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Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
YY:
@Issi:
Wenn du mich fragst: nein, ganz sicher nicht.
Außen vor lassen sollte man (übrigens nicht nur im cinematischen Rollenspiel) überflüssige Details, die niemandem etwas bringen und Selbstzweck sind. Z.B. Munition einzeln abzählen in Systemen und/oder Situationen, wo das erfahrungsgemäß in tausend Jahren nicht relevant wird.
Details, die Atmosphäre schaffen und Beschreibungen komplettieren, sind mir dagegen fast immer willkommen. Natürlich kann das je nach Rezipient immer noch gut oder weniger gut ankommen (oder einfach völlig an ihm vorbei gehen, weil er es nicht einordnen kann), aber da haben auch die meisten meiner Spieler durchaus ihren Spaß dran.
Beispiel: Drei Mann im Auto, Fahrer und Mitfahrer hinten rechts (von dem wir schon wissen/gezeigt bekommen haben, dass er ein Lederholster nutzt) sind Undercover-Polizisten, auf dem Beifahrersitz hockt ein Gangster, der die beiden schon im Verdacht hatte und das Gespräch gerade in eine Richtung gelenkt hat, wo gerade so noch offen ist, ob er jetzt endgültig Bescheid weiß oder nicht. Kurz Stille im Auto und von der Rückbank hört man leise einen Druckknopf ploppen.
Ein winziges, kurzes Geräusch und sofort ist klar, was da gerade abgeht.
Dieses letzte Detail würde mir im Film genau so gut gefallen wie im Rollenspiel, auch wenn es spielmechanisch bedeutungslos ist oder wäre und am einen oder anderen Zuschauer bzw. Mitspieler vorbei geht, weil er nicht weiß, dass Lederholster Druckknöpfe haben oder - für den Film - wie sich das anhört (was man im Film vermeiden kann, indem man es vorher schon mal zeigt. Im Rollenspiel weiß man ja vorher i.d.R. nicht, dass das aufkommt und ist dann eben drauf angewiesen, dass es der Mitspieler weiß - oder man erklärt es kurz, was immerhin nicht ganz so schlimm ist wie Witze erklären ;)).
Der Oger (Im Exil):
Huch, ich finde den Faden jetzt erst, ich muss noch ein wenig über das Thema nachdenken. Nur so viel bisher: "Cinematisch" und "Spannend" schließen sich nicht zwingend aus, wenn das Etikett an die richtige Kiste getackert wird. Meist ist es ja so, dass einem Rocknroll versprochen, aber seichte Fahrstuhlmusik geliefert wird.
Ist natürlich meine völlig subjektive Sicht, aber es gibt durchaus SL, die a) Ergebnisoffen leiten und b) auch genügend Zeugs im Hirn der Spieler evozieren können, dass man am Ende von einem cinematischen Erlebnis sprechen kann.
Jiba:
Und wenn ich jetzt einwerfe, dass herausforderungsorientiertes Spiel meist auch nicht 100% ergebnisoffen und schon gar nicht 100% cinematikfrei abläuft?
Issi:
--- Zitat von: Jiba am 22.11.2018 | 13:21 ---Und wenn ich jetzt einwerfe, dass herausforderungsorientiertes Spiel meist auch nicht 100% ergebnisoffen und schon gar nicht 100% cinematikfrei abläuft?
--- Ende Zitat ---
Dann hättest Du (aus meiner Sicht) Recht.
Und das ist vermutlich auch gut so.
YY:
--- Zitat von: Der Oger am 22.11.2018 | 13:07 ---es gibt durchaus SL, die a) Ergebnisoffen leiten und b) auch genügend Zeugs im Hirn der Spieler evozieren können, dass man am Ende von einem cinematischen Erlebnis sprechen kann.
--- Ende Zitat ---
Ja, die Trennlinie verläuft wohl da, wo erspielte Rückschläge den richtigen Ton treffen und die Spieler nicht den Anspruch haben, alles zu schaffen, weil man ja schließlich die großen Helden spielt.
--- Zitat von: Jiba am 22.11.2018 | 13:21 ---Und wenn ich jetzt einwerfe, dass herausforderungsorientiertes Spiel meist auch nicht 100% ergebnisoffen und schon gar nicht 100% cinematikfrei abläuft?
--- Ende Zitat ---
Dann hast du Recht ;)
Die meisten eiern ja irgendwie in der Mitte rum und oft genug funktioniert das wenigstens halbwegs. Je bewusster man sich macht, was man in dieser Hinsicht warum wie tut, um so besser klappt es mMn.
Interessant wird es da, wo man das Spiel stark in irgendeine Richtung verschieben will.
Siehe meine DSA-Erinnerungen: Das ist stärker herausforderungsorientiert und so weit ergebnisoffen, dass man damit leben muss, am Ende ggf. deutlich "unrunde" Erzählungen zu bekommen.
Und andersrum wird es immer weniger ergebnisoffen, je weniger ich mich auf (durchaus sinnvolle!) Erzähltechniken und andere aus dem Film entlehnte Kleinigkeiten beschränke und immer mehr versuche, die komplette Erzählstruktur mit formelhaftem Spannungsbogen, filmtypischer Charakterisierung usw. nachzustellen. Da komme ich irgendwann an den Punkt, wo ich am Besten meine ganze überflüssig gewordene Spielmechanik für ergebnisoffenes und herausforderungsorientiertes Spiel rauswerfe und nur noch Pacing-Hilfen u.Ä. verwende.
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