Pen & Paper - Spielsysteme > Midgard
Lesebegleitthread Midgard 5: Der Kodex
Cierenmuir:
--- Zitat von: Rumpel am 10.01.2018 | 12:07 ---Das ist in meinen Augen genau das Problem, sich darauf zu verlassen ...
--- Ende Zitat ---
Ich glaube nicht, dass sich da jemand darauf verlässt. Es ist eher eine Frage der Realität wie viele Neulinge auf welchem Weg gewonnen werden.
M5 versucht ja den Schwung aufzunehmen, den die Runenklingen getriggert haben. Hier könnte es sein (ich weiß es nicht), dass der Schritt vom betreuten Leiten zum selbstständigen Spielen nach M5 an manchen Stellen aus der Sicht von erfahrenen Rollenspielern nicht genügend den Ton für Neulinge getroffen hat.
Achamanian:
--- Zitat von: Cierenmuir am 10.01.2018 | 14:37 ---
Hier könnte es sein (ich weiß es nicht), dass der Schritt vom betreuten Leiten zum selbstständigen Spielen nach M5 an manchen Stellen aus der Sicht von erfahrenen Rollenspielern nicht genügend den Ton für Neulinge getroffen hat.
--- Ende Zitat ---
Ich verstehe ehrlich gesagt deine Unterscheidung zwischen betreutem und selbstständigem Leiten nicht. In M5 finde ich da bisher weder das eine noch das andere so richtig: Die SL wird einerseits nicht besonders gut darin betreut, zu einem eigenen, für die Gruppe angemessenen Stil zu finden. Andererseits hält der stellenweise apodiktische Ton eben auch nicht so sehr zum selbstständigen Leiten an. Am ehesten würde da für mich wie gesagt passen, von einem präskriptiven Stil zu sprechen, der keinem von beidem so recht entgegenkommt. Das ist wie gesagt für den erfahrenen Rollenspieler nicht nützlich, denn der weiß eh, wie er's mit offenen und verdeckten Würfen handhabt; und für den Einsteiger ist es in meinen Augen nur sehr begrenzt nützlich, weil die vorgeschriebene Vorgehensweise eben dann auch noch zufällig zum Spieltisch der Neulinge passen muss.
Ich gebe aber dazu, dass mein Hauptproblem ist, dass ich den Ton einfach nicht mag, in dem ich da angesprochen werde - das kann ich verwinden und weiß andererseits auch den klaren Stil zu schätzen (immerhin weiß ich, WAS mir gesagt wird, selbst, wenn es mir nicht gefällt), aber lieber wär's mir anders.
Und wie gesagt glaube ich nicht an die "Es kommt eh kein Neueinsteiger ohne erfahrene Mitspieler zum RSP"-These; dafür haben wir im Geschäft viel zu oft nachfragen von Einsteigern, die eben keine erfahrenen SL zur Verfügung haben und aus dem Buch lernen wollen.
Mr. Ohnesorge:
--- Zitat von: Boba Fett am 10.01.2018 | 10:28 ---Ich habe innerlich bei sowas immer ein virtuelles kleines Facepalm. Denn das "so wird richtig gespielt, das macht Sinn (und alles andere macht keinen Sinn und ist falsch)" ist so Neunziger Jahre...
Und eigentlich sind wir von dieser Schulmeisterei und Pauschalaussagen doch lange weg.
Und beim Facepalm drängt sich mir dann immer wieder der "Oh weh, wenn das jetzt jemand unbedarftes liest und unreflektiert übernimmt, haben wir wieder einen ins 'Rollenspielmittelalter' geschickt." gefolgt von "Oh jemine, wenn Du da jetzt widersprichst, handelst Du Dir von den Fanboys wieder flammende Reden ein, warum das nur so richtig sein kann. Dabei willst Du doch eigentlich nur darauf hinweisen, dass es statt "macht Sinn" einfach geschickter wäre "macht für mich Sinn" zu schreiben.
--- Ende Zitat ---
Aber genau das ist doch das Grundproblem von Midgard: es wirkt einfach altbacken, uncool, nicht modern, whatever. Im direkten Vergleich mit dem knallbunten Pathfinder oder dem wahrscheinlich irgendwie bekanntem DSA zieht Midgard einfach den Kürzeren. Wenn Einsteiger dann noch die spröde Sprache und solche inhaltlichen Kinken mitbekommen, ist es schon fast vorbei mit dem Interesse.
Eleazar:
Stichwort "Ich mag den Ton nicht": Das kann ich nachvollziehen, ist aber ein Geschmacksargument. Ergo gibt es Leute, die es genau andersrum sehen. Will man alle Möglichkeiten bedienen, wird das Regelwerk zu lang und das passt dann auch wieder Leuten nicht. Und dann kommen Punkte mit anderen Geschmacksfragen.
Für mich weist der konkrete Punkt in den Bereich der Rollenspieltheorie, der im Midgard-Forum das übelste Pflaster ist, auf dem an unversöhnlichsten Glaubenssätze aufgestellt werden und Vorlieben für "gutes Rollenspiel" ins Feld geführt werden. Sollte man in ein Einsteigerrollenspiel auch dazu ein Kapitel aufnehmen und Railroading, Würfel drehen, "Der SL hat immer recht", offenes und verdecktes Würfeln oder das Verbot, "Nein" zu sagen, thematisieren? Ich glaube, das wäre der Tod im Topf und vermittelte nur das Gefühl, dass Rollenspiel eine sehr schwierige, komplizierte und ernste Sache ist.
Klar kann man jedes Rollenspielwerk nach individuellen Vorlieben optimieren, aber wie soll die Optimierung aussehen, wenn Tausende das gleiche Buch lesen? Und jeder dieser Punkte ist die Spitze je eines Eisberges.
Ich lese die Kritik erst mal immer als individuelle auch geschmacksorientierte Meinungsäußerung, statt als ein "Wie schreibe ich ein besseres M6-Regelwerk-Vorschlag". Es sei denn, alle wären sich in einem Punkt einig. Wie gesagt: In meinem Buch kann ich mit Bleistift leicht Verbesserungen eintragen, die mir und meiner Gruppe einleuchten. Wären diese Veränderungen offizielle Regel, hätte bestimmt auch da wieder wer was dagegen.
Achamanian:
--- Zitat von: Eleazar am 10.01.2018 | 15:18 ---Sollte man in ein Einsteigerrollenspiel auch dazu ein Kapitel aufnehmen und Railroading, Würfel drehen, "Der SL hat immer recht", offenes und verdecktes Würfeln oder das Verbot, "Nein" zu sagen, thematisieren? Ich glaube, das wäre der Tod im Topf und vermittelte nur das Gefühl, dass Rollenspiel eine sehr schwierige, komplizierte und ernste Sache ist.
--- Ende Zitat ---
Aber gehen die Ausführungen zum verdeckten Würfeln im Kodex, auf die ich mich beziehe, nicht in genau diese Richtung? Da wird ein ziemlich starres Dogma („Die Spieler dürfen nicht mehr wissen als die SC“) als Grundlage langer Erläuterungen zu den Spielabläufen genommen, anstatt kurz zu sagen: „Je nach Situation kann die SL auch verdeckt würfeln, damit die Spieler das Ergebnis nicht kennen. Das könnt ihr handhaben, wie ihr wollt.“ Das wäre ja jetzt kein weiter Exkurs in die Rollenspieltheorie, sondern einfach nur die Anerkennung der Tatsache, das nicht alle gleich spielen wollen/müssen.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln