Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth

[SoA 2. Akt] In der Sternwarte - Sa., 17.09.1927

<< < (16/26) > >>

Der Läuterer:
Und der Mann am Boden dreht sich langsam um.
"Pomoshch' oni mne."
"Pozhaluysta."

"Pozhaluysta! Pomoshch' oni mne."

Seine Augen sind wie gedimmte, schmutzige Scheinwerfer. Leuchtende Strahlen wie von zwei kleinen Grubenlampen.
"Pozhaluysta."

Der Läuterer:
Hinter der Doppeltür jucht erschreckt eine Frau laut auf. "Aaahieeeh!"

Eine Männerstimme. "Haltet die Frau. Sie wird ohnmächtig."

Dann fangen die Besucher an zu reden. Unruhe kommt auf.

Und Fritzchen fängt an zu jaulen wie ein Kojote, während Kassandra versucht ihn zu beruhigen und ihm gut zuredet.

Joran:
IM INNEREN DER STERNWARTE

Meine aufkeimende Panik verfliegt, als die Menschen wieder zum Leben erwachen und ich ihre Stimmen höre. Mir ist egal, was sie sagen, Hauptsache sie reden wieder. "Was immer das eben war, es scheint vorüber zu sein. Und vielleicht ist es sogar ein gutes Zeichen: Offenbar konnte es mir nichts anhaben. Alle anderen waren betroffen ... ich nicht. ... Und niemand würde es mir glauben, wenn ich es erzählen würde. Sie werden sich vielleicht wundern, wie es zu dem Schaden an der Tür gekommen ist und woher die Holzsplitter stammen. Aber sie würden mir trotzdem nicht glauben. ... Bin ich mir selbst überhaupt noch sicher, dass das eben passiert ist?"

Der Mann vor mir, den ich für den wahnsinnigen Krassimir halte, streift die Augenbinde wieder ab. Langsam beginnt er sich zu mir umzudrehen. Das Licht aus einen Augen zeichnet zwei diffuse, sich überschneidende Flecken auf die Wand des Flurs, die in meine Richtung wandern. Ich habe dieses Licht bereits gesehen und bin nicht scharf darauf, von seiner Kälte erfasst zu werden. Kurzentschlossen wäge ich die Gefahren gegeneinander ab: der 'stumpiche Zwerch' mit gebrochener Nase einerseits und der geisteskranke Hühne mit den kalten Augen andererseits. Ich will nicht sehen, welche kalte Ödnis oder was sonst da hinter seinen Augen liegen mag. Ich muss mich JETZT entscheiden und verlasse mich auf mein Gefühl und mein Glück: "Sollen die anderen sich um den Kleenen kümmern!", denke ich und springe im gleichen Augenblick auf Krassimir zu, um ihn zu Boden zu reißen und unter mir zu begraben, bevor er sich ganz umgedreht hat. Mit ausgebreitete Armen und meiner ganze Körpermasse werfe ich mich auf den Idioten.

trondetreublatt:
Jetzt, Lutz, jetzt!

Das kalte Licht, das sich aus den Augen des gemeingefährlichen Irren ergießt, findet langsam seinen Weg in Richtung des Neuankömmlings. Und endlich dreht er mir den Rücken zu. Die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe.

Nicht mehr zögern, jetzt! JETZT!

Einen Sekundenbruchteil vor Anton springe ich vor und klammere meinen Arm von hinten um Krassimirs Hals. Antons Augen weiten sich, doch es ist zu spät, als dass er die Wucht seines Sprunges noch aufhalten könnte. Ein Aufprall, ein einziger Schrei aus drei Männerkehlen, und schon liegen wir wie ein verknotetes Bündel am Boden. Krassimir schreit wie am Spieß - eine dunkle, gefährliche Stimme - und auch Anton und ich fluchen aus Leibeskräften. Arme und Beine wirbeln umher, meine Faust trifft weiches Fleisch, gleich darauf prallt ein Schuh hart gegen meine Stirn. Angesichts dieser verknoteten, zuckenden Masse, die wir nun bilden, blitzt ungebeten das Bild eines Rattenkönigs durch meinen Geist - sicherlich eines der abstoßenderen Exemplare in der Kuriositätensammlung des anatomischen Instituts.

Dann, plötzlich, blicken mir die kalt leuchtenden Augen Krassimirs entgegen und ohne nachzudenken kralle ich die Finger meiner linken Hand mitten hinein, um diese perfiden Augen auszukratzen, auszulöschen, auszuradieren.

Ein Schock, als hätte ich meine Finger in Eiswasser getaucht. Nein, in flüssigen Stickstoff. In die unvorstellbar kalte, leere Weite des Alls. Einen Moment ist es still. Und dann bin nur noch ich es, der schreit. Wie von der Tarantel gestochen winde ich mich auf dem Boden, mich sinnlos mit den Füßen abstoßend. Auf dem Rücken liegend drehe ich mich im Kreis und kann nur noch auf meine Hand starren. Meine schöne, filigrane Chirurgenhand.

Neinneinnein, das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Nein! NEIN!

Katharina:
IM INNEREN DER STERNWARTE

Ein spitzer Schrei entfährt meiner Kehle und meine Hand fährt zum Mund, als die Tür berstet. Erst als Anton erblicke, entspannt sich meine Muskulatur. Erleichterung macht sich breit und ich nehme ein beinahe euphorisches Gefühl dar. Wie in Trance beobachte ich das folgende Geschehen, erleichtert, dass das zähe Warten zuvor beendet ist, aber zugleich schockiert von der Brutalität, die sich vor meinen Augen abspielt. Es dauert, bis ich wieder reagieren kann, bis meine Muskeln wieder reagiren und ich einen Laut hervorbringe. "Komm, Hans", stammle ich, als die Männer sich auf einanderstürzen. Ohne auf seine Reaktion zu warten, laufe ich aus der Türe hinaus, einfach weg von wir. Beinahe stolpere ich über eine Frau, lasse mich davon jedoch nicht aufhalten. Die Stufen hinab stolpere ich mehr als dass ich sie laufe und dann endlich - endlich! - füllt frische Luft meine Lungen. Die Hände auf die Oberschenke gestützt blicke ich mich vor der Sternwarte um. Mein Herz rast, der Atem geht schwer und doch drängt alles in mir darauf weiterzulaufen. Hektisch wandert mein Blick umher. Ist hier irgendwo ein Mensch zu sehen? Wo Hilfe herbekommen?

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln