Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte
[D&D] Zeit der Wölfe
Tintenteufel:
SESSION 48
Tar, 9. Tag des Biestes 1504 n. B.
Saer Anskar, sein Berater Moryn, sein ungewöhnlicher Knappe Litrix Blutzahn und die königliche Heroldin Silaqui von Rosenwinter begannen ihren kurzen Aufenthalt in Balderks Brücke am 8.3.1504 mit einem Besuch der Taverne Zum Zertrümmerten Schild.
Die Getränke ließen lange auf sich warten, doch die hübsche Schankmaid mit dem honigfarbenen Haar entschädigte den Ritter und den Gelehrten dafür mit einem bezauberndem Lächeln. Litrix hatte es allerdings nicht mehr ausgehalten. Er hatte kurz nach ihrer Ankunft für die ganze Gruppe bei Pavliks Imbiss etwas zu Essen geholt. Im Schild selbst wurden nämlich keine Speisen angeboten. Die Gäste durften aber die Gerichte aus der benachbarten Garküche in der Trinkhalle verzehren.
Nachdem die Abenteurer gespeist und irgendwann dann auch endlich etwas zu Trinken bekommen hatten, verkündete die Heroldin, dass Saer Anskar Fengrin in den Handelsposten gekommen war um einen Waffenmeister für seine Burg zu finden. Bei den zwielichtigen Gästen der Taverne handelte es sich überwiegend um Söldner, die im gegenüberliegenden Kontor an Kaufleute und Kopfgeldjäger vermittelt wurden. Denn wie nicht weiter verwunderlich, war Balderks Brücke - gegründet durch Balderk Riesentöter - seit seinem Bestehen ein beliebter Treffpunkt für Riesentöter. Und so lang die Krone ein Kopfgeld auf höhere Riesen ausgesetzt hat, wird wohl in Garogs Hügeln Jagd auf die Hünen gemacht werden, die einst die Menschen, Elfen, Zwerge, Gnome und Halblinge Avalons versklavt hatten.
Es gibt jedoch nur wenige mit dem Mut sich den gefräßigen Riesen von Garogs Hügeln im Kampf zu stellen. Nur die erfahrensten Söldner wagen es jenen Kopfgeldjägern bei ihren gefährlichen Unternehmungen beizustehen. Die übrigen dienen den Händlern von Peredur, Kluftheim und Rosenwinter als Geleitschutz durch das spärlich besiedelte Hügelland.
Silaqui wandte sich also an die Söldner des goldenen Ranges*. Zwei Männer und zwei Frauen erhoben sich und traten aus dem graublauen Dunst des Pfeifenkrauts.
Es waren ein Zwerg in Kettenhemd mit geschultertem Hammer, ein rot geschuppter Drakorianer mit funkelnder Streitaxt im Wehrgehänge, eine Gnomin mit einem Hammer der dem des Zwergen in nichts nachstand und eine gelockte Menschenfrau mit einem schmucken Schwert an ihrer Hüfte. Der Silberzwerg wurde Thorm Eisenhammer genannt, der Drakorianer Rhogar Delmirev, die Werkstattgnomin Zanna “Sternenglocke” Murnig und die Kriegerin mit der dunklen Haut des Flusskönigreichs Ildisa von Lampur.
Als die vier Söldner am Tisch des Ritters standen mischte sich plötzlich ein bärtiger Mann in schlichtem Kettenhemd unter rotem Überwurf ein. Er stellte sich als Udolf von Isgard vor und gab sich als Priester Tarans aus. Zudem beanspruchte er auf der Stelle die Hoheit über die anstehende Auswahl des Waffenmeisters für den Roten Gott:
Udolf von Isgard
“Nur Taran vermag es wahre Waffenmeister zu erwählen. Und so will ich in seinem Namen drei Prüfungen stellen, die jeder Kandidat meistern muss.” Jeder Mann und jede Frau in der Trinkhalle schien an den feuchten Lippen des Nordmanns zu hängen, der einen tiefen Schluck aus seinem Steinkrug nahm, um die Spannung zu steigern. “Axtwerfen.” Wieder trank er unnötig lang von seinem Bier und alle lehnten sich unweigerlich in seine Richtung. “Ringkampf.” Udolf leerte den Krug lautstark, stieß ebenso geräuschvoll auf und sagte: “Zweikampf. Und zwar… mit dem Schrecken von Balderks Brücke!” Die Menge grölte und es wurde mit Krügen, Fäusten sowie Waffen auf die Tische getrommelt.
“So sei es.”, akzeptierte Silaqui anstatt ihres Herren die Bedingungen des Nordmanns.
Saer Anskar bestimmte die Paarungen und Reihenfolge. Dann trat die Gesellschaft auf die Straße hinaus, denn das Axtwerfen wurde auf dem Marktplatz und dem zertrümmerten Riesenschild über dem Eingang der Taverne ausgetragen. Man trug Fackeln zum Ziel hinauf, damit auch die Menschen besser sehen können wie nah die Kontrahenten dem Runenstein mit ihren Wurfbeilen kamen.
Balderks Brücke
1 - Herberge
2 - Kontor
3 - Rüstungen
4 - Garküche
5 - Taverne
6 - Alchemistin
7 - Klingen
Wie immer erspare ich Euch die Einzelheiten des Wettkampfs, die für mich nicht weiter von Bedeutung sind. Das Folgende möchte ich allerdings festhalten:
Der Paladin ließ zunächst den Drakorianer gegen die Gnomin antreten. Sternenglocke zwang den rot geschuppten Hünen zum dritten Durchgang unter der Brücke, wo ein dunkelgewandeter Gnom das Trugbild eines finsteren Trolls mit leuchtenden Augen erschuf. Der geheimnisvolle Illusionist wurde Norrin “Finsterdolch” Tarvartar genannt und schien mit den Schatten regelrecht zu verschmelzen. So lag jedwede Aufmerksamkeit ganz auf seiner düsteren Schöpfung. Es galt über die glitschigen Steine im Fluss zu balancieren und so gut wie möglich den falschen Riesen zu treffen. Rhogar Delmirev landete mehrfach in den kalten Fluten der Darya und überließ das Feld somit der Gnomin.
Norrin “Finsterdolch” Tarvartar
Thorm Eisenhammer hingegen machte kurzen Prozess mit Ildisa von Lampur. So traf der Silberzwerg im finalen Wettstreit um die Stellung des Waffenmeisters auf die winzige Zanna Murnig. Eisenhammer erfuhr dabei nicht nur die Unterstützung seines eigenen, zwergischen Gottes, sondern auch die des Paladins. Denn der Burgherr war ganz offenbar parteiisch! So bat er die Mächte des Lichts vor aller Augen den bärtigen Krieger im Kampf zu begünstigen.
Selbst als Sternenglocke den Zwerg vom Klan Eisenhammer trotz göttlicher Magie ganz klar besiegt hatte, wollte er sie nicht ohne einen weiteren Wettstreit zu seiner Waffenmeisterin machen. So wollte sich der Ritter selbst mit ihr messen! Eine Entscheidung die er bald bereute. Denn auch der junge Fengrin wurde von Zanna Murnig unter Balderks Brücke vorgeführt, die eindeutig mehr Geschick auf den Steinen im Wasser und anschließen mit ihrem Hammer bewies, als der Paladin mit seinem verzauberten Schwert.
Nachdem Saer Anskar zähneknirschend die Gnomin zu seiner Waffenmeisterin gemacht hatte, wurde es für die Söldner Zeit ausgiebig zu feiern. Die Helden der Herzlande hingegen wollten sich nur noch von der abenteuerlichen Reise erholen.
Der Ritter bezog mit seinem Gefolge ein äußerst schlichtes Nachtlager in der einzigen Herberge des Handelspostens. Die Betten der zugigen Gästezimmer waren hart, aber das armselige Frühstück in Form einer gesprungenen Schale voll farblosem Haferschleim von einem schlecht geschnitzten Holzlöffel ließ die bösen Erinnerungen an die Übernachtung am nächsten Tag (9.3.1504) schon wieder verblassen.
In der Herberge hatten der Ritter und der Gelehrte den Entschluss gefasst nach Kluftheim zu reisen, um Verhandlungen über mehr Eisenerz für Burg Isenwaid anzustellen. Saer Anskar wollte aber zunächst das Angebot der wenigen Läden von Balderks Brücke begutachten. So besah er sich Rostbackes Rüstungen und die Schwerter von Meisterin Mondklinge.
Elmin Rostbacke
Die Auslage des Halblings war durchaus interessant für den jungen Fengrin, doch als Elmin Rostbacke ihm die finstere Rüstung eines Höllenritters zum Kauf anbot, musste tatsächlich der Druide seinem Herren Einhalt gebieten. Auch die übrigen Panzer stammten aller Wahrscheinlichkeit nach von den zahlreichen Schlachtfeldern des Unheiligen Landes. So verließ der Paladin den zwielichtigen Laden, um sich nach einer neuen Waffe umzusehen. Obwohl der Fluch über sein verzaubertes Schwert gebrochen war, hatte sein Vertrauen in die Klinge gelitten.
Xanaphia Kerymnodel betrieb das älteste Geschäft des Handelspostens. Abseits des Kontors natürlich, welcher aus dem Gemischtwarenladen von Balderk Riesentöter in den Jahren nach der Schlacht um Burg Isenwaid gewachsen war. Die Ruinenelfin verkaufte allerdings ausschließlich Klingenwaffen. Ihr Angebot entstammte jedoch nicht einer hauseigenen Schmiede, sondern vielmehr ihrem Spürsinn für unbenötigte Restbestände. Um es vorsichtig auszudrücken. Meisterin Mondklinges Vorgehen, Söldner in die ehemaligen Elfenreiche des mächtigen Shalunha zu schicken und die überwucherten Ruinen plündern zu lassen, missfiel den Waldgrafen und so hatte Xanaphia Kerymnodel Rosenwinter bereits vor Jahrhunderten verlassen müssen. Ob der Paladin um die zweifelhafte Geschäftspraktik der Elfin wusste ist uns nicht bekannt, doch auch bei ihr wurde er nicht fündig.
Xanaphia Kerymnodel
Nahe dem Verkaufsladen von Meisterin Mondklinge befand sich das heruntergekommene Haus der Alchemistin. Adelheyd von Ährenburg hatte die Hauptstadt des Herzogtums Lys und die königliche Alchemistengilde aus ebenso dubiosen Gründen verlassen wie ihre Nachbarin die Waldgrafschaft. Unsere Aufzeichnungen berichten von verbotenen Experimenten mit Trollblut, die Adelheyd nun offensichtlich in Garogs Hügeln fortsetzt! So hat sie dem Druiden einen “Heiltrank mit Schuss” geschenkt, mit der Bitte das Gebräu am Echsenkrieger Litrix zu erproben. Die verwahrloste Alchemistin hatte dem Berater von Saer Anskar zudem ihr Herz ausgeschüttet und vom traurigen Schicksal ihrer Familie erzählt. Was sie aber bei dem starken Alkohol in aller Frühe vergessen hatte zu erwähnen, waren ihre Expeditionen in das Trollmoor, bei denen immer wieder unerfahrene Söldner zu Tode kamen.
Adelheyd von Ährenburg
Schließlich bat Saer Anskar seinen Knappen und die königliche Heroldin auf dem winzigen Marktplatz von Balderks Brücke zu warten, während er mit seinem Berater den Kontor besuchte. Der Erbe von Haus Fengrin plante nämlich eine ausführliche Unterredung mit dem Vorsteher des Handelspostens.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Die Hurndor der Goldzwerge ordnen die Söldner die sie vermitteln drei Rängen zu: Kupfer, Silber und Gold.
Tintenteufel:
Bevor ich den nächsten Spielbericht poste, wollte ich noch paar Worte zu Session 48 verlieren:
Es kommt nicht wirklich gut in dem Bericht heraus, aber die Runde war sehr ungewöhnlich für K&S! Ungewöhnlich weil nicht nur die beiden üblichen verdächtigen Spieler auf der anderen Seite des virtuellen SL-Schirms saßen, sondern noch vier weitere alte Reck*innen!! Was auch eine Überraschung für K&S war, denn die vier anderen kamen erst in der Taverne in den Voice-Chat dazu.
