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[D&D] Zeit der Wölfe

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Tintenteufel:
SESSION 47
Nym, 8. Tag des Biestes 1504 n. B.

Saer Anskar wurde bereits kurz nach Sonnenaufgang von seinem Baumeister Zao geweckt. Der Mönch hatte eine vollständige Liste aller Arbeiter und Nutztiere erstellt, die vor Ort am Wiederaufbau von Burg Isenwaid beteiligt waren. Der Paladin wollte allerdings auch nicht einen Tag Ruhe geben. Nach einem kargen Frühstück in der kleinen Zeltstadt auf dem äußeren Burghof brach er wieder mit seinem Berater Moryn, seinem ungewöhnlichen Knappen Litrix Blutzahn und der königlichen Heroldin Silaqui von Rosenwinter auf, um sich in Balderks Brücke nach einem Waffenmeister sowie dem Zimmerer Borgas umzusehen.

Da der Bauherr für Speis und Trank sorgen wollte, führte der kleine Tross einen alten Ochsenkarren mit sich, vor den kurzerhand das Pferd von Litrix gespannt worden war. Und der Echsenmann wurde auf den Kutschbock gesetzt. Je näher der quietschende Karren dem Handelsposten nördlich der Burgruine kam, desto besser wurde der Zustand der Alten Straße. Goldzwerge sind zwar für ihre Sparsamkeit bekannt, aber viele von ihnen besitzen zudem einen hervorragenden Geschäftssinn. Vermutlich hielten die bärtigen Kaufleute deshalb die Handelsstraße um ihre Siedlung in Stand.

Auf den ausgebesserten Pflastersteinen der Alten Straße konnten die Reisenden die wilde Schönheit von Garogs Hügeln etwas genießen, bis ein Steinschlag die beiden vorderen Reittiere erfasste. Saer Anskar konnte sein Pferd rechtzeitig auf der Hinterhand wenden, Moryns Gaul verlor zwischen den Felsbrocken jedoch das Bewusstsein. Den beiden Männern war zum Glück nichts geschehen.

Da bewegte sich plötzlich etwas auf den Hügeln. Wieder purzelten Steine und Kies hinab zur Straße. Zwei Riesen schienen hinter einem moosbewachsenen Felsen zu hocken. Nein! Ein zweiköpfiger Riese. Ein Ettin! Es war offensichtlich, dass er für das Unglück verantwortlich war.

Litrix sprang vom Kutschbock und rannte sogleich mit seinem Mentor den steinigen Abhang hinauf. Silaqui gab den beiden Kriegern Deckung mit Pfeil und Bogen, während Moryn sein Reittier heilte. Der Ettin bemerkte “Sie sind hier!” in der tiefen Sprache der Riesen, aber es war nicht klar zu wem er sprach. Ein Zwigespräch mit sich selbst? Das Scheusal führte auch später noch ein lautstarkes Streitgespräch mit sich, Moryn war nur überrascht, dass er exakt den gleichen Wortlaut verwendet hatte wie das Ogerweib zuvor (siehe Bericht vom 6.3.1504).

Der Ettin nahm Reißaus und schleuderte auf seiner Flucht Steine nach den Abenteurern, von denen alle vier die Verfolgung aufgenommen hatten. Er rettete sich in eine schmale Schlucht mit finsteren Steilabhängen. Der Paladin erreichte den Riesen trotz schwerer Panzerung zuerst. Das zweiköpfige Scheusal hatte sich auf einen mächtigen Felsbrocken inmitten der Klamm zurückgezogen.



Als sich alle vier Abenteurer in den Schatten des Steilhangs befanden erfolgte ein weiterer Steinschlag. Moryn und Silaqui konnten den fallenden Gesteinsmassen zwar mit Leichtigkeit ausweichen, aber sie versperrten nun ihren Rückweg!*

Ein ungleicher Kampf zwischen Ritter und Riese tobte als die anderen zu ihrem vorauseilenden Gefährten und Herren aufgeschlossen hatten. Die Angriffe des Ettins mit Morgenstern und Streitaxt waren heftig, aber plump. Die Riposten von Saer Anskar zielsicher und verheerend.

Bald war das Leben des Wegelagerers verwirkt. Unter dem Felsen krochen jedoch zahlreiche Schatten empor. Dunkle Schemen ohne jedweden Körper oder eine Lichtquelle die sie werfen hätte können! Der Ritter und der Gelehrte verstanden auf Anhieb, dass es sich um untote Schatten von längst Gefallenen handeln musste.

