Autor Thema: Was war in den goldenen Zeiten der Grund für den Rollenspielerboom?  (Gelesen 33150 mal)

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Offline Archoangel

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Warum blickt eigentlich keiner hier auf die goldenen 80er zurück und fragt sich, wie RPG damals zu einem relativ hohen Verbreitungsgrad gekommen ist? Immerhin kann man getrost davon ausgehen, dass sich die Zahl aktiver Spieler in den letzten 25 Jahren auf ein Zehntel reduziert hat. Der Grund warum mir heute so viele Menschen fortgeschrittenen Alters begegnen, die was mit RPG anfangen können, es schonmal gespielt haben, oder jemanden kennen, der es gespielt hat, liegt doch daran, dass RPG ein goldenes Jahrzehnt von `86 bis `95 erlebte; auch die gesellschaftliche Akzeptanz ist dadurch nachhaltig beeinflusst worden. Wir können ewig rätseln, ob es Magic, bessere Computerspiele oder wasweisich war, dass das Ende dieser goldenen Zeit bewirkte und auch heute dafür verantwortlich ist, dass junge Menschen kein RPG mehr spielen wollen (und nur um junge geht es, die Reaktivierung alter ex-Spieler wird nicht die Lösung sein [und ist auch völlig illusorisch]) und doch zu keinem verwertbaren Ergebnis kommen.

Wir kommen von hier.
« Letzte Änderung: 12.11.2013 | 11:51 von Archoangel »
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Offline Xemides

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Ich glaube, die 80er waren eine sehr gute Zeit für Science-Fiction und Fantasy:

- Es war der frische Star Wars Boom
- Es war die goldene Zeit für z.B. Perry Rhodan
- Daneben gab es noch einige andere Serien: Mythor, Macabros, Larry Brent, etc.
- Aufkommende PC-Spiele
- Man hatte noch mehr Lust sich miteinander zu beschäftigen stattt am PC und der Konsole zu sitzen, sich persönlich zu treffen.
- Es gab Verknüpfungen der Szene: Werbung für FOLLOW in Romanen zum Beispiel
- Im Fernsehen liefen auch einige phantastische Jugendserien (Cpt. Future, Saber Rider, Lone Ranger, Brave Heart)
- Es war auch der Star Wars Boom
- weitere SF-Filme wie Terminator, ET, Unheimliche Begegnung der Dritten Art)
- Die Abenteuerspielebücher in deutscher Übersetzung (ich einnere mich an den einsachem Wolt, die Fighting Fantasy     Bücher,DnD Bücher und weitere).

Das sind so die Haupteinflüsse, die mir einfallen.

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Offline Slayn

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Für mich waren die 80er Fun, weil sich noch nicht durchs "Deutsche Rollenspiel" versaut waren. Ich habe D&D durch die Kinder von amerikanischen Besatzern kennen und lieben gelernt, und das ist nun mal ne ganz andere Hausnummer gewesen, als das, was man "hierzulande" spielt.
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Offline Crimson King

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1. einsteigerfreundliche Spiele (DSA 1, Red Box)

2. Präsenz in den Spielwarenläden

3. weniger Konkurrenz in artverwandten Segmenten (Brettspiele, Computerspiele)


Möglicherweise, aber das würde ich nicht unterschreiben, war die No Future-Generation für ein eskapistisches Hobby auch offener.
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J.W. von Goethe

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Die generieren bei der Jugend schlicht mer Interesse, damit haben nicht nur Rollenspieler zu kämpfen, sondern auch die Handball E-Jugend, die Jugendfeuerwehr und die Pfadifinder.
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Offline Zed

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Was Greifenklaue sagt; es gab nichts besseres.

Die "Herr der Ringe"-Leser hatten außer der Möglichkeit, noch mehr Fantasy zu lesen, kein Forum, etwas mit ihrem Interesse anzufangen. Da war das Tischrollenspiel (und dann auch LARPen) das einzige und auch noch eine tolle Möglichkeit, tiefer und aktiver in die Welten einzusteigen.

