Autor Thema: Rassismus in Fantasy Rollenspiele  (Gelesen 70723 mal)

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Offline felixs

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #350 am: 8.05.2018 | 15:14 »
Ohne jetzt zu sehr auf Rowling rumhacken zu wollen und irgendwie auch halb-OT, so besonders engagiert ist sie bei der Recherche über Kulturen außerhalb GBs nicht - vor einiger Zeit gab es ja einen Artikel zu Magie in den USA von ihr, wo der Abschnitt zu den Indianern die langweiligst möglichen Klischees transportierte. "Die" Indianer (obwohl es zwischen Hopi und Chinook doch den einen oder anderen Unterschied gibt) sind allesamt gut mit Natursachen, können sich in Tiere verwandeln (pikanterweise auch noch Skinwalker genannt, was bei den Navajo und anderen betroffen Stämmen absolut kein positiver Begriff ist), aber dafür sind sie mit Zauberstäben nicht so gut. Seufz. Da habe ich schon differenzierteren Kram mit Minimalrecherche für eine Rollenspielrunde zusammengestellt. Bei einer erfolgreichen Autorin, die auch noch ihre massive Anhängerschaft zu Rate ziehen kann, würde ich mehr erwarten.

Das habe ich übrigens oben zitiert.

Ich finde die Reaktion darauf allerdings übertrieben. Und das Argument gegen die "kulturelle Aneignung" führt dann eh dazu, dass man über alles das gar nichts mehr sagen darf, was nicht der eigenen Ethnizität zugehörig ist (und wer entscheidet das eigentlich?).
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Offline Isegrim

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #351 am: 8.05.2018 | 15:16 »
Im Betreff auf Juden war Karl May jetzt auch nicht so viel besser als Lovecraft.

Unsinn.
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Offline Rhylthar

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #352 am: 8.05.2018 | 15:18 »
Fasse ich mal zusammen:

Wenn ich realweltlich inspirierten Rassismus ins Rollenspiel bringe ist das schlecht.
Wenn ich einen nicht-realweltlich inspirierten Rassismus erfinde (Chelaxianer unterdrücken und hassen Halblinge), dann ist das okay.

Das. Ist. So. Bekloppt.
Ich mache Dich mal noch "bekloppter". ;)

a) Rassismus innerhalb einer Fantasywelt
Ist für mich vollkommen unproblematisch.  In Thay nicht als Mulan geboren? Jo, schade...mit Glück bist Du ja kein Sklave. In Middle-earth leben Orks halt so lange, bis sie am Ende einer Schwertklinge hängen oder formschön mit Pfeilen garniert sind. Calimport, Chult, Mulhorand...klischeebehaftet. Usw.

Eskapismus an. Es gibt diese Welten nicht. Es ist reine Fiktion. Ich bilde keine (Esels-)Brücken zur realen Welt. Deswegen sind auch alle Dämonen und Teufel böse und (zumindest in Greyhawk) auch alle Drow. Keine Glockenverteilung, evtl. mal statistische Ausreisser. Fertig.

(Problematische Ausnahme, die immer am Rand kratzt: Vistani in Ravenloft. Aber auch nur deshalb, weil Ravenloft in bestimmten Domänen sehr starke Anleihen aus der realen Welt nimmt. Im Normalfall handhabe ich das für mich aber wie oben).

b) Rassismus in einer psuedo-realen Welt/Alternate History:
Jetzt wird es ein wenig schwierig. Denn das unterteile ich nochmal.

ba) Shadowrun und Cthulhu. Beide sehr stark verbunden mit der realen Welt. Würde hier Rassismus aufgebaut, beispielsweise derart (ich greife die Vistani mal auf), dass Sinti und Roma als kinderraubende, stehlende, mit Mythoswesen verbündete und deshalb auch mit bestimmten magischen Kräften (Evil Eye) ausgestattete Menschen dargestellt würden, fände ich dies mehr als zweifelhaft.

