Autor Thema: Wie schrecklich böse darf ich sein?  (Gelesen 6817 mal)

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Offline Der Läuterer

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Wie schrecklich böse darf ich sein?
« am: 25.07.2016 | 20:29 »
Einbruch, Diebstahl, Raub, Vandalismus, Brandstiftung, Todschlag und... Mord.

Nichts, was es im Rollenspiel nicht gibt.
Und das trifft natürlich auch besonders auf ein Horror RPG wie Cthulhu zu.

Für einige Spieler gibt es noch Tabu-Themen. Andere haben diese nicht...
Das Tabu 'Religion' der 80er, mit Dämonen und Hexerei im Spiel, ist schon lange kein Tabu mehr.

Doch wie steht es mit Massenmord? Kindstötung? Sex? Vergewaltigung? Verstümmelung? Folter? Kannibalismus? Sind das noch Tabu Themen?

Macht es einen Unterschied, ob die Chars Zeuge einer solchen Tat unter NSCs werden? Ob die Chars dies einem NSC antun? Ob der SL den Chars so etwas antut? Oder ob die Chars untereinander so verfahren?

Davon ausgehend, dass die Spieler sicherlich (ähm... hoffentlich) andere Wertvorstellungen im realen Leben haben als im Spiel...
... wie weit man gehen kann/darf ist eine Frage der eigenen Grenzen, bzw. der Grenzen desjenigen in der Gruppe, der mit solch einem Verhalten nicht klar kommt.


Was ist noch zumutbar?

Darf so etwas im Rollenspiel thematisiert bzw. ausgespielt werden?

Wie explizit / blumig / genussvoll darf man so etwas beschreiben?

Welche negativen Gefühle könnte so etwas triggern?

Ist das noch Spass oder bereits viel zu pervers?

Was sagt das über mich aus, wenn ich so etwas ausspielen würde?


Wie läuft so etwas in Euren Gruppen?
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Offline CiNeMaNcEr

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #1 am: 25.07.2016 | 21:51 »
Ich hatte in unzähligen Gruppen bei diversen Tabuthemen (quasi alle die du nanntest) keine Probleme (sowohl in einigen Oneshots als auch Kampangen nach CoC oder Unknown Armies) bis ich "Die Schreckliche Welt des Paul Wegner gespielt habe".

Bei einer Gruppe, kam das Szenario Grandios an und die sprechen noch heute regelmäßig darüber (hatte es konvertiert zu Unknown Armies nach 2te Editions Regeln), für fast jeden war dies der Gipfel des Abschuss, aber auch unbekanntes Terraine und endlich mal was richtig kaputtes.

Voller Euphorie leitete ich es für eine andere Gruppe, diese kam absolut nicht klar damit, trotz vorheriger Warnung und Nachfrage wie weit kann man mit euch gehen (man merkte das unwohlsein der Spieler, den Unwill weitere Details überhaupt herauszufinden). Keiner der Spieler hatte mit sowas gerechnet und fragt sich noch bis heute wieso man so "perverse" Tabuthemen bespielen sollte. Musste mir mehrere Monate lang diverse Vorwürfe anhören, wieso ich sowas spielen/leiten wollte.

Bei 2-3 anderen Gruppen, war es jeweils ein Gemisch aus WOW und PFUI! Aber hielt sich im Rahmen des Spielbaren.

Seit dem frage ich auch jeden Spieler vor meinen Oneshots (welche ich teilweise mit flukturierenden Spielern angehe) IMMER wo die Grenze ist und was definitiv nicht vorkommen soll/darf und wähle dann entweder ein anderes Szenario oder lade den Spieler für den Abend wieder aus.

Ich selbst bin großer Fan von Tabubrüchen in Spielen, Serien und Filmen alleine wegen der Abwechslung, des Durchbrechens der Routine und des bewusst projekierten Unwohlseins, was besonders beim "Horror" Genre ein Feeling und Atmo aufbau wie man es sonst nicht erreicht.

PS;
Die sagen wir mal radikalen Oneshots, beleiben deutlich besser im Gedächtnis der Spieler (wie gesagt Die Schreckliche Welt des Paul Wegner/CoCNow oder Die Drei Leben des Bill Toge/UA2 mehrfach geleitet und die Spieler sprechen mich seit Jahren auch auf Cons immer wieder auf beides an).
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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #2 am: 25.07.2016 | 21:55 »
Wie ich vorgehen würde...

1.) Unbedingt persönlich mit den anderen Gruppenmitgliedern abklären und an den 'empfindlichsten' davon orientieren. Wieviel der statistische Durchschnittsinternetunbekannte oder die härteste Type am Tisch eventuell noch aushält, bevor er/sie/es sich übergeben muß, hilft mir im konkreten Einzelfall überhaupt nicht weiter.

2.) Im Zweifelsfall dagegen. Wenn ich auch nur vermute, daß ich jemanden "triggern" könnte, ohne es aber bis jetzt konkret zu wissen, dann lieber erst mal vermeiden, bis ich das klären kann.

Meine ganz persönliche Voreinstellung als Spielleiter wäre wohl ohnehin ganz altmodisch "nachmittagsprogrammtauglich ist wahrscheinlich noch okay und 'für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet' ist erfahrungsgemäß schon nicht mal mehr wirklich mein Ding". Sex und entsprechende Beziehungskisten kann man als Thema schon mal aufnehmen, Ausspielen muß aber nun wirklich nicht sein ;) -- und wenn sich jemand am Tisch dabei unwohl fühlt, und sei es bloß der Gesellschaft wegen (nicht mit jedem, mit dem ich spiele, muß ich deswegen gleich jedes Thema vertiefen wollen), dann kann man's auch schmerzlos weglassen.

Offline CiNeMaNcEr

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #3 am: 25.07.2016 | 22:06 »
Was ist noch zumutbar?
- In der Theorie alles wozu die Spieler zustimmen.

Darf so etwas im Rollenspiel thematisiert bzw. ausgespielt werden?

- Wieso nicht? Solange dadurch ein "Spielwert" oder "FunFaktor" entsteht.

Wie explizit / blumig / genussvoll darf man so etwas beschreiben?
-  Kommt auf die Gruppe an, hatte immer mal wieder 1-2 Spieler die mich darauf hinwiesen, dass ich entweder ab und zu, eben zu Detailiert beschreibe, bzw. sie sich das ganze gesplattere auch ohne den "Splatterporn" den ich hin und wieder nutze, gut genug Vorstellen können.
Andere Spieler loben dann allerdings genau, dies wenn sie Szene X oder Y zuvor noch nie so ausgeschmückt bekommen haben.
- Oft ist dann doch "weniger" eben mehr

Welche negativen Gefühle könnte so etwas triggern?
- Alle möglichen, hatte auch schon eine weinende Spielerin als das Thema "Abtreibung" vorkam und sie sich eben an ihre Abtreibung erinnert gefühlt hat (von der keiner inklusive mir wusste).

Ist das noch Spass oder bereits viel zu pervers?
- Sowohl als auch, ne Spass nur pervers. Naja....kommt auf die definition an oder?

Was sagt das über mich aus, wenn ich so etwas ausspielen würde?
- Das du Kreativ bist, ungewöhnliche Wege gehst und Innovaton suchst und das Thema HORROR ernster nimmst als andere?

Wie läuft so etwas in Euren Gruppen?
Siehe oben

PS:
Geheimtip=>
Garden Full of Weed aus dem Unknown Armies Band "Weep", das ist ein richtig kaputtes Szenario (finde bis heute niemand der dies mit mir spielen will).
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Pyromancer

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #4 am: 25.07.2016 | 23:38 »
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Offline Der Läuterer

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #5 am: 25.07.2016 | 23:39 »
Ein gewisses Unwohlsein bzw. ein verstörendes Gefühl soll beim Spiel m.M.n. ja aufkommen. Scary. Creepy. Das Ganze hat sicherlich unzählige Facetten. Und ein Jeder empfindet das anders.

Ist das dann etwa so künstlerisch wertvoll wie die dargestellte Gewalt in A CLOCKWORK ORANGE?
Ist es nur der pure Voyeurismus plumpen Splatters wie in HALLOWEEN?
Oder ist es eine gute Mischung wie in SEVEN oder ANGEL HEART, wo nur die Tatorte gezeigt werden? Und wie sieht es mit den Darstellungen in HELLRAISER aus? Ich liebe Clive Barker!

Brauche ich für so etwas im Rollenspiel Fingerspitzengefühl? Nein, m.M.n. nicht.
Aber was ich brauche ist Aufrichtigkeit. Ich muss wissen, ob meine Mitspieler das tolerieren und mitmachen, oder eben nicht.

Sie müssen es nicht gut finden. Sie sollen sich sogar äusserst betroffen und unwohl dabei fühlen.
Ihr Innerstes soll sich auflehnen, dagegen ankämpfen und sich zutiefst sträuben.
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Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #6 am: 26.07.2016 | 01:00 »
Ich komme gerade aus Refns Neon Demon. Ein weiteres warnendes Beispiel dafür, dass man mit gewollt "böse"/edgy so richtig schön in die Scheiße greifen kann.

---

Im Ernst:
Einen ähnlichen Thread gab es erst kürzlich in Allgemein. Ich sehe hier mal wieder den Cthulhu-Bezug nicht. Und "Wie weit darf ich gehen" ist meiner Meinung nach ohnehin die falsche Frage.

Offline LushWoods

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #7 am: 26.07.2016 | 07:20 »
Ich spiel alles, aber nicht mit jedem.

So, Thema erledigt.
 :d

Im Ernst: Das ist ein Thema das so von Grund auf unter "Geschmackssache/Konsens" fällt, das man darüber nicht diskutieren braucht.
Oder sollte, denn irgendwann kommen die erhobenen Zeigefinger.

Offline Der Läuterer

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #8 am: 26.07.2016 | 07:49 »
Den 'ähnlichen Thread' hatte ich übersehen.
Das Forum ist leider sehr gross, da übersieht man (ich) einiges.
Der Thread ist gut und trifft im Kern meine Frage. Danke, für den Hinweis.
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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #9 am: 26.07.2016 | 09:39 »
Ich sehe hier mal wieder den Cthulhu-Bezug nicht.

Na ja -- strenggenommen gibt's auch schon bei Lovecraft selbst so einiges, was einer entsprechend vorbelasteten Person schnell sauer aufstoßen kann. Mord und schlimmeres (gerne auch in der Familie), zumindest stark implizierte Vergewaltigung, Kannibalismus, Folter...ist alles da, der Illusion, der "Horror" käme bei ihm allein durch die altmodisch-verquaste Schreibe und die erschröcklichen kosmischen Geheimnisse zustande, muß man sich nun wirklich nicht hingeben. :)

Offline LushWoods

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #10 am: 26.07.2016 | 10:08 »
Na ja -- strenggenommen gibt's auch schon bei Lovecraft selbst so einiges, was einer entsprechend vorbelasteten Person schnell sauer aufstoßen kann. Mord und schlimmeres (gerne auch in der Familie), zumindest stark implizierte Vergewaltigung, Kannibalismus, Folter...ist alles da, der Illusion, der "Horror" käme bei ihm allein durch die altmodisch-verquaste Schreibe und die erschröcklichen kosmischen Geheimnisse zustande, muß man sich nun wirklich nicht hingeben. :)

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ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #11 am: 12.10.2016 | 12:03 »
Ich würde sagen, bei Cthulhu darf man Horror erwarten ,der etwa Lovecraft entspricht. Also für mich z.B. kein Splatter, den ich micht mag. Mir geht es hier um die dichte der beschreibung, ich brauche keine zehn Sätze darüber, wie die zerstückelte Leiche ausschaut.

Das hat sich in letzter Zeit aber immer mehr aufgeweicht, und Cthulhu geht stärker in Richtung generischen Horrors, was ich aber ok finde. Man muss dann halt gegebenenfalls dazuschreiben, das man hier was alla "Saw" spielt.

Daheon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #12 am: 12.10.2016 | 12:44 »
Tabubrüche sind als Stilmittel sicherlich OK, es besteht aber immer die Gefahr dadurch, den letzten Tabubruch beim nächsten Mal übertreffen zu wollen/müssen, in einer Spirale zu landen, an deren Ende der Tabubruch als Selbstzweck steht. Und da wird's dann schal.

Ansonsten, wie bereits von anderen erwähnt: Immer vorher drüber reden.

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #13 am: 12.10.2016 | 13:03 »
Das einzige Thema, wo ich nachfragen würde, wäre Sex. Jede Form von Gewalt, und sei sie auch noch so schrecklich, ist leider längst im Mainstream angekommen.

Offline Boba Fett

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #14 am: 12.10.2016 | 13:06 »
Das einzige Thema, wo ich nachfragen würde, wäre Sex. Jede Form von Gewalt, und sei sie auch noch so schrecklich, ist leider längst im Mainstream angekommen.
Sorry, gerade bei Kindesmißhandlung, Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigung und Tierquälerei würdest Du bei mir jeweils ein NoGo triggern...
(Die Liste ist nicht sortiert)
Wobei ich da noch differenzieren würde, bezüglich des "wie wird es im Spiel behandelt".
Natürlich ist sowas (leider) ein Bestandteil der realen Welt und deswegen auch plausibel, dass es in virtuellen Welten existiert.
Und insofern ist es für mich auch als zu bekämpfende Straftat legitimer Spielinhalt.
Allerdings möchte ich das weder explizit beschrieben haben, weder als Beschreibung eines Tatortes noch als Beschreibung eines Vorgangs, dessen man Zeuge wird.

Insofern ergänze ich Pyromancers Aussage:

Ich spiele nicht alles und auch nicht mit jedem.
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 13:43 von Boba Fett »
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Offline Wandler

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #15 am: 12.10.2016 | 13:09 »
Pyromancer hat es auf den Punkt gebracht.

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #16 am: 12.10.2016 | 13:14 »
Sorry, gerade bei Kindesmißhandlung, Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigung und Tierquälerei würdest Du bei mir jeweils ein NoGo triggern...
(Die Liste ist nicht sortiert)

Das erste ist Sex und gewalt gemischt, bei dem würd ich nachfragen. Kindesmisshandlung, gewalt gegen Frauen (minus sexueller Natur, siehe vorne) und Tierquälerei hast du inzwischen bei RTL im Mittagsprogramm.
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 13:16 von ErikErikson »

Offline Wandler

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #17 am: 12.10.2016 | 13:24 »
... wobei ich evtl anmerken muss, dass selbst wenn jedes Thema bei mir vorkommen kann, so gibt es für mich trotzdem noch Grenzen, die sind pro Thema und Situation sehr individuell. Wenn in einer Szene Kindesmissbrauch vorkommt, dann reicht es für mich für die Spieler die Szenerie zu beschreiben, von mir aus Schreie, Angst, Weinen und Emotionen aber den Akt selbst möchte ich nicht ausführen und halte es auch für unnotwendig. Kopfkino ist hier schlimm genug und wenn solche Szenen als Horrorszenen vorkommen, dann auch seltener und bewusst gewählt, nicht einfach um eine Plotlücke zu füllen.

Offline bobibob bobsen

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #18 am: 12.10.2016 | 13:38 »
Zitat
Ist das noch Spass oder bereits viel zu pervers?

Für mich ist es letzteres.

Zitat
Kindesmisshandlung, gewalt gegen Frauen (minus sexueller Natur, siehe vorne) und Tierquälerei hast du inzwischen bei RTL im Mittagsprogramm.

Genau deshalb will ich es nicht bespielen. Auf das Niveau muss man ja nicht sinken.

Offline Boba Fett

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #19 am: 12.10.2016 | 13:44 »
Kindesmisshandlung, gewalt gegen Frauen (minus sexueller Natur, siehe vorne) und Tierquälerei hast du inzwischen bei RTL im Mittagsprogramm.
Ich habe kein RTL und als ich es noch hatte, habe ich es aus der Liste der anwählbaren Programme entfernt.
Ich habe meine Aussage oben ergänzt.

Und ich wollte damit auch nur aussagen, dass Du nicht davon ausgehen kannst, dass, nur weil ein Thema im Unterschichten TV inzwischen zum Mainstream Inhalt mutiert ist,
das in jedem Fall ein Rollenspielinhalt darstellen kann, das man nicht auf "ist es toleriert" abklopfen sollte.
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 13:46 von Boba Fett »
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Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #20 am: 12.10.2016 | 14:05 »
Das hat sich in letzter Zeit aber immer mehr aufgeweicht, und Cthulhu geht stärker in Richtung generischen Horrors, was ich aber ok finde. Man muss dann halt gegebenenfalls dazuschreiben, das man hier was alla "Saw" spielt.

Deutsche Cthulhu-Szenarios oder worauf bezieht sich das? Hast du Beispiele? Das wäre dann wenigstens on topic.

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #21 am: 12.10.2016 | 14:07 »
Ich habe kein RTL und als ich es noch hatte, habe ich es aus der Liste der anwählbaren Programme entfernt.
Ich habe meine Aussage oben ergänzt.

Und ich wollte damit auch nur aussagen, dass Du nicht davon ausgehen kannst, dass, nur weil ein Thema im Unterschichten TV inzwischen zum Mainstream Inhalt mutiert ist,
das in jedem Fall ein Rollenspielinhalt darstellen kann, das man nicht auf "ist es toleriert" abklopfen sollte.

Jeder wie er es will. Mir ist es jedenfalls unangenehm, Tabuthemen abzufragen, deshalb gehe ich davon aus, das jemand, der sich auf ein Horrorspiel einlässt, mit den im Horror gängigen Klischees zurechtkommt.

Gerade bei Cthulhu Oneshots müsste ich sonst jedes Mal nachfragen, was mir ehrlich gesagt zu blöd ist. Was man da alles für Diskussionen auslösen kann, gerade bei Leuten die man nicht kennt, das will ich gar nicht wissen. Da man das Thema nur abstrakt anschneiden kann, denken sich die Leute gern sonstwas, was im SPiel dann viel harmloser ist.

Aber wie gesagt, das ist nur mein Rat und jeder darfs gern anders machen. 

@Ucalegon:

Cthulhu Abenteuer waren früher anders als heute. Die neuen Abenteuer werden natürlich von den aktuellen Horror-Klischees inspieriert, z.B. (asistische) Geister, amerikanischer Splatter/Teeniehorror usw. D.h. es herscht jetzt eine iel größere Vielfalt an "Tropes", im Vergleich zu früher, wo man näher an Lovecraft war. Die alten klassischen Cthulhuantagonisten waren Große Alte, Magier oder Alienrassen. Inzwischen hast  du auch mal Geister, Maschienenwesen, nicht-cthulhu Horro-Monster (Werwölfe), Massenmörder usw. Also die modernen Horror-Klischees haben sich auch bei Cthulhu eingeschlichen. 
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 14:11 von ErikErikson »

Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #22 am: 12.10.2016 | 14:37 »
@Ucalegon:
Cthulhu Abenteuer waren früher anders als heute. Die neuen Abenteuer werden natürlich von den aktuellen Horror-Klischees inspieriert, z.B. (asistische) Geister, amerikanischer Splatter/Teeniehorror usw. D.h. es herscht jetzt eine iel größere Vielfalt an "Tropes", im Vergleich zu früher, wo man näher an Lovecraft war. Die alten klassischen Cthulhuantagonisten waren Große Alte, Magier oder Alienrassen. Inzwischen hast  du auch mal Geister, Maschienenwesen, nicht-cthulhu Horro-Monster (Werwölfe), Massenmörder usw. Also die modernen Horror-Klischees haben sich auch bei Cthulhu eingeschlichen.

Ok, dann habe ich das falsch verstanden. Es gibt natürlich mittlerweile alle möglichen Alternativen zum klassischen 20er Jahre+Mythos Setting.

Was darker and edgier angeht, habe ich allerdings das Gefühl, dass Cthulhu - abgesehen natürlich von CthulhuTech, aber das ist ja ohnehin was eigenes - da weitestgehend verschont geblieben ist, wahrscheinlich gerade wegen des 20er Jahre Fokus.

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #23 am: 12.10.2016 | 14:44 »
Ok, dann habe ich das falsch verstanden. Es gibt natürlich mittlerweile alle möglichen Alternativen zum klassischen 20er Jahre+Mythos Setting.

Was darker and edgier angeht, habe ich allerdings das Gefühl, dass Cthulhu - abgesehen natürlich von CthulhuTech, aber das ist ja ohnehin was eigenes - da weitestgehend verschont geblieben ist, wahrscheinlich gerade wegen des 20er Jahre Fokus.

Was hattest du denn verstanden?

Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #24 am: 12.10.2016 | 14:53 »
Was hattest du denn verstanden?

Das

Das hat sich in letzter Zeit aber immer mehr aufgeweicht, und Cthulhu geht stärker in Richtung generischen Horrors, was ich aber ok finde. Man muss dann halt gegebenenfalls dazuschreiben, das man hier was alla "Saw" spielt.

klang so nach: Splatter/Gore a la Saw sind heute irgendwie verbreiteter Stil für Szenarios.

Ich denke wie gesagt, dass die Ausgangsfrage des Threads für den allergrößten Teil der Cthulhu-Szenarios keine Rolle spielt.

Offline Boba Fett

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #25 am: 12.10.2016 | 15:07 »
...deshalb gehe ich davon aus, das jemand, der sich auf ein Horrorspiel einlässt, mit den im Horror gängigen Klischees zurechtkommt.

Ja, aber Horror ist nicht gleich Psycho.
Bei Horror verstehe ich erstmal "übernatürliches". Vampire, Geister, etc. Wegen mir auch Shocker oder Splatter-Genre.
Letzterem kann ich auch nichts abgewinnen, aber das kann man ja dann als Spieler erfragen und ggf. meiden.

Die ganze Gewaltatenliste, die Du aufgeführt hast ist für mich kein Element des Horrorgenre.
Ganz ehrlich: Ich bin hoffentlich nicht so zartbesaitet, wie ich mich anhöre, aber als relativ frisch gebackener Vater zweier Töchter dreht sich mir in (auch virtueller) Verbindung bei Gewalt gegen Kinder der Magen um.
Das will ich nicht im Rollenspiel haben und unvorbereitet würde der Spielleiter durchaus eine heftige Reaktion erzeugen. Ob die dann so ausfällt wie von ihm angedacht, wage ich aber mal zu bezweifeln...
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ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #26 am: 12.10.2016 | 15:18 »
Ja, aber Horror ist nicht gleich Psycho.
Bei Horror verstehe ich erstmal "übernatürliches". Vampire, Geister, etc.
Hier irrst du. Horror beinhaltet eigentlich per Definition die Anwendung von physischer oder psychischer Gewalt. Was ist denn ein Vampir? Ein Blutsauger, der Menschen Gewalt antut, und zwar Frauen, Kindern und Männern.
Ein Geist mag friedvoll sein, und nur darauf warten, das man ihn erlöst, indem man Blumen an sein Grab legt, aber das ist dann keine Horrorgeschichte mehr. Das ist dann Kaspar, und Kaspar ist Comedy.
Quasi jedes Cthulhu Abenteuer, ob klassisch, modern, deutsch oder englisch beinhaltet Gewalt. Gewalt gegen alles und jeden imaginären Charakter, der das Pech hat, in dem AB vorzukommen. Ja, dazu zählen auch Frauen und Kinder.
Dasselbe gilt für das gesamte Horror-Genre.

Offline Yney

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #27 am: 12.10.2016 | 15:26 »
Verbrechen, das indirekt eine Rolle spielt (eine Frau, die verzweifelt ist, weil ihr der Hauptmann zu nahe kam, ein Mord, bei dem das Opfer ein Kind war …) mag im Rollenspiel ein Aufhänger sein, um sich auf die Suche nach den Übeltätern zu machen. Die Verzweiflung einer entsprechenden Person als Spielleiter darzustellen finde ich angemessen, wenn die Spieler sich mit Betroffenheit "gerne" in ihre Figuren hinein versetzen und ich sie gut genug kenne (oder besprochen habe wo die Grenzen liegen).
Dabei gibt es einen scheinbaren Widerspruch: Warum stecken wir teils "Berge von Leichen" (bitte nicht mehr Details!) teils besser weg als eine Schilderung einer Frau, die Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde? Vielleicht, weil das eine (zum Glück) unserer Realität sehr sehr fern ist, während das andere leider bestenfalls die Entfernung "Bekannte eines Bekannten" hat. Das eine ist offensichtliche Fiktion, das andere nicht. Über die erste Kategorie kann man streiten, das Zweite muss denke ich (egal wessen Erlebniswelt der Fiktion da zu nahe kommt) tabu sein.

Für mich persönlich gibt es aber noch das andere Tabu: Den Mord selbst spielen, Reiz finden daran, das (absolute?) Böse zu ergründen, indem man sich tief hinein versetzt, geht mir zu weit. Das beginnt für mich auch schon bei "Mein Charakter ist aber chaotisch-böse, ich hack jetzt meinem Partner in den Rücken." Aber ich bin vermutlich auch "dunkleren" Rollenspielen so fern, wie man es nur sein kann. Einen Charakter zu spielen, den persönliche Nöte, Schicksal und vielleicht eine "ungünstige" charakterliche Ausrichtung (eher egoistisch oder feige) als Konsequenz zu einem Angriff gegen einen Verbündeten bringt, könnte dagegen eine spannende Geschichte sein (wenn man sich einig ist, so etwas konsequent durchziehen zu wollen).

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #28 am: 12.10.2016 | 15:33 »
Mein Troll hat mal unserem Paladin aus Frust nächtens in Gesicht geschissen, würde ich heute nicht mehr machen...
Dessen Neffe hat sich 10 Jahre später einen toten Assassinen ausgestopft, würde ich heute nicht mehr machen...

Das sind beides nicht zwingend Tabus für mich. Eher so Geschmacksache.

Mein Magier hat zum Zwecke der "Befragung unter Androhung der Folter" einen versteinerten (und damit schadensresistenten) Räuber und Mörder (wollte uns ja töten) in den Ofen gesteckt. Soweit so gut. Beim rausholen und Entzaubern hat er nicht daran gedacht, dass dieser immer noch heiß war..... das war aber nicht seine Absicht .... deshalb hat er ihn auch schnell wieder gerettet...

Jeder mag da selbst seine Grenze finden.
Ich mag explizite Gewaltbeschreibungen nicht.
Wenn es mal plotmäßig nötig sein sollte, dann bitte ganzganz kurz!

Mein Geschmack
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros

Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #29 am: 12.10.2016 | 15:44 »
Quasi jedes Cthulhu Abenteuer, ob klassisch, modern, deutsch oder englisch beinhaltet Gewalt. Gewalt gegen alles und jeden imaginären Charakter, der das Pech hat, in dem AB vorzukommen. Ja, dazu zählen auch Frauen und Kinder.
Dasselbe gilt für das gesamte Horror-Genre.

Was heißt hier "der das Pech hat?"

Ob bspw. Rape Is A Special Kind Of Evil oder Would Hurt A Child in einem Horrorplot vorkommen, entscheidet - hoffentlich bewusst - der Autor/die Autorin.

Ich kenne sehr wenige Beispiele (Martyrs, Strange Circus), wo das wirklich funktioniert und nicht einfach gewollt und edgy rüberkommt und damit die eigentliche Intention konterkariert.

Ansonsten ist das Genre groß genug und man muss nicht irgendwelche moralischen Abgründe auftun, um zum Ziel zu kommen:
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:19 von Ucalegon »

Offline Chiarina

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #30 am: 12.10.2016 | 15:54 »
@ Ucalegon:

Danke für die schöne Tabelle. Jetzt weiß ich endlich, wo ich zuhause bin!

Zitat von: Ucalegon
Ich kenne sehr wenige Beispiele (in erster Linie Martyrs), wo das wirklich funktioniert und nicht einfach gewollt und edgy rüberkommt und damit die eigentliche Intention konterkariert.

Wo WAS wirklich funktioniert? Interessiert mich, weil ich Martyrs gesehen habe...
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #31 am: 12.10.2016 | 15:56 »
Ansonsten ist das Genre groß genug und man muss nicht irgendwelche moralischen Abgründe auftun, um zum Ziel zu kommen:


Die Grafik ist ja nett, aber gib mir doch mal ein Beispiel für ein Horrorszenario,wo es ohne moralische Abgründe zugeht. Für mich wäre das dann Mistery, und ob das jetzt eine Subgruppe von Horror ist oder nicht, darüber kann man streiten.

ich würde sagen, es kommt immer drauf an, ob das ganze Sinn macht. Ein Char hat das "Pech" wenn sein Leid für die Geschichte notwendig ist.

Es ist sicher möglich, sich auf Gewalt gegen Männer zu beschränken, um den Zuschauer nicht zu sehr zu schocken, aber IMO ist das eher ein Trope vom Aktiongenre.
 
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:10 von ErikErikson »

Offline Wandler

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #32 am: 12.10.2016 | 15:56 »
Mich würde ja interessieren wie weit geht ihr wenn ihr das Gefühl habt weit zu gehen? Das oben beschriebene Szenarie ist meine persönliche Grenze und bis an die gehe ich dabei am Spiel.

Beschreibt ihr den sexuellen oder den Gewalt-Akt, insbesondere wenn Kinder beteiligt sind? Auch wenn so etwas bei mir absolut vorkommen kann und damit habe ich kein Problem. Ich würde es nicht im Detail beschreiben, im besonderen nicht ausschmücken und den Spielern bildhafter macht. Das wäre das für mich einfach zu heftig und ich kann nicht sagen wie ich darauf reagieren würde, wenn ein Spielleiter das tun würde. Im besten Fall würde ich es wohl ansprechen und als schlechten Ausrutscher abtun, aber wenn das zur Regel wird? Puh, das wäre echt schwer für mich.

Unterscheidet ihr zwischen "Es kommt vor" und "Wir beschreiben es"? Was war so das heftigste, das bei euch in den Jahren vorgekommen ist und hatte dies negative Auswirkungen auf die Spielrunde?
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:07 von Wandler »

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #33 am: 12.10.2016 | 16:06 »
Unterscheidet ihr zwischen "Es kommt vor" und "Wir beschreiben es"? Was war so das heftigste, das bei euch in den Jahren vorgekommen ist und hatte dies negative Auswirkungen auf die Spielrunde?

Das schlimmste an das ich mich erinnere, war als ich mal ein Kind gespielt habe und von ner Kettensäge zerfleischt wurde. Das wurde nur recht kurz beschrieben, und ich musste trotzdem schon schlucken. Das ist IMO genau die Reaktion, die ein Horrorabenteuer hervorrufen soll. 

Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #34 am: 12.10.2016 | 16:11 »
@ Ucalegon:

Danke für die schöne Tabelle. Jetzt weiß ich endlich, wo ich zuhause bin!

Wo WAS wirklich funktioniert? Interessiert mich, weil ich Martyrs gesehen habe...

OT:
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« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:15 von Ucalegon »

Offline Boba Fett

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #35 am: 12.10.2016 | 16:27 »
Die Grafik ist ja nett, aber gib mir doch mal ein Beispiel für ein Horrorszenario,wo es ohne moralische Abgründe zugeht.

Der gesamte Monster Baum.
Die obere Hälfte vom Paranormal Baum.
SciFi horror, Gothic Horror, Body Horror.

Also ungefähr 50% des angeteigten Feldes...
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Crimson King

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #36 am: 12.10.2016 | 16:36 »
Beim Body Horror würde ich nicht zustimmen. Aber das nur am Rande. Es ist offensichtlich, dass viele Horrorszenarien klare Gut-Böse-Schemata zeichnen, bei denen die Frage, wer auf welcher Seite steht, so klar beantwortet wird, dass sie sich eigentlich gar nicht stellt. Ist die böse Seite nicht menschlich, stellt sich oft nicht mal mehr die Frage, in welchen Situationen Notwehr oder Nothilfe angemessen ist.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #37 am: 12.10.2016 | 16:37 »
Der gesamte Monster Baum.
Die obere Hälfte vom Paranormal Baum.
SciFi horror, Gothic Horror, Body Horror.

Also ungefähr 50% des angeteigten Feldes...

Und wie genau fehlen da die moralischen Abgründe? Monster sind für gewöhnlich böse und wollen dich fressen usw. SciFi Horror usw. sind dann halt Gewalt und moralische Abgründe im Weltraum, und was an Body Horror jetzt zahm sein soll verschliest sich mir. Ich finde den besonders krass. 

Oder haben die Monster einen vertrag unterschrieben: Männer fressen ok, aber keine Frauen und Kinder?
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:38 von ErikErikson »

Offline Scimi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #38 am: 12.10.2016 | 19:54 »
Das Fehlen von Moral ist für mich das, was ein Monster ausmacht.

