Autor Thema: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40  (Gelesen 11255 mal)

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Offline Antariuk

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #25 am: 19.07.2016 | 11:48 »
Hm, ich weiss nicht .... in meinem Unfeld sind mittlerweile auch der Großteil so an der 40er Grenze und da sind ein paar ganz schöne Sammler dabei.

Ich würde auch sagen... die paar Ü40er die ich kenne haben fast alle ziemlich krasse Sammlungen von Systemen, teils auch nicht grade billig weil eben ältere Sachen. Und die kaufen alles nach was es gibt, weil das halt anders ist als zu Studien- und Ausbildungsszeiten.
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Offline Oak

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #26 am: 19.07.2016 | 11:53 »
Für RA4f wurde Fate erfunden.

Achamanian

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #27 am: 19.07.2016 | 12:02 »
Für RA4f wurde Fate erfunden.

Bin ich mir nicht so sicher. Fate ist eben doch sehr fordernd und funktioniert für mein Gefühl nicht so gut, wenn man sich zu sehr durch die Regeln durch-handwedelt. Bei unseren Runden hat Fate nie so richtig gezündet, allerdings habe ich es mit Kriegsklinge zusammen auch nie so richtig ernsthaft versucht ... wobei das Wörtchen "ernsthaft" schon der Knackpunkt ist - bei Fate habe ich das Gefühl, dass man es eben ernsthaft versuchen muss. Mit DCC oder Numenera oder Lemuria oder so kann man auch ziemlich gut rumwürfeln, ohne die Mechanik und Punkteökonomie, die dahinter steckt, groß zu durchschauen. Eventuell schießt man sich als Spieler ein bisschen in die Bredouille, aber das schadet nicht, wenn die ganze Runde gewillt ist, auch katastrophale Entwicklungen in eine schöne Richtung weiterzuspinnen. Bei Fate ist mein Eindruck, dass die Regeln den ganzen Spielablauf ins Stocken bringen, wenn man sie nicht richtig beherrscht.

Offline Oak

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #28 am: 19.07.2016 | 12:19 »
Ein wenig lesen und lernen muss man bei Fate auf jeden Fall. Aber das ist nichts im Vergleich zu den klassischen Regelschwergewichten und wenn man diese minimale Hürde gemeistert hat, dann kann man Abenteuer in all seinen Lieblingswelten erleben, ohne sich mit komplizierten Regeln auseinander setzen zu müssen. Man muss sich kaum vorbereiten und kann wunderbar "losimprovisieren" und das vor allem dank dessen, das sie Spieler mehr Einfluss auf die Geschehnisse nehmen können.
Fate ist meine Antwort auf die Anforderungen hinter RA4f und damit eine Art zweiter Frühling für mich. ;)

Achamanian

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #29 am: 19.07.2016 | 12:33 »
Fate ist meine Antwort auf die Anforderungen hinter RA4f und damit eine Art zweiter Frühling für mich. ;)

Das freut mich natürlich für dich; Ich glaube trotzdem, dass Fate zu dem, was wir da gestern gespielt haben, nicht so gut gepasst hätte. Ich kann's nicht genau benennen, es geht aber in die Richtung von: Fate ist ein Gerüst, in dem man sich toll frei bewegen kann und das viele schöne Anreize für's gemeinsame Ausspinnen bietet. Aber wenn das gemeinsame Ausspinnen auch so ganz gut funktioniert, dann hat man es einfacher mit einem System, aus dem man nur mal nach bedarf einen Baustein rauszieht, den man dann auch jederzeit wieder weglegen kann. Bei Fate geht das nach meiner bisherigen Erfahrung nicht so gut: Man kann nicht mal einen Fate-Punkt einsetzen und dann wieder vergessen, dass es Fate-Punkte gibt und dann vergessen aufzuschreiben, wie viele Fatepunkte man jetzt hatte, ohne, dass das Spiel darunter leidet, weil da eben eine recht ausgefuchste Ökonomie hintersteckt. Wenn bei irgendeinem Basal-System dagegen wer vergessen hat, ordentlich über seine HP buchzuführen, dann sagt man beim nächsten Mal eben: "Na ja, du warst doch irgendwie angeschlagen, glaube ich, aber nicht so schlimm, ich würde mal sagen, du bist bei 2/3."

Offline Tyloniakles

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #30 am: 19.07.2016 | 12:41 »
Darf man mit knapp 35 und mit ohne Nachwuchs auch in Euren Club?

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Offline Boba Fett

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #31 am: 19.07.2016 | 12:43 »
Für RA4f wurde Fate erfunden.

Kann ich mit meinen 47 nicht bestätigen.
Einen großen Teil der oben ausgesagten Eingangsbeitrages dafür schon.

Bei uns ist es inzwischen zu diesem Zustand gekommen: Wir haben uns eine Wohlfühlrunde geschaffen, mit Leuten, wo das Zusammenspiel wirklich gut funktioniert.
Und spielen Freitag Abend alle 14 Tage Midgard 5.
Im Prinzip ist das auch der "Nostalgie und Wohlfühl - Modus" - sprich: keine Experimente
Wir hoppen nicht mehr in den Systemen und probieren nicht mehr am heißesten Scheiß herum, nur weil der gerade gehyped wird.
Jeder weiß, was er erwarten kann und das Spiel läuft ganz ähnlich ab, wie bei Kriegsklinge - neben dem Smalltalk ein sehr komprimiertes Spiel.

Zitat
Zwischen den Sitzungen gibt es meinem Eindruck nach bei einigen Beteiligten recht viel Barbiespiel (Regeln lesen, aber eher mit Blick auf: was könnte ich mal Cooles machen, Abenteuer und Settingbände, aber auch eher so zur Anregung für die eigene Improvisation, Podcasts und Internet als Ersatzbefriedigung.) Eine Minderheit beschäftigt sich wirklich zwischen den Playdates gar nicht mit Rollenspiel.

Denn die Kehrseite der Medallie ist, dass alle in der wachen, mühsam erkämpften Zeit halt auch was machen wollen. Ich bin jetzt zwei Stunden wach und hier und in einer Fantasywelt, jetzt soll es bitte rummsen.

genau das...
Auch wenn man bei uns statt 2 meistens 4 Stunden spielt (und ich dann mit 3-5 Stunden Schlaf auskommen darf, weil die Kinder am nächsten Tag natürlich Null Rücksicht kennen (was okay ist!)).
« Letzte Änderung: 19.07.2016 | 12:45 von Boba Fett »
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Offline Kalimar

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #32 am: 19.07.2016 | 12:45 »
Ich habe mich über diesen Thread gefreut, wollte ich doch einen ganz ähnlichen Beitrag verfassen.

Ich bin selbst Mitte 40, habe 2 Kinder und bin nach einem berufsbedingten Umzug seit 3 Jahren ohne feste Rollenspielgruppe.

Ich habe im wesentlichen 3 Dinge festgestellt:
1) Ich lese immer noch gerne Rollenspielbücher und kaufe mir Zeug, das ich definitiv nie spielen werde.
2) Aktuelle Systeme (DSA5, Splittermond, SR5) wären mir zu komplex zum Leiten. Systeme, die ich früher beherrscht habe (Earthdawn, SR, Midgard) sind mir fremd geworden (vieles vergessen) bzw. in aktueller Version mehr oder weniger stark verändert (neu zu lernen).
3) Zeitmanagement ist ein großes Thema geworden. Wöchentliche Runden wie zu Studienzeiten sind heute nicht mehr drin. Gemeinsame Termine zu finden ist schwer - irgendwas ist immer bei irgendwem, oft auch kurzfristig.

Daher habe ich mich mittlerweile hauptsächlich aufs Brettspielen verlegt. Es macht mir ähnlich viel Spaß, erfordert weniger Vorbereitung und wenn mal einer nicht kann, ist es deutlich weniger schlimm. Ich habe ein monatliches Treffen organisiert, bei dem aus einem Pool von ca. 20 Leuten immer so 10-12 da sind. Läuft gut mittlerweile. Aber vermissen tu ich das Rollenspielen trotzdem immer noch. Vielleicht versuche ich es demnächst mal per Google Hangout o.ä.
« Letzte Änderung: 19.07.2016 | 12:46 von Kalimar »

Offline Sethomancer

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #33 am: 19.07.2016 | 12:45 »
Ich konnte mich bis dato nicht mit Fate anfreunden. Wahrscheinlich fehlt mir dazu die (positive) Erfahrung mit Fate, aber schon das Grundkonzept reizt mich nicht wirklich. Dabei bin ich eigentlich anspruchslos und spiele (fast) alles was ein lieber Mensch für mich leiten will. "System Matters" zählt für mich nur als SL (da muss ich mich wohlfühlen) nicht als Spieler. Ich sammel übrigens auch meine favorisierten Syteme (bzw. System) und sehe  langsam der großen Vier ins Gesicht.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.

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Offline Boba Fett

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #34 am: 19.07.2016 | 12:47 »
Zeitmanagement ist ein großes Thema geworden.

Ich glaube, dieser Satz ist die Kernaussage, aus der das meiste resultiert und zwar bei Gruppenzusammensetzung, Terminfindung, Systemwahl, Settingwahl und Wahl der Spielinhalte und der Spielweise.

Der Rest ist ein verändertes Bewerten in "Kosten/Nutzen-Analyse" und der Hang zur Nostalgie.
« Letzte Änderung: 19.07.2016 | 12:51 von Boba Fett »
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Offline Sir Markfest

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #35 am: 19.07.2016 | 12:56 »
Für RA4f wurde Fate erfunden.

Auch ich kann das nicht bestätigen. Wie schon andere gesagt, diese Gruppe wurde nun mal mit den klassischen RPGs sozialisiert, und das "keine Experimente" triffts da wohl sehr gut.
Ich hab ja auch schon Fate & Co mit den Ü40ern ausprobiert, aber der Tenor war nahezu immer "ist nicht so meins".

Offline Chruschtschow

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #36 am: 19.07.2016 | 13:48 »
Mit der grundlegenden Problematik kann ich mich auch gut identifizieren. Wenn wir die Kinder fix ins Bett bekommen, dann schaffen wir eine 3-Stunden-Sitzung vielleicht knapp ein Mal im Monat. Sonst wird das aus Mangel an Spielern oder wegen noch wacher Kinder ein kürzerer One-Shot oder nur gemütliches Beisammensitzen.

Mein System der Wahl ist dabei übrigens auch Fate und ein eher tiefenentspannter Umgang mit Fatepunkten hat sich bisher nicht als Problem gezeigt. Zum Teil sind das in der Gruppe aber auch Leute, die recht zeitig von mir mit Fate infiziert wurden. ;)
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Oak

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #37 am: 19.07.2016 | 13:53 »
Es gibt eben solche und solche ü40er...

Noch etwas, auf das wir uns erstmal einlassen mussten: Wir spielen meistens elektronisch, jeder von sich zuhause. Und das eine zuhause liegt auf einer Insel im Mittelmeer. Wir schaffen auch nicht mehr als 3 Stunden, aber wir haben zumindest keine Anreise und ich kann nach dem Vorlesen in der Regel sofort ins Arbeitszimmer springen und loslegen.

Offline Chruschtschow

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #38 am: 19.07.2016 | 13:54 »
Der Spielmodus steht immer noch weit oben auf meiner To-Do-Liste ...
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Der Nârr

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #39 am: 19.07.2016 | 14:03 »
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Offline Kriegsklinge

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #40 am: 19.07.2016 | 14:07 »
Noch mal eine kurze Antwort zu Vermi: Die steilen Thesen zum GNS, ja, okay, die lasse ich gerne fallen. Klickbait  :). Angemessener ist wahrscheinlich so was wie: "Viele Ansätze von Rollenspieltheorie befassen sich mit der Entwicklung von Rollenspielen aus sich selbst heraus, und wahrscheinlich spielt das soziale Drumrum aber auch eine Rolle beim Triggern gewisser Entwicklungen von allen, die denkbar wären." Das sind ja aber auch, wie schon geschrieben, die unwichtigsten Gedanken.

Den Rest erhalte ich aber schon so aufrecht. Dass die von mir beschriebene "Spielkultur" sich mit dem Sammeln und Geld ausgeben -- wo die Kohle herkommt, klar --  gar nicht beißt, zeigen ja schon einige Beiträge hier im Thread. Reine Sammler, die wirklich unbesehen alles kaufen und ins Regal stellen, gibt es vielleicht in einer Nische bei DSA und manchen D&D-Ablegern. Ich bin aber ziemlich überzeugt davon, dass die meisten Leute doch noch irgendwie spielen wollen. Und da greifen halt all die Mechanismen, die ich beschrieben habe.

Was macht man als schlauer Rollenspielanbieter? Man konzipiert Spiele, die einen ganz schlanken Teil mit einheitlich strukturierten Regeln haben und bappt hinten einen wahnsinnig umfangreichen Settingteil dran, der unglaublich schick und teuer aufgemacht ist: Numenera. Oder: streamlined das älteste Rollenspiel der Welt und klatscht es in einem sündhaft teuren Hardcoverband mit Illustrationen voll, die das Gefühl von damals besser verkörpern, als alles von damals: DCC. Flankiert wird das ganze von ganz und gar als Spielmaterial ausgelegten Kurzabenteuern, die auch wieder superschick aufgemacht sind. Vielleicht verschenkt man die sogar (13th Age). Die wichtigen Regelteile gibt´s natürlich eh gratis als PDF (so ziemlich jedes moderne Rollenspiel).

Die Regeln sind gerade so komplex und bieten gerade so viel Optionen, dass vernünftiges Barbiespiel möglich wird. Die Optionen sind aber auf jeden Fall so gebalanced, dass auch Spieler ganz ohne Zeit keine großen Nachteile zu befürchten haben.

Und warum ist das so? Weil das die alten Hipster aus dem Internet kaufen. Und die brauchen´s so, wie ich es eingangs beschrieben habe.  Die haben das Geld, die hängen im Netz rum, die halten ihre Kindheit lebendig. Neue Rollenspieler werden doch nicht auf dem Schulhof von irgendwelchen Gleichaltrigen angeworben.Und neue Rollenspieler bringen auch nicht das Geld an. Und selbst wenn der Erstkontakt im Jugendzentrum, in der Schule, bei den Eltern usw. stattfindet: wenn du als Jugendlicher angefixt bist, gehst du doch ins Netz. Und da findest du doch nicht nur DSA und Vampire.

Die Spiele, die ich im Eingangsposting aufgezählt habe, sind doch kein Hipster-Spezialwissen. Die kannst du auf jeder größeren Con spielen, die werden auf deutsch rausgebracht, die werden bei Orkenspalter-tv beworben, die findest du im Internet. Ich glaube einfach nicht an dieses Tal der Ahnungslosen, wo Leute den ganzen Tag treudoof nach Regeln DSA5 spielen, weil die das im Jugendzentrum so beigebracht gekriegt haben. So läuft das doch heute wirklich nicht mehr. Also, dieses "Hipster-Verallgemeinerung"-Ding, das glaube ich nicht. 

Weiter: Ich sprach ja im Eingangsposting von "neuen, zukünftigen Rollenspielen, die Erfolg haben sollen". Erfolg haben kann nicht heißen, dass ich mich an DSA orientiere. DSA lebt nach wie vor von den 250 000 Boxen, die Schmidt Spiele in einer anderen Ära mit Fernsehwerbung verkauft hat. 5% der Käufer von damals sind noch übrig und halten die Marke am Leben. Ich bin götterfroh, dass Ulisses den Job macht, für meine private Nostalgieecke. Und sie machen ihn gut. Gerade in den letzten Jahren entstehen da wirklich wieder tolle Sachen. Aber wie viele feste Mitarbeiter haben die noch mal? Wieviel bezahlen die nochmal für eine Übersetzung? Wieviel Geld kriegen da die freien Autoren? Wie ist doch gleich der Jahresumsatz?

Vampire? Gibt´s das eigentlich gerade auf Deutsch? Hm.

Nee, unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten wilst du dich an der halben Million orientieren, die Numenera eingesammelt hat. Oder an DCC. Dungeonslayers mag nicht so viel abwerfen, aber wenn du es semiprofessionell machst, für den Spaß und den Fame, tja, da ist das auch ein besseres Modell als "Ich werd DSA-Autor".

Wenn ich heute ein Rollenspiel machen will, dann sammel ich mir ein Team von Kreativen und guten Gestaltern, setze ein Crowdfunding auf, bewerbe das mit Filmchen und einer lebendigen Community. Und wenn das laufen soll, tja, dann brauche ich die Generation Ü35, und die Spiele müssen ungefähr so aussehen, wie ich das beschrieben habe. Nimm meinetwegen sogar Degenesis, ein Spiel, das ja nun wirklich der Hipness und des Indietums völlig unverdächtig ist. Was haben die gemacht? Genau. Siehe oben.

Oder?
« Letzte Änderung: 19.07.2016 | 14:13 von Kriegsklinge »

Offline CK

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #41 am: 19.07.2016 | 14:08 »
Dungeonslayers in D läuft ja auch nicht schlecht, wobei "nicht schlecht" natürlich, in "Gewinn nach Steuern" gemessen, immer noch ein Taschengeld ist.
Genau genommen läuft es unverändert sogar äußerst gut, aber rein vom monitären Gesichtspunkt aus, müsste man eher die ganze Branche in die Tonne treten ;)

Aber - @topic - genau jener Zeitmangel war es, der 2008 mich sich hinsetzen liess, um eine simple RegelEngine zu entwickeln, bei der ich nicht Stunden der Vorbereitung brauche und deren Regeln in der Praxis alles beschleunigen, um eben mehr Spielzeit im Endeffekt rauszuholen (ich spiele seit Anfang der 90er [früher noch öfter] 1x/Woche mindestens - nach wie vor).
« Letzte Änderung: 19.07.2016 | 14:09 von CK »

Offline Dammi

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #42 am: 19.07.2016 | 14:39 »
Aber - @topic - genau jener Zeitmangel war es, der 2008 mich sich hinsetzen liess, um eine simple RegelEngine zu entwickeln, bei der ich nicht Stunden der Vorbereitung brauche und deren Regeln in der Praxis alles beschleunigen, um eben mehr Spielzeit im Endeffekt rauszuholen ....

Dem kann ich mich anschließen. Earthdawn: The Age of Legend ist ebenfalls aus diesen Gründen entstanden.

Achamanian

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #43 am: 19.07.2016 | 14:45 »
Wenn ich heute ein Rollenspiel machen will, dann sammel ich mir ein Team von Kreativen und guten Gestaltern, setze ein Crowdfunding auf, bewerbe das mit Filmchen und einer lebendigen Community. Und wenn das laufen soll, tja, dann brauche ich die Generation Ü35, und die Spiele müssen ungefähr so aussehen, wie ich das beschrieben habe. Nimm meinetwegen sogar Degenesis, ein Spiel, das ja nun wirklich der Hipness und des Indietums völlig unverdächtig ist. Was haben die gemacht? Genau. Siehe oben.

Oder?

Hm. 7th Sea 2nd und Numenera geben dir recht - Verbinde einfache, Indie-angehauchte Regeln, die gleichzeitig irgendwie an was "Klassisches" erinnern mit Artbook-Qualitäten (die ich auch dem ästhethisch ja auf seine Art schon sehr durchgestylten DCC bescheinigen würde) und einem Setting, das wahlweise Nostalgie, Weirdness oder ein bisschen Selbstironie (gerne auch alles drei) bedient, mach ein Crowdfunding, das einerseits professionell daherkommt, andererseits mit Ältere-Rollenspieler-Wie-du-und-ich-Machern wirbt, und dann wird das schon ... (oder halt auch nicht, wie die wahrscheinlich Dutzenden erfolglosen Gegenbeispiele zeigen, von denen wir nichts wissen).

Frage ist aber: Braucht man so was für den von dir aus der Taufe gehobenen Spielstil? Oder reichen dafür nicht eines der vielen kleinen Regelwerke die rumliegen, und irgendwelche Settingschnipsel? Ich verstehe schon, dass du mit der Teilfrage auf: "Was kaufen solche Rollenspieler? Was kann man ihnen schmackhaft machen?" abzielst, aber ich bin mir gar nicht so sicher, wie viel das damit zu tun hat, was sie dann wirklich spielen.

Achamanian

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #44 am: 19.07.2016 | 14:46 »
Dem kann ich mich anschließen. Earthdawn: The Age of Legend ist ebenfalls aus diesen Gründen entstanden.

Da wird immer auf den Zeitmangel geschimpft, dabei haben wir ihm so viel zu verdanken!

Offline Lord Verminaard

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #45 am: 19.07.2016 | 14:57 »
@ Kriegsklinge: Die Wahrheit liegt natürlich wie immer irgendwo in der Mitte. Ich frequentiere ja nur eine größere Con und das ist die NordCon, da kannst du das "Tal der Ahnungslosen" Jahr für Jahr live und in Farbe bestaunen. ;) Grundsätzlich würde ich auch gerne annehmen, dass der durchschnittliche Ü40-Rollenspieler informiert und überlegt an die Sache herangeht, vielleicht tut er das auch, mehr oder weniger. Auf der anderen Seite würde ich aber auch nicht zu viel Meta, zu viel ironische Brechung etc. unterstellen. Dass DCC & Co. ein (relativ) erfolgreiches Modell sind, bleibt ja unbenommen, und dass das auch demographische Gründe hat, auch.
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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #46 am: 19.07.2016 | 15:38 »
Ich bin selbst Mitte 40, habe 2 Kinder und bin nach einem berufsbedingten Umzug seit 3 Jahren ohne feste Rollenspielgruppe.

Ich habe im wesentlichen 3 Dinge festgestellt:
1) Ich lese immer noch gerne Rollenspielbücher und kaufe mir Zeug, das ich definitiv nie spielen werde.
2) Aktuelle Systeme (DSA5, Splittermond, SR5) wären mir zu komplex zum Leiten. Systeme, die ich früher beherrscht habe (Earthdawn, SR, Midgard) sind mir fremd geworden (vieles vergessen) bzw. in aktueller Version mehr oder weniger stark verändert (neu zu lernen).
3) Zeitmanagement ist ein großes Thema geworden. Wöchentliche Runden wie zu Studienzeiten sind heute nicht mehr drin. Gemeinsame Termine zu finden ist schwer - irgendwas ist immer bei irgendwem, oft auch kurzfristig.

Das geht mir fast genau so-nur, dass ich noch keine 40 bin und noch keine Kinder habe. Und bei mir sind es 5 Jahre ohne feste Gruppe-aber sonst?keine großen Unterschiede.

Wo ich den Anfangspost gelesen habe, habe ich erst gedacht: Irgendwie hat er ja Recht. Ich muss aber sagen, dass ich gewisse Aspekte, die da auftauchen, nicht spezifisch der Rollenspielgeneration 40+ anhaften würde. Barbiespiel, dass man zwischendrin mal die ein-oder andere Sache nachschlägt und/oder sich teilweise auch gar nicht zwischen den Sitzungen mit RPG beschäftigt sind Sachen, die auch in Runden auftauchen, in denen keiner älter als 35 ist. ;) Und ich kenne Spieler 40+, die nicht so spielen und z.B. noch Spaß daran haben, neue Systeme auszuprobieren.

Die traurige Quintessenz des Ganzen ist doch, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Zeit hat. Für allgemeine Dinge und Hobbies, wie RPG, im Speziellen. Traurig, aber wahr. Das ist mir in den letzten 5 Jahren schmerzlich(st) bewusst geworden. Wenn man über Monate hinweg keinen gemeinsamen Spieltermin findet...Seit meinem Umzug wünsche ich mir die (Rollenspiel-)Zeit von vor meinem Umzug zurück. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich mit 40 nur noch 3 Stunden fürs Rollenspiel habe(n werde), dann will ich keine 40 werden. :-\
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Offline Archoangel

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #47 am: 19.07.2016 | 15:52 »
Nice. Und 90% Zustimmung.

Was ist bei uns (37-47, MW 41, Med. 42) anders? Wir spielen häufiger. In diesem Jahr hatten wir 21 Spieltermine, also knapp einen pro Woche und der geht dann so um die 10h lang. Woran das liegt? Zwei befreundete rollenspielende Pärchen und ein kinderloser Single: die Kinder spielen den Tag über miteinander, werden ins Bett gebracht und dann geht es weiter ... sind halt jetzt auch in einem Alter wo das läuft. Mann trifft sicht, isst zusammen und labert ein wenig, geht zum Spiel über (Vampire-Grundlage, vorher D&D), macht die Pause für Abendessen/Kinder-ins-Bett-jagen, spielt bis halb eins (dann schläft die halbe Gruppe schon fast), trennt sich und sieht sich zum Frühstück/Brunch nochmal um die Kinder zu holen ... an sonsten passt der erste Post aber ganz gut.
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Offline ArneBab

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #48 am: 19.07.2016 | 22:08 »
Ich bin jetzt 34, zwei Kinder im Kindergarten und leider der einzige Rollenspieler in der Familie. Die Runden gehen 4-6 Stunden, aber leider nur noch etwa einmal im Monat. Wenn es gut läuft. Unsere Runde hat sich inzwischen auf 3 Städte verstreut. Und für den Aufbau einer neuen Runde mit ganz neuen Leuten ist (gefühlt) zu wenig Zeit: Die meisten Wochenenden sind von Familie belegt.

Der beschriebene Spielstil klingt eher nach unserem Stil in Studienzeiten, als wir unter der Woche gespielt haben statt am Wochenende.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
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Offline ArneBab

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Re: [neuer Spielstil !!!1!]Rollenspiel ab 40
« Antwort #49 am: 19.07.2016 | 22:15 »
Die traurige Quintessenz des Ganzen ist doch, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Zeit hat. Für allgemeine Dinge und Hobbies, wie RPG, im Speziellen. Traurig, aber wahr. Das ist mir in den letzten 5 Jahren schmerzlich(st) bewusst geworden. Wenn man über Monate hinweg keinen gemeinsamen Spieltermin findet...Seit meinem Umzug wünsche ich mir die (Rollenspiel-)Zeit von vor meinem Umzug zurück. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich mit 40 nur noch 3 Stunden fürs Rollenspiel habe(n werde), dann will ich keine 40 werden. :-\
Und wenn ich an den Lebe Balance Kurs in den letzten Wochen zurückdenke, dann sind wir (diejenigen unter uns, die das so machen) dumm, unsere Hobbies zu vernachlässigen. Denn eigentlich müsste man im Alter nicht weniger Zeit haben. Es gibt auch Doppelkopf-Runden, die 30 oder 40 Jahre bestehen.

Nur ist es schwierig, neue Runden aufzubauen, wenn die alte Runde noch besteht und man es nicht schafft, den Kollegen Rollenspiel nahezubringen.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«