Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte
[D&D] Zeit der Wölfe
Tintenteufel:
SESSION 41
Tar, 29. Tag der Prinzessin 1504 n. B. - BERICHT IV
Der schwarze Drache blieb mit seiner grünhäutigen Beute in den Tiefen des schmutzigen Schwefelwassers verschwunden. Vargus Vargach, der befreite Echsenmann, stand trotzdem noch eine geraume Zeit kampfbereit am Ufer des unterirdischen Sees. Er hatte sich kurzer Hand mit dem Speer eines toten Tyrannenfrosches bewaffnet.
Dann konnte er von Saer Anskar auf Drakonisch überredet werden sich der weiteren Erkundung des Höhlenkomplexes anzuschließen.
Bevor der Drache aufgetaucht war, hatte “Hauptmann Schlacht” dem Paladin noch davon berichtet, dass einer der beiden menschlichen Ritter dem falschen Gott des Froschvolks zum Frühstück vorgeworfen worden war. Der Echsenmann vermochte es jedoch nicht den Menschen näher zu beschreiben. Er behauptete wir würden für ihn alle gleich aussehen.
Welchen der beiden Ritter hatten die Tyrannenfrösche “Ramenos” bereits geopfert, Saer Berthil Basilius oder Saer Florin Meralda?
Mit jedem Schritt durch die feuchten, dunklen Gänge von Quagomirs Kerker wuchs in den Helden von Schwarzdorn die Angst um Saer Anskars ehemaligen Knappen. Der Verlust eines jeden Ritters würde für Eralion einen schweren Schlag bedeuten, doch die persönliche Verbundenheit des Paladins, des Druiden und der Heroldin mit dem jungen Basilius war nach den gemeinsamen Abenteuern natürlich besonders stark.
Silaqui führte die Gruppe zurück in die Kammer mit dem Brunnen. Die Fackel von Ludmylla entriss der Finsternis jedoch nicht nur den schleimigen Brunnenrand aus Marmor, sondern auch drei weitere Gefangene, die mit rostigen Ketten zwischen den tropfnassen Gewächsen an die Wände gefesselt waren.
Zwei von ihnen besaßen die muskulösen, grün geschuppten Körper des Echsenvolks. Der Dritte trug einen eisernen Brustpanzer und die kostbaren Gewänder eines Edelmannes. Rasch befreite Saer Anskar den bewusstlosen Menschen vom Gestrüpp der Höhle. Es war der kastanienfarbene Haarschopf von Saer Berthil Basilius den der Paladin zum Vorschein brachte. Sogleich waren auch Moryn und Silaqui an seiner Seite.
Er hing regungslos in den Ketten, war aber noch am Leben!
Die Freude der wieder vereinten Helden von Schwarzdorn war allerdings nur von kurzer Dauer, denn sie wurde auf der Stelle von einem bemitleidenswerten Wehklagen aus dem Brunnenschacht zerstört.
Saer Eugenios Waffenmeister löste die Fesseln des jungen Basilius mit einem einzigen Hammerschlag. Vargus Vargach dagegen zerbrach seinen Speer bei dem Versuch auch seine Artgenossen von den rostigen Ketten zu befreien. Wieder befahl Saer Anskar Isydor dem Echsenvolk beizustehen. So waren wenig später alle Gefangenen frei.
„Hauptmann Schlacht“ führte seine beiden Untergebenen ohne ein Wort des Dankes aus dem Kerker.
Immer wieder erklangen im Brunnenschacht die schrecklichen Schmerzensschreie. Niemand sprach es aus, aber jeder vermutete, dass es sich bei dem Gepeinigten um Saer Florin handelte. Die Halbelfin warf einen genauen Blick nach unten, konnte mit ihren scharfen Augen jedoch nichts ungewöhnliches ausmachen. Moryn wollte es genauer wissen. Mit Saer Anskars Seil wurde die Tiefe des Schachtes überprüft. Von den 50 Fuß Seil konnte der Paladin lediglich 40 zurückholen, und am unteren Ende vergingen die Hanffasern dabei qualmend in grünem Schleim*. Die Krieger ließen den Gelehrten also mit größter Vorsicht an einem anderen Seil hinab. Nymias grüne Flammen brannten in den Händen des Druiden, während er langsam durch den moosbewachsenen Brunnenschacht schwebte. Nach etwa 15 Fuß mündete der Schacht in eine große, natürliche Kammer.
Auf dem Boden hatten sich mehrere Pfützen von dem grünen Schleim gebildet, der auch an den Wänden und der Decke klebte. Er sah zwei Aus- oder Zugänge, die man offenbar fußläufig erreichen konnte. Zwischen den Schleimpfützen warf spiegelnde Feuchtigkeit das Licht seines Zaubers zurück. Es schien sich um klares Wasser zu handeln, doch das wirkte äußerst fehl am Platze. Mit erschrecken stellte Moryn fest, dass sich der Schleim an der Decke dem Seil näherte an dem er selbst baumelte. Sogleich gab er das Zeichen für einen Rückzug nach oben durch.
Die Abenteurer mussten rasten. Obwohl ihnen das vom Wehklagen im Brunnen nicht leicht gemacht wurde.
Silaqui packte das spitz zulaufende Trinkhorn, das sie bei Hexendoktor Hurgs gefunden hatte, aus und gab es dem Druiden. Moryn erkannte darin sogleich das Horn eines erwachsenen Sumpfdrachen. Am oberen Rand des Hohlraums für die Flüssigkeit waren drakonische Schriftzeichen eingeritzt, also gab er das Trinkhorn an Saer Anskar weiter.
„Iejir - Vivex - Martivir“, entzifferte der Paladin die Bedeutung der fremdartigen Buchstaben.
„Blut - Sieg - Frieden.“, übersetzte er dann triumphierend die drei Wörter.
Plötzlich drangen die alarmierenden Geräusche einer regelrechten Schlachtung an die Ohren der Abenteurer. Kehlen wurden zerfetzt und Blut spritzte gurgelnd in die Finsternis jenseits von Ludmyllas Fackelschein. Dann klatschten dumpf Innereien auf den glitschigen Höhlenboden. Da waren sich die Männer und Frauen um Saer Anskar sicher. Sie kannten die beunruhigenden Geräusche leider nur allzu gut. Todesschreie waren allerdings keine zu vernehmen.
Nur wer oder was wurde da in der Dunkelheit abgeschlachtet. Mehr Tyrannenfrösche? Oder das gerade erst befreite Echsenvolk? Und fast noch wichtiger: von wem oder was wurden die Unbekannten zerfleischt?
Schwefelschwinge?
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Ich habe bei der königlichen Magiergilde um nähere Informationen zu der gefährlichen Substanz gebeten, die eine Rettung von Saer Florin aus der Drachenhöhle zusätzlich erschwert.
Tintenteufel:
Das Jahr ging für mich persönlich wie für Knight & Sage recht brutal zu Ende. Deswegen habe ich die letzten beiden Spielberichte 2021 leider nicht mehr geschafft. Aber hier ist ein kleiner Teaser:
Ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass 2022 noch wilder wird! Aber wir packen das.
Kommt alle gut rüber!! :headbang:
Tintenteufel:
SESSION 42
Sha, 30. Tag der Prinzessin 1504 n. B. - BERICHT I
Der nächste Bericht unserer Augen und Ohren aus den Kerkern des Froschkönigs erreichte mich in den frühen Morgenstunden.
Es war das Echsenvolk das blutrünstig über die berauschten Tyrannenfrösche um die fettleibige Sängerin von Quagomir III. herfiel.
Als Saer Anskar mit seinem Gefolge kampfbereit in die angrenzende Höhle stürmte rissen Vargus Vargach und seine Artgenossen blutrote Fleischfetzen aus ihren bereits toten, grünhäutigen Opfern. Die drei Echsenmänner starrten den Paladin mit undeutbaren, geschlitzten Reptilienaugen über ihren bluttriefenden Mäuleren an.
Vargus Vargach
Ja, die Iejirothi machten ihrem Stammesnamen, den Saer Anskar seinen Gefolgsleuten als “Blutzähne” übersetzt hatte, alle Ehre. Aber was mussten die Helden von Schwarzdorn nun befürchten? Stand als nächstes Menschenfleisch auf dem Speiseplan?
Nein, “Hauptmann Schlacht” bot seinen Befreiern sogar etwas von der blutigen Beute der geschuppten Krieger an.
Der Paladin lehnte dankend ab, bat das Echsenvolk jedoch in sein behelfsmäßiges Lager. Frisch gestärkt stellte Vargus Vargach seine beiden Untergebenen ausführlich vor, nachdem die drei Krieger neben den Frauen und Männern Eralions Platz genommen hatten. Wieder übersetzte Saer Anskar das krude Drakonisch des Geschuppten.
Den Älteren nannte er Sauriv, was so viel wie “Auge” bedeutete, und den Jüngeren Litrix, was wiederum als “Schuppe”, “Rüstung” oder “Panzer” übersetzt werden konnte. Sauriv war ein erfahrener Sumpfläufer und jagte bereits seit Jahrzehnten Schädeldrachen im Ertrunkenen Wald. Litrix war so etwas wie ein Schüler von Vargus Vargach. Das Verhältnis der beiden schien dem eines Ritters und seinem Knappen nicht ganz unähnlich. Außerdem war der vielversprechende Krieger der Sohn des Häuptlings!
Sauriv
Litrix
Noch immer erklang ab und an das Wehklagen im Brunnen.
“Der Schädeldrache lockt uns.”, erklärte Sauriv. “Das sind die Schreie des geopferten Eisenmanns. In seinem Nest ist der Drache aber mächtiger. Deswegen will er uns dort unten haben. Von dem was ich im Sumpf gesehen habe, handelt es sich um ein Männchen. Ein junger Erwachsener. Noch wenige Sommer und er ist alt genug seine Macht in den Sumpf auszudehnen. Wenn er noch mehr Reichtümer anhäufen kann.”
Nachdem Saer Anskar alles übersetzt hatte, richtete sein Berater Moryn zahlreiche Fragen an den alten Drachenjäger. Die für uns wohl wichtigste Erklärung des Sumpfläufers lautete wie folgt:
“Das Anhäufen von Schätzen ist nie gut, aber die unheiligen Ansammlungen von Drachen reissen Löcher in unsere Welt! Sie verbinden das Inselreich im Nebel mit den Geisterwelten und stören so Semuanyas heilige Kreisläufe von Überleben und Fortpflanzung. Nach den Lehren unserer Schamanen ist der sterbliche Körper nur eine Hülle, die ausschließlich dem diesseitigen Geist dienen soll. Drachen trachten danach ihre Körper verschiedenen Geistern zu öffnen, was ihnen aber nur durch Opfergaben an die Mächte der Finsternis gelingt.”*
Die Rast wurde länger und länger.
Irgendwann nach der Unterhaltung mit Sauriv entdeckte “Hauptmann Schlacht” die Froschkeule im Wehrgehänge von Waffenmeister Isydor. Sogleich sprang der grün geschuppte Hüne auf und erkundigte sich barsch gegen wen er kämpfen muss, um die magische Waffe von Häuptling Ulgor für sich zu beanspruchen. Keinem der Krieger Eralions lag etwas an der primitiven Keule mit den Krokodilzähnen, also bekam sie der Echsenmann.
Wieder und wieder erklangen die Schmerzensschreie im Brunnenschacht.
Saer Anskar konnte es nicht mehr aushalten und beschloss mit dem Echsenvolk gemeinsam auf Drachenjagd zu gehen!
Allerdings erwiesen sich die neuen Verbündeten des jungen Fengrins als äußerst sturköpfig. Auf die Vorschläge von Saer Anskar, wie man in die Drachenhöhle vordringen könnte,
erwiderte Vargus Vargach immer nur: “Echsenvolk geht durch Wasser!”
Und so wurde es letzten Endes auch entschieden. Die gemischte Jagdgesellschaft marschierte durch den dampfigen Höhlenkomplex bis zu den schmutzigen Ufern des unterirdischen Sees.
Wieder bedeckte ein gelblicher Nebelteppich das stinkende Schwefelwasser, bis Vargus Vargach und Sauriv ihn durchbrachen, um in die schwarzen Tiefen zu tauchen. Einen Augenblick später waren die grünblauen Froschlaternen an den Gürteln der Echsenmänner schon nicht mehr zu sehen.
Da die Menschen in der Dunkelheit nichts sehen konnten und Wasser nicht ihr Element war, hatte man sich darauf geeinigt eine Seilschaft mit Litrix an der Vorderseite zu bilden. So zog bald auch der junge Krieger die Männer und Frauen Eralions nacheinander hinab in die Finsternis.
Saer Anskar und Moryn waren der Froschlaterne von Litrix nah genug, um jede Menge Luftblasen und die eigenen Hände vor Augen sehen zu können; dahinter vermochte jedoch nur die Halbelfin etwas in der Dunkelheit des tunnelartigen Wasserwegs zu erkennen.
Plötzlich wurde die menschliche Perlenschnur angegriffen. Irgendetwas krachte mit voller Wucht gegen Saer Berthil und Waffenmeister Isydor. Silaqui blickte sich um, sah aber nichts als graue Luftblasen.
Die vorderen Taucher versuchten die hinteren über die Seile aus dem Gefahrenbereich zu ziehen, aber das Schlussfeld wurde immer wieder attackiert. Dann erstrahlte der Druide in seiner Sternengestalt und enthüllte damit die drei Angreifer: nahezu durchsichtige Schlangenwesen mit vage humanoiden Köpfen.
Saer Berthil schnitt sich los. Der junge Basilius tauchte zwischen seinen Gefährten hindurch, die sich immer weiter in den Seilen um ihre Hüften verstrickten.
Die angriffslustigen Schlangen konnten bald nur noch Ludmylla gefährlich werden, doch dafür musste Saer Anskars Schildträgerin für drei einstecken. Eines der verstörenden Wesen hatte sich irgendwie am Fleisch der jungen Pelias festgesaugt. Es entzog der weißblonden Frau reine Lebensenergie sowie dunkles Blut, das sich auf widerlichste Art und Weise im Inneren der durchsichtigen Kreatur verteilte.
Kurz bevor den ersten Menschen die Luft ausging, hatte Litrix das Ende des gefluteten Tunnels erreicht. Unter Aufbietung all seiner Kräfte zog er nun die neuen Verbündeten seines geschuppten Volkes aus dem finsteren Nass. Mit jedem Mann an der beißenden, schwefelhaltigen Luft ging die Rettung von Ludmylla schneller.
Dann war es geschafft. Die gesamte Jagdgesellschaft hatte die Drachenhöhle erreicht, während sich die mysteriösen Schlangenwesen wieder in die Tiefen des Schwefelwassers zurückzogen.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Die Priesterschaft Nymias konnte mich bereits aufklären, dass es sich bei Semuanya um die entrückte Gottheit des Echsenvolkes handelt.
Was Sauriv allerdings mit den „Geisterwelten“ in diesem Zusammenhang meinte konnte mir bisher keiner der Geistlichen von Peredur verraten. Ich werde versuchen diesbezüglich bei der königlichen Magiergilde Erkundigungen einzuholen.
Tintenteufel:
SESSION 43
Tar, 30. Tag der Prinzessin 1504 n. B. - BERICHT II
Immer wieder schwappte dampfendes Schwefelwasser über den zerklüfteten Beckenrand hinter den triefend nassen Drachenjägern.
Saer Anksar, Saer Berthil, der Druide Moryn, die Knappin Ludmylla und Waffenmeister Isydor fanden sich neben ihren neuen Verbündeten - den Echsenmännern Litrix, Sauriv und Vargus Vargach - in einer riesigen Höhle wieder, deren glitschiger Felsboden von einem gelblichen Nebelteppich bedeckt wurde. Wo das grünblaue Licht der Froschlaternen an den Hüften der Geschuppten hinfiel klebten katzengroße Eidechsen an den feuchten Wänden der natürlichen Kammer.
Ludmylla Pelias war der Schwarzen Göttin im Schwefelwasser nur knapp entkommen. So hatten die durchsichtigen Schlangenwesen der Schildträgerin scheinbar jedwede Farbe aus dem Gesicht gesogen. Silaqui entzündete eine Fackel, die den Tauchgang in wasserabweisendem Tuch überlebt hatte, und reichte sie der blonden Kriegerin. Ein Symbol der Hoffnung für eine Anhängerin des Lichts.
Das Echsenvolk machte sich bereits daran die Höhle zu erkunden, als die Männer und Frauen Eralions sich noch um die junge Pelias kümmerten. Plötzlich fauchten jedoch all die Eidechsen an den Wänden garstig auf! Ludmylla enthüllte mit ihrem feurigen Licht die einprägsame, schwarz-gelbe Musterung der zahllosen Reptilien.
“Erdmolche.”, erklärte Moryn. “Wächter.”, verbesserte Sauriv.
Der erfahrene Drachenjäger ignorierte die alarmschlagenden Molche und erkundete die drei Gänge die aus der Höhle führten. Als auch die Menschen abmarschbereit waren, kehrte der Geschuppte zurück. Der linke Gang führte an die Oberfläche, der Mittlere tiefer unter die Erde und der Rechte in die Kammer unterhalb des Brunnenschachtes, die von grünem Schleim befallen war. Menschen und Echsenvolk waren sich sogleich einig, dass es galt tiefer in die Drachenhöhle vorzudringen.
Sauriv führte den Tross an; dicht gefolgt von Silaqui.
Die Abenteurern betraten den mittleren Gang. Sie gingen einem leise plätschernden Rinnsal nach, das sich unter dem Nebelteppich einen Weg nach unten gesucht hatte.
Irgendwann durchquerte das Schwefelwasser eine große Höhle mit vier beachtlichen Nischen. In der gesamten Kammer kroch der gelbliche Nebel durch wild wucherndes Gestrüpp; in den vier Rücksprüngen waren zudem blanke Knochen sowie geborstene Totenschädel zu finden. Dann wurde der Fackelschein um Ludmylla plötzlich am Boden zurückgeworfen. Sie wurden zwar überwiegend von Unkraut, Nebelschwaden und Grünspan verdeckt, aber unter den Füßen der Drachenjäger lagen unzählige Kupfermünzen!
Die fauchenden Erdmolche hatten die Höhle nicht betreten. Es herrschte daher eine gespenstische Stimmung an dem stinken Wasserlauf, der in der unerforschten Finsternis zunehmend breiter wurde. Die Menschen wagten es nicht das Geld anzufassen und die Echsenmänner interessierten sich nicht dafür. Sie wateten stattdessen weiter durch den gelblichen Nebel, auf den Ausgang der unheimlichen Kammer zu.
Silaqui entdeckte zwischen den wild wuchernden Pflanzen allerdings nichts als Kupfermünzen und Knochensplitter, so schlossen auch die Männer und Frauen Eralions zu den Geschuppten auf. Saer Berthil, Ludmylla, Waffenmeister Isydor und die königliche Heroldin hatten bereits den gegenüberliegenden Gang am anderen Ende der Höhle betreten, da stellte Saer Anskar sein Glück auf die Probe.
Experimentierfreudig hob er eine Münze auf. Doch es war anschließend nicht allein der Paladin der sich wieder aufrichtete. Mit dem jungen Fengrin stand ein modernder Schlurfer aus dem Nebel einer Nische auf, ganz so wie damals im Weißen Hirsch (siehe Bericht II vom 27.2.1504). Kurz darauf erhob sich ein zweiter Hüne aus dem Gestrüpp des nächsten Höhlenrücksprungs.
Die Hexenklinge zischte aus ihrer Hülle und die angriffslustigen Echsenkrieger preschten durch das stinkende Schwefelwasser heran, so dass es in alle Richtungen spritzte und dunkle Löcher in den Nebelteppisch riss.
Ein auszehrender Kampf entbrannte; denn wenngleich ein halbes Dutzend Krieger auf einen Schlurfer einschlug, dauerte es eine Weile bis einer der grünen Hünen zu Boden ging. Und ihre heftigen Gegenangriffe besaßen eine verheerende Wirkung. Insbesondere das wagemutige Echsenvolk musste in der vermeidbaren Auseinandersetzung schwere Verletzungen davontragen.
Vargus Vargach und Litrix wollten es sich nicht eingestehen, aber nachdem sich nacheinander in allen vier Nischen modernde Schlurfer gegen die Drachenjäger erhoben hatten, mussten die Geschuppten rasten. Da auch Ludmylla noch geschwächt war, ordnete Saer Anskar an einen Winkel der Höhle zu sichern.
Die unterschiedlichen Abenteurer ließen sich im Kreis nieder und verschnauften. Jedoch blieb das Echsenvolk dabei nicht untätig! Die Blutzähne sammelten Holz und Knochen auf, um primitive, aber wirkungsvolle, Waffen anzufertigen. Isydor war fasziniert von der Geschwindigkeit der drei Geschuppten. Er erzählte währenddessen vom traurigen Schicksal seiner Ahnen, die in dieser Gegend gelebt hatten, bevor der Ertrunkene Wald die ertragreichen Felder ersäuft und den Nährboden für Schrecken wie Schwefelschwinge geschaffen hatte. Ein Feuer brannte in den Augen des alten Waffenmeisters, als er sich schließlich erhob, um dem Sumpfdrachen ein Ende zu bereiten.
Waffenmeister Isydor
Noch bevor es ihm die anderen gleichtun konnten, verwandelte sich der gelbliche Nebel um sie alle herum in schäumende Wassermassen, die als mächtiger Zylinder zur Höhlendecke empor schossen. Die stinkende, beißende Nässe brannte noch in den Gesichtern der Abenteurer, als die gelbe Säule bereits wieder auf den überwucherten Höhlenboden klatschte. Unsere Agentin sowie Moryn sahen ihn dennoch: einen großen, dunklen Schatten in jenem Gang den die Drachenjäger gerade betreten hatten, als die modernden Schlurfer angriffen.
Doch sie waren allesamt zu langsam, um den Schemen mit ihren Fackeln und Froschlaternen aus der Dunkelheit zu reissen. So schlängelte sich dort nur des plätschernde Schwefelwassers unter dem gelblichem Nebel weiter durch den Höhlenkomplex als wäre nichts weiter geschehen.
Laut fauchend führte Vargus Vargach den Tross in die Finsternis.
Vargus Vargach
Der Boden fiel weiter ab und das Wasser wurde tiefer. Die Wände wurden allerdings ebenmäßiger, als hätte jemand die natürliche Höhlenform begradigt und einen ausgewachsenen Tunnel in den Fels getrieben. Das Gestein war dennoch rauh, wie nach anhaltendem Säurebefall.
Moryn sprach das Ritual seiner Göttin, das den Männern und Frauen Eralions erlaubte auf der Wasseroberfläche zu laufen. Die Echsenkrieger zogen es vor unter dem Nebelteppich hinweg zu schwimmen.
Am Ende des ungewöhnlich langen Tunnels befand sich eine hohe, kreisförmige Kammer die scheinbar von mehreren schwarzen Marmorsäulen getragen wurde.* Zwischen den, von Säure schwer beschädigten Pfeilern, lag undurchdringliche Finsternis.
Plötzlich schoss ein dicker Strahl gelber Säure waagerecht aus der Dunkelheit, in den Tunnel und mitten in die aufgefächerten Reihen der Drachenjäger. “Hauptmann Schlacht” wurde schwer getroffen und ging zischend unter, Waffenmeister Isydor versuchte zwar noch auszuweichen, wurde aber ebenfalls an Brust sowie Schulter erwischt, während sich Silaqui hinter den beiden Veteranen hinweg duckte und so vor dem Strahl in Sicherheit bringen konnte. Der Mann von Burg Falkenstein schrie erbärmlich auf, als die Säure seine Rüstung zerfraß und sich in seine Haut brannte. Einen Herzschlag später wirkte die Magie der Grünen Göttin nicht mehr. Der bewusstlose Waffenmeister glitt unter den Nebel und versank im trüben Schwefelwasser.
Die Augen der Umstehenden waren weit vor Schreck, ihre Körper schier von Angst gelähmt.
Dann bannte Moryn die magische Dunkelheit zwischen den Säulen und enthüllte den fürchterlichen Drachen Schwefelschwinge auf einem Berg aus Goldmünzen, mitten im brackigen Wasser. Das Scheusal war riesig; mit Krallen wie Krummsäbeln und Fangzähnen wie Jagdschwertern. Unter seinen schwarz geschuppten Vorderläufen lag der schwer verätzte, regungslose Körper von Saer Florin.
Die verbliebenen Krieger stürmten in die kreisrunde Kammer, blieben jedoch hinter den schwarzen Marmorsäulen in Deckung. Schwefelschwinge entfaltete blitzschnell seine ausgeblichenen Flügel und schoss auf die Eindringlinge zu. Nur wenige hielten dabei dem giftigen Blick des Sumpfdrachen stand, so drückten sich manche zitternd an die zerfressenen Pfeiler und andere wagten erst gar nicht den Drachenhort zu betreten.
Das Scheusal schwebte über seiner Insel aus Gold, während seine Herrschaft über den Ort einen bösartigen Schwarm Insekten in den Gang zu Moryn und Litrix zwang, der die beiden für geraume Zeit aus dem Kampfgeschehen heraus hielt.
Saer Berthil, Silaqui und Sauriv verschanzten sich nördlichen der Goldmünzen, Saer Anskar und Ludmylla südlich der buchstäblichen Schatzinsel. Kaum ein Drachenjäger war mit ernstzunehmenden Fernwaffen ausgestattet, da offenbar niemand damit gerechnet hatte, dass es unter der Erde solche Distanzen zu überwinden galt. Ein kapitaler Fehler!
Silaqui und Sauriv feuerten zwar Pfeil um Pfeil auf den schwarzen Schuppenpanzer des Scheusals ab, die anderen versuchten aber lediglich einen günstigen Augenblick für die kurze Reichweite ihrer Klingen abzupassen. Ein solcher Schlagabtausch gelangte dann allerdings meist sehr zum Nachteil der Menschen.
Der Drache griff nämlich unbarmherzig mit seinen mächtigen Klauen, Fängen und alles zersetzendem Säureodem an. Er sandte seinen Jägern zudem weitere Wirbelstürme giftigen Wassers, Insektenwolken und Dunkelheit entgegen, während ihn selbst die magischen Kräfte seines Hortes schützten.
Das Scheusal wollte irgendwann dennoch mit den Menschen verhandeln und bot an Saer Florin das Leben zu schenken, wenn die Männer und Frauen Eralions ihm die Blutzähne überlassen würden.
Saer Florin Meralda
Saer Anskar lehnte ab; Drachenkrallen gruben sich in den Brustkorb des bewusstlosen Ritters, dann zerquetschte die selbe Klaue den Schädel mit dem blonden Haar und der Kampf wurde fortgesetzt.
Es dauerte lang bis Moryn seine Furcht besiegen konnte. Aber als die gefrässigen Insekten endlich von dem Druiden und dem Echsenmann Litrix abließen, weil sie Schwefelschwinge zwischen die Säulen in der Hauptkammer dirigiert hatte, nahm er seine grün leuchtende Sternengestalt an und schleuderte einen Zauber nach dem anderen auf den Sumpfdrachen.
Das Scheusal verstand sogleich die Gefahr welche von dem Druiden ausging, spie aber zunächst den Paladin mit seinem Säureodem zu Boden, bevor er mit einem einzigen Flügelschlag in den Tunnel glitt.
Ludmylla war augenblicklich an der Seite ihres Herren und flößte ihm einen Helitrank ein.
Saer Anskar war durch die Hexenklinge zum Nahkampf gezwungen worden. Als er jedoch das Bewusstsein verloren und der Drache seine Reichweite verlassen hatte, überwand er den Willen seiner verfluchten Waffe. Er löste das Trinkhorn von seinem Gürtel und versuchte die Magie des Gegenstandes mit dem Drachenblut auf den Goldmünzen zu entfesseln.
Vergebens.
Der durch Moryns Zauber schwer verletzte Drache schlug wild auf den Druiden ein, und er hatte ihn beteits nahezu zerfetzt, da bemerkte Schwefelschwinge, dass sich der Paladin indes an seinem Gold zu schaffen machte.
Wutentbrannt wendete er seinem strahlendem Opfer den Rücken zu, um sich mit wenigen Flügelschlägen über seine Schatzinsel zu befördern. Als er den Menschen mit dem Drachenhorn erreicht hatte senkte sich wieder magische Dunkelheit über das Zentrum der Hauptkammer.
Die Zauber des Druiden gingen fehl.
Saer Anskar konnte Schwefelschwinge nur mit einem Sprung vom Gipfel des Goldbergs erreichen, das wusste er. Auch wenn er nichts sehen konnte spurtete der Paladin über die nebelverdeckte Wasseroberfläche stieß sich mehrfach von den nachgebenden Münzmassen ab und schlug zu.
Nutzlos glitt die Hexenklinge über den stählernen Schuppenpanzer des Drachen.
Der Paladin fiel unsanft zurück auf den Nebelteppich, wirbelte herum und schleuderte das verfluchte Schwert.
Es erklang ein schmatzendes Geräusch, das von einem lauten Gurgeln gefolgt wurde. Ein warmer Schauer ergoss sich über Saer Anskar und seine Schildträgerin, dann stürzte der sterbende Drache auf die klimpernde Insel aus Goldmünzen.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Kann es sich bei diesem düsteren Ort um eine alte Kultstätte handeln, wo einst Drachen verehrt und ihnen Opfer dargeboten wurden? Vermutlich wurden dort abscheuliche Riten abgehalten, wie sie unwissentlich vom Froschvolk unter König Quagomir III. wieder aufgenommen worden sind.
Tintenteufel:
Gestern habe ich es endlich geschafft Spielbericht 43 abzuschließen! Aus Gründen habe ich diesen nämlich lange aufgespart und hatte damit ein Loch in meiner Berichterstattung hier.
Ich will nur noch mal ergänzen, dass Fizban's Treasury of Dragons für uns/mich zum perfekten Zeitpunkt rauskam! Aber dazu nach dem nächsten Bericht etwas mehr.
Nr. 44 und Nr. 45 sind zu 99% fertig und kommen (hoffentlich) bald. :)
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln