Autor Thema: Übersetzungen von Rollenspielen aus dem Ausland vs. Eigenentwicklungen  (Gelesen 26682 mal)

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Offline Isegrim

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Was mich halt wundert ist, dass so viele Leute Bock haben quasi nebenberuflich für einen Hungerlohn Rollenspiel-Bücher zu übersetzen. Da frage ich mich schon, warum das so ist, und sie nicht lieber ihre eigenen Texte pushen.
Würde das denn mehr einbringen?
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Offline Infernal Teddy

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Offline Settembrini

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Was mich halt wundert ist, dass so viele Leute Bock haben quasi nebenberuflich für einen Hungerlohn Rollenspiel-Bücher zu übersetzen. Da frage ich mich schon, warum das so ist, und sie nicht lieber ihre eigenen Texte pushen.

Weil sie nichts zu erzählen haben.

ABER: Fleißige Übersetzer sind ehrbahre Dienstgeister, no disrespect! Übersetzer sind ganz ganz selten kreative Autoren. Insofern nehmen die Übersetzer niemandem was weg, und sie tragen zur Szene bei, was sie ansonsten garnicht könnten.

Props an alle Hungerlohnübersetzer hier nochmal!
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Offline La Cipolla

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Sehr viele Übersetzer schreiben gar nicht selbst, oder wieder derselbe Punkt: Sie sind zu sehr Fans bestehender Settings, als dass eigener Kram da was gegen ausrichten könnte. ^^

Offline YY

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ABER gefühlt kommt auch im nicht englischsprachigen Raum mehr neues heraus als bei uns. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sagen wir zB. in Europa in anderen Ländern der Markt soviel größer ist, als bei uns.

Natürlich habe ich eine verzerrte Wahrnehmung, aber greif mal ein beliebiges Land heraus und zähle auf, was da in den letzten Jahren so raus kam.
Wenn es um "gefühlt" geht, kommt es mir eher so vor, als würden eben die Spiele aus jenen Ländern übersetzt, die es dort an den großen Importen vorbei irgendwie so halbwegs zu einem kleinen Markterfolg gebracht haben.
Es übersetzt aber natürlich keiner schwedisches D&D ins Deutsche mit dem Hinweis, dass das in Schweden mega-erfolgreich ist.
Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie die Marktanteile im EU-Ausland so aussehen, aber es schaffen doch eben auch "nur" die Perlen zu uns.
Langweiligen Mist haben die sicher auch, nur übersetzt den keiner.

Was sind denn in Schweden oder in Frankreich die großen Systeme?
Die Platzhirsche dort sind wohl (wie bei uns) entweder Importe oder vor Jahrzehnten in der rollenspielerischen Ursuppe entstandene lokale D&D-Klone bzw. als direktes Konkurrenzprodukt entstandene Spiele. 


Space Gothic (ich kenne nur die alte Version)
...
CONTRA: Mittlerweile gibt es moderneres und schöneres, z.B. Cold & Dark, Cthonian Stars oder Coriolis.

Die neuste Version kann sich durchaus sehen lassen.
Was die genauen Hintergründe für die Kurzlebigkeit der dritten Edition waren, weiß ich höchstens halb - aber SG 3rd. ist eines der Systeme, die ich aus verschiedenen Gründen nicht mehr hergeben werde.
Inwiefern so ein Urgestein der deutschen Rollenspiellandschaft in einer neuen Edition als neu oder innovativ bezeichnet werden kann, da kann man sich streiten.
Egal wie, es braucht(e) sich vor der direkten Konkurrenz nicht verstecken.

Der wirklich coole Kram kommt idR nicht aus Deutschland.

Was ist schon wirklich cooler Kram?
Es gibt große, erfolgreiche deutsche Systeme und es gibt viel mehr oder weniger wirren Indie-Kram, der für mich aus der Außenperspektive auch nicht schlechter ist als das, was da im Englischen so unterwegs ist.
Da kommt gefühlt gerade aus den USA anteilig recht wenig angesichts der Spielerzahlen - aber die stecken eben zum allergrößten Teil im kreativen Würgegriff von D&D, worauf man mMn mindestens mit der gleichen "Berechtigung" verbal eindreschen dürfte wie auf das deutsche Langweilertum.


Selbst wenn das anders wäre: Von zehntausend Indies, die keine Sau spielt, hat man auch nichts (und wenn ich hier im Forum nach den zehn besten Indie-Spielen frage, kenne ich von den meisten Antwortenden entweder die komplette Liste oder zumindest den Großteil. Da ist die Schlagzahl an richtig guten Spielen, die sich auch durchsetzen (wenn man in dem Kontext überhaupt von durchsetzen sprechen kann), bei Licht betrachtet auch sehr niedrig).

Es ging dem OP ja auch um Mainstreamkandidaten, und da ist Splittermond das Paradebeispiel. Und zwar eben nicht für deutsche Langweilerei und alles, was falsch läuft, sondern genau umgekehrt dafür, wie es funktionieren kann, sich mit einer Eigenentwicklung von 0 auf 100 am Markt zu etablieren.
Ich schreibe bewusst "von 0 auf 100" und nicht "aus dem Nichts", denn genau das ist da nicht passiert.

Als es noch nichts gab, hat es eben gereicht, irgendein System zu schreiben, in Sachen Marketing nicht alles falsch zu machen und ein bisschen Glück zu haben.
Wenn der Markt aber erst mal aufgeteilt ist, muss man schon sehr viel richtig machen, um da dauerhaft vorne mitmischen zu können. Das geht in direkter Konkurrenz zu den "Großen Alten" eben nicht als Einzelner im Selbstverlag - so was kann ein Achtungserfolg werden und sogar ein geschätztes Kultspiel. Aber bei solchen Systemen sagt man eben nach zehn Jahren: "Was macht eigentlich der Autor von...?"

Gut, es sind noch keine zehn Jahre, aber bei den Autoren von Splittermond kann man sich die Frage selbst beantworten, weil die z.B. mit einem Riesenhaufen Splittermond-Material an einem Messestand stehen. Da waren und sind in großer Zahl die richtigen Leute am richtigen Platz und machen mit Herzblut und Fachkenntnis ihr Ding. So funktioniert das dann auch.

Wer andersrum "nur" sein kleines hausgebrautes System so cool findet, dass er es gedruckt in die Welt hinausschicken will, dem muss klar sein, dass er bestimmte Größenordnungen besser erst gar nicht angeht. Oder sein Schätzchen ist es ihm wert, ggf. auch mal draufzulegen.

Was mich halt wundert ist, dass so viele Leute Bock haben quasi nebenberuflich für einen Hungerlohn Rollenspiel-Bücher zu übersetzen. Da frage ich mich schon, warum das so ist, und sie nicht lieber ihre eigenen Texte pushen.

Ein Faktor wurde schon genannt: Die Leute mögen das System und wollen es auf Deutsch sehen, um es einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Da schlägt man ja zwei Fliegen mit einer Klappe: Wenn man es nicht selbst macht, macht es vielleicht gar keiner und das Ding bleibt nur in der ursprünglichen Sprache erhältlich, oder es macht ein anderer schlecht, das ist dann auch nichts.
Also macht man es selbst ;)

Ist mMn so ein bisschen wie mit dem Gear Acquisition Syndrome: Man will sich unbedingt intensiver mit einem Thema beschäftigen und hat unterm Strich nur sehr wenige Optionen, wie diese Intensivierung aussehen kann. Mehr oder weniger ehrenamtliche Übersetzungen gehören genau in diese Ecke.

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Offline Der Nârr

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Nebenbei, in meinem unmittelbaren Rollenspielumfeld sind gleich vier Mitspieler, die eigene Rollenspiele entwickeln bzw. entwickelt haben. Die sind auch alle sehr unterschiedlich. So arbeitet Falcon z.B. mit Schildwacht an einem betont klassischen Rollenspiel mit Fertigkeiten und durchdachten Kampfregeln und Regeln für viele Situationen. Das ist auch so gut wie fertig (er schaut sich gerade nach einem Illustrator fürs Cover um). Ein anderer Mitspieler hat dagegen ein Rollenspiel entwickelt, das extrem regel-leicht ist und auf dem Einsatz von Tarot-Karten basiert. Und wieder ein anderer hat auch ein regelleichtes Rollenspiel, da ist es schon etwas her, dass ich mal mitgespielt habe, das ziemlich abgefahren war und sehr ungewohnte Mechaniken benutzte, die ich gar nicht mehr wiedergeben kann. Da war das Spielen selbst schon ein Abenteuer, weil es so anders war. Ich muss mal nachhaken, was das Spiel im Moment macht.

Ich glaube, das ist kein Einzelfall. Es gibt da draußen echt viele, die an Rollenspielen schreiben (und die meisten davon enden bestenfalls als Heartbreaker). Aber der Schritt vom geschriebenen Rollenspiel zum ordentlich publizierten Rollenspiel, das man im Laden kaufen kann, ist eben schon ein gewaltiger. Und für die Verlage lohnt es sich offenbar nicht, einfach jeden kleinen Kram zu drucken, der an sie herangetragen wird. Stattdessen gibt es jetzt etwas, was ich mal den "sekundären Markt" nenne, nämlich Möglichkeiten für Fans etwas zu veröffentlichen, aber auch nicht so richtig. Ulisses macht das mit dem Scriptorium zum Beispiel. So etwas bindet dann natürlich auch kreative Köpfe, andererseits können sie sich dann bewähren wie das früher etwa bei Abenteuerwettbewerben geschah. Das führt aber vielleicht zu mehr deutschen Abenteuern oder Settingbüchern, aber nicht unbedingt zu mehr neuen Rollenspielen.

Ihr wollt mehr deutsche Rollenspiele? Dann braucht ihr einen Verlag, der es schafft, gewinnbringend oder zumindest kostendeckend auch die vielen "kleinen" Rollenspiele zu veröffentlichen, die in den Spielrunden hier und dort entstehen.
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Offline tartex

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Da kommt gefühlt gerade aus den USA anteilig recht wenig angesichts der Spielerzahlen - aber die stecken eben zum allergrößten Teil im kreativen Würgegriff von D&D, worauf man mMn mindestens mit der gleichen "Berechtigung" verbal eindreschen dürfte wie auf das deutsche Langweilertum.

Tja, für D&D produzieren halt viele ihren eigenen Kram. Wenn man sich das Scriptorium Aventuris so anschaut, ist es da erstaunlich ruhig.

Abgesehen davon finde ich weder DSA noch Splittermond langweilig. Splittermond als Anti-DSA hätte ich natürlich viel abgefahrener angelegt, aber manche Rezensenten packen es ja in der jetzigen Form von schon kaum. Von dem her ist es wohl marktgerecht/marktrealistisch verwirklicht worden.

(Wenn man in Aventurien weiß, wo man schauen muss, findet man schon auch viel kuspriges.)
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Offline YY

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Aber der Schritt vom geschriebenen Rollenspiel zum ordentlich publizierten Rollenspiel, das man im Laden kaufen kann, ist eben schon ein gewaltiger.
...
Ihr wollt mehr deutsche Rollenspiele? Dann braucht ihr einen Verlag, der es schafft, gewinnbringend oder zumindest kostendeckend auch die vielen "kleinen" Rollenspiele zu veröffentlichen, die in den Spielrunden hier und dort entstehen.

Man könnte also sagen:
Vieles von dem "wirklich coolen Kram"™ bekommt man nie zu Gesicht.

Andererseits erspart einem das auch die Arbeit, aus dem ganzen Wust die Sachen mit echtem Mehrwert herauszufiltern - denn der coole Kram ist natürlich auch im "inoffiziellen" Sektor nur ein kleiner Anteil in dem Riesenberg an bestenfalls durchschnittlichem Zeug.
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Offline tartex

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Ihr wollt mehr deutsche Rollenspiele? Dann braucht ihr einen Verlag, der es schafft, gewinnbringend oder zumindest kostendeckend auch die vielen "kleinen" Rollenspiele zu veröffentlichen, die in den Spielrunden hier und dort entstehen.

Tatsächlich braucht man doch nur eine Account bei einer PoD-Site oder bei einem der großen PDF-Händlern, oder?

Und natürlich ein wenig Marketing - zumindest in der Form, dass man die großen Foren mehr oder weniger elegant spammt.

Stimmt natürlich, dass die Infrastruktur für PoD- und PDF-Shops in Deutschland eher mangelhaft ist. Wer nicht ohnehin den englischsprachigen Markt im Auge hat, weiß evtl. gar nicht, welche Möglichkeiten da existieren.
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Offline Der Nârr

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Ich gehe jetzt von Geschäften aus, nicht Internetveröffentlichungen. Dann bräuchtest du nicht mal PoD, sondern nur einen kostenlosen Blog, einen Google Drive o.ä. Mit Foren-Spam ist es auch nicht getan, z.B. musst du Rezi-Exemplare unters Volk bringen, Youtuber müssen über dich berichten etc. was halt sonst so alles auch getan wird.

Außerdem sind Autoren keine Layouter. Allein dafür lohnt es sich, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten.
« Letzte Änderung: 17.03.2017 | 16:47 von Der Narr »
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Offline tartex

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Ich kaufe nur noch PDFs. Die Geschäfte, die ich kenne, haben sowieso nicht das Zeug, was mich interessiert.
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Offline La Cipolla

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Zitat
Und für die Verlage lohnt es sich offenbar nicht, einfach jeden kleinen Kram zu drucken, der an sie herangetragen wird.

So viel wird da gar nicht herangetragen, meiner Erfahrung nach. Eher lächerlich wenig.

Wenn doch, sind es aber oft Heartbreaker in der einen oder anderen Form (darunter zähle ich jetzt auch mal "regelleichtes Universalrollenspiel!" und "Endzeit-Steampunk!"), die machen sicher 90+% der Rollenspiele aus, die zuhause im stillen Kämmerchen entwickelt werden. Und von den anderen 10% werden mindestens 8% nie in eine Form kommen, die wirklich veröffentlichungsfähig ist, weil die Leute entweder kein großes Interesse daran haben, das für andere spielbar zu gestalten (was natürlich voll okay ist), oder gar nicht erst die Geduld mitbringen, um sowas wirklich fertig zu machen.

Wenn man was wirkliches Interessantes hat, das in einem guten Zustand ist, und dazu die nötige Kritikfähigkeit mitbringt, findet sich da bestimmt irgendwo was, noch vor Selbstveröffentlichung und Co. Tatsächlich werden ja sogar so einige Sachen veröffentlicht, die ich persönlich nicht per se unter "besonders interessant" packen würde. (Ich denke gerade etwa an wie NoReturn oder Ultima Ratio, die definitiv auch ihre Fans haben.)
« Letzte Änderung: 17.03.2017 | 17:13 von La Cipolla »

Offline Eismann

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Es ist halt auch ein Sack voll Arbeit aus einer Sammlung von Regeln und Hintergrundgedöns ein richtiges Produkt mit Hand und Fuß zu machen. Da stellt man sich schon das eine oder andere Mal die Frage, ob sich das wirklich lohnt.

Offline Rorschachhamster

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Es ist halt auch ein Sack voll Arbeit aus einer Sammlung von Regeln und Hintergrundgedöns ein richtiges Produkt mit Hand und Fuß zu machen. Da stellt man sich schon das eine oder andere Mal die Frage, ob sich das wirklich lohnt.
Wenn sich die Frage stellt, laß es. Das sich die Frage stellt ist das Problem der deutschen Rollenspielprodukte...  >;D

Kurz OT: Ich habe eben Frage zwei mal hintereinander als fRage vertippt... Freudscher Vertipper?  ~;D
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Rhylthar

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@ YY:
Die Schweden haben uns immerhin Mutant Year: Zero gebracht und demnächst Trudvang Chronicles, was wohl es da schon länger gibt.
Und die US-Amerikaner sind ja nicht blöd; letztens den Kommentar eines Entwicklers gelesen, dass es momentan am sinnvollsten ist, auf den 5E-Zug aufzuspringen (und in dem Kontext weniger auf Pathfinder zu setzen). Die wollen schließlich auch ihre Brötchen verdienen.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Eismann

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Wenn sich die Frage stellt, laß es. Das sich die Frage stellt ist das Problem der deutschen Rollenspielprodukte...  >;D

Kurz OT: Ich habe eben Frage zwei mal hintereinander als fRage vertippt... Freudscher Vertipper?  ~;D

Die Frage hat erstmal nichts oder wenig mit dem eigentlichen Inhalt des Spiels zu tun, sondern eher mit der persönlichen und finanziellen Situation des jeweiligen Autors, und ob die Motivation überhaupt so weit reicht, ein möglicherweise für die heimische Runde ausreichendes und funktionierendes Spiel entsprechend aufzuziehen.

Offline Zarkov

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Was mich halt wundert ist, dass so viele Leute Bock haben quasi nebenberuflich für einen Hungerlohn Rollenspiel-Bücher zu übersetzen. Da frage ich mich schon, warum das so ist, und sie nicht lieber ihre eigenen Texte pushen.

Im Grunde hat YY weiter oben schon die Antwort gegeben: Man sieht was, findet es gut, und will, daß es das auch auf Deutsch gibt. Und weil man bei Rollenspielen da oft lange warten kann, kann man den Kram auch gleich selbst übersetzen.

Wie der Zufall will, bin ich gerade dabei, genau das zu machen, und kann die Frage nach dem Warum recht einfach beantworten. Ich bin nämlich vor einiger Weile auf ein kleines Spiel von Jason Morningstar gestoßen, The Skeletons, das ich einfach großartig finde. Alleine, daß dieses Spiel existiert, macht die Welt ein wenig besser. Finde ich jedenfalls.

Das Original gibt es nur als PDF mit einem Umfang von insgesamt 24 Seiten, glaube ich. Das wird wahrscheinlich niemals gedruckt. Erst recht nicht wird das jemals übersetzt werden. Das lohnt sich für keinen Verlag nicht. Ich will aber, das es gedruckt wird, und ich will auch, daß es nicht nur die englische, sondern auch die deutsche Rollenspielwelt ein wenig besser macht. Also habe ich mir die Übersetzungsrechte gesichert und meinen eigenen Verlag aufgemacht, aus lauter Dollerei. Ich will das als schönes, kleines Büchlein in der Welt sehen, und deshalb gebe ich dem Ding gerade den letzten Schliff.
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Offline ArneBab

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Ansonsten gab es durchaus auch gute, innovative Ideen aus Deutschland, seien es nun Western City, EWS, Nipa'jin oder auch die zahlreichen Einsteiger-Systeme, welche den GRT bereichern.
*riesig freu* ☺
(Hervorhebung von mir ☺)
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Dr. Clownerie

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Im Grunde hat YY weiter oben schon die Antwort gegeben: Man sieht was, findet es gut, und will, daß es das auch auf Deutsch gibt. Und weil man bei Rollenspielen da oft lange warten kann, kann man den Kram auch gleich selbst übersetzen.

Wie der Zufall will, bin ich gerade dabei, genau das zu machen, und kann die Frage nach dem Warum recht einfach beantworten. Ich bin nämlich vor einiger Weile auf ein kleines Spiel von Jason Morningstar gestoßen, The Skeletons, das ich einfach großartig finde. Alleine, daß dieses Spiel existiert, macht die Welt ein wenig besser. Finde ich jedenfalls.

Das Original gibt es nur als PDF mit einem Umfang von insgesamt 24 Seiten, glaube ich. Das wird wahrscheinlich niemals gedruckt. Erst recht nicht wird das jemals übersetzt werden. Das lohnt sich für keinen Verlag nicht. Ich will aber, das es gedruckt wird, und ich will auch, daß es nicht nur die englische, sondern auch die deutsche Rollenspielwelt ein wenig besser macht. Also habe ich mir die Übersetzungsrechte gesichert und meinen eigenen Verlag aufgemacht, aus lauter Dollerei. Ich will das als schönes, kleines Büchlein in der Welt sehen, und deshalb gebe ich dem Ding gerade den letzten Schliff.

Finde ich sehr gut! :)

Offline tartex

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Also habe ich mir die Übersetzungsrechte gesichert und meinen eigenen Verlag aufgemacht, aus lauter Dollerei. Ich will das als schönes, kleines Büchlein in der Welt sehen, und deshalb gebe ich dem Ding gerade den letzten Schliff.

Klingt super.  :) Mit dem Verlegen kann ich mich ja auch identifizeren.
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Wulfhelm

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Als jemand, der versucht, seinen Kram immer irgendwie überraschend oder zumindest "ungewöhnlich" zu machen, egal ob es jetzt um Texte für Splittermond oder eigene Settings geht, die drei Viertel der Rollenspieler nicht mit der Kneifzange anfassen würden: Ich sehe nicht, wie all das auch nur ansatzweise problematisch genug sein könnte, um da aggressiv abwertend oder gar persönlich zu werden. Wenn viele Deutsche so sehr auf das stehen, was man in anderen Ländern macht, wo ist das Problem?
Naja, es ist halt ein bißchen schade. Was für mich eben auch auffällig ist: Viele der hier erwähnten löblichen Beispiele kommen zwar aus Deutschland, beziehen ihre Thematik aber wiederum aus der englischsprachigen Rollenspielwelt.
Themen könnten aus der eigenen Tradition der Phantastik kommen. Die gibt es in Deutschland, aber was da an Rollenspielen auf die Beine gestellt wurde, ist eher so mittelprächtig (Perry Rhodan, John Sinclair etc.) und sagen wir's ehrlich: Das Quellenmaterial hält auch keinem Vergleich mit der englischsprachigen Phantastik stand.
Oder sie können aus der Schnittstelle zwischen eigener Geschichte und Sagen entspringen. Da ist aber leider tote Hose. Es gibt Pendragon - es gibt kein Nibelungen-Rollenspiel. Es gibt Robin Hood-Supplements - es gibt keine Störtebeker-Supplements. Und für ein Grimm-Rollenspiel muss man auf der anderen Seite des Atlantiks nachfragen. Klar gibt's Ausnahmen wie Pegasus mit ihrer Cthulhu-Reihe. (Aber auch sowas wie Cthulhu Dark Ages, das ja zuerst auf Deutsch erschienen ist, kam mWn nicht aus Deutschland.)

Außerdem beschleicht mich - das jetzt nicht primär auf Rollenspiele bezogen - das Gefühl, dass es in Deutschland ein Problem mit Abenteuern gibt. Einfach mal so einen direkten, kraftstrotzenden Abenteuerschinken muss man schon lange suchen - fast alles wird entweder parodistisch oder pädagogisch verkeimt. Ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck.

Offline ArneBab

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Wollen wir mal Jon Oliver neben Volker Pispers stellen?
Meiner Meinung nach haben Volker Pispers und Georg Schramm John Oliver zum Frühstück verspeist. Und die Anstalt macht das noch heute. Was nicht heißen soll, dass John Oliver schlecht ist. Aber wenn er was sagt, tut das selten denen weh, die ihm zuschauen. Bei Volker Pispers, Georg Schramm und der Anstalt ist das anders: Die bringen ihre Zuschauer noch viel stärker zum Nachdenken.

Und das hat was mit dem Thema hier zu tun: Es gibt in Teilen der Deutschsprachigen Rollenspielszene Ansätze, die es woanders weniger gibt — einfach, weil sich die Szene auch um sich dreht und dabei einen Raum schafft, um einen bestimmte Stil weiterzuentwickeln. Der wie bei DSA und Splittermond hier offensichtlich sehr gut ankommt. Und das ist nicht unbedingt was schlechtes.

Wir machen bestimmte Sachen anders. Das muss nicht besser sein, aber würden wir sie nicht so machen, dann gäbe es diesen Stil nicht in dieser Zugänglichkeit. Was hier groß ist wäre woanders Indie.

Vor 15 Jahren habe ich Faschingsumzüge noch verteufelt. Dieses Jahr war ich mit meinen Kindern da, und ich habe meinen Hut gezogen davor, wie viel die Leute von sich einbringen — auch wenn Partymucke immer noch nicht mein Ding ist, habe ich in dem "wir probieren jetzt mal etwas und setzen uns alle hin … " einen Widerhall der Demo-Taktiken meiner Jugend erkannt, und die Ansicht "wir feiern, was ihr dazu denkt ist uns doch egal" ist so antikapitalistisch und Punk, wie ich es niemals erwartet hätte. Nicht bei Fasching. Aber: Leute, denen Feiern über Geld geht, brechen die Macht der Reichen über ihr Leben.

Um das jetzt zurück zum Thema zu bringen: Ja, so eine Tradition ist DSA auch. Manchmal grässlich, manchmal komisch, aber an sich etwas wichtiges und tolles, dass das Leben vieler Menschen bereichert.

Und was Deutsche Fantasy angeht: Mir geht heute kein Autor mehr über Ju Honisch (Das Obsidianherz) oder Oliver Plaschka (Das Licht hinter den Wolken). Ernsthaft nichts. Ich habe nie etwas besseres gelesen (wenn auch einige Sachen, die ich als gleichwertig sehe).
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Offline Settembrini

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« Letzte Änderung: 17.03.2017 | 21:27 von Settembrini »
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Offline ArneBab

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Ich glaube, das ist kein Einzelfall. Es gibt da draußen echt viele, die an Rollenspielen schreiben (und die meisten davon enden bestenfalls als Heartbreaker). Aber der Schritt vom geschriebenen Rollenspiel zum ordentlich publizierten Rollenspiel, das man im Laden kaufen kann, ist eben schon ein gewaltiger.
Schon der Schritt vom entworfenen Rollenspiel zum fertigen PDF, das Leute auch wirklich nutzen können, ist in Hobbyzeit ein gewaltiger.

Raumzeit/Technophob hat von der ersten Runde bis zum fast fertigen PDF 10 Jahre gebraucht. Seit ich gesehen habe, wie Technophob gewachsen ist und wie aus geplanten 48 DinA5-Seiten über 300 wurden (in für Neulinge passendem Stil), obwohl nichts drin ist, das nicht absolut notwendig ist, um spielbar zu sein, habe ich viel, viel größeren Respekt vor allen, die ein nutzbares Rollenspielbuch veröffentlicht haben (und ja, wir können Technophob auch auf 4 Seiten kürzen, aber dann braucht es eine existierende Vorstellung davon, wie seine Welt aussieht und wie Rollenspielen funktioniert).
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Offline ArneBab

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qed
Das hätte ich vor 10 Jahren auf meinen Text auch geantwortet   ^-^

Hätte ich also vorhersehen können und lieber anders formulieren, aber weißt du was: Wieso sollte ich? Ich habe geschrieben, was ich sehe. Hier diskutiere ich gerade nicht, um Recht zu haben, sondern um offen zu schreiben, was ich selbst über die Welt verstanden zu haben glaube. Und zum Glück ist die Welt vielfältiger — und ist auch weit verbreitetes wie DSA toller — als ich es mit 20 hätte glauben können. (und nein, das heißt nicht, dass ich weiß, wie alt du bist, sondern nur, dass ich, als ich 20 war, so reagiert hätte, wie du gerade).
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