Dass z.B. das "Alien"-Alien (das für mich gut "Monster", "SciFi" *und* "Bodyhorror" abdeckt) Menschen verletzt und umbringt und zur Reproduktion missbraucht, ist natürlich schrecklich und lässt den Charakteren wenig Wahl, als sich mit allen Mitteln zu wehren.
Aber es fällt mir schwer, das Alien dabei als moralisch "böse" zu sehen oder auch nur irgendwie psychologisch zu interpretieren. Das Alien macht nicht den Eindruck als könnte es anders handeln oder auch nur Entscheidungen treffen.


Hat natürlich nebenbei die Eigenschaft, dass man sich einerseits nicht so mit dem Monster identifizieren muss wie mit einem menschlichen Horrortäter und dass Monster andererseits nicht so sehr dazu neigen, kulturell bedingte Gewalt und Diskriminierung, die für viele im normalen Alltag auftauchen können, auch noch zu verstärken.

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #39 am: 12.10.2016 | 20:04 »
Ok, wir hüpfen hier ja fleissig durch die Themen durch. Was ich sagen wollte war, das auch ein Monster, ob böse oder nicht, natürlich schreckliches anrichtet, egal gegen wen. Boba Fett hat ja gemeint, wenn es um Monster geht, gäbe es nur Gewalt gegen Männer. Dem wollte ich widersprechen. 

Das Monster ist natürlich wirklichkeitsfremder als ein menschlicher Täter. Das ist unbestritten. Moralisch betrachtet ist das klassische Monster allerdings hochproblematisch, da man hier einem intelligenten Wesen das Menschsein abspricht.

Und es ist sicher korrekt, das wir im Westen medial darauf getrimmt sind, das Gewalt gegen Männer ok ist (ist in anderen Ländern nicht unbedingt so). Damit trifft und gewalt gegen Frauen und Kinder natürlich stärker, zudem sind diese personengruppen natürlich für das Überleben der Gruppe essentiell und damit ist deren schutz eventuell genetisch im Menschen einprogrammiert.

Gerade das macht es aber natürlich auch für den Horror umso interessanter. Alien wirkt auch deshalb so gut, weil die Hauptperson eine Frau ist.

Cthulhu lebt sowieso davon, das die Protagonisten in gewisser Weise wehrlos sind. Und da die meisten Rollenspieler drauf programmiert sind, sich erstmal als männliche, erwachsene Mörderhobos zu sehen, ist es IMO ein durchaus dankbares Mittel, ihnen Kinder oder Frauen als SC zu geben, damit das erst gar nicht getriggert wird.

Es würde mich aber durchaus interessieren, wie man denn Cthulhu so ganz klassisch Lovecraftmäßig als Sausageparty und ganz subtilem Horror spielt. Die alten Lovecraftgeschichten sind ja sehr zahm, wenn mans mit heutigen Standards vergleicht. Spielt denn jemand tatsächlich so, oder ist das nur gerede und die Leute, die hier im Forum zimperlich sind, spielen eigentlich gar kein Cthulhu?
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 20:27 von ErikErikson »

Offline Scimi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #40 am: 12.10.2016 | 21:01 »
Das Alien fällt alles an, auch Frauen und Kinder (wenn vorhanden). Aber da ist für mich ein Unterschied zum Serienmörder, der *nur* Frauen als Opfer aussucht und damit im Prinzip Gegebenheiten des Alltags einfach nur extrem verstärkt. Und Lovecraft geht definitiv eher richtung Alien als richtung Slasher-Klassiker. Und egal, ob die Wesen technisch intelligent sind, sie sind in jedem Fall fiktiv, daher können sie morallos sein.

Und SOOO "milquetoast" sind die Lovecraftprotagonisten nicht unbedingt und die Geschichten nicht so subtil. Nur kommt der eigentliche Horror meistens durch die Erkenntnis "der Wahrheit", auch wenn das Monster vielleicht längt besiegt ist. Und das lässt sich schlecht an den Spueltisch bringen, die Spieler wissen ja, dass es 1) Übernatürliches in der Welt gibt und 2) dass die Welt fiktiv ist und für sie persönlich keine Auswirkungen hat. Regeltechnisch ist das ja gerade das, was Sanity etc. abbilden, aber das direkt auf die Spieler zu übertragen ist ohne massiven Drogeneinsatz eher nicht drin...

Offline Wandler

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #41 am: 12.10.2016 | 21:03 »
Zitat
aber das direkt auf die Spieler zu übertragen ist ohne massiven Drogeneinsatz eher nicht drin...
Da wir hier im Thread "Wie schrecklich böse darf ich sein" sind - wer von euch hat seine Spieler unter Drogen gesetzt für den ganz persönlichen Horror? :P
(Muss ja nicht immer das harte illegale Zeug sein, "Drink & Play" ist ja nicht so unüblich für viele)
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 21:42 von Wandler »

Just_Flo

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #42 am: 12.10.2016 | 21:13 »
Für mich haben die No-Goes wohl auch berufsbedingt etwas mit dem Mitspielern zu tun. Sind von diesen welche unter 18, dann sind die Nogoes für mich alles, was sexuelle Interaktionen mit oder durch deren Charaktere bzw. mit/ durch sie berührt. Gleichwohl habe ich bei komplett volljährigen Mitspielern bei der Thematisierung/ Ausspielung dieses Bereichs wenigstens gefühlt relativ niedrige Schmerzgrenzen. Ansonsten liegen meine Schmerzgrenzen da, wo ich die Schmerzgrenzen der anderen Spieler vermute.


Offline Chiarina

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #43 am: 12.10.2016 | 21:20 »
Zitat von: ErikErikson
Boba Fett hat ja gemeint, wenn es um Monster geht, gäbe es nur Gewalt gegen Männer.

Hm? Wo soll denn das gewesen sein? Er hat gesagt, am Spieltisch seien für ihn Gewalt gegen Frauen und Kinder ein NoGo. Meinstest du das?

Vorschlag zur Güte, ErikErikson: Ich will dir nicht zu nahe treten, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht verstehe, worauf du dich beziehst, oder wie du aus Aussagen anderer deine eigenen Schlüsse ziehst. Kannst du nicht einfach etwas öfter konkret ein Zitat einfügen? Ich glaube, mir fiele es dann leichter, dir zu folgen.

Und dann nochmal ´ne Frage an Boba: Hast du noch nie ein Abenteuer mit einer gefangenen Prinzessin gespielt? Gewalt gegen Frauen, oder? Neulich hat meine Gruppe im offenen Kampf die Söldnerführerin "Blutige Rhugea" umgebracht. Gewalt gegen Frauen, oder? Wo ist die Grenze? Ganz so einfach ist das in meinen Augen nicht.
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 21:22 von Chiarina »
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ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #44 am: 12.10.2016 | 21:37 »
Hm? Wo soll denn das gewesen sein? Er hat gesagt, am Spieltisch seien für ihn Gewalt gegen Frauen und Kinder ein NoGo. Meinstest du das?

Vorschlag zur Güte, ErikErikson: Ich will dir nicht zu nahe treten, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht verstehe, worauf du dich beziehst, oder wie du aus Aussagen anderer deine eigenen Schlüsse ziehst. Kannst du nicht einfach etwas öfter konkret ein Zitat einfügen? Ich glaube, mir fiele es dann leichter, dir zu folgen.
Ja, da bin ich aber auch nicht besser gestellt. Hier wird ständig das Thema gewechselt und meinen Beiträgen auch nur unzusammenhängend oder gleich gar nicht geantwortet, ich muss also teils die Sachen irgendwie schlussfolgern, um überhaupt noch eine koherente Diskussion in Ansätzen hinzubekommen. Das ist sicher ein Fehler gewesen.


Bei diesem Zitat hier war ich glaube ich noch in der "Gewalt" Diskussion drin:
Der gesamte Monster Baum.
Die obere Hälfte vom Paranormal Baum.
SciFi horror, Gothic Horror, Body Horror.

Also ungefähr 50% des angeteigten Feldes...

In diesem Fall hat irgendwer von Gewalt in richtung "moralische Abgründe" umgeschwenkt, und damit ist das Chaos dann komplett gewesen. Das ist IMO aber auch ein Problem von dem emotional aufgeladenen Thema insgesamt, wo die Leute nur zu gerne abschwenken, wenn ihnen sonst nix mehr einfällt.

Vielleicht können wir jetzt beim Thema bleiben. Meine Meinung sollte eigentlich klar sein, Ich meine, Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein typisches Thema von Cthulhu Abenteuern, und daher zu erwarten, wen nman ein solches Abenteuer spielt. Allein schon wenn ein Spieler einen weiblichen Char hat ist Gewalt gegen diesen kaum zu vermeiden.

Nun kam die Meinung auf das diese Gewalt ein Tabu ist und man die Spieler vorher fragen solle, ob das auch ok für sie sei. Ist es nicht ok, muss man ja irgendwas tun. Und daher nun meine Frage, ob jemand Erfahrung mit Cthulhu hat, das auf solche gewalt dauerhaft verzichtet. Das wäre ein durchaus interessantes Konzept, und IMO ein fruchtbarer Gesprächsstoff.
     
Oder breiter gefragt: Wie spielt man Horror ohne Tabubrüche der im Eingangsbeitrag genannten Art?

 

« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 21:50 von ErikErikson »

Offline Chiarina

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #45 am: 12.10.2016 | 21:54 »
OK, nichts für ungut... ich will beileibe nicht behaupten, dass alle anderen vorbildlich kommuniziert hätten, nur du nicht.

Zitat von: ErikErikson
[...]wo die Leute nur zu gerne abschwenken, wenn ihnen sonst nix mehr einfällt.

Ja. Das kommt vor und macht die Sache nicht einfacher. Kann ich bestätigen.
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Offline Greifenklause

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #46 am: 13.10.2016 | 08:36 »
Vielleicht können wir das Thema "Gewalt gegen Frauen" ersetzen durch "Gewalt gegen körperlich Unterlegene oder aus anderen Gründen effektiv Unterlegene" ersetzen?
Sexuelle Gewalt mag noch mal ein Sonderthema sein.
Aber das hier unterschwellig mal vorschimmernde "Gewalt gegen Frauen ist besonders schlimm" ist so Schnee von gestern.
Sie ist so oder so schlimm und immer dann besonders schlimm, wenn ich irgendeine Form von Unterlegenheit ausnutze bzw besonders ausnutze.

Sorry für das Moralin!
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Offline Scimi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #47 am: 13.10.2016 | 09:29 »
Vielleicht können wir das Thema "Gewalt gegen Frauen" ersetzen durch "Gewalt gegen körperlich Unterlegene oder aus anderen Gründen effektiv Unterlegene" ersetzen?

Das ist ja das, was besonders Monster-Horror leisten kann: Eine Bedrohung, die generell "Menschen" zu Opfern macht, anstatt Muster von Diskriminierung aufzugreifen, die es in Alltag und Medien schon zu Genüge gibt.

Offline Issi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #48 am: 13.10.2016 | 10:29 »
Im Reallife gibt es richtig  böse Menschen.(Massenmörder, Psychopathen usw.)
Die Frage ist doch, wie viel Perversion möchte ich davon im Rollenspiel haben ?
Ich finde, es gibt Realismus und Fantasy Realismus. Der Zweite malt die Geschehnisse für das Kopfkino erträglicher als es in Wirklichkeit wäre.- Schließlich wollen wir etwas erleben, aber nicht traumatisiert werden.
Dass wir die Situation für nicht so real halten, liegt mMn. erstens daran, dass es eine Fantasy Welt ist, was die Identifikation mit dem Reallife schon mal etwas entschärft und zweitens , dass man Gewalt nicht ganz so real (lebendig und bildhaft) beschreibt. Und drittens, dass der Spieler jederzeit gedanklich zurück ins Reallife kann, um sich z. B. einen Kaffe zu holen, oder Chips zu essen. Er ist der Situation niemals ausgeliefert.
Ganz ungefährlich ist sowas dennoch nicht, wenn man den Trigger oder das Trauma von Jemandem erwischt. Zudem bringt unser Medien und Fernsehverhalten mit sich, dass wir an Fiktive Gewalt ziemlich gewöhnt sind. Wir konsumieren meist noch ein Bißchen Massenmord vor dem Schlafengehen, und sind jede Menge Fiktive Abgründe gewöhnt.
Vielleicht nehmen wir das ein oder andere Drama mit in den Schlaf, was uns hilft ist der Gedanke, dass es ja nicht echt ist. Man wird immer mehr immun gegen fiktive grausame Szenen. Ganz nebenbei.
Im Rollenspiel handelt es sich auch um fiktive Gewalt. Märchen der Gebrüder Grimm sind jetzt auch nichts für Weicheier.- Da passieren, schlimme Dinge, die wir uns im Reallife nicht vorstellen wollen, aber aufgrund der Tatsache, dass es nicht echt ist, vertragen wir das.
Mir geht es trotzdem so, dass ich mit meinem Charakter nicht alle schlimmen Grausamkeiten erleben will, die es im Reallife vielleicht gibt.
Es gibt da bestimmte Grenzen von Dingen, die ich nicht brauche.

Wenn ich an ganz alte Gruselfime denke, die manchmal selten im Fernsehen zu sehen sind, dann kommen die eigentlich ziemlich gut ohne Blut Gehirn Massaker aus. Meistens finde ich die Filme sogar nur solange spannend bis das Monster dann auftaucht. Es ist diese Ungewissheit, die eigentlich richtig gruselig ist, nicht das Gesplatter. Nichts gegen from "Dust till Dawn", aber ab einer gewissen Menge
Blut und Fleischbrocken wird es irgendwann einfach geschmacklos und zuviel. Vermutlich ist es auch eine Grenze des eigenen Geschmacks, wie weit man geht. Eine Gradwanderung. Wann man bewusst eine bestimmte Grenze überschreitet und wann besser nicht.
« Letzte Änderung: 13.10.2016 | 10:46 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #49 am: 13.10.2016 | 10:39 »
+1, true words.

Seit der Geburt von Hippogriff-Schenke bin ich eh viel sensibler geworden.
Manches mag ich heute nicht mehr konsumieren, was für mich früher eine Selbstverständlichkeit war.
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Offline dunklerschatten

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #50 am: 13.10.2016 | 10:52 »
Wenn man mit Erwachsenen spielt, die ihre Wünsche und Grenzen offen und ehrlich kommunizierne können, dann definieren die abgesprochenen Rahmenbedingungen das Mögliche.

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Offline Der Läuterer

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #51 am: 29.03.2019 | 14:40 »
Thread Nekromant in eigener Sache.

Neulich habe ich meine Meinung zur Anfangsfrage dieses Threads geändert.

Ich frage nicht mehr - ich mache einfach.

Das soll nicht heissen, das es bislang bei uns wie bei den Teletubbies zuging. Aber das tut nichts zur Sache. Schliesslich dreht es sich bei Cthulhu um ein Horror Spiel.

Die Zeiten haben sich aber (leider) geändert. Es ist schlicht einfacher etwas zu tun und sich hinterher zu entschuldigen (obwohl das kaum noch jemand macht) als vorher um Erlaubnis zu fragen.

Die Chars kamen recht lädiert vom Schwarzwald Requiem zurück und einer musste operiert werden. Also wurde er 'verarztet'.

Und das, was dann passierte, passte meinem Spieler nicht. Ob es wirklich geschah oder ob es nur ein Albtraum war, darüber liess ich den Spieler im Unklaren, aber er hat ziemlich um seinen Char gezittert.

Was soll ich sagen? Ich gehe auf das Immersion der Spieler ein.
« Letzte Änderung: 29.03.2019 | 15:02 von Der Läuterer »
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Offline KhornedBeef

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #52 am: 29.03.2019 | 15:12 »
Ich sehe das Problem nicht. Was ist dem Charakter denn nun passiert?

Klingt aber erstmal so, als könnte es statt an "zu evil" auch an "zuviel Eingriff in meine Selbstbestimmung" liegen
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Offline Der Läuterer

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #53 am: 29.03.2019 | 20:09 »
Dem war nicht so.

Es war eher so...

Ein Doktor mit weisser Haube und Mundschutz beugt sich über den Char:
"Wussten Sie, dass der franz. Chirurg Velpeau einmal sagte, dass, den Schmerz durch künstliche Methoden zu verhindern, eine Schimäre sei? ...das war im Jahre 1846."

Ein brennender Schmerz breitet sich beim Char aus, als würde die Haut mit Säure übergossen. 1W4 Schaden.

Doktor: "Sie wissen doch, was eine Schimäre ist, oder? Sagen sie bitte nicht griechisches Ungeheuer." Der Schmerz nimmt weiter zu.

Doktor: "Es bedeutet Hirngespinst oder Trugbild."
Der Spieler schwitzt.

Doktor: "Spüren Sie das hier noch?" Erneut 1W4 Schaden.

Der Spieler stöhnt, als er die LP auf dem Charakterblatt abstreicht.

Doktor: "Das bedeutet dann wohl ja."

Doktor: "Sehen Sie. Jetzt haben Sie bei uns schon etwas gelernt. Und wenn Sie später einmal jemand fragt, dann wissen Sie, was eine Schimäre ist."

Doktor: "Wir sehen uns dann morgen wieder. Darf ich Sie beim Vornamen nennen? Vornamen sind doch um so vieles persönlicher, finden Sie nicht? Schlafen Sie gut, und träumen sie was schönes."

Der Spieler atmet ganz tief durch und schaut mich dabei an, als würde er mich sehr gerne erwürgen.

Das Ganze habe ich vor Jahren schon einmal ähnlich gemacht.
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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #54 am: 29.03.2019 | 20:16 »
Ist die Frage: Wie ist er in die Situation gekommen und hatte er eine realistische Chance das zu verhindern? Wenn ja und er hats einfach nur verkackt, seh ich da kein Problem.

Offline Issi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #55 am: 29.03.2019 | 20:35 »
"Wie schrecklich böse darf ich sein?"
Pauschal blöde Antwort: Ich würde ja sagen, so böse es deine Spieler ertragen können.

Ich finde FSK manchmal gar nicht schlecht.
Was wollt ihr Leute: FSK 6 ?(Bei  :ctlu: vermutlich unrealistisch) FSK 12? (Naja, das wohl auch), Bleibt noch FSK 16? oder FSK 18? ~;D

(Das ist zwar nur ein sehr grober Anhaltspunkt. Aber irgendwie ist es auch einer.)

Edit.
Das komische an Horror ist halt, dass Spieler das extra  machen um negative Erlebnisse/ Gefühle zu haben (Angst, Verzweiflung, Drama etc.)
Wenn sie sich dann auch so fühlen, ist es schwerer zu sagen, ob man nun was falsch oder richtig gemacht hat.  :D
« Letzte Änderung: 29.03.2019 | 20:51 von Issi »

Offline Der Läuterer

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #56 am: 29.03.2019 | 21:28 »
Das komische an Horror ist halt, dass Spieler das extra  machen um negative Erlebnisse/ Gefühle zu haben (Angst, Verzweiflung, Drama etc.)
Wenn sie sich dann auch so fühlen, ist es schwerer zu sagen, ob man nun was falsch oder richtig gemacht hat.
Dein edit bringt es auf den Punkt, den ich so noch gar nicht betrachtet habe.
Vielleicht habe ich ja doch alles richtig gemacht.
Danke Dir, für den Gedanken Anstoss, Issi. Das bringt mich tatsächlich weiter.
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Offline CiNeMaNcEr

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #57 am: 30.03.2019 | 09:44 »
Das komische an Horror ist halt, dass Spieler das extra  machen um negative Erlebnisse/ Gefühle zu haben (Angst, Verzweiflung, Drama etc.)
Wenn sie sich dann auch so fühlen, ist es schwerer zu sagen, ob man nun was falsch oder richtig gemacht hat.  :D

Korrekt. Genauso sehe ich es auch. Der Spieler weiss durch das Genre, den Hintergrund und die Spielweise, auf was er sich einlässt. Was er nicht abschätzen kann ist die "Intensität", allerdings wäre es auch massiv langweilig für ihn, die Mitspieler als auch den SL wenn das möglich wäre.
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