Autor Thema: Thema und dessen Umsetzung in Brettspielen (war: Spielbericht - Was wurde vor kurzem gespielt.)  (Gelesen 3429 mal)

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Noir

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Spiele in denen Themen GUT umgesetzt sind, finden sich imho nur sehr schwer. Mir fällt kaum eines ein, bei dem ich sagen würde, dass das Thema wirklich wichtig wäre.

Offline felixs

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Spiele in denen Themen GUT umgesetzt sind, finden sich imho nur sehr schwer. Mir fällt kaum eines ein, bei dem ich sagen würde, dass das Thema wirklich wichtig wäre.

Kommt mir auch so vor.

Man kann durchaus sagen, dass es Spiele gibt, bei denen Mechanik und Thema gut zusammenpassen. Ob das aber nun ein objektives Urteil oder "nur" eine Frage des Geschmacks ist...
Pauschal würde ich sagen: Desto vager das Thema, desto einfacher eine glaubwürdige Umsetzung.
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Offline Barbara

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Mir fallen da spontan ein:
- Photosynthesis
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- Magnificent Flying Machines
- Great Western Trail
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Offline Crimson King

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Für mich gibt es bezüglich Thematik zwei Aspekte. Der eine ist rational, er bezieht sich auf die Austauschbarkeit des Themas. Bei Eurospielen ist das Thema eigentlich immer austauschbar. Gutes Beispiel ist Pandemie. Im neuesten Ableger bekämpft man keine Krankheiten, sondern Barbarenstämme im römischen Reich. Hält man Pandemic Legacy dagegen, wird es praktisch unmöglich, da Spiel ohne enormen Aufwand zu reskinnen, weil man um das neue Thema auch eine komplette Story schreiben muss.

Der zweite Aspekt betrifft das Spielgefühl. Hier wird es völlig subjektiv. Ich z.B. habe bei Mage Knight in der Tat das Gefühl, einen Krieger-Magier zu führen, der nach ultimativer Macht strebt. Für andere ist das Spiel reine Zahlenschubserei ohne inhaltliche Tiefe. Auf der anderen Seite sind viele Leute vom Pathfinder Abenteuer-Kartenspiel begeistert, während das für mich eine völlig zufällige Aneinanderreihung von Einzelencountern ist, die thematisch weder zusammen- noch zu den Lokationen passen, und auch kaum zum Tragen kommt, dass da eine Abenteuergruppe unterwegs ist, weil letzten Endes doch nur derjenige eine Aufgabe lösen kann, der dran ist und sie gezogen hat.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline felixs

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@Barbara: Gute Liste, stimme bei einigen davon voll zu! (Wollen wir vielleicht einen separaten Faden für dieses Thema aufmachen? Ich finde das sehr interessant). Überhaupt scheinen Rennspiele mir fast immer recht thematreu zu sein.

@Crimson King: Würde ich auch zustimmen. Bei mir ist es bezüglich Pathfinder und Mage Knight andersrum: Ich empfinde Mage Knight als öde Zahlenschieberei, Pathfinder gibt mir zumindest halbwegs ein abenteuerliches Gefühl. (Toll finde ich beide Spiele nicht). Bezüglich der Austauschbarkeit des Themas bei Pandemic: Legacy hätte ich wahrscheinlich Einwände, habe das Spiel aber bisher nicht gespielt. Zumindest vermute ich, dass es auch gut Austauschbar wäre gegen ein Thema mit Zombies, Aliens oder steigendem Meeresspiegel, oder Waldbränden.
Erstaunlicherweise können wir uns ja scheinbar darauf einigen, dass es weitgehend subjektiv ist  :d (Was wohl auch in Datas Sinn ist?
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Offline felixs

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Super - jetzt wo das hier ein eigenes Thema ist, schlage ich auch mal ein paar Beispiele vor.

Ich finde, dass Fürsten von Catan thematisch sehr gut umgesetzt ist. Man erhält Rohstoffe, baut damit Straßen und Dörfer, erschließt neue Gebiete; schließlich kommen Städte hinzu und spezielle Gebäude. Das ist alles schlüssig, ergibt das Gefühl von Aufbau. Und es ist nicht sonderlich abstrakt. Fürsten von Catan steht hier pars pro toto (und als bestes Beispiel seiner Art) für diverse Aufbauspiele mit nicht zu hohem Abstraktionsgrad. Vermutlich liegt das daran, dass Aufbauspiele gut zu typischen Brettspielmechanismen passen.

Galaxy Trucker bietet eine tolle Verzahnung von Thema und Mechaniken. Man baut ein Raumschiff, es ist "schlüssig" erklärt, warum das alles so gebaut wird. Und dann fliegt man dieses Raumschiff an seinen Bestimmungsort. Funktioniert super, Thema und Mechanik passen perfekt zusammen.

Die meisten Rennspiele funktionieren ziemlich gut.

Ein bemerkenswertes Beispiel ist auch Scotland Yard. Mechanismen und Thema fügen sich perfekt ineinander ein, Deduktion, Täuschung, Auf- und Untertauchen des Gesuchten passen perfekt ins Spielprinzip.

Robinson Crusoe ist eigentlich kein sehr gutes Beispiel, weil die Missionen sehr unterschiedlich ausfallen. Aber man kann doch sagen, dass der extreme Mangel, der Aufbau unter sehr harten Bedingungen sehr gut zum Thema passen. Und bemerkenswerterweise funktioniert das alles gut, obwohl der Abstraktionsgrad eher hoch ist.

Zusätzlich ein paar Spiele, die für mich thematisch gut funktionieren, bei denen ich das aber für völlig subjektiv halte:
Aeons End
Wettlauf nach El Dorado
Blue Moon
Sylvion
Bärenpark
Patchwork
Oh Zoo le mio


Und ein paar, die für mich thematisch überhaupt nicht funktionieren:
Carcassonne (alle Versionen)
Neuroshima Hex
Zug um Zug
Mage Knight
Finca
Thunderstone
Mystery Rummy
Mythopia
Mutant Meeples
Viticulture
« Letzte Änderung: 8.11.2018 | 09:33 von felixs »
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Pyromancer

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Die meisten Eurogames entstehen halt von der Mechanik her, und das "Thema" wird erst in einem der späteren oder gar erst dem letzten Schritt drübergestülpt. Und das merkt man auch.

Offline 1of3

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Ich hab beim örtlichen Verein Samstag 'Colt Exprss' (inklusive Kutschen-Erweiterung) gespielt. Ich weiß nicht, ob das Thema perfekt umgesetzt ist (warum gibt es Passagiere nur in der Kutsche?), aber das Design war schon genial. Die Regeln leiten sich regelmäßig aus der Form des Spielmaterials her. Ich denke das ist ein ganz zentraler Punkt bei Spielen die "thematisch" passen.

Offline Exar

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Würdet ihr Colt Express denn empfehlen?
Mich hatte das Thema bislang sogar eher abgeschreckt, weil irgendwie plump und zu sehr auf Klischees getrimmt.
Aber vielleicht habe ich auch einen falschen Eindruck.


Pyromancer

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Würdet ihr Colt Express denn empfehlen?

Wir haben's einmal gespielt, und es hat uns nicht gerockt. Persönlich fand ich es jetzt nicht schlecht, und würde es auch nochmal spielen, wenn der Rest der Runde es vorschlüge, aber dass ich von mir aus sage: "Komm, lass uns nochmal Colt Express spielen" - das wird eher nicht passieren.

Offline felixs

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Die meisten Eurogames entstehen halt von der Mechanik her, und das "Thema" wird erst in einem der späteren oder gar erst dem letzten Schritt drübergestülpt. Und das merkt man auch.

Das stimmt. Und es ist sicher kein Zufall, dass einem zuerst eine lange Liste von völlig am Thema vorbei spielenden Spielen dieser Art einfällt. Es gibt aber eben auch welche, bei denen das Thema richtig gut passt.

Würdet ihr Colt Express denn empfehlen?
Mich hatte das Thema bislang sogar eher abgeschreckt, weil irgendwie plump und zu sehr auf Klischees getrimmt.
Aber vielleicht habe ich auch einen falschen Eindruck.

Ich fand es ganz ok.

Das Thema kommt eigentlich ganz gut durch, finde ich. Zumindest falls das Thema eine Kreuzung aus Bud-Spencer-Western und Kindergeburtstag ist. Was nicht abfällig gemeint ist. Man muss sich halt darüber klar sein, dass es kein "ernsthaftes" Spiel ist.
« Letzte Änderung: 6.11.2018 | 23:08 von felixs »
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Offline Boo

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Wenn ich so in meine Spielesammlung schaue, dann würden die meisten tatsächlich auch mit einem anderen Thema gut funktionieren. Deutlich verlieren würden für mich:

- Terraforming Mars
- Die Alchemisten
- Evolution
- Arctic Scavengers

Offline felixs

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- Terraforming Mars

Gutes Beispiel.
Würde zwar, meine ich, auch mit einem anderen Thema funktionieren. Aber das Thema ist sehr gut gemacht und passt perfekt ins Spiel. Ist ja auch ein Aufbauspiel  ;)
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Offline Faras Damion

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Ursuppe fiele mir noch ein: https://www.spieletest.at/gesellschaftsspiel/2029/

Galaxy Trucker gibt es übrigens als super App. :)
Method Actor: 92%, Storyteller: 67%, Tactician: 58%, Power Gamer: 46%, Casual Gamer: 29%, Butt-Kicker: 21%, Specialist: 13%

Offline felixs

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Habe noch ein wenig nachgedacht und mir ist dabei aufgefallen, dass es mir bei manchen Spielen ziemlich egal ist, wie diese thematisch verpackt sind, bei anderen aber sehr wichtig.

Tendentiell ist mir ein schlüssiges Thema desto wichtiger, je länger das Spiel ist (Spielzeit). Bei kurzen Spielen interessiert mich vorrangig die Mechanik, da verzeihe ich auch thematische Ausreisser. Bei längeren Spielen nicht. Ich vermute, dass das daran liegt, dass ich von längeren Spielen mehr erwarte, da ich ja auch mehr Zeit investiere. Außerdem erwarte ich von dem Spiel dann mehr thematische Dichte, weil es ja auch Zeit hat, diese auszubreiten.

Außerdem hängt es davon ab, ob mich das Thema intrinsisch interessiert. Bin ich dem Thema gegenüber eher gleichgültig (Weltausstellungen, japanisches Mittelalter. Superhelden etc.), dann schaue ich fast nur auf die mechanischen Elemente. Wenn mich das Thema aber interessiert (Landwirtschaft, Besiedelung, Deichbau, viele Fantasy-Themen), dann ärgere ich mich, wenn ich diese nicht gut umgesetzt finde.
« Letzte Änderung: 8.11.2018 | 09:34 von felixs »
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Offline smerk

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Gestern haben mein Sohn (9 Jahre alt) und ich zum ersten Mal Caverna gespielt. Aufgrund der Punktzahl zum Ende des Spieles würde ich behaupten, dass unsere Zwergenhöhlen eher Wellblechhütten geworden sind. Das hat den Lütten offensichtlich nicht abgeschreckt: Heute Nachmittag ruft er mich bei der Arbeit an und berichtet mir, dass er gleich mit der zweiten Solopartie anfangen will, außerdem im vorherigen Spiel mehr Punkte bekommen hat als wir beide am Vortag zusammen... ;)



Offline felixs

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Du meinst also, dass Caverna thematisch gut umgesetzt ist?

Mir ist der Aspekt "Abenteuer" etwas zu abstrakt und einige Räume sind mir etwas zu albern - das war auch schon bei Agricola mit den Rollenkarten so. Der Rest ist sehr stimmungsvoll.
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