Moryn nahm seine Sternengestalt an und die heiligen Zauber durch Nymias Gnaden verbrannten die Untoten, während auch die Schwerthiebe des Paladins von den Mächten des Lichts gestärkt wurden. Bevor sich die Abenteurer aller Widersacher entledigen konnten, kroch der Schatten eines Riesen auf den Felsbrocken. War es der zurückgekehrte Ettin, der den Kampf gegen seinen Mörder wieder aufgenommen hatte? Die aufgeschlitzte Leiche des zweiköpfigen Riesen lag jedenfalls regungslos hinter dem Felsen.

Wie dem auch war vernichteten die Helden der Herzlande auch diesen Untoten, nur um in der Ruhe nach dem Gefecht eine seltsame Rune auf dem Felsbrocken zu entdecken. Der Gelehrte vermutete, dass es sich um ein altes Schriftzeichen der Riesen handelte, ohne es genauer bestimmen oder gar lesen zu können. Mit Hilfe der königlichen Heroldin erstellte er eine Kopie der Rune, um Erkundigungen einholen zu können.**



Silaqui fand zudem unter dem Felsen rostige Eisenbruchstücke und Knochensplitter. Scheinbar hatte der mächtige Runenstein vor langer Zeit einen oder mehrere Humanoide erschlagen. Im hinteren Teil der Schlucht entdeckten die scharfen Augen der Halbelfin Fußspuren und einen Höhleneingang. Die Spuren im Geröll gehörten zweifellos drei Riesen von der Größe des Ettins, einem Menschen und einem Pferd. Sie führten in die Klamm hinein und wieder hinaus, nicht aber in die Höhle. Saer Anskar beschloss dennoch einen Blick in das schwarze Loch am Fuß des Steilhangs zu werfen.



Ein uraltes Gerippe lag dort neben den Überresten eines zerfallenen Leinensacks und einem rostbefallenen Drachenschild. In den verbliebenen Flachsfasern des Sacks fand der Ritter wenige Wertgegenstände, auf dem Schild entdeckte er jedoch im grünen Licht von Moryns Sternengestalt einen dreiköpfigen Wolf: das Wappen von Haus Fengrin! Der skelettierte Leichnam trug weder Leder noch einen Eisenpanzer. An seinen Knochen hingen nur noch ein paar klebrige Fäden. Vermutlich handelte es sich um einen Plünderer der die Schlachtfelder und Schauplätze des Kampfes mit Vapraks Stolz gefleddert hatte. Die berüchtigte Horde von Orks und Riesen war im 12. Jahrhundert n. B., nach dem Fall Isgards, in die Herzlande unseres geliebten Königreichs eingefallen.



Die Abenteurer nahmen nun doch wieder die Fährte ihrer vermutlichen Angreifer auf. Sie folgten den Fußspuren aus der Schlucht, wo sich der Mensch und das Pferd von den Riesen getrennt hatte. Vermutlich war der Mensch aufgesessen und davon geritten, was die Tiefe der Hufspuren verriet. Die drei Riesen waren weiter hinauf, zwischen die moosbewachsenen Felsen gestiegen. Saer Anskar ordnete an dem Reiter zu folgen, doch bald hatte die ehemalige Kundschafterin Silaqui die Fährte in der grasbewachsenen Hügellandschaft verloren.

Der Druide beschwor zwei Wölfe, welche die Witterung wiederfanden und die Gruppe nach Norden führte. Die Pferde hatte Silaqui mit dem Knappen geholt, den Karren hatten sie allerdings auf der Alten Straße zurückgelassen.

Obwohl die Sonne irgendwann zwischen den zahlreichen Hügelkuppen unterging, wollte der Paladin die Verfolgung des Missetäters nicht aufgeben.

Das Rauschen der Darya war bereits von Weitem zu vernehmen. Die Abenteurer umrundeten den letzten, moosbewachsenen Felsen, dann war der Blick auf das südliche Tor zum Handelsposten frei. Eine schlichte Holzpalisade aus angespitzten Baumstämmen schützte die Bewohner der Siedlung über dem kalten Flusslauf. Das rechteckige Tor aus eisenbeschlagenem Holz wurde von zwei eckigen Türmen flankiert, auf denen je ein brauner Wimpel mit einer kreisrunden Goldmünze flatterte. Als die Helden der Herzlande näher kamen war das Gesicht eines bärtigen Mannes auf dem goldgelben Kreis zu erkennen.
Und da traf sie bereits der durchdringende Ruf einer Torwache: “Halt! Wer da?”



Es war eine gedrungene Gestalt mit braunem Umhang die dem Tross da gebot innezuhalten. Sie trug einen Spangenhelm mit Halbmaske zum Schutz der Augenpartie und kaute mit ihrem kräftigen Unterkiefer laut schmatzend eine offenbar zähe Masse, nur um eine kleine braune Pfütze vor das Tor zu spucken. Bewaffnet war die Zwergin mit einer Stangenwaffe; gepanzert mit beschlagenem Leder und einer stählernen Brustplatte, in die ein goldener Kreis eingelassen war. Auf einen Pfiff der ungehobelten Frau traten vier weitere Wachsoldaten aus den Türmen hervor. Allesamt Zwerge mit braunen Waffenröcken auf denen die Goldmünze von Balderks Brücke prangte.

Saer Anskar gab sich zu erkennen und bezahlte den Wegzoll um Einlass zum Handelsposten zu erhalten. Er gab der Zwergin sogar eine Kupfermünze zu viel, die das Weib grinsend in ihren eigenen Beutel steckte.

Eiskalt rauschte die Darya unter den Füßen der Abenteurer durch die Frühlingsnacht. Balderks Brücke war dunkel. Nur zwischen den beiden größten Gebäuden des Handelspostens brannte noch Licht: dem Kontor und der Taverne Zum Zertrümmerten Schild. Aus einer kleinen Hütte neben der Trinkhalle verkaufte ein schmutziger Zwerg mit auffälliger Kopfbedeckung voller Knoblauch fettiges Essen auf die Hand. Weiße Kalkletter über dem Verkaufsfenster wiesen die Garküche als “Pavliks Imbiss” aus. Es duftete nach gerösteten Flusskrebsen und Knoblauchbutter.

Wie alle Gebäude der Siedlung wurde auch die Taverne von der Straße über kurze Holztreppen erschlossen. Über ihrem Eingang hing der blau-weiße Rundschild eines Riesen. Es war der Länge nach gespalten und in drei Bruchstücke zerfallen, die allesamt an der Giebelwand des Langhauses befestigt waren. Litrix band die Pferde an und die Helden der Herzlande betraten die Trinkhalle.

Ihnen schug dicke, schwere Luft entgegen, die von Rauch, Schweiß und Alkohol geschwängert war. Vier lange Tische befanden sich zwischen den Stützen des Schankraums im vorderen Teil. Ein Tresen und vier kleinere, runde Tische standen im hinteren Teil der Halle. Die Taverne war gut besucht und ihre Gäste stellten eine bunte Mischung der Völker Yserions dar. Neben Menschen, Halbelfen und mehr Zwergen, saßen Gnome, Halblinge und sogar ein paar Halborks. Selbst dem Echsenmann Litrix wurde ungewöhnlich wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Eine blonde Schankmaid begrüßte ihre neuen Gäste herzlich, bevor sie ihnen mit einem Nicken zu verstehen gab an welchem Tisch sie Platz nehmen durften. 

- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur

*Wer oder was hatte den Steinschlag ausgelöst? War Saer Anskar und seinem Gefolge erneut aufgelauert worden? Hatte der Ettin die Abenteurer in eine Falle gelockt oder setzten sich Garogs Hügel selbst gegen die Eindringlinge zur Wehr?

**Es ist nicht die erste Riesenrune die dem Gelehrten auf seinen Abenteuern mit Saer Anskar begegnete. Auch bei dem Ettin in der Schmiede vor den Toren Burg Isenwaids hatte Moryn eine vergleichbare Rune gefunden (siehe Bericht I vom 25.1.1504). Und im verlassenen Gasthaus Zum Weißen Hirsch hatte der Druide auf einer Totenglocke ebenso eine ähnliche Rune gesehen (siehe Bericht II vom 27.2.1504).

Tintenteufel:
Jubel! Durfte mal wieder eine Karte zeichnen!!  ^-^

Und: ja. Spielbericht 47 ist fertig geworden; und jetzt auch noch mal in Ruhe durchkorrigiert worden.  :-*

EDIT: Habe ja auch noch die Regional/Hex Map weitergezeichnet! Fotografiert und in den Bericht eingefügt.

Tintenteufel:
Jubel! Knight & Sage ist gestern 50 Sessions alt geworden!! ^-^

Nur leider hinke ich nun schon wieder 3 Spielberichte hinterher. :(

Dafür gab es den ersten „echten“ Riesen der Kampagne:



Und noch mal mit Maßstabs-Moryn:



Ja, es heisst demnächst „Wider die Riesen!“.  :headbang:

Ma tetz:
Sehr schick der Riese. Selbst gedruckt oder gekauft?

Tintenteufel:

--- Zitat von: Ma tetz am 17.02.2022 | 12:38 ---Sehr schick der Riese. Selbst gedruckt oder gekauft?

--- Ende Zitat ---

Danke! Gebe ich an Sage weiter. Er ist unser „Druckmeister“. Also ja, der Riese ist auch selbst gedruckt. Die Mini ist von Loot Studio.

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