Wir spielen alle seit Jahrzehnten zusammen, doch die Pandemie hat uns irgendwie gespalten. Deswegen war das kleine Get-together im Zertrümmerten Schild echt schön!
Die vier anderen haben auch nicht "wirklich" mitgespielt, sondern waren nur bei dem Mini-Game dabei das den Waffenmeister bestimmen sollte. Jede*r Veteran*in wurde IG von einer Titan Forge-Mini repräsentiert und Knight wollte unbedingt den Zwerg haben, weil er Lust hatte die Zwergen-Mini zu bemalen. Es ist die Gnomin geworden und die bleibt wohl nun an mir hängen.
Das Mini-Game war übrigens stark an die Regeln unserer Ritterturniere angelehnt.
Aus dem Ganzen hat sich außerdem die Idee entwickelt ein ausgewachsenes Spin-off zu spielen! Und ich werde genau hier darüber berichten!! :headbang:
BTW Wir kommen den ganzen März nicht zum regulären Spiel, aber treffen uns nächste Woche in Person (!) um die Warfare-Regeln von MCDM weiter auszuchecken. Auch wenn uns aus bekannten Gründen gar nicht sooo nach Kriegsspiel ist. Wenigstens etwas Zeit für die ausstehenden Berichte...
Tintenteufel:
SESSION 49
Sha, 10. Tag des Biestes 1504 n. B.
Der Kontor war das Herz von Balderks Brücke, dem kleinen Handelsposten über der Darya, in Garogs Hügeln zwischen Peredur, Rosenwinter und Kluftheim. Es handelte sich zudem um das erste dauerhafte Gebäude der Siedlung in dem Balderk Riesentöter seinen Gemischtwarenhandel aufgebaut hatte. Der Kontor war seitdem immer weiter ausgebaut und veredelt worden. So trugen beste Hölzer aus dem Shalunha ein kostbares Kleid aus ungewöhnlich filigranen Steintafeln.
Ein Wachsoldat mit dem braunen Umhang von Balderks Brücke, auf dem die goldene Münze mit dem bärtigen Zwergengesicht prangte, führte Saer Anskar und seinen Berater Moryn in das verhältnismäßig eindrucksvolle Gebäude.
Wie angeordnet warteten Silaqui von Rosenwinter und Litrix Blutzahn im Handelsposten auf ihren Herren. Schnell hatten sie jedoch die spärlichen Angebote des winzigen Marktplatzes begutachtet. Sie setzten sich also zwischen zwei einfachen Holzbauten auf das breite Brückengeländer und beobachteten die weiß-blau schäumenden Fluten der Darya. Die Halbelfin versuchte dem Geschuppten mehr von der Sprache und den Sitten der Drachenkönigreiche beizubringen. Der Echsenmann war allerdings kein besonders guter Schüler, so starrten die beiden bald schweigsam auf das hypnotische Spiel vom kalten Wasser mit den grauen Felsen im Flussbett.
Es war noch vor Mittag als Saer Anskar und Moryn von kostbarem Alkohol beschwingt sowie nach dem schweren Qualm erlesenen Tabaks stinkend wieder aus dem Kontor kamen. Man hatte sich mit dem Hurndor* darauf geeinigt die Kosten für die Instandsetzung der Straße zwischen Burg Isenwaid und Balderks Brücke gemeinsam zu tragen. Der Ritter kam für die Hälfte der Strecke näher zur Burg auf, während der Kaufmann im Grunde nichts weiter tun musste denn die Straßen nahe dem Handelsposten waren ja bereits in gutem Zustand (siehe Bericht 8.3.1504). Aber das hatten die beiden Helden vor lauter Branntwein und Pfeifenkraut offensichtlich vergessen!
Hurndor Kildrak Riesentöter
Auch was Bier und Fleisch für die Feierlichkeiten auf der Baustelle anging war man ins Geschäft gekommen. Die Söldner des Hurndors sorgten für den Geleitschutz der kleinen Karawane, welche die Köstlichkeiten zusammen mit Waffenmeisterin Sternenglocke (siehe Bericht vom 9.3.1504) zur Burg schaffen sollte.
Aber die Verhandlungen hatten die Männer hungrig gemacht, weshalb man bei Pavliks Imbiss gehackten Aal in einer äußerst salzigen Soße erwarb, nur um dadurch unverzüglich zu einem weiteren Besuch der Taverne genötigt zu werden.
Der Zertrümmerte Schild war um diese Tageszeit nicht besonders gut besucht. Aber Saer Anskar fand unter den wenigen Gästen in der verschlafenen Trinkhalle einen alten Bekannten vor: Borgas (siehe Bericht 30.1.1504).
Der Zimmerer lag in einer Pfütze seines eigenen Speichels auf dem Tresen. Die hübsche Schankmaid schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, aber überließ dem Ritter gerne ihren Putzeimer um den Trunkenbold mit kaltem Flusswasser zu wecken.
Borgas kam prustend zu sich und blickte wild fluchend von einem Helden zum anderen. Dann sah er den Echsenmann, torkelte zurück, stürzte über einen umgefallenen Hocker und klammerte sich völlig verschüchtert an eine der mächtigen Holzpfeiler die das Langhaus trugen.
Es kostete den Paladin etwas Überredungskunst, um den verängstigten Zimmermann wieder an den Tresen zu locken, doch ein frisch gezapftes Ährenburger aus dem Steinkrug wirkte dabei wie ein göttliches Wunder. Nachdem Borgas ausgetrunken hatte und einen zweiten Krug in die nicht mehr so stark zitternden Hände bekommen hatte, willigte er ein die Holzarbeiten auf Burg Isenwaid wieder aufzunehmen.
Seine Laune steigerte sich so schnell, dass er der vorübergehenden Schankmaid mit flacher Hand schallend auf den Hintern schlug.
Saer Anskar half seinem Zimmerer unsanft auf und vergolt die Übeltat mit einem gepanzerten Faustschlag in dessen Gesicht. Borgas landete wieder an seinem Holzpfeiler und rutschte langsam daran hinab, zurück in tiefe Besinnungslosigkeit.
Erneut weckte ihn der Paladin mit einem Eimer voll kaltem Flusswasser. Hustend und spuckend kam der Säufer zu sich. Aber noch bevor er wieder auf den Beinen war bläute ihm sein Bauherr ein von nun an die Finger vom Alkohol und den Frauen zu lassen. Dann überließ er Borgas seiner neuen Waffenmeisterin, die soeben die Trinkhalle betreten hatte. Die Gnomin sollte den Zimmermann am kommenden Tag mit der Karawane zurück zur Burg nehmen.
Der Ritter selbst verließ daraufhin zornig die Taverne. Er stattete erneut Meisterin Mondklinge einen Besuch ab, um die Ruinenelfin zu bitten ihre mandelförmigen Augen nach einer geeigneten Klinge für einen Schildkämpfer offen zu halten. Ihr laden bot zwar den Lichtsplitter feil, welchen vermutlich einst das Himmlische Heer im Unheiligen Land zurückgelassen hatte, doch der Zweihänder passte nicht zum defensiven Kampfstil des Paladins.
Erst später erfuhren unsere Augen und Ohren, dass der junge Fengrin auch den Hurndor beauftragt hatte nach einer magischen Wuchtwaffe Ausschau zu halten.
Es waren aber nicht allein geschäftliche Angelegenheiten die Saer Anskar nach Balderks Brücke gebracht hatten. Schließlich war der Paladin mit der Hilfe seiner Gefolgsleute Moryn und Silaqui den Spuren eines unbekannten Widersachers durch das Hügelland bis zu dem Handelsposten gefolgt (siehe Bericht vom 8.3.1504).
Der Unbekannte hatte vermutlich mit den niederen Riesen von Garogs Hügeln gemeinsame Sache gemacht und dem jungen Fengrin einen Hinterhalt gelegt!
Und nun fand der Ritter endlich die Zeit mehr über jenen gesichtslosen Gegenspieler herauszufinden. In Absprache mit seinem Berater beschloss er die Ermittlungen am Südtor zu beginnen, denn wie er selbst hatte feststellen müssen wurde in Balderks Brücke sorgsam Buch geführt.
So verhielt es sich wie von Moryn erwartet und in den Aufzeichnungen der Torwachen fand sich im Eintrag der Nachtschicht vom 8.3.1504 ein Name; ein einziger Name neben denen von Saer Anskar und seinem Gefolge: Jara.
Der wachhabende Zwerg konnte dem Ritter nicht mehr über die Frau namens Jara verraten. Seine Kameraden ebensowenig. Er verwies den Erben von Haus Fengrin an Bardryn Riesentöter, die damals diensthabende Hauptfrau. Die sollte allerdings erst wieder bei Sonnenuntergang den Dienst antreten.
Also vertrieben sich die Helden der Herzlande auf dem Marktplatz die Zeit. Der Paladin beobachtete die Vorbereitungen seiner Bestellungen beim Hurndor und wartete auf den Wachwechsel für die Nachtschicht.
Es musste sich bei dieser Jara einfach um die geheimnisvolle Auftraggeberin des Ettins handeln, der erst versucht hatte die Abenteurer mit einem Steinschlag zu töten, bevor er sie in eine von Untoten heimgesuchte Klamm gelockt hatte (siehe Bericht vom 8.3.1504).
Als die Sonne in Garogs Hügeln versank löste Hauptfrau Bardryn Riesentöter ihren unwissenden Kameraden ab. Kurz darauf befragte Saer Anskar die Wachsoldatin. Der Paladin hatte noch nicht viel gesagt, da verengten sich die Augen der Zwergin zu schmalen Schlitzen. Sie witterte ein Geschäft und war nicht bereit für das niedrige Gebot von Saer Anskar alles zu verraten was sie wusste.
Die Münzen des Ritters entlockten Bardryn nur, dass Jara Schildmaid war und vom Hurndor den Silbernen Rang erhalten hatte. Welcher Kompanie sie diente oder woher sie kam blieb ein Geheimnis.
Nach einer weiteren Nacht in der einzigen Herberge des Handelspostens verließ Saer Anskar mit seinem Gefolge Balderks Brücke durch das Nordtor. Bevor der Ritter jedoch die Darya vollends überqueren durfte, musste er erneut Wegzoll an die bärtigen Torwachen in den braunen Wappenröcken mit der goldenen Münze des Hurndors entrichten. Als die Kupfermünzen in der Kasse lagen öffneten die Zwerge das ächzende Tor und der Weg nach Kluftheim war frei.
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Weil Ihr um Erklärung gebeten habt: Hurndor bedeutet so viel wie Handeltreibender. Die Gildenmeister von Peredur haben mir zudem erklärt, dass die so bezeichneten Händler der Goldzwerge Vergadain dienen, dem zwergischen Gott des Glücks, des Wohlstandes und der Verhandlungen.
Tintenteufel:
Der Titel Hurndor war ein gefundes Fressen für K&S die ihn OoC sofort als Humidor verballhornt haben, weil Kilak während der Verhandlung Zigarren geraucht und Moryn besten Tabak angeboten hat. Wenn es den Spielern Spasss macht... ^-^
Ach, ja: die Verhandlungen mit dem Hurndor waren eigentlich das Herzstück der Session, aber Silaqui war ja leider nicht dabei...
EDIT: Es waren keine Spielwerte für Hurndor nötig, aber wenn ich welche bräuchte, würde ich den Merchant Lord aus Griffon's Saddlebag Book Two nehmen! Checkt mal das kostenlose 49-seitige Sample zu den Setting Options!! Großartig was Griffin da für lau raushaut!!! Echt tolle Infos zu Gilden und Fraktionen, die ja auch so langsam in K&S Einzug halten. :headbang:
Tintenteufel:
SESSION 50
Tar, 14. Tag des Biestes 1504 n. B.
Der Erbe von Haus Fengrin hatte den Handelsposten Balderks Brücke am 10.3.1504 durch das Nordtor verlassen und bewegte sich seitdem westwärts. Sein Tross war denkbar klein, denn der Ritter wurde nur von seinem Berater Moryn, seinem Knappen Litrix Blutzahn und der königlichen Heroldin Silaqui von Rosenwinter begleitet. Er folgte der Darya an ihrem Nordufer durch Garogs Hügel, mitten in den Herzlanden unseres geliebten Königreichs. Saer Anskar hatte vor sich im Kanton Kluftheim - einer von den sieben Enklaven der Werkstattgnome Eralions - Eisenerz für die Wiederherstellung von Burg Isenwaid und die Rüstung seiner Truppen zu sichern.
Das Biest machte seinem Namen alle Ehre und den Reisenden das Vorankommen alles andere als leicht! So zerrte das unstete Wetter des Sternenbildes am ersten Tag mit stürmischen Winden an ihnen, nur um sie am zweiten Tag mit kaltem Regen zu peinigen und sie dann am dritten Tag mit einer ungewöhnlich heißen Frühlingssonne fast zu verbrennen! Immerhin war die Straße aus gestampfter Erde nicht mehr so schlammig, sondern wieder staubtrocken. Es blieb warm, aber ab und an plagte die Reiter ein kühler Wind.
Im wabernden Lichtschein ihrer Lagerfeuer versuchten Moryn, Silaqui und Saer Anskar dem Echsenmann Litrix die Handelssprache beizubringen. Jedoch war der Fortschritt des ungewöhnlichen Knappen im Gegensatz zu ihrem Vorankommen in Garogs Hügeln eher bescheiden.
Am vierten Tag stieß der Ritter mit seinem Gefolge auf eine verlassene Karawane. Die Reisegesellschaft schien auf fünf Planwagen aufgeteilt gewesen zu sein. Vor die ersten vier Wagen waren eiserne Ochsen gespannt. Die bulligen Konstrukte* waren allesamt ramponiert, teilweise umgestoßen und mit Blut besudelt. Vermutlich handelte es sich dabei um den Lebenssaft von Wildschweinen, denn neben den Zugtieren aus Metall lagen die leblosen Leiber des gewöhnlichen Borstenviehs. Insgesamt vielleicht ein gutes Dutzend.
Ihrer Ausrichtung nach zu urteilen, befand sich die Karawane auf dem Weg nach Osten. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie Balderks Brücke zum Ziel. Hinter den beiden vorderen Planwagen befand sich eine große, eiserne Kugel mit Stacheln. Zwei Keiler und eine Bache hatten sich vermutlich selbst an dem mysteriösen Objekt aufgespießt, das nicht viel kleiner als die hölzernen Wagen war. Vor dem hintersten der fünf Gefährte lag ein totes Pferd im Staub der Straße. Dort hatten offenbar die verrückt gewordenen Schweine den Sieg davon getragen.
Die Darya war außer Sicht. Nur das Rauschen des kalten Flusses war noch zu hören. Die Straße bog sich zwischen drei Hügeln hindurch, die allesamt mit den allgegenwärtigen moosbewachsenen Felsbrocken bedeckt waren. Ein hervorragender Ort für einen Hinterhalt.
Saer Anskar saß ab. Die sandige Straße knirschte unter seinen gepanzerten Stiefeln. Mit gezogenem Schwert näherte er sich zu Fuß dem ersten Planwagen. Moryn tat es ihm gleich. Silaqui kümmerte sich um die Pferde, während Litrix hungrig auf die toten Tiere starrte. Die sonnengebleichte Abdeckung des Gefährts tanzte geisterhaft im Wind und verbarg die Ladung vor neugierigen Blicken. Plötzlich schossen Dutzende von Wildschweinen hinter den Felsen hervor und preschten angriffslustig die Hügelkuppen zu den Abenteurern hinab.
Der Druide riss im Nordosten eine magische Feuerwand hoch, die sogleich drei gewöhnliche Schweine in verkohlte Brocken schwarzer Asche und zwei riesenhafte Exemplare in qualmende Rachegeister verwandelte. Der Paladin stellte sich dem Ansturm im Nordwesten entgegen. So musste Silaqui die Pferde bald sich selbst überlassen und Moryn Rückendeckung geben, während Litrix an die Seite seines Herren eilte, um die anstürmenden Schweine an vorderster Front abzuschlachten. Genüsslich riss der Echsenkrieger vom Stamm der Blutzähne mit seinen Fängen immer wieder beachtliche Fetzen aus dem Fleisch seiner quiekenden Opfer. Keiner konnte es dem Geschuppten verdenken, denn Moryns Feuermagie ließ von den gerösteten Schweinen einen verführerischen Duft ausgehen.
Das Verhalten der Vierbeiner war höchst ungewöhnlich und völlig unnatürlich. Darum hatte der Druide noch während dem ungleichen Kampf versucht die Wildschweine mit der Magie der Grünen Göttin von ihrem unsinnigen Tun abzubringen. Eine riesige Bache konnte Moryn enthüllen, dass sich das mordlustige Borstenvieh gegen die Plünderer ihres Landes auflehnen würde. Der Druide konnte das Geschöpf Nymias allerdings nicht davon überzeugen, dass er und seine Gefährten nicht zu jenen Plünderern gehörten.
Dabei waren die stumpfsinnigen Tiere keine ernstzunehmenden Gegner für die vier Drachenbezwinger. So waren Saer Anskar und sein Knappe Litrix bald von erschlagenen Wildschweinen umgeben, die sich zwischen dem ersten und zweiten Planwagen der Karawane angehäuft hatten. Moryn und Silaqui waren in Bewegung geblieben, um die Bestien auf Distanz zu halten.
Schließlich zog der Druide die Wolken über den Hügeln zusammen und ließ Blitze aus dem verdunkelten Himmel auf die grunzenden Angreifer nieder zucken.
Damit hatten die Helden der Herzlande dann gesiegt. Die Sturmwolken lösten sich wieder auf.
Nur noch ein lebendes Wildschwein schnüffelte bei der geheimnisvollen Stachelkugel zwischen dem zweiten und dritten Planwagen umher. Als der Paladin sich dem Tier näherte floh es in die Hügel.
Da bebte plötzlich die Erde! Es donnerte förmlich aus heiterem Himmel, dass die Steine und Felsbrocken nur so von den Hügeln rollten. Ein bärtiger Riese näherte sich von Westen dem hinteren Ende der Karawane. Das war kein Oger, Ettin oder Trolle! Das war ein ausgewachsener Hügelriese!
An dieser Stelle bricht der Bericht unserer Augen und Ohren beim Erben von Haus Fengrin ab.
Mögen die Mächte des Lichts Saer Anskar und seinem Gefolge wider dem Riesen beistehen!
- Wendelyn, Stadtschreiber von Peredur
*Die eisernen Ochsen der Werkstattgnome werden “falsche Gorgonen” genannt, da sie stark an die schrecklichen Monster erinnern, wie sie noch heute vermehrt in der Ostmark und Fiirlanns Feuerwallbergen vorkommen. Ein hoher Herold hat bereits vor Jahrhunderten mit dem Schultheiß von Vilir Verhandlungen über die mächtigen Zugtiere geführt. Denn es wäre vermutlich sehr gewinnbringend könnten die eisernen Ochsen im Dienst der Krone eingesetzt werden, anstatt ausschließlich die Bodenschätze der Werkstattgnome zu transportieren. Leider vermögen es die begabten Magieschmiede der gnomischen Uhrmachergilde angeblich nicht mehr die Konstrukte gänzlich neu zu erschaffen, die ihre Ahnen einst in den Werkstätten der Wolkenriesen geschaffen haben sollen. So beschränkt sich die Gilde darauf die existierenden “falschen Gorgonen” lediglich instandzuhalten.
In der königlichen Magiergilde wird sogar der Theorie nachgegangen, dass die Zauberkraft der Riesen die eisernen Ochsen ihrer gnomischen Sklaven in die Monster verwandelt haben könnte, die wir heute als Gorgonen bezeichnen. Damit wäre die Bezeichnung “falsche Gorgonen” gar nicht zutreffend, sondern es würde sich bei den mechanomagischen Zugtieren vielmehr um ungenutzte Restbestände von uralter Monsterproduktion handeln!
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln