Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth
[SoA 1. Akt] Tot & begraben - Fr., 16.09.1927
Joran:
IM WOHNZIMMER
Hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, einmal mehr übergangen und mit Desinteresse bedacht zu werden, und der Möglichkeit, bei den entscheidenden Personen durch gespielte Fürsorglichkeit Punkte zu sammeln, biete ich der Hausherrin meinen Arm und verlasse mit ihr das Wohnzimmer. Gerne hätte ich einen Blick auf die Bücher geworfen. Vielleicht hätte sich ein Kunstband darunter gefunden. Doch den Geistern an den Wänden entfliehe ich gern. Und sei es auch in einer Dunstwolke aus Naphthalin.
Der Läuterer:
IM WOHNZIMMER
Langsam geht Elfi auf die Tür zum Salon zu. Sie schwankt noch immer leicht und ist nach wie vor etwas wackelig auf den Beinen - sie stützt sich sogar einmal an der Wand ab.
Als sie die Tür erreicht richtet sie sich gerade auf, atmet mehrmals tief durch und man sieht, dass sich ihr Brustkorb merklich hebt und senkt. Im Profil zeichnet sich bei der Witwe eine sehr weibliche Figur ab. Sie räuspert sich kurz und drückt gleichzeitig die Klinke runter.
Als sich die Tür öffnet, ist kurz das Rauschen eines Stimmengewirrs im Salon zu vernehmen, welches jedoch sogleich verstummt und sich beim Eintritt Elfis ins Zimmer in eine euphorische Hochstimmung umwandelt.
Der Läuterer:
IM SALON / IM WOHNZIMMER
Kurz nachdem Anton den Salon betreten hat, schiebt Bastian den Rollstuhl des Pastors auf Dich zu. Elfi scheint noch etwas indisponiert zu sein und bemerkt offensichtlich nicht, wie sich Hieronymus nähert. Der Stuhl gibt keinerlei Geräusch von sich. Kein Quietschen. Kein Klappern. Nichts.
Und Bastian steht unbewegt wie eine Statue hinter seinem Herrn und trägt einen unbeteiligten Gesichtsausdruck zur Schau.
Nur für einen Augenblick betrachtet Dich die mumienhafte Gestalt im Rollstuhl abschätzend. Ein einfaches Kopfnicken zur Seite, in Richtung Tür und Ausgang. "Du. Darfst Dich jetzt. Entfernen."
Mit einem weiteren Nicken und einem angedeuteten Fingerzeig des Pastors setzt sich der Rollstuhl wieder in Bewegung, in Richtung Wohnzimmer.
Und kurze Zeit später wird er in seinem Rollstuhl ins Wohnzimmer geschoben - fast in die Mitte des Raumes hinein.
Hieronymus stützt sich mit den Unterarmen auf den Armlehnen des Rollstuhls auf, so als hätte er vor, eine gewichtige Ankündigung zu halten.
Er beugt sich vor. Sein Gesicht ist ausdruckslos, bleich und wächsern. Aber seine grossen Augen glänzen. Sie sind bewegt und zeugen von einem wachen, aufmerksamen Verstand.
Sein Profil hat etwas Raubvogel-artiges - einem lauernd-lüsternen Geier nicht unähnlich.
Sein Blick wandert abschätzend über die drei im Raum Anwesenden, ohne dass sich sein Kopf gross bewegen würde.
Die dünnen Lippen, die seine makellos weissen Zahnreihen nicht zu verbergen vermögen, werden von seiner Zunge geleckt, als sein Blick auf Agathe fällt und eine Spur zu lange an ihr haften bleibt.
Er wendet sich jedoch ab und Ludwig zu. Er lächelt wie ein Toter, dem eine Gesichtshälfte bereits von Ratten in der Gruft weggefressen wurde. Und dieses Lächeln hat etwas verächtliches.
"Ihr. Schnelles Handeln hat. Meiner Schwägerin sicherlich das. Leben gerettet."
Der Mann zeigt kaum Mimik unter seiner glatten, straffen Haut, die pergamentartig, durchscheinend erscheint.
Er blickt Dir von unten direkt in die Augen, als würde er durch sie hindurch blicken wollen. Ein starrer Blick. Kein Blinzeln.
Dann streckt er Dir seine dünnen, knochigen Finger entgegen und sein ledriger, sehniger Unterarm gleitet, wie ein morscher Ast, mit einem Rascheln, etwas aus dem schneeweissen Hemdsärmel hervor. "Danke, Doktor."
Mondsänger:
IM WOHNZIMMER
Nachdem ich einige Zeit wie versteinert am Tisch gesessen habe, um die unerhörten Worten und Gesten des Pastors zu verarbeiten, stehe ich vom Tisch auf und gehe ebenfalls in den Raum, in welchem sich meine Frau und die anderen befinden. Ich stelle mich neben Agathe und lege ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Leise sage ich zu ihr
"Das hast du gut gemacht."
Nach einem kurzem Druck auf die Schulter fahre ich flüsternd fort
"Ehrlich gesagt, auf dem Friedhof war ja eine bessere Atmosphäre als hier. Das ist doch alles sehr merkwürdig. Allen voran der Pastor."
Ein kurzes Schaudern kann ich nicht unterdrücken.
"Das Leben hat es wirklich nicht gut gemeint mit dem armen Knaben."
trondetreublatt:
IM WOHNZIMMER
Gerade wollte ich Agathe ansprechen, als Hieronymus in den Raum geschoben wird und uns alle mit seinen Raubvogelaugen mustert.
Der Anblick dieses mumienhaften Wesens trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube.
DAS ist der Pastor? Dann muss es wohl auch Phillips Bruder sein... er sagte mir ja einmal, dass sein Bruder krank sei, aber das... DAS!
Die wachen Augen des Pastors wandern über die Anwesenden, und mein Fachinstinkt meldet sich zaghaft zu Wort
- Was mag das sein, woran er leidet? Zuckerkranke entwickeln ja zuweilen eine Pergamenthaut, und dazu würde auch seine Paralyse passen... aber dieses skelettierte Gesicht, diese eingefallenen Augen...eine konsumierende Erkrankung also? Tuberkulose? Oder ein Tumor? Aber Phillip sagte, er sei schon seit vielen Jahren krank und -
bis sich diese gierigen, durchdringenden Augen plötzlich in meine bohren und alle Gedanken verbrennen, die gerade noch da gewesen sein mögen. Augen, denen man sich nicht entziehen kann, Augen, die auf den Grund meiner Seele zu schauen scheinen. Und die für das, was sie dort finden, nur ein verächtliches Totenlächeln übrig haben.
"Äh, ja, bitte...keine Ursache...wirklich. Sie wäre sicher auch so... zu sich gekommen. Nach einer Weile," stammele ich, um Worte verlegen, wie es mir sonst selten passiert. Ich strecke meine Hand vor und der morsche Ast, der aus des Pastors Hemdsärmel ragt, schließt sich mit staubigem Druck darum, als wollte er sich nie wieder öffnen. Fast scheint es mir, dabei ein Knarren zu vernehmen, wie von einer schweren Tür, die sich vor einem dunklen Abgrund öffnet.
"Schön, ihre Bekanntschaft zu machen," flüstere ich, aber kein Ton kommt über meine Lippen.
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