Was machst Du, wenn der Flüchtlinge entkommt (entkommen soll)?
Wie stellst Du das dar? Wie schaffst Du da die Atmosphäre? Die Regeln geben da ja nicht sonderlich viel (gar nichts) her.
Ganz klassisch über Beschreibungen:
"Matthew, du gibst alles, aber du merkst die Müdigkeit in deinen Knochen und du weißt: Du wirst Gerard nicht einholen können."
"Du siehst, wie sich die Beine der Frau auf unnatürliche Art und Weise verlängern und sie sprintet davon."
"Als du um die Ecke rennst, um die Verfolgung aufzunehmen, hörst du nur noch das Schlagen ledriger Flügel, doch das schleimige Wesen ist nirgends mehr zu sehen."
Wenn von vornherein durch die Regeln festgelegt wird, dass überhaupt nur dann eine Verfolgungsjagd einsetzt (einsetzen kann), wenn der Verfolger mindestens genauso schnell ist wie der Verfolgte, dann ist der Ausgang der Verfolgung zumindest teilweise (und ich benutze den Ausdruck jetzt nur ungerne) GESKRIPTET.
Für mich ist es nicht geskriptet: Geskriptet wäre in meinen Augen etwas, bei dem Regeln gebrochen anstatt befolgt werden, um einen bestimmten Ausgang zu erzeugen (klassiches Railroading). Hier gibt es unter den genannten Umständen zwar auch einen bestimmen Ausgang - der Verfolgte flieht - aber es ist nichts, wo sich die Charaktere oder Spieler verarscht vorkommen könnten; es läuft regelgerecht ab und ist plausibel. Es macht keinen Sinn, Usain Bolt oder einem Geparden hinterherzulaufen.
Ich weiss als SL doch bereits vorher, wann das Vorhaben der Chars, aufgrund der Werte aller Beteiligten, scheitert. Und dann soll ich das ausspielen?
Ja eben nicht. Die Verfolgungsjagd wird ja nur dann ausgespielt, wenn die Charaktere eine Chance haben. Wenn ich sehe, dass sich die Bewegungsweiten stark unterscheiden, beschreibe ich das Entkommen des Verfolgten und gut ist.
Das ist dann eine abgekartete Sache und Beschiss, da der Ausgang bereits feststeht.
Es kann per Defition kein Betrug sein, den Regeln entsprechend zu spielen. Man kann bestimmte Regeln und die Effekte, die sie auslösen, nicht mögen, dann lässt man sie weg. Ist ja auch kein Problem, wenn alle damit einverstanden sind.
Aber als kleine Analogie: Wenn bei D&D in den Regeln steht, dass ein Drache fliegen kann, aber keiner der Charaktere das kann, wird sich auch niemand beschweren, dass es unmöglich ist, dem Drachen zu folgen, wenn der sich in die Lüfte erhebt.
Auch sonst gibt es immer wieder Dinge, die Charaktere einfach nicht können. Man kann nicht auf Stärke würfeln, um eine massive Betonwand zu durchbrechen. Das geht einfach nicht und ist auch kein Beschiss. Genauso macht es keinen Sinn, jemanden zu verfolgen, der schneller ist, als man selbst. Sinn macht es, ihn aus der Entfernung zu beharken, ihm mithilfe von Verbündeten den Weg abzuschneiden, Fallen auszulegen, Absperrungen zu errichten etc.