Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth

[SoA 1. Akt] Tot & begraben - Fr., 16.09.1927

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Mondsänger:
FRIEDHOF WANNSEE

Ich schaue noch einen Moment in die Ferne, dann holt mich die Stimme meiner Frau zurück in die Gegenwart. "Aber sicher. Wir fahren sofort. Ich kenne den Weg." Ich wirkte etwas abgelenkt, setze mich aber in Bewegung. Schließlich steht niemand gern lange im Regen. Ein letzter Blick über die Schulter zurück, dann bleibt der Freund allein in der nassen, kalten Erde zurück.

Der Läuterer:
FRIEDHOF WANNSEE

Ein leichter Wind kommt auf und trägt einige Blätter heran.
Die Blätter sind gelb wie Zitronen. Ahorn. Der Herbst ist da.

Eine schwarze Katze rennt schnell über den Kiesweg auf dem Friedhof und kreuzt Euren Weg.
Sie verschwindet in einem Gebüsch, aus dem sogleich ein klägliches, hohes Fiepen zu hören ist.

Mondsänger:
FRIEDHOF WANNSEE

"Wie passend."

Sagte ich leise. Dann geleite ich meine Frau zum Parkplatz und halte Ausschau nach dem Fahrer.

Joran:
VOR DEM FRIEDHOF

Ich stehe steif neben dem Wagen und halte meinen Schirm.

Das Automobil des Professors ist ein Mercedes W03
Obere Mittelklasse - Baujahr '27 - 55 PS - 105 km/Std
https://mercedesbenzblogphotodb.files.wordpress.com/2009/03/innovative-engines-first-mercedes-knight-developed-in-1909-6.jpg

Natürlich wäre es einfacher, in dem Wagen zu warten, doch erschiene es mir ungehörig, bequem im Trockenen zu sitzen, während die Herrschaft mit Matsch an den Füßen im Regen steht. Außerdem habe ich von dieser Position einen guten Blick auf die Trauernden, wenngleich zu weit entfernt um etwas von den gesprochenen Worten zu verstehen oder Details zu erkennen. Aber auch so erscheint die Gruppe als ein elender und ein wenig skurriler Haufen, wie sie dort im Regen steht.

Ich kannte den Verstorbenen nur vom Sehen, nur flüchtige Begegnungen, wenn ich den Professor zum Institut gebracht oder von dort abgeholt habe. Ich glaube nicht, dass der Verstorbene mich auf der Straße wiedererkannt hätte. Ansonsten beschränkt sich mein Wissen über den Verstorbenen auf Unterhaltungen der Herrschaft im Font. Die Stimmung der Lohensteins ist mir in Wahrheit unangenehmer als die Tatsache der Beerdigung. Der Umstand, dass ein Mensch gestorben ist, lässt mich relativ unberührt. Zu viele Menschen habe ich schon sterben sehen. Seit dem Krieg ist es mir unangenehm, mit der Trauer anderer konfrontiert zu werden. Mir scheint dieses Gefühl irgendwann zwischen 1914 und 1918 abhanden gekommen und einer Mischung als Sarkasmus und Resignation gewichen zu sein.

"Nun stehen sie da mit betretenen Gesichtern, als hätte niemand damit rechnen können ... als stünde uns nicht allen dieses Schicksal kurz bevor. Er ist tot. Ein beschauliches Ende im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe. Wen überrascht's? Wen kümmert's? Das Leben geht weiter! Und morgen werden weitere Menschen geboren und andere sterben ... und Trauergäste werden an ihren Schuhen klebrige Erdklumpen vom Friedhof tragen, die von den Überresten der Menschen durchsetzt sind, die Generation um Generation hier verscharrt hat. Und keiner von ihnen wird sich Gedanken darüber machen, wen oder was er da gerade auf der Fußmatte abtritt und mit sich nach hause fahren lässt.

Ich schüttele leicht den Kopf. Dann setzt sich die kleine Gruppe der Trauergäste in Bewegung. Ich klappe meinen Schirm zusammen und lege ihn in den Wagen, um die Hände frei zu haben. Nur so kann ich die Schirme der Herrschaft in empfang nehmen. Dem Regen, der nun in meinen Nacken rinnt, schenke ich keine Beachtung. Dann kontrolliere ich den Sitz meiner Mütze und setzte beflissen eine betroffene Miene auf. Meine Hand ruht auf dem Türgriff, um der gnädigen Frau Professor flugs die selbige zu öffenen, sobald sie den Wagen erreicht.

Katharina:
VOR DEM FRIEDHOF

"Vielen Dank!", antworte ich Herrn Hempel, als dieser die Türe aufhält und bemühe mich, trotz der bedrückten Stimmung um ein kurzes Lächeln. Es ist nicht leicht, heutzutage gutes Personal zu finden und so ist es mir wichtig, Herrn Hempel respektvoll und dankbar zu begegnen.

Froh, dem Regen entkommen zu sein, nehme ich den Hut ab und lasse ich mich in den Sitz gleiten. Die seidenen Handschuhe ziehe ich aus, um die Hände aneinanderreiben und wärmen zu können. "Wir sind zum Leichenschmaus eingeladen", informiere ich dann Herrn Hempel, "Wären Sie so gut uns in die Waldseebrücke 14 in Zehlendorf zu bringen?"

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