durch Stradh leiden. Dass oben genannte Verhaltensweisen (außer Verantwortungslosigkeit) Überlebensmechanismen, zu denen jeder, der in ihrer Lage steckt greifen könnte oder würde.
Was "Verantwortungslosigkeit" angeht: Konfrontiere die Spieler mit einem anderen Arbeitsethos, der seinen eigenen Wert hat. Mit einer Erziehung, bei der z.B. Kinder von treu sorgenden Eltern zur Freiheit, zum eigenen Weg und eben nicht zur Hörigkeit erzogen werden. Zeige, dass andere!! das als "Verantwortungslos" beurteilen.

Auch von Seite 1:
Eine der besseren Methoden, Klischees und Vorurteile über Gruppen anzugehen, dürfte immer noch sein, ihre Mitglieder als Individuen zu behandeln. Dann ist vielleicht Strahds hypothetischer Roma-Majordomus loyal, weil er das für seine Leute tatsächlich für das beste hält, die Waschfrau hat schon zuviel gesehen, aber trotzdem noch ein weiches Herz für sympathische Neuankömmlinge, und von den Zimmermädchen ist eine das totale Vampir-Fangirl und die andere ihre Schwester, die sie vor Dummheiten bewahren will...


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"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Grubentroll

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Der Abschnitt "Some Ugly Truths" (S. 5 und 6) in SotC ist "PC"-Gedöns pur. Da wird doch klar der Finger drauf gelegt, dass Pulp gerne sexistisch, rassistisch und absolut westzentriert ist. Und dass die Runde darüber sprechen sollte, wie sie damit umgehen will. Das ist doch der erste und wichtigste Punkt, mit dem Thema umzugehen: es thematisieren und erkennen, dass es hier Probleme gibt. Damit verhinderst du, dass du da hinterher Spieler in der Runde sitzen hast, die bei jedem Wort zusammen zucken oder mit der geballten Faust in der Tasche dasitzen. Und mit Thematisieren meine ich keine stundenlange Gesprächsrunde zum Thema Rassismus im Rollenspiel. Einfach: "Hey, wir spielen Pulp. Da gibt es so zwei, drei Sachen, bei denen sich vielleicht jemand hier unwohl fühlen könnte: ... Wie seht ihr das?"

Hast du den zweiten Teil von meinem Text überhaupt gelesen oder warum wiederholst du eigentlich nur was ich eh schon geschrieben habe?

Offline Chruschtschow

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Hast du den zweiten Teil von meinem Text überhaupt gelesen oder warum wiederholst du eigentlich nur was ich eh schon geschrieben habe?

Nur dass du nicht schreibst, was eben in dem Text steht, auf den du dich beziehst: "Würde ich das alles weglassen, dann verlasse ich damit das Genre, und dann kann ich es auch gleich sein lassen. Weil es dann keine Darstellung mehr von dem wäre, was ich klischeemäßig mit den 1920ern verbinde." gegenüber " [...] feel free to ignore or otherwise remove their existence in your game." Du bestehst auf die Genrekonvention. Am Ende meines Textes steht eine Frage an die Runde, wie es gehandhabt wird. Ich vermute aber mal, dass du es ähnlich und nicht so absolut handhabst. Es gibt ja wenig Grund zu sprechen, wenn das Ergebnis feststeht. ;)

[Edit]
Vor allem wollte ich aber darauf hinaus, dass eben genau dieses Darübersprechen das verpönte PC-Gedöns ist. Ich vertrete sehr wohl die Meinung, dass Rassismus, Sexismus und so weiter im Rollenspiel stattfinden dürfen. Ich habe ein Problem damit, wenn Leute wie ein i-Männchen hochgehen und Denk- und Sprechverbote fordern, als Beispiel der Text von "Der Rote Baron" auf Seite 1, der einen riesigen Sermon wider das Thematisieren von Rassismus in Medien raushaut. BREAKING NEWS: Der Herr der Ringe, Indiana Jones und viele Werke mehr enthalten auch rassistische Darstellungen. Das nimmt beiden nicht ihre Stellung als Meilensteine ihres Genres. Aber ist deshalb jede Kritik verboten?

Das ist ein bisschen wie mit Krebs und rotem Fleisch. "So ein Unfug. Jetzt wollen die uns das Fleisch verbieten." 1) Niemand sprach von einem Verbot (so wie Play-t-pus ja auch nicht jeglichen Rassismus in Rollenspiel verbieten wollte). 2) Nur weil Fleisch erst jetzt offiziell mit Krebsrisiko kommt, hat es vorher nicht auch schon Tumore im Hintern verursacht (die Analogie zum Rassismus kann sich jeder beliebig blumig ausmalen, aber es hat einen Grund, warum ich eine Metapher mit Fäkalien gewählt habe).
« Letzte Änderung: 26.03.2016 | 09:01 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Forlorn

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Ich verstehe überhaupt kein bisschen, was hier das Problem sein soll. Die Vistani sind mit Abstand die lebendigsten und sympathischsten Wesen in Ravenloft und werden im Abenteuer auch so dargestellt. Sie sind die einzigen, die durchweg noch Seelen haben in einem seelenlosen Land. Direkt am Anfang kann man einen tollen Abend am Lagerfeuer mit ihnen genießen und ich sehe überhaupt nicht ein, dass da irgend etwas Unangenehmes dran sein soll, dass sie ein fahrendes Volk sind. Dass sie etwas schurkisch und opportun dargestellt werden, ist der natürlich düsteren Umgebung geschuldet. Einige von ihnen sind Diener Strahds, das stimmt. Diesen Status haben sie sich aber nicht ausgesucht, sondern aufgrund herzlicher Gastfreundlichkeit und Ehrenhaftigkeit über sich gebracht, indem sie ihn in seiner Jugend vor dem Tod gerettet haben.

Edith:

Ich finde sogar, dass die Vistani die traditionelle "böse/gut" Dichotomie von D&D etwas verwischen, da sie im Prinzip einfach nur über die Runden kommen wollen. Die Spielergruppe entscheidet letztendlich, wie sie mit dieser Situation umgehen soll und welche Rolle die Vistani in der Kampagne spielen werden. Aber "on sight" werden sie von ihnen sicher nicht angegriffen, wie von den typischen Orks.
« Letzte Änderung: 26.03.2016 | 00:20 von Baba ben Ali »

Offline Teylen

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Bestünde nicht eine Möglichkeit darin den Alkoholismus zu streichen?

Das heißt anstelle betrunken könnten es gewöhnliche, eventuell gut gelaunte Menschen sein. Wobei man ggf. auf andere Rauschmittel, wenn nötig, zurückgreifen kann. (Tabak, Pilze, Mittel)
Anstelle ihre Kinder zu verlieren weil sie betrunken waren könnten sie entweder andersweitig abgelenkt worden sein (Angriff?) oder niederträchtig abgelenkt (unbemerkt Rauschmittel zugeführt).

Dafür bräuchte man sie nicht in das andere extrem zu schreiben (Antialkoholiker) und behält die Geschichte / Plotpunkte im Ruder.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Play-t-pus

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So, ich habe jetzt mit meinen Spielern gesprochen. Naja, das Ergebnis ist jetzt wohl, das ich ein paar kleinere Veränderungen vornehmen werde und die verbleibenden problematischen Aspekte wohl im Anschluss kritisch reflektiert werden ( die Idee geht auf den Studienreferendar der Gruppe zurück ;D). Naja, jedenfalls vielen Dank für einige der Anregungen und noch mal ein fettes Dankeschön an Chruschtschow, der Ratschlag mit dem drüber Sprechen hat mir echt weiter geholfen, obwohl es eigentlich offensichtlich sein sollte. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt deutlich wohler bei dem Gedanken, das Modul zu leiten.

Daniel
« Letzte Änderung: 26.03.2016 | 17:32 von Play-t-pus »

Offline Grashüpfer

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Gute Diskussion. Finde es auch gut, dass Play-t-pus einfach mit seinen Leuten über die Probleme und für ihn unangenehmen Stellen gesprochen hat.
Stereotype, Klischees und Rassismen bekommen auch dann eine stärkere Wirkung, wenn man sie verschweigt, absolut tabuisiert und dämonisiert. Man sollte über Klischees offen reden können und dadurch aufzeigen, wie bescheuert die eigentlich sind. Dann werden sie auch zu Klischees: Man kann über sie lachen und in einem begrenzten Raum mit ihnen spielen (z.B. im Film, im Kabarett oder eben beim Rollenspiel) aber am Ende weiß man einfach, dass das absoluter Bullshit ist.

Ich glaube, dass man bei D&D und Konsorten immer wieder Klischees begegnen und auch selber nutzen kann. Der ganze pseudo-Mittelalter-Humbug von D&D lebt ja auch davon, dass das alles voll von Klischees und dadurch an aus dem Alltag bekannte Denkmuster anknüpft.
Jedenfalls sollte man als Gegengewicht auch einige Klischeebilder immer wieder ins Gegenteil verkehren, um zu zeigen, dass das Klischee eben ein solches ist. Dann gibt es halt ein paar sturzbesoffene Vistani. Aber vielleicht gibt es auch einige Vistani-Freischärler, die sich dem organisierten Kampf gegen Strahd verschrieben haben.
Es muss halt beides geben, damit es organisch und eben nicht stereotyp bleibt.

Gehe an meinem Regal vorbei: Alles voller 4E. Nicke. Guter Tag.