In diesen Spielen (als Beispiel, gibt ja durchaus noch mehr) sollte realweltlicher Rassismus nicht auf irgendeine Art und Weise noch zusätzlich hineingepackt werden, es sei denn...

bb)...es spielt in einer (alternativen) Zeitgeschichte, in der realweltlicher Rassismus eben normal ist. "Down Darker Trails"...sorry, die amerikanischen Ur-Einwohner waren dort nicht die gleichberechtigten Mitbewohner in den Augen des weissen Mannes. Chaosium geht durchaus auf dieses Thema in dem Buch ein. Trail of Cthulhu oder allgemein Cthulhu 1920/1930. Der gleichberechtigte Abenteurer mit afrikanischem Hintergrund auf Reisen durch die Welt...are you kidding me? Rassismus also "vollkommen okay", also dass er natürlich auch in diesen Spielen auftritt. Ob man ihn denn nun thematisieren muss (im Spiel), das steht auf einem anderen Blatt.

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Offline YY

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #353 am: 8.05.2018 | 15:21 »
Bei einer erfolgreichen Autorin, die auch noch ihre massive Anhängerschaft zu Rate ziehen kann, würde ich mehr erwarten.

Erfolg hängt eben ganz entschieden nicht nur von Qualität und Schaffenshöhe ab.
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Offline Isegrim

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #354 am: 8.05.2018 | 15:29 »
Es ist ein ganzes Volk von missgünstigen Geldverleihern, klein von Statur, gierig.

Gibt es da Quellen jenseits der Bücher zu? Wieviele Kobolde arbeiten denn nicht bei Gringotts? Sind alle Kobolde gierig? Sind es die von Gringotts? Für mich hört sich das sehr danach an, dass aufgrund einer einzelne Assoziation plötzlich das gesamte Paket antisemitischer Vorurteile aktigviert wird. "Kobolde sind Juden, also muss auf sie alles zutreffen, was die NSdAP den Juden vorwarf und unterstellte." Eine selbsterfüllende Prophezeiung, die mE va dazu führt, antisemitische Klischees zu festigen und reproduzieren.

Aber wie hätte sie Bankiers negativ darstellen können ohne Antisemitische Stereotypen zu nutzen

Als Volk/ethnische Gruppe? Gar nicht, keine Chance. Jedes Volk von Geldverleihern/Bankiers wird hierzulande mit Juden assoziiert werden. Auch Eisriesen, Bienenmenschen oder geschäftstüchtige Hinkepanks...
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Achamanian

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #355 am: 8.05.2018 | 15:35 »
Als Volk/ethnische Gruppe? Gar nicht, keine Chance. Jedes Volk von Geldverleihern/Bankiers wird hierzulande mit Juden assoziiert werden. Auch Eisriesen, Bienenmenschen oder geschäftstüchtige Hinkepanks...

Es stimmt natürlich, dass die "Volkslogik" einem dabei ziemlich in die Quere kommt. Aber Rowling verwendet eben wirklich so ziemlich das Komplettpaket ...
Andererseits ist es vielleicht auch besser so, dass macht es einfach, auf dem Stereotyp zu verweisen und ihn damit auch ein Stück weit zu entschärfen.

Offline Nocturama

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #356 am: 8.05.2018 | 15:36 »
Es ging mir nicht um "Cultural Appropriation", es ging darum, dass ich wenigstens Minimalrecherche betreibe und vielleicht auch mal jemanden aus der entsprechenden Kultur frage, um nicht auf die ödesten Klischees zu verfallen. Wenigstens mal "Skinwalker" bei Google eingeben und mir die Originallegenden anschauen, das sollte drin sein. GERADE wenn ich nicht über die eigene Kultur schreibe, sollte ich respektvoll genug sein, um mich ein bisschen einzulesen. Einmal "Der mit dem Wolf tanzt" gesehen zu haben, reicht nicht.
 
Rowling ist eine weltbekannte, superreiche Autorin, die kann ihre nicht geringe Fangemeinde um Hilfe bitte. Sie kann sogar jemandem Geld bezahlen, um ihr die Recherche zu liefern. Da quasi zu schreiben: "Indianer, hm, das sind halt alles so mystische Naturtypen", dafür gibt es echt keine Entschuldigung.

Das ist keine Cultural Appropriation, das ist Faulheit und Desinteresse an anderen Kulturen, und das wird zu Recht kritisiert. Da ist mein Verständnis sehr gering.

Erfolg hängt eben ganz entschieden nicht nur von Qualität und Schaffenshöhe ab.

Da hast du natürlich recht  ;) Aber Erfolg öffnet Türen, was das Ganze noch unverständlicher macht.
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Offline felixs

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #357 am: 8.05.2018 | 15:37 »
Rowling ist eine weltbekannte, superreiche Autorin, die kann ihre nicht geringe Fangemeinde um Hilfe bitte. Sie kann sogar jemandem Geld bezahlen, um ihr die Recherche zu liefern. Da quasi zu schreiben: "Indianer, hm, das sind halt alles so mystische Naturtypen", dafür gibt es echt keine Entschuldigung.

Ich habe keine Ahnung, aber ist das nicht bei Shadowrun ähnlich?
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Luxferre

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #358 am: 8.05.2018 | 15:44 »
Ich mache Dich mal noch "bekloppter". ;)

Nee, lass mal  >;D

Ich finde es schon schade genug, dass dieses Thema so zerredet und zersetzt wird  :q

Offline YY

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #359 am: 8.05.2018 | 15:46 »
@felixs:

Shadowrun hat in der Richtung alles:
Rassismus in voller Absicht als gesellschaftlichen Kommentar (hauptsächlich gegen die fiktiven Metatypen) und daneben "versehentlichen" Rassismus einmal aus Unkenntnis der Autoren und zum Anderen als mehr oder weniger zwangsläufige Folge des stellenweise sehr abgedrehten Settings. Gerade die zweite Form lässt sich mit diesem zeitlichen Abstand recht schwer bewerten, besonders im Fall der NAN.

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Offline Isegrim

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #360 am: 8.05.2018 | 15:59 »
Es ging mir nicht um "Cultural Appropriation", es ging darum, dass ich wenigstens Minimalrecherche betreibe und vielleicht auch mal jemanden aus der entsprechenden Kultur frage, um nicht auf die ödesten Klischees zu verfallen.

Naja, aber genau das war doch das Erfolgsrezept der "Zaubererwelt" an sich: Blühende Infantilität, Klischees hoch drei und viel, viel Farbe.

Aber Rowling verwendet eben wirklich so ziemlich das Komplettpaket ...

Find ich nicht. Das folgt mE nur, wenn man aus der Eingangsassoziation das gesamte Vorurteils-Paket der Nazis ableitet.

Genau genommen ist mE die gesamte Zaubererwelt wesentlich näher an antisemitischen Klischees, als die Gringotts-Wichtel: Die geheime Gegengesellschaft im Verborgenen, die mehr oder minder die Politik der Goj... äh Muggel unter Kontrolle hat. Da ist man ja schon fast froh, das Voldis Wiederauferstehungfriedhof nicht grade in Prag lag... ;)
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Offline Rhylthar

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #361 am: 8.05.2018 | 16:22 »
Zitat
Rassismus in voller Absicht als gesellschaftlichen Kommentar (hauptsächlich gegen die fiktiven Metatypen)
Oder von Metatypen gegen andere. Neben Tír Tairngire/Tír na nÓg sieht mancher real-weltlicher Rassismus schon fast harmlos aus (Nein, Rassismus ist selten "harmlos").
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Offline Chruschtschow

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #362 am: 8.05.2018 | 16:24 »
Nur kurz zur Information: Das ist nicht das Vorurteilspaket der Nazis. Als Beleg weise ich gerne noch ein Mal auf den Shylock hin, es sei denn jemand äußert die These dass Shakespeare Zeitreisender war. Und selbst dann muss man nicht lange buddeln, um das Klischee als Begründung mittelalterlicher Pogrome zu finden. Was sollen also die Nazis hier? Noch ein bisschen die Diskussion aufladen?

Und was, wenn nicht die Bücher, soll denn zur Begründung heran gezogen werden? Da wird über die Goblins gesprochen. Hagrid haut gleich zu Beginn beim ersten Besuch der Winkelgasse gut was raus. Im letzten Buch sind die ja auch ein Weilchen mit einem Goblin namens Griphook unterwegs. Und in der Mitte gibt's immer mal wieder einen Blick in die "Zauberwesen"-Stunden. In sieben dicken Büchern kommen da durchaus ein paar Dinge zusammen.

Ist Rowling antisemitisch? Ich habe schon schwere Zweifel angemeldet und sehe es eher als Ausrutscher an. Der Lektor könnte sich an der Stelle warscheinlich auch Vorwürfe machen lassen, weil der eben noch einen Blick von außen drauf werfen sollte. Wir hängen an unseren Klischees, sonst wären sie keine. Aber bewusster Antisemitismus? Nein, eher nicht.
« Letzte Änderung: 8.05.2018 | 16:31 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Rhylthar

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #363 am: 8.05.2018 | 16:32 »
Zitat
Was sollen also die Nazis hier? Noch ein bisschen die Diskussion aufladen?
Godwin´s Law.
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Offline Isegrim

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #364 am: 8.05.2018 | 16:34 »
Nur kurz zur Information: Das ist nicht das Vorurteilspaket der Nazis.

Falsch. Das ist nicht nur das Vorurteilspaket der Nazis, aber eben auch dieser. Man kann in Schland nicht über Antisemitismus diskutieren, ohne den Nationalsozialismus und die Shoa zu bedenken. Funzt einfach nicht.
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Offline Chruschtschow

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #365 am: 8.05.2018 | 16:52 »
Falsch. Das ist nicht nur das Vorurteilspaket der Nazis, aber eben auch dieser. Man kann in Schland nicht über Antisemitismus diskutieren, ohne den Nationalsozialismus und die Shoa zu bedenken. Funzt einfach nicht.

Schmarrn. Antisemitismus war vorher schon Antisemitismus, erreichte mit den Nazis eine umrühmliche Spitze - die das und jedes andere Vorurteil natürlich gerne verwurstet haben - und war und ist's danach immer noch. Aber es eskaliert die Diskussion so schön, wenn einer "Nazi" sagt. Mach ich nicht anders, wenn ich mich so richtig in Rage geschimpft habe.

Und um überhaupt mal einen Schritt wieder zurück zum Thema zu machen, warum ist es mir eigentlich so wichtig rüberzubringen, warum ich die Goblins so wahrnehme:

Wir sind an unsere Klischees gewöhnt. Seien es die Vistani, die Gringotts-Goblins, meine weiter oben erwähnten Cajouns, die zumindest netter als die Lovecraft-Cajouns sind, die stören uns alle meistens gar nicht. Wir sind die Bilder gewöhnt. Es sind die kognitiven Zuordnungen, die wir irgendwann mal gelernt haben. Und leider entsprechen sie öfter, als uns lieb ist, schädlichen Vorurteilen. Und selbst wenn wir vielleicht gerade nicht das große rassistische Paket schnüren, sorgt vielleicht der Zufall (meistens aber eher das Unterbewusstsein) dafür, dass das Mosaik passt. So füllt unser Hirn halt Lücken, indem es Bekanntes einfüllt.

Und wenn man dann zum Beispiel im Kreativprozess beim Abenteuerbasteln oder am Spieltisch selbst vielleicht gelegentlich mal hinterfragt, was man da wieder fabriziert hat, kann man wahrscheinlich einige Fettnäpfchen umgehen. :)

Passiert mir doch selbst auch. Ich improvisiere den Abend so vor mich hin. Hinterher weißt eine Spielerin kurz auf das Geschlecht der durchaus reichlichen NSC hin. Oh, alles Männer außer einem. Und der NSC war eine Prostituierte. Duh ... Und nein, es war keineswegs nötig oder naheliegend, die Geschlechter so zu verteilen. Ich habe nur meinen eigenen Automatismus nicht erkannt. Und wenn ich bedenke, bei welchen NSC-Rollen ich teils unbedacht welche Dialekte oder Akzente auspacke? Kannste auch nicht an jedem Tisch bringen, ohne dass es da nicht zu Recht hochgezogene Augenbrauen gibt.
« Letzte Änderung: 8.05.2018 | 17:11 von Chruschtschow »
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Offline Maarzan

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #366 am: 8.05.2018 | 18:43 »
Der Rassismus (und  auch der Nazi-)vorwurf sind eben hierzulande (und zu anderen Orten und Zeiten auch weitere solcher Zuschriebungen) sind eben rhetorische udn politische Atombomen, wleche wenn sie zünden den Gegner direkt vernichten - weil sie eben in der entsprechenden Wertebeurteilungen (und da zumindest im Falle des Rassismus und Nazivorwurfs zu Recht) im Zutreffensfalle (und das dann in diesem thematischen Rahmen völlig zu Recht) zur direkten Beendigung der Diskussion und Ächtung der betreffenden Person führen.

Aber damit wird der Vorwurf eben auch ein extrem verlockendes und dann auch wirksames Werkzeug, wenn man es schafft auch andere Themen/Ansichten erfolgreich in denselben assoziativen Sumpf zu ziehen und damit durch den Vorwurf alleine wiederum "Recht zu bekommen" ohne irgendeine und die Diskussion ohne die Mühe von Argumenten oder Belegen beenden zu können/müssen, alleine Kraft moralischer Autorität.  Und das ist das Geschäft der PC!

Nebenbei: DSA4(AH):
Die einzigen Rassen, die genetische Vor/nachteile hatten sind Trollzacker(Platzangst, wohl wegen der geographischen Natur ihres eher engen Herkunftsgebiets), Utulus (Hitzeresistenz ebenfalls wegen ihres Herkunftsgebiets) ... und die "Nazisymbolikwikinger"-Thorwaler mit ihrem Jähzorn und damit als einzigen Trägern eines genetischen geistig/sozialen Makels. Soviel zu der DSA-Thorwaler/Tulamiden etc-Argumentation.

Ansonsten würde ich sagen:
Rassismus - Zuschreibung von ungerechtfertigten charakternegativen Zügen zu einer Gruppe alleine auf Grund ihrer genetischen Rassenzugehörigkeit. In einer Fantasywelt könnte es vorkommen, dass auf Grund von übernatürlichen Einflüssen, Schöpfung oder anderer fantastischer Genetik ein solcher Vorwurf nicht ungerechtfertigt ist, inirdischen Gefilden ist das wohl deutlich unzutreffend und damit böse (tm).

Im Kern bleibt Spiel aber erst einmal Spiel und damit ist sich über settinginternen Rassismus als solchen aufzuregen an sich erst einmal pure Hysterie. Die mit solchen groben Vereinfachungen einhergehenden ästhetischen Leitlinien sehe ich da gar deutlcih ärgerlicher.

Dabei bleibt aber eben noch die Frage der Gefahr der Rückwirkung auf die Spieler (oder Konsumenten anderer Medien) wieder und damit ggf. Förderung von Rassismus auf Empfängerseite. Letztlich kann (irgendwo wie Krebs) alles auch mit einer Chance ungleich 0 unter Umständen wirken. Und hier haben wir dann die nächste Hysterie mit der quasi Forderung nach Perfektion (und zur Not auch unmöglichen, weil sich gegenseitig ausschließenden Forderungen).

Da sähe ich gerne eine etwas differenziertere und analytischere Behandlung fraglicher Fälle statt der politischen. Manche Sachen sind nachvollziehbar und scheinbar auch bewußt problematisch, manche sind unbeabsichtigt problematisch, wieder andere nur wenn man von extremer "Vorbelastung" und ungünstigen Rahmenbedingungen ausgeht.

Als Ergebnis stände dann hoffentlich auch eine angemessene praktische und ausgewogene  Behandlung dieser Elemente und ggf auch ein paar alle zufriedenstellende Verbesserungen  udn eher weiter festfahrenden Fronten statt nur die verbrannte Erde einer politisch-ideologisch geführten Diskussion/Kampagne.

zu Rowlings Gnomen: vermenschlichte Enten mit Zwicker im Schottenrock wären eine andere Variante von Banker mit hohem Wiedererkennungswert.
« Letzte Änderung: 8.05.2018 | 19:04 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Chruschtschow

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #367 am: 8.05.2018 | 19:02 »
zu Rowlings Gnomen: vermenschlichte Enten mit Zwicker im Schottenrock wären eine andere Variante von Banker mit hohem Wiedererkennungswert.

Dann müsste ein Harry-Potter-RSP auf jeden Fall Runequest als System nutzen.  :d
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Offline Isegrim

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #368 am: 8.05.2018 | 21:17 »
Schmarrn. Antisemitismus war vorher schon Antisemitismus, erreichte mit den Nazis eine umrühmliche Spitze - die das und jedes andere Vorurteil natürlich gerne verwurstet haben - und war und ist's danach immer noch. Aber es eskaliert die Diskussion so schön, wenn einer "Nazi" sagt. Mach ich nicht anders, wenn ich mich so richtig in Rage geschimpft habe.

Das ist doch albern. Wenn du deine Vorstellungen, was antisemitische Vorurteile sind, tatsächlich von Shakespeare und der Auseinandersetzung mit Shylock hast, und überhaupt gar nicht aus der Auseinandersetzung mit Nazis und Holocaust... sag ichdir ins Gesicht, dass du ein Lügner bist. Sry, aber das nehm ich dir schlicht nicht ab.

Aber nach diesem Tiefschlag ziehe auch ich mich aus diesem Thread zurück. Eine sinn- und respektvolle Debatte ist hier nicht mehr zu erwarten, und mir von i-.welchen Ideologen Scheiße an den Kopf werfen zu lassen ist mir meine Zeit zu schade.
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Offline Chruschtschow

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #369 am: 8.05.2018 | 21:19 »
Das ist doch albern. Wenn du deine Vorstellungen, was antisemitische Vorurteile sind, tatsächlich von Shakespeare und der Auseinandersetzung mit Shylock hast, und überhaupt gar nicht aus der Auseinandersetzung mit Nazis und Holocaust... sag ichdir ins Gesicht, dass du ein Lügner bist. Sry, aber das nehm ich dir schlicht nicht ab.

Natürlich ist das in Deutschland auf Grund dessen ein besonderes Thema. Ohne Frage. Aber wie gesagt ist das eine antisemitisches Klischee, das bis ins Mittelalter zurück reicht. AAAAAAAALT. Ja, das kann auch thematisiert werden, ohne dass ich gleich den Holocaust auf den Tisch haue.
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Offline Nodens Sohn

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #370 am: 8.05.2018 | 21:20 »
Rassismus im Rollenspiel finde ich eigentlich ganz ok. ....  :o

Zur Fantasydiskussion: In einer Fantasywelt möchte ich wissen, wer die weißen und wer die schwarzen Hüte aufhat. Ich möchte mich am Wochenende nicht mit Zweifeln herumschlagen müssen, ob ich den Ork wirklich erledigen darf, oder ob das nun ein rassistisches Verhalten wäre, das politisch gesehen ziemlich inkorrekt ist. Im Fantasybereich macht diese Diskussion für mich einfach keinen Sinn und möchte ich mir auch nicht einreden lassen.

Zu Settings die in der realen bzw. fast realen Welt spielen: Ich spiele derzeit in einem viktorianischen Setting, das ja voll mit rassistischen Vorstellungen war und einem seltsamen Frauenbild aufwarten konnte. Und das finde ich im Rollenspiel ok. Ich habe in meiner Rollenspielrunde Frauen, die es faszinierend finden die gesetzten Grenzen des 19. Jahrhunderts zu überschreiten. Am Tage spielen sie die schüchterne und wohlerzogene adlige Dame, die dann Nachts in Hosen, den Säbel in der Hand tragend, in London Monster abschlachten. Ethnische Ausgrenzungen bieten einen guten Konfliktstoff. Die SCs müssen sich daran ja nicht aktiv beteiligen (Auch damals gab es Kämpfer, die für Menschenrechte aller Art gekämpft haben), aber im Hintergrund ist dieser Rassismus und diese Abgrenzung gegen das Fremde immer da. Wenn ich das das alles wegspülen würde bräuchte ich auch nicht in einem solchen Setting spielen.

Offline Isegrim

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #371 am: 8.05.2018 | 21:27 »
Natürlich ist das in Deutschland auf Grund dessen ein besonderes Thema. Ohne Frage. Aber wie gesagt ist das eine antisemitisches Klischee, das bis ins Mittelalter zurück reicht. AAAAAAAALT. Ja, das kann auch thematisiert werden, ohne dass ich gleich den Holocaust auf den Tisch haue.

Wo hab ich auf den Tisch gehauen? Wo hab ich i-jemand auch nur einen Vorwurf gemacht?

Wow, ich hab bei einer Debatte über ANTISEMISTISMUS in DEUTSCHLAND 2018 gewagt, den NS als (also die vermutlichste mit Abstand wichtigste Quelle für diese hierzulande) am Rande zu erwähnen. ESKALATION!!1!  GODWIN!!! 

Danke, aber das ist mir albern, und deine Angriffe sind mir zu sehr auf einer persönlichen Ebene gehalten. Muss ich nicht haben.
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Offline Chruschtschow

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #372 am: 8.05.2018 | 21:46 »
Entschuldige. Es war nicht als Angriff gemeint, erst recht nicht als persönlicher Angriff auf deine Person. Ja, wenn ich mir meinen Text noch ein Mal anschaue, war ich da ziemlich pampig. Noch ein Mal: Bitte Entschuldige.
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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #373 am: 8.05.2018 | 21:55 »
Rassismus im Rollenspiel finde ich eigentlich ganz ok. ....  :o

Zur Fantasydiskussion: In einer Fantasywelt möchte ich wissen, wer die weißen und wer die schwarzen Hüte aufhat. Ich möchte mich am Wochenende nicht mit Zweifeln herumschlagen müssen, ob ich den Ork wirklich erledigen darf, oder ob das nun ein rassistisches Verhalten wäre, das politisch gesehen ziemlich inkorrekt ist. Im Fantasybereich macht diese Diskussion für mich einfach keinen Sinn und möchte ich mir auch nicht einreden lassen.

Ist halt die Frage, ob man die Hut- unbedingt an der Haut-, Fell- oder Schuppenfarbe oder meinetwegen auch der Form der Ohren festmachen muß. Schließlich kann ich klar unterscheidbare Gute und Böse genausogut in einer Handlung haben, in der ausschließlich menschliche weiße Männer zwischen 20 und 40 vorkommen...

Offline TaintedMirror

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Re: Rassismus in Fantasy Rollenspiele
« Antwort #374 am: 8.05.2018 | 22:08 »
Klar kann man, aber Fantasy und Märchen leben halt nunmal von einer gewissen visuellen und optischen Vorstellung. Und man muss halt auch sagen, dass solche Klischees halt oft gerne auch verwendet werden, um explizit mit ihnen zu brechen. So oft, dass eigentlich ein brechen eines Klischees teils schon zum Klischee wird. Schau dir mal DSA-Abenteuer an und zähl mal, wie oft dort eine Hexe Opfer einer Anklage wurde und total unschuldig ist. Rollenspieler sind halt meiner Erfahrung nach zumindest im Spiel teilweise schon langweilig extrem tolerant. Da wird quasi erwartet, dass in jeder einigermaßen zweifelhaften Situation die innerweltliche Norm gebrochen wird und die ansonsten als fies beschriebenen Wesen absolut das Gegenteil sind.