Der Spaß, sich mit den Welten zu beschäftigen, und die Lust, sich darüber auszutauschen, wird heute von digitalen Angeboten abgezogen. Das ist nicht schlimm, sondern das ist halt so. Dass der Rollenspielboom noch die geburtenstarken Jahrgänge erwischte trug dazu bei, eine damals große, tragfähige Szene zu etablieren. Die digitalen Möglichkeiten wie dieses Forum hier hilft nun der geschrumpften Szene, gut zu bestehen.

Ein Revival der goldenen Zeiten wird nicht kommen, solange es die digitalen Angebote gibt, denke ich. Wenn es weiterhin genug kreativen Output und Anregungen gibt, stört mich der Rückgang so sehr ... wie das Wetter.

Offline Slayn

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Und keiner von euch hatten einen C64 oder ein Sega Mega Drive? hatte ich beides, plus mehrere Hundert Raubkopierte Spiele dafür, trotz Bards Tale bin ich lieber zum Spielen mit Freunden gegangen.
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Online Arldwulf

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In erster Linie natürlich das gleiche was noch heute viele Leute zu Rollenspielen treibt:

Es macht Spaß. Die ganzen alten Sachen haben damals Spaß gemacht, und sich auf diese Spielweise einzulassen kann auch heute noch Spaß machen.

Ganz generell würde ich aber auch nicht sagen dass es heute überhaupt so viel weniger Spieler sind. Gerade bezüglich weiblicher Spieler hat sich der Anteil ja sehr stark erhöht, und auch von einem reinem "Nerdspiel" ist man weit weggegangen.

Die meisten Rollenspieler haben nur inzwischen einfach schon Rollenspiele. Das drückt den Markt, reduziert ihn auf Neuanschaffungen und Neueinsteiger während damals einfach jeder ein Neueinsteiger war.

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Und keiner von euch hatten einen C64 oder ein Sega Mega Drive? hatte ich beides, plus mehrere Hundert Raubkopierte Spiele dafür, trotz Bards Tale bin ich lieber zum Spielen mit Freunden gegangen.
Bards Tale zu zweit oder zu dritt am C64 ist auch verdammt schwierig. Heutzutage gehst Du einfach mal ne Runde farmen in WoW (oder Minecraft oder Call of Duty...) und laberst über Skype oder TS mit den Kumpels, die alle auch farmen. Oder Leveln. Oder Raiden. Irgendeiner wird schon on sein.
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Offline Zed

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Und keiner von euch hatten einen C64 oder ein Sega Mega Drive? hatte ich beides, plus mehrere Hundert Raubkopierte Spiele dafür, trotz Bards Tale bin ich lieber zum Spielen mit Freunden gegangen.

Stimmt, so ging es mir auch. Ich empfand damals aber die Computerspiele - wohl auch wegen ihrer fehlenden Interaktivität mit anderen Spielern - nicht als Ersatz für echtes Tischrollenspiel. Auch ich habe lieber mit Freunden AD&D gespielt als "Pool of Radiance".

Wenn ich dagegen an den sozialen Sog von MMOGs oder an die Grafik von Skyrim denke, dann verstehe ich, wie die digitalen Angebote den analogen das Wasser haben abgraben können.

Offline Gorilla

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Die generieren bei der Jugend schlicht mer Interesse, damit haben nicht nur Rollenspieler zu kämpfen, sondern auch die Handball E-Jugend, die Jugendfeuerwehr und die Pfadifinder.

Das dürfte wohl der Hauptgrund sein. Zwar gab es auch damals schon andere Mittel, seine(unsere) Ziet tot zu schlagen, aber die multimediale Spieleindustrie (inkl. Browser- und Handy-Spielen) mit ihrer sehr geringen Zugangsschwelle und dem möglichen Gruppengefühl (Koop, MMOs, Foren, Gilden) macht dem RSP das Leben wohl tatsächlich ziemlich schwer.

Offline Crimson King

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Und keiner von euch hatten einen C64 oder ein Sega Mega Drive? hatte ich beides, plus mehrere Hundert Raubkopierte Spiele dafür, trotz Bards Tale bin ich lieber zum Spielen mit Freunden gegangen.

Wie viele Multiplayer-Rollenspiele oder taugliche Story-Rollenspiele gab es da? Bis auf die Ultima-Serie waren das alles Crawls mit simpelster Grafik. Ich mochte die Spiele, Bard's Tale hat mich zum Rollenspieler gemacht, aber der Immersions- und Identifikationsfaktor war dann doch eher gering im Vergleich zu den Virtual Reality-Rollenspielen oder den Multiplayer-Spielen, die es inzwischen gibt.
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Die Konkurrenz mag tatsächlich ein Grund sein. Ich vermute mal, dass früher auch die Karten- und Brettspielindustrie und möglicherweise auch die Sportwarenhersteller mehr Umsätze gemacht haben als heute.

Während man "damals" das neue Produkt Rollenspiel aktiv nach außen bewarb und neue Kundenkreise zu erschließen versuchte (man hatte ja noch garkeinen aktiven Kundenkreis: DSA bei Schmidtspiele und in jedem Spielwarenladen zu bekommen), ist man sichs heute zufrieden, den aktiven Kundenkreis mit immer ausgefeilteren Versionen des bereits Bekannten zu versorgen - einerseits, weil man nun einen Kundenkreis hat, mit dem man kalkulieren kann, andererseits vielleicht auch, weil man sich nicht der Konkurrenz der übermächtigen Videospielindustrie stellen möchte.

Versuche, Neulinge zu werben, gehen vor allem von den Spielern aus, wenig von den Machern der kommerziellen Produkte.
Kickstarter und ähnliches funktioniert ja nach dem Prinzip, schon vor dem Start des Projekts bereits eine Basis zu haben (die sich vornehmlich aus den bereits aktiven Rollenspielern rekrutiert). Werbung außerhalb der mehr oder weniger geschlossenen Rollenspielszene wird fast gar nicht mehr gemacht.

Da gibt es nur die "Basisarbeit" der oft all zu nerdigen Fangemeinde, die sich zu einem nicht geringen Anteil auch daran labt, eine Szene zu sein, Publikum für ein Nischenprodukt. Da mangelt es zum einen an breiter Motivation, als auch an Professionalität, Manpower und Geldmitteln. Kurz: jede für die Werbung neuer Spieler notwendigen Ressource ist Mangelware.

Damit soll nicht das hohe Engagement einzelner Rollenspieler und Vereine in Abrede gestellt werden, aber die Breite unternehmerische Basis fehlt nach meinem Dafürhalten.

Und an dieser Stelle ist die Frage, ob wir das überhaupt bedauern sollten oder das nicht eher als ein Gesundschrumpfen zu verstehen ist. Letzteres ist von mir übrigens wirklich als offene Frage zu verstehen: Ich habe im Augenblick diesbezüglich keine klare Position.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline Hector

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Was man auch nicht vergessen darf ist, dass die Rollenspielgemeinde damals auf einige wenige Systeme gebündelt war. DSA, D&D, Midgard, Rolemaster, Runequest (und dessen Ableger wie Cthulhu und Stormbringer). Dadurch war es damals leichter, Mitspieler für sein System zu finden als heute, wo sich die Rollenspiele auf gefühlte 1.000 Systeme verteilen. Und viele haben Vorbehalte gegen das, was die anderen spielen.
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Offline Crimson King

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Die meisten Systeme werden heute aber auch nur von einer Handvoll Spieler gespielt. DnD, Pathfinder, DSA und Shadowrun dominieren den Markt. Die dürften gemeinsam auch 90% aller Runden ausmachen. Da kann das Tanelorn leicht die Wahrnehmung verzerren.
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J.W. von Goethe

Chiungalla

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Immerhin kann man getrost davon ausgehen, dass sich die Zahl aktiver Spieler in den letzten 25 Jahren auf ein Zehntel reduziert hat.

Kann man?

Der Grund warum mir heute so viele Menschen fortgeschrittenen Alters begegnen, die was mit RPG anfangen können, es schonmal gespielt haben, oder jemanden kennen, der es gespielt hat..

Es ist doch nur natürlich, dass ältere Leute eine größere Chance haben schon mal in ihrem langen Leben mit Rollenspielen in Kontakt gekommen zu sein, als junge Menschen. Weil er einfach eine viel längere Zeit dazu Gelegenheit hatte.

Und es ist doch nur natürlich, dass Menschen mit Hobbies aufhören, wenn die Zeit knapper wird. Beruf, Familie, u.s.w. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ältere Menschen das Hobby eher nicht mehr ausüben.

Alle Leute die ich kenne, kennen jemanden der schon mal Rollenspiele gespielt hat: Nämlich wenigstens mich.

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Ich glaube wir versteifen uns viel zu sehr auf die heutige Situation im Vergleich zu den 80-er. Viel interessanter fände ich mal drüber nachzudenken, wieso es überhaupt zu einem Rollenspielboom gekommen ist. Wieso haben so viele Leute in den 80-er plötzlich angefangen rollenzuspielen?
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Archoangel

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[Antwort auf Gorillas Post]

Ist das wirklich so? Irgendwie mache ich da ganz andere Erfahrungen ... ist wohl beruflich bedingt.

Ich denke, dass junge Menschen heutzutage viel mehr Aufmerksamkeit brauchen, also vor allem jemanden, der sie an gewisse Dinge heranführt. Wenn nicht werden sie sich eben anderen Dingen zuwenden, ohne diese wirklich zu begreifen, wie sonst liese sich erklären, dass meine Schüler ohne Fratzenbook, Google, Wikipedia, Spieleaffe(&Co.) das Internet weder kennen noch interessant finden? Das sie - obwohl mit PC, internetfähiger Konsole und Smartphone/Tablet ausgerüstet noch nicht einmal eine email schreiben können (geschweige denn wissen, was das ist). usw

Als ich am Anfang in unserer Schule zum ersten Mal in den Spieleraum ging (damals ein ziemlich trostloser Ort) und mich mit den Kindern hingesetzt habe, um mit ihnen zu spielen war die Begeisterung sehr groß. Nachdem wir den Raum neu gestalteten und auch dank ebay einige weitere Spiele einbrachten, ein paar Kollegen sich auch die Mühe gemacht haben mit Kindern zu spielen usw war der Raum richtig hipp (und ist es bis heute - die Großen zeigen den Kleinen mittlerweile die Spiele, ab und an muss ein Kollege noch helfen/erklären ... aber es ist ein Selbstläufer geworden).

Gleiches mit Minecraft ... mittlerweile bemühe ich mich um die Schullizenz.

Gleiches mit der Rollenspiel-AG in der Projektwoche.

Mag sein, dass es früher einfacher war, geekige Hobbys im Kreise der Freunde selbst zu lernen. Mag sein, dass es heute mehr interessante Alternativen gibt. Aber ich denke, dass dem Hobby einfach der Einstieg schwer gemacht wird. Es gibt einfach kein vernünftiges Einsteigerprodukt, dass es auch einem nicht geekigen Erwachsenen ermöglichen würde mal mit seinen Kiddies eine Runde zu spielen bis sie es alleine können, dass es absoluten Neulingen ermöglicht das Spiel interessant selbst zu lernen, dass es geekigen Erwachsenen erlaubt das Hobby schnell und unkompliziert weiterzugeben.

Mit fehlt ein solches Produkt, dass vor allem
-preiswert
-einfach
-gut unterstützt

sein sollte.

Dungeonslayers? Zu wenig Produkte.
Arborea? Zu wenig Produkte.
Pathfinder Beginners? Zu wenig Produkte. Zu teuer.
DSA? Gibts nichts.
Shadowrun? sag du es mir.
Cthulhu? sag du es mir/nix für Kiddies.
Midgard5? Immer noch nix für Einsteiger/zu teuer.

Wo ist DSA1/BECMI? Da können Verlage und Szene jammern so viel sie wollen - solange nichts brauchbares (wie in den 80ern) zum Ziehen da ist wird sich langfristig nichts ändern. Zumindest nicht zum "Besseren".

Edit: siehe oben
« Letzte Änderung: 12.11.2013 | 12:29 von Archoangel »
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Offline Grubentroll

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Da kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen...

Die Angebote an aktiv "eskapistischen" Aktivitäten sind heute so unendlich viel größer als wie in den 80ern.

Damals gabs halt nur Rollenspielen, wenn man "aktiv Abenteuer erleben" wollte in einer Fantasiewelt.


(kleiner Add: und ganz ehrlich, sowas wie "WOW" verhält sich im Vergleich zu einer Tischrollenspielrunde D&D wie Crack-Kokain-rauchen im Vergleich zu Pullmoll-Lutschtabletten. "Bards Tale"-Spielen war da vielleicht Em-Eukal, also bissi mehr Zucker.)
« Letzte Änderung: 12.11.2013 | 12:31 von Grubentroll »

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Hast Du Dir mal Maus&Mystik und das Pathfinder Adventure Cardgame angeschaut?
Klar. Beides sind keine Rollenspiele. Allerdings finde ich die Rollenspielansätze doch schonmal interessant.
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Ich zumindest tatsächlich nicht. Mein erster PC war ein Schneider 6128 nach der Konfimation. Danach wieder lange nichts, und dann in den 90ern ein erster richtiger PC.
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Offline Archoangel

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Hast Du Dir mal Maus&Mystik und das Pathfinder Adventure Cardgame angeschaut?
Klar. Beides sind keine Rollenspiele. Allerdings finde ich die Rollenspielansätze doch schonmal interessant.

Ja schon, aber: Produktausstoß! Weder heute noch gestern ziehst du Leute mit einem tollen Produkt und danach: "jetzt werd`mal bitte selber kreativ - es gibt nichts mehr". DSA1 kam mit einer Box und fünf Abenteuern auf den Markt und als das Jahr rum war, waren es schon zwei Boxen, sieben Abenteuer +Zusatzmaterial. 1985 kamen dann nochmal rund 20 neue Sachen hinzu usw. Bei BECMI war es ähnlich (wenn auch kürzer, aber am Schluss gab es dennoch 5 Boxen, über 20 Abenteuer, 8 Zeitschriften und mehr). DAS war für DSA sicher auch der Durchbruch, nicht "nur" die drei Spots im vorweihnachtlichen ZDF. Und auf deutsch sollten die Teile auch sein, denn die Englischkenntnis deutscher Teenager ist in den letzten 25 Jahren alles andere als besser geworden.
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Offline Xemides

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Archoangels beobachtung möchte ich zustimmen. Wenn man seine Produkte schon nicht in den Spielwarenbereichbringen kann, muss man sie wenigstens vernünftig betreuen.

Und daran mangelt es leider bei allen Systemen.
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Offline Slayn

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Archoangels beobachtung möchte ich zustimmen. Wenn man seine Produkte schon nicht in den Spielwarenbereichbringen kann, muss man sie wenigstens vernünftig betreuen.

Und daran mangelt es leider bei allen Systemen.

Aber sowas von. Hätten wir am Anfang keine Kauf-ABs gehabt, wär bei uns das Spiel oft eingegangen.
Wenn ich mir heute die Shadowrun Missions ansehe, staune ich immer wieder, genau das hätten wir damals gebraucht. Gibt es bei uns, übersetzt, aber nicht. Tja.
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@Archoangel:
Den Produktausstoss wirst Du (leider) heutzutage mit reinem P&P-Rollenspiel nicht mehr angestossen bekommen, ausser Du findest jemanden, der reich geerbt hat und sonst nicht weiss, was er mit dem Geld machen soll. Sowas bekommst Du nur noch mit einem neuen Ansatz hin (Das Lord of the Rings-Kartenspiel ist mittlerweile nach 2 Jahren bei der 30. Erweiterung).
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