Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau
Computer ohne Plastik?
sma:
Ich würde sagen, die Antwort hängt komplett davon ab, was man unter Computer versteht. Eine übliche Definition ist die einer universellen programmierbaren Rechenmaschine.
Die erste (oder wenn man Amerikaner fragt, die da ungerne verlieren können, eine der ersten) war die Z-3 von Konrad Zuse. Das war ein großer Kasten mit vielen Relais und noch mehr Kabel, Kippschaltern und blinkenden Lichtern und meines Wissen einem Lochstreifenlesegerät. Das kann man alles ohne Plastik fertigen und nutzen.
Und hätte Babbage genug Geld für seine Idee der Analytical Engine auftreiben können und – nach heutiger Sicht – Metall in ausreichender Stabilität und gutes Schmiermittel zur Verfügung gehabt, um die zigtausend Zahnräder auch ohne Verwindungen antreiben zu können, hätte er bereits Mitte des 19ten Jahrhunderts einen Computer erfunden – auch ohne Plastik.
Fassen wir den Begriff sogar noch loser und verzichten auf das universell (das Gerät ist dann nicht mehr Turing-vollständig und kann nicht mehr zumindest theoretisch alles berechenbare auch berechnen) kommen wir zu mechanischen mit Lochkarten programmierbaren Tabelliermaschinen, die Ende des 19. Jahrhunderts von einem gewissen Hollerith erfunden wurden. Die sind auch 100% mechanisch und brauchen nur Feinmechanik, Strom und Holz.
Was Ein- und Ausgabegeräte angeht. Bis in die 60er war es üblich, dass man entweder per Lochkarten und/oder Kippschaltern und Blinklichter mit den Dinger kommunizierte oder aber für den interaktiven Betrieb (wie etwa für das Darthmouth-BASIC-System 1964 Fernschreiber (also elektrische Schreibmaschinen mit Fernbedienung und in deren Fall noch einem Lochstreifenleser) benutzte. Auch Kettendrucker waren eine beliebte Ausgabeeinheit.
Problematischer sind die Datenspeicher. Festplatten ohne Plastik sind schwer. Im Wortsinne. Kernspeicher, wie sie z.B. im Apollo-Bordcomputer (Anfang der 60er) benutzt wurde, brauche wiederum kein Plastik, sondern nur einen Isolator. Lochkarten und -streifen sind auch unproblematisch, erfordern aber Mechanik, wenn man Dinge speichern will. Und schnell ist das alles nicht.
Wenn wir dann ins Transistor-Zeitalter kommen, sollten diese genau wie IC möglich sein, sie müssen halt in einen Isolator eingegossen sein. Die Frage ist da eher, ob sich all die Zulieferindustrie, die man bräuchte, um das alles überhaupt fertigen zu können, ohne Plastik entwickeln kann.
Flamebeard:
--- Zitat von: Buddz am 22.10.2020 | 10:31 ---Kann es in einer Welt ohne Plastik Computer geben? Bzw. welche elektronischen Bauteile wären möglich?
Welt ohne Plastik soll hier heißen eine Welt ohne leicht zugängliche Erdölvorkommen.
--- Ende Zitat ---
Ist dabei Unzugänglichkeit/Unverfügbarkeit von fossilen Kohlenstoffen gemeint? Oder nur Erdöl? Sonst können (theoretisch) Erdöl-Produkte durch Kohle-Verflüssigung auch als Kohle-Vorkommen gewonnen werden...
Maarzan:
Eine entscheidende Frage dürfte dabei dann halt auch sein ob sich die Technik auf dem defizitären Planeten so entwickelt haben muss oder ob die Leute, die jetzt PCs haben wollen auch mit entsprechendem Wissensfundus (und ggf. anderweitigen anderswo entwickelten Techniken) ausgestattet sind.
Ist Wasser, eine CO2-Atmosphäre und Energieüberschuss aus externer Technik (Fusionsreaktor) vorhanden, kann auch damit synthetisiert werden.
Flamebeard:
Alternativ halt ein Computer auf Kristall-Basis. Gibt ja Kristalle, die Strom leiten und die dann als Struktur nicht unbedingt auf Platinen angewiesen sind. Man muss die Dinger nur vor Erschütterungen schützen. ;D
OldSam:
Wie Waldviech schon sagte, wenn es v. a. darum geht Plastik auf Basis von <Erdöl> zu vermeiden, ist das schon mal überhaupt gar kein Problem. Ein schönes Beispiel sind übrigens aktuelle Legosteine, die immer noch "nach Plastik" aussehen - genau wie früher und sind auch ähnlich wertig - deren Kunststoff wird aber inzwischen auf Basis von Zuckerrohr produziert, also nachhaltig.
Und Holz z. B. eignet sich, wie schon gesagt, auch gut, um darauf elektronische Bausätze zu befestigen, wenn man das machen will. Anspruchsvoll ist ggf. das Holz durch mehr "Beweglichkeit" (Dehnungseigenschaften) ein paar neue Herausforderungen bringt, da wird man etwa in Bereichen wo es um sehr enge Toleranzen geht, auf jeden Fall andere Werkstoffe nehmen.
All in all, würde ich sagen, ist Plastik gar nicht so zentral, Silizium dagegen ist aktuell kaum ersetzbar (da gibt's aber auch keinerlei Mangel oder Problem AFAIK), wobei selbst da sind für die Zukunft mögliche Alternativen in Arbeit.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln