Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte
[D&D] Zeit der Wölfe
Tintenteufel:
Session 35
Nym, 28. Tag der Prinzessin 1504 n. B. - BERICHT II
Nachdem Moryn den Falken in seinem Käfig geborgen hatte, kümmerte sich der Druide um die Pferde. Die Reittiere von Ludmylla, Isydor und Saer Florin hatten ihr Leben im Hinterhalt der Tyrannenfrösche verloren, doch das Streitroß von Saer Berthil kämpfte noch um sein Leben. Die weiße Mähre hatte einst dem Knappen Tavik gehört und stets einen gebrechlichen Eindruck gemacht. Im blutigen Schlamm der Sümpfe zeigte die Schimmelstute nun erstmals ihre Kämpfernatur. Jedoch vermochte Moryn das Tier nur noch mit der Macht Nymias zu retten. Ohne den Druiden wäre es seinem rechtmäßigen Besitzer in den Tod gefolgt.
Saer Anskar überwachte seine Gefolgschaft:
Silaqui von Rosenwinter versuchte die Fährte des Froschvolks aufzunehmen. Ludmylla ging Waffenmeister Ysidor zur Hand, der die toten Grünhäute flederte und auf einen Haufen warf. Ein Tyrannenfrosch hatte allerdings in den magischen Schlingpflanzen von Moryn überlebt. Der Paladin hatte ihn mit seinem Schwertknauf lediglich bewusstlos geschlagen.
Der Berater des jungen Fengrin kümmerte sich weiter um die Tiere.
Er wirkte einen Zauber der es ihm erlaubte ihre verschiedenen Sprachen zu sprechen. So befreite er zunächst den Falken aus dem kruden Schilfrohrkäfig der Tyrannenfrösche. Während Moryn auch ihn mit der Magie Nymias heilte und das prächtige Gefieder vom Schmutz der Sümpfe reinigte, erfuhr er, dass es sich bei dem Findling um einen Blutfalken handelte. Das Froschvolk hatte ihn an den Ufern des Nivian aufgegriffen, wo er schwer verletzt und flugunfähig im Röhricht umhergeirrt war, nachdem ihn “die Falknerin”* vom Hauptturm der Burg geworfen hatte. Die Grünhäute hatten eigentlich vorgehabt den kostbaren Vogel ihrem König zum Geschenk zu machen.
Die allgegenwärtigen Frösche erklärten dem Druiden, dass sich die Abenteurer im Reich des Froschkönigs befanden. Schnapper, eine riesige Eidechse im Wasser, bewachte angeblich das Schloss des grausamen Herrschers, weshalb ihm davon abgeraten wurde sich gegen die Tyrannenfrösche zu erheben.
Den Lurchen misstrauend lockte Moryn mit etwas Wegzehrung Ratten an. Die Tiere waren aufgeregt und schienen sehr ängstlich. Gehetzt erzählten die Nagetiere von ihrem Leid unter dem Joch der Tyrannenfrösche:
“Sie lassen uns nur wenig übrig! Alles schleppen sie zu ihrem verdammten König und wenn sie eine von uns erwischen landet sie im Kochtopf oder wird ihrem gefräßigen Gott geopfert.”
Dann versuchte er noch eine Schlange in den hohen Sumpfgräsern anzusprechen, doch das Tier rollte sich angriffslustig zusammen und zischte giftig, bis sich der Druide zurückzog.
Einen Hinweis auf den Ort, an den die beiden Ritter vermutlich verschleppt worden waren, hatte Moryn somit leider nicht erhalten.
So suchte er zunächst in den dichten Nebelschwaden, vor dem spärlichen Licht am Abendhimmel, seine Gefährten. Als er Saer Anskar und die anderen gefunden hatte, übertönte ein unerklärliches Rauschen im undurchdringlichen Grau das lästige Quaken der Frösche. Der Gestank von faulen Eiern trieb aus dem Ertrunkenen Wald zu den Abenteurern herüber, wie zuvor die gelblichen Giftwolken des hinterlistigen Tyrannenfroschs der die beiden Ritter entführt hatte.
Für einen Augenblick traute sich niemand etwas zu sagen. Alle hielten in ihrem Tun inne und warteten ab, bis das verstörende Geräusch verstummt war. Als sich auch die unangenehmen Gerüche verflüchtigt hatten, begann der Ritter sich mit dem Gelehrten zu beraten.
Der Druide vermutete, dass sie gerade den mächtigen Flügelschlag eines Drachen vernommen hatten. Wahrscheinlich den des Sumpfdrachen Schwefelschwinge. Er fragte sich, ob die Frösche ihn gemeint hatten, als sie von “einer riesigen Eidechse im Wasser” gesprochen hatten.**
Die beunruhigenden Gedanken an den Drachen beiseite schiebend machte sich Saer Anskar an die Befragung des Gefangenen. Ohne Saer Florin, ihren Übersetzer, war das Unterfangen jedoch zum Scheitern verurteilt. Und so kam es dann auch.
Er brachte den Froschkopf mit kaltem Wasser zur Besinnung. Nachdem klar wurde, dass die Grünhaut kein Wort des Ritters verstand, änderte Saer Anskar seine Taktik. “Wir lassen ihn laufen.”, verkündete er plötzlich. Er kniete sich zu dem Gefangenen hinab. Anstatt jedoch dessen Fesseln zu lösen, packte er sich eines der kräftigen Sprungbeine und brach es indem er seinen schweren, gerüsteten Körper seitlich gegen das Kniegelenk fallen ließ.
Der Tyrannenfrosch quakte ohrenbetäubend laut auf, während die Gefolgschaft des Paladins entsetzt zurückwich. Das schmerzerfüllte Gejammer der Grünhaut wollte nicht aufhören, so trat Saer Anskar zu. Der Verletzte krümmte sich und versuchte das Bein des Menschen zu umklammern, da zog der junge Fengrin sein magisches Schwert. Wie von Sinnen rammte er die verzauberte Klinge mit beiden Händen in die Brust des Wehrlosen.
Wieder senkte sich unheilvolles Schweigen über die Abenteurer. Selbst die Frösche waren für einen Augenblick still.
Moryn war der erste der etwas sagte. Er drückte unverhohlen sein Missfallen über das Geschehene aus und empfahl nun die verfluchte Waffe wegzustecken. Die Herrin des Sees hatte es selbst gesagt, sie hatte damals am Nivian einen Fluch über Saer Anskar gebracht (siehe Bericht vom 15.1.1504).
Hier und jetzt konnte der Fluch nicht gebrochen werden. Die Helden von Schwarzdorn mussten entweder den Drachen Schwefelschwinge erschlagen, und den Willen der Vettel erfüllen, oder einen anderen Weg finden den bösen Zauber zu bannen.
Um die Spur des flüchtigen Froschvolks nicht noch kälter werden zu lassen, verzichtete der Druide auf das Ritual. So mussten sich die Abenteurer allerdings mühevoll durch den Sumpf kämpfen.
Aber es gelang der Halbelfin trotzdem den Tross bis zu einem gigantischen, umgestürzten Baum zu führen. Zwei Fetische aus Vogelknochen und braunen Federn markierten ein mächtiges Astloch in seiner Seite. Die triefende Öffnung besaß die Größe eines Tempelportals!
Mit Fackeln bewaffnet drangen die Krieger in die Dunkelheit vor. Der Baumstamm war hohl. Der Boden des ungewöhnlichen Tunnels, der zwischen zwei moosbewachsenen Hügelkuppen hindurchführte, war zudem äußerst glitschig. Doch die Abenteurer gelangten unbeschadet auf die andere Seite.
Der Blutfalke hatte die Reisenden begleitet. Er war unentwegt hoch über ihren Köpfen und den grauen Nebelschwaden hinweg gezirkelt. Nun rief Moryn den prächtigen Vogel in einer den anderen unbekannten Sprache.
Nachdem er dem Druiden ein paar Fetzen Trockenfleisch aus der Hand gerissen hatte, erhob sich der Falke wieder kreischend in die Lüfte. Kurz darauf kehrte er zurück und ließ sich auf der Schulter von Moryn nieder.
“Keine Tyrannenfrösche.”, entwarnte der Druide.
Die Abenteurer wateten über eine geflutete Ebene, die mehr und mehr an Bauernfelder erinnerte. Ein Eindruck der schließlich durch uralte Mauerreste im Nebel bestätigt wurde.
An einem verfallenen Tor entdeckte Silaqui wieder zwei Fetische. Nun erinnerte sich auch Waffenmeister Isydor, dass diese Gegend zur Lebzeit seines Urgroßvaters ertragreiches Land war, bevor der Ertrunkene Wald das Fürstentum erobert hatte. Nun gehörten die überschwemmten Felder offensichtlich den Tyrannenfröschen.
Die Halbelfin schlich weiter, bis sich aus dem Nebel abgebrochene Säulen und mehr bröckelnde Mauern erhoben. Das ehemals weiße Gestein, aus dem die erspähte Ruine bestand, war schwer verwittert und hatte vermutlich über Jahrhunderte des Niedergangs eine graugrüne Färbung angenommen. Die Abenteurer kamen nicht umhin die Assoziation zum Gerippe einer riesigen Bestie zu knüpfen, die in diesen Sümpfen jämmerlich zugrunde gegangen war.
Vor der Ruine stand ein kleines, halbkugelförmiges Zelt das von giftgrünen Fetischen umringt war.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Wie wir mittlerweile wissen, muss es sich dabei höchstwahrscheinlich um eine der grünen Vetteln gehandelt haben.
**Auch ich habe weitere Erkundigungen zu Drachensichtungen in jüngster Vergangenheit eingeholt:
1502 n. B. griff ein Sturmdrache Burg Löwenhaupt im Nordwesten Marisas an. Der blau geschuppte Drache Ziranoz wird auch als Zorn der Wüste bezeichnet und brachte einen ausgewachsenen Sandsturm über jenen Stützpunkt der Drachenlöwen, einer berüchtigten Söldnerkompanie; die dabei nahezu vollständig aufgerieben wurde. Nur eine Handvoll Söldner überlebte den Überfall und berichtete einem unserer Agenten in Sytherias Höcker, einem bedeutungslosen Handelsposten am Rande der Sharunh, von Gnollen sowie Dämonen die für den Drachen blutige Vorarbeit geleistet hatten.
1503 n. B. hat ein Freund der Drachenkönige, mit dem vielsagenden Namen Ghesh Kerrhylon, uns ausserdem von einem gewissen Maelniir berichtet. Jener rot geschuppte Bergdrache haust unter dem Vulkan Hexenkessel in den Feuerwallbergen von Fiirlann. Die Bewohner der Umgebung leben in Angst und Schrecken vor dem bösartigen Drachen, den sie nur als Flammenmaul kennen. Aber obwohl der Barde schon seit Jahren sucht, konnte er jenseits des Iphelkiirbeckens keine Glücksritter finden, die bereit sind sich dem Scheusal zu stellen. Vergangenes Jahr zerstörte Maelniir zu allem Überdruss eine Mühle beim Gasthof Zum Singenden Einhorn. Ghesh Kerrhylon durchquerte daraufhin „Xaras Pfanne“ und bat in Zweibrücken um Beistand, so wurden wir auf die Sachlage aufmerksam.
Tintenteufel:
Jetzt muss ich mich bei unseren fleißigen Mitleser*innen doch mal entschuldigen, dass so viele Drachengeschichten referenziert werden, die kaum was mit dieser Kampagne zu tun haben.
Bitterbiss, Ziranoz und Maelniir waren Drachen unseres Settings die meinen Spielern in anderen Kampagnen das Leben schwer gemacht haben. Und Sage hatte sich ziemlich über die Erwähnung von Bitterbiss in Spielbericht Nr. 33 gefreut, also wollte ich die anderen beiden nicht unerwähnt lassen.
Noch ein ausstehender Bericht und morgen Abend soll es schon wieder weitergehen!
Tintenteufel:
Session 36
Nym, 28. Tag der Prinzessin 1504 n. B. - BERICHT III
Saer Anskar, sein Berater Moryn, seine Schildträgerin Ludmylla Pelias, Waffenmeister Ysidor und Heroldin Silaqui von Rosenwinter beobachteten noch immer die Ruine, in der sie ihre beiden Gefährten Saer Berthil und Saer Florin vermuteten.
Plötzlich hüpfte ein winziger Frosch in ihre Mitte. Krächzend erhob der Lurch seine Stimme. Jedoch quakte er nicht wie seine Artgenossen, sondern sprach in der Handelssprache:
„Seid gegrüßt! Ich erwarte Euch, hochverehrter Druide, in meinem Zelt. Kommt ungesehen und kommt allein, dann will ich Euch als Schamane des Froschvolks erleuchten.“
“Der Zauber Tierbote.”, erklärte Moryn.
Der Druide beriet sich mit seinem Herren. Saer Anskar willigte in das Treffen zwischen seinem Berater und dem Schamanen der Tyrannenfrösche ein.
Kurz darauf schlich Moryn durch das Sumpfgras auf die Ruine zu. Obwohl ihn die Macht seiner Göttin beschützte, war seinen Gefährten nicht ganz wohl dabei den Gelehrten allein in das Lager der Grünhäute gehen zu lassen.
Silaqui vermochte es den Druiden am längsten zu beobachten. Ihr elfisches Erbe ermöglichte ihr trotz Nebel und Abenddämmerung zu sehen wie er sich vor einer Patrouille in Büschen verbarg, um anschließend unbemerkt in das Zelt des Schamanen vorzudringen.
Die halbkugelförmige Unterkunft bestand aus geflochtenem Schilfrohr. Sie wurde von giftgrünen Fetischen umringt, deren Hauptbestandteil ein schleimiger Pilz war an dem die Knochen verschiedenster Sumpfbewohner mit Lederschnüren befestigt waren.
Was war den Erschaffern solcher Zaubermittel heilig?*
Eine geraume Zeit geschah nichts erwähnenswertes. Die Patrouille umringte weiterhin die Ruine. Sie bestand aus vier kräftigen Springern des Froschvolks, die allesamt mit Jagdschwertern bewaffnet waren. In der Ruine brannten mehrere Lagerfeuer, um die jeweils eine Handvoll Grünhäute hockte.
Dann wurde der Vorhang des Zeltes wieder geöffnet. Moryn verließ die Unterkunft des Schamanen mit energischen Schritten und verschmolz kurz darauf mit dem Nebel. Wo der Druide nun sein sollte war nur noch ein kleiner Frosch zu erkennen, der einen Bogen machte und mitten in die Ruine hinein hüpfte.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Die Priesterschaft Nymias konnte mich mittlerweile aufklären wer oder was Ramenos ist. Es handelt sich dabei nicht um den Froschkönig der Grünhäute, sondern um ihren Gott. Er wird auch einfach nur als der "Schlafende Gott" bezeichnet, denn er soll zu keinem Zeitpunkt etwas anderes getan haben als zu ruhen, und dabei zu fressen. Die Tyrannenfrösche opferten ihm, sowie seinen gefräßigen "Inkarnationen", alles was sie an Essbarem entbehren konnten. Am beliebtesten unter seinen wahnsinnigen Anhängern waren allerdings Menschenopfer.
Tintenteufel:
Session 37
Nym, 28. Tag der Prinzessin 1504 n. B. - BERICHT IV
Als Moryn von der Ruine und aus dem Zelt des Schamanen zurückkehrte, war die Sonne bereits vollständig in den Sümpfen untergegangen. Der Druide wirkte im schwachen Mondenschein niedergeschlagen. Und zornig. Noch bevor er jedoch seinem Herren vom Verlauf des Treffens berichten konnte, wurde ein dumpfes Donnergrollen im Westen laut. Bald war ein Rhythmus aus den bedrohlichen Klängen herauszuhören, dann wurden sieben schwache, farblose Lichter im Nebel erkennbar. Sieben leuchtende Kugeln in gut 100 Fuß Entfernung, die auf und nieder sprangen, wie Frösche.
Saer Anskar zog sein verfluchtes Schwert. Mit wenigen, schnellen Worten besänftigte ihn jedoch sein Berater und machte ihm klar, dass ein weiterer Kampf mit einem Trupp des Froschvolks, so nah an dessen Lager, die Gefangennahme der ganzen Gruppe bedeuten konnte. Der Paladin lenkte ein und Silaqui führte die Abenteurer mitsamt der verbliebenen Pferde in ein natürliches Wasserbecken das von dichten Büschen abgeschirmt wurde.
Es donnerten sieben Reiter auf Riesenkröten heran. Allesamt Tyrannenfrösche. Jeder von ihnen trug einen kugelförmigen Käfig aus getrocknetem Sumpfgras in dem jeweils ein Dutzend Glühwürmchen tanzte. Die Grünhäute sind demnach in der Dunkelheit auf Lichtquellen angewiesen wie wir Menschen auch!
Nachdem die Kavalleristen ihre Reittiere in die Sümpfe entlassen hatten, passierten sie die Wachen an der Ruine. Angeführt wurden sie dabei von einem besonders kräftigen Krieger mit blauem Federschmuck. Kurz darauf waren die Krötenreiter zwischen den eingefallenen Mauern und umgestürzten Säulen verschwunden.
Endlich konnte Moryn Bericht erstatten:
Er hatte Gulwa, den Schamanen des Froschvolks, in dessen Zelt getroffen. Wie bereits bekannt, beherrschte diese Grünhaut die Handelssprache. Gulwa sorgte sich angeblich um seinen König. Er war offenbar nur deshalb bereit mit den „Eindringlingen“*, wie er Saer Anskar und sein Gefolge nannte, zu reden. Sogleich hatte der Schamane seinem Gast, dem Druiden, eine Auswahl an eingelegten Insekten angeboten. Moryn wollte nicht unhöflich sein und bediente sich, nur um es kurz darauf zu bereuen; als sich ihm eine widerliche Übelkeit bemächtigte. So konnte der Druide seinem Gegenüber nur noch bedingt folgen.
Gulwa hatte behauptet, dass sein Volk einem Froschemoth** viele Sommer durch den Ertrunkenen Wald nach Norden gefolgt sei. Es handle sich bei dem Monster um eine Inkarnation des Schlafenden Gottes. Die Grünhäute glaubten, dass dieser Froschemoth sie zu einem geeinten Reich führen würde. Doch nahe der Ruine hätten sie die Fährte der Kreatur verloren. Ihr König würde in dieser misslichen Lage von Gulwa dem Schamanen, einem Hexendoktor und einem Paktmagier beraten werden. Alle drei Berater würden jedoch etwas anderes vorschlagen.
Nachdem Moryn einen weiteren Gang von schleimigen Pilzen abgelehnt hatte, beendete der beleidigte Schamane kurzer Hand die Unterredung.
Der Druide hatte sich allerdings nicht so leicht geschlagen gegeben und die Gestalt eines Frosches angenommen. Er musste mehr über die entführten Ritter herausfinden. Unter den Grünhäuten bestens getarnt erkundete er so Hüpfer für Hüpfer die Ruine.
Das Torhaus wurde von vier Speerträgern bewacht. Dahinter lag eine Säulenhalle mit dem Thron des Königs. Über dem Herrschersitz befand sich ein schlecht erhaltenes Mosaik an einer bröckelnden Marmorwand. Der ehemals weißgraue Stein war mit grünbraunen Schlieren überzogen; nur das Kunstwerk blieb davon verschont. Mit warmen Erdtönen zeigte es einen Jüngling in weißer Toga. Obwohl ihn noch Saer Florin vorgewarnt hatte, war Moryn von der Ähnlichkeit zu Saer Berthil verblüfft.
Aber es machte alles Sinn: die Säulen, der Marmor, das Mosaik und die Toga. Der Druide befand sich in einer Ruine des Imperium Drakanum!
Hier und dort lagerten kleine Gruppen von Tyrannenfröschen an schlecht brennenden Feuern. Sie quälten Nagetiere über den rußenden Flammen oder vertrieben sich anderweitig die Zeit. Wachen waren das jedenfalls keine.
In der südwestlichen Ecke der Ruine presste eine äußerst beleibte Grünhaut ihren grausamen Gesang aus einem grotesk geäderten Kehlsack. Sie besaß keinerlei Aufmerksamkeit für ihre Umgebung. Auch das schien keine Wache zu sein.
Nur eine uralte, aufgequollene Tür wurde von zwei bulligen Kriegern mit rotem Federschmuck und mächtigen Äxten bewacht. Die Tyrannenfrösche scheuchten Moryn auch in seiner Froschgestalt davon; so blieb der Raum hinter der schweren Tür mit den rostigen Beschlägen ein Geheimnis.
Dann war der Druide zu seinen Gefährten zurückgekehrt.
Saer Anskar entschied sogleich dem Schamanen einen weiteren Besuch abzustatten. Seine Gefolgsleute befürchteten, dass der Paladin unter dem Fluch der Hexenklinge erneut ein Blutbad anrichten könnte, doch der Erbe von Haus Fengrin war fest entschlossen sich mit Gulwa zu unterhalten.
Gemeinsam schlichen sich also der Ritter und der Gelehrte, mit Hilfe von Magie aus Moryns Stecken, in das Zelt vor der Ruine.
Der Schamane fühlte sich geehrt, dass der Druide mit seinem Anführer zurückgekehrt war.
Bereitwillig erläuterte er darum seine Beweggründe überhaupt mit den Menschen zu verkehren.
Er warte auf die Ankunft des Propheten, aber glaube den Sumpfgeistern und empfehle seinem König wieder auf die Suche nach dem Froschemoth zu gehen. Gulwa schien davon überzeugt nur so mit seinem Vok zu “Slaba dem Wanderer”*** aufschließen zu können. Hexendoktor Hurgs hingegen halte König Quagomir III. allerdings in dem Glauben, dass in den heilenden Quellen unter der Ruine eine Inkarnation des Schlafenden Gottes verweilte. Der Schamane gab aber zu, dass in dem Schwefelwasser tatsächlich ein mächtiges Raubtier lebte. Er bezweifle jedoch, dass es sich dabei um einen Aspekt des Ramenos handelte.
Anschließend bot er seinen Gästen Braten an. Der Druide erkannte auf den ersten Blick die Riesenratte über der Feuerstelle und warnte seinen Herren. Saer Anskar lehnte daraufhin mit einer Ausrede ab, während Moryn so wenig von dem schlecht gebratenen Fleisch kostete wie möglich.
Gulwa riss sich gierig ein paar fetttriefende Rippen aus der Ratte und fuhr mit seinen Ausführungen fort.
Die Abenteurer hätten bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit dem Froschvolk den legendären Häuptling Buorg erschlagen. Paktmagier Wuarg habe den Hinterhalt aber überlebt und versuche nun mit den Geiseln die Gunst des falschen Gottes in den Quellen zu gewinnen, und damit die des Königs. Würde ihm das gelingen, würde der Monarch einen gewissen Häuptling Ulgor zu seinem neuen Favoriten machen. Und Ulgor befehlige tausend Speere! Zweifellos würde der Tyrannenfrosch seine Krieger sogleich gegen Burg Falkenstein führen, denn Saer Adalgys habe dessen Tochter Bilgrun erschlagen, eine vielversprechende Paktmagierin der Grünhäute.
Ich verzichte darauf weitere Nachforschungen zu all den unbedeutenden Personen mit den befremdlichen Namen des Froschvolks anzustellen.
Als Saer Anskar auf den Verbleib der beiden Ritter drängte, versiegte die Redseligkeit des Schamanen. Er wollte den Menschen jede Hoffnung nehmen Saer Berthil und Saer Florin lebend wiederzusehen.
Kurz darauf nahm die Unterhaltung ein jähes Ende. Der Paladin und der Druide schlichen in das Versteck der Abenteurer zurück, während Gulwa mit einer grün gefiederten Maske zur Ruine hinüber ging.
Saer Anskar teilte das erworbene Wissen mit Waffenmeister Isydor, Schildträgerin Ludmylla und Silaqui von Rosenwinter, während Moryn seinen Falken über das Lager der Tyrannenfrösche schickte.
Sie mussten herausfinden wie man in die unterirdischen Kammern mit dem Schwefelwasser gelangte! Und tatsächlich konnte der Druide, mit der Magie Nymias und den Augen des Blutfalken, eine Treppe in dem streng bewachten Raum hinter der einzigen Tür ausfindig machen.
Er verwandelte sich erneut in einen Frosch, um auch nochmals nach einem anderen Weg in den Raum suchen zu können, doch kehrte wenig später erfolglos aus der Ruine zurück.
Entmutigt berieten sich der Ritter und der Gelehrte mit den anderen Abenteurern, wie ihre gefangenen Gefährten aus dem schleimigen Griff der übermächtigen Tyrannenfrösche zu befreien waren.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Einen Ritter des Drachenkönigs innerhalb der Grenzen Eralions als Eindringling zu bezeichnen ist eine Frechheit die nicht ungestraft bleiben darf!
Der Ertrunkene Wald ist das Gift der Tiamat, das es vermag unser geliebtes Königreich des Bahamut auch noch lang nach dem Fall ihres schrecklichen Imperiums zu zerstören! So wächst das tückische Feuchtgebiet seit mehr als tausend Jahren und hat mittlerweile die Herzlande Eralions erreicht. Verlust von wertvollen Anbauflächen und Nährboden für jedwedes Unheil! In diesem Fall: das Forschvolk. Und wenn die Herrin des Sees die Wahrheit gesagt hat: der Sumpfdrache Schwefelschwinge.
**Ich habe diesbezüglich Erkundigungen bei der Priesterschaft Nymias eingeholt. Ein Froschemoth ist der gigantische Lurch einer anderen Wirklichkeit. Solche Monstrositäten besitzen drei Augen, Tentakel und unvorstellbar lange Zungen, mit denen sie so gut wie alles in ihre stets gefräßigen Mäuler zerren.
***”Slaba der Wanderer” ist niemandem in ganz Peredur ein Begriff. Weder der Priesterschaft Nymias, den Geistlichen der Kirche des Lichts noch den Arkanisten der königlichen Magiergilde.
Tintenteufel:
Habe noch ein paar Fotos in die letzten beiden Spielberichte eingefügt, die eigentlich zwischen den beiden Sessions entstanden sind. Sage hatte sich nach dem extrem erfolglosen Spielabend 36, einer 1:1 Session, noch in einen Frosch verwandelt und die Ruine ausspioniert. Seine Erkenntnisse habe ich dann eben mit der Flip-Mat und seinen tollen Minis fabriziert und via Signal App kommuniziert.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln