Autor Thema: SL von UK Games Expo geflogen: Angeblich war sexuelle Gewalt Thema des Spiels  (Gelesen 73693 mal)

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Offline Bildpunkt

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Ich habe Sorge, das aus Gründen einer vorauseilenden Selbstzensur Regeln aufgestellt werden, die mehr schaden als hilfreich sein könnten.

Sehe ich nicht so, was soll da schaedlich sein. Deine Gewaltfantasien kannst Du ja auch zuhause ausleben wenn Du das unbedingt brauchst. Ansonsten ggf so ne Art " Raucherzimmer" auf Cons etablieren, wo dann die Edgelords/ladys unter sich sind.
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Offline Maarzan

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Sehe ich nicht so, was soll da schaedlich sein. Deine Gewaltfantasien kannst Du ja auch zuhause ausleben wenn Du das unbedingt brauchst. Ansonsten ggf so ne Art " Raucherzimmer" auf Cons etablieren, wo dann die Edgelords/ladys unter sich sind.

Die Frage ist halt: Wer darf festlegen,  was nun eine unzumutbare "Gewaltfantasie" ist?
Es erscheint mir ja nicht so, als ob es dazu jetzt einen Konsens gibt.
Und wenn wir eh schon beim "triggern" sind - was kommt neben Gewalt dann gleich noch mit auf den Index?
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Offline gilborn

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Erscheint als ein sehr förderliches Kriterium, welches denke ich besser als die bisherigen das spezifische Empfinden der Spieler mit einbezieht.

Bliebe das Restrisiko, wenn das Spiel doch mal sehr anders verlaufen sollte als gedacht. Die Spielerentscheidungen kommen ja auch immer mal dazu und Ohnmacht kann z.B. auch gegenüber der Staatsmacht udn z.B. Einkerkerung und folgendem Prozess gefühlt werden - sei es als Teil und als Opfer einer bösartigen, ggf. unprovozierten Intrige oder weil man als Ablenkung für einen Einbruch einen Großbrand oder gar direkt um einen Widersacher zu erledigen verursacht hat.
Zustimmung. Aber ohne Restrisiko wirds ohnehin nicht gehen.

Offline Maarzan

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Zustimmung. Aber ohne Restrisiko wirds ohnehin nicht gehen.

Nein, es sollte auch nicht heißen so etwas nicht weiter zu verfolgen, sondern nur mögliche Komplikationen rechtzeitig mit im Auge zu behalten.
Weil gut gemeint halt noch lange nicht gut gemacht heißt und schon so manche gute/angemessene Initiative dann in von gutem/enthusiastischen Willen getriebenem blinden Handeln ertrunken ist.
« Letzte Änderung: 10.06.2019 | 11:09 von Maarzan »
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Offline Issi

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Bei mir ist das Erleben von Gewalt usw. usf. im Rollenspiel in der Regel weniger immersiv als im Film, in Fernsehserien oder in manchen Computerspielen. Oder ich sag mal so: Die Filme, Serien und Computerspiele, die ich als immersiv erlebe, erreichen einen höheren Grad der Immersion, als ich dies im Rollenspiel erlebe. Im Rollenspiel gibt es einfach zu viel, was mich rausreißt.

Ich finde es auch nicht selbstevident, dass Rollenspiel (i.d.R.) immersiver sein soll als andere Medien.

Notiz am Rande: Da wo Rollenspiel für mich immersiv wird, geschieht dies meist deswegen, weil wirklich etwas auf dem Spiel steht, also gerade bei den Inhalten, vor denen wegen zu hoher Immersion im Rollenspiel gewarnt wird.

Ok, was die Immersion bzw. Empfindsamkeit betrifft : Da ist jeder Spieler , jede Runde anders.

Den Unterschied sehe ich eben, dass man als SC Teil der Geschichte ist.
Man kann auch Einfluss darauf nehmen:
Man kann Leid selbst verursachen oder verhindern. Man kann Täter ausschalten oder selbst einer werden. Man kann Opfer sein oder welche retten.
Als Zuschauer beim Film kann ich keinen Einfluss auf die Geschichte nehmen.
Ich sehe sie mir nur an.
Das entbindet mich auch von einer Verantwortung, die ich im Rollenspiel stärker habe.
Aber auch von Macht.

Das Gefühl von Ohnmacht kann man beim Film auch haben. Denn da kann man, ganz im Gegensatz zum RPG, sicher nichts ändern bzw. beeinflussen.

Edit. Von daher würde ich eher die "Verantwortung für Gewalt (im weitesten Sinne)" als Hauptproblem sehen.

Wenn man diese Gewalt nicht beeinflussen oder abwenden kann,  entsteht, abgesehen von der Ohnmacht, uU. ein Schuldgefühl,  ein Verantwortungsgefühl.

Das gibt es im Film nicht. Man kann sich höchstens darüber ärgern, warum man ihn nicht ausgeschaltet hat.

(Im Rollenspiel kann man sich natürlich auch ärgern, warum man nicht ausgestiegen ist,  sondern weiter mitgespielt hat.)
« Letzte Änderung: 10.06.2019 | 11:23 von Issi »

Offline Bildpunkt

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Die Frage ist halt: Wer darf festlegen,  was nun eine unzumutbare "Gewaltfantasie" ist?
Es erscheint mir ja nicht so, als ob es dazu jetzt einen Konsens gibt.
Und wenn wir eh schon beim "triggern" sind - was kommt neben Gewalt dann gleich noch mit auf den Index?

Die jeweilige Con Leitung? Die wird am besten wissen welche Leute die Con so bisher besuchten o besuchen sollen u dank Internet weiß man vorher Bescheid was geht u was nicht. Man kann das sogar umdrehen und sich als explizite EdgeCon ne Marktnische bauen, wenn man so drauf ist.
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Offline Maarzan

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Die jeweilige Con Leitung? Die wird am besten wissen welche Leute die Con so bisher besuchten o besuchen sollen u dank Internet weiß man vorher Bescheid was geht u was nicht. Man kann das sogar umdrehen und sich als explizite EdgeCon ne Marktnische bauen, wenn man so drauf ist.

Das heißt letztlich "das Internet" bestimmt was OK ist?
Womit wir wohl wieder bei so etwas wie rpg.net sind ...  8)
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Das heißt letztlich "das Internet" bestimmt was OK ist?
Womit wir wohl wieder bei so etwas wie rpg.net sind ...  8)

Nein ich meinte damit die diesbezuegliche Infoseite der jeweiligen Con.
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Offline Lord Verminaard

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@ Blechpirat:

Zitat
(1) Auf der einen Seite sind die berechtigten Interessen der Spieler zu wahren, die weder ihre Traumata angespielt, noch weitere erleiden möchten.

(2) Auf der anderen Seite sind die Spielleiter, die eine (regelmäßig) unentgeltliche Leistung erbringen, und dafür natürlich auch nur in angemessenen Umfang Ansprüchen genügen wollen.

Und, ganz wichtig, (3) die allgegenwärtige Panik vor Shitstorm und Boykottaufrufen. :bang:

Im Übrigen bin ich schockiert über das, was ich hier lesen muss. Settembrini hat mindestens 7 mal Storygamer/Edwardisten-Zeug gespielt?! :o ;D
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Offline Maarzan

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Nein ich meinte damit die diesbezuegliche Infoseite der jeweiligen Con.

Ah, OK - ich hatte verstanden die Con-Leitung soll sich im Internet informieren, welche Regeln denn nun angemessen sind.

Im Übrigen bin ich schockiert über das, was ich hier lesen muss. Settembrini hat mindestens 7 mal Storygamer/Edwardisten-Zeug gespielt?! :o ;D

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Offline ArneBab

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Und was bedeutet es dann umgekehrt, wenn ein bestimmtes Thema von Gewalt nicht aufgeführt wird ? Bedeutet das dann, dass es sowas in der Welt gar nicht geben darf?
So würde ich das interpretieren, ja — allerdings spezifiziert als "das, was in der Runde aus der Welt sichtbar wird" (sonst könnten wir nichts spielen, was in der Realität spielt).

Bei körperlicher Gewalt: Auch wenn es körperlich starke Gegenspieler geben mag, werden die die Charaktere nicht zusammenschlagen, sondern es wird alleine durch ihre Präsenz klar, dass die Charaktere sich ergeben. Effektiv wird dann das Potenzial zu Gewalt zu einem Modifikator für soziale Proben — und Konflikte werden immer auf der sozialen Ebene entschieden. Als Vorbild könnten einige Zeichentrickserien gelten (und viele wieder nicht).

Bei psychischer Gewalt könnte z.B. nur Intelligenz berücksichtigt werden, aber Leute nicht unter Druck gesetzt, und die bessere Idee würde immer gewinnen.

Oder für Hoffnungslosigkeit: Es gibt immer einen Ausweg. Punkt.

(wobei hiermit Gewalt für die meisten Runden angekreuzt wäre — schon alleine, weil die meisten Regelsysteme Regeln für Kämpfe haben — so dass das eine zu wenig aussagekräftige Beschreibung wäre)
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
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Offline Issi

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So würde ich das interpretieren, ja — allerdings spezifiziert als "das, was in der Runde aus der Welt sichtbar wird" (sonst könnten wir nichts spielen, was in der Realität spielt).
Ok, jetzt mal angenommen, es werden keine Themen, die mit Gewalt zu tun haben angekreuzt.
Welche Bösewichte wären demnach erlaubt? Welche Themen (gewaltlos) könnten damit (wie?) bespielt werden?

eldaen

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Das Schlumpf-Rollenspiel. Aber dabei bitte nicht zu hart klatschen...

Online nobody@home

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Das Schlumpf-Rollenspiel. Aber dabei bitte nicht zu hart klatschen...

Ein Schlumpf-Rollenspiel ohne Gargamel? wtf?

Offline Blechpirat

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Ich finde es auch nicht selbstevident, dass Rollenspiel (i.d.R.) immersiver sein soll als andere Medien.

Das war übrigens auch mein Gedanke, den ich aber inzwischen revidiert habe: Es kommt m.E. nicht (nur) auf das Maß der Immersion an, sondern auch um die fehlende Möglichkeit der Selbstdistanzierung.

Um das mal zu entpacken: Bei Horrorfilmen, die mir sehr nahe gehen, habe ich Techniken entwickelt, mich selber vom Film zu distanzieren. Die einfachste davon ist, "auf die Metaebene" zu springen und sich vor Augen zu führen, dass es ja nur ein Film ist. In extremen Fällen unterbricht man den Film, oder bricht ihn ab.

Im Rollenspiel kann es Situationen geben, wo das nicht möglich ist: Man stelle sich eine Gerichtsverhandlung vor, einer der PCs ist der Angeklagte. Alles dreht sich um ihn, er ist im (Echtzeit) Kreuzverhör, der Ankläger brüllt auf ihn ein, der Richter stellt fiese Fragen, alle anderen Spieler und der Ausgang der Szene sind von seinem Tun abhängig. Da ist es - schon aus Zeitgründen - schwer sich zu distanzieren. Ein Abbruch ist mit der Hürde verbunden, dass das Spiel dann für die anderen auch nicht weitergehen kann. Das ist SPIELERstress, nicht Figurenstress.

Fühlt sich der Spieler damit nicht wohl, entsteht ein Problem, dass mit Immersion eigentlich nichts zu tun hat.


Offline Ifram

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Sensibel sein geht, steril sein geht nicht. Ein Beispiel?
Gleich zu Beginn der endlosen Schlumpf-Serie wurde Schlumpfine festgebunden und gegen ihren Willen einem Ritual unterzogen. Aber jetzt bloß nichts hinein interpretieren, der Autor fand es einfach nur cool und hat sich auf die Reaktionen der Zuschauer gefreut... ::)

Offline Issi

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Das Schlumpf-Rollenspiel. Aber dabei bitte nicht zu hart klatschen...
Schlümpfe sind ne ganz schlechte Idee..
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« Letzte Änderung: 10.06.2019 | 13:13 von Issi »

Offline YY

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Ich denke, dass die Arbeit sich in Grenzen hält: Es gibt meist eh eine Vorlage in der SLs angebotene Runden eintragen können. Da gibt es dann halt noch 6 Felder zum Ankreuzen: Totschlag, Grafische Darstellung von Gewalt, Verrat, Hoffnungslosigkeit, … (wobei ich die Warnung vor Flüchen lächerlich finde, aber naja, ich lebe auch nicht in den USA)

Wie bei Gilborn schon angeklungen, sind das nicht unbedingt die Kriterien, an denen man das festmachen - Stil und Umsetzung sind mindestens ebenso wichtig.

Mal ein leicht verändertes Beispiel von einer jüngst stattgefundenen Runde "Die Skelette": Es ist einen großen Teil der Spielzeit stockfinster im Raum und man wird sowohl zwecks Kommunikation als auch zum Stress aufbauen öfter mal in der dem Zweck entsprechenden Weise angefasst.

Wenn der "Präventionszettel" so was nicht abbilden kann, kann ich ihn mir auch sparen.
Umgekehrt würde ich persönlich das als SL auf einem größeren Mainstream-Con eher gar nicht anbieten oder mich neben den Anmeldezettel stellen und auch anderweitig das Gespräch mit den potentiellen Spielern suchen in dem Wissen, dass ich da ggf. die Hälfte der Interessenten weg schicke.

Welche Runde sind hier die "normalen", welche sind es nicht?

Als diffus recht empfindlicher Spieler würde ich die Cthulhu-Runden ebenso meiden wie die VtM- und die Alien-Runde.
Mit dem Deadlands-SL würde ich vorher sprechen wollen.

Sobald es um sehr konkrete Phobien und Ähnliches geht, wo nicht am System erkennbar ist, dass das aufkommen könnte, bin ich als betroffener Spieler in der Bringschuld, sei das nun im Vorfeld oder wenn es konkret auftritt bzw. sich ankündigt.
Denn auch wenn das als Großthema vergleichsweise häufig ist, ist jede Untersparte für sich selten und man kann nicht alles präventiv außen vor lassen, ohne - leicht überspitzt - irgendwann bei einem dadaistischen Nichtspiel anzukommen.

Das Argument kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn ich die Medienlandschaft betrachte, sehe ich eher eine Häufung der Thematisierung von sexueller und sexuallisierter Gewalt (beispielsweise Sansa/GoT) oder die Reaktionen im vorliegenden Fall.

Das kann wiederum ich nicht nachvollziehen ;)

Wir sprechen doch gerade über diesen Fall, weil er so außergewöhnlich ist.
Und GoT hat seinen Bekanntheitsgrad nicht zuletzt durch explizite Gewaltdarstellung und Provokation erreicht. Ich habe ja nicht umsonst weiter oben für das Fantasy-Genre speziell GoT angesprochen und ausgeklammert.

Schau dir an, wie Gewalt im Querschnitt von Blockbustern, Fernsehkrimis und Videospielen aussieht. Das ist doch ein deutlich anderes Bild.

Dazu:
Was die akzeptierte Anwendung* bestimmter Gewaltformen angeht, so bin ich mir über einen gesellschaftlichen Konsens "akzeptierter" Gewalt nicht sicher, obwohl wir (als Gesellschaft) wahrscheinlich zunehmend wieder in diese Richtung gehen.

Genau die Videospiele sind dann auch der passende Vergleich zum Rollenspiel, was den akzeptierten Rahmen für die eigene Anwendung fiktiver/virtueller eskapistischer Gewalt betrifft. Da sehe ich keine großen Unterschiede, eben weil es in der Hinsicht einen (zugegebenermaßen diffusen) Konsens gibt, was noch "normal" ist, was an die Grenze geht und was man als Entwickler, SL oder Spieler nicht bringen kann.

Zum Thema gesellschaftlicher Konsens über reale Gewalt beschränke ich mich mal auf: Eine Gesellschaft als Ganzes kann nie pazifistisch sein. Unter günstigen Umständen können Einzelne in entsprechenden Gesellschaften ihre unmittelbare Lebensführung pazifistisch bestreiten, aber das lässt sich nicht hoch skalieren.
Dass "wir" uns das in einigen Bereichen wieder etwas deutlicher eingestehen, halte ich für einen Fortschritt - weiter ggf. per PN.

Ein anderes Beispiel wären Flaschenhalssituationen in denen man sich mit einer Übermacht konfrontiert sieht und sich nicht mit Waffengewalt freikämpfen kann. Für viele ein SL-Fail par excellence.
Und wenn man sich moderne Blockbuster ansieht, erkennt man auch, dass momentan wohl eher Machtfantasien Konjunktur haben.

Machtfantasien haben in Sachen Eskapismus immer Konjunktur - was aber nicht umgekehrt bedeutet, dass jede Form von Eskapismus eine Machtfantasie ist oder sein sollte.
Aber da kommt zu großen Teilen dieses klassische Problem her, wenn die SCs und mit ihnen die Spieler entsprechend deutlich zu etwas gezwungen werden.
Der andere Faktor dabei ist die Unsicherheit, ob das nun tatsächlich so ein Moment ist, wo man sich aus dramaturgischen Gründen oder schlichten Sachzwängen ergeben sollte und kann in dem Wissen, dass das Spiel danach weitergeht oder ob die SCs nicht doch einfach erschlagen werden, wenn man locker lässt...

Sehe ich nicht so, was soll da schaedlich sein. Deine Gewaltfantasien kannst Du ja auch zuhause ausleben wenn Du das unbedingt brauchst. Ansonsten ggf so ne Art " Raucherzimmer" auf Cons etablieren, wo dann die Edgelords/ladys unter sich sind.

Kommt eben drauf an, was man schon unter "Gewaltfantasie" versteht und wie weit man umgekehrt die Prävention treibt. Wenn man auf alles und jeden Rücksicht nehmen will, spielt man am Ende gar nichts mehr.
Ich verstehe aber auch nicht, warum man sich hier ein grundsätzliches Problem herbeireden oder -denken sollte.
Es gibt einen recht gut erkennbaren Mainstream im Hobby, an dem man sich ziemlich entspannt orientieren kann.
Wer den schon nicht "aushält", der bleibt eh nicht lange.

Bei körperlicher Gewalt: Auch wenn es körperlich starke Gegenspieler geben mag, werden die die Charaktere nicht zusammenschlagen, sondern es wird alleine durch ihre Präsenz klar, dass die Charaktere sich ergeben.

Funktioniert das auch in die Gegenrichtung? Und was ist mit dem weiteren Verlauf, nachdem sich eine Seite ergeben hat? Welche Grenzen zieht man da?
Aus dem Bauch raus würde das Spiel mit dieser Herangehensweise schnell surreal.

Da ist es - schon aus Zeitgründen - schwer sich zu distanzieren. Ein Abbruch ist mit der Hürde verbunden, dass das Spiel dann für die anderen auch nicht weitergehen kann. Das ist SPIELERstress, nicht Figurenstress.

Warum sollte man da nicht auf ein Zeichen oder einen kurzen Einwurf hin etwas lockerer machen und/oder kurz unter- aber nicht komplett abbrechen?

Klar, wenn das Teil des Spielkerns ist, dass hier der Spieler unter Druck gesetzt wird, dann geht es natürlich nicht und dann hat die ganze Runde ein Problem, wenn dann doch einer nicht damit zurecht kommt.
Aber sonst...
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Issi

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Sobald es um sehr konkrete Phobien und Ähnliches geht, wo nicht am System erkennbar ist, dass das aufkommen könnte, bin ich als betroffener Spieler in der Bringschuld, sei das nun im Vorfeld oder wenn es konkret auftritt bzw. sich ankündigt.
Da ist was dran.
Ob das der betroffene Spieler auch so sieht, ist eine andere Frage.

Denn dem Internet ist es erstmal egal, wer da wie in der Verantwortung war.
So eine Anklage(welcher Art auch immer) gegen einen SL steht dann erstmal im (öffentlichen!) Raum.
Und selbst wenn sich die ein oder andere Beschuldigung später als unwahr herausstellt, etwas bleibt idR. davon in der (öffentlichen)Wahrnehmung hängen. Und wenn es nur vage Zweifel an der Person des SL sind.

Also 100 % absichern kann man sich dagegen nicht.  (Zumindest nicht bei unbekannten Spielern)
« Letzte Änderung: 10.06.2019 | 13:58 von Issi »

Offline YY

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So eine Anklage(welcher Art auch immer) gegen einen SL steht dann erstmal im (öffentlichen!) Raum.

Und was steht dann da?
"SL X hat meine Höhenangst getriggert und nicht von sich aus erkannt, was los ist, obwohl ich kein Sterbenswörtchen gesagt habe?"
Da kann ich mit leben.

Was härtere, erfundene Vorwürfe angeht - wenn das strafrechtlich relevant wird, kommt das entsprechende Echo, ansonsten kann einem das letztlich auch egal sein.
Man vergleiche z.B. mal, wie weite Kreise die Zak S.-Geschichte gezogen bzw. eben nicht gezogen hat.

Wer sein kleines Wasserglas immer ganz genau im Auge behält, der sieht auch sofort, wenns darin mal stürmt.
Das interessiert den Rest der Welt dann aber immer noch nicht.

Alternative: Nicht mit Leuten spielen*, bei denen der Verdacht naheliegt, dass sie so was abziehen.
Oder sich als SL komplett anonymisieren und nur noch maskiert sowie mit Stimmverzerrer leiten  ~;D

*Dabei geht es ja auch nicht nur um den SL-Posten.
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Offline ArneBab

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Ok, jetzt mal angenommen, es werden keine Themen, die mit Gewalt zu tun haben angekreuzt.
Welche Bösewichte wären demnach erlaubt? Welche Themen (gewaltlos) könnten damit (wie?) bespielt werden?
Chip und Chap ist ein Beispiel. Der Böse Kater, der die Milchproduktion an sich reißen will.

Alle möglichen Wettbewerbe, bei denen die Gegenspieler nicht vor Sabotage zurückschrecken.

Viele Folgen von Scotland Yard (das Hörspiel), zumindest solange die Oma mit dem Senioren-Club Kung-Fu nicht dabei ist.

In vielen Krimiserien bleibt die ausgespielte Gewalt im Rahmen von Verfolgungsjagd, zu Boden werfen und Handschellen anlegen.

Aber schon wie schwer das wirkt hier Bösewichte zu finden zeigt, dass irgendwas krumm läuft: Das müsste einfacher sein, und die fehlende Fantasie, was ohne psychische und physische Gewalt möglich ist (die ich zumindest bei mir bemerke) deutet schon auf eine Prägung hin, die nützlich wäre zu überwinden.
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Offline Maarzan

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Chip und Chap ist ein Beispiel. Der Böse Kater, der die Milchproduktion an sich reißen will.

Alle möglichen Wettbewerbe, bei denen die Gegenspieler nicht vor Sabotage zurückschrecken.

Viele Folgen von Scotland Yard (das Hörspiel), zumindest solange die Oma mit dem Senioren-Club Kung-Fu nicht dabei ist.

In vielen Krimiserien bleibt die ausgespielte Gewalt im Rahmen von Verfolgungsjagd, zu Boden werfen und Handschellen anlegen.

Aber schon wie schwer das wirkt hier Bösewichte zu finden zeigt, dass irgendwas krumm läuft: Das müsste einfacher sein, und die fehlende Fantasie, was ohne psychische und physische Gewalt möglich ist (die ich zumindest bei mir bemerke) deutet schon auf eine Prägung hin, die nützlich wäre zu überwinden.

Es lebe die Cyberkriminalität, wo der kellerbewohnende IT-Nerd durch die Blockade des Pizzaservices zur Aufgabe gebracht wird - obwohl auch damit vermutlich jemand zu triggern ist ... .  >;D
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Offline YY

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Aber schon wie schwer das wirkt hier Bösewichte zu finden zeigt, dass irgendwas krumm läuft: Das müsste einfacher sein, und die fehlende Fantasie, was ohne psychische und physische Gewalt möglich ist (die ich zumindest bei mir bemerke) deutet schon auf eine Prägung hin, die nützlich wäre zu überwinden.

Solange der Gewalt-Thread noch fiktiv ist:
Da läuft nichts krumm. Gewalt ist so einfach zugänglich und ein so elementarer Aspekt von Konflikten, dass es umgekehrt seltsam wäre, wenn man leicht Bösewichte finden würde, die selbst weitgehend gewaltfrei agieren und denen man ohne erzählerische Verrenkungen gewaltfrei beikommen kann.

Freilich finden sich dafür Möglichkeiten, aber dafür muss man den Rahmen sehr bewusst abstecken.
Das hat nicht viel mit Prägung zu tun.
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Offline TaintedMirror

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Am besten nur noch Abenteuer über Rechtsanwälte und Analysten auf der Jagd nach Wirtschaftskriminalität spielen. Das läuft eigentlich immer gewaltlos.

Offline Issi

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"SL X hat meine Höhenangst getriggert und nicht von sich aus erkannt, was los ist, obwohl ich kein Sterbenswörtchen gesagt habe?"
Dieser Trigger,  und so formuliert,wäre natürlich noch harmlos.

Es kann ja auch Werbung sein, z. B: "Hab beim SL X im Abenteuer Todesängste gehabt. War ein Horrortrip, den ich nie wieder erleben möchte..... " ~;D

Da könnten sich ja ein paar Spieler durchaus von angesprochen fühlen.   ;)

Edit.
Am Besten einfach immer die X- Card auf den Tisch legen,  und sagen : "Leute,  wenn euch irgendwas triggert, egal was es auch ist,  nehmt sie und ruft laut und deutlich stopp!"

Vielleicht gibt es zur Einführung auf Cons  künftig auch erstmal eine Demonstration für Neulinge, wie sowas im Ernstfall abläuft.
Funktioniert im Flugzeug ja auch.

"Dort sind die Notausgänge, hier die Rettungswesten und da die Sauerstoff Masken! "~;D
 + "Rollenspiel ist gefährlich -Teilnahme ab 18 und auf eigene Gefahr."

« Letzte Änderung: 10.06.2019 | 16:08 von Issi »