Autor Thema: [Erzählt mir von] Corporation  (Gelesen 1295 mal)

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Deep_Impact

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[Erzählt mir von] Corporation
« am: 29.07.2016 | 07:30 »
Ich habe keine Lust einen einen seit fünf Jahren toten Tread aus der Versenkung zu holen, stand auch nicht viel drin.

Was könnt ihr mir über Corporation erzählen?

Was macht das Setting besonders? Und was bietet das Regelwerk? Ist als zeitgemäße Alternative zu einem CP2020 geeignet?


Offline YY

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Re: [Erzählt mir von] Corporation
« Antwort #1 am: 29.07.2016 | 17:41 »
Das Setting gibt sich gar keine Mühe, irgendwie konsistent oder sonderlich nachvollziehbar zu sein - das ist einfach nur die abgefahrene Ausrede dafür, dass man als Spieler tun kann, was man tut.
Bunt, laut und überdreht wäre meine Kurzbeschreibung für das Setting.
Vielleicht ein bisschen so, wie man es für einen 90er-Jahre-Ego-Shooter erwartet...  ;D

Das Setting an sich finde ich "nur" ok, die Präsentation ist aber sehr gut gelungen.



Das Regelwerk ist mMn die eigentliche Stärke von Corporation.
Die Regeln sind schnell, eingängig und ziemlich einheitlich aufgebaut.
Die Grundlagen hat man schnell drin und die meisten Sonderregeln ergeben sich aus Trainings (so heißen die Feats/Edges/usw. in Corporation).

Herausforderungsgrade und Wahrscheinlichkeiten sind immer gut abschätzbar und man bewegt sich in einem breiten, aber überschaubaren Rahmen, was die Kompetenzen angeht.


Das Regelwerk ist sehr leicht mit gut absehbaren Folgen zu modifizieren.
True story: Ich war mal zu faul, einen Settingregelsatz für eine Treffenrunde mit Savage Worlds zu erstellen und habe kurzerhand Corporation genommen.
Ging im Rückblick fast schon erschreckend gut.

Es ist zwar nicht explizit als Baukasten gedacht, aber wenn ich irgendwas von Grund auf neu erstelle, ist Corporation meistens in der engeren Auswahl an Kandidaten.


Brauchbare Alternative für CP2020?
Kommt wohl drauf an, wie du CP2020 gespielt hast und heute spielen willst.
Corporation ist überdrehte Far Future mit Trenchcoat und verspiegelten Sonnenbrillen, kein klassischer Cyberpunk.

Das Regelwerk bietet dir jedenfalls alles, was du brauchst, nur das Setting musst du wahrscheinlich für "echten" Cyberpunk umbauen.

Unmodifiziert ist es kein vollwertiger Ersatz für CP2020 - eher Shadowrun auf Speed aus Konzernerperspektive.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Online Quaint

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Re: [Erzählt mir von] Corporation
« Antwort #2 am: 29.07.2016 | 18:22 »
Koks und Nutten von den Spesen absetzen? Check!
In einer Hand die Panzerabwehr-Railgun, in der anderen die Gatlingkanone? Check!
Auf der Ladefläche eines fahrenden Pickups Hirnchirurgie mit einem Löffel durchführen? Check!

Man kann es nicht anders sagen: Corporation ist einfach krank, aber auch einfach geil.

Spielt sich aber ganz anders als Cyberpunk 2020, ist für dreckigen street-level Cyberpunk nicht gut zu gebrauchen. Ich hab das Regelsystem (die Brutal Game Engine) auch mal gemodded für Fantasy, auch das hat ziemlich gefetzt.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
,___,
[o.o]
/)__)
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Pyromancer

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Re: [Erzählt mir von] Corporation
« Antwort #3 am: 30.07.2016 | 11:03 »
Corporation ist "Shadowrun in gut", das System spielt sich sehr flüssig, es gibt den Cyberware-Einkaufskatalog und nette, abgedrehte Waffen, Miniaturen braucht man gar nicht, und das Setting bietet viele Optionen. Es schadet zwar nicht, wenn man Bladerunner kennt, aber Corporation ist, um einen anderen User zu zitieren, "Syndicate[1] auf Speed", mit den Waffen aus Unreal Tournament. Auf jeden Fall jede Menge Spaß und bei Bedarf auch Tiefgang.

Persönlich interpretiere ich das Setting eine Spur realistischer, als es in den Quellenbüchern rüberkommt, aber es gibt ein schönes, konfliktgeladenes Grundspannungsfeld zwischen verfeindeten Großkonzernen, der von allen gehasste faschistischen Weltregierung, außerirdischen K.I.s als Marionettenspielern im Hintergrund, und dazwischen Chaos-Kleinfraktionen wie Der Eine Glaube, der Kult der Maschine, die Kinder Minervas usw. Damit kann man als Spielleiter schon hervorragend arbeiten.

Kleiner Minuspunkt ist die eher schlechte Strukturierung des Grundregelwerks. Zeug steht eigentlich nie da, wo ich es erwarten würde. Zum Glück gibt es einen sehr guten Index!

--
[1] Das alte Computerspiel von Bullfrog.

Deep_Impact

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Re: [Erzählt mir von] Corporation
« Antwort #4 am: 30.07.2016 | 11:08 »
Syndicate kenne ich noch :)
Das klingt nach entspannten Konzern-Runs ohne zwei Stunden Planungslauf.

Pyromancer

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Re: [Erzählt mir von] Corporation
« Antwort #5 am: 30.07.2016 | 11:22 »
Das Highlight von Corporation ist für mich das Lizenz-System.
Die Charaktere sind ja quasi-scheinselbstständige Gesetzeshüter in Konzern-Auftrag, und haben diverse Befugnisse. Standardmäßig ist das die "Law Enforcement Licence", damit können sich die Agenten an Tatorten herumtreiben und kriegen auch Akteneinsicht, und die "Small Firearms Licence" - der Waffenschein. Darüber hinaus hat man aber schon zu Beginn ein paar andere Lizenzen, und kann im Laufe des Spiels auch weitere erwerben, mit denen die Agenten legal Dinge tun können, wo in anderen Systemen/Welten schon kriminelle Energie nötig ist: Privat- und Geschäftsräume durchsuchen, Verkehr umleiten, Dinge beschlagnahmen, Leute 24 Stunden ohne Gründe festhalten, Zugriff auf Melderegister und Überwachungs-Satelliten, ..., bis hoch zur Lizenz zum Töten! Damit haben die Spieler/Charaktere ganz andere Handlungsspielräume als anderswo.

Offline KyoshiroKami

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Re: [Erzählt mir von] Corporation
« Antwort #6 am: 30.07.2016 | 11:23 »
Kleiner Minuspunkt ist die eher schlechte Strukturierung des Grundregelwerks. Zeug steht eigentlich nie da, wo ich es erwarten würde. Zum Glück gibt es einen sehr guten Index!

Das ist auch mein einziger Kritikpunkt an Corporation. Es wird mit Ausstattung/Modifikationen eines Agenten angefangen (an sich ist aber alles andere weiter hinten im Ausrüstungsteil) und dann wird ständig gesprungen.
Ansonsten ist das System schnell gelernt und ist ziemlich cool. Vor allem im späteren Verlauf ist man eben eine Armee mit coolen Möglichkeiten.